Sofortmaßnahmen: Die wirtschaftliche Lage verbessern
Von Andreas Heiber
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Über dieses E-Book
Unternehmensberater Andreas Heiber stellt praxiserprobte Maßnahmen vor, die sich sofort umsetzen lassen. Er zeigt, wie zusätzliche Umsätze zu erzielen und Kosten einzusparen sind. Profitieren Sie als Führungskraft von diesen wertvollen Tipps, Infos und Strategien zu Themen wie Versorgungs- und Wegezeiten, nicht abgerechnete Leistungen, Behandlungspflege und Vergütungsverhandlungen
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Buchvorschau
Sofortmaßnahmen - Andreas Heiber
1Vorweg zur Orientierung
Als erstes eine Warnung: Wer hier ganz neue oder noch nie veröffentlichte Tipps und Ansätze erwartet, liegt falsch. Aufmerksame Leserinnen und Leser der Fachzeitschrift „Häusliche Pflege" oder meiner/unserer Bücher werden hier kaum neue Punkte entdecken.
Für diese Gruppe ist das Buch nicht erstellt worden (sorry)!
Wer Tipps, Infos und Strategien zur Optimierung kompakt und einfach zusammengeschrieben sucht, der ist hier richtig!
1.1Die problematische Zeit
Momentan sind nicht wenige Pflegedienste in einer wirtschaftlich schwierigen Situation: Seit September 2022 sind die Personalkosten und deren Untergrenzen durch das Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) landesweit systematisch vorgegeben, was dazu führte, dass insbesondere die Gehälter der Pflege- und Pflegehilfskräfte zum Teil deutlich gestiegen sind und damit die Personalkosten insgesamt. Je nach Bundesland, gewähltem Tarif oder regionalem Entgelt werden die bisherigen eigenen Kalkulationen massiv verändert und sind zum Teil zumindest momentan nicht immer kostendeckend. Dazu kommen die unterschiedlichen Angleichungen im Bereich der Häuslichen Krankenpflege, wo die Krankenkassen noch sehr viel ‚zurückhaltender‘ in der Umsetzung sind als die Pflegekassen.
Das führt mindestens kurzfristig zu wirtschaftlichen Problemen, die strukturell und dauerhaft nur durch eine bessere Vergütung zu verändern sind. Aber Vergütungsverhandlungen erfordern erst einmal Zeit und sind auch abhängig von Laufzeiten, landesweiten Strukturen etc.
Die hier beschriebenen Sofortmaßnahmen können u. a. die nötige Zeit schaffen, die es für erfolgreiche Vergütungsverhandlungen braucht. Die Sofortmaßnahmen ersetzen aber keine Vergütungsverhandlungen!
In der täglichen Beratungspraxis begegnen uns immer wieder scheinbar ganz banale Punkte und Verbesserungsmöglichkeiten, die zwar auf der Hand liegen, aber nicht bekannt, vergessen oder schlicht übersehen worden sind. Pflegedienste erbringen weiterhin und auch heute noch oftmals Leistungen, die sie richtig abrechnen könnten, wenn sie es nicht zwischendurch ‚vergessen‘ hätten: Wir nennen sie „Vergessene Leistungen". Das ‚Vergessen‘ hat oft mit Gewohnheiten, mit ungenauen Formulierungen in den Leistungskatalogen, mit falschen Behauptungen von Mitarbeitenden des Medizinischen Dienstes und vielen anderen Faktoren zu tun.
Fakt ist aber: Hier liegen Leistungszeiten und Umsätze, die eigentlich vertragskonform dem Pflegedienst gehören, und die er (warum auch immer) vergessen hat abzurechnen. Daher können hier relativ schnell erste Umsatzverbesserungen erreicht werden.
Und die sind (vor allem dann) nötig, wenn es darum geht, die jetzt höheren Personalkosten zu refinanzieren. Diese Maßnahmen ersetzen keine Preisanpassungen und Vergütungsverhandlungen bzw. Vergütungssteigerungen, weder im SGB XI und bei Privatleistungen noch im SGB V. Aber sie können dringend notwendige Zeit verschaffen, bis die Verhandlungen erfolgreich geführt worden sind. Außerdem gehört es zur wirtschaftlichen Betriebsführung, in der Regel all das abzurechnen, was ein Pflegedienst leistet. Genauso gehört es zu einer wirtschaftlichen Betriebsführung, nicht ständig für andere die Arbeiten zu übernehmen (Stichwort Behandlungspflege).
1.2Föderalismusfalle!
Wir haben in Deutschland zurzeit bei 16 Bundesländern
ca. 20 verschiedene Leistungskataloge im SGB XI,
ca. 30 verschiedene Leistungskataloge und Vergütungsvereinbarungen im SGB V,
16 Heimgesetze,
16 verschiedene Regelungen zur Ausgestaltung der Angebote zur Unterstützung im Alltag (§ 45a),
aber nur
ein Pflegeversicherungsgesetz SGB XI,
eine gesetzliche Grundlage zur Behandlungspflege § 37 mit einer Richtlinie Häusliche Krankenpflege und einer Bundesrahmenempfehlung nach § 132a, Abs. 1 (Grundlage der Verträge mit den Pflegediensten nach § 132a, Abs. 4).
Wegen dieses föderalen Wirrwarrs ist es nicht möglich, immer den ‚richtigen‘ (in Ihrem Bundesland genutzten) Leistungskatalog zu erklären oder die richtigen Begrifflichkeiten etc. zu nutzen. Trotzdem dürfte erkennbar sein, was wie gemeint ist oder es gibt auch einmal die Übersicht zum föderalen Chaos wie beim „Teilwaschen".
1.3Die Mitarbeitenden mitnehmen!
Die hier aufgeführten Sofortmaßnahmen sind sicherlich nicht vollständig, sondern könnten und müssten immer noch individuell ergänzt werden. Aber bei allen Maßnahmen wegen einer wirtschaftlichen Schieflage muss darauf geachtet werden, dass diese nicht (einseitig) zu Lasten der Mitarbeitenden gehen (negatives Stichwort: Erlösorientierte Einsatzplanung). Denn tatsächlich sind es die Mitarbeitenden, die den ambulanten Pflegedienst erst ermöglichen. Das heißt andererseits nicht, dass alle ‚Gewohnheitsrechte‘ so bleiben, wie sie sind und die Mitarbeitenden sich nicht auch verändern/anpassen müssen. Gleiches gilt für die „Heimlichen Leistungen", die zwar allen Mitarbeitenden bekannt sind, die aber trotzdem ‚heimlich‘ erbracht werden. Diese sind, neben den vergessenen Leistungen, ebenso sichtbar zu machen und zu reduzieren.
Nur müssen die Mitarbeitenden entsprechend abgeholt und mitgenommen werden. Dafür sind im Buch die vielen Fakten zur Pflegeversicherung und konkreten Beispiele da! Ohne Verständnis und Akzeptanz der Mitarbeitenden werden viele Umsetzungsschritte ins Leere laufen!
Meine Erfahrung nach vielen Hundert Schulungen und Beratungen seit 1993 lautet: Es ist im Regelfall nicht schwierig, allen Mitarbeitenden die Probleme aufzuzeigen und die hier vorgestellten Veränderungsschritte zu gehen. Im Gegenteil: Je klarer Leistungen gemeinsam besprochen und geklärt werden, umso größer ist die Bereitschaft zur Umsetzung. Und die Fakten zur Pflegeversicherung – insbesondere die Aufklärung zu tatsächlichen Beitragszahlungen bisher und abgerufenen Leistungen – erzeugen immer ein erst mal ungläubiges Staunen und schaffen dann eine gute Grundlage für die weiteren Veränderungen!
Um es gern wiederholt klar zu sagen: Pflege ist ein Wachstumsmarkt, insbesondere die ambulante Pflege. Die Babyboomer-Generation (zu der auch ich noch gehöre), kommt ins Rentenalter und dann irgendwann auch ins Pflegealter! Für keine andere Branche kann man so sicher vorhersagen, dass die Arbeit in den nächsten 30 bis 40 Jahren sichergestellt ist! Wer heute mit der Ausbildung beginnt, wird fast sicher nicht mehr arbeitslos
Abb_01Abbildung 1.1: Entwicklung der Pflegebedürftige (Bundespflegestatistik)
Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt deutlich an: Von 2019 auf 2021 um 20 %, bereinigt um den Pflegegrad 1 (der in 2019 nicht vollständig erfasst war), sind es immer noch 12 %! Und die stationäre Pflege stagnierte auch schon von 2017–2019 (und nicht erst coronabedingt 2021).
1.4Das Rezeptbuch
Als schnelles Rezeptbuch liefert das Buch hier keine ausführlichen Herleitungen mit umfangreichen Fußnoten, diese sind in anderen Büchern zu finden. Zweck dieser „Sofortmaßnahmen" ist die einfache und pragmatische Erläuterung und konkrete Hilfestellungen im Sinne eines einfachen Rezeptbuches. Alle hier dargestellten Maßnahmen sind praxiserprobt und können eigentlich in jedem Pflegedienst