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Opa ist tot-Briefe an meine Tochter
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Opa ist tot-Briefe an meine Tochter
eBook109 Seiten1 Stunde

Opa ist tot-Briefe an meine Tochter

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Über dieses E-Book

Unerwartet und plötzlich drängt sich der Tod ins Leben und verändert alles. Stirbt der nächste Angehörige, werden Koordinaten außer Kraft gesetzt, die bis dahin Bestand gehabt haben. Dennoch: Das Erleben des Sterbens des Vaters führt zur Gewissheit, dass es kein Ende gibt. Und mehr noch: Es gibt eine Geborgenheit der Seele in einer unendlichen Liebe, die uns trägt von Anbeginn, die uns nie verlässt, nicht eine Sekunde unseres Daseins, das mit dem Ablegen des Körpers kein Ende findet. Gott ist, und Seine Liebe ist unendlich.

Ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe, spricht der Herr: Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. Ich will erscheinen, wenn ihr mich ruft; ich erhöre euch, wenn ihr zu mir betet. Sucht ihr mich, so werdet ihr mich finden. Ja, ich lasse mich von euch finden, wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht. Jer 29, 11-14
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum7. Apr. 2016
ISBN9783741801556
Opa ist tot-Briefe an meine Tochter
Autor

Hubertus Tigges

1983-1988 Studium der Germanistik, Geschichte und Judaistik an der FU Berlin; 1992 Abschluss des Promotionsverfahrens in Germanistik; freiberuflich als Autor, Lektor und Heiler tätig.

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    Buchvorschau

    Opa ist tot-Briefe an meine Tochter - Hubertus Tigges

    Für die Lebenden, für die Toten

    Hubertus Tigges

    Opa ist tot – Briefe an meine Tochter

    Sonntag, 17. Februar 2013

    Montag, 18. Februar 2013

    Dienstag, 19. Februar 2013

    Mittwoch, 20. Februar 2013

    Donnerstag, 21. Februar 2013

    Freitag, 22. Februar 2013

    Samstag, 23. Februar 2013

    Sonntag, 24. Februar 2013

    Montag, 25. Februar 2013

    Dienstag, 26. Februar 2013

    Opa ist tot – Briefe an meine Tochter

    copyright 2014/2016 Hubertus Tigges

    Druck und Verlag: epubli GmbH Berlin

    www.epubli.de

    Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Lk, 23,46

    „GIB IHNEN LIEBE!"

    Opa ist tot - Briefe an meine Tochter

    Sonntag, 17. Februar 2013

    Mein liebes Kind!

    Gestern hat mich mein Bruder aus den USA angerufen und mir mitgeteilt, dass dein Opa in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Am Freitag hat er plötzlich starke Bauchschmerzen bekommen. Nachdem die Wärmflasche und diverse Kräutertees, die deine Oma ihm verabreicht hatte, nichts gegen die Schmerzen ausrichten konnten, hat eine Nachbarin meinen Papa zum Arzt in die Nachbarstadt gefahren. Der beschloss, ihn sofort in ein Krankenhaus bringen zu lassen. Dort wurde sein Magen untersucht. Aber damit war alles in Ordnung. Doch dann haben die Ärzte festgestellt, dass dein Opa eine Bauchspeicheldrüsenentzündung hat. Nachdem er sich immer schlechter fühlte, erkannte das behandelnde Personal, dass er sofort auf die Intensivstation eines anderen Krankenhauses gebracht werden muss. Dort wird er seitdem betreut. Zu der Bauchspeicheldrüsenentzündung ist nun auch ein akutes Nierenversagen gekommen, das den Ärzten einiges Kopfzerbrechen bereitet. Die Nieren haben eine wichtige Aufgabe im Körper. Sie filtern das Blut, ihre Funktion besteht in der Ausscheidung von Endprodukten des Stoffwechsels.

    Die Situation ist sehr ernst, hat ein behandelnder Arzt zu meinem Bruder gesagt. Diese Nachrichten trafen mich gestern vollkommen unvorbereitet und machen mir große Sorgen. Ich kann das alles nicht verstehen. Dein Oma ist vollkommen aufgelöst. „Mit einem Mal ist alles vorbei!", sagte sie unter Tränen. Dein Opa und deine Oma sind seit 54 Jahren verheiratet. 54 Jahre. Das ist eine sehr lange Zeit.

    Aber dein Opa ist stark. Er ist zwar schon 85 Jahre alt, doch als wir vor wenigen Wochen am 1. Januar seinen Geburtstag feierten, machte er einen sehr vitalen Eindruck. Er arbeitete Tag für Tag im Freien, sägte Holz, kümmerte sich um das Schaf, das im Stall darauf wartete, Lämmer zu bekommen. Bei Wind und Wetter war er draußen. Wenn er sich allzu lange im Haus aufhalten musste, wurde er unruhig.

    Um 7.30 Uhr bin ich heute mit der Fähre zum Festland gefahren. Mein Weg führt mich auf der A 23 in Richtung Hamburg, dann auf der A 7 nach Hannover. Von dort geht es weiter auf der A 2 in Richtung Dortmund. Jetzt ist es 13.15 Uhr, und ich mache eine Pause auf der Autobahnraststätte Brunautal. Ich fühle mich schlecht, sehr angespannt, unruhig. Von einer Stunde auf die andere brechen Koordinaten zusammen, die in meinem Leben bisher Bestand gehabt haben, an denen ich mich ausrichten konnte. Ich warte auf einen Anruf der Nachbarin, die mit deiner Oma in das Krankenhaus gefahren ist, in dem dein Opa behandelt wird. Als das Handy klingelt, zucke ich zusammen. „Es sieht nicht gut aus, sagt die Nachbarin. „Die Nieren arbeiten nicht, und die Bauchspeicheldrüsenentzündung kriegen die Ärzte auch nicht in den Griff. Es ist mit dem Schlimmsten zu rechnen. Das Schlimmste – das ist der Tod! Irre!, denke ich. Das ist doch vollkommen irre!

    Ich rase über die Autobahn. Das Auto ist noch nie so oft mit 160 Stundenkilometern gefahren. Zwei- oder dreimal beschleunige ich den Wagen auf 180. Immer wieder fange ich an zu weinen. Dann schreie ich. Ich schreie: „Neeeiiiinnnn!" Ich schreie so laut ich kann. Ich will die Krankheit deines Opas wegbrüllen. Ich will den Tod wegschreien. Es ist mir egal, wie schnell der Tank des Autos leer ist. Ich will zu deinem Opa. Ich rufe die Nachbarin an, sage ihr, dass ich zunächst nachhause komme und nicht, wie ursprünglich geplant, direkt ins Krankenhaus fahre. Zuhause – das ist dort, wo ich aufgewachsen bin, dort, wo deine Oma und dein Opa immer noch leben. Das ist das Haus, das dein Opa 1956 gebaut hat. Ich verabrede mit der Nachbarin, dass wir gemeinsam in das Krankenhaus fahren.

    Um sechzehn Uhr fünfzehn erreiche ich das Haus deiner Großeltern. Deine Oma hat ein verweintes Gesicht. Am Samstagabend hat sie ein Arzt von der Intensivstation angerufen und ihr gesagt, dass das Leben deines Opas noch in dieser Nacht vorbei sein könnte. Das hat sie natürlich sehr mitgenommen. Die ganze Nacht habe sie kein Auge zutun können, sagt sie.

    Das hätte sich der Arzt auch ersparen können, denke ich. Es hätte gereicht, wenn er meinen Bruder oder mich angerufen hätte, um uns mit dieser Nachricht zu konfrontieren.

    Ich koche mir eine Tasse Kaffee, setze mich an den Küchentisch und erwarte, dass mein Papa jeden Augenblick zur Tür hereinkommt. Das ist das seit drei Jahrzehnten Gewohnte. Ich kann mich immer noch nicht in diese Situation finden. Dein Opa war zwar im Verlaufe seines langen Lebens einige Male im Krankenhaus, aber da ging es nie um Leben oder Tod.

    Eine halbe Stunde später kommt die Nachbarin, die als Küsterin für das katholische Pfarramt arbeitet, zur Tür herein. Ihre Tochter begleitet sie. Das Mädchen war am Sonnabend viele Stunden bei deiner Oma. Ich bin sehr dankbar für diese Hilfe. Gelebte Nächstenliebe ist das. Die Anwesenheit der Nachbarin und ihrer Tochter nimmt der Situation für den Augenblick die Schwere. Es wird nicht trübsinnig geschwiegen, stattdessen vergeht die Zeit mit Reden und, ja, auch mit Lachen.

    Die Unterhaltung verebbt auch nicht während der Fahrt ins Krankenhaus. Die Nachbarin lenkt ihren Wagen über Straßen, die so schmal sind, dass wir auf den Rasenstreifen fahren müssen, um entgegenkommenden Fahrzeugen Platz zu machen. Der Weg, sagt sie, ist kürzer als der über die B 1.

    Schließlich erreichen wir Unna, eine Stadt, in der ich seit Kindertagen nicht mehr gewesen bin. Früher, das heißt, vor annähernd vierzig oder fünfundvierzig Jahren, fuhren deine Großeltern mit meinem Bruder und mir regelmäßig einmal im Monat hierher, um einzukaufen. Ich habe kaum eine Erinnerung daran, lediglich das 10er-Pack Schokolade ist mir im Gedächtnis geblieben, das im Einkaufswagen lag. Die Parkplatzsuche erweist sich als mühsames Unternehmen. Rund um das Krankenhaus gibt es kaum freie Plätze, aber nach einigem Herumfahren werden wir doch fündig.

    Ich fühle mich unwohl. Ich weiß nicht, was mich erwartet. Ich habe eine ungefähre Vorstellung von einem kranken, im Bett liegenden Mann. Aber das ist kein „normaler" Krankenbesuch. Intensivstation bedeutet, dass der Mann oder die Frau, die hier untergebracht sind, einer besonderen Betreuung bedürfen, dass sie eingehender und aufmerksamer beobachtet und behandelt werden müssen.

    Im Eingangsbereich des Krankenhauses werden die Besucher aufgefordert, sich die Hände zu desinfizieren. In Nordrhein-Westfalen erreicht die diesjährige Grippewelle ihren Höhepunkt. Es wäre fatal, wenn wir deinen Opa durch unachtsames Verhalten auch noch mit einem Grippeerreger anstecken. Wenn der Körper schon so geschwächt ist, muss alles getan werden, um ihn nicht noch mehr zu belasten, und so ist es besser, sich einmal mehr die Hände zu desinfizieren als einmal zu wenig.

    Wir gehen zu den Fahrstühlen, fahren hinauf zur Intensivstation. Die Nachbarin drückt auf einen silberfarbenen Klingelknopf neben der Durchgangstür. Nach einigen Sekunden hören wir eine Stimme: „Ja, bitte? – „Frau Tigges möchte zu ihrem Mann, sagt die Nachbarin. – „Einen Moment. Ich lese, dass es zwei Sprechzeiten für Angehörige und Besucher gibt: morgens von 10.30 bis 12.00 Uhr, abends von 17.00 bis 19.00 Uhr. Nach einigen Minuten wird die Tür geöffnet, und ein Pfleger von außergewöhnlicher Körpergröße lässt uns hinein. Links des Ganges liegen die Zimmer, in denen die Patienten medizinisch versorgt werden. Ich folge der Nachbarin, die mich zu dem Raum führt, in dem dein Opa untergebracht ist. Als ich den Menschen sehe, der dort in seinem Bett liegt, erschrecke ich. Das soll mein Papa sein? Das Gesicht aschfahl, die Wangen tief eingefallen, die Haare strähnig und grau, aus dem geöffneten Mund dringen verzweifelte Atemgeräusche. Ich schaue meine Mutter an. „Er schläft, sagt sie.  „Weck ihn mal auf!, fordert sie mich auf, „damit er erkennt, dass du da bist. Unmöglich, denke ich, das ist nicht Papa. Er kann sich nicht innerhalb von drei Tagen so verändert haben. Dann höre ich die erlösenden Worte der Nachbarin: „Das ist nicht Alois." Gott sei Dank!, denke ich und verlasse das Zimmer. Die Küsterin fragt eine

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