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GANZIL - Tagebuch einer (Zwangs-) Maßnahme: Die ersten Wochen einer vom Jobcenter verordneten Maßnahme
GANZIL - Tagebuch einer (Zwangs-) Maßnahme: Die ersten Wochen einer vom Jobcenter verordneten Maßnahme
GANZIL - Tagebuch einer (Zwangs-) Maßnahme: Die ersten Wochen einer vom Jobcenter verordneten Maßnahme
eBook142 Seiten1 Stunde

GANZIL - Tagebuch einer (Zwangs-) Maßnahme: Die ersten Wochen einer vom Jobcenter verordneten Maßnahme

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Über dieses E-Book

Als er die "Einladung" seines Jobcenters zu dieser Maßnahme erhielt, die ihm als individuelles Coaching angepriesen wurde, hatte er noch keine Ahnung davon, was ihn erwartet. Hätte ihm jemand erzählt, was er während dieser Maßnahme erleben und erfahren würde, hätte er es nicht geglaubt. Nur seiner Neugier und der Arbeit an diesem Tagebuch hat er es zu verdanken, dass er es mehrere Wochen ausgehalten hat, seinen immer wiederkehrenden Fluchtimpulsen zu widerstehen. Das Buch richtet sich an all diejenigen, die es interessiert, wie arbeitslose Menschen durch sinnlose Maßnahmen "gefördert" und wie dadurch Steuergelder verschleudert werden. Wer selbst bereits an einer ähnlichen Maßnahme seines Jobcenters teilnehmen musste, wird sehen, dass er nicht allein da steht.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum20. Nov. 2016
ISBN9783738092936
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    Buchvorschau

    GANZIL - Tagebuch einer (Zwangs-) Maßnahme - Heinrich Domhöfer

    Inhaltsverzeichnis

    GANZIL – Tagebuch

    einer (Zwangs-) Maßnahme

    Die ersten Wochen

    Ein nicht immer emotionsfreier Erlebnisbericht eines Teilnehmers einer vom Jobcenter verordneten (Zwangs-) Maßnahme namens GANZIL

    von

    Heinrich Domhöfer

    V 1.1

    www.tagebuch-einer-massnahme.de

    © 2016 Heinrich Domhöfer

    Sundgauer Straße 151a, 14167 Berlin, Tel.: 030 609 884 884

    Alle Rechte liegen beim Autor.

    Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.

    Jede Verwertung und Vervielfältigung – auch auszugsweise – ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Autors gestattet.

    Alle Rechte, auch die der Übersetzung des Werkes, liegen beim Autor.

    Zuwiderhandlung ist strafbar und verpflichtet zu Schadenersatz.

    Die Namen von Bildungsträger, Coaches und anderen Personen wurden geändert.

    Vorwort

    Als ich gegen Ende März 2016 von meinem Sachbearbeiter des Jobcenters Berlin Steglitz-Zehlendorf einen Brief mit dem Vorschlag zu einer Maßnahme namens GANZIL erhielt, wusste ich noch nicht, was sich dahinter verbirgt.

    Nach Aussagen des für mich zuständigen Sachbearbeiters, Herrn Z., sollte es sich dabei um die „bessere Alternative" zu einer von mir im Januar dieses Jahres schriftlich beantragten Umschulung handeln. Das jedenfalls teilte er mir mit, als er mich telefonisch über die Ablehnung meines Antrags informierte.

    Die darauffolgende Recherche im Internet vermittelte mir ein vollkommen anderes, ein vorwiegend negatives Bild von Maßnahmen mit dieser Bezeichnung.

    Schon während des sogenannten Erstgesprächs, bei dem mir die Einrichtung und Teile der Maßnahme vorgestellt wurden, war ich mir sicher, dass es sich hier ganz bestimmt nicht um eine Alternative zu einer Umschulung handeln würde und schon gar nicht um eine bessere, wie seitens des Jobcenters behauptet wurde.

    Da meine Neugier stärker war als meine Empörung und die immer wiederkehrenden Fluchtimpulse, beschloss ich, mir die Sache näher anzuschauen und ihr eine Chance zu geben – manchmal ist der erste Eindruck ja nicht auch gleichzeitig der richtige – manchmal!

    Während der Zeit in dieser Maßnahme ist das vorliegende Buch entstanden. Ohne die Arbeit daran hätte ich diese sicher nicht so lange ertragen können.

    Auf diese Weise konnte ich meine Eindrücke und den immer wieder aufkommenden Frust über die Situation, in der ich mich zwangsweise befand, auf- und verarbeiten. An den allermeisten Tagen war das Schreiben dieses Tagebuchs die einzige Beschäftigung während dieser Maßnahme, die Menschen aktivieren und dabei helfen soll, sie in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren.

    So, liebes Jobcenter, wird das nichts werden. Falls Ihr wirklich wollt, dass Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zurückfinden, solltet Ihr Euch schleunigst etwas Anderes ausdenken!

    Erste Woche der Maßnahme

    Das Erstgespräch

    Die vom Jobcenter angeordnete Maßnahme sollte anfangs am 11.04.2016 beginnen. Da ich an diesem Tag meine fast siebenjährige Tochter betreuen musste, weil ihre Lehrer und Erzieher einen Studientag einlegten, konnte ich diesen Termin nicht wahrnehmen.

    Natürlich benachrichtigte ich den mir zugewiesenen Bildungsträger SiDa per Fax darüber. Frau P. rief noch am selben Tag zurück. Da keiner meiner vier alternativen Terminvorschläge passte, einigten wir uns auf den 18.04.2016 für das Erstgespräch. In den nächsten Tagen erhielt ich ein Schreiben per Post, das den Termin nochmals bestätigte.

    Am Montag um 9:30 Uhr sollte das Erstgespräch beginnen. Obwohl ich pünktlich vor Ort war, dauerte es rund zehn Minuten, bis ich aus dem Wartebereich abgeholt wurde. Beim Zahnarzt musste ich schon mal trotz Termin länger warten - also kein Problem.

    Frau B., eine von insgesamt fünf Coaches, stellte sich kurz vor und führte mich in ihr Büro, wo wir einige Formalitäten klärten. Dann begann sie, das Projekt GANZIL vorzustellen. An erster Stelle steht, wenn ich das richtig verstanden habe, die Komplettierung und Optimierung meiner Bewerbungsunterlagen. Dazu werden auf einem USB-Stick entsprechende Vorlagen, für MS Word und Excel zur Verfügung gestellt. Auch Bewerbungsmappen sollen gestellt und Portokosten erstattet werden. Das Highlight aber stellt sicher das Anfertigen von professionellen Bewerbungsfotos dar.

    Ganz prima bis jetzt!

    Während der Maßnahme sollen Workshops zu den Themen Kommunikations- und Konflikttraining und Körpersprache stattfinden. Hört sich interessant an. Deshalb habe ich mich mal ein wenig umgeschaut, wo solche Kurse angeboten werden und wie lange die im Allgemeinen dauern. Irgendwie muss ja die Dauer von sechs Monaten in Vollzeit herkommen. Im Anhang habe ich einige Angebote zu diesen Themen zusammengestellt.

    Während unseres immerhin knapp einstündigen Gesprächs musste ich mich immer wieder ein zusammenreißen, um meine Vorurteile gegen diese Maßnahme nicht ganz so offensichtlich zur Schau zu stellen. Immer scheint mir das aber nicht perfekt gelungen zu sein. Das war daran zu erkennen, dass mich Frau B. darauf hinwies, dass sie nicht mit mir über Sinn und Unsinn dieser Maßnahme diskutieren werde, da es ja immerhin ihr Job sei. Den will man sicher nicht gefährden, das leuchtete mir ein. Auch über die Auswahlkriterien des Jobcenters, wen dieses zu solchen Maßnahmen schicke, mache sie sich schon lange keine Gedanken mehr, bemerkte sie in einem Nebensatz.

    Nach unserem Plausch geleitete mich Frau B. wieder in den Empfangsbereich, wo wir uns voneinander verabschiedeten. Ich wartete einige Minuten um dann bei Frau P. den Vertrag zu dieser Maßnahme zu unterzeichnen - einen Ausweg schien es nicht zu geben.

    In der Coaching-Vereinbarung, wie sich dieser Vertrag, den ich unterschreiben musste, nennt, werden die offiziellen Ziele dieser Maßnahme beschrieben.

    Die Coaching-Vereinbarung

    In der Präambel gibt die Dr. G. SiDa GmbH ihr Selbstverständnis und ihre Ziele zum Besten. Seit vielen Jahren sehe man es demnach als Aufgabe an, Kunden der Arbeitsagenturen und Jobcenter zu beraten und zu unterstützen. Ziel sei es dabei, gemeinsam eine neue Lebensperspektive zu entwickeln. Wichtig sei ihnen dabei eine intensive auf Vertrauen basierende Zusammenarbeit. Im Rahmen des Projekts GANZIL biete man einen umfassenden Beratungsservice zur Entwicklung und Verbesserung der aktuellen Lebenssituation.

    SiDa will, so heißt es weiter, mich dabei unterstützen, meine Lebensqualität zu verbessern und mir eine Jobperspektive eröffnen. Dafür nehmen sich Berater und Coaches Zeit.

    Nun habe ich doch fast die ganze Präambel wiedergegeben. Eines Kommentars möchte ich mich an dieser Stelle aber noch enthalten. Wie das beschriebene Vorhaben umgesetzt wird, werden wir bestimmt im Laufe der nächsten Wochen sehen und einen entsprechenden Kommentar werde ich dann bestimmt noch nachreichen - auch wenn es mir wirklich schwerfällt, mich zurück zu halten.

    Neben der Präambel enthält der Vertrag vier Paragraphen, die Rechte und Pflichten von Bildungsträger und Maßnahmenteilnehmer, also mir, regeln.

    Gemäß Paragraph eins der Vereinbarung verpflichtet sich SiDa dazu, über die verpflichtenden Anwesenheitszeiten hinaus, zum Angebot von Gesprächsterminen und einer telefonischen Beratung in dringenden Fällen während der Geschäftszeiten, zur Unterstützung beim Umgang mit Behörden, Krankenkassen und ähnlichen Einrichtungen und ggf. sogar zur Begleitung bei Behördengängen.

    Für Menschen, die nicht in der Lage sind, ihre Angelegenheiten zu besorgen sicher ein interessantes Angebot. Die Menschen, mit denen ich mich im Allgemeinen umgebe, werden von einem solchen Angebot eher nicht profitieren können. So mancher wird hier Vermutungen darüber anstellen, an welche Zielgruppe sich dieses Angebot zu wenden scheint.

    Wie fühlt man sich wohl, wenn man nicht zu der Zielgruppe dieses Angebots gehört und dennoch so behandelt wird?

    Paragraph zwei regelt die Pflichten der Teilnehmer. Demnach bin ich zur regelmäßigen Teilnahme an vier Tagen pro Woche in der Zeit von jeweils 9-15 Uhr, der Wahrnehmung vereinbarter Gesprächstermine, rechtzeitiger Absage bei Verhinderung sowie der Mitteilung relevanter Änderungen (Adresse, Telefon, Arbeitsaufnahme etc.) verpflichtet.

    Darüber hinaus verpflichte ich mich zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit, um gemeinsam eine neue Perspektive zu entwickeln.

    Bei einer Zwangsmaßnahme, wie sie hier zweifelsfrei vorliegt, könnte ich mir gut vorstellen, dass es bei der Vertrauensfrage zu Problemen kommen könnte. Jemanden dazu zu verpflichten, einem vollkommen Fremden zu vertrauen, scheint mir ein wenig paradox. Hat Vertrauen nicht auch mit Freiwilligkeit zu tun? Muss Vertrauen nicht verdient werden?

    In Paragraph drei bietet mir SiDa an, bis zu sechs Monate über die vereinbarte Laufzeit hinaus kostenlos für Gespräche zur Verfügung zu stehen und die Computerlabore während der Geschäftszeiten nutzen zu dürfen. Auch weitere Unterstützung sowohl bei erfolgreicher als auch nicht erfolgreicher Integration in den Arbeitsmarkt wird kostenlos angeboten.

    Paragraph vier greift die Aussagen des Paragraphen zwei auf und wiederholt meine Verpflichtung zur Mitteilung relevanter Veränderungen. Darüber hinaus erkläre ich mich damit einverstanden, dass ein eventueller Arbeitgeber nach sechs Wochen und nochmals nach sechs Monaten nach Arbeitsaufnahme zur Erhebung über den Verbleib in Arbeit in Form einer schriftlichen Bestätigung kontaktiert werden darf.

    Hier scheint mir recht deutlich zu werden, dass ich hinten herum doch noch an einen Privaten Arbeitsvermittler weitergereicht worden bin, was ich bisher erfolgreich und aus Überzeugung vermeiden konnte, weil ich in der Vergangenheit einige Einblicke in deren Arbeitsweise gewinnen konnte - wirklich seriös scheint das nicht immer alles zu sein. Aber ich will ja möglichst vorurteilsfrei an die Sache herangehen.

    Als Anhang gibt es noch eine „Projektordnung und ein Merkblatt über die „Anwesenheits-Regelungen. Den Inhalt hier wiederzugeben, erspare ich mir an dieser Stelle, werde aber später bestimmt hin und wieder darauf Bezug nehmen. Interessierten maile ich gerne eine Kopie.

    Das war es für heute. Morgen geht es dann ab 9:00 Uhr weiter und ich bin gespannt darauf, was mich erwartet.

    Erster Tag - Dienstag

    Der Clever Club

    Eigentlich wollte ich der Sache eine Chance geben und vollkommen unvoreingenommen den ersten Tag beginnen. Allerdings ist mir das nicht wirklich über den ganzen Tag hinweg gelungen, aber dazu dann mehr im folgenden Text.

    Beginn der Maßnahme ist um 9:00 Uhr. Mein Tag begann schon ein wenig früher.

    Nachdem ich meine (bald) siebenjährige Tochter in die Schule gebracht hatte, fuhr ich direkt zum Ort der Maßnahme. Nach Hause zu fahren hätte sich nicht gelohnt. Da ich mit Motorrad unterwegs bin, war ich trotz Berufsverkehr recht zügig vor Ort und Parkplatzprobleme gibt es mit diesem Gefährt auch eher selten. Nachdem ich mein Fahrzeug vor der Bildungseinrichtung abgestellt

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