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Chicas Welle: Surfer Roman
Chicas Welle: Surfer Roman
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eBook285 Seiten3 Stunden

Chicas Welle: Surfer Roman

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Über dieses E-Book

Die passionierte Surferin und Van Travellerin Eddie Maassen lebt ihren Traum.
Als stolze Besitzerin eines knallroten VW Bullis jagt sie mit ihrem Söhnchen Miki den Wellen Europas hinterher.
Eigentlich könnte es nicht besser laufen für die moderne Nomadin, wenn nicht Eddies Exfreund Blake wieder aufkreuzen würde und Eddie zutiefst verletzt. Eddie hat die Schnauze voll von der Liebe. Endgültig!
Ein neuer Plan muss her!
Und warum nicht gleich ein neuer Lebenstraum?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum27. Mai 2020
ISBN9783750238855
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    Buchvorschau

    Chicas Welle - Manou Rabe

    Prolog

    Für Yvonne

    Not sister by blood, but sisters by heart

    Du kannst nicht das nächste Kapitel deines Lebens beginnen, wenn du ständig den letzten Abschnitt wiederholst.

    – Michael McMillan

    Seit einer gefühlten Stunde ist der erste Gang drin, mein rechter Fuß drückt das Gaspedal bis auf das Bodenblech und wird langsam aber sicher taub. Der luftgekühlte Boxermotor meines T2 Bullis arbeitet so emsig wie die ersten spanischen Gastarbeiter, die nach Deutschland und vor allem nach Wolfsburg kamen, um genau die Autos zu bauen, mit denen die Deutschen wiederum gen Spanien und den Süden zogen.

    Genau wie wir. Mein Sohn Miki und ich. Allerdings knapp fünfzig Jahre später. Wir sind zu zweit, nein, eigentlich zu dritt. Was denn nun? Aber von vorne. Ich bin Eddie, genau genommen Edith Maassen, 38 Jahre alt, hauptberuflich Fotografin und derzeit auf Surffotografie spezialisiert. Ich bin Mami eines fünfjährigen, süßen, blonden Zwerges und passionierte Surferin. Vintagecar Loverin! Bulli Liebhaberin! Surfvan Travellerin!

    Wir leben seit sechs Monaten in einem knallroten VW Bulli T2.

    Ich bin aus Kiel und meinem alten Leben ausgebüchst, um mit dem Bulli meine Freiheit zu geniessen, zu surfen, wann immer und wo immer ich will . Das war vor knapp sechs Monaten, solange sind wir nun schon im Bulli unterwegs. Du willst wissen, wie das alles kam? Dann lies gerne das Buch CHICA MIT BULLI! Dann bist Du im Bilde! Wer es schon gelesen hat, kann ja einfach hier weiterlesen! Aber an dieser Stelle ein Dankeschön von Herzen für deine Treue. Here we go!

    Nun geht es aus Nordspanien, wo ich im Sommer als Surffotografin in einem Surfcamp in Langre jobbe in unsere Winterdestination nach Andalusien.

    Zur Zeit befinden wir uns noch an der spanischen Nordküste, genaugenommen zwischen Asturien und Kantabrien. Doch vor uns ragen sie in den Himmel: die Picos de Europa! Eine gewaltige Kalkstein-Gebirgskette, die den ersten Nationalpark Spaniens bildet. Die Gipfel von Europa, wie sie übersetzt heißen, haben ihren Namen nicht von ungefähr. Mit einer Höhe von rund 2.500 Metern kann man diese Bergspitzen schon weit vom Atlantik aus sehen – das machten früher auch die Seefahrer und tauften das Gebirgsmassiv daraufhin Picos de Europa.

    Und hier sind wir nun. Neben den traumhaften Bergen vor unserer Nase, passieren wir auch dichte Wälder, tiefe Schluchten, romantische Wasserfälle, karge Moorlandschaften, eine Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, rustikale Dörfer und einsame Berghütten.

    Leider bin ich hinter Santander schon falsch abgebogen, da ich immer ohne Navi fahre, und aus Versehen auf einem Pass geraten. Das war überhaupt nicht der Plan! Mal wieder geträumt, Eddie?! Zähne zusammen beissen ist nun die Devise. Der Bulli, mein Söhnchen Miki und ich!

    Eigentlich soll der Bulli Spitze hundertzwanzig Stundenkilometer fahren! Zusammen schaffen wir nun bergauf dreissig Stundenkilometer. Echt jetzt! Nicht lachen! Wir sind sowas von im Schneckentempo unterwegs!

    Siebzig Pferdestärken tuckern hinten unterm Bodenblech, ein Käfermotor. Hört sich zwar super an, wirklich ein toller Sound, aber siebzig Pferdestärken waren schon für den Käfer nicht viel, und so ein Bulli wiegt mit seiner aus Holz gefertigten Camping-Ausrüstung original Marke Westfalia mehr als eine Tonne! Und ich habe ja auch Gepäck dabei! Drei Surfboards, mein Mountain Bike, ein Kinderfahrrad für Miki und eine zweite gefühlte Tonne Lego. Spaß! Keine Tonne, aber ein bißchen Spielzeug muss schon mit. Auch wenn wir im Bulli leben und verdammt wenig Platz haben.

    Ein paar flotte kantabrische Rennradfahrer heften sich nun an unsere Fersen, und so manchen anderen Urlauber in seinem Zweihundert -PS-Kombi kann ich im Rückspiegel fluchen sehen, weil der Bulli und ich seine Zeitpläne sowas von durchkreuzen. Trotzdem haben wir einen Mega-Spaß und supergute Laune. Denn es ist nicht nur eine Tour von Nord nach Südspanien, wo wir überwintern wollen, um am legendären Kap Trafalgar zu surfen und ein letztes mal Freiheit, Wildlife und Vanlife zu geniessen.

    Es ist dank des alten Bullis irgendwie auch eine Fahrt zurück in die Pionierzeit des Reisens, als notgedrungen auch der Weg das Ziel war, bedingt durch schmächtige Technik und dünne Straßennetze.

    Schon früh hatten die Menschen ja das Bedürfnis, sich nicht nur mit einem vollgestopften Kleinwagen auf den Weg zu machen – manche wollten auch ein Haus auf Rädern. Neudeutsch, Vanlife!

    Ich habe mal recherchiert und folgendes herausgefunden: Ein britischer Soldat, dessen Name nicht überliefert ist, entkernt seinen VW Bus und lässt sich bei der deutchen Möbelfirma Westfalia eine Wohneinrichtung dafür zimmern, exakt auf Maß. Aus der Idee wird ein Produkt, es heißt Campingbus, und aus dem Produkt wird ein riesengrosser weltweiter Erfolg! Auch wenn zunächst nur Tisch, Sitzbank, sprich Klappsofa und ein paar Schränke ins Auto gestellt wurden.

    Immerhin gibt es in meinem T2 sogar eine kleine Boardspüle neben der Tür, in die man Wasser füllen kann – für die Katzenwäsche am Morgen oder um mal Geschirr abzuspülen.

    Ferner hat mein Westfalia-Ausbau auch einen eingebauten Gasherd, den kann ich herunterklappen und bei Bedarf kochen. Eine kleine Butangasflaschenklappe ist direkt hinter dem Fahrersitz eingelassen, und so kann man auch ganz einfach Gas wechseln.

    Ich habe meinen Bulli Bus Lee genannt, weil er ein echter Fighter aus den Siebziegern ist. Angelehnt an Bruce Lee, der Ikone des Martial Arts Films, aber auch, weil mein Bus Lee mit seinem extravaganten Ersatzrad auf der Nasenspitze, sprich Frontschürze irgendwie ein Tigergesicht hat.

    „Exit the Dragon, Enter the Tiger" war der erste Bruce Lee Film, den ich sah. Mein Cousin Jörg fand ihn spitze und hatte damals tausende Videokassetten. Ja, richtig gehört Kassetten. Nicht DVD. Nicht Blueray und erst recht kein Netflix. Old School, oder? Na ja, ich finde, Bus Lee passt super zu solch einem siebziger Kult Van.

    Aber zurück zur Geschichte! Zur Vorgeschichte! Zum Prolog!

    Der Bulli stemmt sich also weiter gegen die Schwerkraft. Wir kämpfen uns die steilen Serpentinen empor. Da die Straße so eng ist und so viele Kurven aufeinander folgen, ist so ein alter Campingbus nicht nur schön, sondern auch ein Verkehrshindernis.

    Mein Problem sind aber nicht die Autos hinter mir, es ist der plötzlich auftretende Regen vor mir. Die kleinen Scheibenwischer bekommen den Regen einfach nicht in den Griff, eigentlich fahre ich fast im Blindflug. Ich fluche!

    Also weiter mit Vollgas, solange es bergauf geht, im Schneckentempo kann ja nichts passieren. Wenigstens habe ich die Rennrad Truppe abgehängt, oder sie haben sich schlauerweise in irgendeiner Berghütte untergestellt.

    Ich umklammere konzentriert das riesige Lenkrad und schraube uns Stunde um Stunde die engen Kurven hinauf. Irgendwann ist es dann geschafft. Wir haben den Pass erreicht. Das Wetter änderst sich schlagartig von Starkregen auf fröhlichen Sonnenschein. Aber es ist noch lange nicht die Zeit, wieder aufzuatmen.

    Im Gegenteil. Jetzt müssen wir wieder runter! Der Bulli gewinnt an Fahrt, ich will scharf bremsen, aber was ein echter Oldie ist, der gibt auch mal seinen Geist auf. Bergab krallen sich dann plötzlich die Trommelbremsen fest, so dass das Pedal steinhart wird und sich nicht bewegen lässt, auch nicht zurück. Ich bekomme Herzrasen, Blut schiesst mir in die Ohren, mir bleibt nur eins, ich knalle die Motorbremse rein. Da ich im zweiten Gang bergab noch immer zu schnell bin und Angst habe aus den Kurven zu fliegen, setze ich alles auf eine Karte und knall den ersten Gang rein.

    Bus Lee heult ohrenbetäubend auf, wie ein Kojote bei Vollmond, er ächzt und krächzt. Und dann geht es genau so runter wie wir hoch gekommen sind. Das heisst dann auch, nur mit maximal dreißig Stundenkilometern, abermals im Schneckentempo. Ich gebe für heute auf. Für heute habe ich auch genügend Adrenalin in meinem Blut. Immerhin haben wir es bis San Isidro geschafft. Morgen ist auch noch ein Tag. Ich find einen hübschen Parkplatz an einem Rio, an einem Flüsschen.

    Mittlerweile ist es draußen stockfinster und mein Söhnchen Miki gähnt bereits ununterbrochen. Ich schaue auf mein Handy. Es ist gerade mal neunzehn Uhr. Doch da es bereits Spätherbst ist, genaugenommen Ende Oktober sind die Tage kurz und es wird schon früh dunkel. Selbst in Spanien. Schnell baue ich unsere Sitzbank nach einem kleinem Porridge Snack zu einem Bett um und klappe mit nur einem Griff den Campingtisch weg. Dann breite ich unsere Kuschelkissen und Decken aus, die tagsüber unter den Sitzen einfach weggepackt werden und knipse, als wir uns eingekuschelt haben, meine parktische Kopflampe aus. Ich bin völlig gerädert.

    Was für ein krasses Abenteuer, mit einem siebziger Bulli über einen Pass zu kriechen.

    Aber dann breitet sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht aus, und ich muss fast lachen. Vor mir liegt mein dritter Winter im Bulli. Mein dritter und letzter Winter. Was das für mich bedeutet?

    Sich einfach treiben zu lassen. Keine Verpflichtung. Keine Termine. Kein Stress. Fahren, wohin ich möchte, bleiben, wo es mir gefällt. Ich kann tun und lassen, was ich will. Ich kann unter dem schönsten Sternenhimmel einschlafen und vom sanften Rauschen der Wellen geweckt werden. Morgen werden wir die Picos überquert haben. Und dann im Anschluss gechillt die Extremadura durchfahren.

    Mit neunzig Sachen durch Spanien.

    Ich bin gespannt.

    Liebevoll und erleichtert, dass wir den Pass im Oldie ohne weitere Pannen gemeistert haben, drücke ich meinen Sohn Miki fest an mich und schlafe ein.

    Erschöpft, glücklich und voller Zuversicht.

    Van Life

    Aiaiai- mi morena, aiaiai mi corazon" schmachtet ein schnulziger spanischer Barde aus dem lokalen RN3- Radio Nacional Tres und jault mir damit aus der Seele.

    Mir geht es gar nicht prima. Mir geht es richtig dreckig!

    Fast genau zwei Jahre Vanlife in meinem kultigen 1971er VW Bulli T2 sind nun ins Land gezogen.

    Zwei Jahre Vanlife. Zwei Jahre Surfen, Freiheit, Wildniss, Freicampen, Abenteuer, Strand, Dünen, Natur pur.

    Zwei Jahre ist es her, dass ich, nachdem ich einen Sommer in einem Surfcamp in Cantabrien als Surf-Fotografin jobbte, den Entschluss fasste, nicht heimzufahren.

    Ich beschloss, nicht nach Deutschland zurückzukehren, sondern die Picos de Europa zu überqueren, um weiter Richtung Süden zu reisen und die Winter im Van im südlichsten Teil des europäischen Festlands in Andalusien zu verbringen.

    Die Sommer verbrachte ich in Kantabrien, wo ich regelmässig einen Job im Liquidsurfcamp und Stellplatz in Langre für meinen Bulli Bus Lee hatte.

    Der Stein kam damals ins Rollen, als ich mit meinem Ex-Freund, dem Surfer und Vantraveller Blake einige Zeit am legendären Kap Trafalagar verbrachte.

    Genau genommen waren es nur ein paar Wochen über die Jahreswende. Wir hatten uns damals zu viert mit meinem Söhnchen Miki und seinem lieben, unfaßbar charmanten Schäferhundmischling Kuh-Jo ein hübsches Appartement direkt hinter den Dünen gemietet.

    Aus der Beziehung ist schlussendlich nichts geworden, da es Blake nervte , dass ich bereits ein Kind habe und es immer wieder zu Reibereien kam.

    Trotz, dass mein Herz maulte, entschied mein Verstand die Sache schleunigst zu beenden, noch bevor sie richtig begann. Sprich, den „großen" Mann mit seinem tollen Hund Kuh-Joe ihres Weges ziehen zu lassen und loszulassen.

    Naja. So richtig geklappt hat das nun auch wieder nicht.

    Das Loslassen. Denn Blake ploppt noch immer wieder mal auf, und wie das so ist, wenn man verliebt ist, immer wieder werde ich butterweich und mein Herz schmilzt dahin, wenn er mit diesem endfiesen, sehnsüchtigen Dackelblick mal wieder vor mir steht.

    Was dann kam, kennt der ein oder andere, ein sich bis dato dahin ziehendes On-Off Geplänkel.

    Und nun bin ich mal wieder hier, das dritte mal in Folge in Andalusien, ohne Blake, dafür das zweite Mal mit einem tollem 1971er Bulli, Westfalia Ausbau und meinem Sohn Miki, der mittlerweile sechs Jahre alt ist.

    Also nicht ganz einfach. Auf Facebook gibt es dafür sogar den Beziehungsstatus: „Es ist kompliziert." Ich würde behaupten- ein einziges Tohuwabohu!

    Erst gestern hat mir Blake wieder gesimst. Er hat ganz unverbindlich nachgefragt, wo ich denn so bin, was ich so treibe, und dass er auf dem Weg in den Süden sei.

    Jaja! Und was macht mein verweicheiertes Herzchen? Das Mistviech hat doch glatt einen kleinen Freudenhüpfer gemacht! Verräter!

    Aber egal! Ob mit oder ohne Blake, aus irgendeinem Grund zieht mich das Kap Trafalgar, mit seiner magischen Bucht, der freien Sicht bis nach Afrika und den traumhaften Longboardwellen an.

    Kennt ihr das Gefühl, wenn man irgendwo hinkommt und man denkt, ganz genau hier und nirgendwo sonst auf der Welt möchte ich jetzt sein? Genauso fühlt es sich an!

    Hinzu kommt, dass ich passionierte Wellenreiterin bin.

    Seit einem Jungendtripp als knapp Achtzehnjährige mit Freunden nach Biarritz hat mich die Leidenschaft des Surfens gepackt und seit knapp zwei Jahrzehnten jage ich nun schon auf der ganzen Welt den Wellen hinterher.

    Ich habe schon nahezu jede bekannte Welle auf der Welt gesurft, ob Uluwatu auf Bali, Padang Padang auf Sumatra, Jaws und Pipeline, die Mütter aller Wellen in Hawaii, Mundaka in Nordspanien, Puerto Escondido in Mexico oder gar Long John in Jütland, einer der letzten Secret Spots in Dänemark. Ich war da. Ich kenne sie alle.

    Das hört sich jetzt an, als wäre ich einer der weltbesten Surfer. Nicht unbegedingt. Ich bin da bescheiden. Ich surfe gut und das reicht mir. Ich bin und bleibe Soul Surfer, habe noch nie an einem Contest teilgenommen, hatte noch nie Classes oder Coaching in meinem Leben, aber ich behaupte mal, einen schönen Longboard Stil zu surfen.

    Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, ich surfe nicht, ich tanze! Ich tanze mit dem Meer. Ich gebe mich hin und lasse mich fallen. I am an ocean dancer!

    Das ist meine große Liebe. Meine Passion. Auch achte ich immer drauf, dass die Wellen an den Tagen, an denen ich surfe, nicht allzu schnell und hoch sind. Maximal kopfhoch oder Doppelkopf hoch und lange laufend, so sehen für mich perfekte Wellen aus.

    Imagen 9

    Denn ich bin Longboarderin. Sprich, mein Surfbrett ist groß und lang, wie ein Laufsteg oder eine kleine Bühne, auf der man tanzen kann. Das macht das Longboarden eben aus.

    Kleiner Tipp! Für den Fall, dass du etwas aus unserem Surfer Fachchinesisch nicht verstehen solltest. Im angehängten Glossar findest du Eddies Surfer ABC mit all dem Kauderwelsch, den ich so von mir gebe.

    Den Spaß am Surfen hat auch nicht die Geburt meines Söhnchens Miki getrübt. Ganz im Gegenteil, die viele Freizeit in der Elternzeit habe ich genutzt, um einfach noch mehr zu surfen und noch mehr zu reisen. Und was soll ich sagen?

    Wo ein Wille- da eine Welle!

    Nun verbringe ich wie erwähnt bereits meinen dritten Winter in Andalusiens Wellenparadies am legedären Kap Trafalgar.

    Meine Lieblingswelle hier heißt Maria Sucia, was eigentlich nur die Einheimischen wissen. Warum die Welle schmutzige Maria heisst?

    Keine Ahnung, ich habe mal rumgefragt, aber weiß eigentlich keiner so genau. Vielleicht weil, wenn man einmal infiziert ist, nur noch an Maria denken kann?

    Aber eins ist so was von klar- die Wassersportbedingungen an der Costa de la Luz, oder Cadizfornia wie die lokalen Surfer liebevoll diese Region um die Landeshauptstadt Cadiz nennen, sind einzigartig, wenn nicht sogar fantastisch im Winter.

    Selbst in der kalten Jahrezeit, ist das Meer unanständig türkis und die weißen, unendlichen sowie menschenleeren Strände traumhaft schön.

    Die unbebaute, wilde Dünenlandschaft erinnert an Sylt oder an Jütland in Dänemark, die Pinienwälder im angrenzenden Barbarte duften wie das wunderschöne Aquitaine am Atlantik in Südfrankreich.

    Darüber hinaus punktet Andalusien besonders in den Monaten Dezember und Januar mit konstantem Swell und einem sonnigen und sehr mildem Klima, das selbst das gute alte Mallorca temperaturtechnisch alt aussehen lässt.

    Das Meer hat derzeit eine Temperatur von fünfzehn Grad Celsius. Wenn ich daran denke, dass Jungs und Mädels in Cold Hawaii -so wird eine besonders gut surfbare Gegend rund um Kittmöller in Dänemark genannt- bei gerade mal vier Grad Celsius surfen gehen, dann kann man sagen, fünfzehn Grad sind noch echt human. Da gibt es nichts zu meckern.

    Dennoch habe ich heute morgen irgendwie Mist gebaut. Ich war zu lange im Wasser, der Swell hatte eine hohe Periode, was bedeutet, das man immer wieder mal zwanzig Minuten im Wasser abhängt, einfach nur auf seinem Surfbrett sitzt, ewig wartet, obwohl kaum eine Welle ins Becken kommt.

    Wenn man dann meint, noch nicht genügend derer abbekommen zu haben, denkt man sich: „Ach, eine noch!" Und wartet. Und noch eine. Und wartet. Und noch eine.

    Zack- und ehe man sich versieht, sind dann schon zwei, drei Stunden verstrichen. Oft komme ich erst aus dem Wasser, wenn ich meine Füße und Finger kaum noch spüre oder der Hunger mich an Land treibt. Oder wenn meine Energie Reserven definitiv vebraucht sind, und ich bereits im Wasser friere wie ein Schneider. So wie heute.

    Ich war mal wieder viel zu lange im Wasser, sprich surfen und habe die Zeit völlig vergessen. Jetzt sterbe ich fast vor Hunger und Durst und friere wie eine kleine Katze, die beim Fischangeln in ein Eisloch gefallen ist.

    Wir schreiben gerade mal den neunten Januar. Das Jahr ist also noch frisch. Ich liege Mutterseelenallein in meinem Bus Lee und habe bereits sowas ähnliches wie meinen ersten Zusammenbruch. Na super!

    Rien va plus!

    Nachdem ich mit schnellen Schritten aus dem Meer zurück zu meinem Bulli Bus Lee kam, den nassen Neopren ausgezogen hatte und Kuschelkram sowie Uggboots anzog, überfielen mich bereits aus dem Nichts Symptome wie Frieren, Schwitzen, Muskelzittern und eine beschleunigte Herzfrequenz.

    So etwas hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht.

    Während Miki, der neuerdings seit einigen Wochen in einer kleinen spanischen Vorschule in El Palmar steckt, liege ich zitternd wie Espenlaub und völlig erschöpft in meinem Bulli.

    Weil ich so stark zittere und friere, stapel ich alle vorhandenen Decken und Kissen über mir zu einem monströsen Iglu auf.

    Plötzlich setzen zudem krasse Kopfschmerzen ein. Sie pochen wie Hämmer in einem Stahlwerk auf meine Schläfen.

    Ich bekomme schrecklichen Durst und versuche aufzustehen, aber mein Gleichgewichtszentrum macht bescheuerte Sperenzchen. Entnervt und schlapp wie eine gekochte Spagetti in einem Kochtopf falle ich kraftlos in mein Iglu zurück.

    Alles tut mir weh; nicht nur der Kopf! Ich habe sogar stechende Schmerzen in den Händen, in den Fingern, Beinen, sogar bis in die einzelnen Zehen.

    Mit Konzentration auf meinen Atem und mit progressiver Muskelentspannung versuche ich, mich dem Schmerz in Kopf und Gliedern entgegenzustemmen.

    Nach einiger Zeit schlafe ich ein.

    Poseidons Kiss

    Keine Ahnung wie lange ich da so liege, als sich plötzlich ein Mann mit rötlichem Rauschebart vor meinem Iglu aufbaut und mich freundlich anlächelt.

    Aber das ist doch...also...eh?

    Wo kommt der denn jetzt her?

    Vor mir steht mein Dad!

    „Hey Papschi, was machst du denn hier?", frage ich

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