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Drei Lästerschwestern auf Borkum
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eBook246 Seiten3 Stunden

Drei Lästerschwestern auf Borkum

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Über dieses E-Book

Wenn Sie gerne im Straßencafe sitzen, die Leute, die vorbeigehen beobachten und dann mit Ihrer Freundin über deren Figur oder Klamotten "lästern", dann ist dies genau das richtige Buch für Sie. Denn eben das ist die Lieblingsbeschäftigung von Rebekka, Erika und Maria während ihrer Kur auf Borkum. Und ein bisschen Liebe und Erotik darf's auch noch sein.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum21. März 2016
ISBN9783738064049
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    Buchvorschau

    Drei Lästerschwestern auf Borkum - Erich Hübener

    Rebekka

    „Das kann doch nicht wahr sein", schimpfte Rebekka nachdem sie den Brief der BfA gelesen hatte. Dann verließ sie ihre Wohnung, schlug die Tür hinter sich zu und stampfte die Treppe zum nächsten Stockwerk hinauf. Sie klingelte bei Maren, ihrer Freundin, die zwar zehn Jahre älter war als sie, mit der sie sich aber hervorragend verstand. Ansonsten hatte sie zu den übrigen Hausbewohnern wenig Kontakt, aber mit Maren verband sie schon eine mehrjährige Freundschaft, die durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte.

    Als Maren endlich die Tür öffnete hielt Rebekka ihr den Brief hin und sprudelte los: „Hier, sieh dir das an, schimpfte sie, „die wollen mich in die Klapse stecken.

    Maren riss die Augen auf und sagte in entrüstetem Ton: „Waaas?"

    „Ja, hier, lies es selbst", antwortete Rebekka und händigte ihrer Freundin den Brief aus.

    „Komm doch erst mal rein, Beggy", sagte Maren, nahm ihre Freundin bei der Hand und zog sie ins Wohnzimmer.

    „So, sagte sie dann, „setzt dich mal hier hin und beruhige dich. Ich mache uns eben schnell einen Kaffee. Ich glaube, den brauchen wir jetzt beide.

    „Ein Cognac wäre mir jetzt lieber", sagte Rebekka, den Tränen nahe.

    „One after the other", sagte Maren, die es liebte deutsche Redewendungen wortwörtlich ins Englische zu übersetzen. Allerdings sprach sie es dann auch noch so aus: „Wann after sie asser."

    Sie verschwand in der kleinen Küche des Appartements und während sie mit der Kaffeezubereitung beschäftigt war, saß Rebekka auf dem Sofa und starrte die gegenüberliegende Wand an. Nein, nein, das wollte sie nicht, sechs Wochen in eine Psychokur und dann auch noch nach Borkum, auf eine Nordseeinsel.

    „Nein, ohne mich!, schimpfte sie leise vor sich hin. „Ich hab doch keine Klatsche, oder?, rief sie in Richtung Küche.

    „Nein, natürlich nicht", bestätigte Maren sofort, als sie wieder ins Wohnzimmer kam und zwei Becher heißen Kaffee auf den Tisch stellte.

    „So, sagte sie dann und setzte sich neben ihre Freundin, „der Kaffee wird dir gut tun. Und nun gib mir doch mal dieses ominöse Schreiben.

    Während Rebekka vorsichtig den Kaffee schlürfte, las Maren den Brief durch. Schließlich sagte sie: „Was ist denn daran so schlimm? Du bekommst sechs Wochen Urlaub geschenkt."

    „Ja, antwortete Rebekka mit einem deutlichen Schuss Verachtung in der Stimme, „mit vergitterten Fenstern und Türen, die sich nur von außen öffnen lassen. Das ist doch ein halber Knast.

    „Quatsch, wer erzählt denn so was?"

    „Hab' ich doch letztens in einem Fernsehfilm ganz genau gesehen."

    „Wer weiß, was das für eine Horrorsendung war. Bist selbst Schuld, wenn du dir so einen Mist anschaust."

    „Ja, aber …"

    „Nix aber. Jetzt hör mir mal ganz genau zu."

    Rebekka ergab sich in ihr Schicksal, zumal sie den Rat ihrer Freundin schon des Öfteren als sehr hilfreich empfunden hatte.

    „Also, das ist eine Klinik für Psychotherapie. Da gibt es weder vergitterte Fenster noch verschlossene Türen. Da sollst du dich erholen. Und das, denke ich, kannst du auch sehr gut gebrauchen, nach dem, was vor vier Wochen mit dir los war."

    „Was heißt hier los war, protestierte Rebekka gleich, „ich hatte doch nur einen Whisky zu viel getrunken.

    „Und dabei gleichzeitig eine oder zwei Schlaftabletten zu viel geschluckt."

    „Ja, ja", lenkte Rebekka ein, „und wenn du mich nicht mit deinem Mutter- Theresa-Tick gerettet hättest, dann wäre ich jetzt wenigstens tot" , jammerte sie und ließ ihren Tränen freien Lauf.

    „Also, entschuldige, aber der Typ war nun auch nicht gerade `the yellow from the egg´. Wegen so einem wirft man doch nicht sein Leben weg, nur, weil er dich mit `ner anderen betrogen hat."

    „Wollte ich ja auch gar nicht. Es war kein Selbstmordversuch. Wie oft soll ich das denn noch sagen? Es war ein Unfall, oder besser gesagt, meine eigene Blödheit."

    „Aber es hätte bös‘ ins Auge gehen können."

    „Ja, Ma, sagte Rebekka, wobei sie dieses `Ma´ als Abkürzung von `Maren´ verstanden haben wollte und nicht etwa als Abkürzung für `Mama´. „Aber das passiert mir nicht noch mal. Da bin ich mir ganz sicher. Dazu brauche ich nicht in eine sechswöchige Kur auf so eine blöde Insel und mich stundenlang von allen möglichen Seelenklempnern, Ärzten und Therapeuten volllabern lassen.

    Es entstand eine Pause. Dann sagte Maren: „Übrigens, diese `blöde Insel´, wie du sie nennst, ist eine der schönsten ostfriesischen Inseln. Und sie ist so groß, dass du mit Sicherheit keinen Inselkoller kriegen wirst. Schau mal, Beggy, du lebst und es geht dir inzwischen doch wieder ganz gut, oder?"

    Rebekka nickte stumm.

    „Versuch‘ doch einfach mal positiv zu denken. Du kommst raus aus deinem Alltagsstress und kannst Abstand gewinnen von allem was war. Und wenn du im Moment nicht glücklich darüber bist, dann lass es doch einfach mal über dich ergehen. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass du es hinterher gut finden wirst. Du bist sechs Wochen in einer anderen Umgebung, du lernst andere Leute kennen. Und wer weiß, was sich in einer Kur so alles ergeben kann."

    „Was meinst du mit ergeben kann? Denkst du, ich leg‘ mir da einen Kurschatten zu, oder was? Ich bin doch nicht blöd."

    „Na, ja, es muss ja nicht gleich der Prinz fürs Leben sein, aber vielleicht etwas `für den kleinen Hunger zwischendurch´."

    Rebekkas Tränen waren versiegt. Sie konnte schon wieder lächeln. Sie nahm ihre Freundin in den Arm und sagte: „Du immer mit deinen dummen Sprüchen."

    „So dumm sind die doch gar nicht. Lass dich überraschen."

    „Siehst du, schon wieder so ein Spruch. Und wenn ich mich nicht irre, stammt der von Rudi Carrell."

    „Richtig. Mach das. Lass dich überraschen."

    Rebekka nahm den Brief noch einmal zur Hand und sagte nach einer kleinen Denkpause: „Ich glaube, es geht mir eigentlich gar nicht um diese blöde Kur. Ich ärgere mich nur furchtbar darüber, dass dieser Psychoheini es geschafft hat alle Welt davon zu überzeugen, dass ich suizidgefährdet bin."

    „Ach Beggy, für eine solche Behauptung würde ich sechs Wochen Urlaub auf einer Insel mit Kusshand nehmen."

    „Ja, du vielleicht. Aber ich fürchte mich ja schon vor der Insel. Ich bekomme doch spätestens nach drei Tagen schon einen Inselkoller. Wenn du wenigstens dabei sein könntest, sagte sie und griff nach Marens Händen, „dann wäre ich nicht so allein.

    „Keine Angst, du wirst nicht allein sein. In einer Kur findet man immer Freunde, allein schon deshalb, weil alle anderen ja auch Leidensgenossen oder – genossinnen sind."

    Maren nahm noch einmal den Brief zur Hand und als sie ihn überflogen hatte sagte sie:  „Am 17. soll es losgehen. Das ist ja schon in zwei Wochen."

    „Ja, Ma, und du würdest natürlich sofort anfangen zu packen, oder?"

    „Richtig, antwortete Maren, „du kennst mich eben zu gut. Ich hoffe übrigens, dass du das `Ma´ immer noch als eine Abkürzung für `Maren´ benutzt und nicht als Abkürzung für `Mama´, auch wenn ich ab und zu mal Mutterstelle an dir vertreten muss.

    „Natürlich, Ma, aber ich finde beides gut."

    „Duuu, sagte Maren und drohte Rebekka mit dem Zeigefinger, „so alt bin ich nun ja auch wieder nicht, dass ich deine Mutter sein könnte.

    Rebekka wohnte seit sechs Jahren in Hamburg und hatte ein ambivalentes Verhältnis zu dieser Stadt , denn sie war auf dem Land in Schleswig-Holstein in der Nähe von Rendsburg aufgewachsen. Sie war die Jüngste von vier Geschwistern und Papas Liebling, bis auf den heutigen Tag, wie ihre Geschwister behaupteten. Sie selbst hatte es eigentlich nicht so empfunden, aber es war wohl etwas dran an der Behauptung, dass das „Nesthäkchen" immer ein bisschen bevorzugt wird. Sie hatte nach der Mittleren Reife die Fachoberschule besucht und daran eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsgehilfin angeschlossen. Dadurch war sie auch nach Hamburg gekommen.

    Das war schon eine gewaltige Umstellung für sie gewesen aus der ländlichen Idylle in die Großstadt zu ziehen. Und so zog es sie , so oft wie möglich,  an die Alster oder zu `Planten und Blomen´ oder in `Hagenbecks Tierpark´. Der schönste Stadtteil war ihrer Meinung nach Blankenese. Hier am Sülberg hätte sie gerne gewohnt, konnte es sich aber finanziell nicht leisten. Im Sommer fuhr sie gerne von Schulau aus mit der Fähre hinüber ins `Alte Land´, kaufte sich direkt auf dem Bauernhof ein spitze Papiertüte mit herrlichen schwarzen Süßkirschen, setzte sich damit an den Deich und versuchte, die Kirschkerne in die Elbe zu spucken.

    Aber da die Arbeit im Büro doch eher eine „trockene" Angelegenheit war, hatte sie schon bald begonnen ehrenamtlich als Bewährungshelferin zu arbeiten. Das war kein leichter Job, aber ihr Beruf kam ihr dabei zugute. Einerseits kannte sie sich inzwischen schon einigermaßen gut im juristischen Paragraphendschungel aus, andererseits konnte sie im Zweifelsfall ihren Chef fragen, ohne dass gleich Anwaltskosten fällig wurden.

    Ihr „Ziehvater hatte ihr anfangs nur leichtere Fälle übertragen: Jugendliche, die wegen Körperverletzung, Kaufhausdiebstahl oder Drogenvergehen verurteilt worden waren. Früher nannte man so etwas „Jugendsünden, heute waren es Straftaten, die allerdings oft zur Bewährung ausgesetzt wurden.

    Bei der Gelegenheit hatte sie dann auch Thomas kennengelernt. Sie hatte ein junges Mädchen zu betreuen, das mit ihm und zwei weiteren Jugendlichen in einer WG wohnte. Und es war – wie man so schön sagt – Liebe auf den ersten Blick gewesen. Aber es dauerte noch drei Monate, bis Rebekka damit einverstanden war, dass er in ihre Wohnung zog. Der Alltag hatte sich dann doch schwieriger herausgestellt als gedacht. Eine Zweierbeziehung ist eben etwas anderes als eine WG. Und so kam es dann des Öfteren zu Diskussionen, weil bei Thomas immer wieder alte „WG-Gewohnheiten" durchschlugen. Bis eines Tages…

    Aber all das war Vergangenheit. Jetzt saß sie hier mit dem Brief in der Hand und wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Vielleicht hatte Maren doch wieder mal Recht. Sie sollte das alles einfach mal auf sich zukommen lassen

    Erika /Maria

    „Jaaa, jippy, juhuuu!", schallte es schon am frühen Morgen durch das Haus.

    „Was hat Mama denn?", fragte die dreizehnjährige Emilie ihren zwei Jahre älteren Bruder Marc, mit dem sie gerade am Frühstückstisch saß.

    „Vielleicht hat sie ja im Lotto gewonnen", antwortete er.

    „Quatsch, die spielt doch gar kein Lotto."

    „Dann kann sie auch nicht gewonnen haben", witzelte Marc, was ihm einen strafenden Blick seiner Schwester und einen blauen Fleck am Schienbein einbrachte.

    Martin, Ehemann und Vater, kam aus dem Bad und rief aufs Geratewohl in den Flur hinein: „Was ist denn jetzt schon wieder los?"

    Als kurze Zeit später die gesamte Familie am Frühstückstisch versammelt war, lüftete die Mutter das Geheimnis.

    „Ja, es hat geklappt, rief sie und schwenkte einen Brief über dem Kopf, „die BfA hat meine Kur genehmigt. Ich kriege die Höchststrafe: Sechs Wochen Borkum, all inclusive. Na gut, ein bisschen Taschengeld muss ich schon noch mitnehmen, aber dafür sparen wir ja hier zu Hause mein Essen.

    Sie stützte die Hände auf den Tisch und sah triumphierend in die Runde. Zunächst trat absolute Stille ein. Anscheinend dachte in dem Moment jeder der drei anderen darüber nach, was das speziell für ihn bedeutete, wenn „Mama sechs Wochen nicht da sein würde. Eines jedenfalls war ihnen allen sofort schlagartig klar, nämlich dass „Tante Lydia, Mamas Schwester, in der Zeit das Regiment in ihrem Haus übernehmen würde. Denn so war es vor einiger Zeit auch schon gewesen, als die Mutter im Krankenhaus gelegen hatte. Und davor graute ihnen jetzt schon. Denn Tante Lydia war ihrer Meinung nach ein Tyrann, kommandierte alle herum und führte einfach neue Spielregeln ein, wenn sie es für notwendig oder sinnvoll hielt. An Mamas Art hatten sie sich ja im Laufe der Jahre gewöhnt, auch wenn es nicht immer einfach war, aber wer ist schon immer einfach.

    „Und? Freut ihr euch nicht für mich?"

    „Doch, doch", beeilte der Vater sich, der Freude seiner Ehefrau beizupflichten.

    „Wann geht es denn los?"

    „Schon bald! Am 17." 

    Das ist ja schon in zwei Wochen, stellte Emilie fest, was ihren Bruder dazu veranlasste zu bemerken: „He, Mensch, du kannst ja rechnen."

    Aber dieses Mal hatte er seine Beine unter dem Tisch rechtzeitig in Sicherheit gebracht und so zog Emilie sich einen blauen Fleck am Schienbein zu, weil sie den Stuhl traf. „Blödmann, schimpfte sie und knallte das Messer so laut auf den Teller, dass es durchaus Scherben hätte geben können, was Papa wiederum dazu veranlasste zu sagen: „Na, vertragt euch gefälligst.

    Mama bekam die Situation als Erste wieder in den Griff und verkündete : „Keine Sorge, Tante Lydia wird sich in der Zeit um euch kümmern und ich will hinterher keine Klagen hören. Schließlich kann sie hervorragend kochen."

    „Ja, sagte der Vater, „kochen kann sie gut.

    An der Art und Weise, wie er das gesagt hatte, konnte die Mutter sofort erkennen, dass da noch etwas hinterherkam. „Außerdem muss sie sich in der Zeit allerdings auch um die Erziehung deiner missratenen Kinder kümmern", sagte er mit einem Seitenblick auf die zwei.

    „Es sind immerhin unsere Kinder, sagte die Mutter und sah ihren Ehemann scharf an. Er registrierte die Korrektur zwar, fuhr aber unbeirrt in seiner Einschätzung fort:  „Ich habe nämlich in nächster Zeit einige auswärtige Projekte zu betreuen, von denen ich nicht jeden Abend in den Schoß der trauten Familie zurückkehren kann.

    „Papa drückt sich", flüsterte Marc seiner Schwester zu, aber Papa hatte es trotzdem gehört und der Junior entging einer Kopfnuss nur durch einen schnellen Sprung zur Seite.

    Martin nahm den Brief in die Hand und sagte, nachdem er ihn durchgelesen hatte „Mutter, – das sagte er immer, wenn er es ernst meinte –, „das ist kein Vergnügungsurlaub, das ist eine Psychokur.

    „Na und?"

    „Nix mit `morgens Fango, abends Tango´."

    „Sie werden mir schon nicht den Kopf abreißen."

    „Nein, das nicht. Aber die Ärzte, Psychologen und Therapeuten werden dich richtig durch die Mangel drehen. Die sollen ja feststellen, woher dein Burn-out kommt und sie werden dir klarmachen, was du tun musst, damit es nicht wieder passiert."

    „Ja, ist doch gut. Dass will ich doch auch."

    „Aber nur lustig wird das nicht."

    „Ich freue mich aber trotzdem darauf. Lass mir doch meine Illusionen, Schatz, ich werde versuchen das Beste daraus zu machen."

    „Okay, dann wünsche ich dir viel Erfolg."

    Die Mutter wollte das Gespräch beenden und sagte deshalb:  „Jetzt rufe ich erst mal Lydia an", was einen allgemeinen Aufbruch zur Folge hatte.

    Marc und Emilie packten ihre Schulsachen und verabschiedeten sich, der Vater küsste seine Frau auf die Stirn und sagte:  „Also dann, bis heute Abend."

    „Schwesterherz, sagte Erika am Telefon, „stell dir vor, es hat geklappt. Es ist soweit. Ich hatte es dir ja schon angekündigt.

    „Wie? Was?"

    „Na, meine Kur! Die haben mir sechs Wochen auf Borkum genehmigt", jubelte Erika.

    Die Reaktion auf der anderen Seite war bedeutend weniger euphorisch. „Ach so, ja, wie schön für dich. Wann soll es denn losgehen?"

    „Schon am 17., also in zwei Wochen."

    „Da hast du aber Glück. Ich komme nämlich erst am 15. von der Fahrt mit dem Gesangverein aus Bayern zurück."

    „Na, das passt ja prima. Du brauchst ja keine großen Vorbereitungen zu machen und meine drei sind doch pflegeleicht, oder?"

    „Na, pflegeleicht würde ich nicht gerade sagen, aber wir werden uns schon zusammenraufen. Das letzte Mal hat es ja auch geklappt."

    „Und um Martin wirst du dich kaum zu kümmern brauchen. Der wird in dieser Zeit häufig auswärts sein, hat er gesagt."

    „Na, na, na, unkte Lydia. Aber Erika sagte nur:  „Quatsch, was du immer gleich denkst. Er ist mit der Firma unterwegs, auf Montage.

    „Ach, so nennt man das heute", stichelte die Schwester weiter.

    „Also abgemacht, stellte Erika fest und überging die anzügliche Bemerkung ihrer Schwester, „ich ruf dich aus der Kur an und frag‘, wie es so läuft. Und – danke – Schwesterherz, mach‘s gut.

    Und noch bevor `Tante Lydia´ reagieren konnte hatte ihre Schwester schon aufgelegt.

    Erika war eine Frau der Tat. „Ich fahre doch nicht sechs Wochen irgendwo hin, wo ich mich nicht auskenne, ohne mich nicht vorher zu informieren", hatte sie gesagt und kurzerhand das Fremdenverkehrsbüro der Stadt Borkum angeschrieben und um Informationsmaterial gebeten. Schon nach drei Tagen erhielt sie einen DIN A 4 Briefumschlag mit allerlei Prospekten, einer Inselkarte, einem Veranstaltungskalender und folgendem Brief:

    „Moin, Frau Schwarz,

    wir freuen uns über Ihre Anfrage und Ihr damit verbundenes Interesse an unserer schönen Insel Borkum mitten im Hochseeklima.

    Anbei die von Ihnen gewünschten Informationen.

    Ob für eine Atempause, einen Kurzurlaub oder einen ausgedehnten Ferienaufenthalt: Borkum wird Ihnen gut tun. Unsere Insel ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Genießen Sie den endlosen Strand, die sanft geschwungenen Dünen und

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