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DIE KUNST DER SELBSTABSCHAFFUNG: Eine Endlichkeits-Clowneske
DIE KUNST DER SELBSTABSCHAFFUNG: Eine Endlichkeits-Clowneske
DIE KUNST DER SELBSTABSCHAFFUNG: Eine Endlichkeits-Clowneske
eBook70 Seiten47 Minuten

DIE KUNST DER SELBSTABSCHAFFUNG: Eine Endlichkeits-Clowneske

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Über dieses E-Book

Eine Endlichkeits-Clowneske lautet das Stück im Untertitel, weshalb neben roten Nasen auch Schrumpfköpfe eine Rolle darin spielen. Ein solchen bringt Julian nach langer Abwesenheit seinem Vater Richard als Geschenk mit, um dessen Memento-mori-Sammlung, bestehend aus blinkenden Totenschädeln, Sanduhren und ausgestopften Tieren, zu vervollständigen. Mag Richards Interieur noch unverändert sei, die Hausgemeinschaft ist es nicht: Während Bader und Meinhof, die zurück gelassenen Zebrafinken, verstorben und im Kühlschrank konserviert sind, begegnet der Sohn neuen Mitbewohner, die ihm unbekannt und auf morbide Art lebendig sind. Bis auf den alten Freund Valentin, der zum Dichter mutierte ("Guten Tag. Ich schreibe gerade einen Roman über mein Liebesleben. Möchten Sie drin vorkommen?"), lebt sein Vater mit neuen Menschen unter einem Dach: Da ist Ines, die neue Lebensgefährtin, die im Hospiz sterbende Kinder im Clownskostüm heimsucht, Fleur, deren Mund eine Katastrophengeschichte nach der anderen entweicht, und Marcel, der beim Film ein viel gefragter Toten-Darsteller ist. Und was ist mit Vanessa, Julians Freundin, derentwegen er nach Venezuela ging, um darüber nachzudenken, ob er sie wirkliche liebe? Ein Anruf mit dem Büchsentelefon verschafft ihm Klarheit: Sie ist inzwischen Ehefrau und Mutter geworden.
Dafür, dass in dieser Endlichkeit-Clowneske bei aller Todessymbolik weder physischer, noch mentaler Stillstand herrscht, sorgen Dialoge, die mit der gewohnten Schärfe und Kricheldorfschen Ironie eine Gesellschaft sezieren, die sich jeden Tag die Frage nach einem richtigen Leben stellt. Und – wie im richtigen Leben – macht auch hier der Letzte das Licht aus.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum8. Dez. 2014
ISBN9783737500586
DIE KUNST DER SELBSTABSCHAFFUNG: Eine Endlichkeits-Clowneske

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    Buchvorschau

    DIE KUNST DER SELBSTABSCHAFFUNG - Rebekka Kricheldorf

    Personen

    Fleur, jünger

    Marcel, jünger

    Julian, älter

    Vanessa, älter

    Valentin, älter

    Richard, noch älter

    Ines, noch älter

    Der Tod geht uns nichts an. Denn wo er ist, sind wir nicht, und wo wir sind, ist er nicht.

    Epikur

    Dieses Werk ist eine Auftragsarbeit des Staatstheaters Kassel.

    In Richards Wohnzimmer. Ein Raum voller Memento mori: Schädel, Stundengläser, Kuckucksuhren, ausgestopfte Tiere, blinkende Totenköpfe, vergoldete Turboschnecken. Ein Kühlschrank. Richard, Ines, Fleur, Marcel und Valentin tief ins Dekor eingearbeitet. Fleur und Marcel knutschen. Julian kommt mit Rucksack. Er hat einen Bart. Richard steht auf.

    RICHARD Julian.

    JULIAN Ich bin wieder da.

    RICHARD Du bist wieder da.

    Julian und Richard umarmen sich lange. Julian kramt in seinem Rucksack, holt einen Schrumpfkopf hervor und drückt ihn Richard in die Hand.

    JULIAN Hier. Ein Schrumpfkopf. Für deine Sammlung.

    RICHARD Danke. stellt den Schrumpfkopf zu den anderen Dingen

    JULIAN Ich weiß jetzt, dass ich sie liebe. Schweigen Gibst du mir den Schlüssel?

    Schweigen

    RICHARD Deine Wohnung. Die gibts nicht mehr. Schweigen Es gibt sie noch, aber sie hat gewisse Transformationen erlitten.

    INES Wurde luxussaniert.

    RICHARD Da wohnen jetzt so schwule italienische Social Media Manager.

    INES Die haben auch so Bärte.

    JULIAN Was? Ich war doch nur mal kurz in Venezuela.

    Schweigen

    JULIAN Wer ist diese Frau?

    RICHARD Ines. Meine Freundin.

    INES winkt Hallo.

    JULIAN Seit wann hast du eine Freundin?

    RICHARD Schon länger.

    Schweigen

    JULIAN Wie geht es Baader und Meinhof?

    Schweigen

    RICHARD geht sehr langsam zum Kühlschrank und holt zwei Zigarettenschachteln aus dem Eisfach. Drückt Julian die erste Schachtel in die Hand Baader dann die zweite Schachtel Meinhof. Julian schaut in die Schachteln und findet je einen gefrorenen toten Zebrafinken.

    JULIAN Du hast sie ermordet.

    RICHARD Die sind komplett von selbst gestorben.

    INES An Altersschwäche.

    MARCEL Hatten ein gutes Leben.

    FLEUR Waren immer fröhlich.

    MARCEL Echt jetzt.

    FLEUR Man lehnt sich durchaus nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man hier von einer rundum geglückten Zebrafinken-Existenz spricht.

    JULIAN Wer sind die?

    RICHARD Fleur und Marcel.

    FLEUR / MARCEL winken Hallo.

    JULIAN Was machen die hier?

    RICHARD Die wohnen hier.

    JULIAN Und der da?

    VALENTIN Ich bins doch. Der Valentin.

    JULIAN Valentin? Du hast dich aber. Du siehst so. Umarmung Seriös aus.

    VALENTIN Ich habe fünf Romane geschrieben. Ich bin seriös.

    JULIAN In der kurzen Zeit?

    Schweigen

    VALENTIN Meine Frau und ich -

    JULIAN Du hast eine Frau? Du?

    VALENTIN Ja. Die Elisabeth. Die Elisabeth arbeitet in der Kreativbranche.

    JULIAN Krea - what?

    RICHARD Die beiden ziehen gerade ein.

    VALENTIN Die Elisabeth und ich brechen die Zweiersymbiose der Neuen Bürgerlichkeit auf und experimentieren mit alternativen Wohnformen.

    Julian fixiert Valentins Polo-Shirt.

    JULIAN Ich seh da doch ein Krokodil.

    VALENTIN Ich bin alt genug fürs Krokodil.

    JULIAN zu Richard Vor meiner Abreise warst du ein grantiger Menschenhasser und jetzt hast du eine Kommune gegründet?

    RICHARD Du warst lange weg.

    JULIAN Nur mal kurz in Venezuela.

    Schweigen

    JULIAN Ich war nur kurz weg, um nachzudenken. Um herauszufinden, ob ich sie liebe oder nicht. Jetzt weiß ich es. Ich rufe sie gleich an und sag es ihr.

    Schweigen. Julian greift zum Büchsentelefon.

    RICHARD Was machst du da?

    JULIAN Telefonieren?

    RICHARD Oh je.

    JULIAN Ich bin ein altmodischer Mensch. in die Büchse Hallo? Vanessa? Richard schüttelt den Kopf. Sie nimmt nicht ab. Vanessa?

    VANESSA am anderen Ende des Büchsentelefons Julian?

    JULIAN Ich bin wieder da.

    VANESSA Schön.

    JULIAN Ja.

    VANESSA Ja.

    Schweigen

    JULIAN Ja.

    Schweigen

    JULIAN Die Antwort. Ja.

    VANESSA Ja?

    JULIAN Ja. Ich liebe dich.

    VANESSA Das ist interessant.

    JULIAN Interessant?

    VANESSA Ja, Julian. Pause Ich habe jetzt einen Mann und ein Kind und mit dem Rauchen aufgehört. zündet sich eine Zigarette an Das ist eine Kräuterzigarette.

    JULIAN Ein Kind? In der kurzen Zeit? Das ist anatomisch nicht möglich. Schweigen. Julian schnüffelt. Das ist keine Kräuterzigarette.

    VANESSA Ich muss los. Aber komm dich mal besuchen. Wohnst du bei deinem Vater?

    JULIAN Nein.

    VANESSA Wo dann?

    Schweigen. Richard verständigt sich durch Zeichensprache mit den anderen, geht dann zu Julian und legt ihm eine Hand auf die

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