Oskar trifft die Todesgöttin: Teil 5
Von Jörgen Dingler
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Über dieses E-Book
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In Teil fünf ist Christine immer noch nicht tot. Kali auch nicht. Die gute Nachricht ist, dass auch Oskar noch lebt. Der muss sich nach seinem gescheiterten Versuch in Italien etwas Neues einfallen lassen. Er hofft darauf, dass Todesgöttin Kali seine Christine auch in deren Inselanwesen "Maryfuego" auf Lanzarote besuchen wird.
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Titelillustration zeigt eine Szene aus Kapitel 27
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Buchvorschau
Oskar trifft die Todesgöttin - Jörgen Dingler
Vorspann
Oskar
trifft die Todesgöttin
Roman von Jörgen Dingler
Teil V / Kapitel 26 bis 32
© 2009-2014 by Jörgen Dingler
Alle Rechte vorbehalten.
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ist untersagt und stellt eine Verletzung des Urheberrechts dar.
Das gilt für alle technischen und nichttechnischen Verfahren,
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Titelgestaltung und Illustration:
Design Interventions, Wien
Kali (Göttin)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie (Auszüge)
Kali (Sanskrit, wörtl.: „Die Schwarze") ist im Hinduismus eine bedeutende
Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung.
…
Kalis Bedeutung beschränkt sich nicht auf den Todesaspekt.
Die Gläubigen sehen sie trotz ihrer schrecklichen Gestalt
auch als Beschützerin der Menschen und göttliche Mutter,
als Kalima, da ihre zerstörerische Wut sich nicht gegen die Menschen,
sondern gegen Dämonen und Ungerechtigkeit richtet.
www.joergendingler.com
Was in Teil IV geschah (Kapitel 17 bis 25).
Bei der Ankunft in den Cinque Terre fällt Oskar einiges auf. Zum einen bestätigt die Realität die Satellitenaufnahmen, indem Christines luxuriöse Firmenzentrale in der Tat wie eine Festung gesichert ist. Darüberhinaus steht auf dem Gelände ein komplett schwarzer SUV, der so gar nichts Ziviles mehr an sich hat. Jean-Pierre hält sich bei Oskars als Automobil-Interesse getarnter Fragerei auffällig bedeckt. Es hat den Anschein, als ob er sogar seine Chefin einbremst, damit sie sich nicht verplappert. Er lässt lediglich anklingen, dass dieses Vehikel über einige Extras und eine gewaltige Motorisierung verfügt. Oskar folgert daraus, dass dieser monsterbreite, gepanzerte Stealthbomber auf Rädern ebenfalls ein Dienstfahrzeug sein muss – und zwar Kalis.
Das Liebespaar bezieht Unterkunft im malerischen Vernazza. Christine möchte mit Oskar allein sein, hat sogar Jean-Pierre ausquartiert. Der Beschützer passt ihr zuweilen zu gut auf sie auf. Das bestätigt ein Rat, den Jean-Pierre dem Deutschen zuteil werden lässt. Obwohl sich beide anfreunden, warnt er, ‚keinen Scheiß mit Christine zu bauen‘. Diese Warnung ist mittlerweile überholt: Der Killer liebt Christine und will daher das Unmögliche wagen, den Scheiß lieber mit Kali als Christine zu bauen. Als erste Gelegenheit bietet sich ein Treffen, das Christine mit einem wichtigen Geschäftspartner hat. Am Sonntag? Das kann nur Kali sein! Oskar verfolgt den Lamborghini der Designerin mit einem neu erstandenen Motorrad und wird wenig später seinerseits von einem schwarzen SUV verfolgt – dem ‚Kalimobil‘. Christine bemüht ein beinahe tödliches Manöver, um den Verfolger loszuwerden: Sie bremst ihn aus. Bevor Oskar trotz Bremsung mit hundert Sachen den Abflug macht, sieht er das schöne, aber eisig-bleiche Gesicht der Lenkerin des Kalimobils in seinem Rückspiegel.
Als sei nichts gewesen, nimmt die Designerin ihren rückenlädierten Liebsten am nächsten Tag in ihre Firmenzentrale mit, führt ihn herum und stellt ihn ihren Mitarbeitern vor. Darunter befindet sich eine so schöne wie kühle Frau ganz in edlem Vaarenkroog-Leder. Irgendetwas stimmt nicht mit Valerie Duchamps.
Ist die bleiche, stets Sonnenbrillen tragende Chefeinkäuferin vielleicht auch Mitarbeiterin in anderer Hinsicht? Ist sie die legendäre Superkillerin?
Nein, völlig unmöglich! Die kühle Schönheit ist in Wirklichkeit durch einen tragischen Unfall entstellt und schwerbehindert. Oskars neugieriges Fragen bringt das an den Tag und ist der Auftakt zum ersten Streit des Liebespaares.
Teil V – Maryfuego
Sechsundzwanzig.
Lanzarote, Juli 2011
Noch nie hatte Oskar Randow einen derart kurzweiligen Flug erlebt. Das hatte nicht nur mit seinem ersten Ausflug in den 10 000 Meter Club zu tun. Die unterhaltsame ‚Düsn‘ Sofia war ebenso perfekte Gastgeberin wie One-Woman-Show – die Frau mit den vielen Talenten. Bei den von ihr aufgefahrenen Köstlichkeiten fester und vor allem flüssiger Konsistenz genoss sie kräftig mit. Was für eine Frau! Ach ja, und der 10 000 Meter Club. Der befand sich im separaten, hinteren Bereich des Jets. So also wollte Christine ihrem Oskar zeigen, wie toll sie ihn findet: indem sie ihn im ‚Clubraum‘ des Jets vernascht.
Dass ich über vierzig werden muss, um den 10 000 Meter Club kennenzulernen!
Naja, könnte schlimmer sein.
Zum Beispiel dreißig Jahre später… und dann keine blauen Pillen am Start.
Auch Greg hatte schon von Erlebnissen im Miles High Club (der amerikanischen Variante) geprahlt. Sonderbar, weil er zu ebener Erde auf die Mühen eines normalen Kennenlernens verzichtete. Viel lieber kürzte er die Sache käuflich ab. Wie Greg bei solch einer Vorgehensweise zu seinen luftigen Amouren kam, blieb rätselhaft, da Oskar den Freund nicht durch gezieltes Nachfragen in Verlegenheit bringen wollte. Wie auch immer: Oskars und Christines ‚Luftnummer‘ war auf jeden Fall echt und nicht erfunden. Der Rest des Fluges sollte daher buchstäblich wie im Schlaf vergehen. Christine schloss die Augen und schlief wie üblich innerhalb von Sekunden ein. Ja, Fräulein Vaarenkroog besaß ein beneidenswertes Schlaftalent. Sie musste mit sich und der Welt absolut im Einklang sein. Wie ging das? Als erfolgreiche Unternehmerin sowie Vermittlerin der weltbesten Killerin höchst beschäftigt zu sein und doch einen gesegneten Schlaf zu haben. Vor allem Letzteres gab Oskar zu denken. Und doch: Christine Vaarenkroog schlief wie ein Baby, hatte niemals wirklich schlechte Laune (abgesehen von dem einen Mal), wirkte ausgeglichen und rund wie ein Kieselstein in einem Bachbett. Zweifellos war sie einer der Menschen, die den Begriff ‚schlechtes Gewissen‘ erst einmal googeln mussten. Oskar schlief nicht so schnell ein, hatte daher noch mitbekommen, wie Jean-Pierre und die heiße Sofia ebenfalls nach hinten strebten. Sie eiferten also ihrem Beispiel nach. Nett.
Es war wie am Boden: Christine schlief nicht nur früher ein, sie war auch als Erste wach und weckte Oskar kurz vor der Landung. Der Jet rollte zu seiner Parkposition und bremste sich ein. Ein nachdenklich dreinschauender Oskar schielte zur auf dem Fensterplatz sitzenden Christine, die aus dem Fenster sah, sich geradezu diebisch freute und wieder einmal aufmunternd seine Hand drückte. Er wollte seinen Kopf zum Fenster lehnen, um sich Lanzarote kurz vor Landung von oben anzusehen – also jetzt normal von oben, nicht von ganz oben via Satellitenaufnahmen. Sie hatte irgendwas von »Vorbeidrängeln kostet Maut« und »Du wirst die Insel noch genug von oben sehen« gebrabbelt, ihn dann flink an ihre Lippen gezogen und geküsst. Die Maut wurde also quasi automatisch eingezogen.
‚Noch genug von oben sehen‘… was hat sie denn damit schon wieder gemeint?
Sofia entriegelte die Tür des Jets und ließ Jean-Pierre, Christine und Oskar aussteigen. Zum Abschied gab sie jedem eine Umarmung und Küsschen. Den Letzten, der seinen Fuß auf die kleine Treppe setzen wollte, tippte sie auf die Schulter und räusperte sich. Oskar drehte sich zu ihr um. Christine und Jean-Pierre standen bereits in der kanarischen Sonne. Sofia hob eine Hand, hielt etwas mit spitzen Fingern: ein winziges schwarzes Höschen – unzweifelhaft das von Christine. Sie musste es als Hinterlassenschaft gefunden haben, als sie nach dem Liebespaar den ‚Clubraum‘ mit Jean-Pierre genutzt hatte. Vielleicht hielt sie es für pikanter, das Höschen per Umweg über Oskar wieder an Christine gelangen zu lassen.
»Huch!«, stieß er aus und nahm es grinsend in Empfang.
»Ich wünsche euch eine wunderschöne Zeit, Oskar. Ich hoffe, wir sehen uns wieder«, gurrte sie mit ihrer sinnlichen italienischen Frauenstimme, die ihm sicher direkt in den Unterleib gefahren wäre, wenn… ja, wenn es Christine nicht gegeben hätte.
»Mille grazie, Sofia. Ich hoffe es auch. Ciao, ragazza.«
»Ciao, ragazzo.« Sofia zwinkerte konspirativ und drückte ihm noch einen Wangenkuss auf. »Ein guter Mann«, raunzte sie kaum hörbar, als er seine Sonnenbrille aufsetzte und die kleine Treppe hinunterstieg. Es klang fast bedauernd. Er hatte es gehört, obwohl es nur für ihre eigenen Ohren bestimmt war. Hmm. Sie mochte ihn, soviel war klar. Und: Er musste aufpassen, verdammt aufpassen!
Bewacher und Chefin standen vor einer weißen Limousine, die punktgenau neben dem Jet vorgefahren war. Christine hatte die Arme verschränkt, hob süffisant lächelnd ihr Kinn und sah ihn erwartend an. Was hatte er noch mit Sofia zu besprechen? Der Frau mit den vielen Talenten…
»Alles klar, Süßer?«, neckte sie, als er sich zu ihr gesellte.
»Aber klar, Süße. Sofia hat nur noch etwas gefunden.« Oskar drückte ihr das in seiner Hand verborgene Wicked Weasel-Höschen in die Hand. »Pass bitte beim Ein- und Aussteigen aus diversen Verkehrsmitteln auf, dass du keine Freilichtbühne abgibst«, raunzte er leise, hob seine Sonnenbrille und zwinkerte. Obwohl er es nicht sah, merkte er, wie sie unter ihrer Sonnenbrille die Augen aufriss. Sofia lehnte noch in der Tür des Jets und beobachtete grinsend die Höschenübergabe. Christine sah zu Oskar, anschließend zu Sofia und drückte dann ihre Lippen zu einem ertappten Lächeln zusammen.
»Huch«, entkam es ihr.
»Genau das waren auch meine Worte.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, woraufhin sie ihn gespielt verlegen ansah, zwar wieder mal zuckersüß, aber so langsam immunisierte ihn dann doch ein Gewöhnungseffekt – oder zumindest eine mittlerweile einsetzende Routine. Das war auch ganz gut so.
Sofia winkte und lachte. Die drei winkten zurück und stiegen in die Limousine. Der Fahrer setzte die große Limousine wortlos in Bewegung und fuhr ein paar Kilometer zu einem anderen Bereich des Airports, der den senkrecht startenden Luftfahrzeugen vorbehalten war. Unter den drei geparkten Helikoptern fiel es Oskar nicht schwer, den einzigen schwarzen, offensichtlich modernsten und edelsten als den Helikopter seiner Herzdame auszumachen. Bingo. Beim Näherkommen war die Aufschrift ‚Varicopter 2‘ zu lesen, in derselben Schriftart wie bei den Labels der Vaarenkroog-Klamotten oder dem Schriftzug an der Einfahrt ihrer Firmenzentrale. Er folgerte, dass es wahrscheinlich cooler und internationaler kam, auf die zwei A in ‚Vaarenkroog‘ zu verzichten und sich nur eines A‘s zu bedienen. Außerdem: ‚Vari‘ könnte auch für variabel stehen. Variabel zu verwenden! Wie