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Der Gelbe Kaiser: Der Sohn des Himmels
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Der Gelbe Kaiser: Der Sohn des Himmels
eBook938 Seiten11 Stunden

Der Gelbe Kaiser: Der Sohn des Himmels

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Über dieses E-Book

Die Schlacht um das Kaiserreich findet in diesem Band ihren Höhepunkt und das Schicksal des Bogenschützen und seines Clans nimmt seinen Lauf. Schier unbezwingbare Gegner wie der Zauberer und seine außerweltlichen Gehilfen, die Luftläufer, Intrigen und Verrat, Magie und unerklärliche Phänomene stellen sich dem Bogenschützen in den Weg. Wer kann sich dem Kaiser und seinem mächtigen Heer entgegen stellen und wer ist der geheheimnisvolle Verbündete des Kaisers? Der Bogenschütze und sein Wolf werden zum Spielball von übernatürlich erscheinenden Kräften - reichen seine eigenen mentalen Fähigkeiten, um diesen zu trotzen? Eine Geschichte voller Spannung, Abenteuer und Mystik nimmt ihren unaufhaltsamen Lauf.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum30. März 2015
ISBN9783737537766
Der Gelbe Kaiser: Der Sohn des Himmels

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    Buchvorschau

    Der Gelbe Kaiser - Ralph-Peter Becker

    Impressum:

    Der Gelbe Kaiser, Teil II: Der Krieg gegen den Kaiser

    Ralph-Peter Becker

    Copyright: © 2014 Ralp-Peter Becker

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    ISBN: 978-3-7375-3776-6

    Der Gelbe Kaiser

    Teil II Der Sohn des Himmels

    Prolog

    Dies ist die Fortsetzung der schier unendlichen Lebensgeschichte des gelben Kaisers, von deren Fortgang ich ebenso wahrheitsgemäß berichten werde, wie ich es schon mit dem ersten Teil seiner Lebensgeschichte getan habe. Ich schwöre bei den den Göttern, dass alle Ereignisse sich so zugetragen haben, wie ich sie in meinen Berichten geschildert habe.

    Man mag mir vielleicht vorwerfen, einiges, was wichtig erschien, in meinen Berichten nicht ausführlich oder gar nicht gewürdigt zu haben, wobei ich festhalten möchte, dass Vollkommenheit in der Darstellung Vollkommenheit in der Person des Aufzeichnenden voraussetzen. Vollkommenheit aber liegt nur bei den Göttern ...

    Von seinem unfreiwilligen Aufenthalt, einer fremden Sternenwelt irgendwo in den unermesslichen Weiten des Sternenmeers zurückgekehrt, hatte der Bogenschütze beschlossen, die für das Massaker an seinem Dorf Schuldigen zu ergreifen und einer gerechten Strafe zuzuführen.

    Vordringlicher jedoch als die Suche nach dem schuldigen General und dessen Bestrafung war dem Bogenschützen die Suche nach den Freunden Chin und Yao, denen die Götter keinen Tod auf dem Schlachtfeld vergönnt hatten. Sie wurden wie es damals üblich war in die Sklaverei verschleppt, wo sie ein hartes Dasein erwartete.

    Hilfe bei seinem gefährlichen Zug durch das Reich des Kaisers erhält der Bogenschütze von allerlei Fabelwesen, in deren Reihe Wu, der Wolf, den ersten Platz einnimmt. Luftgeister, Fuchsfeen, der Erdgeist sowie andere überweltliche Wesen wie die Fliegende Dörfer oder die in ihnen lebenden geheimnisvollen, fremden Krieger, die für menschliche Krieger nahezu unbezwingbar erscheinen, können keinesfalls die angedeutete Reihe von Fabelwesen komplettieren, sie beschreiben aber sehr gut das Zusammenspiel der verschiedenen Wesen aus der altchinesischen Mythologie ...

    Auch von dem Zauberer des Kaisers, dessen Rolle in jeder Hinsicht undurchsichtig ist, wird noch die Rede sein. Er ist im Besitz großer Geheimnisse und mächtiger Waffen.

    Doch vor allem ist es der Bogenschütze selbst, der voller Geheimnisse steckt und sein hartnäckiger Begleiter – der Kristall, der überall im Sternenmeer unter einem anderen Namen den Sterblichen vertraut und dessen Macht in der Lage ist, es im Streit mit den Göttern aufzunehmen.

    Längst schon aber hat der Kommandant, der Vater des Bogenschützen, selbst das Heft des Handelns mit beiden Händen ergriffen. Die Rache an dem schuldigen General und dessen Gegenwehr wird viele Fragen aufwerfen und kaum eine beantworten.

    Der Gelbe Magier

    Wenige Tagesritte vom Kriegslager der Darr entfernt, werden drei ihrer Späher auf eine Gestalt aufmerksam, die so regungslos mitten in der Steppe steht, dass die Augen der Darrspäher sie erst erblicken, als ihre Pferde sich dem Reglosen auf eine Entfernung von drei- bis vierhundert Schritte genähert haben und eines der Pferde zu scheuen beginnt.

    Die drei Reiter halten kurz ihre Tiere an, wundern sich über die absonderliche Gestalt, die wie ein fest eingewurzelter Baum mitten in der Steppe in der Nähe einer größeren Buschgruppe steht. Vorsichtig und voller Misstrauen nähert sich einer der Späher der reglosen Gestalt.

    „Du bist kein Darr!"

    „Ich weiß", antwortet die ruhige Stimme des Angesprochenen.

    „Was – was weißt du?"

    „Dass ich kein Darr bin."

    „Du machst dich über mich lustig, wie?"

    „Oh nein! Das wäre mir viel zu gefährlich. Du bist sicher eine wilde Kriegerin. Und dazu noch eine sehr hübsche. Für so etwas habe ich ein Auge."

    „Ich sollte jetzt mein Schwert ziehen und dich töten – vielleicht tu ich es auch. Wo ist dein Schwert oder kämpfst du lieber mit einer Lanze?", fragt die Kriegerin.

    „Ich habe weder Schwert noch Kampflanze – ich bin kein Krieger."

    „Was könnte ein Mann anderes sein, als ein Krieger oder Sklave! Ich sehe schon, dass dir die Gestalt eines Kriegers fehlt. Bist du zu schwach für das Waffenhandwerk?"

    „Ja."

    „Du bist ehrlich, aber schämst du dich denn gar nicht?"

    „Nein, nicht ein bisschen, Kriegerin", antwortet der Regungslose, in dessen Augen ein mildes Lächeln sich ausbreiten will.

    „Hast du schon jemals etwas getötet, du eigenartiges Wesen?"

    „Ja, ich habe mich schuldig gemacht, hunderte von Leben in das dunkle Reich der Schatten geschickt zu haben", antwortet der Reglose und das Lächeln beginnt sich nun

    über das ganze Gesicht auszubreiten.

    „Was?, fragt die Kriegerin ungläubig. „Hunderte von Leben – in den Tod geschickt? Wer waren diese Schwächlinge?

    „Oh nein! Es war ein unbezwingbarer Gegner!"

    „Nur die Darr sind unbezwingbar!"

    „Es gibt einen Feind, dem auch die Darr regelmäßig ihren Blutzoll entrichten müssen."

    „Wer sollte das wohl sein. Wenn du mir die Frage nicht wahrheitsgemäß beantworten kannst, dann werde ich dich auf der Stelle mit meinem Schwert töten. Wo wohnt dieser unbezwingbare Feind?"

    „Er wohnt in unseren Sümpfen in der Nähe von Flüssen und Wäldern. Überall, wo es nicht zu trocken ist. Er wohnt in Festungen, die noch niemand je erobern konnte."

    „Du bist ein Lügner!"

    „Bin ich nicht!"

    „Kannst du mir die Feinde nennen, von denen du Hunderte in den Tod geschickt hast?"

    „Natürlich – Mücken!"

    „Ich verstehe nicht!, schnauft die Kriegerin wütend. „Es gibt kein Volk dieses Namens. Es gibt keine Mücken!

    „Dann sei froh, dass sich diese Plage noch nicht bis zu euren Lagerplätzen ausbreiten konnte. Ich sage dir, im Sommer sind die Mücken …"

    „Du hast Recht, Kleiner. Ich war dumm genug, auf die Scherze eines Feiglings hereinzufallen, beruhigt sich die Kriegerin. „Natürlich kenne ich diesen kleinen, heimtückischen und unbezwingbaren Feind, dem alle Wesen der Steppe ihren Blutzoll entrichten müssen. Sag mir, wer du bist und wie man dich nennt!

    „Ich bin der Gelbe Magier und werde hier und da auch so genannt. Manche Völker haben auch andere Namen für mich. Und noch andere Völker nennen mich auch einfach ‚Feigling’."

    „Was ist ein Magier, Kleiner? Bist du womöglich auf die gleiche versteckte Art wie die Mücken gefährlich? Bist du vielleicht ein Zauberer?

    „Nein, kein Zauberer."

    „Dann sprichst du vielleicht manchmal mit den Geistern der Verstorbenen?"

    „Nein, nicht mit Verstorbenen und auch nicht mit Geistern."

    „Dann sag mir, Kleiner, was mich daran hindern könnte, dich auf der Stelle zu töten?"

    „Nun, das kann ich selbst und ohne Magie verhindern", antwortet der Gelbe.

    „Dann tu es doch!", ruft die Kriegerin ungeduldig und ihre Hand schnellt zur Schulter, um nach dem Schwert zu greifen. So schnell die Hand auch zum Schwertgriff zuckt, noch schneller hat der Gelbe seinen gespannten Bogen zur Hand und der angelegte Pfeil weist Tod verheißend auf ihren Leib. Die Kriegerin ist klug genug zu erkennen, dass sie den Gelben unterschätzt hat.

    „Ich glaubte, der Bogen sei nur ein Spielzeug, aber kannst du damit auch ein Ziel in der Ferne treffen?"

    „Möchtest du die beiden Kriegerinnen, die dort draußen in der Steppe auf dich warten, tot von ihren Pferden auf den grünen Boden stürzen sehen?"

    „Nein, die sind doch außerhalb der Reichweite deines Bogens. Siehst du den Adler, der seit einiger Zeit hoch über unseren Köpfen kreist? Bitte ihn mit einem Pfeil zu Boden und ich werde dir meinen Respekt nicht versagen."

    „Ich schieße nicht auf Vögel – besonders nicht auf diesen!"

    „Warum nicht auf diesen, Gelber?"

    „Er ist mein Freund und kreist nur über uns, weil er auf mich wartet …"

    „Du bist ja total verrückt, Gelber. Kannst du wohl auch mit dem da oben sprechen?"

    „Ich höre Spott in deiner Stimme, Kriegerin."

    „Wie willst das anstellen?"

    „Schon vergessen, Kriegerin? Ich bin der Gelbe Magier."

    „Würdest du deinen Freund zum Beweis deiner Magie für mich herunterholen, damit ich ihm eine Frage stellen kann. Wenn der Vogel herunterkommt und die richtige Antwort weiß, dann werde ich mich für meinen Spott bei dir entschuldigen."

    „Ich bin einverstanden, Kriegerin. Er kann dir aber nur Dinge verraten, die er sehen kann. Rufe auch deine beiden Kriegerinnen dazu, damit sie dir später als Zeugen dienen können. Oder fürchten sie sich?"

    Die Kriegerin ist einverstanden und galoppiert zu ihren beiden Begleiterinnen zurück. Der Gelbe sieht die drei eine Weile intensiv miteinander tuscheln und schließlich kehren sie zu dritt zum Gelben Magier zurück.

    „Bin neugierig, wie du den Vogel herunterrufen willst. Also fang an!"

    Der Gelbe schaut kurz zu dem über ihm kreisenden Adler und streckt ruhig seinen Arm aus. Unter den Blicken der sprachlos staunenden Kriegerinnen sinkt der große Greifvogel im Gleitflug auf den ausgestreckten Arm des Gelben.

    „Stelle deine Frage, Kriegerin, damit ich sie meinem Freund mitteilen kann. Er kann ebenso wenig mit dir reden, wie du mit ihm. Ich stelle das Bindeglied zwischen dir und dem Vogel dar."

    „Wir erwarten hier jemanden. Der Vogel soll mir sagen, ob er die Erwarteten sieht und erkennen kann."

    Der Gelbe ahmt so täuschend ähnlich den Schrei eines Adlers nach, dass in keiner der misstrauisch beobachtenden Kriegerinnen auch nur der leiseste Zweifel aufkeimt, es könnte etwas anderes sein, als ein Befehl an den Adler in seiner Sprache.

    Der Adler antwortet dem Gelben mit einem ähnlich klingenden Schrei und schießt dann pfeilschnell in den blauen Frühlingshimmel hinauf und kreist eine Weile im Schwebeflug über der Steppe. Als der Gelbe wieder seinen Arm ausstreckt, setzt der Greifvogel gehorsam zum Landeanflug an.

    „Nun, was hat er gesehen?"

    „Er wird nicht eher mit mir reden, Kriegerin, bevor du ihm deine Fleischvorräte ausgehändigt hast."

    „Wann hat er das gesagt?"

    „Bevor er losgeflogen ist."

    Wortlos schreitet die Kriegerin zu ihrem Pferd und greift nach einem Lederbeutel, der auf dem Rücken des Reittieres befestigt ist. Sie entnimmt dem Beutel ein großes Stück vorgebratenes Fleisch und legt es auf den Steppenboden nieder. Drei wilde Schreie stößt der Adler aus und stürzt sich auf das Fleisch, ergreift es mit scharfen Krallen und schießt dann hoch hinauf in sein luftiges Reich.

    „Hat er mit dir gesprochen, Gelber?"

    „Ja. Er hat schlechte Nachrichten. Ich kann kaum verstehen, was er mir mitgeteilt hat."

    „Vielleicht kann ich es ja, Kleiner. Rede endlich."

    „Er sagte, er habe zwei Gruppen von Reitern gesehen. Eine kleinere, die der größeren vorauseilt und in kurzer Zeit wohl hier, wo wir uns gerade befinden, eintreffen wird. Es scheint, als wären es Krieger, fremde Krieger, wie sie hier noch nicht gesehen wurden. Sie sind mit Schwertern, Kriegsbögen und Schilden bewaffnet."

    „Was hat er noch gesehen? Woher kennt er Kriegsbögen.", fragt die Kriegerin kritisch.

    „Natürlich kennt er keine Kriegsbögen. Er teilt mir mit, was er sieht und ich muss versuchen, Sinn in das, was er sieht, zu bringen, antwortet der Gelbe vorsichtiger. „Wer mögen die fremden Krieger wohl sein?

    „Das geht dich nichts an, Gelber. Jedenfalls sind es Freunde."

    „Freunde, denen ihr nicht zu trauen scheint!"

    „Wie kommst du darauf?"

    „Ihr reitet euren Freunden voller Misstrauen entgegen. Sicher sind noch etliche eurer Kundschafter in der Steppe, die genau beobachten sollen, ob die fremden Krieger vielleicht Verrat planen. Mich würde es nicht wundern, wenn es Krieger des Kaisers wären, die sich uns nähern und mittlerweile schon sehr nahe an uns herangekommen sind."

    „Wenn du so schlau bist, Gelber, dann ist es dir nicht entgangen, dass einige von uns bereits die Waffen des Kaisers tragen. Der Kaiser ist unser Freund, mit dem wir uns verbünden werden."

    Die kleine Vorhut der kaiserlichen Krieger hat sich dem Standort des Gelben und der drei Kriegerinnen bis auf etwa zweihundert Schritte genähert. Der Führer dieser kleinen Vorhut bringt sein Pferd in den Stand und die ihm folgenden Krieger tun es ihm gleich.

    Der Gelbe greift ruhig nach seinem Bogen und legt schnell und geübt einen Pfeil nach dem anderen auf die Sehne und schickt den fliegenden Tod den Soldaten des Kaisers entgegen. Der Totengott kann sein Maul nicht so schnell aufreißen, wie die Pfeile des Gelben ihm die Geister der tödlich getroffenen zuführen.

    „Jetzt ist der Kaiser nicht mehr euer Freund!", erwidert der Gelbe und schaut lächelnd den wenigen übrig gebliebenen Kriegern der Vorhut hinterher, die der gefräßige Gott des Todes nicht so schnell verschlingen konnte, wie die Flucht die Überlebenden von dem Ort des unerwarteten Angriffs forttreibt.

    Regungslos hatte die Kriegerin in ungläubigem Staunen dem Gelben bei seinem blutigen Handwerk zugesehen.

    „Du hast gerade einen großen Krieg begonnen, flüstert die Kriegerin sofort begreifend. „Einen Krieg mit ungewissem Ausgang, gegen einen nur schwer zu besiegenden Feind – ich werde dich töten müssen!, haucht die Kriegerin in tonlosem Flüstergespräch, greift nach ihrem Schwert, bringt es aber nicht aus dem Waffengurt heraus.

    „Was ist?, rufen ihre beiden Begleiterinnen, „Zieh doch endlich dein Schwert, Schwester, und kämpfe!

    „Es geht nicht!, keucht die Kriegerin, „Das Schwert sitzt so fest, als wäre es mit seiner ganzen Klinge tief in einen Felsen gerammt.

    „Das ist das Werk böser Geister oder dieses lächerlichen Magiers. Wir helfen dir!", rufen die beiden entschlossen. Auch ihre Hände fahren zu den Schwertern, die sie ebenfalls in Waffengurten auf dem Rücken tragen.

    Als wäre an diesem milden Frühlingstag plötzlich ein wilder Herbststurm über die Steppe hergefallen, der mit seiner Sturmgewalt alles vor sich hertreibt und durcheinander wirbelt, so werden die beiden Kriegerinnen von Kräften erfasst, die sie mitsamt ihren Pferden spielend leicht zu Boden werfen.

    „Magier, keuchen die drei Kriegerinnen, „bist du das mit deinen Zauberkräften?

    „Nein, das ist das Werk der bösen Geister, die sonst nur in der Dunkelheit die Steppe unsicher machen. Hütet euch vor ihrem Zorn. Sie sind meine Freunde."

    „Der Rest des Spähertrupps wird mit Verstärkung hier wieder auftauchen. Wir reiten sofort zurück zu unserem Kriegslager und du, Gelber, wirst uns begleiten. Wir werden einen größeren Abstand zu dir einhalten, so dass es dir hoffentlich sehr schwer wird, deine magischen Kräfte gleichzeitig auf uns Kriegerinnen einwirken zu lassen. Vielleicht ist die Reichweite deiner magischen Kräfte auch gar nicht so groß, wie es unser Abstand von dir sein wird. Wir werden es in jedem Fall ausprobieren!"

    „Du bist wahrhaftig nicht dumm, murmelt der Magier anerkennend und für die Kriegerin unhörbar vor sich hin, „und schon ziemlich dicht an der Wahrheit. Für meinen Geschmack bist du aber zu neugierig. Probiert soviel ihr wollt – ich werde mich bemühen, eurer Neugierde Grenzen zu setzen!

    „Nun beeil dich schon!", drängt die Kriegerin den Gelben mit lauter Stimme.

    „Wir haben keine Eile, Kriegerin."

    „Das bestimmst nicht du, Magier. Wir werden mit Pfeilen auf dich schießen, wenn du nicht kooperierst!"

    „Bin neugierig, Kriegerin, ob ihr drei schneller schießt und trefft als ich. Ihr werdet tot auf dem schönen grünen Gras liegen und ich werde wieder allein sein."

    „Willst du unbedingt mit der Hauptgruppe der Krieger zusammenstoßen? Sie werden nicht lange reden, sondern dich und auch uns sofort umbringen. Es müssen neue Unterhändler zum Kaiser geschickt werden, um deinen Fehler wieder gut zu machen. Wärst du nicht so voreilig, dann wärst du als Bogenschütze vielleicht sogar ein ganz brauchbarer Krieger."

    „Ich war weder voreilig, noch habe ich einen Fehler gemacht, Kriegerin."

    „Das – das verstehe ich nicht."

    „Oh doch. Ich sehe es an deinem erschreckten Gesichtsausdruck, dass du genau verstanden hast."

    „Dann lass uns sofort zu unserem Kriegslager aufbrechen – es ist noch nicht zu spät!"

    „Es ist bereits zu spät, Kriegerin. Ich habe dir vorhin nicht die ganze Wahrheit gesagt. Der Haupttrupp der Krieger des Kaisers ist nicht zusammengeblieben. Sie hatten sich längst aufgelöst und uns eingekreist, als der Adler mir Bericht erstattet hat."

    „Und du hast dennoch die Dummheit besessen, die heraneilende Vorhut mit deinen Pfeilen zu beschießen. Gerade habe ich angefangen, meine schlechte Meinung von dir als Krieger zu ändern. Nun weiß ich, dass du ganz offensichtlich dumm bist oder alle Freude am Leben verloren hast. Warum nur musstest du uns Kriegerinnen in deine Dummheiten mit einbeziehen? Sag ehrlich, Magier, ist es deine Absicht, Zwietracht zwischen dem fernen Kaiser und dem obersten Häuptling der Darr zu säen?"

    „Du bist klug, Kriegerin – ja, dies war und ist noch immer meine Absicht."

    „Ha und Ho, wendet sich die Kriegerin an die beiden anderen, „haltet Ausschau nach den Kriegern des Kaisers. Ich will wissen, ob der Magier die Wahrheit sagt. Und du, Magier, erklärst mir unterdessen, wie du den Häschern des Kaisers entkommen willst. Ich kann mir ja nicht wirklich vorstellen, dass du des Lebens überdrüssig bist.

    „Die Namen der beiden Kriegerinnen, die wohl deine Schwestern sind, hast du eben genannt. Ich habe mich dir schon bekannt gemacht. Sage mir nun noch deinen Namen, damit ich weiß, mit wem ich das Vergnügen, das uns erwartet, teilen darf."

    „Ich bin die dritte von drei Schwestern und werde He gerufen. Dies sind Abkürzungen unserer Namen. ‚He’ steht für ‚Morgensonne’, ‚Ho’ für ‚Mittagssonne’ und ‚Ha’ für ‚Abendsonne’. Zufrieden?"

    „Ja, lächelt der Magier, „du scheinst sehr einfallsreiche Eltern zu besitzen.

    Ha und Ho sind nach kurzem Kundschaftergang schnell zurückgekehrt. Sie bestätigen die Anwesenheit der Krieger des Kaisers, die, wie vorausgesagt, um die Kriegerinnen und den Magier einen Belagerungsring gelegt haben. Jede Aussicht auf ein Entkommen scheint ausgeschlossen zu sein.

    „Es nähert sich einer der Soldaten des Kaisers, flüstert Ho und Ha ergänzt, „Er scheint unbewaffnet zu sein. Ich glaube, er will mit uns reden.

    „Wo ist der Magier?, flüstert Ho, „Wenn wir ihn ausliefern, dann haben wir eine gute Chance zu entkommen!

    „Ich bin mir sicher, dass He wieder ganz anderer Meinung ist. Wir ..."

    Bevor die Schwestern in einen Streit geraten können über ihre verschiedenen Ansichten, wird der Streit durch das Eingreifen des Magiers unwiderruflich entschieden. Keine der drei Kriegerinnen kann sich erklären, wie der Magier von ihnen unbemerkt, sich ihrer Bewachung entziehen konnte. Die allmählich einsetzende Dunkelheit beflügelt die Phantasie der beiden älteren Schwestern, während He, die Jüngste von ihnen, wortlos auf dem Boden hockt.

    „Er wird uns nicht glauben, dass der Magier uns entkommen ist. Er wird uns nicht einmal glauben, dass ein Magier hier seine Hände im Spiel hat. Sie werden uns töten. Sie warten nur auf die Dunkelheit, um uns umso mehr in Furcht und Schrecken zu versetzen. Wenn wir den Boten gleich töten, dann haben wir jedenfalls einen Feind weniger."

    In den Augenblick des Schweigens, der auf die Meinungsäußerung der ‚Morgensonne’ folgt, dringt der leise Hauch eines schnell fliegenden Pfeils, der zielgenau auf den Boten der kaiserlichen Krieger zufliegt, mit einem kaum hörbaren Aufschlaggeräusch in den Oberkörper des Ahnungslosen eindringt und den Rumpf des Opfers in ganzer Länge durchbohrt.

    „Nun, wir müssen uns im Augenblick nicht über ‚richtig’ und ‚falsch’ streiten. Der Magier hat für uns entschieden. Haltet euch bereit, Schwestern, ehrenvoll zu sterben."

    Im Augenblick der Ermahnung der „Morgensonne" an die Schwestern, beginnen die Soldaten des Kaisers mit der ersten Phase ihres Angriffs. Ein dichter, nicht enden wollender Pfeilhagel fällt auf die drei Kriegerinnen, die der aufprallenden Wucht nicht lange standhalten können und sie zum Rückzug in die dichten Büsche zwingt.

    Während die drei Kriegerinnen mit ihren Schilden noch versuchen sich der Wucht des aufschlagenden Pfeilhagels entgegenzustemmen, beginnt der Magier seinerseits den Gegenangriff. Von allen Seiten lässt er lang gestreckte, graue Schatten durch die dunkle Steppe fliegen, die lautlos den Tod in die Reihen der Krieger des Kaisers tragen. Neben dem frei in der Dunkelheit stehenden Magier steht ein solcher grauer Schatten zu scheinbarer Regungslosigkeit erstarrt. Seine Augen und die Augen all der Grauen, die hierhin und dorthin durch die Dunkelheit der Nacht huschen, sehen noch klar und deutlich, wo die Augen der Krieger vergeblich die Dunkelheit zu durchdringen versuchen. Die zunehmende Dunkelheit, als Schrecken für die Kriegerinnen gedacht, trägt nun den Schrecken in die eigenen Reihen der kaiserlichen Krieger, denen es schließlich trotz der unaufhörlichen Angriffe der grauen Schatten gelingt, rings um die belagerte Gruppe aus Büschen und vereinzelten Felsen einige Feuer zu entzünden.

    Hatte der Magier in der Dunkelheit sich auf Augen, Ohren und Nase seines grauen Freundes verlassen müssen, um einen Todesboten nach dem anderen ins Ziel zu senden, so kann er nun die im Feuerschein deutlich erkennbaren Feinde direkt mit seinen Pfeilen dem Totengott in die weit geöffneten Arme treiben.

    Längst haben auch die kluge He und ihre Schwestern erkannt, dass die Geister der Steppe ihnen unerwartet zu Hilfe geeilt sind. Mit ihren Bögen wehren sie die wenigen zu ihnen vordringenden kaiserlichen Krieger erfolgreich ab. Der größte Teil der Soldaten des Kaisers liegt schließlich hingestreckt auf dem grünen Steppenboden, jeder dort, wo der Tod ihm beschieden hat, den Weg in die ewige Dunkelheit anzutreten.

    „Das habt ihr Grauen gut gemacht, mein Freund. Fast wärt ihr zu spät gekommen", flüstert der Magier dem Grauen ins Ohr, als der kurze, doch mit aller Härte geführte Kampf sich dem Ende zuneigt.

    „Viele von euch habe ich fallen gesehen und eure geschundenen Leiber sehe ich in großem Durcheinander zwischen Freund und Feind liegen. Doch will ich dafür Sorge tragen, dass eure Leiber, die der Mutter Erde entsprungen sind, friedlich in ihren Schoß zurückkehren sollen."

    „Diese fremden Krieger, diese Grauen, die wie dunkle Schattenwesen sich gleich Geistern durch die Steppe bewegen, kämpfen genauso tapfer, wie die Krieger der Darr. Wem aber verdanken wir die Hilfe jener Grauen, die wir sonst hetzen und jagen, weil sie über unsere Herden herfallen?", überlegt He leise und die Schwestern flüstern zurück:

    „Und wo kommt der Magier plötzlich her. Weder höre ich, noch sehe ich ihn kommen oder gehen. Er kommt und geht wie ein Steppengeist, der für die Augen aller sterblichen Wesen stets unsichtbar durch die Lüfte fliegt", flüstert He, die sich einmal mehr an den Magier wendet:

    „Wir dachten, du seist unser Gefangener, Magier. Aber du denkst gar nicht an Flucht. Was willst du von den Darr – und wer bist du wirklich? Alles, was du tust und sagst ist widersprüchlich. Ich vermute, du wirst uns freiwillig zu unserem Kriegslager begleiten. Was aber machen wir mit den toten Kriegern des Kaisers?"

    „Nun, wir machen mit ihnen, was sie mit ihren Feinden tun. Raubt ihnen die Waffen, ihre Pferde und lasst sie einfach liegen – zur Abschreckung und Warnung an den Kaiser."

    „Was willst du von der Beute, Magier?"

    „Euch gehören, nach dem Recht der Steppe, die Waffen und Pferde von den Toten, die von eurer Hand den Tod empfangen haben.

    Ich beanspruche die Waffen und Pferde der Krieger, die durch meine grauen Freunde und durch meine Pfeile den Tod empfangen haben sowie alle Fleischvorräte, mit denen die Soldaten des Kaisers stets im Überfluss ausgestattet sind, als Kriegslohn für meine Grauen, von denen viele mit ihrem Leben bezahlt haben, als sie euch zu Hilfe eilten."

    „Wir Darr sind Krieger und Räuber, wir handeln nicht – doch bin ich einverstanden."

    „Du bist noch jung, He, und ich frage mich, ob eure erfahrenen Krieger und Räuber sich deiner Entscheidung, was die Verteilung der Beute betrifft, fügen werden? Vor allem könnte doch Mokk, der Kriegshäuptling, deinen Beschluss aufheben.", denkt der Magier schon an die kommenden Tage, an denen er auf Mokk treffen wird, doch die Kriegerin antwortet ihm nicht darauf.

    „Ich vermute, du willst ein Bündnis mit den Darr, wie jener tapfere Krieger, dem die Armee des Kaisers alles genommen hat, was man einem tapferen Krieger nur nehmen kann:

    Alle Krieger getötet, alle Bewohner des Dorfes getötet, in dem er mit seiner Familie glücklich gewesen sein soll. Die Ehre genommen durch die schändliche Pfählung des Familienoberhauptes, seines Vaters. Dann kam er zu uns, verlacht als Ein-Mann-Armee, verhöhnt und gedemütigt vom obersten Häuptling der Darr und einigem Gesindel, das auch zu unserem Volk gehört. Schlimm genug muss ihn zuvor schon der Tod seines Sohnes getroffen haben, der bei den Gor sich den Ruf äußerster Tapferkeit erworben hat. Er hat mir leidgetan, der Kommandant, der mit gesenktem Haupt unser Dorf verlassen hat. In seinen Augen sah ich es kurz auf eine furchtbare, feindselige Weise aufblitzen. Der wird zumindest dem Kriegshäuptling noch einmal gegenüber stehen, wenn nicht sogar mit einer neuen Armee dem ganzen Volk der Darr."

    „Dann kam er wohl mit leeren Händen."

    „Ja. Es ist Sitte in unserem Volk, nichts zu tun, was uns nicht den größten Gewinn bringt. Dafür darf uns niemand verurteilen. Aber wir wollen jetzt schlafen. Mit dem ersten Morgengrauen werden wir zu unserem Lagerplatz aufbrechen."

    Der Magier wälzt sich unter seinem Schlaffell ruhelos hin und her. Er findet in dieser Nacht keinen Schlaf.

    „Magier, hört er den Hauch eines Flüsterns zu sich wehen, „Ich bin es, He.

    „Was willst du von mir", flüstert der Angesprochene leise zurück.

    „Lass mich zu dir unter das Schlaffell – ich will mit dir reden."

    „Nein, auf gar keinen Fall."

    „Ich will wirklich nur reden, nichts anderes!"

    „Dann lass uns ein Stück in die Steppe gehen."

    Die beiden gehen schweigend durch die dunkle, nur von dem schwachen Licht der Sterne erleuchteten Steppe.

    „Ich habe dich genau beobachtet, Magier, und ich habe über dich nachgedacht. Wenn ich nicht genau wüsste, dass der Bogenschütze genannte fremde Krieger bei den Gor ums Leben gekommen ist, dann würde ich denken, du wärst der Bogenschütze, der wie du einen riesigen, grauen Wolf zum Freund hatte. Und noch etwas ist mir aufgefallen, Magier."

    „Und was wäre das, He?"

    „Wir Darr sind nicht blind, Magier, und wir sind auch nicht dumm. Deine Augen, die habe ich schon einmal gesehen."

    „Wo wäre das gewesen?"

    „Ich musste eine Weile nachdenken, bis es mir einfiel. Es war in unserem Kriegslager."

    „Unmöglich! Da bin ich noch niemals gewesen!"

    „Das ist wahr – und doch irre ich mich nicht. Es waren die Augen des Kommandanten, der alles verloren hatte und sich dennoch um ein Bündnis mit meinem Volk bemüht hat. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich denken, du wärst der Sohn dieses Kriegers. Wie dem auch sei, Magier, ich will dich nicht drängen. In meinem Stamm gibt es aber viele scharfe Augen, die zu klugen Köpfen gehören."

    „Ich verstehe nicht, was du mir mitteilen willst, He."

    „Oh doch, du verstehst sehr genau. Kommt wieder ein Huang mit leeren Händen in unser Kriegslager, dann ist es sein Tod."

    „Wer immer dir über den Bogenschützen oder über den Sohn des Kriegers berichtet hat – hat er dir jemals von magischen Kräften berichtet?"

    „Jedenfalls nichts, was ich nicht der Phantasie der Berichtenden zugeschrieben habe."

    „Vielleicht verstehst du, dass ein Magier niemals mit leeren Händen kommt. Warte ab, was er dich an wunderbaren Dingen sehen lassen wird. Danach entscheide, mit wem du es zu tun hast – mit dem Sohn des Kommandanten, mit dem Bogenschützen oder vielleicht doch mit einem Dämon. Hab nur ein wenig Geduld und ziehe keine voreiligen Schlüsse. Lass uns jetzt zu unserem Lagerplatz zurückkehren." _

    Der Ritt zum großen Kriegslager der Darr, das etwa vier Tagesritte entfernt ist von der Stelle, an der die drei Kriegerinnen der Darr auf den Gelben Magier gestoßen sind, verläuft ereignislos. Die junge Kriegerin hatte darauf bestanden, dass der des Reitens kaum mächtige Magier den Weg zum Kriegslager der Darr auf dem Pferd des gefallenen Anführers der kaiserlichen Krieger zurücklegt.

    „Die Darr, belehrt sie den Magier, „beurteilen dich, wie jeden anderen auch, nach deinem Pferd und deinen Waffen. Selbst wenn du gleich einem Dämonen unsichtbar durch die Luft geflogen kämst – ohne ein Pferd bist du bei uns ein Nichts. Wenn du schon kein Schwert besitzt und nicht einmal im Besitz einer Kampflanze aus Holz bist, dann musst du wenigstens über ein edles Pferd verfügen.

    „Aber es ist wild, dieses Pferd. Es wird mich abwerfen. Sieh nur, mit welchen wilden Augen es zu mir blickt. Es erlaubt mir sicher nicht, seinen Rücken zu besteigen. Schon gar nicht wird es mich freiwillig durch die Steppe tragen."

    „Dann rede doch mit dem Tier, stolzer Magier. Bitte es freundlich, nett zu dir zu sein!", höhnt die Kriegerin und ihre beiden älteren Schwestern lachen laut und prustend vor Vergnügen.

    Als der Magier sich vorsichtig dem temperamentvollen Pferd nähert, beginnt das Tier nach dem Magier zu schnappen und mit den Vorderläufen hochzusteigen.

    Als der Wolf sich nähert, um Beistand zu leisten, läuft es von Panik ergriffen im Galopp in die Weite der Steppe davon.

    Die drei Kriegerinnen fallen in ein nicht enden wollendes, kreischendes Gelächter über so viel Ungeschicklichkeit und über die Ratlosigkeit im Gesicht des Magiers.

    „Es hat mich gesehen, wie ich mit meinem Bogen seinen Herrn getötet habe. Nur deswegen verhält es sich so unbändig", murmelt der Magier und überlegt, wie er mit seinen mentalen Kräften auf die Furcht des Pferdes einwirken könne. Regungslos steht er mit geschlossenen Augen in der Steppe. Die drei Kriegerinnen beobachten mit angespannter Neugierde, auf welchen Wegen der Ungeschickte den Widerstand des Tieres brechen würde.

    „Er wird doch nicht im Stehen einschlafen, spottet Ho, „und womöglich im Schlaf umfallen und sich verletzen, lacht ihre Schwester Ha.

    „Seid doch endlich ruhig!, zischelt die jüngste der drei Schwestern, „Ich bin sicher, er schafft auf seine ruhige Art, was wir nur mit Gewalt erreichen könnten.

    Als die Sonne zwei Handbreiten höher gestiegen ist auf ihrer täglichen Bahn ihrem Zenit entgegen, nähert das Pferd sich dem weiterhin reglos Dastehenden, bleibt schließlich schnaubend, sich vor dem Wolf ängstigend, stehen. Wie auf ein stilles Kommando, weicht der Wolf zurück und das Pferd nähert sich soweit, das der Magier mit der Hand nach ihm greifen könnte – doch er tut es nicht. Gebannt beobachten die drei Kriegerinnen, wie das Pferd schließlich mit seinen Nüstern die Hand des Magiers berührt.

    „Der Wolf kommt zurück, flüstert Kriegerin Ha, „und wird das Pferd wieder verjagen, vollendet Ho den Satz.

    Ganz langsam bewegt der Wolf sich auf den wie versteinert dastehenden Magier und auf das ängstliche Pferd zu, das den Wolf nicht aus den Augen lässt. Nach und nach nähert sich der Wolf Schritt für Schritt dem Pferd, das zitternd dem Raubtier entgegenblickt. Eine Handbreit sind Nüstern und Wolfsnase noch von einander entfernt und der Wolf schiebt sich Fingerbreite um Fingerbreite immer dichter an das zunehmend aufgeregter reagierende Pferd heran. Behutsam lässt der Wolf schließlich seine Zunge über Nüstern und Gesicht des Pferdes fahren und zieht sich langsam wieder zurück. Von einem Augenblick zum nächsten hört das Pferd auf zu zittern, hebt schwungvoll den Kopf in die

    Höhe und ein leises Wiehern unterbricht die atemlose Stille, die wie ein dichter Schleier sich über Pferd, Wolf und Magier gelegt hatte.

    Der Magier öffnet die Augen und seine Hand greift in die lange, weiche Pferdemähne und dann steigt er auf den Rücken des Pferdes, das es willig geschehen lässt.

    „Wir werden gleich unser Kriegslager erreichen, Magier", unterbricht He die beschauliche Stille, in die der Magier in Gedanken versunken gefallen war. Er schien es gar nicht zu bemerken, dass die drei Kriegerinnen ihn Tag um Tag anstarrten, als hätte er seinem Pferd Flügel wachsen lassen und ritte nun durch die Luft dem Lager entgegen.

    „Nun kann er endlich aufhören zu träumen, flüstert Ho, „und sich endlich mit normalen Kriegern unterhalten, ergänzt Ha.

    „Sollen wir vorausreiten, He, ruft Schwester Ho fragend, „und unseren gefangenen Magier ankündigen?, ergänzt Ha die Frage.

    „Ja, fort mit euch. Sagt dem Vater aber nur, dass wir den Magier als unseren Gast mitbringen", lächelt die jüngste der drei Schwestern und als die beiden sich auf den Weg gemacht haben, wendet sie sich noch einmal an den Magier.

    „Die beiden unzertrennlichen schwätzen und plaudern den ganzen Tag, sie teilen alles miteinander. Sogar auf dem Schlachtfeld können sie es nicht lassen, zu schwätzen und zu plappern."

    „Ich bin vom Gefangenen zu deinem Gast geworden. Was bedeutet das?"

    „Das bedeutet, dass ich dir mit meinem Wort für deine Sicherheit bürge. Unsere Krieger sind ein raues Volk, immer gewaltbereit und von unersättlicher Habgier getrieben. Vielen aber gilt die Ehre als Krieger als noch höheres Gut, als Habgier und Reichtum."

    „Warum sollten eure Krieger sich ausgerechnet dir zur Einhaltung deines Wortes verpflichtet fühlen?"

    „Unser oberster Kriegshäuptling, Häuptling Mokk vom Stamm der Raubvögel, hat vier Kinder – einen Sohn, der als nachfolgender Häuptling den Namen seines Vaters führen wird und bis dahin nur ‚Sohn des Mokk’ genannt wird – und drei Töchter, von denen ich die jüngste bin."

    „Hm, brummt der Magier überrascht, „ich glaube nicht, dass irgendetwas dadurch leichter wird – warum sollte ein Vater und Häuptling sich durch das Wort seiner Tochter verpflichtet fühlen…?

    Im Lager der Darr

    Ein in seiner Ausdehnung kaum zu überblickendes System von Zeltreihen – die in ihrer Anordnung lange und breite, sich rechtwinklig kreuzende Wege durch das Kriegslager bilden, bis hin zu kleinen Gängen und Gassen, die sich in alle Richtungen verzweigen – ist erstes Zeugnis eines gut organisierten Militärapparates. Wie vor jedem Kriegszug der Darr, herrscht im Lager bei allen Kriegern ausgelassene Stimmung, wie sie nur aus der Quelle einer unerschütterlichen Siegeszuversicht fließt. Überall sieht der Magier auf großen Plätzen in und um das Kriegslager herum Krieger und Kriegerinnen, beim täglichen Training mit ihren Waffen.

    „Ich beginne zu verstehen, was euch den Ruf der Unbesiegbarkeit eingebracht hat, bemerkt der Magier anerkennend. Neugierig ruht sein Blick auf einer Gruppe von Bogenschützen, die einen Wettstreit auszutragen scheinen.

    „Ist es erlaubt, sich am Bogenschießen der Krieger dort zu beteiligen, Kriegerin He?"

    „Du weißt gar nicht, worauf du dich einlässt, Magier!", versucht He noch zu warnen.

    „Ich weiß sehr wohl, worauf ich mich einlasse, wenn es um das Bogenschießen geht", missversteht der Magier die Warnung und gesellt sich zu den Bogenschützen.

    „Seht euch den Zwerg an, der mit uns in den Wettbewerb treten will! Was ist dein Einsatz, wenn du verlierst?", schreit unter dem Gejohle seiner Kameraden einer der Krieger, dessen Körpermaße allerdings an eine ausgewachsene Eiche erinnern.

    „Ich setze meinen Bogen, dass ich gewinne – seid ihr einverstanden?, fragt der Bogenschütze den Bogen anhebend und das Ziel anvisierend. „Ich ziele nur auf die Hörner der Ziege, die nicht von meiner Hand sterben soll!, ruft er noch, den Bogen spannend. Doch er kommt nicht mehr zum gezielten Schuss. Für den Magier findet der Wettkampf der Bogenschützen ein jähes Ende, als er vom Schlag einer Kampflanze am Kopf getroffen das Bewusstsein verliert und zu Boden stürzt.

    _

    Als der Magier wieder zu sich findet, liegt schon die Dunkelheit einer mondlosen Nacht in der Steppe. An der verbrauchten Atemluft erkennt der Magier, dass er in einem Zelt liegt, das nicht dem geringsten Sternenfunkel Zutritt in das Innere erlaubt.

    Neben sich hört er es schwer atmen, kann aber nicht klar erkennen, ob ein Mensch oder ein größeres Tier die Atemgeräusche verursacht.

    „Bist du es?", fragt er flüsternd und er erschrickt, als eine Frauenstimme antwortet.

    „Ja, ich bin es", piepst es zurück.

    „Wer bist du?"

    „Ich bin deine Frau."

    „Du irrst dich, du bist ein dummes Ding. Du hast dich im Zelt geirrt – ich bin nicht dein Ehemann!"

    „Ich bin nicht dumm und ich habe mich auch nicht im Zelt geirrt – Du bist der Magier! Nach den Gesetzen der Darr bist du jetzt mein Ehemann, der für mich sorgen muss!"

    „Wie heißt du?"

    „Alle nennen mich nur verächtlich ‚Fleischberg’" piepst es zurück. Der Magier begreift sofort.

    „Du bist die dicke Frau, die aus Hohn und Spott vorbeikommenden fremden Kriegern als Frau angeboten wird. Das tut mir leid für dich, aber ich kann mir weder eine dicke noch eine dünne Frau leisten. Habe nicht einmal Zeit für eine Frau."

    „Das nützt dir nichts, die Krieger haben es so beschlossen und Häuptling Mokk hat zugestimmt. Mein Ehemann kann mich verstoßen, wenn ich die Nacht mit einem anderen Mann verbringe. Haben wir nicht die Nacht miteinander verbracht?", piepst es in die Ohren des Magiers.

    „Ist es nicht entwürdigend, so behandelt zu werden, wie du behandelt wirst?"

    „Ich habe mich daran gewöhnt, gedemütigt zu werden, Magier."

    „Könntest du dich auch daran gewöhnen, von deinem richtigen Ehemann mit Respekt behandelt zu werden? Würde dir der Gedanke an Rache schwer fallen?"

    „Wundervoll wäre das, Magier, seufzt die Piepsstimme, „aber mein Ehemann wird nicht nur mich, sondern auch dich verprügeln – du kennst ihn ja schon. Der Krieger, der dir die Lanze auf den Kopf gehauen hat.

    „Na, das trifft sich gut. Mit dem habe ich noch eine Schuld zu begleichen … Weißt du, wer meinen Bogen und mein Pferd an sich genommen hat?"

    „Ja, beides gehört nun Mokk", flüstert Fleischberg.

    „Ich muss jetzt fort", flüstert der Magier der Dicken zu.

    „Du bist doch gefesselt und auch ohne Fesseln könntest du nicht von hier fliehen", flüstert die Dicke.

    „Oh, das hätte ich fast vergessen, lächelt der Magier in die undurchdringliche Dunkelheit, „wäre ich doch fast geflohen, ohne mich vorher zu befreien.

    „Magier!", ruft die Dicke noch, doch der hat das Zelt in der Art eines echten Magiers längst verlassen.

    _

    Vor dem ersten Morgengrauen ist der Magier zurück im Zelt. Geduldig erwartet er das erste Licht des neuen Tages, mit dem auch die Wächter in das Zelt treten würden.

    „Wer hat dir die Fesseln abgenommen?, fragt der Wächter harsch, als er in das Zelt tritt und den Gefangenen ungefesselt erblickt. „Rede, du Hund, oder ich trete dich, dass dir das Blut aus deinem Maul läuft!

    „Wenn du so unhöflich bist, Wächter, dann rede ich gar nicht mit dir. Wenn du mich aber freundlich um meine Erlaubnis bittest, dann darfst du mir auch neue Fesseln anlegen."

    „Warum sollte ich einen gefangenen Hund wie dich um Erlaubnis bitten!, lacht der Wächter, „soll ich dich vielleicht mal mit meiner Lanze kitzeln? Der Häuptling will dich sehen und er hat richtig üble Laune. Ich sage dir, das wird ein Spaß. Ich habe nicht viel Zeit, weil der Häuptling wartet – also lass dir freundlicherweise Fesseln anlegen!

    Der Magier lässt sich erneut in Fesseln legen und der Wächter führt ihn zum Häuptling, dessen böse blitzende Augen allerdings von einer so schlechten Laune zeugen, dass der Wächter ihn kaum anzusprechen wagt.

    Mokk schaut dem Magier eine Weile in das jungenhaft lächelnde Gesicht und fragt ihn schließlich:

    „Trinkst du noch Milch aus deiner Mutter Brust? Du hast den Körper eines Kindes, das Gesicht eines Einfältigen und dein Verstand scheint auch nicht dem eines normalen Kriegers zu entsprechen – was bei allen Steppengeistern hast du in meinem Kriegslager zu suchen?"

    „Nichts."

    „Was heißt nichts? Antworte richtig, sonst lasse ich dich auspeitschen!"

    „Ich suche nichts, was ich schon gefunden habe."

    „Und was hast du gefunden, du Kind?"

    „Nun – dich."

    „Warum hast du mich denn gesucht, du Hund? Wer hat dir erlaubt, nach mir zu suchen?"

    „Ich frage niemanden um seine Erlaubnis – auch dich nicht, Mokk. Wenn du höflich bist, dann mache ich dir aber vielleicht ein Angebot, dass dein Leben und das deiner Krieger retten würde."

    „Was soll das für ein Angebot sein?", fragt der Häuptling ungläubig.

    „Ich besitze etwas, was du dringend benötigst, Mokk, und du verfügst über etwas, das ich ganz gut gebrauchen könnte."

    „Ich weiß, dass du ein gefährlicher Lügner und Betrüger bist – wie alle Feiglinge. Und ganz sicher brauche ich nichts, was im Besitz eines Betrügers und Feiglings ist. Vielleicht mit einer Ausnahme."

    Das jungenhafte Grinsen im Gesicht des Magiers wird immer breiter, bis sich schließlich die weißen blitzenden Zähne zeigen.

    „Ich habe gestern dein Pferd und deinen Bogen an mich genommen. Der Bogen sieht wertvoll aus, taugt aber nichts. Er ist aus einem Holz gemacht, das sich nicht spannen lässt. Selbst dein Pferd sieht edel aus, scheint aber ebenfalls nichts zu taugen, wie ich gestern bei einem Ausreitversuch feststellen musste. Pferd und Bogen täuschen vor, etwas zu sein, was sie nicht sind – und nun sind sie verschwunden. Weißt du, wo meine Sachen geblieben sind?"

    „Erstens sind es nicht deine Sachen, wie du mein Pferd und meinen Bogen nennst, sondern meine, die du zweitens nicht an dich genommen, sondern mir gestohlen hast – obwohl ich doch als Gast zu dir gekommen bin. Deine Tochter He hat sich mit ihrem Wort als Kriegerin für meine Sicherheit verbürgt. Frag sie danach.

    Das Pferd und meinen Bogen habe ich in Sicherheit gebracht. Sie erscheinen hier erst wieder, wenn du mir das Gastrecht garantierst. Dann werde ich dir gerne zeigen, das Pferd und Bogen edler sind, als deine Gesinnung als Räuber es jemals war."

    „Wegen des Ehrenwortes meines dummen und unreifen Kindes, das nicht länger Kriegerin der Darr sein wird, erlaube ich dir, mein Kriegslager zu verlassen.

    Allerdings musst du als der neue Ehemann von Fleischberg dem Krieger, der bis heute Morgen der Ehemann von Fleischberg war, einen Brautpreis entrichten oder so lange ihm als Sklave dienen, bis du deine Schuld beglichen hast."

    „Ich bin einverstanden, Mokk. Ich bitte dich, diesen Krieger mitsamt seiner Ehefrau, die sie ja noch ist, bis der Brautpreis vollständig entrichtet ist, hierher bringen zu lassen, damit ich den Preis aushandeln und schnell bezahlen kann."

    „Wir haben dich genau durchsucht, du Feigling, du besitzt nichts mehr, was für uns von Interesse sein könnte. Aus dir spricht die Angst."

    „Schon vergessen? Ich bin der Gelbe Magier, werde nicht nur so genannt. An meinem Körper befinden sich tausend Verstecke, in denen ich ein Vermögen verstecken könnte.Lass die beiden nur kommen, dann sollst auch du deinen gerechten Anteil erhalten."

    _

    Die Zeit, die die Sonne braucht, um auf ihrem Aufstieg ein Wegstück von zwei Handbreiten zurückzulegen, hatte Mokk als Zeitpunkt bestimmt, zu dem alle Beteiligten sich einfinden sollten, um den Brautpreis auszuhandeln. Eine knisternde Spannung beginnt sich über das ganze Kriegslager auszubreiten. Aus allen Richtungen, aus allen großen und kleinen Zeltreihen, strömen die Neugierigen herbei, um Zeuge erahnter, ungewöhnlicher Ereignisse zu werden. Der große Versammlungsplatz vor dem Zelt des Häuptlings ist schon bald hoffnungslos überfüllt mit Kriegern, die von einer auffälligen Schweigsamkeit ergriffen sind. Und immer noch will der Zustrom der Neugierigen nicht versiegen.

    Der Häuptling, der mit dem klugen Hoggo vor seinem Zelt Platz genommen hat, gibt das Zeichen zum Beginn der Verhandlungen, nachdem er wegen des großen Andranges an Kriegern den Verhandlungsbeginn um weitere zwei Handbreiten der Sonnenbewegung am Himmel verschoben hat.

    „Bringt den Gefangenen, den Besitzer der Frau, die ‚Fleischberg’ genannt wird und natürlich diese Frau selbst!", befiehlt er und als die drei in respektvollem Abstand vor ihm stehen, wendet er sich zunächst an den Magier.

    „Du bist der Magier, sagst du. Erkläre mir doch, was ein Magier ist und warum du deine Fesseln nicht wegzaubern kannst – oder bist du nur ein Lügner und Betrüger?"

    „Ich habe in der vergangenen Nacht genau dies getan, bevor ich unsichtbar durch die Luft reitend mir mein Pferd und meinen Bogen aus deinem Zelt zurückgeholt habe."

    „Und warum hast du bei dieser Gelegenheit nicht die Flucht ergriffen? Auf deinem schnellen Pferd hätten wir dich nicht sobald einholen können!"

    „Es war so dunkel, ich wusste nicht, in welche Richtung ich mich wenden sollte", erwidert der Magier so treuherzig lächelnd, dass einige Krieger laut zu lachen beginnen.

    „Womit willst du den Brautpreis bezahlen, du besitzt doch nichts!"

    „Ich habe ein Pferd und einen Bogen, Mokk, und die Kriegsbeute – eine Anzahl von Schwertern und Pferden."

    „Irrtum, alles gehört schon mir. Das ist das Recht der Steppe – was ich finde, das gehört mir", erwidert Mokk höhnisch.

    „Ich habe in der vergangenen Nacht in deinem Zelt ein Pferd gefunden und einen Bogen mitsamt Köcher – du weißt ja, Mokk, was ich finde, das gehört mir."

    „Ich würde gern von dir wissen, mischt sich Hoggo in das Gespräch, „was du in dieser Gegend zu suchen hast. Du bist doch nicht zufällig hier?

    „Ihr besitzt etwas, was ich dringend benötige – und ich meinerseits besitze etwas, was ihr ebenso dringend benötigt. Darüber werde ich mit euch verhandeln, wenn der Brautpreis einvernehmlich festgelegt wurde."

    „Du weißt, Magier, dass niemand zu den Darr mit leeren Händen kommen darf?"

    „Ich komme nicht mit leeren Händen, Hoggo."

    „Wir haben dich sehr genau durchsucht. Du trägst nichts bei dir, was für uns von Interesse wäre. Zeige mir eines deiner vielen Verstecke an deinem Körper, in denen du angeblich ein Vermögen verstecken kannst."

    „Dazu musst du mir die Fesseln entfernen, wie soll ich sonst in meine Verstecke greifen?"

    „Sogar ich, Magier, der keine magischen Kräfte besitzt, könnte mich selbst von den leichten Fesseln befreien, die wir dir haben anlegen lassen – aber wie du willst", antwortet Hoggo milde lächelnd und winkt einem der Krieger zu, dem Magier die Fesseln zu entfernen.

    „Nun lass uns sehen und staunen", muntert Hoggo den Magier spottend auf.

    Der Magier entledigt sich seiner Oberbekleidung, so dass er schließlich mit freiem Oberkörper vor der Menge der verständnislos ihn anstarrenden Krieger steht. Er fordert Hoggo auf, nach versteckten Gegenständen an den entblößten Körperstellen zu suchen.

    „Es ist nichts versteckt oder offen Daliegendes an deinem Körper zu erkennen!", ruft Hoggo laut und der Magier schließt seine Augen, steht eine Weile regungslos da. Die umstehenden Krieger werden unruhig, beginnen den Magier zu verspotten und auszulachen.

    Seltsam kontrastiert das um sich greifende Gejohle der Krieger mit der augenblicklich einsetzenden Ruhe, die sich bis zur Erstarrung steigert, als der Magier seine rechte Hand in Brusthöhe hebt und sie dann langsam in seinen Leib eindringen lässt. So tief gleitet die Hand des Magiers in seinen Leib hinein, dass sie bis zum Handgelenk darin verschwindet. In die Gesichter der dem Aberglauben der Zeit zutiefst verfallenen Krieger malt das Entsetzen Bilder der Furcht vor dem Unerklärlichen. Selbst der kluge Hoggo und der halsstarrige Mokk wären in diesem Augenblick bereit, alles zu glauben, was der Magier ihnen an Unglaublichem als Wahrheit zu verkaufen gesonnen sein mag.

    Wie den Donnerschlag eines unerwarteten Gewitters in die Lautlosigkeit der Steppe, empfindet jeder der in der Nähe stehenden Krieger die sanfte Stimme des Magiers, der in die Stille hinein leise nach der „Fleischberg" genannten Frau ruft, die ohne die Erlaubnis ihres Ehemannes zu erfragen, sich schnaufend zum Magier begibt.

    „Zeige mir deinen Ehemann", bittet der Magier und die Wohlbeleibte zeigt auf den nur wenige Schritte hinter ihr stehenden, breitschultrigen, ungemein kräftig wirkenden Krieger.

    „Ist er der Krieger, der mir seine Lanze an den Kopf gehauen hat?"

    „Ja, das ist er", piepst die Wohlbeleibte ängstlich.

    „Das nehme ich ihm übel. Geht er mit dir auch so grob um?"

    „Er wird mich wieder verprügeln, wenn ich dir diese Frage beantworte."

    „Möchtest du ihn bestrafen? Oder willst du ihm alle an dir begangenen Schlechtigkeiten verzeihen?"

    „Wie soll ich ihn bestrafen? Er wird sich wehren und mir sehr wehtun."

    „Er soll dich nicht wieder quälen und dich auch nicht aus Hohn und Spott jedem Fremden als Ehefrau anbieten."

    „Ein bisschen Strafe kann nicht schaden, oder?"

    „Du hast Recht, nickt der Magier der Wohlbeleibten freundlich zu. „Ich werde dir dabei behilflich sein. Siehst du den Kristall in meiner Hand?

    „Ich weiß nicht, was ein Kristall ist, Magier, aber wenn du das Ding da in deiner Hand meinst – ja, das sehe ich."

    „Kennst du die Dämonen, die nachts durch die Steppe streifen und manchmal dabei auch Unheil anrichten?"

    „Nein, die kenne ich zum Glück nicht, aber ich habe schon oft von ihnen erzählen gehört."

    „Weißt du, wo diese Dämonen den Tag verbringen, wo sie wohnen, wenn sie nicht in der Nacht durch die Steppe fliegen?"

    „Nein, das kann kein Mensch wissen, Magier. Diese Frage können nur die Dämonen selbst beantworten. Weißt du es vielleicht?"

    „Ja, ich weiß, wo sie wohnen. Sie wohnen an einem Ort, der so unvorstellbar furchtbar ist, dass die Dämonen immer wieder versuchen, aus ihrem Gefängnis für immer zu entweichen. Es ist die schrecklichste, unvorstellbar düstere Hölle, die ganz besonders bösen Seelen und Geistern vorbehalten ist. Dieser glitzernde Kristall in meiner Hand ist der Höllenein- und -ausgang. Manchmal öffnet sich der Hölleneingang ein ganz kleines bisschen und dann kannst du ein kleines Stück weit in die Vorhölle schauen – furchtbar, sage ich dir. Du musst aber nicht erschrecken. Die bösen Geister können dir nicht schaden, solange niemand sie aus ihrem Gefängnis befreit", fügt der Magier lächelnd hinzu, als die Wohlbeleibte erschreckt zurückfährt. Er hält den Kristall in Bauchhöhe vor seinen Körper, löst den Griff seiner Hand von der glitzernden Kugel, die einfach da, wo der Magier sie los gelassen hat, frei über dem Steppenboden schweben bleibt.

    „Sie fällt nicht runter – das kann nur das Werk böser Dämonen sein!", flüstert die Dicke

    erschrocken und ein ungläubiges Flüstern geht durch die Reihen der Krieger.

    „Ja, vielleicht, lächelt der Magier. „Und nun geh zu dem Grobian, der dir doch eigentlich ein liebevoller Ehemann sein sollte. Ergreife seinen Kopf an den Haaren und ziehe kräftig.

    „Ich würde ihm schon gerne mal kräftig an den Haaren ziehen, wie er es schon so oft bei mir getan hat – aber er wird sich wehren!"

    „Versuch es nur. Wenn er sich wehrt, dann kannst du dich ja bei ihm entschuldigen."

    Die Dicke folgt nichts ahnend der Aufforderung des Magiers. Wenig zimperlich ergreift sie das Haupthaar ihres Mannes, der sie schon so lange gequält hat, und zieht mit einem kräftigen Ruck. Ein Aufschrei des Entsetzens geht von der Dicken aus und macht als leises Raunen seine Runde auch bei den rauen Kriegern, als die Dicke nach kräftigem Ruck den Kopf des Kriegers an den Haaren in ihrer Hand hält.

    „Was – was – was soll ich jetzt tun, Magier!, schreit die Dicke verzweifelt, „Ist mein Mann jetzt tot?

    „Nein, er ist nicht tot – noch nicht tot. Beruhige dich und bringe den Kopf hierher zu mir. Wir wollen ihn neben dem Eingang zur Hölle schweben lassen. Dann kannst du dich bequem mit ihm unterhalten und er kann schon einmal die Hölle von innen besichtigen."

    „Nein! Der Kopf wird herunterfallen in den Schmutz", kreischt die Dicke und fleht den Magier an, ihr den Kopf ihres Mannes abzunehmen.

    „Nimm dir einen Zweig und male eine Linie in den Boden, die vom Kopf deines Mannes zu seinem Rumpf führt", bittet der Magier die Dicke, die gehorsam tut, was der Magier von ihr verlangt.

    „Wenn du deinen Mann töten willst, dann nimm ein Messer und kreuze damit die Linie, die du eben mit einem Zweig sehr schön gemalt hast. Bedenke aber, dass sein Tod dann unwiderruflich ist."

    Der Magier wendet seine Blicke jetzt dem Häuptling zu.

    „Mokk, du tapferer Kriegshäuptling der Darr, wenn du mutig genug bist, dann bringe mir jetzt deinen Kopf – sonst hole ich ihn mir."

    „Das wagst du nicht. Meine Krieger werden dich zerreißen, bevor du in meine Nähe kommst!"

    „Ich will deinen Kopf, Mokk. Deine Krieger können es nicht verhindern."

    „Was willst du mit meinem Kopf, Magier?"

    „Reden, nur reden. Du kriegst ihn zurück."

    „Hoggo, flüstert der Häuptling seinem Vertrauten zu, „rede du an meiner Stelle mit diesem Verrückten. Meinen Kopf jedenfalls kriegt der nicht!

    „Sag mir deine Bedingungen, Magier, versucht Hoggo zu vermitteln, „um diesen Wahnsinn hier zu beenden. Wir sehen, dass wir uns in dir geirrt haben.

    „Der Häuptling soll mir das Gastrecht gewähren und mit mir über ein Bündnis reden."

    „Das Gastrecht wird dir gewährt. Bündnisse werden uns in letzter Zeit wiederholt angetragen – das braucht eine gewisse Beratungszeit. Der Häuptling entscheidet nicht allein über Bündnisfragen. Bist du zufrieden?"

    „Fast, mein lieber Hoggo. Ich möchte das Gastrecht auch für meine Freunde, in deren Begleitung ich mich befinde, angewendet wissen."

    „Sag mir, wer und wo deine Begleiter sind, damit ich über die Ausdehnung des Gastrechts auf sie entscheiden kann."

    „Wölfe, fünf Wölfe und ein Raubvogel. Sie werden sich ordentlich benehmen, solange sie nicht angegriffen werden."

    „Kannst du im Gegenzug den Kopf des Kriegers wieder auf seinen Körper setzen? Ich habe längst verstanden, was dein Anliegen ist. Der Krieger wird die Dicke als Frau behalten, keinen Brautpreis fordern und sich auch nicht an der Dicken rächen, mehr liegt nicht drin."

    „Dann sind wir uns einig, Hoggo", stimmt der Magier zu und wendet sich dem Kopf des Kriegers zu:

    „Sag, du Grobian, konntest du in die Hölle der Dämonen sehen?"

    „Ja, antwortet der Kopf, „ich habe die schlimmsten aller Dämonen gesehen und sie haben zu mir gesprochen …

    „Was? Dann siehst und hörst du mehr als ich, du Glücklicher."

    „Lass es gut sein, Magier, und beende diese Folter. Töte mich richtig oder füge meinen Kopf und Körper wieder zusammen."

    „Willst du deinen Mann", wendet sich der Magier an die Dicke, „in einem oder in zwei

    Stücken zurückhaben – es ist deine Entscheidung."

    „Ich will ihn zurückhaben! In einem Stück. So kopflos nützt er mir ja nicht viel."

    „Dann geh hin und füge zusammen, was du zuvor getrennt hast …"

    _

    Es ist ein ungewöhnliches Bild – die fünf Wölfe und der Raubvogel im Kriegslager der Darr. Und so, wie der Magier das Gastrecht genießt, so tun es auch seine wilden Gefährten, die mit soviel Fleisch, wie sie nur verschlingen können gefüttert werden. Doch weigert sich Mokk beharrlich, die Tiere an den gemeinsamen Mahlzeiten mit seinen Unteranführern und seinem Gast, dem Magier, teilnehmen zu lassen.

    Misstrauisch, aber friedlich durchstreifen die Wölfe das Lager, der Raubvogel kreist über dem Lager in der Luft. So ist der Magier stets über alles informiert, was sich im und um das Lager herum oder in der Ferne der Steppe ereignet.

    Nachdem der Magier drei Tage lang das Gastrecht im Lager der Darr genossen hat, nachdem er drei lange Tage geduldig darauf gewartet hat, sein Anliegen dem Rat der Krieger vortragen zu dürfen, ist der Zeitpunkt gekommen, die Dinge anzustoßen, die nur darauf warten, in Bewegung gesetzt zu werden.

    In den späten Abendstunden des dritten Tages, nachdem längst der schwarze Mantel des Totengotts sich über die Steppe gelegt hat, lässt der Rat der Krieger den Magier zu sich kommen.

    Einige niedrig brennende Feuer, mit spärlich vorhandenem Holz und trockenem Buschwerk nur mühsam vor dem Erlöschen bewahrt, verbreiten ein eher unwirklich erscheinendes Zwielicht um die Mitglieder des Rates herum, als Dunkelheit vertreibendes Licht. Wegen des Mangels an Holz und trockenem Buschwerks in diesem Teil der Steppe, liegt das Kriegslager der Darr wie erstarrt in Finsternis eingehüllt.

    „Magier, wir haben dich nach sorgfältiger Überlegung vor den Kriegsrat gebeten, damit du dein Anliegen vortragen kannst, über dass wir dann endgültig abstimmen werden. Ist die Entscheidung dann gefallen und verkündet, so ist sie unwiderruflich. Der Rat der Krieger will dich jetzt befragen. Sage uns als erstes, wer und was du bist!"

    „Ich bin Huang, der Magier. Anderenorts nennt man mich auch anders. Die Gor nennen mich den Bogenschützen."

    „Es wird erzählt, ruft einer der Krieger des Rats, „du seist ein böser Dämon – ist das Wahrheit oder nur der Phantasie entsprungen?

    „Nur der Phantasie entsprungen – ich bin nicht böse."

    „Es wird auch erzählt, du seist der Sohn Huang des Kriegers – wie kannst du da ein Dämon sein?"

    „Kann ich nicht zweierlei oder dreierlei zur gleichen Zeit sein? Ich bin Huang, der Magier, der Bogenschütze und der Sohn Huang des Kriegers und ich bin noch mancherlei mehr."

    „Kannst du zaubern?"

    „Nein, ich bin Magier, nicht Zauberer."

    „Wo ist deiner Meinung nach der Unterschied zwischen Zauberei und Magie?"

    „Ich weiß nicht, ob es Zauberer und Zauberei gibt. Der Magier nutzt nur die Kräfte der Natur, die unser aller Mutter, der Erde, innewohnen."

    „Willst du damit sagen, fragt Hoggo, „dass jeder Krieger Magier sein und jeder diese natürlichen Kräfte der Magie besitzen könnte?

    „Ja."

    „Außer dir kenne ich aber niemanden, der über magische Kräfte verfügt."

    „Du musst die Schätze der Natur sehen und du musst sie ergreifen können. Nur darin besteht die Kunst eines Magiers."

    „Ich sehe, dass du nicht mit leeren Händen vor uns erscheinst. Kannst du mit deinen magischen Spielereien aber auch Krieg führen?"

    „Nein. Aber ich bin in der Lage, euch zu befreien von dem Feind, der für euch unbezwingbar ist."

    „Es gibt für die Darr keine unbezwingbaren Feinde!", ruft Mokk hitzig dazwischen.

    „Du irrst dich, Mokk. Ihr alle irrt euch in eurem Feind, der euch bereits einkreist, ohne dass ihr es bemerkt. Ihr alle seid dem Tod sehr nah. Ihr werdet die Achtbeinigen ohne meine Hilfe nicht besiegen und wenn ihr nicht zur Einsicht kommt, dann seid ihr morgen früh alle tot."

    „Dann erkläre mir, Magier, wie du allein die Achtbeinigen bezwingen kannst, wenn dies, wie du sagst, für die vielen Krieger der Darr schon unmöglich ist!"

    „Mit meinem Kristall, Mokk. Du hast ihn ja schon erlebt."

    „Ich glaube dir kein Wort, Magier. Sag mir, wie dein Trick mit dem Kristall funktioniert. Und vor allem sage mir, warum du unbedingt ein Bündnis mit den Darr willst, wenn du doch alle Feinde mit deinem Kristall bezwingen kannst!"

    „Den Kristall zu benutzen ist nicht nur sehr gefährlich, er fordert für jeden Dienst auch einen hohen Preis."

    „Dann gib ihm, was er verlangt. Sein Preis für ein Bündnis ist sicherlich nicht so hoch, wie es meiner ist. Was macht den Kristall so gefährlich, dass die Furcht davor dich erzittern lässt?"

    „Ich werde langsam ungeduldig, Mokk. Diese letzte Frage will ich dir gern noch beantworten. Danach soll der Rat der Krieger seine Entscheidung treffen. Ich werde dann nicht weiter mit euch verhandeln."

    „So sei es, Magier. Erkläre mir die schrecklichen Gefahren, die uns durch dein kleines Spielzeug drohen."

    „An deinem Spott, Mokk, könntest du heute Nacht noch ersticken. Aber das soll mich nicht weiter interessieren."

    „Nun fang endlich an zu erzählen. Oder weißt du nicht, wo du mit deiner Lügengeschichte beginnen willst?", höhnt Mokk.

    „Ich habe euch schon einmal erklärt, dass dieser kleine Kristall der Ort ist, in dem die bösesten und mächtigsten Dämonen gefangen gehalten werden. Genauer gesagt ist dieser Kristall mehr der Eingang zu den Verließen der furchtbarsten aller Höllen …"

    „Dann sind die gefangenen Dämonen kleiner als neugeborene Kinder und jedenfalls nicht schwer zu besiegen!, höhnt der Häuptling weiter, „Und sehr viele dieser Dämonen passen jedenfalls nicht in deine kleine Glitzerkugel hinein.

    „Du irrst dich immer wieder, Mokk. Die Kugel ist von innen viel, sehr viel größer, als sie es von außen ist. Von innen ist sie von unbegrenzter Größe … Kannst du das verstehen?"

    „Ich – ich glaube, du machst dich über mich lustig. Du riskierst dein Leben, Magier."

    „Keineswegs, Mokk, fährt der Magier fort, „auch ich kann das Innen des Kristalls nicht verstehen. Aber ich will dir gern erklären, warum es so gefährlich ist, sich der Kräfte des Kristalls zu bedienen …

    „Achtet jetzt auf die dicksten Lügen dieses Betrügers!", wendet sich der Häuptling an die Mitglieder des Rats der Krieger, von denen jeder einzelne gebannt den Worten des Magiers lauscht.

    „Um zu verhindern, dass auch nur ein einziges all der bösen Wesen, die in diesem Kristall gefangen sind, jemals entweichen kann, hat der unbekannte Baumeister dieses Kristalls dafür gesorgt, dass der in das Innere der Höllenwelt führende Eingang nur von außerhalb dieser Höllenwelt zu öffnen ist – und er kann nur von innen wieder verschlossen werden! Weißt du, was das bedeutet, Mokk, wenn ich die Pforten der Hölle geöffnet habe?"

    „Es bedeutet, schaltet sich Hoggo in das Gespräch wieder ein, „dass du dich, wenn du die Wahrheit sprichst, selbst in den Kristall begeben musst, um ihn von innen wieder zu verschließen – und dann selbst zum Gefangenen des Inneren der Kugel, der Höllenwelt, wirst. Die magische Kraft des Kristalls nützt dir nichts.

    „Du kommst der Wahrheit recht nahe, Hoggo. Du wirst nicht ohne Grund überall wegen deiner Klugheit gerühmt. Was aber, wenn ich jemanden hätte, der sich freiwillig in diese Höllenwelt begeben möchte – und für mich die Höllentore von innen wieder verschließt?"

    „Dann könntest du genau einmal die magischen Kräfte deines Kristalls nutzen. Wer aber fängt die Dämonen ein, die aus der Kugel in unsere Welt entfliehen werden, wenn du erst einmal die Höllentore geöffnet hast?"

    „Du bist wirklich schlau, Hoggo. Derjenige, der die Höllentore von innen verschließt, der wird dafür sorgen, dass keine ungebetenen Gäste in unserer Welt zurückbleiben. Bist du nun zufrieden?"

    „Eine letzte Frage noch, Magier. Wer ist dieser Jemand, der sich freiwillig in die von dir beschriebene Höllenwelt begeben würde?"

    „Das wirst du sehen, wenn wir uns auf ein Bündnis einigen."

    „Was gibt dir die Sicherheit, dass die Darr nicht wortbrüchig werden?"

    „Jedes Mitglied des Rats der Krieger wird mir etwas von seinem Blut geben, das ich in einem Seelenbeutel an einem sicheren Ort aufbewahren werde. Wenn der Zweck des Bündnisses sich erfüllt hat, dann bekommt ihr den Seelenbeutel zurück und könnt dann wieder tun und lassen, was ihr wollt."

    „Darauf wird sich keines der Ratsmitglieder einlassen. Diese Forderung ist unverschämt."

    „Dann werdet ihr unsere Feinde sein und in diesem Fall ist es besser, wenn ich die Achtbeinigen erst die Darr und Gor vernichten lasse, bevor ich sie mithilfe des Kristalls aus der Steppe entferne."

    „Die Achtbeinigen werden uns hier nicht mehr vorfinden, ruft Mokk wütend. „Im Morgengrauen werden wir das Lager verlassen und dem Feind entgegen ziehen. Wir wissen sehr genau, dass unsere Feinde sich am Hauptlagerplatz der Gor sammeln. Dort werden wir sie angreifen und sowohl die Gor wie auch die Achtbeinigen vernichten. Weil du mein Gast bist, will ich dir auch nicht verschweigen, dass wir danach in deiner Heimat Jagd auf deinen Vater und dann auch auf dich machen werden. Wie ich immer wieder höre, entwickelt sich Huang der Krieger zu einem sehr lästigen Störfaktor für den Kaiser und bald sicher auch für mich.

    „Nun, Mokk, ich will mich auch nicht als schlechter Gast erweisen. Darum teile ich dir höflich mit, dass du deine

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