Streiten verbindet: Vom rechten Umgang mit Menschen und Konflikten
Von Rudolf Hopmann
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Über dieses E-Book
Da Konflikte ursächlich durch sprachliche Handlungen evoziert, aber ebenso auch beigelegt werden können, wird der zwischenmenschlichen Kommunikation ein eigener Abschnitt ge-widmet. Die verbale Kommunikation im Einzelnen wie auch die nonverbale und das uneigentlichen Sprechen werden besprochen. Den Schluss bilden Gedanken zu einer Streit- und Gesprächskultur.
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Buchvorschau
Streiten verbindet - Rudolf Hopmann
Was abgehandelt werden wird …
Streiten verbindet ist ein altbekanntes Wort – wie viel versteckt sich dahinter! Letzten Endes beinhaltet der Satz, daß ein Streit nicht zu einer Entzweiung führen sollte, so daß zwei Menschen sich nicht mehr in die Augen sehen können. Tatsächlich kann ein Streit zu einer Bereicherung des Alltags führen, nämlich dann, wenn mit Respekt die Argumente des Gegenübers angehört, abgewogen und gegebenenfalls berücksichtigt oder widerlegt werden können. Ein Streit sollte nie mit Fäusten, sondern mit den Worten ausgefochten werden. Oftmals geht es dabei laut zu und her, weil die Streithähne mit ihren ganzen Emotionen drinstecken und sich in ihrem Wissen, Ehrgeiz, Prestige oder Ansehen in Frage gestellt sehen können. Deshalb ist es außerordentlich wichtig, daß nie eine Grenze mit der Folge eines unausweichlichen Zerwürfnisses überschritten wird.
Im Deutschen Universalwörterbuch nimmt das Stichwort Streit anderthalb Kolonnen ein, ein Zeichen, wie bedeutend Streit und streiten im Leben ist. Es geht um Ideelles, um Materielles oder um eine oder mehrere Personen. Es gibt wohl kaum etwas auf dieser Welt, das nicht zum Streitobjekt, zum Streitgegenstand werden könnte.
Jeder Mensch hat so seine Art und Weise, mit Streit und Streiten umzugehen. Streithähne und Streithammel suchen oft den Streit, manchen Menschen sagt man nach, sie seien streitsüchtig. Für das Gegenteil, daß einer sich einem Streit entzieht oder vor ihm flüchtet, gibt es allerdings kein eigenes deutsches Wort oder eine Wortwendung. Wer sich nicht einer Konfrontation stellt, gilt schnell als Feigling. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Konfrontation, der Streit, vermeidbar oder wichtig ist.
Das Wort Konflikt bezeichnet im Grunde genommen nicht das Gleiche; es ist ein lateinisches Lehnwort. Es stammt von confligere ab, was im Deutschen zusammenprallen, aufeinanderstoßen bedeutet. Beim Konflikt geht es darum, daß um Positionen, um Werte, Personen oder Sachen gestritten wird. Ein Konflikt ist also Objekt orientiert. Wenn beispielsweise zwei Meinungen aufeinanderprallen, wird wegen eines Wertes, einer Sache oder einer Person mit dem Ziel gestritten, daß die eine oder andere Meinung obsiegt. Streiten ist also sozusagen ein Vorgang, ein Prozeß, an dessem Ende eine Lösung stehen sollte. Wenn jemand sagt, das bringt mich in Konflikt, dann deutet er an, daß er zwischen zwei alternativen Möglichkeiten sich nicht entscheiden kann aber müßte oder sollte. Man sagt, er liegt mit sich selber im Widerstreit.
Zank ist ein weiteres Wort, das hier zu erklären ist. Zank ist ein mit Beschimpfungen, Vorwürfen und Gehässigkeiten ausgetragener Streit. Man sagt: „In dieser Familie herrscht nur Streit und Zank!" Gleitet ein Konflikt, dessentwegen man mit einer anderen Person im Streit liegt, auf das Niveau eines Gezänks ab, ist kaum mehr eine Beilegung und Lösung zu erwarten. Ergänzend sei noch bemerkt, daß den Worten Zänkerei und Streiterei etwas Andauerndes anhaftet. Dem Wesen eines Zänkers haftet etwas Zwanghaftes an, ähnlich dem Intriganten oder Mobber. Wo er auftaucht, gibt’s Gezänk.
England und Argentinien stritten 1978 um die Falkland-Inseln. Der Falkland-Konflikt führte zu einem Krieg zwischen den beiden Nationen: Jede beanspruchte die Inseln für sich. Zwei Kinder streiten sich um ein Spielzeugauto. In diesem Fall würde man wohl kaum von einem ‚Autokonflikt’ reden. Es gibt Kinder, die ständig das Spielzeug anderer haben möchten. Immer wieder kommt es zum Gezänk. Solche Kinder gehören vielleicht in die Hand eines Psychologen, während im Falle des Falkland-Konfliktes eine Vermittlung – eine Mediation – der Völkergemeinschaft hätte hilfreich sein können.
In den folgenden Kapiteln sollen die mit diesen einführenden Worten umrissenen Probleme aufgefaltet werden: Worüber kann man in Streit geraten? Wo bestehen beziehungsweise entstehen Konflikte? Wie soll oder kann man mit einem Konflikt umgehen? Eine einfache Antwort auf diese etwas naiv scheinenden Fragen ist: Überall, wo Menschen zusammen sind und unterschiedliche Interessen haben, kommt es zwangsläufig zu Streit oder Konflikten. Können die unterschiedlichen Interessen ausgeglichen werden? Kann der Streit beigelegt werden? Welche Möglichkeiten bestehen dazu?
Konflikte werden von vielen Menschen als unangenehm empfunden. Sie sind es ja auch ein Stück weit, obschon es immer darauf ankommt, um welche Art Konflikte es sich handelt und wie mit den Konflikten umgegangen wird. Um die Art der Konflikte besser zu verstehen, ist es zweckmäßig, genauer hinzusehen, in welchen Feldern oder Bereichen des menschlichen Lebens die Interessen so zusammenprallen, daß es zu einem Streit oder Konflikt kommt. Wo finden sich Konfliktherde? Das Wort Herd ist sehr sinnreich: ein Herd ist ja etwas sehr Positives: An ihm werden Suppen gekocht und Kuchen gebacken. Es ist aber auch der Ort, wo eben zu diesem Zweck das Feuer brennt und es heiß ist. Die Art und Weise, wie wir bei Unstimmigkeiten oder Meinungsverschiedenheiten miteinander reden, ist entscheidend, ob Streit, Gezänk oder ein Konflikt entstehen. Weil dieser Aspekt so wichtig ist, wird dem Thema der zwischenmenschlichen Kommunikation ein eigener Abschnitt gewidmet.
Die Beantwortung der Frage, wie Konflikte entstehen können, ist schwierig, weil die Ursachen so vielfältig sind, wie der Mensch wesensverschieden ist. Es gibt aber einige Grundzüge, mit denen Mechanismen verstehbar und einsichtig werden. Sie werden in einem eigenen Kapitel beschrieben, vielleicht etwas verkürzt, denn eine vertiefte Darstellung müßte in individualpsychologische Verhaltensweisen eindringen, was den Rahmen dieses Essays sprengen würde.
Ein Diskurs über Konflikte bliebe theoretisch, wenn nicht einige besondere Problemfelder aufgegriffen würden, an denen das dahinterstehende Machtgefälle sich verdeutlichen ließe. Die Auswahl ist subjektiv, ist aber unter dem Gesichtspunkt der Aktualität und einer bestimmten Zielgruppe, den Kindern und Jugendlichen, aus dem Interessenkreis des Schreibenden getroffen worden. Erwähnt werden auch Konflikte der Gesellschaft mit den staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen, die sie selber geschaffen hat. Auch zur Natur steht sie vielfach in einem ambientem Verhältnis.
Zum Schluß dieser Betrachtungen dürfen nicht Ausführungen darüber fehlen, wie Streit und Konflikte bewältigt und beigelegt werden können.
Ursprung vieler Konflikte liegt in Meinungsverschiedenheiten, über die nüchtern und sachlich oder emotional und erregt diskutiert werden kann. Eine außerordentlich große Rolle dabei spielen die sprachlichen Möglichkeiten, mit denen die beiden Konfliktparteien „verhandeln" und die Streitpunkte bereinigen können. Die zwischenmenschliche Kommunikation unterliegt aber ebenso wie ein Konflikt selber den psychischen und kognitiven Gegebenheiten und Fähigkeiten der beiden Partner. Ja, auch die Sprache selbst kann zu Konflikten Anlass geben, zu Mißverständnissen, die entweder ausgeräumt werden können oder Ursache von Streit sind. Allein mit seiner Emotionalität und Erregbarkeit kann ein Mensch einen Streit oder Konflikt hervorrufen, indem er durch seine sprachliche Äußerung sein Gegenüber verletzt. Einige Gedanken dazu sind im dritten Teil dieser Schrift zusammengetragen worden.
Konfliktfelder¹
Vielfältige Forschungen zur Genetik der Lebewesen, den Menschen eingeschlossen, haben zur Einsicht geführt, daß seine genetische Ausstattung ihn stärker steuert als man bisher dachte. Sogar gewisse soziale Verhaltensmuster würden von seinen Eltern ihm vererbt. Das wirft freilich ein ganz neues Licht auf das, was ein Mensch an biologischen Voraussetzungen in sein Leben mitnimmt.
Außer diesen Veranlagungen wollen wir all das hinzuzählen, was er im Laufe seines Heranwachsens und seiner Sozialisation, durch seine Erziehung, seine Bildung, also durch sein Innen- und sein Außenfeld und durch die „Welt" in sich aufgenommen hat und was seine Verhaltensweisen prägten. Aber der Mensch ist ein Vernunft begabtes Wesen, das ihm ermöglicht, sein Selbst zu formen. Hilfe, Hindernis und Gefährdung zugleich sind bei diesem Werdegang all die Menschen, die ihn auf seinem Lebensweg begleiten oder denen er begegnet. In diesem Sinn beschreibt das ontogene Feld in Abbildung 1 also das Sein des Menschen.
Bild 2Abbildung : Schalenmodell der Interaktionsebenen.
Der Mensch ist mit allen seinen Gaben und Begabungen, mit dem, was seine Eltern, Lehrer usw. ihm mit auf seinem Lebensweg mitgaben, in diese, seine Welt hineingestellt. Diese bietet sich ihm auf vielfältige Art dar: Seine engere Mitwelt, die größten Einfluß auf ihn hat, ist seine Familie und sein Freundeskreis, mit denen er täglich sein Leben lang in Kontakt steht. Im Normalfall jedenfalls. Das nennen wir das Innenfeld, wie in Abbildung 1 zu sehen ist.
Zu den Schulen, die ein Mensch besucht, zu seinem Betrieb oder einem Verein und zu anderen Bereichen, entwickelt er nur zeitweise Beziehungen, obwohl diese ebenfalls von größter Bedeutung und größtem Einfluß für die Entwicklung seiner Persönlichkeit sein können. Dies sind Elemente des Außenfeldes.
Nur mit gewissen Einschränkungen kann er sich bestimmten Elementen des Außenfeldes entziehen. Er kann die Schule oder den Betrieb wechseln, sich das Krankenhaus aussuchen, aus dem Verein austreten. Selbst seinem Innenfeld kann er sich entziehen, indem er sich von seinen Freunden, ja sogar von seiner Familie trennen würde – dies insbesondere, wenn er genügend erwachsen ist. Er wird aber immer in bestimmter Weise in seine Mitwelt eingebettet sein, denn der Mensch ist und bleibt ein geselliges Wesen.
Die Welt mit all ihren Institutionen und Einrichtungen stellt die äußerste Schale dar. Der Welt kann der Mensch nicht ausweichen, er ist ihr ausgeliefert. Selbst wenn er, wie man sagt, Land und Leute verließe und er sich sonstwo auf dieser Welt niederließe, würde er dort wiederum mit der politischen, religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Ordnung konfrontiert sein.
In ähnlicher Weise, und korrespondierend zu den einzelnen Sozialfeldern des Schalenmodells, beschreibt Abbildung 2 die Reibungsflächen zwischen den einzelnen Schalen als Konfliktfelder. Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgehen, daß im Vergleich zu Abbildung 1, in dem das ontogenetische Feld als innere Schale eingezeichnet ist, hier nur das Sozialfeld insgesamt bezeichnet wird. Das hat seinen Grund darin, daß der Mensch in seine Sozialfelder, wie oben beschrieben, eingebunden und schicksalhaft ausgeliefert ist. Hier in diesen seinen unmittelbaren Sozialfeldern entstehen die meisten Konflikte.
Sie sind immer aufgespannt im Dreieck a) des Menschen selber, b) seiner Gruppe, in der er lebt, und c) der verschiedenen Gruppen, denen er angehört. Die eigentlichen Individualkonflikte beschäftigen das Individuum selber in allen Fragen seiner Bedürfnisbefriedigungen und können durch Entscheide, die es nach bestem Wissen und Gewissen trifft, von ihm selbst gelöst werden. Daneben hat jeder Mensch in der Vielfältigkeit seiner Beziehungen viele Konflikte mit einzelnen Gruppenmitgliedern oder der ganzen Gruppe, zu der er gehört. Darüber hinaus gibt es mancherlei Konflikte, die zwischen einzelnen Gruppen oder Gruppenmitgliedern bestehen, die das Individuum zwar direkt oder indirekt betreffen, ohne daß es jedoch unmittelbar darin verwickelt wäre. Ein einfaches Beispiel ist, wenn Vater und Mutter sich über die Höhe des Taschengeldes des Sohnes streiten. Dies alles sind Innenkonflikte.
Bild 3Abbildung : Konfliktfelder.
Der Mensch sucht, in diesen Gruppen, in denen er lebt, sich zu verwirklichen. Er baut zu anderen Personen Beziehungen auf und zerstört sie wieder, was auch immer seine inneren Beweggründe dazu sind. Er hat Interessen, die er durchzusetzen sucht, wobei er Gesinnungsgenossen finden kann, mit denen er zusammenspannen kann. Oder er stößt auf Ablehnung, weil er die Interessen anderer berührt, verletzt oder sie in Verfolgung ihrer Interessen behindert. Umgekehrt gibt es Streit, weil sie ihn beim Verfolgen seiner Interessen behindern. Dies alles sind Quellen von Individual- oder Personalkonflikten. Wichtig ist, daß ein Konflikt in der Regel nicht für sich besteht oder bestehen kann, sondern auch immer seine Rückbezüglichkeit auf andere Konfliktfelder hat.
Ein bestehender Individualkonflikt hat immer eine Auswirkung auf einen Konflikt in oder mit der Gruppe, auch wenn der Bezug nicht unmittelbar erkenntlich wäre, oder der Konflikt nicht ursächlich bezogen werden könnte. Ein Mensch kann also gegen die Interessen einer ganzen Gruppe verstoßen und ihre Regeln mißachten oder verletzen, so daß die Gruppe sich gegen ihn wendet. Oder die Gruppe mißachtet oder ignoriert seine Bedürfnisse oder gar seine Rechte, so daß sie ihn gegen sich aufbringt. Demnach ist der Bezug selbstredend wechselseitig: Ein individueller Konflikt kann auf die Gruppe rückwirken oder von dieser bedingt sein. Gleiches gilt für Konflikte in oder zwischen Gruppen: Das Individuum steht in der Gruppe und ist von einem Konflikt in der Gruppe genauso betroffen wie es von einem Konflikt seiner Gruppe mit einer anderen Gruppe betroffen ist.
Des Menschen Sozialfeld hat noch ein Umfeld, die Welt. Diese Welt ist aufzuschlüsseln in die Mitwelt, was das Menschliche, und die Umwelt, was das Dingliche betrifft. Dem einen können wir beispielhaft den Staat, die Schulen, die Kirchen zuzählen, dem anderen, was vor allem auch die Fauna und Flora betrifft. Die beiden Welten unterscheiden sich: Während die Mitwelt vom Menschen geschaffen wurde, verändert und genutzt wird, macht sie hinwiederum Vorgaben, wie der Mensch sein Leben gestalten kann oder muß. Dagegen besitzt die Umwelt einerseits eine eigene Dynamik, der der Mensch unterworfen ist, z. B. Naturkatastrophen,