Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Rot - Die Farbe der Nacht
Rot - Die Farbe der Nacht
Rot - Die Farbe der Nacht
eBook652 Seiten9 Stunden

Rot - Die Farbe der Nacht

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die Zwillingsbrüder Kiran und Alister wurden vor 397 Jahren in Vampire gewandelt. Schon von Anfang an hatte Kiran deutliche Probleme mit der Selbstbeherrschung, wohingegen Alister genau diese als Stärke besitzt. Durch eine Intrige, die Kirans Kontrollproblem ausnutzt, wird ein kleines Mädchen durch sein Blut ebenfalls gewandelt. Und während er noch mit der Schafferbindung zu einem Kind kämpft, lernt sein Bruder eine Werwölfin kennen, die seine Selbstbeherrschung, aber auch die Beziehung zwischen den Zwillingen auf eine harte Probe stellt.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum9. Juli 2014
ISBN9783847697121
Rot - Die Farbe der Nacht

Ähnlich wie Rot - Die Farbe der Nacht

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Rot - Die Farbe der Nacht

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Rot - Die Farbe der Nacht - Gillian Simon

    Widmung

    Dieses - mein erstes Werk widme ich

    Sonya, Sanya, Melanie und Amy

    Ihr habt es verdient - alle vier!

    Vorwort

    Endlich ist mein Buch fertiggestellt. Das Erste, dem hoffentlich noch einige folgen werden. Was lange währt, wird endlich gut, zumindest hoffe und glaube ich daran. Da ich dieses Buch in kompletter Eigenregie geschrieben und überarbeitet habe, möchte ich bitten, kleinere Fehler zu verzeihen. Es ist wirklich nicht einfach, alles rauszuarbeiten, auch wenn man sich noch so sehr bemüht. Dafür reichen auch die sechs Male nicht, die ich den gesamten Text durchgegangen bin. Sollte euch dennoch etwas Größeres auffallen, wäre ich sehr glücklich darüber, wenn ihr mir dies per Mail oder Facebook mitteilt. Auf Facebook findet ihr mich unter Gillian.Simon.Autorin und meine E-Mail findet ihr im Impressum. Sollte euch mein Buch gefallen, lohnt es sich zudem, mir auf Facebook zu folgen. Denn dort poste ich Informationen zu einzelnen Charakteren, die in der Geschichte selber nur angeschnitten werden. Außerdem möchte ich euch in dem Fall bitten, anderen von diesem Buch zu erzählen, denn wir kleinen Autoren sind auf Mundpropaganda angewiesen.

    Vielen Dank und viel Spaß beim Lesen.

    Prolog - Nacht 1

    Ein kalter Wind strich über seine Haut, eine Kälte, die er nicht wirklich wahrnahm. Wie lange wartete er nun schon hier auf dem Dach? Seiner Meinung nach viel zu lange, sein Bruder ließ sich immer viel zu viel Zeit. Der nasse Geruch von Regen lag in der Luft, gemischt mit dem modrigen faulender Blätter. Er seufzte. Nie hätte er sich darauf einlassen sollen, nur konnte er seinem Zwilling seine Hilfe einfach nicht verweigern. Fluchend blickte er hinab, auf irgend ein Zeichen wartend, dass er endlich angekommen war. Warum musste sein Bruder immer so voreilig sein und irgendwelche Aufträge annehmen, ohne sich vorher mit ihm abzusprechen? Immer wieder, und dieses war mit Sicherheit nicht das letzte Mal... Und jedes Mal zog er ihn mit hinein. Lautlos entfernte er sich vom Rand des Daches, lauschte in die Nacht. Vier Herzschläge drangen aus dem Gebäude, auf dem er hockte. An sich hätte er den Auftrag wohl auch alleine ausführen können, doch wollte er seinem Bruder nicht den ganzen Spaß nehmen, außerdem fühlte er sich dem Auftraggeber gegenüber nicht wirklich in der Pflicht, schließlich war nicht er es gewesen, der angenommen hatte, es auch niemals getan hätte, da er es für Schwachsinn hielt. Die Sekunden verstrichen und der Wind nahm zu, zerzauste sein schwarzes Haar und wehte ihm einzelne Strähnen vor die Augen. Verärgert versuchte er sein Haar zu bändigen, das doch ein wenig zu lang war, um absolut pflegeleicht zu sein. Dann endlich hörte er, ein paar Straßen weiter, das Verstummen eines vertrauen Motors und kurz darauf, wie die Tür leise geöffnet und wieder geschlossen wurde. Erleichtert stieß er Luft aus seinen Lungen, ging am Rand wieder in die Hocke, bis er seinen Bruder entdeckte. Ihre Blicke trafen sich kurz, trotz der Entfernung reichte es als Absprache aus und er konnte sich wieder zurück ziehen. Es dauerte nicht lange, bis er hörte, wie die Hintertür splitternd eingetreten wurde, was er als Zeichen nahm, ebenfalls loszulegen. Wie ein Schatten sprang er auf ein Fenstersims ein Stück unter dem Dach, warf prüfend einen Blick in den leeren Raum, bevor er es mit einer schnellen Bewegung einschlug und sich hinein schwang. Die Splitter knirschten leise unter seinen Füßen, was jedoch für einen Menschen kaum wahrnehmbar war, einige waren auch in seine Haut gedrungen, die er sorgsam entfernte und einen kurzen Moment verharrte, während er zusah, wie sich die kleinen Wunden sogleich schlossen. Dann lauschte er, hörte die leisen Schritte seines Bruders, die sich auf die Herzschläge im unteren Stockwerk zubewegten, aber auf dieser Etage war auch einer und wenn ihn nicht alles täuschte... Schnell huschte er die Flure entlang, vorbei an Türen, bis er sein Ziel erreicht hatte. Seine Schritte stockten, seine Hand verharrte für wenige Augenblicke auf der Klinke, ehe er sie langsam hinunter drückte. Das Geräusch der sich öffnenden Tür sorgte dafür, dass das ohnehin schon ängstlich schnell schlagende Herz noch schneller schlug und auch die Atmung beschleunigte sich, wurde stoßartig. Seine Augen erfassten das Mädchen sofort, dass mit an den Körper gezogenen Beinen an der Rückwand des leeren Raumes saß, sich gegen die Mauer in seinem Rücken presste, die Augen geschlossen. Sofort hockte er vor dem Kind, dessen braune, schulterlangen Haare ihm wirr ins Gesicht hingen. Es musste die Anwesenheit des Mannes spüren, denn es presste sich noch enger gegen die Wand, als wolle es mit ihr verschmelzen. Langsam hob er seine Hand, strich behutsam einige Haarsträhnen zur Seite, spürte, wie es unter seiner kalten Berührung zusammenzuckte, sah, wie es sein Lippen aufeinander presste. Wie lange war das letzte Mal her? Sein Bruder, der Auftrag, alles war vergessen, er wollte nur noch sein Blut. Allein die Nähe zu diesem Kind sorgte dafür, dass die Gier seine Zähne regelrecht brennen ließ und sich ein erwartungsvolles Grinsen auf seine Lippen schlich. Ohne das Gesicht des Mädchens aus den Augen zu lassen, griff er nach seiner Hand, spürte die warme Haut unter seinen Fingern, das Rauschen des kostbaren Rots in den Adern. Dass es versuchte, ihm seine Hand zu entziehen, merkte er gar nicht wirklich, während er das Handgelenk des Kindes an seine Lippen führte. Beinahe einem Kuss gleich, durchstießen die Spitzen seiner Eckzähne die zarte Haut, öffneten die Ader. Süßes Blut füllte seinen Mund und er schloss seine Augen, sah dadurch nicht, wie das Kind die seinen aufriss und versuchte die Dunkelheit zu durchdringen. Statt zu schreien presste es seine Lippen jedoch noch stärker aufeinander. Seine Angst drang kaum zu ihm durch, auch wenn er den Geschmack von Adrenalin durchaus wahrnahm. Die Kraft, mit der es versuchte seine Hand seinem Griff zu entwinden, wurde immer schwächer, sein Atem flacher, bis sich irgendwann auch seine Augen schlossen und kurz darauf zitternd seinen letzten Atem aushauchte. Reglos hockte er vor der Leiche, seine Lippen noch immer an dem Handgelenk, doch seine Zähne hatten wieder ihre normale Form. Nur langsam schien der Vampir in die Realität zurück zu finden.

    „Ach, hier treibst du dich herum, Kiran. Dir ist bewusst, dass ich fast drauf gegangen wäre, während du dich hier vergnügt hast?" Der Vorwurf in der Stimme klang mehr als deutlich hindurch.

    Der Hockende riss die Augen auf, warf einen Blick auf das tote Kind vor sich, ehe er sich erhob und in einer fließenden Bewegung umwandte

    „So wie ich das sehe, hast du es doch überlebt. Wo ist dann dein Problem?" gab er grinsend zurück und musterte seinen Bruder.

    „Knapp und nicht dank deiner heroischen Fähigkeit, deine Zähne nicht aus Kindern lassen zu können!"

    „Du übertreibst, Alister, ich weiß genau, wie stark du bist, und dass du die schlechte Angewohnheit hast, dich immer schwächer zu machen, als es eigentlich der Fall ist!"

    Er schnaubte „Du lässt mich im Stich, aber ich übertreibe? seine Augen funkelten wütend seinen immer noch grinsenden Zwilling an „Sag mal, willst du nicht ein Sonnenbad nehmen, das würde dir das dämliche Grinsen vom Gesicht brennen.

    „Nein danke, ich nehme lieber ein Mondbad, ist viel gesünder." wobei sein Grinsen noch breiter wurde.

    Alister verdrehte die Augen, wandte sich dann ohne ein weiteres Wort um und humpelte davon. Erst dadurch fiel Kiran auf, dass das Bein seines Bruders verletzt war. Er konnte kaum noch laufen. Der Vampir warf einen letzten, flüchtigen Blick auf die Leiche des Kindes, dann eilte er ihm hinterher

    „Soll ich dich stützen?"

    „Vielen Dank, für dein verspätetes Hilfsangebot, aber ich muss leider ablehnen, jetzt brauche ich deine Hilfe auch nicht mehr." fuhr er seinen Bruder zischend an und schüttelte wütend seine Hand ab, die dieser ihm auf die Schulter gelegt hatte.

    „Und konntest du wenigstens einen von ihnen beißen?"

    Alister stieß ein trockenes Lachen aus „Das würde dich in deiner Theorie bestätigen, nicht wahr?"

    Kiran verzog die Mundwinkel und zuckte mit den Schultern.

    „Nein, konnte ich nicht! Dank deiner fehlenden Hilfe! meinte er verächtlich „Das einzige Blut, das ich hatte, war das, das an meiner Waffe klebte.

    Wieder musste Kiran grinsen „Also hattest du doch was."

    „Jetzt tu nicht so, als wärst du der Meinung, dass das auch nur annähernd genügen würde! Du weißt, dass ich in der Regel nicht so viel trinke, wie du."

    „Würdest du, hätten wir jetzt dieses Problem nicht."

    „Na, vielen Dank, dass du mich auf dein Niveau hinunterziehen willst."

    Sein Zwilling schnaubte „Tut mir leid, dass ich deinen hohen Ansprüchen nicht gerecht werden kann."

    Dieses Mal erwiderte Alister nichts darauf, an diesem Punkt sollte er nicht weitergehen, er kannte seinen Bruder, wusste warum er so geworden war, und hier jetzt nachzusetzen, würde bedeuten, ihm die Schuld für etwas zu geben, wogegen er seit Jahrhunderten ankämpfte. Wenn man von Kindern absah, klappte es sogar... zumindest halbwegs.

    Ohne von den Zwillingen bemerkt zu werden, huschte eine in schwarz gehüllte Gestalt lautlos in den Raum, den die beiden soeben verlassen hatte und kam kurz darauf mit einem Sack über die Schulter wieder heraus um dann in die entgegengesetzte Richtung zu verschwinden.

    Während die beiden Vampire die Treppe hinunter gingen, lauschten sie auf jedes noch so leise Geräusch. Innerhalb des Hauses herrschte eine Totenstille, die Herzschläge waren allesamt verstummt und hatten eine seltsam anmutende Leere hinterlassen. Abseits des Hauses herrschte Leben. Blätter, die im Wind raschelten, Flügel von Vögeln und Insekten, die durch die Luft schnitten, die Herzschläge von kleineren Tieren und Menschen, die in den Häusern in der näheren Umgebung lebten.

    Beide waren froh, als sie das Gebäude endlich verlassen hatten, der kühle Wind wieder über ihre Haut strich. Aber etwas stimmte nicht, Kiran wurde das Gefühl nicht los, dass sie beobachtet wurden. Suchend ließ er seinen Blick über die Häuser und Bäume gleiten, doch obwohl er alles klar erkennen konnte, war nichts zu entdecken und auch seine Ohren enthüllten nichts Ungewöhnliches. Dennoch – er war sich sicher, dass sein Gespür für so etwas ihn nicht trog und gerade, wenn ihnen wirklich Gefahr drohte, würde er Alister jetzt nicht alleine lassen, nicht mit dem verletzten Bein, denn trotz ihrer Zwistigkeiten, war er immer noch sein Zwillingsbruder.

    „Spürst du es auch?" flüsterte dieser plötzlich so leise, dass selbst Kiran ihn kaum verstehen konnte. Er deutete ein leichtes Nicken an, das jemandem, der ihn nicht kannte, niemals aufgefallen wäre. Ein weiteres Mal strengte er Augen und Ohren an, doch auch dieses Mal enthüllten seine Sinne ihm nichts, was seiner Aufmerksamkeit bedarf hätte.

    Dann schüttelte er resignierend den Kopf „Nichts... aber ich bin dafür, dass wir aufbrechen, du brauchst Blut, frisches und das am Besten schnell."

    Alister zuckte nur mit den Schultern, er wusste, dass sein Bruder recht hatte, sein Bein schmerzte höllisch. Einer der Jäger hatte es geschafft, ihn mit einer Eisenstange zu erwischen. Keine offene Wunde, doch der Knochen war durch und bei der Menge, die er zu sich genommen hatte, würde es lange dauern, bis der Bruch verheilt war. Sehr lange. Wäre die Verletzung nicht gewesen, wäre der Kampf deutlich einfacher gewesen. Humpelnd folgte er seinem Zwilling zu dessen Motorrad, sein Auto würden sie vorerst stehen lassen müssen, mit der Verletzung konnte er es nicht fahren und sein Bruder würde seine Maschine niemals freiwillig in dieser Gegend zurück lassen. Mühsam schwang er sich hinter Kiran, der schon ungeduldig mit dem Gas spielte und sofort losraste, kaum dass er sicher hinter ihm saß. Sobald sie unterwegs waren zog Alister sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer aus seinem Telefonbuch an. Es wurde abgenommen, aber es meldete sich niemand.

    „Sie sind tot, flüsterte er ins Telefon, „aber es waren nur drei anwesend... dann legte er auf und steckte es wieder weg.

    Die Fahrt dauerte länger, als es für gewöhnlich der Fall gewesen wäre, da Kiran einige Umwege fuhr, ehe auf die Autobahn bog und mit Vollgas auf ihre Heimatstadt Iefana zusteuerte.

    Als sie ankamen, war nicht mehr so besonders viel Zeit jemanden zu suchen, aber Alister brauchte frisches Blut, sonst wäre sein Bein am nächsten Abend noch nicht wieder verheilt. Sie hatten Glück, ein paar Meter weiter entfernte sich eine Frau von ihnen. Sofort eilte Kiran ihr hinterher, während sein Bruder schon zu ihrem Haus ging. Mit dem Bein konnte er ohnehin nicht schnell rennen. Ohne zu zögern, fasste der Vampir die Frau am Arm „Komm mit!" Gegen die Macht seines Befehls konnte sie sich nicht wehren und folgte ihm bereitwillig, ohne überhaupt in der Lage zu sein, anders reagieren zu können.

    Alister sah auf die Frau, als sein Bruder mit ihr das Haus betrat „Du hast wirklich eine sehr subtile Art, Frauen anzusprechen."

    Kiran bleckte die Zähne „Wenn es dir nicht passt, kann ich sie auch gleich wieder wegschicken."

    „Nein... es ist in Ordnung... er schloss seine Augen und seufzte „Sie ist ja nur zum Trinken hier.

    Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss, was den gesamten Flur in völlige Finsternis hüllte.

    „Genau, guten Appetit." damit ließ er seinen Bruder mit der Frau alleine und ging in die Küche.

    Der Blick des Vampirs glitt über den Hals der Frau. Seine Zähne kribbelten schon eine ganze Weile und er war froh, nicht mehr länger warten zu müssen.

    „Still..." hauchte er, während er seine Finger über ihre Halsschlagader streichen ließ.

    Obwohl leise gesprochen, hatte dieses eine Wort durchaus einen Befehl beinhaltet und er konnte spüren, wie sich der Geist der Frau panisch dagegen auflehnte. Dann zog er sie schnell an sich, brachte sie dazu, ihren Kopf zur Seite zu legen, so dass ihr Hals frei lag und er seine Zähne in ihre Ader dringen lassen konnte. Er musste mehr nehmen, als er für gewöhnlich getan hätte, sein Körper brauchte das Blut, um sein Bein heilen zu lassen und sie war für diesen Tag seine letzte Gelegenheit dafür.

    Doch irgendwann ließ er sie dennoch los, leckte sich das Blut von den Lippen und flüsterte leise „Geh, vergiss, dass du jemals hier warst..."

    Nur kurz beobachtete er sie, wie sie sich mit emotionslosem Gesicht abwandte und sich zur Tür begab, dann ging er zu seinem Bruder in die Küche, bevor die Tür geöffnet wurde und kurz darauf wieder zu fiel.

    Beinahe liebevoll legte die dunkle Gestalt den Sack ab. Behutsam entfernte sie den rauen Stoff von dem Körper des Kindes. Sie untersuchte die kleinen Einstiche am Handgelenk und entfernte das angetrocknete Blut, dann holte sie ein Spritze. Rotes, flüssiges Blut war in ihr und auf einem kleinen Zettel, der auf das Glas geklebt war, stand der Name „Kiran". Die Gestalt injizierte der Leiche den Inhalt des Spritze. Es würde noch eine Weile dauern, aber dann...

    Nacht 2

    Plötzlich überkam sie ein Hustenreiz, ihre Kehle brannte vor Durst und alles um sie herum schien so laut und intensiv. Ihre Umgebung roch seltsam, doch irgendwie vertraut. Verwirrt schlug sie die Augen auf, blickte sich um. Eine schwache Erinnerung an einen dunklen Raum und ein Piksen an ihrem linken Handgelenk blitzte vor ihrem inneren Auge auf, doch schon verblasste sie, als wäre sie nicht mehr gewesen, als ein Traum. Dieser Raum jedoch, wenn auch ebenso dunkel, war möbliert, und sie konnte es erkennen. Irritiert rieb sie sich die Augen, setzte sich auf. Die Ausstattung wirkte alt, zwar gut gepflegt, aber ein wenig staubig, das Sofa auf dem sie saß, schien genauso alt und war etwas hart, dennoch, alles in allem wirkte der Raum beinahe unbewohnt. Weder auf dem Tisch noch in den Schränken lag offen etwas herum. Vorsichtig erhob sie sich und ging zu den Schränken um irgend ein Anzeichen von Leben zu finden, doch plötzlich spürte sie etwas – eine seltsam vertraute Präsenz. Verwundert wandte sie sich um und zuckte erschrocken zusammen, als sie einen Mann in der Tür stehen sah, der jedoch beim nächsten Wimpernschlag auch schon wieder verschwunden war. Völlig durcheinander starrte sie zur Tür, war sich nicht sicher, ob der Mann nicht doch nur Einbildung gewesen war, sein Bild allerdings, hatte sich ihr eingebrannt. Er war groß gewesen, in ihren Augen beinahe riesig, dabei relativ schmal, mehr war von seiner Statur nicht zu deuten gewesen, da sein weinrotes Hemd jegliche genauere Einschätzung unmöglich machte, dazu trug er eine schwarze Stoffhose. Sein Gesicht... die Lippen waren weder besonders schmal, noch besonders voll, die Nase gerade und nicht zu groß für das ebenfalls schmale Gesicht. Der Blick seiner Augen jedoch war kalt gewesen, dunkelgrün-braune Augen, die zum Teil verdeckt gewesen waren, von Strähnen seines schwarzen Haares, die davor hingen. Ein Blick, der sie jetzt im Nachhinein erschaudern ließ und sie fragte sich, warum sie sich so genau an jede Einzelheit seine Aussehens erinnern konnte. Langsam drehte sie ihr linkes Handgelenk, zwei kleine, runde Narben, die gut zu sehen waren, befanden sich genau über der Schlagader. In genau diesem Moment ging Alister am Wohnzimmer vorbei um zu seinem Bruder in die Küche zu gelangen, zu leise, als dass sie ihn hätte hören können und für ihn war es der falsche Winkel, als dass er sie, ohne zurück zu blicken, hätte sehen können. Kiran stand, mit verschränkten Armen an die Arbeitsfläche gelehnt, in der Hand ein mit Blut gefülltes Glas. Obwohl er, im Gegensatz zu seinem Bruder, kein Experte dafür war, erkannte er durchaus, dass etwas nicht stimmte. Sein Zwilling wirkte verstört, starrte reglos zur Küchentür. Aber genauso reichte sein fragender Blick aus, damit Kiran mit der Hand, in der er das Glas hielt, zur Tür deutete und leise murmelte

    „Im Wohnzimmer..."

    „Was ist im Wohnzimmer?" fragte er, während er sich verwirrt umwandte.

    Das Mädchen hatte sich mittlerweile zur Tür getraut und sah zu ihnen hinüber, als Alisters Blick sie jedoch traf, zog sie sich schnell wieder in den Raum zurück.

    Perplex sah er wieder zu seinem Bruder „Ein Kind? Wie kommt ein Kind in unser Wohnzimmer?"

    Kiran zuckte mit den Schultern „Ich weiß nur, ich habe sie gestern umgebracht..."

    „Also..." er brauchte den Satz gar nicht zu beenden, sein Zwilling nickte auch so schon.

    „Gebunden?"

    Wieder nickte er nur.

    „Du hast ihr nichts gegeben, oder?"

    „Natürlich nicht! Du weißt, wie ich allgemein dazu stehe... und sie ist noch dazu ein Kind!"

    „Aber wie kann es dann sein, dass sie mit deinem Blut verwandelt worden ist?"

    „Woher soll ich das bitte wissen? Ich verstehe ja nicht einmal, wieso sie überhaupt wieder aufgestanden ist, ohne vorher Vampirblut im Körper gehabt zu haben!"

    „Sollte das nicht eigentlich unmöglich sein?"

    „Eigentlich... aber anscheinend ist es doch möglich..."

    „Und was willst du jetzt machen?"

    Wieder zuckte Kiran mit den Schultern „Ich werde Sophie fragen..."

    „Ich meinte eigentlich mit ihr."

    Er presste die Lippen zusammen „Wirklich eine Wahl habe ich doch gar nicht... dank der Schafferbindung."

    Alister musterte seinen Bruder, dann seufzte er „Kommst du damit klar?"

    Sein Zwilling bleckte die Zähne „Sehe ich so aus?"

    Er sah ihm in die Augen. Wenn es nach Aussehen ginge... Würde er ihn nicht so gut kenne, wüsste er nicht, dass die Art, wie er da stand, davon zeugte, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, denn nach außen hin wirkte er kühl und desinteressiert, wie fast immer, seit sie Vampire waren.

    Nach einer Weile wandte Alister den Blick ab, sah in den Flur zurück „Und jetzt? Willst du sie einfach alleine im Wohnzimmer sitzen lassen?"

    „Sie wird es überleben."

    „Trotzdem liegt es in deiner Verantwortung! Immerhin hast du sie umgebracht!"

    Kiran stürzte den letzten Rest Blut hinunter und stellte das Glas hinter sich ab „Als hätte ich mir das ausgesucht! Schließlich habe ich ihr nichts von meinem Blut gegeben!"

    „Musst du sie jetzt deswegen dafür strafen? Sie kann doch überhaupt nichts dafür, dass sie verwandelt worden ist!"

    „Nein, ich aber genauso wenig! er stieß sich von der Arbeitsfläche ab und schob sich an seinem Bruder vorbei „Ich fahre jetzt zu Sophie!

    „Solltest du nicht erst einmal mit ihr reden?"

    „Darin warst du schon immer besser als ich..."

    „Und das heißt? Dass du deine Probleme wieder auf mich abwälzen willst?"doch Kiran war schon aus dem Haus verschwunden und Sekunden später konnte er hören, wie sein Motorrad angelassen wurde und sich kurz darauf rasch entfernte.

    Demnach, blieb es nun an ihm hängen. Seufzend begab er sich ins Wohnzimmer, in dem das Mädchen verschreckt auf einem Sessel saß und zur Tür starrte. Er konnte es atmen hören, etwas, das ihm zuvor nicht aufgefallen war, aber warum auch hätte er die Geräusche in ihrem Wohnzimmer kontrollieren sollen? Während er zum Sofa ging, um sich zu setzen, versuchte er Ruhe auszustrahlen, sein Bruder hätte es deutlich einfacher gehabt, trotz seiner beängstigenden Aura. Warum auch immer, sie war an ihn gebunden, mit seinem Blut verwandelt worden und diese Schafferbindung sorgte dafür, dass sie vor ihm keinerlei Angst hatte, für ihn selber jedoch, galt das nicht. Langsam ließ er sich ihr gegenüber auf dem Sofa nieder, spürte ihren unsicheren Blick.

    „Wo ist der andere?"

    Überrascht sah Alister sie an „Mein Bruder?"

    Das Kind zuckte mit den Schultern.

    „Der wollte mit jemandem reden... also wirst du wohl vorerst mit mir vorlieb nehmen müssen."

    Es antwortete nicht, sondern presste nur die Lippen aufeinander.

    „Keine Sorge, ich werde dir nichts tun..." meinte er seufzend.

    „Aber... ich... er... er hat gesagt... er hat mich umgebracht?" seine unsichere Stimme brach mehrfach während des Satzes.

    Es war klar gewesen, dass es ihr Gespräch in der Küche belauscht hatte, selbst für einen Menschen wäre es auf diese Entfernung, bei offenen Türen gut zu hören gewesen.

    „Sonst wärst du wohl kaum hier." hätte Kiran das Mädchen nicht ausgesaugt, hätte niemals eine Bindung entstehen können, und wäre dem nicht so, hätte er es ohne mit der Wimper zu zucken gänzlich getötet, auch wen es nun einer von ihnen war.

    Wie genau jedoch diese Bindung hatte entstehen können, war die große Frage, denn er glaubte seinem Bruder, wenn dieser sagte, er habe ihm nichts gegeben.

    „Aber... wenn er doch gesagt hat... er hat mich doch umgebracht?"

    „Hat er, so wie Sophie ihn und mich..."

    „Das heißt... ihr seid auch tot?"

    Alister nickte „Streng genommen schon...Und, wenn ich mich richtig erinnere... du hast Durst, nicht wahr?"

    Dieses Mal nickte das Mädchen.

    „Warte hier kurz..." der Vampir erhob sich und ließ es alleine im Zimmer zurück.

    Frisches Blut war zwar besser, aber das würde warten müssen, bis sein Zwilling wieder zurück war. In der Küche füllte er ein Glas mit Blut, kehrte dann zu ihm zurück und stellte es vor ihm auf dem Tisch ab.

    „Was ist das?"

    „Blut."

    Angewidert schob es das Glas von sich weg „Kann ich nicht vielleicht etwas Wasser bekommen?"

    „Ich kann dir welches holen, aber es wird dir nicht schmecken."

    „Bitte!" seine Stimme klang flehend, so dass Alister erneut in die Küche ging um ein zweites Glas mit Wasser zu füllen, das er neben dem ersten abstellte.

    „Hier, bitte." dann setzte er sich wieder aufs Sofa und beobachtete es.

    Dankbar griff es nach dem neuen Glas und trank einen Schluck, was einen neuerlichen Hustenreiz auslöste.

    Würgend schob es das Wasserglas von sich „Das ist doch nie und nimmer Wasser."

    „Natürlich ist es das. Frisch aus dem Wasserhahn. Probierst du jetzt das Blut?"

    Misstrauisch beäugte es die rote Flüssigkeit „Habt ihr nicht noch etwas anderes? Etwas, das besser schmeckt?"

    „Ich kann dir nur Blut aus einem anderen Beutel anbieten, aber ob dir das besser schmeckt kann ich nicht sagen, dafür müsstest du es erst einmal probieren."

    „Hmm..." zögernd griff die junge Vampiress nach dem Glas und roch daran. Der Geruch erinnere kein Bisschen an Blut, er war eher leicht blumig und löste ein ungewohntes Kribbeln in ihren Zähnen aus. Vorsichtig nippte sie daran. Ein seltsam fruchtiges Aroma breitete sich in ihrem Mund aus.

    „Bist du sicher, dass das Blut ist?"

    Alister lächelte „Wir haben nichts anderes im Haus."

    „Aber... es schmeckt fast wie Saft... nur... irgendwie anders."

    „Es gibt Unterschiede, das wirst du mit der Zeit noch merken. Und so ist es natürlich kein Vergleich zu frischem, warmen Blut.. Es reicht gerade mal aus, um zu überleben, aber dir würde immer etwas fehlen. Um allerdings mit deinem jetzigen Dasein gut klarzukommen, wirst du noch einiges lernen müssen und dir dabei zu helfen ist eigentlich die Aufgabe meines Bruders."

    „Warum?"

    „Weil er dich getötet hat. Du müsstest die Bindung eigentlich spüren."

    „Ich... Ich habe etwas gespürt, als er mich angesehen hat..."

    Ruhig sah er sie an „Und jetzt?"

    Das Mädchen schüttelte mit dem Kopf „Es ist weg..."

    Ein leichtes Grinsen huschte über Alisters Gesicht „Das meine ich gar nicht. gab er zwinkernd zurück „Du müsstest eigentlich spüren können, wie er sich entfernt.

    Nachdenklich blickte sieh ihn an, horchte in sich hinein und versuchte auf das zu achten, was er meinte. Tatsächlich war da dieses Gefühl, das etwas wichtiges immer weiter weg war.

    „Ja..." flüsterte sie und versuchte den Schauer zu verbergen, der sie überlief.

    Um nicht näher darauf einzugehen, hielt es ihm das leere Glas hin „Kann ich noch etwas haben, bitte?"

    So oder so, sie hatte noch immer Durst, so wie das Gefühl, noch mehr zu brauchte.

    „Sicher." er nahm beide Gläser mit in die Küche, goss das Wasser in den Ausguss und füllte das andere wieder auf, dann kehrte er zu dem Mädchen zurück und gab ihm das frisch gefüllte Glas, ehe er sich wieder auf seinen Platz setzte und ihm schweigend dabei zusah, wie es sofort daran nippte. Die Kleine war viel zu jung verwandelt worden und das auch noch mit dem Blut seines Bruders, der dafür nicht einmal annähernd die richtige Person war. Sie würde damit klar kommen müssen, ob Kiran ihr dabei jedoch angemessen helfen würde, wagte er zu bezweifeln.

    Erst nach einer Weile meinte er, wobei seine Stimme etwas nachdenklich klang „Nun, da du durch die Umstände wohl bei uns bleiben wirst, wäre es wohl ganz angebracht, deinen Namen zu erfahren..."

    „Saskia. sie nahm einen letzten Schluck aus ihrem Glas, das damit schon wieder leer war „Und ihr?

    „Ich heiße Alister und mein Bruder Kiran."

    „Wohnt ihr hier zusammen?"

    Er nickte „Nur wohl nicht mehr lange... aber jetzt komm erst mal, dann zeige ich dir zumindest schon mal, wo du schlafen kannst."

    Sie nickte und folgte ihm dann in die obere Etage. Das Zimmer, in welches er sie führte, war recht klein und spärlich eingerichtet. Ein großes Bett stellte den Hauptteil der Einrichtung dar, daneben stand ein kleiner Nachttisch und an der Wand, neben einer schmalen Tür, stand eine kleine Kommode.

    „Hier wirst du vorerst bleiben können. Es ist nicht groß, aber fürs Erste ausreichend. Hinter der kleinen Tür ist eine Toilette, die wirst du aber wohl nicht brauchen. Zum Duschen musst du dann ins große Bad, das ist unten."

    Die fröhlich geblümte Tagesdecke passte nicht wirklich in das sonst so dunkle Zimmer. Die schweren, roten Samtvorhänge waren zugezogen, so dass kein Licht von draußen eindringen konnte. Er beobachtete sie dabei, wie sie sich mit neugierigem Blick in dem Raum umschaute und dabei jede Tür und Schublade öffnete. Alisters Nähe verunsicherte sie noch immer. Lieber wäre es ihr, wäre sein Bruder bei ihr. Irgend etwas sagte ihr, dass es so nicht richtig war, dass Kiran bei ihr sein sollte. Auch wenn sie Zwillinge waren, was nicht zu übersehen war, fehlte das vertraute Gefühl, dass sie gehabt hatte, als er sie angesehen hatte... nur dann kam ihr wieder in den Sinn, wie er sie angesehen hatte und erneut lief ihr ein Schauer über den Rücken. Dazu war er einfach abgehauen, ohne auch nur ein Wort mit ihr geredet zu haben. Nun kümmerte sich sein Bruder um sie, allerdings konnte sie nicht einschätzen, ob das nun gut oder schlecht war. Kurz hielt sie inne, dann schob sie diese Gedanken schnell wieder zur Seite und widmete sich erneut der Untersuchung ihrer neuen Bleibe. Das Zimmer enthielt keinerlei persönlichen Gegenstände, war aber sauber, obgleich es wohl nur sehr selten oder gar nicht genutzt wurde. Sie war sich nicht sicher, ob es eine angemessene Unterkunft war, aber ihr blieb keine Wahl, sie musste lernen, sich in ihrer neuen Welt zurecht zu finden, und wo sonst hätte sie hingehen sollen? Hier zu sein allerdings, fühlte sich seltsam an. Kirans Aussage darüber, dass er sie umgebracht habe, das Blut, das eher nach Saft denn nach Blut schmeckte und all die neuen Eindrücke, Geräusche, Gerüche. Es kam ihr vor, als würde das alles sie überfluten.

    Seufzend beendete sie ihre Inspektion und ging zu Alister hinüber „Kannst du mir noch etwas zeigen?"

    „Den Rest des Hauses, für alles andere ist mein Bruder verantwortlich. Und diese Aufgabe werde ich ihm sicher nicht abnehmen."

    Kiran trat aufs Gas. Er würde denjenigen erwischen, der ihm das eingebrockt hatte. Einen neuen Vampir zu erschaffen war nichts, was man einfach so aus einer Laune heraus tat, dafür war die Bindung zu stark, die Verantwortung zu groß, die man damit übernahm. Er selber hatte nie vor gehabt überhaupt jemals jemanden zu verwandeln. Nun war ihm diese Entscheidung abgenommen worden, irgendwer hatte ein Kind an ihn gebunden. Für einen Erwachsenen konnte es schon schwer sein, mit seinem neuen Dasein klar zu kommen, für ein Kind gab es noch andere, zusätzliche Hürden, ganz davon abgesehen, dass sie auf ewig ihr kindliches Äußeres behalten würde und mit den daraus resultierenden Schwierigkeiten würde klar kommen müssen. Nur, wie und warum war sie überhaupt verwandelt worden? Als er sie in dem Raum hatte sitzen sehen, war ihr Geruch rein menschlich gewesen. Seiner Einschätzung nach war sie bis dahin noch nie in der Nähe eines Vampirs gewesen, geschweige denn, dass sie das Blut eines solchen im Organismus gehabt hätte, wobei es genau genommen sogar sein eigenes hätte sein müssen, denn die Bindung war da, er konnte sie deutlich spüren. Eine Bindung, die nur entstand, wenn der Vampir, der sein Blut gab auch das Blut desjenigen nahm, dem er es gegeben hatte. Aber dann war sie, obwohl sie gestorben war, ohne Vampirblut im Körper gehabt zu haben, was an sich schon eine Verwandlung unmöglich machte, bei ihnen wieder aufgewacht. Das Ganze deutete darauf hin, dass ihr Versteck bekannt war und das war alles andere als gut. Sie würden umziehen müssen, mal wieder, doch es war nötig, um ihren Wohnort geheim zu halten. Was ihn verstörte war, dass derjenige, der sie verwandelt hatte, an sein Blut gekommen sein musste, ohne, dass er es bemerkt hatte, denn Vampire gehörten nicht unbedingt zu den freiwilligen Blutspendern. Und die Kleine? Bei ihr war ungewöhnlich, dass sein Biss nicht vollständig verheilt war. Weder sein Bruder, noch er selber hatten Narben von Sophies Biss zurückbehalten, denn bei einer normalen Verwandlung verheilten die Einstiche sofort, sie aber hatte zwei kleine, rote Narben von seinen Zähnen zurückbehalten.

    Ohne merklich langsamer zu werden, durchfuhr er das große, gusseiserne Tor, das aufschwang, sobald er in seine Nähe kam. Sophie wusste immer, wenn er kam, und auch er spürte ihre Präsenz, alt und stark. Er parkte seine Maschine auf einem der zum Anwesen gehörenden Stellplätze und betrat das große Gebäude. Bis auf einige Diener, die sich bei seiner Ankunft schnell zurück zogen, war die große Eingangshalle verlassen, wie meist. Ein Großteil derer, die sich hier aufhielten, befanden sich im Salon, manche aber auch in der Bibliothek, oder ihren Zimmern. Er selber bevorzugte es, abseits dieser Räumlichkeiten zu leben. Nicht nur aufgrund der Diener, die eine ständige Herausforderung für ihn darstellten, sondern auch, wegen der Anderen, insbesondere einer einzelnen Vampiress. Um das allerdings nicht auch noch herauszufordern, beeilte er sich, zu Sophies Büro zu kommen, der Ort, an dem er sie spürte und an dem sie sich meist aufhielt. Da sie ohnehin wusste, dass er kam, machte er sich gar nicht erst die Mühe, anzuklopfen. Seine Erschafferin saß hinter ihrem Schreibtisch. Die langen blonden Haare waren zu einem Zopf geflochten, der ihr locker über die Schulter fiel. Mit ihren eisblauen Augen musterte sie ihn kurz.

    „Kiran, schön dich zu sehen. Was verschafft mir die Ehre eines deiner seltenen Besuche?"

    „Ich hab ein Problem."

    Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen „Wie sollte es auch sonst sein? Grundlos tauchst du ja nie hier auf... Also, was hast du?"

    „Ein Kind."

    Irritiert blickte sie ihn an „Ein Kind? Ich dachte du wolltest nie jemanden verwandeln."

    „Habe ich auch nicht!" gab er zurück und presste dann die Lippen aufeinander.

    Sie wusste, er versuchte wieder einmal, seine Gefühle zu verbergen, kalt zu wirken, doch er war so aufgewühlt, dass selbst sie es noch deutlich spüren konnte.

    Ein leiser Seufzer drang über ihre Lippen „Also, was ist passiert?"

    „Wir waren gestern in Rean um diesen bescheuerten Auftrag von deinem tollen Freund zu erfüllen..."

    „Beruhige dich bitte! Ich weiß, dass du aufgebracht bist und von Anfang an dagegen warst. warf sie in seine kurze Pause ein, was ihn dazu brachte, die Zähne zu blecken, bevor er weitersprach „Jedenfalls war sie dort in dem Haus... und du weißt, dass ich mich bei Kindern nicht zurückhalten kann... seine Stimme klang resigniert.

    Nachdenklich sah sie ihn an, ein Kind an solch einem Ort konnte vieles bedeuten. Es konnte zu den Jägern gehören, oder sich ohne deren Wissen dort versteckt haben.

    „Also hast du sie getötet." stellte Sophie fest.

    Kiran zuckte mit den Schultern „Was nichts besonderes wäre... wäre sie nicht heute Abend bei uns auf dem Sofa wieder aufgewacht... und wir haben sie sicher nicht dort hingelegt."

    „Sie ist mit deinem Blut verwandelt worden?"

    Er nickte „Gegeben habe ich ihr allerdings nichts... und sie roch auch nicht so, als hätte sie mein Blut schon im Körper gehabt, als ich sie dort gesehen habe..."

    „Das klingt ja beinahe so, als wäre sie dort absichtlich von jemandem platziert worden, der einen Weg gefunden hat, eine Verwandlung durch das Verabreichen von Blut nach Eintritt des Todes, durchzuführen!"

    „Daran habe ich auch schon gedacht... Nur wie? Und wer außer Nicolai und uns wusste überhaupt, dass wir zu der Zeit dort sein würden?"

    Seine Erschafferin schüttelte mit dem Kopf „Das ist schwer zu sagen... du weißt, dass selbst wir nicht vor Spionen gefeit sind, und er hat den Auftrag ja auch nur weiter gegeben, da explizit nach euch gefragt worden ist. Wenn, dann müsste es derjenige gewesen sein, der um die Vermittlung dieses Auftrages an euch gebeten hat."

    „Und du glaubst nicht, dass er selber etwas davon wusste?"

    „Nein... vor allem glaube ich nicht, dass er wissentlich einem anderen Vampir so etwas antun würde. Aber selbst unter diesen Umständen, wirst du wohl kein Wort über seine Kontaktperson aus ihm heraus bekommen. Er war schon immer sehr diskret, das hat ihn damals sogar das Leben gekostet... Und ich weiß bis heute nicht, wer ihn zuvor von seinem Blut hat trinken lassen. Das und die Umstände seines Todes haben ihn zu einem der wenigen ungebundenen Vampire gemacht, weswegen er diese Seite gar nicht kennt. Ohnehin sind seine Erfahrungen mit der anderen Seite der Schafferbindung wesentlich dramatischer und der eigentliche Grund dafür, dass ich nicht glaube, dass er so etwas tun würde..."

    „Und was sind das für Erfahrungen, dass sie dich so sicher machen?"

    „Tut mir leid, das werde ich dir nicht erzählen. Es ist seine Geschichte und nur er hat das Recht dazu!"

    Kiran stieß ein leises Knurren aus „Dann fang doch gar nicht erst damit an! dann seufzte er „Das heißt allerdings, dass die Kleine unser einziger Anhaltspunkt dafür ist...

    Seine Erschafferin nickte „Vielleicht kann sie dir helfen, wenn ihre Erinnerung zurückkehrt, irgend etwas muss sie ja wissen. Aber als erstes werde ich dafür sorgen, dass ihr eine neue Bleibe bekommt, nach diesen Ereignissen möchte ich euch so schnell wie möglich da raus wissen. Und... Kiran?"

    Er hatte sich eigentlich gerade zum Gehen wenden wollen, sah sie nun aber doch wieder an.

    „Wenn du die Zeit finden solltest, würde ich mich freuen, wenn du sie mir mal vorstellen würdest."

    „Ja ja..." er klang gereizt und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Sophie zuckte zusammen, als die schwere Tür laut hinter ihm ins Schloss fiel.

    Er war wirklich schwierig geworden, jedoch konnte sie ihm sein Verhalten nicht verübeln, denn wirklich zufriedenstellend war ihr Gespräch für ihn nicht gerade verlaufen.

    Ohne sich noch einmal umzudrehen begab er sich wieder zu seinem Motorrad, froh darüber, dass er keinem der anderen über den Weg gelaufen war. Er wusste, dass sich die geschäftige, alte Vampiress gleich daran machen würde, alles Nötige für den Umzug in die Wege zu leiten. Er selber konnte nichts weiter tun. Natürlich brannten die Fragen immer noch in ihm und er war sich absolut nicht sicher, ob Sophie mit ihrer Einschätzung richtig lag, zumindest was den Teil anging, ob Nicolai es getan haben könnte, oder nicht. Erst einmal wollte er aber nun dem Mädchen noch ein Armband besorgen, um die Narben zu verdecken, und dann nach Hause. Auch wenn er es nie gewollt hatte, hatte er doch genügend Verantwortungsgefühl, das Kind nicht komplett im Stich zu lassen und es würde frisches Blut benötigen. Konserven hatte es schon bekommen, darüber war er sich sicher, denn seine Präsenz fühlte sich ein wenig besser an, doch ersetzten diese niemals die Kraft und Energie von frischem, lebendigen Blut. Allein der Gedanke daran, ließ seine Zähne kribbeln und zeigte ihm, dass er ebenfalls welches brauchen konnte. Rasch schwang er sich auf seine Maschine, raste in Richtung Innenstadt, um seine Besorgung zu erledigen. Glücklicherweise war Herbst und so war es, dank der frühen Sonnenuntergänge, nicht all zu schwer, noch einen Laden zu finden, der noch geöffnet hatte und Armbänder verkaufte. Er suchte sich ein etwas breiteres aus, von dem er nach Augenmaß befand, dass es der Kleinen passen müsste. Es war nicht ganz billig, aber Geld sollte das geringste Problem sein. Der Verkäufer lächelte ihn vielsagend an, als er bezahlen wollte.

    „Eine gute Wahl, ihre Liebste wird begeistert sein! Soll ich es als Geschenk einpacken?"

    „Nein danke." Kiran bleckte die Zähne zu etwas, das nicht einmal entfernt an ein Lächeln erinnerte.

    Gereizt nahm er das bezahlte Armband entgegen, steckte es in seine Hosentasche und verließ den Laden. Nach all den Jahren machte ihn Geruch und Geräusche von fließendem Blut noch immer nervös, wenn er versuchte sich zu beherrschen. Blut, das von einem lebendigen Herzen durch den Körper gepumpt wurde, auch wenn es leicht unregelmäßig schlug, wie das von dem in die Jahre gekommenen Herren hinter der Theke. Rasch kehrte er zu seinem Motorrad zurück, um nur Sekunden später in Richtung ihres Hauses zu rasen.

    Er stellte sein Motorrad in die nun leere Garage. Sie würden das Auto noch zurückholen müssen, aber derzeit hatten sie andere Sorgen. Leise Stimmen waren aus der Küche zu hören. In erster Linie die seines Zwillings, ruhig und erklärend, aber auch die Stimme des Mädchens war zu vernehmen, zart, leise, unsicher und fragend. Er blieb im Türrahmen stehen und beobachtete die Beiden, wissend, dass sie ihn beide bemerkt haben mussten, sie ignorierten ihn jedoch. Kiran räusperte sich, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

    „Ach, lässt du dich auch nochmal blicken? Ich habe heute gar nicht mehr mit dir gerechnet." Alister klang sehr trocken und hielt es auch nicht für nötig sich umzudrehen, also wandte er sich an das Mädchen.

    „Ich hab dir etwas mitgebracht. Vorsichtig zog er das Armband aus seiner Tasche und ging zu ihr rüber. „Gib mir mal deine Hand. als sie ihm die Rechte hinstreckte schüttelte er mit dem Kopf, „Die andere bitte."

    Sie streckte ihm die linke Hand hin und beobachtete, wie er ihr behutsam das Armband überstreifte und so hin schob, dass die beiden kleinen Narben nicht mehr zu sehen waren. Als ihr auffiel, was sein Ziel war, blickte sie ihm ins Gesicht und er lächelte sie an, zumindest versuchte er es, doch mehr als ein schiefes Grinsen brachte er nicht zustande, was Saskia zum Lachen brachte.

    „Als Entschuldigung dafür, dass ich vorhin einfach abgehauen bin."

    „Ähm... danke? „Ich heiße übrigens Kiran.

    Sie nickte „Das hat dein Bruder schon erzählt."

    Er warf seinem Bruder einen flüchtigen Blick zu, der verdrehte die Augen und verließ die Küche. „Und du?"

    „Saskia. Aber... Wo will er hin?" Sie folgte dem verschwindenden Vampir mit ihren Augen.

    Kiran zuckte mit den Schultern, „Er ist zwar mein Bruder, und wir haben auch durchaus gewisse Kräfte, aber hellsehen oder Gedanken lesen gehört nicht dazu."

    Er musterte sie. Ihr Alter brachte durchaus auch Vorteile mit sich. Kinder lernten schneller, waren neugieriger und allgemein offener für ihre neue Existenz. Wie gut sie es jedoch wirklich aufnahm, würde sich zeigen, sobald ihre Erinnerung zurückkehrte. Er selber war damals beinahe durchgedreht. Nicht, weil Sophie ihn zu einem Vampir gemacht hatte, sondern wegen dem, was sie dadurch zurückgelassen hatten. Auch Alister hatte darunter gelitten, doch ihm war es deutlich leichter gefallen, als seinem Bruder. Allerdings hatte ihr neues Dasein ihnen auch neue Möglichkeiten eröffnet und im Laufe der Jahre hatte er es geschafft, sich mit den meisten Dingen zu arrangieren. Nur die Unfähigkeit das Sonnenlicht zu ertragen, störte ihn immer mehr. Es ging dabei nicht um Licht, elektrisches Licht tat durch seine Helligkeit in den Augen weh und ohnehin konnten sie in völliger Finsternis noch besser sehen als ein Mensch an einem sonnigen Tag. Es war das angenehme Gefühl auf der Haut, die Wärme der Sonnenstrahlen an einem schönen Tag, was er vermisste und worauf er als Vampir verzichten musste. Seiner Meinung nach dennoch, ein sehr geringer Preis für das, was er dadurch gewonnen hatte.

    „Hat Alister dir eigentlich schon etwas gezeigt?"

    Sie nickte, „Das Haus!"

    Er musste lachen, dieses Mal wirkte es etwas ehrlicher, als sein fehlgeschlagener Lächelversuch. „Nein, das meinte ich nicht. Ich meinte bezüglich deiner neuen Kräfte."

    Saskia schüttelte den Kopf.

    „Nun gut, trink dein Glas leer und ich zeig dir etwas. Nur eine Kleinigkeit, die jedoch dein Leben retten kann."

    Ein warmes, vertrautes Gefühl überkam sie, als er sich erhob und ihr die Hand reichte. Sie fühlte sich geborgen und absolut sicher, ein Gefühl, das sie bei seinem Bruder nicht verspürt hatte, obwohl er von Anfang an freundlich zu ihr gewesen war, während Kiran einfach abgehauen war, ohne überhaupt mit ihr geredet zu haben. Nun führte er sie in den Garten. Am Himmel waren ein paar Sterne zu sehen, jedoch kein Mond. Ob er nun schon untergegangen, noch nicht aufgegangen war oder ob sie Neumond hatten wusste sie nicht, nur dass er nicht zu sehen war und sie trotzdem so gut sehen konnte, als wäre es helllichter Tag. Fragend blickte sie zu ihm hoch. Sein Blick war auf einen weit entfernten Punkt gerichtet, den sie nicht bestimmen konnte.

    „Schließ die Augen und konzentriere dich auf das, was an deine Ohren dringt."

    Sie zögerte, sah ihn unsicher an, tat dann aber doch, wozu er sie aufgefordert hatte. Das Gewirr an verschiedenen Geräuschen kam ihr mit einem mal noch lauter vor, als es anfangs der Fall gewesen war und was ihr Gehirn schon beinahe vollständig weg gefiltert hatte. Nun aber, nach Ausschluss des Sehsinns, schien ihr der Lärm wieder äußerst präsent.

    „Ich weiß es ist laut... flüsterte er plötzlich dicht an ihrem Ohr „Aber versuche, dich auf einzelne Dinge zu konzentrieren. Wir sind in der Lage ziemlich genau den Ursprungsort auszumachen, auch über größere Entfernungen hinweg und selbst kleine Unterschiede sind gut zu erkennen. So ist es uns möglich, Menschen am Klang ihrer Herzschläge auseinander zu halten.

    Fasziniert hatte sie seinen Worten gelauscht, wollte aber nun, wo er schwieg um ihr die Gelegenheit zu geben, diese Fähigkeit auszuprobieren, dieses auch tun. Doch anstatt dass sie ihre Sinne auf eines der lauten Geräusche, die aus dem Garten zu ihr drangen zu konzentrieren, lenkte sie ihre Konzentration auf Kiran, der direkt hinter ihr stand. Er war so nah bei ihr, und sie erwartete seinen Atem zu hören, seinen Herzschlag, oder rauschendes Blut, aber alles war still. Sie spürte seine Nähe, wie einen schützenden Umhang der sie umgab, aber diese absolute Abwesenheit von Geräuschen des Lebens jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Ihre Atmung stockte, dadurch fiel ihr auf, dass diese das einzige Geräusch war, was sie selber verursachte und erst jetzt wurde ihr bewusst, was seine Worte bedeuteten – die Worte, dass er sie umgebracht habe. Mit einem Mal begann sie zu zittern. Die Hände, die sanft und leicht auf ihren Schultern lagen drückten kurz zu und lösten sich dann. Sofort drehte sie sich um und hielt sich an ihm fest, während sie schluchzte. Tröstend legte er seine Arme um sie. Er spürte ihren Schmerz stärker als er je vermutet hätte und sie es sich derzeit vorstellen konnte. Sie war nun sein Kind und er würde versuchen sie vor allem zu beschützen, auch wenn er sich noch immer fragte, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Er ließ ihr Zeit, er wusste genau, dass das nötig war. Auch ohne die Erinnerung an ihr altes Leben, gab es zu viele Dinge, die ein junger Vampir begreifen und mit denen er klar kommen musste. Die Tatsache, nicht mehr zu leben, war eine davon, eine andere, dass ihre Beute nun Menschen waren, deren Leben sie bei der Nahrungsaufnahme zwar verschonen, aber auch auslöschen konnten und nicht immer war es möglich, die Kontrolle zu behalten – etwas, das er selber gut genug, eigentlich schon zu gut, kannte. Als sie sich langsam wieder beruhigte atmete er auf. Zum Glück würde sie seine Gefühle niemals so stark und intensiv wahrnehmen, wie er die ihren.

    „Wir sollten erst einmal reingehen und dein Gesicht waschen." meinte er leise.

    Sie sah ihn fragend an, „Wieso? Ich möchte es doch nochmal versuchen." tapfer kniff sie die Lippen zusammen.

    „Später, erst einmal müssen wir dafür sorgen, dass du nicht mehr so furchterregend aussiehst." er zwinkerte ihr zu und wischte mit dem Daumen eine ihrer Tränen weg um ihr seinen roten Finger zu zeigen.

    „Oh, tut mir leid... traurig blickte sie auf sein Hemd, das nun einige, rote Flecken aufwies „Ich habe dein Hemd ruiniert! Das wollte ich nicht...

    „Mach dir nichts draus, was meinst du, wie oft wir Blut aus unseren Klamotten waschen müssen? Die Farben sind schon mit Bedacht ausgewählt worden. Aber nun komm, wir müssen doch dafür sorgen, dass du wieder ansehnlich bist. Sie folgte ihm ins Bad und er nahm einen Waschlappen um ihre rot verschmierten Augen zu säubern. „Unsere Tränen sind wohl einer der wenigen Nachteile an unserem Dasein, meinte er gedankenverloren, „wenn wir nicht aufpassen, können sie uns verraten. Aber ich bin sicher, dass es dir mit der Zeit gelingen wird sie zu verbergen."

    Saskia nickte stumm, während sie im Spiegel beobachtete, wie nach und nach das Rot aus ihrem Gesicht verschwand. „Ich bin so blass, wird das wieder weg gehen?"

    „Es sollte ein wenig besser werden, wenn du regelmäßig Blut trinkst, am Anfang allerdings ist es völlig normal. Aber zum Jagen kommen wir später, vorher darfst du noch ein wenig üben. Er wischte eine letzte, rote Strieme weg „So, nun können wir wieder in den Garten, wenn du magst, ich hatte das Gefühl, dass dir das Lauschen recht leicht fiel.

    „Ja, es war nur..."

    Er winkte ab „Ich weiß was los war, mach dir darüber mal keine Sorgen, an diesen Gedanken, wirst du dich schnell gewöhnen. Aber geh bitte schon mal vor, ich will nur noch kurz mit meinem Bruder reden."

    Sie nickte und lief los, es schien, als sei sie unnatürlich glücklich, als sie zur Hintertür hüpfte um sich wieder auf die kleine Terrasse zu stellen. Kiran sah ihr einen kurzen Moment zu, dann ging er zu Alister, der im Wohnzimmer auf dem Sofa saß und gerade den Hörer wieder auflegte.

    „Hat sie schon was gefunden?"

    Sein Bruder nickte, „Morgen Abend, sobald die Sonne unter gegangen ist, geht es los. Jetzt würde die ganze Aktion etwas knapp werden."

    Kiran nickte, „Dann werden wir nachher noch unsere Sachen packen müssen."

    Sein Bruder musterte ihn, „Was ist los mit dir? Du wirkst so ruhig und entspannt!?"

    „Tu ich das?"

    Alister nickte und sein Zwilling seufzte „Lass mich raten, es ist alles nur Fassade für die Kleine, nicht wahr?"

    Der Zwilling zuckte mit den Schultern „Vielleicht..." und verschwand wieder zu ihr in den Garten.

    Saskia stand mit dem Rücken zur Tür und lauschte in die Nacht hinein. Kiran spürte ihre Freude, die wie eine leuchtende Aura um sie lag, aber auch die Angst die dahinter verborgen war. Er trat zu ihr und legte ihr wieder eine Hand auf die Schulter.

    „Ich will dir noch etwas zeigen. Etwas, das noch wichtiger ist als dein Gehör. Schließe wieder deine Augen, versuche aber dieses mal auch die Geräusche auszublenden, verlass dich ganz auf dein Gespür. Versuch erst einmal meine Position zu orten und dann versuchen wir etwas Schwereres."

    Er huschte an eine uneinsichtige Stelle im Garten und wartete. Er schaute ihr zu und fühlte ihre Enttäuschung. Sie spürte wohl seine Nähe, konnte aber seine Position nicht genau ausmachen. Also trat er wieder zu ihr und drückte mit seinen Daumen sanft auf ihre Schläfen, während er versuchte sie geistig an die Hand

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1