Grundriss der Philosophie VII - Negative Ethik
Von Joachim Stiller
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Joachim Stiller
Joachim Stiller wurde am 24.07.1968 in Beckum /Westf. geboren und lebt heute als freischaffender Künstler, Philosoph und Schriftsteller in Münster.
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Buchvorschau
Grundriss der Philosophie VII - Negative Ethik - Joachim Stiller
Die Freiheit
Die Freiheit gehört zu den wenigen Begriffen, mit denen ich mich als Philosoph immer sehr schwer getan habe. Ich dachte lange Zeit, die Freiheit nur negativ fassen zu können. So war Freiheit zunächst nur die Abwesenheit von Unfreiheit. Ich habe dann ein regelrechtes Brainstorming durchgeführt, also eine spontane Stoffsammlung. Dabei fand ich, dass es doch eine ganze Reihe unterschiedlicher Formen der Freiheit gibt:
Positive Freiheit (Freiheit zu)
Negative Freiheit (Freiheit von)
Willensfreiheit
Individuelle geistige Freiheit
Gedankenfreiheit
Freiheit als Einsicht
Gewissensfreiheit
Entscheidungsfreiheit
Meinungsfreiheit
Redefreiheit
Handlungsfreiheit
Bewegungsfreiheit
Pressefreiheit
Versammlungsfreiheit
Demonstrationsfreiheit
Wahlfreiheit
usw.
Diese Liste lässt sich natürlich noch weiter vervollständigen. Schnell kam ich aber zu der Überzeugung, dass die Freiheit genau so gut positiv, also geistig, gefasst werden kann und muss, und dass sie genau so gut geistige Freiheit meint. Ich fand dann einen Hinweis bei Steiner, der sagte: „Wer wissen will, was Freiheit ist, muss das Denken bemühen."
So war ich schnell der Auffassung, dass sich die Freiheit aus den geordneten geistigen Bewusstseinsinhalten rekrutiert, als da wären:
Begriffe
Urteile
Schlüsse
Ideen
Einen weiteren Hinweis fand ich bei Joseph Beuys, dem bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Beuys hat einmal die Formel aufgestellt:
Denken = Wissenschaft = Freiheit
Sollte Freiheit sich etwa auch aus dem Denken selber ergeben? Als ich dann die Karmavorträge von Steiner las, stieß ich dann auf die entscheidende Mitteilung, die sich auf die Philosophie der Freiheit bezog. Dort sagt Steiner, er hätte nie die Willensfreiheit gemeint, die nur sehr schwer zu begründen sei. Er hätte die Freiheit immer nur auf das Denken selber bezogen. Das war für mich wie eine Initialzündung und auch die Lösung des Problems. Geistige Freiheit muss im Denken selber gesehen werden. Geistige Freiheit ist im Denken selber begründet:
Denken = Freiheit
In Anlehnung an Descartes (Cogito ergo sum) könnte man auch sagen:
Ich denke, also bin ich frei. (Cogito ergo liber sum)
Ich denke, als bin ich. So weit ist das o.k. Aber was bin ich, wenn ich denke? Antwort: Frei. Also: Ich denke, also bin ich frei, oder: Cogito ergo liber sum.
Die Willensfreiheit
Wie wohl die meisten Menschen, glaube auch ich an die Existenz der Willensfreiheit. Genau wie Kant möchte auch ich eine Lanze für die Willensfreiheit brechen.
Zunächst einmal scheint es die Willensfreiheit überraschender Weise „nicht"