Kesselschlachten um Russland
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Der Autor und der Verlag möchten mit diesem Buch ein Zeichen gegen Krieg setzen! Krieg ist immer menschenverachtend und führt zu Qual und Tod! Wir wünschen den Lesern eine friedvolle Zeit!
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Buchvorschau
Kesselschlachten um Russland - Christian Schwochert
Teil 1: Die Kesselschlacht bei Biaystok und Minsk
Am Samstagabend des 21. Juni 1941 saßen Robert Heinrich und seine Kameraden noch in einem requirierten Bauernhof nahe der deutsch-sowjetischen Demarkationslinie.
Sie wussten, morgen würde es losgehen.
Morgen würde der Feldzug gegen Russland beginnen; ein Ereignis das später vor allem unter dem Namen „Unternehmen Barbarossa" in die Geschichtsbücher der Welt eingehen würde.
Von den Erzählungen seines Obergefreiten Carl von Menie, der schon am Polenfeldzug teilgenommen hatte, wusste er, was für eine Hölle der Krieg war. Er war sehr besorgt, ob er den morgigen Tag überleben würde, doch er ging davon aus, dass er und Tausende andere morgen nur das tun würden, was zwangsläufig getan werden musste. Es war für Robert, der vor seinem Einzug zur Wehrmacht Militärgeschichte studiert hatte, offensichtlich, dass hier versucht wurde, einem Angriff von Seiten der Sowjets um wenige Tage zuvorzukommen. Diesen Schluss musste er zwangsläufig ziehen, nachdem er beim Wache stehen einige Offiziere, darunter Generalfeldmarschall Fedor von Bock, zufällig über die Gesamtsituation hatte reden hören.
Doch an dieses zufällige und unbeabsichtigte Belauschen dachte Robert Heinrich im Augenblick nicht. Er und seine Truppe waren Teil der Heeresgruppe Mitte, die aus etwa 37 Infanteriedivisionen, 9 Panzerdivisionen, 1 Kavalleriedivisionen und 3 Sicherungsdivisionen bestand. Das waren etwa 800.000 Mann und 1.936 Panzer. Ihr Befehlshaber war von Bock.
Robert saß an dem kleinen, kontrollierten Feuer und blickte zu seinem Obergefreiten hinüber. Die anderen Soldaten schliefen zur Zeit, nur Carl und er hielten Wache. Carl sah auf seine Taschenuhr und sagte: „22:05 Uhr. Noch eine Stunde, dann wecke ich die beiden zur Wachablösung. Dabei zeigte er auf die Landser Ludwig und Karsten, die im Heu schliefen. Carl blickte auf Robert und sah, dass dieser ziemlich aufgeregt wirkte. „Versuch nicht so viel an morgen zu denken. Das ist ungesund.
, sagte er. „Versuch ich ja. Aber wenn ich daran denke, was für eine Hölle morgen losbricht…"
„Ja, das wird übel werden. Aber wenn wir nicht zuerst angreifen, erwischen sie uns und fallen ins Reich ein. Aber ich bin optimistisch, dass dieses Unternehmen gelingt. Das hier wird wieder ein Blitzkrieg werden, so wie in Polen. Je schneller es vorbei ist, desto weniger schlimm wird es werden. Ich bin sicher, unsere Truppe wird es gut überstehen. Schließlich sind wir an die 800.000 Mann und die beste Armee der Welt. Wir kriegen das schon hin.", erklärte Carl.
In Gedanken fügte er jedoch hinzu: „Leider wurden vor Beginn dieses Unternehmens viele Offiziere frisch von der Akademie hierher beordert. Denen mangelt es an Erfahrung, aber nicht an Jugend. Wenn das mal gut geht…" „Ich wünschte, ich könnte einfach schlafen gehen. Wer schläft, denkt nicht nach."
„Ja. Das Warten war oft auch in Polen das Schlimmste. Im Gefecht handelt man einfach; kein Nachdenken. Da bleibt die Denkbirne meistens abgeschaltet., erwiderte Carl. „Stimmt. Aber als uns gestern dieser lustige Film gezeigt wurde, konnte ich auch prima abschalten. Der Film war klasse.
, meinte Robert. „Ja. 'Der Mann, der Sherlock Holmes war'. Ein guter Film, auch wenn er in Ländern spielt, die wir besetzen mussten. Schon schade, dass wir Belgien besetzen mussten, um Frankreich zuvorzukommen. „Richtig. Der Film mit Heinz Rühmann und Hans Alberts wurde noch vor dem Krieg gedreht. 1937 glaube ich…
, erinnerte sich Robert. „Ganz genau. Und er ist wirklich toll. Sogar noch besser und lustiger als Heinz Rühmanns Film 'Ich und die Kaiserin'. Ich persönlich würde ihn auf dieselbe Stufe, wie seine Komödie 'Der Stolz, der 3. Kompanie', stellen. Dass der etwas erfahrenere Schauspieler Hans Albers den Holmes, beziehungsweise den Flynn spielt, hat mir auch gut gefallen. Der ältere spielt den Holmes, der jüngere den Watson; das ist nur logisch. Ein toller Film. Zwei kleine, aber sehr gescheite Privatdetektive verkleiden sich zwecks Werbung als Sherlock Holmes und Dr. John Watson und bestehen währenddessen turbulente Abenteuer. Die erfolglosen Detektive Flynn und McPherson schaffen es so endlich mit gewinnbringenden Fällen beauftragt zu werden. Sie halten den Nachtzug nach Brüssel auf offener Strecke an und werden aufgrund ihrer Aufmachung tatsächlich für den berühmten Detektiv und seinen Partner gehalten. Der angebliche Holmes verhört zum Schein die im Zug mitreisenden Schwestern Mary und Jane Berry. Ihr Onkel hat ihnen ein Vermögen hinterlassen und sie unternehmen die Reise, um sein Erbe anzutreten."
„Ich weiß Carl, ich war dabei.", lächelte Robert.
„Stimmt. Aber wenn ich mit dir über den Film rede, lenkt dich das etwas von deinen Sorgen ab Kumpel.", dachte Carl und redete weiter über den Film: „Bei der Ankunft wird dem falschen Sherlock Holmes sogleich die Aufklärung eines Falls übertragen, da sein Aufenthalt im Hotel Palace bekannt wurde: Die in der Stadt ausgestellten Mauritius-Briefmarken wurden gestohlen und durch fast perfekte Fälschungen ersetzt.
Die beiden Detektive können in einem geheimen Laboratorium des von Mary und Jane geerbten Schlosses nachweisen, dass ihr verstorbener Onkel der Briefmarkenfälscher war. Die beiden Mädchen sind daraufhin natürlich enttäuscht über das ihnen entgangene Erbe. In einem Leihhaus entdecken die Ermittler die ganze Fälscherbande, geraten dabei aber selbst in Lebensgefahr. Sie verbarrikadieren sich in einem Keller und werden schließlich von der ankommenden Polizei gerade noch gerettet. Der Schwindel fliegt auf und Flynn und McPherson werden vor Gericht gestellt. Das Ganze ist mindestens so lustig wie Rühmanns Film 'Meine Frau, die Hochstaplerin'. Den Detektiven wird vorgeworfen, eine falsche Identität vorgetäuscht zu haben. Die beiden verteidigen sich damit, stets auf Anfrage bestritten zu haben, Holmes und Watson zu sein, was ja auch stimmte, doch niemand hat ihnen geglaubt, dass sie es nicht waren. Einfach nur urkomisch. Arthur Conan Doyle, der schon die ganze Zeit belustigt den Fall heimlich aus dem Hintergrund mitverfolgte, gibt sich im Gerichtssaal zu erkennen und sagt, dass Holmes und Watson nur Romanfiguren seien, so dass keine wirkliche Annahme einer falschen Identität vorliegen kann. Außerdem haben Flynn und McPherson den ihnen übertragenen Fall gelöst und damit ihren Auftrag erfüllt.", erzählte Carl den Film weiter.
„Ich weiß. Und dann tauchen die echten Briefmarken auch wieder auf und das Gerichtsverfahren wird eingestellt. Flynn und McPherson verloben sich mit Mary und Jane Berry. Ein schöner Film mit einem glücklichen Ende. So was liebe ich.", meinte Robert und lächelte bei der Erinnerung an den Film.
„Ja. Ich auch. Die beiden Schauspieler sind einfach toll. Besonders der Rühmann; der ist mein Lieblingsdarsteller. Ich hab zu Hause sogar ein Autogramm von ihm."
„Wirklich?", fragte Robert, woraufhin Carl nickte.
„Wenn der Krieg vorbei ist, musst du mit das unbedingt mal zeigen."
„Ja sicher. Das mach ich doch gerne, mein guter Kamerad.", meinte Carl fröhlich.
„Darauf freue ich mich jetzt schon. Ein toller Schauspieler…", sinnierte Robert.
„Weißt du noch das Lied im Holmes-Film?", fragte Carl und Robert sagte ja und sie begannen nur leise zu singen, um die schlafenden Kameraden nicht zu wecken.
Carl sang den ersten Part: „Wer hinterm Ofen sitzt und die Zeit wenig nützt"
Robert den zweiten: „schont zwar seine Kraft,"
„aber wird auch nichts erreichen. Wer aber nicht viel fragt"
„und geht los unverzagt,"
„für den gibt's kein Fragezeichen und dergleichen"
„bis er's schafft."
„Jawohl meine Herrn,"
„so haben wir es gern,"
„denn von heut an gehört uns die Welt."
„Jawohl, meine Herrn, die Sorgen sind fern,"
„wir tun was uns gefällt.", sang Carl.
„Und wer uns stört ist eh er's noch begreift, längst von uns schon eingeseift.", sangen beide gleichzeitig.
„Jawohl meine Herrn"
„darauf können Sie schwören,"
„jawohl,"
„jawohl,", sang Robert.
„jawohl.", riefen beide gleichzeitig einen Tick zu laut, sodass vom Schlafgemach eines Landsers ein verträumtes Murren zu hören war.
„Psst.", zischten beide gleichzeitig leise und legten den Zeigefinger über die Lippen.
Den Rest der verbleibenden Stunde saßen sich die beiden bis zur Wachablösung über andere Filme redend gegenüber.
Zwischendurch hatte Carl sein Eisernes Kreuz zweiter Klasse etwas geputzt. Obwohl er den Krieg verabscheute, war er stolz auf seine Auszeichnung aus dem Polenfeldzug.
Robert schaute zu ihm auf und war froh von einem erfahrenen Soldaten in die kommende Schlacht geführt zu werden. Nach der Ablösung durch Ludwig und Karsten gingen die beiden schlafen.
*
Robert träumte gerade von der fernen Heimat und seiner Zeit als Student, die ihm wesentlich angenehmer war als der Dienst an der Waffe. Trotzdem wusste er im Unterbewusstsein, das er seiner Uniform keine Schande machen würde. Plötzlich wurde er aus seinem Traum wachgerüttelt.
Carl hatte seine Hand an Roberts Schulter und sagte: „Aufstehen. Es geht los. Robert blickte aus dem Scheunenfenster. Draußen war es noch stockdunkel. „So früh?
, fragte er.
„Ja. Der Major war eben hier und hat mir und Ludwig Bescheid gesagt. Offenbar sollen die Sowjets in der Frühe überrascht werden., meinte Karsten, der neben Carl stand. „Also los. Raus aus den Federn, rein in die Klamotten.
, rief Carl von Menie seinen Leuten zu.
Durch einen optimistischen Unterton versuchte er seinen Landsern nun etwas Hoffnung auf ein gutes Gelingen zu geben.
„Da sind wir doch schon drin. Wir mussten schließlich all Zeit bereit in den Uniformen schlafen. Ist bestimmt ungesund…", dachte Robert.
Carl sah auf seine Taschenuhr und stellte fest, dass es kurz vor 03:00 Uhr morgens war. Nun ging es ans Eingemachte.
Nördlich von Bia?ystok stieß die Panzergruppe 3 unter Generaloberst Hermann Hoth und südlich davon die Panzergruppe 2 unter Generaloberst Heinz Guderian mit zwei starken Angriffskeilen auf die russische Großstadt Minsk vor. Unterstützt wurde der Angriff von der