Irische Märchen: -Erzählungen aus vergangenen Tagen-
Von Gerard Carpenter
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Über dieses E-Book
Die Kunst des Geschichtenerzählens hat in Irland eine lange Tradition. Dadurch konnten sich bis in die heutige Zeit,
wunderschöne traditionelle Erzählungen erhalten.
Fünf davon sind in diesem Buch festgehalten und entführen Sie in die mythische irische Sagenwelt.
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Buchvorschau
Irische Märchen - Gerard Carpenter
EINE LEGENDE VON KNOCKMANY
Welch‘ irisches Kind, Mann oder Frau hat noch nicht von dem renommierten hibernischen Hercules gehört, dem großen und glorreichen Fin M’Coul? Es gibt nicht einen, vom Cape Clear bis zum Giant’s Causeway und wieder zurück zum Cape Clear. Und – wo wir gerade vom Giant’s Causeway sprechen, bringt uns dies, ohne Umweg, direkt an den Anfang dieser Geschichte.
Es begab sich eines Tages, dass Fin und seine anderen gigantischen Freunde gerade zusammen am Giant’s Causeway arbeiteten, um eine Brücke zu bauen oder, was vielleicht noch viel besser war, um einen guten stabilen Pfad zu bauen, hinüber nach Schottland, als Fin, der seit jeher sehr von seiner Frau Oonagh angetan war, in den Kopf kam, er könnte eigentlich nach Hause gehen und sehen wie seine arme, alte Frau ohne ihn zurechtkam. Man kann sicher sein, Fin war ein wahrhaft gutmütiger Riese und es war die Sorge, um die dunkle Seite des Lebens, die ihn zurücktrieb, nur um zu sehen, dass es ihr gutging. Vor allen Dingen wollte er, dass sie es gemütlich hatte und dass sie in den Nächten genug Schlaf bekam – wusste er doch, dass, wenn er bei ihr war, sie seine nächtliche Gesprächspartnerin über die Bedenken und Sorgen war, die ihm, dem anständigen Fin, kamen, wenn er darüber nachdachte, wie er die gute Gesundheit und die tiefe Liebe, die sie beide kurz nach ihrer Hochzeit gefühlt hatten, aufrecht erhalten konnte.
Also, seinem Vorhaben folgend, riss er eine Tanne aus dem Boden und machte sich, nachdem er sie von all ihren Ästen und Wurzeln befreit hatte, einen guten Wanderstock daraus, um sich auf den Weg zu seiner Oonagh zu machen.
Oonagh, eher gesagt eigentlich Fin und Oonagh, lebten zu dieser Zeit auf der allerobersten Spitze des Knockmany Hill, welcher gegenüber seinem Cousin, dem Cullamore Hill, wiederrum, halb Berg, halb Hügel, aufragt – süd-süd-östlich, wie die Seeleute sagen , wenn sie einen Landsmann verwirren wollen.
Nun, und das muss nun mal irgendwann einmal gesagt werden, war es so, dass Fin’s liebevolle Zuneigung zu seiner Frau, obgleich aufrichtig genug, unter keinen Umständen der alleinige Grund für seine Reise nach Hause war. Es gab, zur damaligen Zeit, einen besonderen Riesen. Sein Name war Cucullin – manche sagen, er war irisch, andere sagen er war schottisch – aber egal ob nun irisch oder schottisch, es gibt keinen Zweifel daran, dass er der absolut unausstehlichste, widerlichste, anstößigste, streitsüchtigste Riese, kurzgesagt ein Targer, war. Jedoch war kein anderer Riese seiner Zeit stärker als er, seine Kraft war so groß, dass, wenn er mit seinem Fuß auf den Boden stampfte, das ganze umliegende Land einem Zittern unterlag. Sein Ruhm und sein Name eilten ihm voraus, landein und landaus, und nichts was die Form eines Mannes hatte, so sagte man sich jedenfalls, hätte in einem Kampf auch nur den Hauch einer Chance gegen ihn gehabt. Darüber hinaus, ob die Geschichte nun wahr ist oder nicht, vermag ich nicht recht zu sagen, wurde berichtet, dass Cucullin einen Blitzstrahl mit einem einzigen Hieb seiner Fäuste zerdrückt hätte und diesen nun, flach wie einen Pfannkuchen zusammengedrückt, in seiner Hosentasche mit sich herumtrug, um ihn jedem Feind zu zeigen, der es wagen wollte sich mit ihm anzulegen.
Es besteht kein Zweifel daran, dass er jedem Riesen Irlands eine denkwürdige Tracht Prügel verpasst hatte, außer jedoch Fin M’Coul und er schwor sich, bei den heiligen Überresten seiner Vorfahren, dass er nicht ruhen würde, Tag oder Nacht, Winter oder Sommer, bis er Fin eine Portion derselben Lebenswürze serviert hatte, die er auch den andern verabreicht hatte. Nun war Fin zwar ohne Frage der stolze Hahn auf dem Pfad seines eigenen Dunghügels, er hatte jedoch eine ausgeprägte Unlust einen Riesen zu treffen, der in der Lage war ein junges Erdbeben auszulösen oder aber einen Blitz mit seinen Händen zu erdrücken, wenn er wütend war, also blieb Fin immerzu in Bewegung und waberte von hier nach dort um in Sicherheit zu sein, wann immer er wusste, dass der Riese Cucullin seine Fährte aufgenommen hatte. Dies also war der Grund für all seine Beweglichkeiten an jenem Tage, obgleich er doch versuchte, diese mit dem Verlangen nach seiner Frau Oonagh zu erklären, wobei ich nicht behaupten möchte, dass nicht auch in diesem Punkt etwas Wahrheit steckt.
Trotzdem, das Lange und das Kurze an dieser Geschichte war, dass er, mit Ehrfurcht sei dies gesagt, gehört hatte, das Cucullin auf dem Weg nach Causeway war, um mit ihm einen kleinen Kräftewettstreit auszutragen und er, zwar ausreichend groß, ein sehr plötzliches, warmes Gefühl der Zuneigung für seine Frau fühlte, das arme Ding, so delikat in ihrer Gesundheit und so einsam und untröstlich, wenn er nicht bei ihr war, so versicherte er jedenfalls den anderen Riesen. Also riss er, wie bereits erwähnt, die Tanne aus dem Boden, entlaubte sie