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Drakoria: Der Silberne Rabe
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Drakoria: Der Silberne Rabe
eBook301 Seiten4 Stunden

Drakoria: Der Silberne Rabe

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Über dieses E-Book

Als Ardiks Freund Borot mitten im Wald von einer unbekannten Kreatur getötet wird, ahnt er nicht, welche Kette von Ereignissen dies mit sich zieht. Durch die Bezichtigung des Mordes an Borot und der darauf folgenden Gerichtsverhandlung wird man auf ihn aufmerksam. Schnell wird Ardik ungewollt in einen wichtigen Auftrag hineingezwungen, welcher für ihn eine abenteuerliche Reise durch halb Tarna in das eisige Land Arkasnien bedeutet. Begleitet von seinen Gefährten und gepeitscht von vielen Strapazen merkt er schnell, das es sich mit der Wahrheit anders verhält, als er es vorerst vermutet hatte...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum29. Okt. 2015
ISBN9783738045093
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    Buchvorschau

    Drakoria - Gwain Beisemann

    Kapitel 1 – Alte Freunde

    Gwain Beisemann – Drakoria – Der Silberne Rabe

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    Vi drank ta reben Jâng, ar bi Ting mínas reb, fes bi Ëra da Juzth, lior reben lé Hurth!

    Vi a il Ethan Koraki ar Ves, il reben Nok ar bi Mlé Nafähraak tes.

    Don il Arknol, bi Ayog da Veg, i chötién Wirnd, vi drank ar a Nynng.

    Kogaan til reben Arnnog zas Nok. Felles i afton lior tha Stryk, tha drok

    End aak u Akvin al lándar ni, vi osuartha tias vesen gi.

    Astéri det na i, ved Mutran, fes Drakon, tias as oru reba pa Juzth, reben Nok, veg urna fuon Akvin belja da!

    Drakonok, Drakonok ditt Svortna ayog, ved Akvin ves Mutrân, mith arge veye, ark tharn baal gaan, vege Tarna, Drakonok, aye jog, dale Helkna!

    Das Gedicht „Sonna Arkasnia´g"

    Der Wind pfiff leise durch die prallgefüllten Straßen von Athir, nur schwer konnte Ardik sein Rauschen unter dem tosenden Lärm der Hauptstadt des Kaiserreich Maladriens vernehmen. Und doch war dieses Rauschen laut, lauter als jedes andere Windes Rauschen, das er zuvor in dieser Stadt vernommen hatte. War es ein Sturm? Nein, dafür war der Himmel zu klar und wies kaum Wolken auf. Die Banner des Reiches, welche an den weißen Steinmauern der Häuser hingen schlugen nur leicht hin und her, wie ein Eichenblatt, das vom Wind getragen wurde. Ardik hielt mit schnellem Schritt auf ein kleines Gasthaus am Rande des Stadtviertels zu, während er sich seinen Weg durch die Menschenmassen bahnte. Den Langbogen über seiner Schulter, das Kurzschwert an seinem Gürtel, aber ohne sonderlich großen Erfolg bei der letzten Jagd im Garuma Wald, nur ein paar Hasen hatte er mit seinen flinken Bogenschießkünsten erlegen können, sonst nichts. Kein einziges Reh hatte sich ihm auf dem Weg gezeigt, nicht einmal ein Wildschwein, das war merkwürdig, sonst war der Garuma Wald immer voller Wild gewesen, und da der Frühling bald anbrach hatte Ardik auch erwartet dort Tiere in Hülle und Fülle anzutreffen. Er stand nun direkt vor dem modrig riechenden Gasthaus und blickte auf das hölzerne Schild, das an einem dicken Holzstab getragen über der Tür baumelte. „Zum goldenen Bierkrug stand darauf in silbernen Buchstaben geschrieben. Ardik hatte Glück, dass er dies lesen konnte, viele hatten nicht das Glück im Lesen und Schreiben unterrichtet zu werden. Mit einem leichten Stoß ließ sich die Tür öffnen, aus dem Innern drang schallendes Gelächter. Ardik riskierte einen Blick hinein. Drinnen war es verraucht und laut. An den vielen kleinen Tischen saßen fette, grölende Männer und genehmigten sich einen Bierkrug nach dem anderen. In einem kleinen Ofen in der Ecke des Raumes brannten ein paar kleine Holzscheite und reicherten die Luft mit einem verbrannten Aroma an. Ardik schloss knarrend die Holztür hinter sich, was die Luft noch stickiger machte. Er musste laut keuchen, als er sich in dem Laden nach Borot umsah, an keinem der Tische schien er zu sitzen, ein Lächeln entfuhr Ardiks Lippen, als er einen in einen braunen Lederwams eingehüllten Mann am letzten der Tische in der Ecke sitzen sah. Dessen Blick war so tief in seinen Bierkrug versunken, dass man sein Gesicht nicht erkennen konnte, aber Ardik wusste genau um wen es sich handelte. Langsam schlängelte er sich zwischen den vielen dicht aneinander stehenden, runden Holztische hindurch. Als Borot seinen Kopf erhob und ihn sah, sprang er freudig auf und rief mit lauter Stimme „Na, wie geht es dem wahrscheinlich besten Jäger Maladriens heute? Überrascht von diesem Ruf antwortete Ardik mit einem genauso glücklichen Ton in der Stimme „Besser als noch vor einem Monat und dir, haben die langen Wanderschaften nicht zu sehr an deinen Kräften gezehrt? „Du kennst mich doch, ich bin nicht so leicht zu erschüttern Erst jetzt bemerkte Ardik wie sie die anderen Gäste anguckten und einige begannen sich über das lautstarke Gespräch zu beschweren. Lautlos setzte er sich auf die andere Seite des Tisches, an dem Borot saß. Vorsichtig beugte er sich zu ihm herüber, schaute ob ihn niemand hören konnte und sagte „Und? Irgendetwas Besonderes auf dieser Reise, das was ich hier im Kernland höre sind meistens nur Gerüchte, wie steht es um die äußeren Teile des Reiches? Borot kippte den Rest seines Bieres die Kehle hinunter und antwortete „Es sieht nicht gut aus, in den Provinzen Arkasnien und Ramm brechen regelmäßig Aufstände aus, die kaiserlichen Truppen haben es schwer die Ruhe dort zu bewahren, die meisten Aufstände wurden niedergeschlagen, aber es gibt dort immer noch Rebellen, die sich in den Wäldern und Bergen verstecken und von dort aus angreifen. Aber das ist nicht alles was ich dort gesehen habe, wirklich merkwürdige Dinge geschehen in diesen Provinzen, seltsame Lichter, Schreie, oft verschwinden des Nachts einfach Bewohner aus den Dörfern und Städten, die äußeren Teile sind nicht mehr so ungefährlich wie noch vor zwei Jahren Ardik schaute ihn verblüfft an „Hat man denn schon die Ursache dieser Probleme ausfindig machen können? „Eben nicht, das ist ja das Problem, Spione aus den anderen beiden Reichen können wir ausschließen, die haben viel zu viel Angst vor dem Kaiserreich, als das sie so etwas versuchen würden, die Rebellen können es auch nicht sein, es gibt sonst keine anderen Möglichkeiten Nachdenklich lehnte sich Borot in seinen Stuhle zurück „Aber ich will dich jetzt auch nicht mit so etwas belasten, Arkasnien und Ramm sind weit weg Noch bevor er diesen Satz vollenden konnte, erschallte ein Ruf durch die gesamte Schenke, die Stimme klang wütend und leicht angetrunken „He, das hier ist kein Laberhaus, trink was oder hau ab Ardik wusste sofort, dass er gemeint war und drehte sich in Richtung der Stimme um, es war der Wirt, ein speckiger Mann ohne auch nur ein Haar auf dem Kopf, der gerade dabei war einen Krug mit einem dreckigen Lappen abzuwischen. Ardik wusste wie man mit Wirten, die einem quer kamen umzugehen hatte, zumindest meinte er es zu wissen „Habt ihr mit mir gesprochen? rief er in einem barschen, nicht gerade freundlichen Ton zurück. Der Wirt legte den Lappen und den Krug zur Seite, hob den Kopf und antwortete „Hör mal Freundchen, das hier ist mein Laden, und wenn du hier drin bist, wirst du gefälligst auch was trinken Ardik kam ein Lachen über die Lippen „Du wagst es diese versiffte Bude als Laden zu bezeichnen? Der Wirt schlug mit Zornesröte im Gesicht, über diese freche Antwort auf den Tisch „Na warte Kleiner, jetzt kannst du was erleben Nun erkannte Ardik, das er vielleicht etwas zu weit gegangen war, aber ein kleines Kämpfchen konnte nie schaden, jedoch sollte er nur seine Fäuste einsetzen, die Stadtwachen sahen es nicht gerne wenn in einem Wirtshaus mit Waffen rumgefuchtelt wurde. Borot legte hinter ihm schon den Kopf in die Hände, er war solche Situationen schon gewohnt und sah gerne zu, wenn sich Ardik mal wieder mit jemandem anlegte. Der knapp zwei Meter große Wirt begab sich in Kampfstellung, Ardik tat es ihm gleich und ließ seinen schwarzen Leinenumhang zu Boden gleiten, um beweglicher zu sein. Sie musterten sich einige Minuten lang, dann machte der Wirt den ersten Schritt und sprang mit einem großen Satz auf einen der Tische, Ardik hätte ihm das bei seiner Masse gar nicht zugetraut und er scheute auch nicht davor zurück ihm das zu sagen „Fettsack, du bist beweglicher als ich dachte Dieser Satz brachte den Wirt noch mehr in Rage, so dass er nun mit einem lauten Krachen vom Tisch hinabsprang und gerade auf Ardik zuging. Jetzt wurde es ernst, Ardik machte einen schnellen Schritt zurück, um dem ersten schweren Faustschlag seines Gegners auszuweichen. Ermutigt über diesen Erfolg sprang er nun nach vorne, holte aus und schlug mit der ganzen Kraft seines Armes zu, ein leichtes knacken war zu hören, als seine Faust die Nase des Wirts traf, dieser schrie schmerzerfüllt auf und ging einige Schritte zurück, um zum Gegenschlag auszuholen. Die Wucht seines Schlages war so enorm, dass sich Ardik zwar die Arme vors Gesicht halten konnte, diese aber durch die Fäuste zurückflogen und er den Schlag mitten ins Gesicht bekam, Blut konnte er schmecken und sein Blick wurde leicht verschwommen, doch er wollte nicht aufgeben. Noch bevor er diesen Gedanken zu Ende fassen konnte prasselte eine schnell Schlagabfolge auf seinen Kopf nieder, er taumelte, kaum noch bei Sinnen, zurück und knallte mit voller Wucht auf einen der Tische, dieser zerbrach in der Mitte und Holzsplitter flogen durch die Gegend. Noch einen Schmerzensschrei konnte er vernehmen, dieser war jedoch nicht von ihm, doch bevor er hören konnte von wem er kam schwanden seine Sinne und er verlor das Bewusstsein. Für ihn vergingen nur einige Sekunden. Als er langsam wieder zu Bewusstsein kam, pochte sein Schädel, getrocknetes Blut klebte an seiner Stirn, unter seiner Nase und seinen Lippen. Er versuchte sich zu bewegen, wurde aber von den starken Schmerzen in seinem Brustkorb nicht gerade sanft daran gehindert. Sein Blick war immer noch verschwommen, als er sich ein wenig umschaute, erkannte er mehrere in Kettenhemden und mit Speeren bewaffnete Soldaten im Raum herumstehen, die mit einigen Personen, wahrscheinlich Gästen, redeten. Langsam ließ Ardik seinen leicht erhobenen Kopf wieder zu Boden sinken, er konnte Holzsplitter an seinem Hinterkopf spüren. Also lag er immer noch in dem zerborstenen Holztisch, welchen er bei seinem Sturz in der Mitte geteilt hatte. Eine Frage tat sich ihm auf „Wie lange liege ich hier schon? dachte er, diese Frage wurde schnell beantwortet, als Borot zu ihm kam und sich zu ihm herunterkniete „Ich habe es dir immer gesagt, leg dich nicht mit Kneipenwirten an, schlimm genug, dass du das überhaupt getan hast, der Kerl war auch noch Meister der Arena, kein Wunder, dass er dir einiges verpasst hat sagte er augenrollend. Ardik versuchte einen klaren Gedanken zu fassen und fragte mit heiserer und verwirrter Stimme „Wie lange liege ich schon hier? Ohne ein Wort zu sagen zeigte Borot auf das kleine Fenster, das direkt neben der Theke angebracht war, dieses Fenster hatte Ardik beim Hereinkommen gar nicht bemerkt. Der Mond prangte stolz am Himmel und ließ ein silbriges Licht in das Gasthaus fallen, damit war es klar, Ardik hatte mehrere Stunden hier gelegen „Komm, ich helfe dir hoch Borot packte Ardik an beiden Armen und zog auf die Beine, noch wackelig fragte dieser „Was machen eigentlich die ganzen Stadtwachen hier? „Nun, als du den Tisch in zwei Teile gebrochen hattest, flogen mehrere große Holzsplitter durch die Gegend, einer dieser Splitter hat den Wirt, Eron ist glaube ich sein Name ins Auge getroffen, der arme ist jetzt auf einem Auge blind, sie haben ihn aber schon ins Heilerhaus gebracht, die Soldaten untersuchen jetzt den Fall und befragen die anwesenden Gäste Wie auf Stichwort erschien einer der Soldaten, er trug einen schwarzen Schnurrbart und hatte eine bessere Rüstung als die anderen, sie hatte mehrere schwere Metallplatten an Schultern und Knien angebracht, das Kettenhemd war deutlich besser verarbeitet als das der anderen Soldaten, dies schien der Anführer des Trupps zu sein. Er zupfte gelangweilt an seinem Bart und fragte „Also, ihr seid dieser gewisse Ardik, nehme ich an, ich hätte auch gerne ihre Schilderung des Vorfalls Ardik schilderte ihm den Streit in aller Ausführlichkeit und ließ dabei natürlich keine Details aus, welche ihn entlasten konnten. Als er damit fertig war sagte der Truppführer mit gelangweilter Gelassenheit „Das klingt ganz anders als die Geschichte, die uns Eron erzählt hat, naja egal, geht am besten erst einmal zu einem Heiler, ihr seht ja schrecklich aus, kein Wunder, dass Eron der Meister der Arena ist Mit einer schnellen Drehung wendete er sich wieder seinen Soldaten zu, welche immer noch mit der Zeugenbefragung beschäftigt waren „Da bist du ja wieder in eine schöne Sache hineingeraten stellte Borot fest „Könnte schlimmer sein, wo ist eigentlich meine Ausrüstung? „Ich habe sie zu deinem Haus gebracht „Was? Du bist quer durch Athir gelaufen? „Durch meine ständigen Wanderschaften bin ich ziemlich abgehärtet, außerdem lagst du hier nur rum, ich weiß nicht, was ich sonst hätte machen sollen antwortete Borot grinsend „Geh jetzt am besten nach Hause, aber in deinem Zustand sollte ich dich besser begleiten, man weiß ja nie was des Nachts auf den Straßen der Hauptstadt lauert fügte er hinzu „Ja, das ist wahrscheinlich das Beste, mein Kopf und meine Rippen schmerzen immer noch. Zusammen verließen die beiden die stinkende Taverne. Die Straßen waren vollkommen leergefegt, jetzt konnte man perfekt die wunderschöne Architektur von Athir erkennen, die Häuser im Stadtkern waren alle aus schneeweißem Marmor und keines war kleiner als 20 Meter. Im Stadtrand, wo sie sich gerade befanden sah es ganz anders aus, die Häuser hier waren größtenteils aus Holz, viele von ihnen waren bereits morsch, oder wiesen andere Macken auf, nur wenige kleine Fackeln beleuchteten neben dem Mondlicht die Straßen. In der Ferne, im Zentrum der Stadt konnte man einen riesigen, marmorweißen Palast erkennen, dieser war hell beleuchtet, es war der stolze Kaiserpalast, von dem aus normalerweise der Kaiser von Maladrien regierte und der Senat tagte. Doch der Kaiser war nicht da, er war zu Verhandlungen mit dem Königreich Matharunien aufgebrochen und würde erst in einigen Wochen zurückkehren. Die beiden Großmächte lagen sich schon seit Jahren in den Haaren, seit das Kaiserreich das im Osten liegende Land Ramm erobert hatte, fühlte sich Matharunien bedroht, der Kaiser hatte zwar versichert, dass er nicht weiter expandieren wolle, aber dies hatte den matharunischen König nicht beruhigt. Die frische Luft hier draußen auf der Straße tat Ardik gut, er sog sie tief ein, endlich wurden seine Sinne wieder klarer, doch das Pochen in seinem Kopf hörte immer noch nicht auf, schmerzerfüllt ging er zusammen mit Borot die Straße hinunter und fasste sich dabei immer wieder vor Schmerzen an den Kopf „Alles in Ordnung? du siehst ziemlich bleich aus fragte Borot auf halber Strecke zu Ardiks Haus „Ah, mein Kopf, ich habe wohl zu viele Schläge abbekommen, aber ich glaube ich habe zuhause noch Heilsalbe, die hat mir Ikaria zum 19ten Geburtstag vor vier Monaten geschenkt Borot hörte seinen Worten besorgt zu und antwortete „Dann sollten wir uns ein bisschen beeilen, bevor du mir hier noch auf der Straße zusammenbrichst Mit zügigem Schritttempo gingen sie durch die ärmlichen Gassen des Außenbezirks von Athir. Hier war es fast komplett dunkel, keine Fackel beleuchtete den Weg und auch der Mond war inzwischen hinter den Wolken verschwunden. In der Ferne konnte man schon die Umrisse von Ardiks Haus am äußersten Stadtrand erkennen. Es war eine kleine, schlichte Holzhütte, aber sie erfüllte ihren Zweck. Kurz vor der Türschwelle hielten sie an „Also gute Nacht Ardik, du weißt ja, wo wir uns morgen treffen rief Borot zum Abschied „Wie könnte ich das vergessen, wir sehen uns morgen" antwortete Ardik und wandte sich seiner Tür zu. Einen kleinen, rostigen Eisenschlüssel holte er aus seiner Tasche und steckte ihn in das Schloss, während sich Borot entfernte. Es klickte, als Ardik den Schlüssel umdrehte und sich der Türriegel zur Seite schob. Quietschend öffnete sich die Tür und Ardik trat ein. Alles war wie immer, sein kleiner Tisch, sein Kamin und sein Federbett, mehr brauchte er nicht. Borot hatte Wort gehalten, sein Bogen, sein Pfeilköcher, sein Kurzschwert und sein Umhang lagen in einer Ecke neben dem Bett. Erschöpft ließ er sich auf dieses fallen. Eine Welle der Entspannung kam über ihn, während er langsam einschlief.

    Kapitel 2 - Ein Nachtragender Gegner

    Am nächsten Morgen erwachte Ardik, das Pochen in seinem Kopf war verschwunden und ein Großteil der Wunden war verschorft. Die Sonnenstrahlen fielen durch das vor ihm liegende Fenster und wärmten ihn so sehr, dass er am liebsten gar nicht hätte aufstehen wollen. Doch er musste es. Nur mühsam erhob er sich aus seinem Bett und streckte sich erst einmal gemächlich. Er nahm seine Ausrüstung aus der Ecke, in die sie Borot gestern gelegt hatte und ging zur Tür hinüber. Als er sie gerade öffnen wollte, vernahm er ein Klopfen auf der anderen Seite, irritiert öffnete er die Tür. Ardik staunte nicht schlecht, als er dahinter vier schwer bewaffnete Soldaten vorfand, der Mann der an der Spitze des kleinen Trupps stand, sah aus wie der Truppführer von gestern, es war der Truppführer von gestern. Fragend schaute Ardik ihn an „Was ist hier los? „Na, diese Frage könnt ihr euch sicher selbst beantworten „Kann ich das? „Werdet jetzt nicht auch noch frech, Eron, ihr könnt euch sicher noch an ihn erinnern, hat euch beim kaiserlichen Hochgericht selbst angeklagt, ihr werdet morgen bei Gericht erscheinen sagte der Truppführer mit einem genauso gelangweilten Ton wie am vorherigen Tag „Wie? Was? Es war eine einfache Kneipenschlägerei „Bei dem aber Eron eins seiner Augen verloren hat, ihr könnt euch da nicht herauswinden. Wenn ihr morgen nicht zur Gerichtsverhandlung im Kaiserpalast erscheint, werden wir euch einfach so verhaften Sie ließen Ardik mit immer noch offenen Fragen in seiner Tür stehen und machten sich mit festem Schritt davon. Da hatte er sich ja wieder etwas eingebrockt, aber nichts was sich nicht lösen ließe, das glaubte er zumindest. Einige Sekunden schaute er den Soldaten noch hinterher, welche gerade dabei waren hinter einem Haus zu verschwinden. Nicht besonders beeindruckt von der Aussage des Offiziers und der ihm bevorstehenden Gerichtsverhandlung des morgigen Tages, schloss Ardik die Tür hinter sich. Weit, außerhalb der Stadtmauern konnte er die hohen Berge des Beonias Gebirges erkennen, deren schneebedeckte Spitzen anmutig in die Höhe ragten. Der Schmerz von gestern war hauptsächlich abgeklungen, nur noch eine von Ardiks Rippen stach, während er mit vorsichtigem Schritt zum Stadttor ging. Die Straßen waren im Gegensatz zu gestern Nacht wieder voll. An den Marktständen wurde wieder kräftig gefeilscht und aus den Gasthäusern erschallte Gelächter. Eigentlich konnte man Athir als die schönste Stadt Maladriens bezeichnen, wären da nicht diese schrecklich verarmten Außenbezirke, die Ardik gleich durchqueren musste. Es war schlammig und matschig dort, die Menschen waren in dreckige Lumpen gehüllt und ein beißender Gestank zog Ardik durch die Nase. Er war froh als er dieses Gebiet verlassen konnte und nun auf das riesige, mit Gold verzierte Stahltor zuging, welches in die meterdicken Steinmauern von Athir eingearbeitet war. Die ebenfalls gelangweilte Wache, welche vor der schweren Torwinde stand stützte sich müde auf ihren Speer. Als Ardik die Konturen des müden Gesichts genauer betrachtete, erkannte er die Gesichtszüge eines alten Freundes. War er es wirklich? Täuschten ihn seine Sinne nicht? Nein! Er erkannte die schmalen und hageren Gesichtszüge wieder, welche ihn für lange Zeit begleitet hatten. Doch es sah anders aus als früher, härter, ernster. Er musste wohl einiges im Norden durchgemacht haben. Noch war Ardik unsicher, ob sein alter Freund ihn wiedererkennen würde. Doch seine Sorgen verflogen, als seinem, noch zehn Meter von ihm entfernten Gegenüber ein Lächeln über die Lippen schoss. Dieses Lächeln kannte er nur zu gut, sein Gegenüber hatte nur selten gelächelt, auch bevor er in den Norden abkommandiert wurde. Das dies jetzt geschah, war sehr merkwürdig, vielleicht lag es aber auch nur daran, dass sie sich zum ersten Mal seit 14 Monaten wiedersahen. Ardiks Gegenüber trug auch einen Namen, einen Namen, den Ardik immer noch im Gedächtnis hatte, denn ihn konnte man so schnell nicht vergessen „Hadwin! stieß Ardik mit glücklicher Stimme aus. Es dauerte nicht lange, bis eine Antwort aus Hadwins Mund erschallte „Ardik, bist du es wirklich? Ich dachte wir sehen uns nie wieder Diese Worte klangen leicht verwirrt und doch froh. Ardik blieb einige Meter vor seinen alten Kameraden stehen und musterte ihn eine Zeit lang. Sein Körper sah gestählt und dennoch geschwächt aus, er hatte eine deutlich geradere Haltung als früher und sein Blick schien entschlossen und zielgerichtet. „Ich dachte du wärst tot „Du weißt ja gar nicht wie oft ich in Arkasnien knapp dem Tode entronnen bin antwortete Hadwin in einem nun ernsteren Tonfall „Nun, jetzt bist du ja hier, wie steht es im Norden? Borot konnte mir nicht besonders viel erzählen, nun ja, wann konnte er das denn jemals? Egal, wie steht es? Hadwins Miene verfinsterte sich nun ein weiteres Mal „Schlimmer, als es hier irgendjemand in der Hauptstadt erahnen kann. Die Aufständischen sind nicht das einzige Problem, es ist etwas größeres dort, etwas viel größeres. Und es verfügt über das Potenzial das gesamte Reich zu zerreißen. Wir werden in einen Krieg hineingeraten, über den wir keine Kontrolle haben, alles wird in Feuer und Tod enden Ardik verstand nicht ganz was Hadwin da faselte „Was meinst du damit? „Ihr werdet es alle noch am eigenen Leibe erfahren „Ist alles in Ordnung bei dir? „Ich habe mich nie besser gefühlt Ardik, leider wird dieser Zustand nicht lange anhalten Langsam fuhr ihm ein Schauer durch den ganzen Körper. Was meinte Hadwin damit? Hatte der Krieg, wenn man die Scharmützel in Arkasnien überhaupt so nennen konnte, so sehr an seinen Nerven gezehrt? Früher hatte er einen starken Geist, der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ, aber das schien sich geändert zu haben. Sein Blick war kalt und starr. Ardik wusste, dass es nicht mehr der Hadwin war, wie er ihn vor 14 Monaten gekannt hatte „Würdest du das Tor öffnen? Brachte Ardik nur stotternd heraus. Hadwin hielt einen Moment inne und antwortete dann mit finsterer Stimme „Ja natürlich, aber sei vorsichtig, die Welt da draußen kann gefährlich sein Diese Aussage brachte Ardik noch ein heftigeres Schlottern in die Knie, doch er blieb gerade stehen, als sich das schwere Tor mit einem lauten, metallischen Quietschen öffnete. Als er hinausblickte, kam es ihm so vor, als würde er in eine völlig andere Welt schauen. Der Übergang zwischen der hektischen Stadt voller Gestank und Widerwärtigkeit zu einem riesigen, dichten, grünen Wald, welcher sich noch kilometerweit, bis zum hohen Beonias

    Gebirge zu erstrecken schien. Von diesem Gebirge aus schoss der mächtige Varua Fluss in die Tiefe und mündete schließlich in der Westsee. Dieser Fluss war der Grund dafür, das Athir in den letzten 400 Jahren von keiner fremden Macht erobert wurde Er machte Athir zu einem mächtigen, wenn nicht sogar DEM mächtigsten Bollwerk des maladrischen Reiches. Ardik musste jedes Mal staunen, als er die dicken Steinmauern hinter sich ließ und in den mächtigen, vor ihm liegenden Laubwald eintrat. Das Vogelgezwitscher zwischen dem ganzen Geäst kam ihm jedes Mal aufs Neue fremd vor. Die hektische Stadt war das genaue Gegenteil zu diesem idyllischen Ort. Neue, hellgrüne Blätter prangten an den Ästen und Zweigen der nach dem Winter neu erblühten Bäume. Endlich brach der Frühling an, die Zeit, in der es hier nur so von Wild überquellen sollte. Doch Ardik sah weit und breit kein einziges Reh. Dies war ein merkwürdiger Frühling. Er musste heute etwas erlegen, das Fell würde ihm wenigstens ein bisschen Geld einbringen und das Fleisch konnte er selbst auch gut gebrauchen. Ardik musste beim Laufen im Wald unentwegt an Hadwins Worte denken. Was hatte er damit gemeint und noch viel wichtiger, was war ihm zugestoßen. Soviel er auch nachdachte, es ergab alles keinen Sinn, stand es im Norden des Reiches wirklich so schlecht? Nun, dieser

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