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Ellen: Spuren der Vergangenheit
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Ellen: Spuren der Vergangenheit
eBook286 Seiten3 Stunden

Ellen: Spuren der Vergangenheit

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Über dieses E-Book

Als Bill und Ellen sich kennenlernen treffen zwei verschiedene Welten aufeinander. Trotz der unterschiedlichen Lebensumstände entwickelt sich eine enge und tiefgründige Freundschaft.
Es beginnt ein spannendes Versteckspiel vor Freunden und Eltern, doch es gelingt Ellen nicht ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Als dann noch ihr kleiner Bruder Andrew verschwindet, Drohungen wie Regen vom Himmel fallen und Freunde zu Verrätern werden scheint alles auf der Kippe zu stehen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum16. Nov. 2013
ISBN9783847662327
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    Buchvorschau

    Ellen - Melanie Schmitt

    Straßenkinder

    Straßenkinder

    In der Dämmerung

    ein Gesicht

    zwischen Schatten

    und Licht.

    Auf staubigem Asphalt

    so viele Spuren

    und das Neonlicht

    verwischt die Konturen.

    Großstadtnacht, müde

    und blass.

    Erschöpfung, Angst,

    Hunger und Hass.

    Glühende Augen,

    riesige Münder.

    Der Weg ist so lang.

    Wir sind doch nur

    Kinder...

    Klaus-D. Heid

    Dieses Gedicht stammt aus der

    Feder meiner Frau

    Anita.

    Kapitel 1

    Ellen

    Hunger. Jeder kennt dieses Gefühl und weiß wie es sich anfühlt. Jeder hat es schon mal erlebt, wie es ist dann endlich dieses Bedürfnis nach essen zu stillen. Bei anderen Leuten jedoch überwiegt das Hungergefühl der Sättigung gegenüber. So auch bei Ellen. Ihr Magen knurrt und macht Geräusche als befände sich ein Bienenschwarm in ihrem inneren und wäre kurz vorm Ausbrechen. In all den Jahren hat sie gelernt mit ihrem Hunger umzugehen. Sie vergisst ihn nicht, das ist unmöglich aber sie versucht nicht darauf zu achten, um sich so besser konzentrieren zu können und irgendwie an Essen zu gelangen.

    Ihr kleiner Bruder hält sich die Hand auf den Bauch und sagt: „Ich habe so Hunger, Ellen."

    „Ich weiß ich auch.", gibt sie zurück.

    Leute laufen an ihnen vorbei, ohne sie zu beachten oder auch nur eines Blickes zu würdigen. Reiche Leute, Leute die denken, Müssen diese bescheuerten, ausgemergelten Straßenkinder ausgerechnet hier in meinem Blickfeld sein. Man muss keine Gedanken lesen können, die stehen den Leuten nämlich ins Gesicht geschrieben. Ellen setzt Andrew auf eine Bank im Central Park und geht zum Mülleimer, auf der Suche nach etwas Essbarem. Eine Bananenschale, leere Bierdosen, verrotzte Taschentücher und anderes aber nichts zum Essen. Mit leeren Händen geht sie zurück zu ihrem Bruder und setzt sich. Anfangs hat sie sich davor geekelt in die Mülleimer zu greifen, doch mittlerweile hat sie begriffen, dass es nur so eine Überlebenschance auf der Straße gibt. Eine ganze Weile schweigt sie und überlegt wie sie etwas zu Essen für Andrew bekommt. Solang das Essen, welches sie finden nicht für Beide reicht gibt sie alles Andrew. Ellen hat sich daran gewöhnt mit wenig Essen aus zu kommen. Plötzlich merkt sie, dass Andrew zittert.

    „Hast du kalt?", fragt sie ihn. Es wäre kein Wunder, schließlich bringen die Klamotten die er trägt nicht wirklich etwas, so zerrissen wie die sind.

    „Nein nur Hunger. Wie viel Uhr haben wir?", entgegnet er.

    „Ich habe dir doch beigebracht wie man die Uhr liest. Dort oben an der Kirchturmspitze versuch es." Das Wissen der Beiden ist stark zurückgeblieben, aber wie soll es denn auch anders sein, wenn man auf der Straße lebt. Der kleine Junge betrachtet lange die Uhr.

    „ Fünf nach sechs?", sagt er schließlich mit fragendem Unterton.

    „Andrew, du hast schon wieder den großen und den kleinen Zeiger verwechselt. Es ist halb zwei."

    „ Entschuldigung."

    „ Du musst dich doch nicht entschuldigen. Du brauchst einfach noch etwas Übung. Nicht hingucken Andrew das macht es nicht besser.", sagt Ellen, als ein Eisessendes Ehepaar an ihnen vorbei läuft. Ellens kleiner Bruder versteckt sein Gesicht unter ihrem Arm. Erst jetzt merkt sie wie hungrig er ist. Ungefähr 20 Meter neben ihnen auf der Bank sitzt eine etwas ältere Frau mit grauen Haaren, die streng nach hinten gebunden sind, in einem hell rosa Blümchenkleid und liest Zeitung.

    „ Ich bin gleich wieder zurück. Vielleicht haben wir Glück und die Frau dort vorne gibt uns etwas Geld.", erklärt Ellen ihrem Bruder und macht sich auf den Weg. Das Gesicht der Frau ist mit Falten überzogen.

    „Entschuldigen Sie, dass ich störe. Aber mein Bruder und ich haben solchen Hunger. Könnten Sie uns etwas Geld geben?"

    „Ungezogene Göre. Du kannst mich doch nicht einfach um Geld ansprechen., erwiderte sie empört, steht auf und geht schnellen Schrittes davon. Dem jungen Mädchen kommen die Tränen und sie murmelt leise vor sich hin: „Fuck! Ich habe keine Erziehung dann kann ich doch nichts dafür das ich ungezogen bin! Enttäuscht geht sie zurück zu ihrem Bruder, wischt sich aber vorher die Tränen weg.

    „Nichts. Aber ich verspreche dir ich finde heute noch was.", sagt sie auf seinen fragenden Blick hin. Obwohl erst Mittag ist kuschelt sich Andrew an seine Schwester und schließt die Augen. Ellen tut es ihm gleich aber nicht um sich auszuruhen sondern um sich Vorzustellen wie ein Leben in Luxus wäre. Sie sieht sich mit ihren Eltern, ihrem Bruder am Pool einer riesigen Villa lachen und essen was das Zeug hält.

    Als sie die Augen wieder öffnet sieht sie eine Gruppe Jugendliche, etwa 16, also ihr Alter, die ihr entgegenkommen. Wahrscheinlich irgendwelche Kinder, deren Väter einen Haufen Geld verdienen und dieses jetzt während einem schönen, gemütlichen Shoppingtrip ausgeben. Sie will schon aufstehen und mit Andrew verschwinden, bevor sie sich dumme Sprüche anhören müssen, doch dann sieht sie, dass einer der zwei Jungen ein Brot aus seiner Tasche holt und es einem der Mädchen geben will. Beide Mädchen sind behängt wie ein lebendiger Tannenbaum, geschminkt bis zum geht nicht mehr und tragen garantiert irgendwelche superteuren Markenklamotten. Jetzt ist die Gruppe auf Hörweite für Ellen.

    „Hier ess das. Ist zwar schon ein bisschen trocken aber was solls.", sagt der Junge, der das Brot rausgeholt hat und hält es dem einen Mädchen hin.

    „Was solls?! Ich esse nicht das trockene Brot., reagiert sie übergeschnappt. „Trockenes Brot ist was für solche da., sagt sie und nickt in die Richtung der beiden Geschwister. Das Mädchen macht einen noch unfreundlicheren Eindruck als die anderen. Ihr Gesichtsausdruck ist grimmig, ihre roten Haare passen überhaupt nicht zu dem blauen T-Shirt, das sie trägt und sie ist etwas kräftig um die Hüften.

    Das ist ihre Chance denkt Ellen und steht auf. Kurze Zeit ist sie noch unentschlossen ob sie das tun soll, doch dann gibt sie sich einen Ruck und läuft mit weichen Knien auf die Gruppe zu. Als diese ihr Vorhaben bemerkt ruft das Mädchen mit den roten Haaren: „Siehst du aber Schick aus. Hast du auch noch ganze Klamotten? Der Spott in ihrer Stimme ist nicht zu überhören. Daraufhin fängt der Rest der Gruppe an zu lachen. Kurz vor dem Jungen bleibt sie stehen und fragt mit schüchterner Stimmer: „Kriegen wir es?

    Vorsichtig guckt sie ihn an. Er ist ein gutes Stück größer wie sie und hat braune Haare, die ihm etwas ins Gesicht fallen. Vor ihm fühlt sie sich so klein wie eine Erbse. Er trägt eine ausgewaschene Jeans und dazu ein kariertes Hemd, das er offen über ein weißes T-Shirt anhat. Auch die Schuhe lässt Ellen nicht aus. Schwarze Chucks. Chucks. Früher waren das ihre Lieblingsschuhe, eigentlich sind sie das immer noch. Aber sie kann sich keine mehr leisten. Jetzt sieht Ellen ihm wieder ins Gesicht. Er hat Wahnsinns blaue Augen. Es ist ein dunkles blau aber doch so hell, dass sie richtig funkeln und glänzen. Er hält ihrem Blick stand, dann nickt er, obwohl es auch nur ein nervöses, unsicheres Zucken sein könnte. Der Junge gibt ihr das Brot.

    „Danke.", haucht sie, zum Sprechen ist sie vor Freude nicht fähig. Keine Erbse, sie fühlt sich wie etwas viel Größeres.

    „Äh ja… bitte.", stottert er.

    Die Mädchen kreischen auf: „Ah, du gibst doch nicht ernsthaft der da dein Brot."

    „Sieht aber so aus.", meldet sich der andere Junge zu Wort. Ellen geht zurück und gibt Andrew das Brot.

    „Und du?, fragt er, beißt aber direkt in das Brot, welches nicht sehr groß ist. „Ich finde schon noch was für mich. Ess du das, aber langsam wer weiß wann wir das nächste Mal etwas bekommen. Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Andrew strahlt sie an und isst weiter das Brot. Erst jetzt merkt Ellen das die Gruppe immer noch da steht.

    „ Ich hätte es weggeschmissen. Die zwei haben sich jetzt drüber gefreut.", sagt der Junge von dem das Brot stammt. Sehr sogar fügt Ellen im Stillen hinzu und unterdrückt das Knurren in ihrem Bauch.

    „Lass uns abhauen, sagt das Mädchen, welches das Brot nicht essen wollte. Gemeinsam geht die Gruppe weiter den Weg entlang. Andrew isst zu Ende und fragt: „Wo schlafen wir heute? „Wir werden sehen. Noch ist Zeit bis heute Abend.", entgegnet seine Schwester.

    Kapitel 2

    Bill

    „Warum hast du ihnen das Brot gegeben?, fragt Phillip nun schon zum tausendsten Mal. „Wie oft noch ich hätte es weggeschmissen., entgegnete Bill, nun langsam wirklich genervt. Bill guckt zurück, das Mädchen und der Junge sitzen immer noch da. Sie sind so dünn. Die langen hellbraunen Haare des Mädchen, der er das Brot gegeben hat sind ganz zerzaust, die des Jungen auch, die Kleidung zerrissen und dreckig. Ob sie wohl Straßenkinder sind, zu Hause nichts geboten bekommen oder was sonst noch alles in New York möglich ist. Bill kann es sich überhaupt nicht vorstellen, wie es ist auf der Straße zu leben. Sein Vater ist Finanzmakler an der Börse von New York City. Bill bekommt immer alles was er möchte, ob es jetzt ein neues iPhone ist, neue Markenklamotten, das alles spielt keine Rolle.

    „Du hättest es den Enten geben können am Ufer vom Hudson River.", wendet Jessica ein und streicht ihre roten Haare hinters Ohr.

    „Die Enten werden täglich von den Touristen vollgestopft.", argumentiert Bill und ignoriert Jessicas schmachtende Blicke.

    „Du scheinst ja richtig stolz auf deine Tat zu sein., sagt Phillip. Himmel, es war Bills Entscheidung gewesen, auch wenn er es selbst nicht ganz verstand, warum er so gehandelt hat. Er verstand auch nicht warum er jetzt das sagt: „ Geht ihr Nachhause, ich…äh muss noch meinen Vater anrufen.

    „Ich dachte der mag es nicht, wenn du ihn während der Arbeit anrufst.", sagt Jessica.

    „Ist eben dringend.", kontert Bill und wirft einen Blick zurück über die Schulter. Er weiß nicht wie lange sie noch da auf der Bank sitzen bleiben. Wenn er noch zu ihnen will, muss er sich beeilen. Bill ist über sich selbst etwas verwirrt, aber irgendwas in ihm sagt, dass er nochmal zurück gehen sollte.

    „Na okay. Wir sehen uns Kumpel., sagt Phillip und klopft seinem Freund Bill auf die Schulter. Bill verabschiedet sich von Sarah, die sich komplett aus der Diskussion rausgehalten hat und von Jessica, die ihn länger als nötig umarmt. Er hasst ihre Anhänglichkeit. Jess ist nicht sein Typ. Warum kapiert sie das nicht? Er weiß, dass viele Mädchen auf ihn stehen. Doch die Richtige war noch nicht dabei. Bill wartet bis die Drei abbiegen und aus seiner Sicht verschwinden. Der junge Mann dreht sich um und läuft zurück zu den zwei, die noch immer auf der Bank sitzen. Er schätzt dass das Mädchen so zwischen 15 und 17 Jahren ist, der Junge wird 8 sein. Abrupt bleibt Bill stehen. Was soll er denn überhaupt sagen? Vielleicht, „Hey, hat euch das Brot geschmeckt? So eher nicht, denkt er. Bisher hat so etwas noch nie getan. Sonst wirft er Straßenkindern immer Sprüche an den Kopf und lacht sie aus. Die zwei scheinen ihn zu beobachten, wie er langsam zu ihnen hingeht. Sein Geldbeutel steckt in seiner hinteren Hosentasche, er holt ihn hervor und zieht 10 Dollar raus.

    „Äh… ich weiß ja nicht ob….ja…ähm hier., stottert er und legt den Schein auf den Schoß des Mädchens. Sie guckt nur auf das Geld und gerade als Bill wieder gehen möchte hebt sie den Kopf und sagt: „Nein.

    „Warum? Wir können das doch gut gebrauchen.", fragt der kleine Junge.

    „Er hat uns schon das Brot gegeben, da muss er uns nicht auch noch Geld geben.", sagt sie zu ihm, steht auf und hält Bill das Geld entgegen. Doch er schließt nur die Hand des Mädchens um den Schein, obwohl es ihn Überwindung kostet sie anzufassen.

    „Behalte es., sagt Bill. „Deinem Bruder zuliebe. Seit ihr überhaupt Geschwister?, fügt er hinzu.

    „Ja. Ellen ist meine Schwester. Die tollste die man sich nur wünschen kann.", antwortet ihr Bruder wie aus der Pistole geschossen. Bill grinst. Er hat keine Schwester, auch keinen Bruder. Wahrscheinlich ist sie wirklich eine tolle Schwester, denkt er. Ellen hat ihrem Bruder das Brot komplett gegeben und dabei höchstwahrscheinlich ihr eigenes Verlangen unterdrückt.

    „Schöner Name.", sagt er und lässt ihre Hand los.

    „Danke, aber bitte behalte du das Geld . Andrew komm wir müssen gehen. Er ignoriert ihren ausgestreckter Arm mit dem Geld und murmelt „ Ich dachte Straßenkinder wären dankbar. vor sich her. Unglücklicherweise hat er es nicht leise genug gesagt. Erst ein paar Sekunden später begreift er, dass das wohl kein Kompliment war. Richtig bewusst wird es ihm auch dann, als Ellens Augen sich mit Tränen füllen, sie ihm das Geld vor die Füße schmeißt, Andrew am Arm nimmt und wegrennt.

    „Ja. Ja verdammt nochmal. Wir sind zwei von den 1000 beschissenen Straßenkinder in New York.", ruft sie. Hätte sie doch wenigstens das Geld genommen.

    Bill macht sich auf den Nachhauseweg um dort die Hausaufgaben zu erledigen. Hausaufgaben bedeutet Schule, Andrew und Ellen sind garantiert nicht in der Schule. Bills Vatersagt immer wieder, andere wünschen sich in die Schule gehen zu können und er würde sich nur beschweren. Das stimmte es war nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung. Ob die zwei Straßenkinder gerne in die Schule gehen würden? Er weiß es nicht. Obwohl Bill auch mit der U-Bahn fahren könnte, entscheidet er sich für den Weg zu Fuß, da er noch etwas frische Luft braucht bevor er sich den Hausaufgaben widmen kann. Er braucht auch frische Luft um auf andere Gedanken zu kommen, doch es klappt nicht. Immer wieder hat er das Bild vor Augen wie Ellen weint, nur weil er den einen Satz gesagt hat. Sicher, es wird nicht schön sein, auf der Straße leben zu müssen, deswegen tut es ihm auch leid.

    Daheim angekommen versucht er seine Hausaufgaben zu erledigen. Ordentlich und detailliert klappt mal wieder nicht, also gibt er es auf und schreibt irgendeinen Schrott hin. Immerhin kann ihm jetzt keiner vorwerfen er hätte nichts getan. Anschließend lässt er sich auf sein Bett fallen und schaut Fern.

    Kapitel 3

    Andrew

    Es macht ihn traurig, dass Ellen weint. Er will das nicht und außerdem steht ihr Lächeln viel besser. Mittlerweile gehen sie wieder in einem normalen Tempo. Vorsichtig sagt er: „Wir hätten das Geld nehmen sollen er hat es uns doch angeboten."

    „Wir brauchen es nicht. Wir schaffen das auch so.", entgegnet seine Schwester und wischt sich mit der Hand über das Gesicht.

    „Natürlich brauchen wir Geld. Wie sollen wir denn sonst leben?"

    „Andrew, hör auf damit." Der Wortwechsel gefällt ihm nicht, er merkt wie er wütend wird und die Enttäuschung in ihm hoch kommt. Die Enttäuschung , dass er nicht den Mut aufgebracht hat, das Geld an zu nehmen. Streit mit Ellen geht nicht. Denn wenn man auf der Straße lebt muss man zusammen halten, sonst gibt es keine Chance. Auch er hat manche Sachen gelernt seitdem sie kein zu Hause mehr haben.

    „Weil du es bist.", murmel er. Ellen zaubert ein Lächeln auf ihr Gesicht. Sie biegen in eine Straße, in der Supertolle Angebervillen stehen. Andrew wird ganz schwach von dem Anblick.

    „Wenn wir hier schlafen, auf irgendeiner Bank, können wir schauen ob es morgen nachdem die Leute gefrühstückt haben, etwas zu Essen in den Mülleimern gibt. Es darf uns nur niemand vertreiben. Ich denke das es den Leuten nicht so gut gefallen wird, wenn zwei Straßenkinder vor ihrem Haus schlafen., erklärt Ellen ihre Theorie. Andrew nickt, sagt aber nichts. Seine Schwester hat sowieso immer die besseren Vorschläge, doch das liegt wahrscheinlich nur daran das sie Älter ist. Weiter hinten in der Straße steht eine Bank, vor einem weißen Haus. Schon von weitem ist Andrew dieses Haus aufgefallen. Es hat irgendetwas das es hervorstechen lässt. Auf den ersten Blick sieht die Villa wie ein Würfel aus. In dem oberen Teil sind große Fenster. Weiter unten eher kleinere. Das Haus hat einen kleinen" Vorgarten, in dem Blumen in vielen Farben blühen. Das wird sicher viel Arbeit gewesen sein, obwohl Leute, die in Geld schwimmen, meistens einen eigenen Gärtner haben. Von der Straße führt ein geschotterter Weg zur Eingangstür. Andrew erkennt, dass ein weiterer Weg links ums Haus führt, wahrscheinlich ist hinter dem Haus erst der eigentliche Garten. Ein Haus, indem Andrew gerne leben würde, obwohl er sich nicht vorstellen kann, wie es wohl von innen aussieht.

    „So., sagt Ellen und setzt sich auf die Bank „du kannst deinen Kopf auf meine Beine legen. Der kleine Junge weiß, dass sie so nicht gut schlafen kann, aber zu liegen ist bequemer, also nimmt er das Angebot an. In der Nähe ist keine Uhr, doch da es schon dunkler wird, schätzt er das so ungefähr halb acht ist. Wer weiß ob sie morgen etwas zu essen bekommen, wenn nicht braucht er Kraft. Er schießt die Augen und während er einschläft wird ihm bewusst, dass Ellen den ganzen Tag noch nichts gegessen hat.

    Von einem lauten Donnergeräusch wird Andrew wieder geweckt. Sekunden später fängt es an zu regnen. Er schaut zu Ellen hoch und sieht, dass sie sich umschaut.

    „Ich fürchte wir müssen trotz Gewitter und Regen hier bleiben. Ich sehe nichts wo wir uns unterstellen könnten.", sagt sie etwas verzweifelt. Das ist immer ganz leicht an ihrem verzehrten Gesicht abzulesen.

    „Wir schaffen das.", ermutigt er sie und versucht seine Angst vor dem Gewitter zu unterdrücken. Ellen merkt es und nimmt ihn sofort in den Arm.

    „Ich gebe dir meine Jacke. Soweit man die noch so nennen kann.", sagt sie und legt die Jacke über Andrew´s Schultern.

    „Können uns ja unter die Bank legen!", witzelt er.

    „Gar keine so schlechte Idee. Beim Sprechen bemerkt Andrew das ihre Stimme zittert. Wenn Andrew die Jacke behält, würde Ellen wahrscheinlich kranken werden. Aber ihm selbst ist kalt, wenn er krank werden würde wär das auch nicht schön. Sie bleiben auf der Bank, denn am Boden wäre es nur noch kälter, wie es sowieso schon ist. Ellens Bruder ist hin und her gerissen, was in dieser Situation, die beste Lösung ist. Jacke behalten oder Ellen zurück geben und riskieren krank zu werden. Doch bevor Andrew zu Wort kommt sagt seine Schwester schon: „Kein schlechtes Gewissen. Mir geht es gut. Ellen umwickelt den kleinen Jungen mit den Armen und er schläft ein. Andrew träumt viel Geld zu besitzen und in die Schule gehen zu können. Er würde so gern Lesen und schreiben können. Andrew lebt schon solange auf der Straße, man könnte auch sagen er ist auf der Straße auf gewachsen, dass er sich kaum noch an das Leben im Luxus oder das normale Leben in einem Haus, mit genügend Essen und allem drum und dran erinnern kann. Er kann es sich nur noch vage vorstellen und von träumen. Mitten in seinem Traum wird er unsanft von einem Husten geweckt. Er macht die Augen auf und sieht das Ellen ihn losgelassen hat. Sie hat einen Hustenanfall.

    „Nicht…. so schlimm. …Wird gleich besser.", krächzt sie. Ach du Scheiße was war das denn jetzt bitte? Ist Ellen krank? Aber so schnell geht das doch nicht. Andrew hat keine Ahnung was er machen soll. Er legt seine Hand auf ihren Rücken, doch Ellen schüttelt sie ab. Ellen hustet weiter und weiter. Statt besser zu werden wird es schlechter. Das einzig Gute, der Regen hat aufgehört.

    Kapitel 4

    Bill

    Bill schläft gerne mit geöffnetem Fenster und dies ist auch der Grund warum er jetzt wach wird. Bill hört jemanden Husten. Doch es ist nicht nur so ein leichtes Hüsteln, sondern richtig Husten. Warum ausgerechnet jetzt? Ein Blick auf den Wecker sagt ihm das es viertel vor zwei ist .Mitten in der Nacht. Naja, wahrscheinlich kann der oder diejenige

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