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Der Mondsüchtige und die Tänzerin: Erzählungen
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Der Mondsüchtige und die Tänzerin: Erzählungen
eBook40 Seiten22 Minuten

Der Mondsüchtige und die Tänzerin: Erzählungen

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Über dieses E-Book

Eine Reihe von Kurz- und Kürzestgeschichten. Eigenständige Erzählungen, stehen sie gleichzeitig in losem Zusammenhang zueinander.
Jeder Text beschreibt für sich genommen einen Handlungsablauf oder ein Momentum aus dem Leben von (fiktiven) Personen, die - das deutet sich jedoch erst gegen Schluss leise an - fremd- oder verwandtschaftlich miteinander verbunden sind.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum18. Mai 2013
ISBN9783847638063
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    Buchvorschau

    Der Mondsüchtige und die Tänzerin - Claudia Jäggi

    Von einem, der auszog, den Mond zu suchen

    Er stand und drückte sich am Fenster die Nase platt. Starrte hinauf in den nachtschwarzen Himmel und wartete, bis der Mond unterging. Danach war er traurig.

    „Wenn ich gross bin, will ich Mondforscher werden", schrieb er in der dritten Klasse zum Aufsatzthema. Tatsächlich besuchte er nach Abschluss des Gymnasiums die Universität, um Astrophysik zu studieren.

    Der Mond warf verschiedenes Licht auf sein Leben. Einmal ging seine Mutter mit ihm Schlittschuhlaufen. Er war noch klein, aber schon gross genug, um sich die Schlittschuhe stolz selber zu schnüren. Sie liefen auf dem zugefrorenen See; am Ufer stand geknicktes Schilfrohr in eisiger Starre. Als er hinfiel, verbrannte er sich die Wange am Eis. Die schmale Sichel sah bleich vom blassblauen Nachmittagshimmel auf ihn herab.

    Als das kalte Mondlicht die Fassaden der Häuser versilberte, lag er auf ihr in Bagdad, mit seinen Händen auf ihren grossen Brüsten. Später küsste er ihren weichen Bauch und fand an ihrem gepiercten Nabel einen Mondstein. Seither war er mondsüchtig.

    „Es schneit Sterne!", dachte er im All. Die Raumkapsel näherte sich dem Mond und dessen Gravitationsfeld zog immer stärker. Er sollte jetzt erneut die Triebwerke zünden, um den Rückschub einzuleiten. Er tat es nicht. Wie ein kleiner Junge stand er und drückte seine Nase am Fenster platt und starrte hinunter auf die steinig-graue Mondoberfläche. Und wartete, bis er unterging. Und war gar nicht traurig.

    Die Raumfähre stürzte auf die Mondoberfläche zu. Und er seinem Schicksal aus den Händen. Immer schneller. Immer schneller.

    Immer schnell...!

    Bahnhofstrasse

    Als ich noch kleiner war, wohnten wir an der Bahnhofstrasse. Aber nur zehn Wochen im Jahr. In kleinen Häusern auf Rädern. In denen es nach Gasofen stank, wenn es kalt war, und nach Portable-WC, wenn die Temperaturen stiegen. Für uns Kinder aber war es das Paradies, denn niemals sonst war „Draussen" näher!...

    Es wohnten noch

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