Kranke Krankenversicherung: So werden Kranke und Alte abgezockt
Von Jaschi
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Über dieses E-Book
Die Politik hat es nicht geschafft, eine vernünftige Reform der Krankenversicherung durchzuführen. Viele sogenannte Reformen haben einen Flickenteppich hinterlassen. Der Versicherte ist dabei auf der Strecke geblieben. Dabei gab und gibt es sehr viele Möglichkeiten, wieder menschenwürdig mit kranken und alten Menschen umzugehen. Dazu muss noch nicht einmal zusätzlich Geld in die Hand genommen werden. Der Gedanke der Solidarität muss wieder ganz in den Vordergrund gerückt werden
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Buchvorschau
Kranke Krankenversicherung - Jaschi
Kranke und Alte werden abgezockt
Welche Rolle spielt der Mensch noch in der gesetzlichen Krankenversicherung? Werden die Gesetze noch für uns oder für die Lobbyisten gemacht? Diese Fragen klingen sarkastisch. Wer sich die Mühe macht, einmal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, wird sicher sehr große Bedenken bekommen, ob er wirklich noch im Mittelpunkt der politischen Geschehnisse steht.
Die gesetzlichen Krankenkassen haben kein Geld. Die gesetzlichen Krankenkassen haben Milliarden Euro Überschüsse erwirtschaftet und sitzen auf dem Geld. Die Finanzsituation der Krankenkassen hat in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Dies ganz besonders, seit die Politik in die Selbstverwaltung der Krankenkassen entscheidend eingegriffen hat; besser: diese verstümmelt hat.
Was stimmt denn nun? Werden wir von der Politik oder von den Krankenkassen belogen?
Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. So richtig lügen tut eh’ Keiner; erst gar nicht ein Politiker!
Ich habe vierundvierzig Jahre in der gesetzlichen Krankenversicherung gearbeitet. Als Lehrling, Sachbearbeiter, Teamleiter und Abteilungsleiter. Zusätzlich habe ich sieben Jahre als Personalrat die Interessen der Belegschaft vertreten.
In den letzten dreißig Jahren konnte ich die wirklich wichtigen Dinge umsetzen, damit die Versicherten sich gut aufgehoben fühlten. Das war nur möglich, weil ich Vorstände hatte, denen das ebenso am Herzen lag wie mir. Dadurch wurden andere Kolleginnen und Kollegen automatisch für einen optimalen Einsatz sensibilisiert. Die Fusionswelle sorgte dann allerdings dafür, dass ich ausstieg. Auf ein Mal standen nur noch Selbstbeweihräucherung und Sparmaßnahmen im Vordergrund des Unternehmens. Für mich war das nicht nachvollziehbar und passte überhaupt nicht zu meiner Philosophie der Betreuung von Versicherten.
Trotzdem ließ mich die gesetzliche Krankenversicherung nicht einfach los. Meine Kontakte zu ehemaligen Kolleginnen und Kollegen einiger Krankenkassen bestehen nach wie vor. In den letzten beiden Jahren habe ich von dort fast nur Unzufriedenheit der Mitarbeiter mitbekommen. Der Grund hierfür liegt darin, dass immer mehr die finanziellen Gesichtspunkte die tägliche Arbeit bestimmen.
Daher muss endlich Einer oder Viele aufstehen und vernehmlich den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft klar machen, dass die Menschen nicht für Politiker und Einrichtungen da sind, sondern umgekehrt.
Wenn ich jetzt behaupten würde, dass ich völlig objektiv eine Betrachtung der Krankenkassen vornehmen könnte, wäre ich anmaßend. Jedoch glaube ich, dass ich Verschiedenes erklären kann, das immer wieder den Krankenkassen an guten oder negativen Eigenschaften nachgesagt wird. Zusätzlich möchte ich Hinweise geben auf verschiedene Praktiken der Krankenkassen, die, gelinde gesagt, verbesserungswürdig sind.
Ich kann nicht auf alle Einzelheiten eingehen, die besser zu machen sind. Das würde ein Werk mit einigen Fortsetzungen geben. Daher habe ich einige Bereiche sehr ausführlich beschrieben und andere nur angerissen. Es sollen sich hierdurch Denkanstösse ergeben.
Immer wieder hört man Prahlereien von Menschen, die eine besondere Leistung von ihrer Krankenkasse erhalten haben wollen. Andere wiederum behaupten, dass ihnen ihre Krankenkasse ganz normale Leistungen nicht gewähren würde.
Das ist wie bei der Steuererklärung. Wie viele Mitmenschen behaupten, mal wieder das Finanzamt so richtig an der Nase herumgeführt zu haben! Da werden Sachen aufgetischt, die jedes Anglerlatein in den Schatten stellen. Wenn das auch nur annähernd stimmte, würde das bedeuten, dass bei den Finanzämtern nur Deppen sitzen, die an das Gute im Menschen glauben und blauäugig jede kritische Betrachtung vermissen lassen. Im Grunde genommen wissen wir, dass es sich nicht so verhält
Ebenso ist es bei den Krankenkassen. Auch hier wird überwiegend gesetzeskonform gearbeitet.
Andererseits treffen nicht selten diese Aussagen zu. Vielfach werden jedoch nur unvollständige Details preisgegeben und somit wird der ausschlaggebende Fakt, nämlich der medizinische Hintergrund, nicht korrekt dargestellt. Nur wenn man ale Informationen hat, kann man Vergleiche ziehen.
Ich möchte anhand von gelebten Beispielen aufzeigen, was bisher immer machbar war und auch zukünftig realisierbar ist, auch wenn die finanzielle Situation nicht einfach war und nicht sein wird. Voraussetzung ist natürlich, dass dies seitens der Führungsebenen der Krankenkassen überhaupt gewollt ist.
Zusätzlich habe ich eine Vision, wie „die gesetzliche Krankenkasse von morgen" aussehen könnte. Dies geht mit den finanziellen Mitteln, die heute zur Verfügung stehen. Bei einem vernünftigen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Beiträgen ist alles ohne Beitragssatzerhöhung machbar.
Es lohnt sich, das gesamte System der gesetzlichen Krankenversicherung einmal ausführlich zu beleuchten. Es sind zwar im letzten Jahrzehnt sehr viele Aussagen über gute und nicht so gute Krankenkassen gesagt und geschrieben worden, ein echter Vergleich fand meiner Meinung nach jedoch niemals statt. Es ist auch nicht einfach, Beitrag, Leistungen und Service gegenüber zu stellen. Plaketten auf Briefbögen oder im Internetauftritt von irgendwelchen unwichtigen Einrichtungen über besondere Leistungen einer Krankenkasse sind eher peinlich, als sie echte Qualitäten einer Krankenkasse wiedergeben.
Was bedeutet schon der „Titel" beste regionale Krankenkasse in Thüringen zu sein, wenn diese Krankenkasse für ganz Deutschland geöffnet ist? Meines Wissens werden nur Fakten von den Krankenkassen gesammelt, anstatt beispielsweise dreihundert Versicherte zu befragen. Was hat der Versicherte davon, wenn es von Plaketten nur so wimmelt, er selbst jedoch nicht mehr persönlich in seiner Krankenkasse vorsprechen kann, da die einzige Geschäftsstelle in der Nähe seines Wohnortes bereits für immer geschlossen hat.
Bei der Zertifizierung ist das ähnlich. Alles wird auf den Tag des Audits vorbereitet. Vorher war Chaos, nachher auch. Was soll also diese Augenwischerei? Kostet Geld. Nicht das des Vorstands; nein das zahlen auch die Versicherten.
Wenn mir Einer gesagt hatte, dass seine Krankenkasse jetzt ein Zertifikat führe, antwortete ich immer, dass wir uns um unsere Versicherten bemühen und nicht um ein Zertifikat. Viele haben das sehr gut verstanden.
Der Gesetzgeber hat in einigen Bereichen den Krankenkassen eine gewisse Gestaltungsmöglichkeit der Leistungen eingeräumt.
Dadurch können gemäß der Satzung zusätzliche Leistungen in die Satzung aufgenommen werden oder bereits gesetzlich vorgegebene Leistungen erweitert werden. Angeblich orientiert man sich am Bedarf seiner Mitglieder. Das stimmt sicher teilweise. Meine Vermutung war schon immer, dass es nur um Marketing geht. Diese Satzungsleistungen betreffen ohnehin nur einen Minianteil an den Gesamtausgaben. Aber sie werden mit großer Aufmachung in Szene gesetzt.
Um das heutige Bild der gesetzlichen Krankenkassen richtig zu erkennen, müssen wir in die Vergangenheit zurückblicken. Dies ist besonders aus dem Grund notwendig, da viele Leser diese Zeiten nicht miterlebt haben.
Rückblick
Die gesetzliche Krankenversicherung bestand Ende der 1960er Jahre aus über 1.800 einzelnen Krankenkassen. Die Mitgliederzahl einer Krankenkasse betrug zwischen einigen Hundert und einigen Millionen Menschen. Der größte Anteil an den Krankenkassen war der der Betriebskrankenkassen. Die höchsten Mitgliederzahlen lagen seinerzeit bei den Ersatzkassen.
Die Krankenkassen wurden früher von der Vertreterversammlung, dem Vorstand und dem Geschäftsführer verwaltet. Ab 1996 wurde aus Vertreterversammlung und Vorstand der Verwaltungsrat. Aus dem Geschäftsführer wurde der Vorstand. Die Selbstverwaltungsorgane der einzelnen Krankenkassen beschlossen die Satzung der Krankenkasse, und als Teil der Satzung den Beitragssatz. Der Beitragssatz musste so geplant werden, dass aufgrund des aufgestellten Haushaltsplanes eine Kostendeckung zustande kam. Außerdem war jede Krankenkasse verpflichtet, eine Rücklage zu bilden, um auch dann ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können, wenn die Ausgaben unplanmäßig angestiegen waren.
Weitere Bestandteile der Satzung sind die Leistungen, die von den Krankenkassen aufgrund der gesetzlichen Vorgaben selbst gestaltet werden können.
Die Aufsichtsbehörden müssen die Satzung und damit den Beitragssatz genehmigen.
Aufgrund dieser Bestimmungen gab es zwischen den Krankenkassen zum Teil erhebliche Unterschiede in der Höhe der Beitragssätze. Das lag an unterschiedlichen Krankheitsrisiken der Mitglieder, an zum Teil großen Unterschieden der Einkommen und an den Verwaltungskosten der einzelnen Krankenkassen. Die Betriebskrankenkassen (BKK) hatten den Vorteil, dass die Trägerunternehmen, für die die BKK errichtet war, die Sachkosten der Verwaltung sowie die Personalkosten der BKK trugen.
Die Beiträge zur Krankenversicherung werden schon immer nach der Höhe der Einkünfte berechnet. Wenn also eine Krankenkasse nur für Angestellte mit technischen Berufen errichtet war, so konnte man davon ausgehen, dass dort auch hohe Beitragseinnahmen erzielt wurden. Ebenso verhielt es sich bei den Betriebskrankenkassen. War