Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Treffpunkt Brunnen: Eine wirre, politische und inakzeptable Gesellschaftssatire
Treffpunkt Brunnen: Eine wirre, politische und inakzeptable Gesellschaftssatire
Treffpunkt Brunnen: Eine wirre, politische und inakzeptable Gesellschaftssatire
eBook437 Seiten6 Stunden

Treffpunkt Brunnen: Eine wirre, politische und inakzeptable Gesellschaftssatire

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Alkoholiker und Drogenabhängige treffen, ohne wenn und aber, aufeinander. Trotz Armut und Perspektivlosigkeit wird versucht, dem Leben auch die guten Seiten abzugewinnen. Ein zweifelhafter Psychiater, mit zweifelhaften Methoden wird argwöhnisch in die Mitte der Betroffenen zugelassen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum9. Sept. 2014
ISBN9783847611011
Treffpunkt Brunnen: Eine wirre, politische und inakzeptable Gesellschaftssatire

Mehr von Jacques Varicourt lesen

Ähnlich wie Treffpunkt Brunnen

Ähnliche E-Books

Humor & Satire für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Treffpunkt Brunnen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Treffpunkt Brunnen - Jacques Varicourt

    Vorwort

    Viele werden sich jetzt fragen: Ein vierter Teil, eine vierte Satire von Jürgen Stobbe, ja gibt`s denn das? Wo sind wir denn? Ja, das gibt es durchaus! Ich glaube es ist auch notwendig, obwohl ich bei der Stippvisite noch anders formuliert habe, aber, was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Es ist, mein Weiterschreiben, mein Fortfahren, eine Art von Beobachtung „vor Ort auf die Veränderungen im gesamten Deutschland, wenn nicht sogar in der ganzen Welt, insbesondere aber im Hamburger Stadtteil: Harburg. Mag es den beunruhigten Leser auch verwundern, dass nach: Der Villa, dem Parcours d`amour, der Stippvisite, dass nun auch noch der: „Treffpunkt Brunnen kommt, so ist es doch, nach meinem Empfinden, auch „reizvoll eine Tetralogie zu schreiben. Vor allem, wenn man bedenkt, was einige zeitgenössische Schriftsteller so daherkrakeln und mit ihren Werken zu keinem Ende finden, obwohl sie ständig ein „letztes Mal ankündigen und dann doch, des lieben Geldes wegen, einen Rückzieher machen...

    Am Brunnen in Harburg tauchten im Jahre 2007 Individuen auf, die dort eigentlich gar nicht hingehörten, weil sie sich nur noch gehen ließen. Der Suff hatte sie niedergestreckt, dahingerafft – viele waren im Laufe der Zeit „matschig im Kopf geworden, sie erzählten von früher, von guten Zeiten, von Erfahrungen und Werten, von Überfluss sowie sozialer Absicherung. Aber wie lebenswert war das Leben noch für die, die sich jeden Tag ein bisschen mehr aufgaben, es teilweise sogar genossen: Sich im Selbstmitleid zu ergehen? Winselnd siechten sie vor sich hin und freuten sich jeden Winter auf den Sommer, und wenn der Sommer zu verregnet war, ja, dann freuten sie sich auf den Winter, weil der, aufgrund von globaler Erwärmung, gar nicht mehr so kalt war. Bianca meine treue Maus verstand häufig nicht, warum ich mich am Brunnen in Harburg inspirieren ließ, doch ich musste mir neue Märkte erschließen, ich durfte nicht im Abseits stehen, denn das wäre grundsätzlich falsch gewesen. Ein Künstler braucht sein Publikum, er, also ich, schreibt- und beschreibt am liebsten wirkliche, lebendige Vorbilder, die dann mit Spitznamen versehen werden, damit die eigentlich „Gemeinten sich auch selber wieder erkennen.

    Ich muss zum Thema Harburg sagen: Harburg ist einer der intensivsten Stadtteile der Hansestadt. Nirgendwo sonst in Hamburg trat, in den Jahren 2007 und 2008, Wahnsinn, Verwirrtheit sowie Irrsinn, in einer derartigen Größenordnung auf, als dass man diese Faktoren übersehen konnte. Und ich war mal wieder mittendrin, - umgeben von zwielichtigen: Dealern, Drückern, Pillenfressern, Kiffern, Koksern und alten Saufnasen, die das Bild des Stadtteils prägten, vielleicht sogar, durch ihre regelmäßige Anwesenheit, beeinflussten, denn auch die regionale Presse war auf sie aufmerksam geworden.

    Die Neuen

    Der eigentliche Anlass für mich, nach langem hin und her, eine erneute Satire zu schreiben, hatte natürlich einen kulturpolitischen Hintergrund, was sonst? Man könnte das auch mit dem Wort: Geldknappheit, von vorneherein auf den Punkt bringen... Ich erwähne das hier an dieser Stelle deshalb, weil ich im Vorwort nicht zu weit in das Maß aller Dinge greifen wollte, schließlich wohne ich mit Bianca und den Kindern immer noch in Ottensen, somit beobachte ich, wenn ich das Gesehene zu Papier bringe - aus der Ferne, aber ich schaffe mir, so wie man das von mir gewohnt ist, auch vor Ort (Hamburg-Harburg), einen natürlichen, direkten Einblick in die Materie „Mensch"... oder, was man sonst so darunter versteht.

    Nun denn, um die „neuen Mitglieder einer verkorksten Gesellschaft in Harburg näher zu beschreiben, muss man auf die „Altbewerten zurückgreifen, z. B. auf Weinbrand-Ossi, der uns allen wohlbekannte, weiß bärtige, sexuell verwirrte, bisweilen hinterhältige Frührentner mit einem Hang zur Eifersucht und zu selbst gestopften Zigaretten. Täglich machte er am Brunnen, der sich im Übrigen im Umbau befand, seine Runde; hierbei die rot gesoffenen Augen mit einem bleichen Schimmer belegt, der nicht mehr zu übersehen war. Seine weltberühmte, schwarze Lederjacke trug er nach wie vor mit Stolz, ebenso seine Jeanshose, die er mehrfach eigenhändig geflickt hatte. Ja, und wenn ihm die Blase drohte zu platzen, nach einer gewissen Menge Alkohol, stellte er sich, wie etliche andere auch, vor irgendein Gebüsch, holte seine Wurzel raus und pisste einfach drauf los; vieles war ihm egal geworden im Laufe der Jahre, er hatte seine Werte minimiert, er hatte darüber hinaus den Lebensabend übergangslos erreicht. Die Neuen verstanden ihn nicht richtig, vermutlich „überhaupt nicht, ihn, der ebenso wie Veronika (auch Toiletten-Vera genannt), einer völlig anderen Zeit angehörte, die noch gar nicht so lange her war. Es war kein Generationskonflikt, nein, es war mehr so eine Art von Meeting! „Alkohol trifft auf „Alkohol und Droge. - Nicht leicht zu verstehen für Sie, meine Lieben Leser, nicht wahr? Aber dennoch, wenn man intensiv darüber nachdenkt: Über die Formulierung im vorangegangenen Satz, dann ist es durchaus plausibel „wie es gemeint ist, ohne dass man näher darauf eingeht. Da tauchten also am Brunnen plötzlich und unerwartet eine Vielzahl von Menschen auf, die mir unbekannt waren, die man jedoch einschätzen konnte, weil sie nicht nur sich selbst präsentierten, sie sabotierten sich auch gegenseitig. Da waren Leute die mich beinah täglich um 40 Cent anbettelten, damit sie sich mit Billig-Bier versorgen konnten. Es waren Menschen die in staatlichen Unterkünften untergebracht waren, die aber dennoch regelmäßig ihre Zeitungen lasen, um nicht völlig zu verblöden. Hatte bei vielen auch schon so eine Art von Intelligenz- sowie Sozialverhaltens-Rückgang eingesetzt, waren nicht wenige der Meinung: Bin ich auch nicht mehr ein vollwertiges Mitglied der Hartz IV Gesellschaft, so will ich doch zumindest teilhaben an dem Informationsfluss der mich täglich mit Neuigkeiten umspült. Ich will damit sagen, dass nicht „jeder Asoziale und Drogenabhängige automatisch an Gehirnschrumpfung litt, nein, es gab Ausnahmen, Ausnahmen die sich in „eigenen Cliquen befanden. Die „einen soffen bis zum Abwinken, die „anderen nahmen harte Drogen sowie Tabletten und sie neigten bisweilen zu einer totalen Verwirrung, vorwiegend, wenn sie auf Entzug waren, ja dann wurden sie unberechenbar, dann kamen alte Hassgefühle in ihnen hoch, oder sie übertrieben in allen Variationen die man sich vorstellen kann, sie verdrängten ihre Minderwertigkeitsgefühle und sie liefen zur Negativ-Hochform auf. Aber mit wem haben wir es denn nun ganz konkret zu tun? Die folgende Kurzbeschreibung wird Ihnen, meine Lieben Leser, einen Einblick verschaffen, so dass Sie schon einmal vorab, für sich selber, entscheiden können, in wie weit der- oder die Genannte sich in eine zweigeteilte Gesellschaft integriert hatten.

    Als da wären:

    1. Trizi Tütenbrei (Spitzname: Der Wackel-Dackel)

    Gebürtige Kielerin, Drogen- u. tablettenabhängig, sie war einst in der Fußgängerzone in Kiel mit einem Küchenmesser, als 14jährige, Amok gelaufen, sie lebt nun nach erfolglosen Psychotherapien in Hamburg. Trizi feiert regelmäßig Joseph Goebbels seinen Geburtstag und schreibt endlose Gedichte über Adolf Hitler sowie Heinrich Himmler. Ihre Ärzte stufen sie als: Unheilbar geistesgestört ein. Sie ist aber, trotz dieser niederschmetternden Diagnose ihrer Ärzte, „gerne" am Brunnen, sie findet dort den Halt den sie sucht, um sich selber zu verwirklichen - erzählte sie mir einmal. Regelmäßig klaut sie in Harburgs Fußgängerzonen: Handtaschen, Parfum sowie alles andere, was sie unter ihre gierigen, lackierten Finger bekommt.

    2. Jens Blatthaus (Spitzname: Der Besamer)

    Er trägt seit seinem 16ten Lebensjahr ein Gebiss, das nicht richtig passt und ihn beim Sprechen behindert, darum kann man ihn teilweise kaum- bis gar nicht verstehen, wenn er sich zum aktuellen Zeitgeschehen äußert. Er ist nach eigenen Angaben Vater von 41 Kindern, 10 davon leben, zusammen mit ihm, in seiner 2 ¹/² Zimmerwohnung. Die Kinder leiden unter ständigem Läusebefall. Er ist angeblich Hepatitis C geimpft, Jens mag Softpornofilme aus den 70igern und hasst Kreuzworträtsel, weil er nichts mit den Fragen anfangen kann... und warum man in die Kästchen Buchstaben einfügen muss, damit sich ganze Wörter ergeben, auch „das" begreift er nicht. Zurzeit ist er 1 Euro Jobber, außerdem hilft er ehrenamtlich bei der Harburger Tafel, er stiehlt dort heimlich abgelaufene Lebensmittel und verkauft sie dann an seinen besten Freund: Heiko Sadorowski.

    3. Heiko Sadorowski (Spitzname: Der mit der Mütze)

    Schwerst-Alkoholiker, Junkie, ständig Hunger auf abgelaufene Lebensmittel die schon so ein bisschen riechen. Er hat zusammen mit Jens Blatthaus seinen Sonderschulabschluss bei einem Bekannten gemacht, der angeblich Lehrer ist. Heiko ist vorbestraft – darunter leidet er, jedenfalls behauptet er das. Vorbestraft ist er u. a. wegen Sodomie und Onanierens vor religiösen Einrichtungen. Auch seine Kinder leiden unter ständigem Läusebefall. Er trägt für gewöhnlich eine Schirmmütze, schulterlange, verfilzte Haare und beginnt jeden Satz mit: Ach, ja, äh...

    4. Bahama-Thomas (zweiter Spitzname: Jeans-Jacken-George)

    Jeansjacken- und Grob-Cordhosenträger. Er isst zum Frühstück Eiswürfel, die er zuvor mit Kräuterlikör beträufelt hat, ferner mag er Schwarzbrot mit frisch geschlagener Schlagsahne. Darüber hinaus ist er ein ehemaliger: Schildkrötenjäger, Löwenjäger, Türsteher sowie Stereoanlagenverleiher. Außerdem kann er in endlosen Monologen vom Bermuda-Dreieck erzählen, daher auch sein Spitznahme: Bahama-Thomas. Er steht auf Parteitagsfilme von Leni Riefenstahl und ist ein fanatischer Damen-Fußball-Fan. Er trinkt nur eiskaltes Dosenbier, bis er Magenkrämpfe bekommt und anschließend kotzt. Seine Lebensmittel stiehlt er, vorwiegend Cornedbeef, Schwarzbrot und Schlagsahne, regelmäßig im Laden der Eltern von: Martin Wagenknilch.

    5. Martin Wagenknilch (Spitzname: Der Kokser)

    Abitur mit Auszeichnung bestanden! Nach eigenen Angaben Professor für: Politik, Medizin, Rechtswissenschaften, Physik, Raumfahrt und Erforschung der Kontinentalplattenverschiebung. Darüber hinaus: Von adliger Abstammung, Fremdenlegionär, Kriegsberichterstatter in den beiden Golfkriegen sowie Duzfreund von George Bush, Helmut Kohl, Claudia Roth und Angela Merkel, ferner Sonderbeauftragter der Bundesregierung in außenpolitischen- und sexuellen Fragen. Martin schwört jeden Tag aufs Neue, dass das alles die „volle Wahrheit" ist.

    6. Kai Tee (Spitzname: „KLK, oder auch: Kakerlaken-Konrad")

    Stand mehrfach wegen unerlaubten Riesen-Kakerlaken-Züchtens vor Gericht. Er ist Kokain-, Heroin und Schmelzkäse abhängig. Wuchs in Heimen für verwahrloste Jugendliche auf, bedrohte ständig die Lehrer mit einem gestohlenen Elektroschocker. War immer wieder verwickelt in ungeklärte- sowie unerlaubte: Riesen-Kakerlaken-Züchtungen. Wurde bundesweit, teilweise sogar weltweit deswegen gesucht, gekrallt wurde er jedoch nie, weil er immer wieder Unterschlupf in Zoohandlungen fand.

    7. Daimler-Dieter (zweiter Spitzname: Der Hanfpapst)

    Klaut Autos in Deutschland und verkauft sie in Polen an Polen. Ferner besorgt er für Jens Blatthaus und Heiko Sadorowski säckeweise Entlausungspulver für deren Kinder, weil das Zeug in Polen billiger ist. Raucht drei Kilo Hasch im Monat, plant eine Beratungsstelle für sexsüchtige Frauen zwischen 18 und 48 am Brunnen in Hamburg-Harburg. Hatte sich vergeblich von der SPD als Bürgermeisterkandidat für Hamburg aufstellen lassen. Daimler-Dieter besitzt eine Wohnung in Amsterdam direkt über einem Coffee-Shop. Außerdem sammelt er Haschpfeifen, die er hegt und pflegt... er soll sogar mit ihnen sprechen und sie abends mit ins Bett nehmen wird behauptet.

    8. Gichtkrallen-Bernd (zweiter Spitzname: Hitlers Helfer)

    Ehemaliger, ungelernter Maschinenschlosser. 5 mal im Knast wegen Banküberfällen, aber auch wegen auffälligen Triebverhaltens im Alltag. Trinkt bis zu 30 Dosen Bier am Tag. Sein bester Freund: Martin Wagenknilch. Bernd plant die Gründung einer nationalen Partei, weil die rechten Parteien in Deutschland, seiner Meinung nach, zu „lasch" sind. Er sammelt Video-Dokumentationen von Erwin Rommel, und er behauptet, mit ihm um 8 Ecken verwandt zu sein. Bernd trägt privat gerne NS Abzeichen am Kragen und grüßt nicht selten mit: Heil Hitler. Sein Lieblingslied ist die Deutsche Nationalhymne; manchmal weint er sogar, wenn er sie nur für sich und ganz allein hört.

    9. Christa Sadorowski (Spitzname: Die Legehenne)

    Mutter von Heiko sowie 7 weiteren unehelichen Kindern, die zu einer organisierten Straßenbande in Harburg gehören und Leute massiv bedrohen, - oder auch zum Monatsanfang überfallen. Die Kinder wurden, auf militärischer Ebene, von Gichtkrallen-Bernd erzogen. Christa war einst die Chefin vom Bordell Blankenese, wo unter anderem Jens Blatthaus und Daimler Dieter sich einen schlimmen Tripper aufsackten. Christa saß wegen Betruges und Unterschlagung von Gemeinschaftsgeldern zweimal im Gefängnis. Ihr Lebensmotto: „Saufen und Klamotten kaufen."

    10. Jacqueline (Spitzname: Wodka-Sternchen)

    Jacqueline ist nach einer Selbstauskunft: 33 Jahre alt. Sie könnte aber auch 43, 53 oder 63 sein – selbst „das würde man ihr ohne weiteres abnehmen. Kokain, Wodka und kleine Flugzeuge sind ihre große Leidenschaft. Sie ist bösartig, aggressiv und jähzornig, bei einer Größe von 157 cm. Jacqueline, der facettenreiche Giftzwerg mit den glühenden Eierstöcken wird dennoch von vielen akzeptiert, weil sie so „richtig irre ist, wenn sie der Wahnsinn packt und sie davon fliegen möchte.

    Das war also eine kurze Vorstellung der „Neuen am Brunnen, es gibt natürlich noch viel miesere Typen und Tussis in jener Gegend zwischen Harburger Rathaus sowie Harburger S-Bahnhof, so dass einem schon vom bloßen Hingucken der Brechreiz packt und man sich unweigerlich übergeben möchte, dennoch werde ich es fürs Erste bei diesen 10 Dauergästen belassen, ich hoffe man verzeiht mir? - Es war im September 2007 als die deutsche Medienlandschaft plötzlich tief erschüttert wurde, und zwar durch die fristlose Kündigung der bekanntesten- und attraktivsten Blondine eines norddeutschen Radio- und Fernsehsenders. Sie hatte nämlich in einem selbst geschriebenen Buch die Familienpolitik der Nazis im Dritten Reich erwähnt und aufgrund dessen für Aufregung gesorgt. Ihre Kollegen und auch der interessierte Bürger auf der Straße war hierdurch in Sorge, dass so etwas zur Gewohnheit werden könnte. Doch wie muss man sich die Verabschiedung der Blondine in ihrem Büro, an jenem düsteren Tag, einmal vorstellen? Nun, ich vermute sie nahm das Bild des Führers von der Wand, rollte die Hakenkreuzfahne traurig zusammen, streifte sich die Hakenkreuzbinde nachdenklich vom Oberarm, anschließend legte sie: „Mein Kampf in Originalausgabe in eine Tasche, ging dann zu ihrem Auto und verließ das Gelände des Senders, ohne sich noch einmal umzudrehen. Als sie dann in den eigenen vier Wänden daheim angekommen war, goss sie sich ein paar Cognacs hinter die Kiemen, legte währenddessen eine DVD mit dem Titel: „Hitler eine Karriere in den DVD-Player, und versuchte sich zu entspannen, bis sie sich, plötzlich, weinend vor Ergriffenheit auf den Boden warf, dabei mit den Fäusten in der Luft herumfuchtelte, und dann, bedingt durch den Suff, sanft einschlief. Ja, so enden Karrieren! Zwei Tage nach diesem Ereignis kehrte sie jedoch reumütig zurück vor die Kameras der Journalisten und bedauerte die etwas unzutreffenden Worte in ihrem Buch, die sie „so im Übrigen ja auch gar nicht gemeint hatte. Aber, was kam nun? Nun kam ein reges Interesse an dem Buch, die Leute waren wie in Rage und rissen sich gegenseitig die Exemplare aus den Händen, denn man wollte auf dem Laufenden sein, man wollte mitreden können, man wollte so ein Ereignis in sich aufsaugen, weil es so schön war, - dass nun endlich jemand mal die guten Seiten des Dritten Reiches zu Papier gebracht hatte, das hatte man sich schon immer gewünscht. Später dann in der weltberühmten Talkshow, bei dem ebenso weltbekannten: Tante Kerner, wurde die Blondine von dem psychisch labilen, und mit der Situation völlig überforderten, Kerner rausgefeuert, weil Kerner, der schon während des Interviews starke Schweißausbrüche hatte, und sich seine Hose stark kontaminierte, so dass der Geruch unerträglich war... Ich will damit sagen, dass die Blondine anscheinend ohnehin gegangen wäre, da sie die: Kontaminierung Kerners immens störte, wenn nicht sogar anekelte und peinlich berührte. Ja, und auch unsere „Harburger Gang vom Brunnen, die ich Ihnen von 1-10 aufgelistet habe, meine Lieben Leser, waren durch die Talkshow in Aufregung versetzt. Man legte für den Kauf einer Blödzeitung zusammen, und dann wurde gelesen sowie heiß erregt: Diskutiert, jeder gab seinen ganz persönlichen Senf dazu. Gichtkrallen-Bernd sprach von: „Einem historischen Ereignis, dass man nicht außer Acht lassen dürfe, denn es gewinnt an Bedeutung. Darum sei es wichtig, dass man darüber spräche. Nach diesen Worten stimmte er die Deutsche Nationalhymne an und alle sangen: Begeistert, teilweise sogar ergriffen mit. Viele fleißige Leser, auch die Betroffenen selber, werden sich nun an dieser Stelle der Satire fragen: Aber, da fehlen doch noch ein paar sog.: Neue, die bisher gar nicht in irgendeiner Form aufgetaucht sind? Ja, das ist richtig, darum werde ich jetzt die anderen, die den Brunnen in Hamburg-Harburg ebenso bereicherten, aufzählen, als da wären:

    11. Maxl` Wolms (Spitzname: Leberschaden-Ludwig)

    Maxl` Wolms dunkle Vergangenheit beruht auf seine Herkunft im: Nachkriegs-Wien. Dort erblickte er im historischen Jahr 1949 das Licht der Welt, irgendwo jenseits des Praters, wo es nicht nur „vornehm zuging, - sondern es gab auch seinerzeit Abweichungen in der sozialen Mitte der Gesellschaft, die immer noch unter den Folgen des zweiten Weltkrieges litt. Schon früh bekam Maxl` die Anonymität sowie auch die progressive Offenheit der Großstadt zu spüren, weil er bereits mit 13 Jahren den Heurigen sehr zu schätzen wusste. Maxl` war kein ruhiges Kind, er neigte des Öfteren zu massiven Diebstehlereien und Gewalttätigkeiten, um sich seinen Platz auf der Straße, unter Gleichgesinnten, zu verschaffen. Nicht selten griff ihn die Gendarmerie bei nächtlicher Stunde auf, und brachte ihn anschließend heim zu den besorgten Eltern, die mit ihrem: Aggressiven Sohn völlig überfordert waren, so dass er nach Hamburg in eine Pflegefamilie gegeben wurde, damit aus ihm etwas Anständiges werden sollte. Mit 58 Jahren dann und endlich, fühlte er sich nach eigenen Angaben: „Heimisch und integriert. Er schlief im Männerwohnheim in Harburg zusammen mit dem seltsamen „Finanzamt-Thomas", einem seiner besten Freunde.

    12. Finanzamt-Thomas (Spitzname: Der Seltsame)

    Er war dem gerade erwähnten Leberschaden-Ludwig nicht unähnlich, gemeinsam versoffen sie innerhalb von nur 8 Tagen regelmäßig ihr Hartz IV Geld, pilgerten dann zur Harburger Tafel und versorgten sich mit Lebensmitteln. Finanzamt-Thomas redete wenig, er war immer noch der verbitterte Kleinspießer, den man aus seiner Sicht „Unrecht zugefügt hatte. Seine Alkoholexzesse auf dem Amt waren legendär gewesen, aber man hatte ihn eines Tages beim Saufen erwischt, außerdem soll er, während seiner Arbeitszeit: Prostituierte auf Kosten des Amtes belästigt haben, – Telefonsex war sein Element, schon der Gedanke an die Gespräche mit den Liebesdamen versetzte ihn in nicht nachvollziehbare Ekstase. Finanzamt-Thomas sagte einmal, so dass es alle hören konnten am Brunnen: „Die religiöse Ekstase wird in der Mystik als unmittelbare Vereinigung mit dem Göttlichen- sowie auch als „Ergriffen-Sein von Gott aufgefasst. Zwei Mal täglich ging er ins Porno-Kino, er war sonderbar geworden, sonderbar und fernab jeglicher Realität. Die abendlichen Gespräche mit Leberschaden-Ludwig taten ihm jedoch gut, wahrscheinlich, weil beide „ständig zugedröhnt waren und von alten, kriminellen Zeiten schwärmten...

    13. Trunkenbold-Tommy (zweiter Spitzname: T.B.T.)

    Trunkenbold-Tommy ist einer der wohl engsten Freunde von Leberschaden-Ludwig und Finanzamt-Thomas. Er war immer mal wieder im Knast gewesen, wegen: Hehlerei, Einbruch, Zechprellerei und Ladendiebstahls. Gemeinsam mit seinen beiden (eben genannten) Freunden hatte er einst die Seilerbahn, jene uns allen noch wohlbekannte Kneipe, die in den neunziger Jahren Leberschaden-Ludwig gehörte, in Brand gesteckt. Anschließend, nachdem Leberschaden-Ludwig die fünfstellige Versicherungssumme abkassiert hatte, setzten sich die drei, in einer „Nacht- und Nebelaktion, nach „Den Haag ab, wo sie die ganze Kohle verprassten. Sie versoffen eigentlich alles, und gönnten sich, genau zehn Tage lang, teure Bordellbesuche, gutes Essen, sowie gutes Hasch, - als die Kohle jedoch aufgebraucht war, kehrten sie, enttäuscht von sich selber, zurück nach Hamburg-Harburg und überfielen dort einen Imbiss, allerdings im Vollsuff; während Leberschaden-Ludwig sowie Finanzamt-Thomas noch rechtzeitig abhauen konnten, wurde Trunkenbold-Tommy von den Bullen gekrallt und eingelocht, aber er hielt dicht, und verpfiff seine beiden Kumpels nicht, seit jenen wilden Zeiten sind die drei unzertrennlich.

    14. Henry Gatznatz (Spitzname: Der Anscheißer)

    Henry Gatznatz, oder auch nur: Der Anscheißer... nun, ja, er ist in Sachen Alkohol eine zeitlose Ausnahmeerscheinung! Nach diversen Entziehungskuren im In- und Ausland, zog es ihn immer wieder, aus Neuwiedenthal kommend, an den Brunnen nach Harburg. - Selten, aber doch gelegentlich, arbeitete er für eine karitative Einrichtung der Kirche, dort bestahl er regelmäßig: Obdachlose, Minderbemittelte und Leute die ehrenamtlich arbeiteten, um auf den Pfad der Tugend zurück zu kehren. Die gestohlenen Sachen wie: Uhren, Jacken, Schuhe, Feuerzeuge, sowie Zigarettenetuis verkaufte er vorwiegend an Leute im Männerwohnheim Harburg, unter anderem an: Leberschaden-Ludwig und Finanzamt-Thomas, denn die beiden konnten in der Regel „alles" gebrauchen. Henry ging, im Gegensatz zu diesen beiden eben Genannten, einen eigenen Weg - jenseits der Legalität, und zwar: irgendwie, irgendwo und wann immer es ihm möglich war...

    15. Huddel und Niko (Spitznamen: Gaga und Hirni)

    Die wohl irrsten Typen am Brunnen sind: Huddel und Niko. Beide sind schizophren, beide leben ohne jeglichen Bezug zur Realität und beide sind von Geburt an: Bettnässer! Die auch heute noch, im fortgeschrittenen Alter: Windeln tragen. Huddel und Niko waren, wenn man sie auf eine gemeinsame Person zusammenfassen würde, auf dem geistigen Niveau eines Vollidioten sowie eines unheilbar gestörten Individuums, dessen Gehirn nur noch aus Drogen und Alkohol bestand, - nicht mehr fähig sich sinnvoll, logisch oder gar für „alle verständlich zu artikulieren. Es war nur noch so eine Form von: Stammeln, gepaart mit einer unkontrollierten Aggression, die sich gegen die gesamte Umwelt richtete. Und nicht selten klang es in etwa so, wenn sie sprachen: Oh, oh, oh, äh, äh, äh, da, da, da, mmh, mmh, mmh, bäh, bäh, bäh, wa... wa... was? Oder so etwas Ähnliches. Es war, um es dann dabei fairer weise zu belassen, nicht immer leicht der erregten Atmosphäre, die sich zwangsläufig enorm steigerte – bedingt durch Alkohol und Drogen-, mit gewöhnlichem Humor diesen Idioten entgegenzutreten. War es für die Gehirnamputierten ganz normal sich „so darzustellen, so suchten andere doch nach einer gewissen Zeit das Weite, nicht nur wegen der eigentümlichen Sprache, sondern auch wegen des, nicht zu ertragenden, Gestanks. Trizi sagte, in Bezug auf die anhaltende Bettnässerei der beiden, einmal zu Huddel und Niko: „Ihr solltet vielleicht mal einen Arzt aufsuchen, eventuell einen Psychiater, denn es könnte doch sein, dass ihr im tiefsten Inneren, Konflikte zu bewältigen habt, die „nur ein Facharzt in den Griff bekommt, oder? – Huddel schwieg jedoch, ebenso Niko. Niko grinste nur so nichtssagend vor sich hin...

    Am 30. Oktober 2007 erschien, plötzlich und unerwartet, unser aller: Jens Blatthaus (Spitzname: Der Besamer) am Brunnen. Er war vom Vortag noch ziemlich besoffen, und fing, nach einem kräftigen Schluck Bohnekamp (aus diesen Miniflaschen) so dermaßen an zu kotzen, dass er nicht nur sein unverdautes Essen von der Harburger Tafel erbrach, nein, er verlor beim Kotzen auch sein Gebiss. „Es ist ja sowieso nur ein Provisorium, ließ er, Jens, die geschockten Herumstehenden wissen, welche ihm ängstlich in die verquollenen Augen sahen, denn sein Kopf war so rot wie eine Tomate... durch das Würgen sowie Kotzen und den anschließenden Hustenkrampf, der nicht enden wollte. Trizi sagte zu Jens: „Das hört sich aber gar nicht gut an, du solltest vielleicht mal einen Arzt aufsuchen, eventuell einen Psychiater, denn durch dein Gebiss, könnte es doch sein, dass du im tiefsten Inneren Konflikte zu bewältigen hast, die „nur ein Facharzt in den Griff bekommt, oder, was meinst du? Jens sagte daraufhin: „Kann sein, kann nicht sein. Auf jeden Fall werde ich in Zukunft die Sachen von der Harburger Tafel vorher braten oder kochen, und nicht immer alles roh- bzw. kalt fressen. „Ich weiß nämlich, was sich gehört, ich bin nur im Moment „ein bisschen von der Rolle, weil ich schon seit zwei Tagen nicht mehr richtig gevögelt habe. Und... äh, wichsen ist nicht so mein Ding. „Du solltest vielleicht mit der „Hepatitis C Kranken Susanne Blau eine Beziehung eingehen? Sagte Trizi daraufhin. Und sie fügte an: „Die ist doch, so weit ich weiß: Geiler als die hiesige Polizei erlaubt, nicht wahr? „Ja, sicher, ey! Aber die „bläst so scheiße! „Ach, so... „Ja, ja, so ist das!"

    Ich möchte daraufhin weisen, dass ich mich natürlich nicht von den uns wohlbekannten „anderen Protagonisten entfernen werde, aus den vorherigen Gesellschaftssatiren, schon gar nicht von Bianca, meiner treuen, anschmiegsamen Maus, die immer öfters Verständnis zeigte, wenn ich mir „in Harburg, also vor Ort, die ein- oder andere Notiz machte, um „mich auf dem Laufenden zu halten. Obwohl, einmal sagte Bianca zu mir: „Dass du dich mit einigen, derartig asozialen, minderbemittelten, von Drogen zerfressen Sausäcken „überhaupt auf eine Bank setzt, am Brunnen, das finde ich schon abartig. Einige stinken doch nach Scheiße, Pisse, Mist und Dreck, die sind zu blöd, um auch nur einfachste Zusammenhänge zu begreifen, und dennoch schreibst du über diese menschlichen Trümmer, warum tust du das? „Ich habe zurzeit kein konkretes Thema für einen neuen Roman, deshalb setze ich auf Altbewährtes. „Gut, oder... auch nicht gut. Trotzdem könntest du z. B. auch mal einen schönen Liebesroman schreiben, oder etwas über Tiere oder so, nicht wahr? „Ja! Du hast recht, ich sollte mich in Zukunft wirklich einmal mit angenehmeren Dingen beschäftigen. Und es war in der Tat so, und da musste ich Bianca „nochmals recht geben, (um mit ihr keinen Krach zu haben), obwohl sie keine Ahnung hatte, wer dort in Harburg am Brunnen „überhaupt saß. Sicherlich war es recht angenehm, wenn der Regen den Rathausplatz in Hamburg-Harburg auf natürliche Weise reinigte, dennoch war es gelegentlich ein befremdliches Gefühl sich zusammen mit: Drogenabhängigen, Gewalttätern, Durchgeknallten, Selbst-Entstellten und übel anmutenden Kreaturen auf ein- und dieselbe Bank zu setzen, um sie dann in ihrem Lebenstrott zu beobachten wie sie dahinrafften und sich im Mitleid, das immer wieder Mittelpunkt ihrer Diskussionen war, wälzten.

    Wie aber war die Lage der Nation, aus politischer- sowie persönlicher Sicht, ausgehend von Ottensen, individuell zu bewerten? Ich fragte diesbezüglich die allwissende Magda um Rat - bei einem Glas Lambrusco etwas Hasch und leiser Musik im Hintergrund, Ralf schlief bereits. „Ja, sagte Magda mit einem Joint in der Hand, „sicherlich sollte man deine Recherchen in Harburg, für dein neues Buch, am Brunnen, nicht unbedingt generell mit den gegebenen politischen Umständen in eine ausschließliche Beziehung setzen, dennoch stimme ich dir zu, dass du in Harburg so etwas wie einen Querschnitt der Gesellschaft vorfindest. „Für wie repräsentierend hältst du die Leute am Brunnen? „Man sollte auf jeden Fall nicht alle durch „eine Tube drücken, da jeder ja seine eigene Geschichte zu erzählen hat. Ich würde mich freuen, wenn du mich auf dem Laufenden hältst, denn alles Politische, egal, wo es in unserer Stadt auch passiert, interessiert mich. Der Abend bei Magda war sehr schön gewesen, wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über alles, was wichtig war. Auch Ralf sein Alkoholproblem wurde Gegenstand unserer kleinen Diskussion. Magda sagte: „Ralf ist und bleibt eine versoffene Ratte! Er lernt es auch nicht mehr sich nach dem Scheißen oder Pissen die Flossen zu waschen, er ist einfach nur unhygienisch, ich rege mich schon gar nicht mehr darüber auf. Wäschst „du dir eigentlich, nach dem „du auf Toilette warst, deine Hände? „Ja, logisch. Und ich sage dir auch warum! Ich finde es absolut zum Kotzen, wenn sich die Leute im Allgemeinen natürlich nur, nicht die Pfoten waschen, ich denke hierbei an gewisse Imbisse, wo sich Millionen von Bakterien versammeln und mich krank machen können. Aber, was ist mit dir, liebste Magda? Wäschst du denn immer „deine Hände? „Dir trete ich gleich deinen Schwanz durch den Arsch, du gottverdammter Wichser! Eine Dame fragt man so etwas nicht! Natürlich wasche ich mich, nachdem ich gepisst oder geschissen habe, was für eine Frage überhaupt? Nach diesen Worten legte Magda eine CD in den DVD-Player, und wir hörten gemeinsam, von Johann Sebastian Bach, das: „Air", jene traurige Melodie, die uns beide, im Suff, immer wieder zu Tränen rührte. Und so ging der Abend dann auch zu Ende, irgendwie traurig. Während Magda bereits schlief entschwand ich durch die Wohnungstür. Es war sehr spät geworden, die Kälte schlug mir ins Gesicht, plötzlich vernahm ich klirrende Geräusche. Zwei Vermummte hatten die Fensterscheibe eines Elektro-Ladens eingeschlagen und bedienten sich nun großzügig an den Verkaufsartikeln. Eine Weile sah ich ihnen zu, denn sie kamen mir irgendwie bekannt vor, doch dann ging ich nach Hause und legte mich zu meiner kleinen Maus ins Bett.

    Der darauf folgende Morgen war eigenartig, denn als ich erwachte, hatte Bianca sich bereits erhoben, ich hörte ihre Stimme aus dem Wohnzimmer – sie telefonierte mit Patricia Grisham. Noch nicht ganz klar bei Verstand, also ich, musste ich mit anhören, wie sich meine Maus über den Bahnstreik aufregte. Ja, im Herbst des Jahres 2007 wurde bei der Bahn bundesweit kräftig gestreikt, nicht dass mir der Streik als solches egal war, oh nein, aber die Tatsache, dass schon wochenlang die Medien „mich mit dem Thema: Bahnstreik, nervten und dann auch noch meine eigene Frau... das war alles zu viel für mich, ich bekam Kopfschmerzen. Gerade wollte ich mich erheben, da hörte ich wie Bianca sich von Patricia Grisham verabschiedete, - anschließend zog sie einen Mantel über und verließ die gemeinsame Wohnung ohne sich von „mir zu verabschieden. Ein wenig beunruhigt stieg ich aus dem Bett und inspizierte die vertrauten Räumlichkeiten. Unsere beiden Kinder schliefen noch, der Fußboden in der Küche war eiskalt, das Fenster war gekippt und ich hatte tierischen Nachdurst, so dass ich, um dieses abzuändern, in den neuen Kühlschrank griff... ein wenig Orangennektar – pur, tat mir gut. Ich latschte anschließend ins Bad, klatschte mir Wasser ins Gesicht, trug den Rasierschaum auf, und als ich mit der Rasur fertig war, stellte ich mich unter die Dusche, obwohl das meinem Kreislauf nicht gerade gut tat, also machte ich schnell mit dem Shampoo, - und war froh als ich mir wieder meinen Bademantel überziehen konnte. Dennoch, irgendetwas stimmte nicht, aber was? ... Bier! Ich brauchte dringend ein Bier, ferner einen Gin – nur mit Wasser. Die ersten Schlucke von den eben genannten Getränken beruhigten mich, ich kam wieder zur Besinnung. Ich glaube, ich habe schon in den vorherigen Satiren über meine morgendlichen Eigentümlichkeiten geschrieben? Bin aber im Moment zu faul nachzuschauen, ob dem wirklich so ist, also falls Sie, meine Lieben Leser, sich ein wenig gelangweilt fühlen, oder vielleicht zu sich selber sagen: „Das hat der in einer seiner vorherigen Satiren aber auch schon des Öfteren geschrieben: Wie er sich morgens aus dem Bett erhebt, und dann erst mal, was zu saufen braucht. Hat der keine anderen Probleme?" Ja, das kann durchaus sein, aber ich bin eben auch nur ein Mensch. Einsam bin ich im Moment, ich sitze hier im Wohnzimmer, habe die Glotze eingeschaltet und lasse mich von den Nachrichten aus aller Welt berieseln.

    16. Sandra und Chris (Spitznamen: Elly und Knasty)

    Beide organisierten Weihnachtsfeste für Arbeitslose- und Leute, die aus dem sozialen Rahmen gefallen waren. Schon die Vorbereitung im November, für das Weihnachtsfest 2007, war die hellste Aufregung – zumindestens für Sandra. Sandra, die ebenso wie Chris, täglich: Hasch rauchte, Kokain schnupfte und bis zum Abwinken Alkohol in sich rein goss, ferner Heroin spritzte und ganz nebenbei „Subutex (eine Ersatzdroge) konsumierte, sie war plötzlich: unruhig, kribbelig und nicht mehr zu bremsen, - der Tatendrang hatte sie in seiner Gewalt. Chris sah den Rummel in der Vorweihnachtszeit etwas entspannter, denn er hatte 2 Tage lang mit dem Saufen aufgehört und fühlte sich „cool, so sagte er. Aber wie muss man sich die Tätigkeit der beiden im Großen und Ganzen vorstellen? Nun, Chris klaute bereits, wie jedes Jahr, im November, sog. Plastik-Weihnachtsbäume, indem er zu mitternächtlicher Stunde, mit Bahama-Thomas und Martin Wagenknilch, in bekannte, sowie in ganz bestimmte, Hamburger Kaufhäuser einbrach, oder besser gesagt „ausbrach. Denn alle drei ließen sich immer gegen Feierabend einschließen, wenn das Personal und die Kundschaft fort waren. Sandra wartete draußen, unauffällig und Hasch rauchend, mit einem Lieferwagen, bis sie per Handy ein Zeichen bekam – um dann am Hintereingang unauffällig vorzufahren. Natürlich wurden bei solchen Gelegenheiten auch teure Armbanduhren sowie HiFi Geräte aller Art gestohlen, aber der Kernpunkt der gut durchdachten Aktion waren vorwiegend: Dunkel-grüne, relativ teure, sowie in allen Größen erhältliche, mit einer extra bunten Lichterkette ausgestattete: Plastik-Weihnachtsbäume. Eigenartig, nicht wahr? Aber es war so wie es ist! Aber warum lief alles immer glatt? Weil Sandra, die gelegentlich in den Kaufhäusern als Putzfrau gearbeitet hatte, Zweitschlüssel besaß, welche Bahama-Thomas in einen ebenfalls gestohlenen Tresor, bei sich zuhause, aufbewahrte. Ich erfuhr von diesen Dingen erst im kalten und windigen November 2007. Ja, und nachdem die Aktion erfolgreich gelaufen war, - man hatte insgesamt 100 von diesen Plastik-Weihnachtsbäumen gestohlen-, wurden die Dinger kostenlos an die Bedürftigen verteilt. Schon am 15. November begann Sandra ihren 1,60m großen Weihnachtsbaum zu schmücken, und zwar hängte sie an die einzelnen Zweige: Hartz IV Bescheide, Subutex-Pillen – die sie zuvor mit einem Bindfaden umwickelt hatte, leere Bierdosen und Präser, sowie etliche Bilder von Adolf Hitler, Eva Braun, Emmy- und Hermann Göring. Sandra war in solchen Dingen sehr genau, wenn nicht sogar, historisch betrachtet, penibel. Als Chris dann abends vom Dealen nach Hause kam, präsentierte ihm Sandra den mit Kunstschnee bedeckten Plastik-Weihnachtsbaum. „Echt geil... ey, sagte er, „lass uns `ne Tüte reinziehen, ich bin echt gerührt, echt ey, du hast es echt drauf, ey. Als Trizi „zufällig am selben Abend noch bei Sandra und Chris auftauchte, und dann „verwundert sah mit welchen eigentümlichen Dingen Sandra den Plastik-Weihnachtsbaum behängt hatte, da sagte sie, nach einem Schluck aus der Kornpulle: „Ihr solltet vielleicht mal einen Arzt aufsuchen, eventuell einen Psychiater, denn es könnte doch sein, dass ihr im tiefsten Inneren, Konflikte zu bewältigen habt, die „nur ein Facharzt in den Griff bekommt, oder? „Sag mal: Wie bist du denn drauf? Fragte Sandra. „Wir können unseren Weihnachtsbaum doch behängen mit, was „wir wollen, oder etwa nicht? „Genau ey... Trizi ey, sagte Chris, „du hängst ja auch immer Mini-Dildos und vorgebaute Joints an „deinen Baum. Also: Hast du uns – dich, schon mal deswegen kritisieren hören, oder was, ey? „Nein, sagte Trizi, und sie hatte es plötzlich sehr eilig – sie wackelte einfach davon. Als sie weg war, sagte Sandra zu Chris: „Vielleicht sollte „Trizi mal einen Arzt aufsuchen, eventuell einen Psychiater, denn es könnte doch auch sein, dass „sie im tiefsten Inneren, Konflikte zu bewältigen hat, die „nur ein Facharzt in den Griff bekommt, oder? „Genau, ey, sagte Chris, „so wird es wohl auch sein. Was gibt es denn heute eigentlich zu fressen? „Dein Lieblingsgericht: Dosenfisch mit Gulaschsuppe! „Echt? „Ja! Echt! „Geil, ey. Füll auf, ey. Und so wurde dann also gemütlich Abendbrot gegessen. Schmatzend würgten Sandra und Chris den Dosenfisch samt der dazugehörigen Gulaschsuppe hinunter – ein anschließendes Bäuerchen, ein paar Klare zum Nachspülen und das nie fehlende Bier beendete das Mahl. Anschließend wurde die Glotze eingeschaltet und man erfreute sich an dem neuen Farbfernseher, welcher noch nicht so ganz abbezahlt war.

    In den nächsten Tagen kam heraus, dass die bekannte Fernsehjournalistin: Anne Will, sich als bekennende Lesbe geoutet hatte. Anne Will trieb es, laut Medienberichten, mit einer 40ig jährigen. Doch der NDR, jener so tolerante TV- und Radiosender, schlachtete die Meldung nicht großartig aus. Aber, warum nicht? Nun, man wollte sich, zumindest nach außen hin, als: souverän, über den Dingen stehend und großzügig zeigen, obwohl innerhalb des Senders längst schon bekannt war, dass Anne Will mit Männern überhaupt nichts anfangen konnte. Die wilde Anne hatte schon immer ein Faible für Frauen gehabt, es war Teil ihrer Natur gewesen, die sie exzessiv auslebte und das: Ohne wenn und aber. Trizi sagte diesbezüglich zu mir: „Vielleicht sollte sie mal einen Arzt aufsuchen, eventuell einen Psychiater, denn es könnte doch

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1