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Juliane
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eBook213 Seiten2 Stunden

Juliane

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Über dieses E-Book

Juliane, eine Waise, versucht mit Anfang 20 ihr Leben in den Griff zu bekommen. Nach erfolgreicher Ausbildung zur Näherin zerbricht ein Traum und sie steht erneut auf der Straße. Rückschläge wechseln sich mit negativen Erfahrungen ab. Zu allem Überfluss fühlt sich die junge Frau beobachtet und verfolgt. Juliane leidet unter den psychischen Belastungen und als ihr, durch die Eröffnung eines unerwarteten Testaments, einiges klar wird, ist das zu viel für sie. Juliane findet sich in der Psychiatrie wieder und muss erneut von vorne beginnen. Zum Glück gibt es Menschen, die auf sie aufmerksam geworden sind und andere, die ihr Halt geben.
Kurze Rückblicke in die Kindheit, unerwartete Wendungen und gefühlvolle Momente wechseln sich ab und führen durch ereignisreiche Zeiten in Julianes Leben.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum24. Nov. 2015
ISBN9783738049190
Juliane

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    Buchvorschau

    Juliane - Arno Grohs

    Inhalt

    Juliane, eine Waise, versucht mit Anfang 20 ihr Leben in den Griff zu bekommen. Nach erfolgreicher Ausbildung zur Näherin zerbricht ein Traum und sie steht erneut auf der Straße. Rückschläge wechseln sich mit negativen Erfahrungen ab. Zu allem Überfluss fühlt sich die junge Frau beobachtet und verfolgt. Juliane leidet unter den psychischen Belastungen und als ihr, durch die Eröffnung eines unerwarteten Testaments, einiges klar wird, ist das zu viel für sie. Juliane findet sich in der Psychiatrie wieder und muss erneut von vorne beginnen. Zum Glück gibt es Menschen, die auf sie aufmerksam geworden sind und andere, die ihr Halt geben.

    Kurze Rückblicke in die Kindheit, unerwartete Wendungen und gefühlvolle Momente wechseln sich ab und führen durch ereignisreiche Zeiten in Julianes Leben.

    1

    Tränen rannen ihre eingefallenen Wangen hinab. Verärgert wischte die junge Frau sie achtlos mit dem Handrücken weg.

    »Verdammt! Reiß dich am Riemen, Juli!« Sie hielt den, vor Wut zerknüllten, vom Regen durchweichten Brief in zitternden Händen. Vor einer Woche hatte ihr Freund sie verlassen, sie waren erst ein paar Monate zusammen gewesen. Die ersten Wochen der Beziehung waren berauschend. Rainers Zärtlichkeiten hatten ihrer Gefühlswelt keine Pause gegönnt. Sie hatte es wie eine Flut empfunden, die ihre Sinne überschwemmte, die Zeit genossen und auch die kleinste Zuwendung aufgesogen. Währenddessen war ihr Selbstwertgefühl sprunghaft gestiegen.

    Dann fiel Juliane eine Änderung an Rainers Verhalten auf. Er wurde schroff, vereinzelt bedrohlich. Liebkosungen nahmen ab, Tage der gemeinsamen Unternehmungen hatte es nicht mehr gegeben. Rainer hatte begonnen zu trinken und zeitweise Aggressionen an ihr abgebaut. Trotz allem, die Beachtung wog alle Demütigungen auf. Vernachlässigung, es gab nichts Erniedrigenderes. Julianes Versuche, ihn zur Rede zu stellen, waren misslungen. Im Gegenteil, Lustlosigkeit hatte sich in Aggressivität verwandelt. Apathie hatte in solchen Situationen Schutz bedeutet. Durch sie war der Schmerz kontrollierbarer. Es gab ihr die Möglichkeit, Demütigungen zu überstehen. Sie hatte gelernt, die Angst abzuschalten, Blutergüsse zu überschminken. Sie erinnerte sich daran, als Kind ähnliche Situationen überstanden zu haben. Früh hatte sie gelernt, Anfeindungen und Schläge einzustecken. Rückzug und Passivität waren ihre Mittel gegen die Unterdrückung gewesen. Irgendwann hatten ihre Peiniger die Lust verloren und von ihr abgelassen.

    Juliane sah auf das Knäuel Papier in ihrer Hand und biss die Zähne aufeinander. Das war der dritte Job, den sie innerhalb eines Jahres verloren hatte. Auf keinen Fall wollte sie jetzt in ihrer Wohnung sitzen. Sie warf die Kündigung achtlos auf die Straße, schlug den Kragen der leichten Regenjacke hoch, öffnete den Schirm und bewegte sich in Richtung Innenstadt.

    Die Geschäfte waren noch geöffnet, durch die Schaufenster fiel weißlich gelbes Licht auf die verwinkelte Fußgängerzone. Je näher sie dem Stadtzentrum kam, desto entspannter wurde sie. Hier war mehr Betrieb, Passanten hetzten scheinbar ziellos von einem Geschäft in das nächste. Juliane vermied es, die Läden zu betreten, sie durchschritt nur die Lichtkegel, die, aus den Schaufenstern und Eingangstüren der Konsumtempel, nach ihr zu greifen schienen. Wie zufällig berührte sie den ein oder anderen Kunden am Arm. Diese flüchtigen Berührungen genügten ihr, um sich zu fangen. Sie mussten genügen, das hatten sie immer.

    Zwei Stunden später sperrte sie ihre Wohnung auf und legte den nassen Schirm in die Badewanne. Die Schuhe streifte sie achtlos an der Garderobe im Flur ab. Ermattet ließ sich Juliane in den Sessel, der direkt am Fenster vor der Heizung stand, fallen. Sie angelte eine Decke vom Sofa und hüllte sich darin ein. Den Kopf an die hohe Lehne geschmiegt, fielen ihr die Augen zu.

    2

    »Is das die Neue?«

    »Jepp, is heute Morgen angekommen. Soll wohl so ne Art Springer sein.«

    »Springer? Wie oft?«

    »Der Alte sagte was von `fünfter Einrichtung`.«

    »Ok, wir werden ihr zeigen, wo´s langgeht.«

    Die beiden Jungen grinsten wissend. Sie beobachteten das Mädchen, welches mit zerschlissener Trainingstasche und nassem Regenmantel eine erbärmliche Figur abgab. Eine Frau führte die Neue in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen beiden. Die Jungen schlenderten betont desinteressiert vorbei und warfen einen beiläufigen Blick auf das Namensschild, das neben der Tür angebracht war. Es bestand aus einem Alurahmen, in den zwei Einschübe gefräst waren. In einem davon steckte ein Zettel mit dem handgeschriebenen Namen eines Mädchens.

    »Juliane«, meinte der eine Junge spöttisch.

    »Frischfleisch!«, kommentierte der andere verächtlich. Beide trollten sich in Richtung Essenausgabe.

    Die spartanische Einrichtung des Zweibettzimmers bestand aus Schränken, Holzstühlen und einem mickrigen Tisch, der zwischen den Betten eingezwängt stand. Das einzige Fenster zeigte, an der Stirnseite des Zimmers, hinaus in den Garten.

    Es hatte angefangen zu dämmern, dichte Wolken zogen ihre Bahn über den bleigrauen Himmel.

    »Jetzt rubbeln wir die Haare trocken und räumen die Sachen in deinen Schrank.« Die Erzieherin griff nach Julianes Kleidungsstück. Sie hängte es an einen der zwei Haken, direkt neben der Zimmertür. Das Mädchen saß auf dem Bett und hielt den Kopf gesenkt. Sie umklammerte ihre Tasche mit beiden Armen, als wolle sie ihr einziges Hab und Gut niemals wieder loslassen. Die Frau betrachtete sie ein paar Augenblicke und setzte sich auf den hölzernen Stuhl gegenüber dem Bett. Sie legte die Hände ineinander und meinte,

    »Komm´ erst einmal in Ruhe an. Ich weiß, an eine neue Umgebung muss man sich immer erst gewöhnen aber du wirst sehen, man kann es hier gut aushalten. Natürlich gibt es wie überall auch Regeln, aber du bist ein intelligentes Mädchen und wirst schnell herausfinden, wie der Hase läuft.« Sie machte eine Pause, um Juliane die Möglichkeit zu geben, auf das Gesagte zu antworten. Das Mädchen hielt den Kopf immer noch gesenkt und den Mund geschlossen.

    »In der Schublade«, die Erzieherin zeigte auf den Tisch, an dessen Unterseite sich ein Schubfach befand, »findest du alle Regeln. Die Zeiten für die Essenausgabe, wann das Licht ausgeschaltet wird, den Plan des Gebäudes und alles Weitere, was man wissen muss. Lies sie in Ruhe durch. Heute Abend bringe ich dir etwas zu essen, du musst also nicht in den Speisesaal kommen. Ich lasse dich jetzt erst einmal alleine, damit du dich in Ruhe akklimatisieren kannst.« Damit stand sie auf und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.

    3

    Juliane öffnete die Augen und sah sich in dem kleinen Zimmer um. Es war bereits dunkel, nur der fahle Schein einer Straßenlaterne beleuchtete den Raum. Ihre erste Reaktion war, die Decke noch enger um ihre Schultern zu ziehen und die Augen wieder zu schließen. Doch ihr Magen signalisierte, dass sie etwas zu sich nehmen sollte. Widerwillig legte Juliane die Decke zur Seite und quälte sich aus dem Sessel. Sie schlurfte in die spartanisch eingerichtete Küche, öffnete den Kühlschrank und griff nach dem einzelnen Joghurt, der in einer der Aussparungen der Tür stand. Das Licht, das aus dem Kühlschrank strömte, beleuchtete die junge Frau auf eine skurrile Art. Es war, als würde sie ins Gelobte Land schauen. Allerdings in ein Land, das bereits leergeräumt worden war. Sie ließ die Tür zufallen, das Licht erlosch. Juliane drehte sich um und nahm sich eine Scheibe Brot von dem Teller, auf dem sie die Anschnitte aufbewahrte. Nachdem sie den Kaffeelöffel, der seit dem kargen Frühstück auf dem Holzbrettchen lag, in den Mund geschoben hatte, schlich sie zurück ins Wohnzimmer. Wie in Zeitlupe entfernte sie die Abdeckung des mickrigen Joghurtbechers, der den Vorgang mit einem schmatzenden Geräusch quittierte. Das scharfkantige Stück Aluminium legte sie auf den niedrigen Tisch in der Mitte des Zimmers. Juliane löffelte genüsslich den Joghurt, biss zwischendurch von der Scheibe Brot ab und dachte darüber nach, was sie am morgigen Tag erwartete.

    Als Allererstes musste sie ihre Arbeitslosigkeit bei der Agentur für Arbeit melden. Das durfte sie auf keinen Fall vergessen, die Auszahlung des Arbeitslosengeldes hing davon ab. Dort würde man ihr sicher auch Adressen von Arbeitgebern vermitteln, bei denen sie sich vorzustellen hatte. Mit ihren vierundzwanzig Jahren war sie bereits mehrfach entlassen worden. Eine Frau ohne Schulabschluss hatte es nicht leicht in der Gesellschaft. Sie bekam die am schlechtesten bezahlten Arbeiten und durfte als Erste die Sachen packen, wenn die Firmen Probleme hatten. Juliane machte sich keine Hoffnungen für ihre Zukunft, sie wollte nur irgendwie durchkommen und ansonsten ihre Ruhe haben.

    Am nächsten Morgen meldete sie sich arbeitslos und wie vermutet, bekam sie gleich drei Adressen von Firmen, die ungelernte Arbeiter suchten. Natürlich würde sie nur einen Hungerlohn verdienen, aber zumindest die Miete und das Nötigste zum Leben davon bezahlen können. Juliane hasste es, zu irgendwelchen Ämtern gehen zu müssen. Immer und überall war man auf das Wohlwollen des jeweiligen Bearbeiters angewiesen. Hatte der oder die einen schlechten Tag, fühlte man sich wie der letzte Dreck und war froh, wenn das Gespräch beendet war.

    Wieder zuhause rief sie die Firmen an, hatte Erfolg und konnte zwei Termine für Vorstellungsgespräche auf ihrem Zettel notieren. Juliane sortierte ihre Unterlagen zusammen, die Personalchefs üblicherweise sehen wollten. Sie hatte kein Geld für schöne Hochglanzmappen und bewahrte ihre Unterlagen in einem schlichten grauen Schnellhefter auf, den sie bereits bei mehreren Vorstellungsterminen verwendet hatte. Dementsprechend benutzt sah das Utensil aus. Juliane störte es nicht, schließlich wollte sie sich nicht als Chef, sondern für einen Arbeitsplatz am Fließband bewerben.

    Der erste Termin war einer von denen gewesen, die man schnell wieder vergessen wollte, die aber trotzdem vorkamen. Juliane war pünktlich erschienen aber man hatte sie fast eine Stunde lang warten lassen. Eine Besprechung hatte sich verschoben und so waren alle nachfolgenden Termine nach hinten gerutscht, wie die Dame am Empfang ihr erklärt hatte. Inzwischen hatten sich neben Juliane noch drei weitere Bewerber eingefunden. Die vier Kandidaten wurden in ein Zimmer geführt, in dem sie warten sollten, bis man sie einzeln zum Gespräch rufen würde. Währenddessen sah sich Juliane die Mitbewerber an und versuchte herauszufinden, welcher von ihnen die größten Chancen hatte, den Job zu bekommen. Auf den Stühlen neben ihr saßen zwei Frauen in Julianes Alter und ein jugendlich wirkender Mann um die zwanzig. Er kaute mit offenem Mund auf seinem Kaugummi herum und schmatzte, was das Zeug hielt. Seine zerschlissenen Jeans wiesen an den Knien große Löcher auf, durch die Ansätze von muskulösen Oberschenkeln zu erkennen waren. Juliane hatte keine gute Erziehung genossen und wäre sicher bei einem Benimmkurs mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Bei dem Gedanken daran, wie der junge Mann vor einem Personalchef bestehen wollte, musste sie unwillkürlich lächeln.

    Eine der beiden Frauen erinnerte sie an eine graue Maus, sie hatte verlegen die Hände im Schoß zusammengelegt und hielt den Kopf leicht gesenkt. Die andere hatte sich herausgeputzt und war darauf bedacht, so viel Fleisch wie möglich ans Licht zu bringen. Ihre blonde Mähne und die falschen Wimpern konnten allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass sie auf die vierzig zuging. Ihre besten Jahre hatte sie bereits hinter sich gelassen. Allerdings durfte man nicht vergessen, dass sie aufgrund ihres Alters, sicher einige Berufserfahrung vorweisen konnte. Sicher sein, das Gespräch erfolgreich zu beenden, konnte man nie, es kam immer darauf an, ob man den Erwartungen des Gegenübers entsprach. Schließlich wurde das Model als Erste zum Gespräch gerufen. Gekonnt erhob sich die Frau mit einer verführerischen Drehung ihres Hinterteiles und stolzierte an den anderen vorbei durch die Tür. Juliane verdrehte die Augen und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Nach weiteren zwanzig Minuten wurde sie als Nächste zum Gespräch gebeten. Zügig stand sie auf, schritt durch den Raum, ohne die anderen zu beachten und öffnete die Tür, hinter der das Vorstellungsgespräch stattfinden sollte.

    Hinter einem Tisch saßen zwei Schlipsträger in ihren grauen Anzügen und musterten Juliane beim Eintreten. Ihr entgingen nicht die abschätzenden Blicke der beiden, die den Körper der attraktiven Frau interessiert musterten. Auch ihre Reize waren unverkennbar, nur hatte Juliane es nicht nötig, sie jedem unter die Nase zu halten.

    4

    Das Mädchen hatte seine Sachen ausgepackt und in die dafür vorgesehenen Fächer des Schranks einsortiert. Als die Erzieherin ihr das versprochene Essen brachte, saß sie, mit ausgebreitetem Faltblatt der Einrichtung in den Händen, auf ihrem Bett.

    »Ah, wie ich sehe, bist du dabei die Vorschriften zu studieren, sehr gut! Du wirst sehen, es lässt sich hier gut leben, wenn man sich daran hält. Wie ich gehört habe, ist dies die fünfte Einrichtung, in der du untergebracht bist. Bisher soll es Schwierigkeiten mit den anderen Bewohnern gegeben haben. Das sollte in unserem Haus nicht passieren. Hier haben wir scharfe Regeln, was das Miteinander angeht. Jeder, der sie missachtet, wird eine Zeit lang isoliert. Das hat bisher gereicht, um auch die aufrührerischsten Individuen zur Vernunft zu bringen.« Um ihrem Vortrag den nötigen Nachdruck zu verleihen, presste sie ihre Lippen zusammen, zog die Augenbrauen in die Höhe und schob das Kinn vor. Juliane kannte Frauen ihres Schlages. Sie wollten von vornherein klarstellen, wer das Sagen hatte. Es nicht darauf ankommen lassen, dass ein Neuzugang auf die Idee kam, die Grenzen auszuloten. Nicht, dass Juliane die geringste Lust dazu verspürt hätte. Sie brauchte nur eines – ihre Ruhe.

    Später nahm sie den Plan des Gebäudes und trat hinaus auf den Gang. Juliane wollte sich einen Überblick verschaffen, sich orientieren. Morgen würde sie den Weg zum Speisesaal finden müssen. Es war immer das Beste, wenn man ohne fremde Hilfe zurechtkam. Die Hilfe von anderen anzunehmen bedeutete, in ihrer Schuld zu stehen. Irgendwann würde diese Schuld eingefordert werden. Diese Lektion hatte Juliane in den vorherigen Heimen gelernt. Sie schlenderte durch die Gänge, warf flüchtige Blicke hinter Zimmertüren und in Gemeinschaftsräume.

    Aus einem der Räume schallte weithin hörbares Johlen. Rhythmisches Klick-Klack verriet, was gespielt wurde. Im Vorbeigehen spähte Juliane durch die halboffene Tür in den Raum. In der Mitte stand eine Tischtennisplatte, an der sechs Jungen und Mädchen zusammenspielten. Auf jeder Seite der Platte standen drei Spieler. Der Aufschläger spielte den Ball auf die andere Seite.

    Danach lief er ihm rasch hinterher, um sich gegenüber erneut einzureihen. So entwickelte sich ein Rundlauf. Jeder durfte mitspielen, bis er den Ball verfehlte oder die federleichte Kugel aus Zelluloid an der Tischplatte vorbei flog. Danach schlug der nächste Spieler auf. Der Ablauf wiederholte sich, bis nur noch zwei übrig waren. Diese beiden spielten dann um den Sieg. Eines der Kinder hatte Juliane entdeckt und winkte sie ins Zimmer.

    »Los mach mit, wir brauchen noch einen Mitspieler!« Juliane schüttelte den Kopf, drehte sich um und schlenderte weiter. Tischtennis war eines der Spiele, das ihr keinen Spaß machte. Entweder schlug sie am Ball vorbei oder traf ihn so unglücklich, dass er die Platte verfehlte. Spiele wie Tischtennis und Federball, für die man eine ausgezeichnete Hand-Auge-Koordination benötigte, lagen Juliane nicht. Sie kehrte auf ihr Zimmer zurück und legte sich hin. Dann fiel ihr Blick auf das zweite Bett.

    ›Hoffentlich habe ich noch lange meine Ruhe‹, dachte

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