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Ironische Geschichten
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eBook246 Seiten2 Stunden

Ironische Geschichten

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Über dieses E-Book

Wer sich auf Ironie einlässt, nimmt eine scharf gewürzte Kost zu sich, die seine Kopf-Schleimhäute reizt. Mit Ironie kommt nur zurecht, wer aus einem Satz das Nichtgesagte heraushören und das Gesagte von dem Gemeinten unterscheiden kann. Er muss verstanden haben, dass Überzeichnungen oft wahrer sind als die getreuesten Abbilder der Wirklichkeit; und er muss begreifen, dass Ironie gegen Widersinn und Torheit mehr ausrichten als kluge Argumente.
An Ironie wird jedoch der Gefallen finden, der Texte mag, in denen sich Gedanken verbergen, die entdeckt werden möchten, und zum Weiterdenken reizen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum12. Feb. 2016
ISBN9783738058932
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    Buchvorschau

    Ironische Geschichten - Walter Rupp

    Lebenskunst

    Ars vivendi oder die Kunst, sich mit Anstand durch das Leben zu mogeln

    Da fast alle Menschen ins Leben eintreten, ohne gefragt worden zu sein, ob sie leben möch­ten, und leben müssen, ohne zu wissen wie man das macht, aber oft das Geld nicht haben, nach Asien zu reisen oder bei Sinnfindungskursen Lebensweisheiten einzukaufen, möchte ich de­nen, die Lebenskunst erlernen möchten, einige Einsichten aus meiner Lebenserfahrung mitge­ben, damit sie nicht hilflos durch das Leben tappen müssen.

    1. Vor Ängsten braucht man keine Angst zu haben. Es besteht kein Grund, deshalb ins Extrembergsteigen, Tiefseetauchen, Fallschirm- oder Bungee-Springen oder in den Alkohol zu flüchten. Ängste machen das alles mit. Besser ist, man holt sie aus ihrem Versteck und zerrt sie ans Licht. Dann wird man sehen, dass sie keine übermächtigen Gestalten sind, sondern schwache Wesen, die dankbar dafür sind, wenn ihnen jemand Mut zuspricht.

    2. Tage kann man nicht verlängern, indem man die Nächte kürzt. Wenn die Zeit am Tage knapp geworden ist, sollte man nicht versuchen, sich Zeit von der Nacht zu holen, denn die Nächte brauchen ihre Zeit für sich. In den Nächten muss viel Aufräumarbeit geschehen: Bis zum Morgen sollen die durcheinander geratenen Gedanken und der nervös gewordene Puls wieder zur Ruhe kommen, und trübe Erinnerungen oder aufgestauter Ärger beiseite geräumt sein.

    3. Es ist nicht gut, seine Probleme zu gesellschaftlichen Veranstaltungen, ins Wochenen­de oder zu Gruppengesprächen mitzunehmen, um sie vor anderen auszubreiten. So wird man sie nicht los. Wer seine Probleme mit den Problemen anderer vergleicht, macht sie nicht kleiner, son­dern gerät in Gefahr, dass er auch noch die Probleme der anderen mit­nimmt.

    4. Allen, die sich schwer tun, ihr Verlangen, überall mitzureden, zu beherrschen, lege ich nahe, sich eine Sammlung der interessantesten und beliebtesten Meinungen anzulegen, damit sie für jedes Thema plausible Meinungen vorrätig haben, auf die sie jederzeit zurückgreifen können. Bei der Auswahl sollte man auf jeden Fall Meinungen, für die man komplizierte Überle­gungen anstellen müsste, aussortieren und nur die auswählen, für die man keine Argumente braucht. Man kann von Stammtischen oder Parlamentsdebatten ausreichend Meinungen mit­nehmen, die nur mehrmals lautstark wiederholt werden müssen, um jeden Widerstand zu bre­chen. Man kann sich auch an die Überschriften der Tageszeitungen halten, die mit großen Let­tern auf das Wesentliche aufmerksam machen, und vom Fernsehen lernen, wie man aus den widersprüchlichsten Meinungen eine Meinung zusammenmixt, die von Tatsachen, Vermutun­gen und Unterstellungen ein bisschen was enthält. In gebildeten Kreisen kann man mit unausgereiften Hypothesen, die ein Wichtigtuer bei einem Kongress vertrat, immer Eindruck hinter­lassen. Meinungen müssen nicht richtig sein, sondern in langweilige Diskussionen Abwechslung bringen.

    5. Zweifel sind kein Grund, nervös zu werden. Sie lassen sich nur mit Menschen ein, die kritisch sind und etwas gern in Frage stellen. Man sollte sie gewähren lassen. Sie zwingen dazu, über andere Möglichkeiten nachzudenken. Sie kratzen an Fassaden, damit der Putz abfällt und das, was sich dahinter versteckt, sichtbar wird.

    6. Hinterbliebene brauchen Geduld. Sie sollten sich nicht enttäuscht zeigen, wenn ihnen ein Verstorbener nicht gleich nach seinem Ableben eine Bestätigung zukommen lässt, dass er im Jenseits wohlbehalten an­gekommen ist. Neuankömmlinge, die durch die zahlreichen Neueindrücke und Ablenkungen in der neuen Welt sehr in Anspruch genommen werden, brauchen eine längere Eingewöhnungsphase. Bei Nachrufen ist es ratsam, mit der Würdigung der Verdienste eines Ver­storbenen so lange zurückhaltend zu sein, bis eine Einsichtnahme in die Prozessakten des Jüngsten Gerichtes möglich ist.

    Mancher

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    Nicht jeder handelt nach seinem Gewissen.

    Mancher handelt nach Vorschrift

    Und mancher handelt mit Kopf- oder Heizkissen.

    Jeder macht sich so seine Gedanken,

    Mancher vorher und mancher danach

    Oder nach den Kontoauszügen der Banken.

    Nicht jeder spielt Flöte oder Theater

    Mancher spielt den Beleidigten oder auf Zeit,

    Und mancher spielt den fürsorglichen Vater.

    Nicht jeder dichtet für die Nachwelt.

    Mancher dichtet undichte Rohre

    Und mancher erdichtet den Helden, für den er sich hält.

    Mancher verliert die Orientierung und die Geduld.

    Mancher verliert sein ganzes Vermögen,

    Und viele verlieren bald ihre Unschuld.

    Die Reiseleiter führen querdurch und herum.

    Die Studenten führen sich auf

    Und die Dozenten führen gern ad absurdum.

    Die Lehrer lehren die Klassen,

    Die Trinker leeren die Flaschen

    Und Diebe leeren Tresore und Kassen.

    Keiner sieht den Kern, jeder die Hülle.

    Viele sehen schwarz oder fern,

    Aber alle sehen durch ihre Brille.

    Der neue Knigge

    Der zivilisierte Mensch hat Lebensgewohnheiten angenommen, an die er sich nur schwer gewöhnen kann. Es ist darum an der Zeit, einen überarbeiteten und für jede Situation des Lebens gebrauchsfähigen Knigge herauszugeben, vor allem für die vielen verunsicherten Erwachsenen, die nicht mehr wissen, wie sie sich benehmen sollen, und die vielen Jugendlichen, die noch nicht in die Zivilisation eingegliedert werden konnten. Die guten Sitten, die Jahrhunderte hoch angesehen waren, und heute nur noch bei den primitiven Völkern geachtet werden, sind in Vergessenheit geraten. Es hat sich der anstandslose Umgang durchsetzt. Es wurde üblich, so mit jedem umzugehen, wie er es sich gefallen lässt. Wenn der Anstand für die heutige Generation nicht mehr zu retten ist, sollte er wenigstens für die Nachwelt gerettet werden.

    In U- und Straßen-Bahnen oder überfüllten Zügen ist es angebracht, seinen Platz nie spontan oder gar aus Mitleid anzubieten, weil es durchaus rüstige Rentner oder Invaliden gibt, die auch eine längere Strecke stehen können. Für Kinder, die sich nach einem stundenlangen, ermüdenden Sitzen in den Schulbänken auf dem Nachhauseweg befinden, sollte der Erwachsene allerdings - bevor sie lästig werden - seinen Platz freiwillig räumen. So trägt er zur Beendigung des noch immer nicht aus der Welt geschafften Generationskonfliktes bei.

    Auf Einladungen sollte man immer freudig reagieren, auch wenn es sich um Partys handelt. Jene, die Gottesdienste nicht besuchen, haben dabei dann Gelegenheit, bei Kerzenlicht und Ab-brennen von Weihrauchstäbchen aus Kelchen zu trinken und beim Gastgeber einen Gegen-stand, der zuhause nur unnütz herum lag, als Geschenk loszuwerden. Die Furcht, man könnte mit jemand in Kontakt kommen, der so vernünftig ist und nichts sagt, weil er nichts zu sagen hat, ist unbegründet. Man kann ja diese Chance nützen, wieder einmal ausführlich nur von sich zu reden.

    Heute braucht niemand mehr eine Liebeserklärung an seine Freundin, Ehefrau oder Lebens-abschnittspartnerin verschämt in einem geschlossenen Couvert verschicken, sondern kann das per Handy in voll besetzten U-Bahnen und Gaststätten tun, oder im Gedränge einer Fußgängerzone jederzeit und nebenbei erledigen. Jeder der Umstehenden wird dankbar sein, dass er wieder einmal ein Gespräch anhören durfte, in dem nur liebevolle Worte ausgetauscht wurden.

    Während der moderne Mensch Haustiere wie Hunde, Katzen oder Papageien sehr liebevoll behandelt, und sich sehr einfühlsam mit ihnen unterhält - ja nicht einmal den Kontakt mit Dickhäutern oder Giftschlangen scheut - bereitet ihm der Umgang mit seinesgleichen große Mühe. Das menschliche Zusammenleben würde sehr erleichtert, wenn jeder sich bemühen würde, seinen Mitmenschen gleich liebevoll Bananen zuzuwerfen wie im Zoo den Affen.

    In einer Gesellschaft, die ja aus sehr verschiedenen Charakteren besteht: Aus Schwätzern, Unsympathen, Höhergestellten, Besserverdienern oder Besserwissern, muss sich jeder auf jeden einstellen können. Man sollte nie Distanz aufkommen lassen und dem anderen sofort das Du anbieten. Es reicht gewöhnlich aus, seinen Vornamen zu kennen, mehr erfahren wollen, lohnt sich meist nicht. Man sollte auch bereit sein, seine Vorurteilen gegenüber dem Piercen oder anderen schmerzhaften körperlichen Eingriffen und seine Abneigung gegenüber Nasenringen und kunstvoll durchbohrten Zungen oder Lippen zu überwinden, und mit offenen Armen auf ihn zugehen, um ihn herzlich zu umarmen und noch herzlicher zu küssen. So kann man ihn, auch wenn er sich dagegen sträubt, zur Freundschaft zwingen.

    Wir brauchen einen neuen Knigge! Der alte Knigge, wollte darüber belehren, wie man sich Mitmenschen vom Hals hält. Der neue Knigge sollte uns anleiten, wie man sich um den Hals fällt. Denn wenn man schon nicht friedlich mit allen zusammenleben kann, sollte wenigsten der Eindruck entstehen, es herrsche überall Harmonie.

    Schopenhauer – Leibniz

    SCHOPENHAUER: Herr Kollege Leibniz, überzeugen Sie sich selbst: Die Welt ist schlecht, sehr schlecht sogar. *reicht ihm seine Brille, Leibniz setzt sie auf

    LEIBNIZ: Aber lieber Schopenhauer, Sie übertreiben. Ich finde die Welt herrlich, wunderbar.

    SCHOPENHAUER: Sie werden doch zugeben...

    LEIBNIZ: Natürlich gibt es das eine oder andere...

    SCHOPENHAUER: Das eine oder andere? Sehen Sie ein Lebewesen, das nicht leidet? Oder auch nur einen Menschen, der zufrieden ist? Auch nur einen?

    LEIBNIZ: Was besagt das schon: Der Mensch war nie zufrieden und wird es nie sein. Er bringt es sogar fertig, sich über das Gute zu ärgern.

    SCHOPENHAUER: Sie Verharmlosungskünstler! So kann nur einer reden, wer den Bezug zur Wirklichkeit total verloren hat.

    LEIBNIZ: Ich sage ihnen: Die Welt ist gut, sie ist die beste aller Welten.

    SCHOPENHAUER: Aber, aber, aber... Sie belieben zu scherzen, Herr Kollege. Sie sollten Ihren Augenarzt aufsuchen!

    LEIBNIZ: Weshalb? Auch durch Ihre Brille kann ich die Welt nicht anders sehen.

    SCHOPENHAUER: Für mich ist sie die schlechteste aller Welten,

    LEIBNIZ: weil Sie ein Talent zum Pessimismus haben. *er gibt ihm die Brille wieder zurück

    SCHOPENHAUER: Und wo bekommt man Ihren Optimismus her? Wo kann man den erwerben?

    LEIBNIZ: Indem man statt auf die Mängel, auf das, was geglückt ist, schaut.

    SCHOPENHAUER: Wenn die Welt wirklich die beste aller Welten wäre - wie Sie herausgefunden haben wollen - hätten wir den Himmel schon jetzt und hier.

    LEIBNIZ: Und wenn die Welt die schlechteste aller Welten wäre - wie Sie behaupten - wären wir schon jetzt in der Hölle. Bekanntlich lässt sich ja ein Superlativ nicht noch steigern: Noch schlechter als am schlechtesten kann etwas nicht sein.

    LEIBNIZ: *er gibt ihm seine Brille

    Sie sollten einmal durch meine Brille sehen.

    SCHOPENHAUER: Ich werde nie durch eine andere als durch meine Brille sehen.

    LEIBNIZ: Was fürchten Sie? Dass Sie dann Ihre Philosophie revidieren müssten?

    SCHOPENHAUER: Sie sollten meine Werke lesen! Ich habe darin ausführlich

    und überzeugend dargestellt, wie schlecht die Welt ist.

    LEIBNIZ: Schließen wir einen Kompromiss! Einigen wir uns: Sie ist gut und schlecht zugleich, sowohl als auch! Verzichten wir auf den Superlativ!

    SCHOPENHAUER: Was? Ich soll künftig statt von der 'schlechtesten' nur noch von einer 'schlechten' Welt reden? Ich soll mich mit einem gedämpften Pessimismus zufrieden geben? Wollen Sie mein Lebenswerk zerstören?

    LEIBNIZ: Beruhigen Sie sich, Herr Kollege, es liegt mir fern...

    SCHOPENHAUER: Es wird Ihnen nicht gelingen, mich für Ihren Optimismus zu gewinnen!

    LEIBNIZ: Meinetwegen soll es eine pessimistische Philosophie geben, damit auch die Pessimisten glücklich werden können.

    SCHOPENHAUER: Sehen Sie vielleicht irgendwo da unten den 'besten' aller Menschen? Irgendwo?

    LEIBNIZ: Da muss ich Ihnen allerdings recht geben, den sehe ich nicht.

    SCHOPENHAUER: * Triumphierend: Also...

    Die Ehe

    Es ist eine ungelöste Frage: Warum Männer und Frauen heiraten, obwohl man täglich sehen kann, wie schlecht sie zusammenpassen. Der Mann ist nun einmal ein Einzelgänger und ein scheues Wesen. Er fühlt sich meist nur wohl an einem Stammtisch, einem Computer, in einer Reparaturwerkstatt oder hinter Akten. Es fällt ihm schwer, sich damit abzufinden, dass er in der Familie nicht mehr als Oberhaupt gebraucht wird, die Beschlüsse seiner Frau hinnehmen soll und gezwungen ist, mit seinen Kindern zu verhandeln.

    Die Frau dagegen lebt unter Frauen auf, wenn sie sich mit ihnen über die Themen unterhalten kann, für die sich kein Mann interessiert. Sie ist nur noch in den seltensten Fällen Ehefrau, häufiger Lebensabschnittspartnerin, oft vorübergehende Begleiterin oder nur persönliche Referentin, meist Teilzeitbeschäftigte, manchmal Quotenfrau und fast immer unabhängiges Familienmitglied. Die Weigerung, ihren Namen trotz einer Heirat abzulegen, ermöglicht es ihr, zu bleiben, wie sie immer war.

    Während Frauen

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