und plötzlich warst du weg
Von Thomas Tippner
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Über dieses E-Book
Es ist eine Qual, die er kaum ertragen kann. Nicht nur, weil er sich von seiner Freundin getrennt hat, sondern auch, weil er in das Haus zurückkehren muss, in dem er einst so viele glückliche und fröhliche Stunden erlebt hat. Heute aber gibt es hier nur noch seine in Scheidung lebende Schwester, seinen lebensfrohen Neffen und seinen kranken Vater.
Torben wächst alles über den Kopf.
Er kann es nicht mitansehen, wie sein Vater Tag für Tag schwächer und schwächer wird.
Torben kehrt nach Hause zurück – und lernt, was es heißt, den letzten Weg zu gehen, den ein Mensch gehen muss.
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Buchvorschau
und plötzlich warst du weg - Thomas Tippner
Kapitel 1Und plötzlich warst du weg
Thomas Tippner
Und plötzlich warst du weg
Thomas Tippner
1. Ausgabe
ISBN
Hauptcover: Shutterstock
Cover Bearbeitung: Azrael ap Cwanderay
© 2020 by Thomas Tippner
Die Buch- und Cover-Rechte liegen beim Autor. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung – auch auszugsweise – ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Autors gestattet. Alle Rechte, auch die der Übersetzung des Werkes, liegen beim Autor. Zuwiderhandlung ist strafbar und verpflichtet zu Schadenersatz.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Kapitel 2
„Wie geht es ihm?"
Die Furcht vor der Antwort ließ ihn innerlich erfrieren. Blanke Angst packte und schüttelte ihn, brachte all seine Gedanken zum Erlahmen und ließ ihn die Blicke niederschlagen.
Er ertrug es einfach nicht.
Allein der Gedanke daran, dass Monika ihm sagen würde, wie es um ihren gemeinsamen Vater stand, ließ ihn beten, endlich aus einem langen, quälenden und erschöpfenden Schlaf zu erwachen.
„Wie soll es ihm schon gehen?", seufzte Monika, die ihren Bruder in den Arm nahm, während er seine Reisetasche und den Koffer abstellte und den Geruch seines Zuhauses wahrnahm.
Es roch wie immer.
Es sah aus wie immer …
Es war alles anders.
Torben musste sich mit Gewalt zurück ins Leben rufen, während ihm auffiel, dass die Vase, die sein Vater damals aus einem Amerika-Urlaub mitgebracht hatte, gar nicht mehr mit Lilien befüllt war. Sie stand nun da, auf der braunen Mahagoni-Anrichte, unter dem goldgerahmten Spiegel, und wirkte so leer und verlassen, wie es in Torben selbst aussah.
Er fühlte den Druck, der ihn seit Jahren verfolgte, immer mehr in sich aufsteigen. Und wie immer, wenn er sich unwohl fühlte, drückte er seine Schwester von sich fort und konnte es ihr nicht einmal verübeln, dass sie ihm eine Antwort schuldig blieb.
Deswegen ging er auf ihre Taktik ein.
Um den heißen Brei herumreden.
Das hatten sie schon immer gut gekonnt. Schon damals, als sie noch zu Hause gewohnt hatten, wo sie noch eine Familie waren, und eigentlich gar nichts durchzustehen hatten.
Sie waren von der Schule nach Hause gekommen, hatten sich geneckt, geärgert und doch immer alles voneinander gewusst.
So wie auch jetzt.
Torben wusste einfach, wie es in seiner großen, nervigen, seiner ungeliebten und heiß verehrten Schwester aussah. Er spürte, dass sie innerlich in Aufruhr war, fühlte, dass sie seine vorgelebte Stärke hier und jetzt brauchte, um den Kummer, den sie empfand, ertragen zu können.
Jan, ihr Mann, konnte ihr den schon lange nicht mehr geben. Hatte er sich doch zurückgezogen und angefangen, sich um seine eigenen Dinge zu kümmern – der Arsch. Da, wo er einmal für seine Frau hätte da sein müssen, hatte er sein Heil in der Flucht gesucht und Monika vor einem Scherbenhaufen stehend allein gelassen.
Dafür sind sie auch zu nah dran, dachte Torben und war nicht das erste Mal in seinem Leben glücklich darüber, dass es ihn von der Ostseeküste nach Hamburg gezogen hatte.
An der Alster, wo das Leben pulsierte, die Menschen durch die Straßen strömten und ein immerwährender, in sich selbst erklingender Glockenschlag antrieb, hatte man schnell die Chance, den Kummer zu vergessen, der zu Hause auf einen wartete. Da konnte man sich ohne Weiteres zurückziehen und sich in die Arbeit oder das Vergnügen der unzähligen Kneipen, Lokale und Konzerthallen stürzen.
Hier oben, an der Küste, wo das Leben ruhiger getaktet war, wo die Menschen mehr in sich selbst ruhten, kam es Torben vor, als wäre er in ein Gefängnis gesperrt. Das Wissen, dass am Mittwoch der mobile Landwirt vor der Tür stand und einem ungefragt Eier, Käse, Schinken und die Leberwurst reinreichte, machte ihn wahnsinnig.
Er brauchte die Abwechslung.
Jeden Tag ins Büro zu kommen und von Linda, seiner Sekretärin, zu erfahren, wer heute alles mit ihm sprechen wollte, war für ihn wie ein Dauerlauf durch ein vollbesetztes Stadion. Nie zu wissen, was einen erwartete, nie zu erahnen, wohin einen der heutige Tag führen würde, war für ihn die Erfüllung, nach der er immer gesucht hatte.
Und das Nach-Hause-Kommen war für ihn, wie er mit einem erschreckend in aufsteigenden Gedanken feststellte, der reinste Horror.
Allein die Tatsache, dass Monika ihn noch immer fest gedrückt hielt und ihr Gesicht in seinen Hals vergrub, ließ ihn glauben, keine Luft mehr zu bekommen. Es war, als versuchte sie ihn hier und jetzt festzuketten, damit er niemals wieder zurück nach Hamburg in sein Bürokomplex gehen konnte.