Das Ende aller Märchen
Von Marlene Roth
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Über dieses E-Book
Nachdem das letzte Märchen im großen Märchenbuch festgehalten ist, langeweilen sich die Bewohner des Märchenlandes. Deswegen entwickelt Dornröschen mit Hilfe ihrer besten Freundin Aschenputtel einen Plan, um das Märchenland verlassen zu können. Mit ungeahnten Konsequenzen...
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Buchvorschau
Das Ende aller Märchen - Marlene Roth
Das Ende aller Märchen
Titel
Impressum
Teil 1: Ein Plan
Teil 2: Wind der Erneuerung
Teil 3: Neue Welt
Epilog
Danksagung
Über die Autorin
Marlene Roth Das Ende aller Märchen
Impressum
Impressum
Texte: ©Marlene Roth
Umschlag: © Renee Rott, Dreamdesigns
https://coverandart.jimdofree.com/
Lektorat: Senta Herrmann, Polarfuchs Design
https://www.polarfuchs-buchgestaltung.de/lektorat-und-korrektorat/
Verlag: Marlene Roth
c/o AutorenServices.de
Birkenallee 24
36037 Fulda
Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Teil 1: Ein Plan
Kapitel 1
„Ash! Ash, wach auf!" Verschlafen drehte sich meine Freundin Aschenputtel, von uns allen nur liebevoll Ash genannt, in ihrem riesigen Bett herum.
„Röschen, was um Himmels willen machst du hier mitten in der Nacht?", fuhr sie mich ein wenig verärgert und erstaunt zugleich an.
„Also erstens ist es nicht mehr mitten in der Nacht. Es dämmert nämlich schon. Und außerdem hab ich hier übernachtet. Weißt du das nicht mehr? Oder warst du so betrunken, dass du dich an nichts mehr erinnern kannst?"
Mit einem theatralischen Seufzer rieb sich Ash die Augen und setzte sich im Bett auf.
„Nein, nein. Alles gut. Jetzt bin ich wach. Und die paar Gläser Wein haben mir überhaupt nichts ausgemacht, Dornröschen." Meinen vollen Namen benutzte sie nur, wenn sie sauer auf mich war. Na ja, in diesem Fall war es schon gerechtfertigt. Aber mein Geistesblitz konnte auf keinen Fall bis zum Morgen warten, wenn ich wieder fast über dem Frühstücksteller eindöste. Seitdem ich aus meinem hundertjährigen Schlaf aufgewacht war, brauchte ich immer extrem lange, um morgens in die Puschen zu kommen.
„Na, dann schieß mal los! Warum weckst du mich um diese Zeit?", knurrte mich meine beste Freundin an.
„Ich habe einen Plan, wie wir das Märchenland verlassen können."
Jetzt war Aschenputtel hellwach. Sie sah mich mit großen Augen an. Jede Spur von Ärger war aus ihrem Gesicht gefegt. Sie setzte sich in ihrem Bett auf und sah mir direkt in die Augen. Mit dem letzten Satz schien ich ihr Interesse geweckt zu haben.
„Das Märchenland verlassen? Röschen, wenn das funktionieren würde … Ich meine, das wäre … Es wäre einfach wunderbar." Ihre Stimme klang verschlafen und sie lallte dank des vielen Alkohols, den wir erst vor einigen Stunden konsumiert hatten.
Seit zwei Jahren, besser gesagt seitdem unsere Märchen zu Ende waren, sehnten wir uns danach, das enge Gefüge des Märchenlandes zu verlassen. Hier ist jeder Tag gleich und es gibt nichts zu tun. Es war zum Durchdrehen! Manchmal hatte ich das Gefühl, diese kleine Welt würde direkt über mir zusammenklappen und mich lebendig begraben.
Sicher, ein paar der Märchenfiguren hatten sich arrangiert. Rapunzel zum Beispiel hatte einen Barbierladen eröffnet. Jeder wendete sich vertrauensvoll an sie, wenn es um die Haar- und Bartpflege ging. Und der Froschkönig war ins Goldgeschäft eingestiegen. Nicht dass er damit sonderlich viele Reichtümer erwirtschaftet hätte. Wenigstens hielt es ihn beschäftigt.
Aber Ash und ich wussten nicht, was wir tun sollten. Ashs Prinz hatte sich vom Acker gemacht, als sie während ihres Märchens schwanger geworden war. Dass sie das Kind später verloren hatte, änderte nichts daran. Er versteckte sich vor ihrem Zorn. Und mein geliebter Prinz hatte mich zwar wachgeküsst, aber dann bemerkt, dass er eigentlich die Gesellschaft anderer Männer bevorzugte. Wir waren Freunde geworden, aber das war auch schon alles. Er hatte eine Wohngemeinschaft mit der Bösen Fee gegründet, die eigentlich gar nicht so bösartig war, und sich die meiste Zeit mit neuen Kochrezepten und dem Dorftratsch beschäftigt.
„Ich weiß, wie wir hier rauskommen. Es gibt nur einen Haken: Wir müssen die Gute Fee aus dem Weg räumen."
„Die Gute Fee ausschalten? Bist du noch ganz bei Trost? Wie bitte schön sollen wir beide das denn hinbekommen, ohne dass sie uns eigenhändig in Statuen verwandelt?"
Die Gute Fee sorgte seit dem Ende des letzten Märchens dafür, dass wir alle im Märchenland bleiben mussten. All unsere Namen standen in einem riesigen Buch, das sie wie ihren Augapfel hütete, und es legte uns nicht nur in Ketten, sondern sorgte auch dafür, dass wir ewig jung und gesund blieben. In der Theorie ein fairer Tausch. Wenn es nicht so stinklangweilig wäre. Zusätzlich zu dem Märchenbuch hielt uns eine Barriere hier gefangen, die bis jetzt noch keiner von uns hatte durchqueren können. Sie befand sich im Wald. Wer sie berührte, erlitt unsagbare Schmerzen.
Einige von uns hatten schon versucht, der Qual der Gefangenschaft zu entkommen, aber ihre Statuen standen jetzt gut sichtbar auf den Zinnen des Palastes der Guten Fee.
„Wir müssen natürlich noch andere um Hilfe bitten. Zu viert oder zu fünf hätten wir vielleicht eine Chance."
„Das meinst du nicht wirklich, oder? An wen hattest du denn gedacht?"
Ich kaute zunächst auf meiner Unterlippe herum, bevor ich den letzten Rest meines Geistesblitzes preisgab.
„An Schneewittchen und Goldlöckchen, die Frau des Froschkönigs."
Ash überlegte einige Augenblicke lang. Der Alkohol raste immer noch durch meinen Körper. Von meiner Unruhe getrieben, erhob ich mich. Nur um mich sogleich wieder hinzusetzen, weil mir schwindelig wurde.
„Dornröschen, ich glaube, wir sollten erst mal schlafen, bevor wir den Plan weiter verfeinern", sagte Ash nach einer gefühlten Ewigkeit.
Ich nickte, denn mittlerweile fühlte ich, wie die Müdigkeit meinen Körper daran erinnerte, dass selbst Märchenfiguren am besten acht Stunden pro Nacht schliefen. Deswegen tapste ich, als mein Kreislauf sich wieder beruhigt hatte, müde zurück in das Nebenzimmer, wo das gemütliche Sofa stand, auf dem ich mich ausruhen konnte.
Kaum hatte ich mich in die weichen Kissen sinken lassen, war ich auch schon eingeschlafen und wurde erst wieder wach, als die Sonne am nächsten Tag bereits hoch am Himmel stand.
Am nächsten Morgen traute ich mich zunächst nicht, das Thema der letzten Nacht erneut anzuschneiden. Erst als Ash und ich bei einer Scheibe selbstgebackenen Brotes – Ash half kochen gegen die Langweile – und einer Tasse heißer Milch saßen, brachte Aschenputtel meinen Plan zur Sprache.
„Sag mal, Röschen, hast du das wirklich ernst gemeint, dass du die Gute Fee aus dem Weg räumen willst, um hier rauszukommen?"
Bereits beim Aufwachen hatte ich mir diese Frage gestellt und sie mit ja beantwortet.
„Allerdings. Wir müssen endlich unser Schicksal in die eigene Hand nehmen!", meinte ich energisch.
„Dann sollten wir wohl nachher Schneewittchen und der Frau des Froschkönigs einen Besuch abstatten", meinte Ash und biss genüsslich in ihr Marmeladenbrot. Ich nahm ebenfalls einen Bissen. Mit diesem Plan im Kopf schmeckte es gleich besser.
Nur wenig später klopften wir an die Tür des herrschaftlichen Hauses, das der Froschkönig erst vor einiger Zeit hatte errichten lassen.
Eine Dienerin öffnete uns. Da wir gut mit Goldlöckchen befreundet waren, hatten wir kein Problem damit, schnell zu ihr vorgelassen zu werden.
Sie saß an einem dekadent gedeckten Frühstückstisch und blätterte in der einzigen Zeitung, die fast täglich im Märchenland erschien. Das Tapfere Schneiderlein und der Gestiefelte Kater hatten vor einiger Zeit ihre Vorliebe für Klatsch und Tratsch entdeckt und die Märchenland Tageszeitung, kurz MÄTZ, herausgebracht.
„Guten Morgen, meine Lieben. Wollt ihr auch ein Glas Schaumwein? Oder vielleicht ein paar Johannisbeeren?"
Ash und ich tauschen einen vielsagenden Blick aus. Wenn es jemanden gab, der uns zwei Schnapsdrosseln übertraf, dann war es Goldlöckchen.
Da uns beide ein leichter Kater plagte und wir gerade erst gefrühstückt hatten, lehnten wir Goldlöckens Angebot dankend ab, bevor wir uns zu ihr an den Tisch setzten.
„Was führt euch so früh zu mir?", fragte unsere Freundin.
„Guten Morgen, meine Lieben. Wollt ihr auch ein Glas Schaumwein? Oder vielleicht ein paar Johannisbeeren?"
Ash und ich tauschen einen vielsagenden Blick aus. Wenn es jemanden gab, der uns zwei Schnapsdrosseln übertraf, dann war es Goldlöckchen.
Da uns beide ein leichter Kater plagte und wir gerade erst gefrühstückt hatten, lehnten wir Goldlöckens Angebot dankend ab, bevor wir uns zu ihr an den Tisch setzten.
Natürlich konnte Ash es nicht lassen, die auf dem Tisch stehenden Marmeladengläser ordentlich in eine Reihe zu stellen und sie von der dunklen Johannisbeerkonfitüre bis zum hellen Aprikosenaufstrich durchzusortieren.
Sogar die Sektflasche und die Orangensaft- und Milchkrüge reihte sie in perfektem Abstand nebeneinander auf.
„Was führt euch so früh zu mir?", fragte unsere Freundin, die Ashs Umräumaktion nicht zu beeindrucken schien.
Ich atmete tief durch, bevor ich ihr von meinem Plan erzählte.
Löckchen sah mich ungläubig an, als könnte sie nicht fassen,