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Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne
Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne
Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne
eBook901 Seiten50 Minuten

Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne

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Über dieses E-Book

Mit der zwölfteiligen Saga um die Pferdelords entsteht die faszinierende Chronologie eines Reitervolkes. Im Verlauf der Abenteuer entwickeln sich Kultur und Technik der beteiligten Völker, vom einfachen Signalspiegel hin zum optischen Präzisionsinstrument, der Dampfmaschine und, im letzten Abenteuer, sogar dem Luftschiff. Die Pferdelords begegnen bestehenden und untergegangenen Königreichen, den Elfen des Waldes und denen der See, Zwergen, Sandbarbaren, fliegenden Lederschwingen und krebsartigen Irghil, immer wieder bedroht von den Orks des schwarzen Lords und seinen gestaltwandlerischen Magiern. Die Pferdelords lassen eine faszinierende Welt entstehen und unterhalten mit Action, Spannung und Humor.
Hier liegt die Reihe nun erstmals in einer vom Autor überarbeiteten und ergänzten e-Book-Ausgabe vor. Jedes Abenteuer ist in sich abgeschlossen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum23. Jan. 2020
ISBN9783750222137
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    Buchvorschau

    Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne - Michael Schenk

    Kapitel 1

    Michael H. Schenk

    Die Pferdelords 7

    - Das vergangene Reich von Jalanne -

    Fantasy-Roman

    © Überarbeitete Neuauflage Michael Schenk 2020

    Vorwort

    Die Leserschaft der Serie „Die Pferdelords wird im ersten Roman eine große Nähe zu den Verfilmungen von „Der-Herr-der-Ringe feststellen. Dies war eine Bedingung des damaligen Verlages, meine auf zwölf Bände festgelegte Reihe überhaupt zu veröffentlichen, da man sich dadurch einen größeren Umsatz versprach. Ich stand also vor der Wahl, nicht veröffentlicht zu werden oder mich dieser Forderung zu stellen. Ich entschied mich für meine „Pferdelords" und nahm einen raschen Genozid an ihren ursprünglich gedachten Feinden, den Walven, vor, um diese durch die Orks zu ersetzen. Man möge mir diesen Eigennutz verzeihen, doch damals war dies der einzige Weg, meine Pferdelords in den Sattel zu heben.

    Die Pferdelords bieten detailreiche und spannende Abenteuer, in der die Völker mit ihrer jeweils eigenen Geschichte und Kultur zum Leben erweckt werden. Wem die tatsächlichen oder scheinbaren Wiederholungen von Beschreibungen in den Bänden auffallen, der wird feststellen, dass sie die Entwicklung der Völker und ihrer Siedlungen aufgreifen, denn bei den insgesamt zwölf Bänden handelt es sich um eine Chronologie. Im Lauf der Zeit entsteht aus dem Tauschhandel eine Währung, aus dem schlichten Signalfeuer ein kompliziertes optisches Instrument, man entdeckt das Schießpulver und die Dampfmaschine sowie schließlich sogar das Luftschiff. Man begleitet den Knaben Nedeam, der schon bald als Schwertmann und Reiter und schließlich sogar als Pferdefürst an der Seite seiner Freunde steht. Man begleitet den ehrenhaften Orkkrieger Fangschlag und auch dessen hinterlistigen Gegenspieler Einohr.

    Meine Leser begegnen alten und neuen Völkern, doch selbst jenen, die man zu kennen glaubt, gewinne ich manche neue Seite ab.

    Es erwartet Sie also eine spannende Saga um mein Pferdevolk und ihre Freunde und Feinde.

    Die Pferdelords-Reihe:

    Pferdelords 01 – Der Sturm der Orks

    Pferdelords 02 – Die Kristallstadt der Zwerge

    Pferdelords 03 – Die Barbaren des Dünenlandes

    Pferdelords 04 – Das verborgene Haus der Elfen

    Pferdelords 05 – Die Korsaren von Um´briel

    Pferdelords 06 – Die Paladine der toten Stadt

    Pferdelords 07 – Das vergangene Reich von Jalanne

    Pferdelords 08 – Das Volk der Lederschwingen

    Pferdelords 09 – Die Nachtläufer des Todes

    Pferdelords 10 – Die Bruderschaft des Kreuzes

    Pferdelords 11 – Die Schmieden von Rumak

    Pferdelords 12 – Der Ritt zu den goldenen Wolken

    Mein Dank gilt dem Verlag WELTBILD, der es mir ermöglichte, die von ihm lektorierten Manuskripte für die weiteren Veröffentlichungen als e-Book zu verwenden und so dazu beitrug, dass diese Serie weiterhin im Handel erhältlich ist.

    Die vorliegende Neuauflage der e-Books wurde von mir überarbeitet, ohne deren Inhalte zu verändern. Begriffe wurden vereinheitlicht und die Romane durch überarbeitete oder zusätzliche Karten ergänzt.

    Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen

    Michael H. Schenk

    Hinweis:

    Kapitel 63: Karte der Völker, der Pferdelords-Reihe

    Kapitel 64: Detailkarte Der Süden, Jalanne und Lemaria

    Kapitel 65: Personenregister

    Kapitel 66: Einige Maße und Definitionen

    Kapitel 67: Vorschau auf Die Pferdelords 8 – Das Volk der Lederschwingen

    »Das Land sieht aus, als sei es von Blut getränkt.«

    Der Mann, der dies sagte, trug die blitzende Vollrüstung der

    Gardekavallerie des Reiches Alnoa. An seinem Helm steckten zwei hoch

    aufragende gelbe Federn. Ein grauer Umhang umhüllte seine Gestalt. Er

    reckte sich im Sattel und blickte die Kolonne der hundert Männer entlang, die

    er als Hauptmann führte.

    Sie hatten auf der Kuppe eines Hügels gehalten und sahen von dort auf die

    vor ihnen liegende Ebene. In ihrem Rücken befand sich ein schmaler

    Gebirgsgrat, den man auch den Großen Wall nannte. Er grenzte im Süden an

    das Hesparat-Gebirge und im Norden an die Schwarzen Berge von Uma’Roll.

    Zusammen bildeten diese steinernen Formationen einen natürlichen Schutz

    für die Südgrenze des Reiches Alnoa. In das Land hinter der Barriere drangen

    die Reiter nun vor.

    Es war ein fruchtbares Land voller Schönheit. Der rötliche Boden war

    dicht mit Gräsern und Blumen bewachsen. Hügel wölbten sich sanft, und

    zahlreiche kleine Bachläufe durchzogen die Ebene auf ihrem Weg zum

    mächtigen Fluss Brel. Hier und da erhoben sich kleine Gehölze und weiter im

    Süden und Osten standen riesige Wälder. Alles war erfüllt vom Leben der

    zahlreichen Tiere, Pflanzen und Insekten. Und doch war dies ein Land des

    Todes.

    Jalanne.

    Einst ein mächtiges Königreich und ein getreuer Verbündeter Alnoas, war

    seine Größe nun vergangen und sein Volk zermalmt. Bedrückende

    Hinterlassenschaften bezeugten den Niedergang. Kleine Siedlungen und

    Gehöfte, die langsam verfielen, Äcker, die nicht mehr bestellt wurden.

    Jahrtausendwenden waren seit dem großen Schlachten vergangen, und doch

    wirkten viele der Gebäude noch immer seltsam unberührt und einladend.

    Aber keiner der Reiter würde eine der Ruinen betreten. Als damals das

    schreckliche Blutvergießen geendet hatte, waren die Leiber der Getöteten an

    Ort und Stelle zerfallen. Niemand hatte sie bestattet, und überall stieß man auf

    ausgebleichte Knochen, nur gelegentlich verhüllt von letzten Überresten der

    Bekleidung.

    »Ja, Bernot, einst war dieser Boden tatsächlich von Blut getränkt.« Der

    Reiter neben dem Hauptmann war kleiner und zierlicher, und die drei Federn

    sowie der weiße Saum des Umhangs zeigten seinen höheren Rang. Von

    seinem Gesicht war unter dem Helm kaum etwas zu erkennen, doch die

    Stimme klang ungewöhnlich weich und leicht spöttisch, als er fortfuhr. »Doch

    nun ist es guter roter Boden, Bernot. Fruchtbarer Boden.« Die Stimme wurde

    nachdenklich. »Das Einzige, was das vergangene Reich Jalanne hinterlassen

    hat. Mögen die Finsteren Abgründe den Schwarzen Lord und seine Brut

    verschlingen für das, was sie diesem Land angetan haben.«

    Hauptmann Bernot ta Geos wandte sich halb im Sattel um und blickte

    erneut zurück. Die Federn der Reiter und die Mähnen und Schweife der

    Pferde bewegten sich schwach in der warmen Brise, während das Banner des

    Königreiches Alnoa schlaff von seiner Lanze hing. »Wir werden zu spät

    kommen.«

    »Ja, das werden wir«, stimmte der kleinere Offizier zu. »Wie üblich wird

    uns nicht mehr bleiben, als Rache an den Irghil zu nehmen. Kein Trost für die

    armen Lemarier, doch vielleicht wird es die Bestien von weiteren Überfällen

    auf sie abhalten.«

    Bernot ta Geos zuckte zweifelnd die Schultern und gab dann das Zeichen

    anzureiten. Unter dem leisen Klirren und Scheppern von Rüstungen und

    Waffen zog der Beritt weiter. Die Hügel stiegen sanft an, sodass man eine

    gute Sicht hatte, und da die Reiter kampfbereit waren, verzichteten sie auf die

    übliche Vorhut und den Flankenschutz. Sie kannten den unbarmherzigen

    Feind, der noch immer den Tod über dieses scheinbar friedvolle Land brachte.

    Jeder Einzelne der Reiter wäre bereit gewesen zu schwören, dass die

    schaurigen Kreaturen weit blutrünstiger und gefährlicher waren als die Orks

    des Schwarzen Lords. Bestien, denen keine jener Waffen etwas anhaben

    konnte, die sich schon so oft gegen die Rund- und Spitzohren der Finsternis

    bewährt hatten.

    Sie ritten durch fremdes Gebiet einem grausamen Feind entgegen, und sie

    taten es nicht ohne Grund.

    Tief im Süden Jalannes gab es einen riesigen See, umgeben von

    ausgedehnten Wäldern. Inmitten dieses Sees befand sich die Insel Lemar. Ein

    kleines, fruchtbares Eiland, auf dem die Letzten der Jalanne Zuflucht

    gefunden hatten. Sie wurden nicht gerne an die einstige Größe ihres Reiches

    erinnert und nannten sich schlicht Lemarier. Als kleines Volk von friedlichen

    Fischern und Händlern fristeten sie ein karges Dasein. Auf Lemar waren sie

    vor den Bestien sicher, die immer wieder durch das Land streiften. Nicht

    jedoch auf dem Festland, das sie betreten mussten, um ihre Waren zur Grenze

    des Reiches Alnoa zu bringen. Der König Alnoas hatte den Lemariern das

    Wohnrecht in seinem Reich angeboten und auch den Schutz der Garde, aber

    das Inselvolk war ebenso klein wie eigensinnig.

    Meist hatten die Lemarier Glück und gelangten unbehelligt zur Pforte von

    Alnoa und zurück auf ihre Insel, doch immer wieder kam es zu

    Zwischenfällen. Einer dieser Zwischenfälle war der Grund, warum die

    Gardekavallerie aus ihrer Festung ausgerückt war. Ein Händler hatte sich mit

    letzter Kraft zu dem Stützpunkt geschleppt und vom Überfall der Bestien auf

    seine Gruppe berichtet. Wehrlose Männer, Frauen und auch Kinder, die das

    Wagnis der Reise auf sich genommen hatten, waren den Bestien zum Opfer

    gefallen.

    Die Garde konnte den Überfallenen nicht mehr beistehen, und diese

    Gewissheit hatte die Reiter in grimmiges Schweigen gesenkt. Dennoch

    mussten sie versuchen, die Täter zu stellen. Es war die einzige Hoffnung, die

    Irghil für eine Weile abzuschrecken. Eine schwache Hoffnung, denn die

    Bestien würden wiederkommen. So, wie sie es immer taten. Und jedes Mal

    würde neues Blut fließen.

    Die Gardeabteilung ritt parallel zu der alten südlichen Handelsroute. Diese

    führte von der alnoischen Stadt Eolaneris zunächst zur Pforte von Alnoa,

    einem Einschnitt zwischen Hesparat-Gebirge und großem Wall, der von der

    Festung Maratran geschützt wurde, und von dort weiter ins Land Jalanne. Die

    Straße war breit und mit steinernen Platten ausgelegt, von denen viele im

    Laufe der Jahre zersprungen waren. Gras und Moos wucherten nun zwischen

    den Fugen. Dennoch war der Weg gut zu erkennen. Der Beritt war erfahren

    genug, um zu wissen, dass der Feind die Straße im Auge behielt. Daher

    wechselte er in unregelmäßigen Abständen die Seite. Das erschwerte es den

    Irghil, die Soldaten in einen Hinterhalt zu locken, denn die Kampfverbände

    der Bestien waren zu klein, um das Gelände weiträumig abzuriegeln. Aber

    auch wenn ihnen ein Hinterhalt gelänge, würden sie sich an den

    hartgesottenen Reitern der Gardekavallerie die Klauen ausreißen.

    »Wir werden die Opfer wieder mitten auf dem Weg finden«, meinte

    Hauptmann Bernot ta Geos leise. »Die Lemarier sind stur und unbelehrbar.

    Immer laufen sie direkt auf der Straße. Kein Wunder, dass die Irghil stets so

    leichtes Spiel mit ihnen haben.«

    Der Kommandeur nickte. »Vergesst aber nicht, dass sie fast ihr ganzes

    Leben auf der Insel verbringen. Diese armen Fischer können sich auf dem

    Land kaum orientieren. Sie würden sich bestimmt verirren, wenn sie abseits

    der Straße liefen.«

    Bernot gab ein obszönes Geräusch von sich, das seine Meinung über die

    Lemarier deutlicher zum Ausdruck brachte als jedes Wort.

    »Dort vorne ist etwas«, rief der Bannerträger halblaut.

    Die Handelsstraße verlief in einem leichten Bogen zwischen Hügeln

    hindurch. An einer übersichtlichen Stelle der Kurve waren die Umrisse

    menschlicher Körper zu erkennen.

    Hauptmann Bernot ta Geos ließ seinen Blick über die Landschaft

    schweifen. »Gute Stelle für einen Hinterhalt. Die Hügel stehen dicht

    beieinander.« Er strich sich kurz über den schmalen Bart, der bei den

    Offizieren der Garde so beliebt war. »Flankenschutz raus«, befahl er. »Ich

    will nicht überrascht werden, wenn wir uns da unten umsehen.«

    Der Offizier mit den drei Federn am Helm schwieg. Er wusste, dass auf

    Bernot Verlass war. Der Hauptmann mochte nicht besonders fantasievoll sein,

    doch er verstand sein Handwerk. Während einige der Reiter ausschwärmten

    und Vorposten bildeten, hielt sich die Hauptmacht des Beritts auf ihrer

    Hügelkuppe bereit. Nur eine Handvoll Männer ritt mit dem Kommandeur zur

    Straße. Hauptmann ta Geos blieb bei der Truppe und knirschte vernehmlich

    mit den Zähnen. Es gefiel ihm nicht, den Vorgesetzten außerhalb seines

    Schutzes zu wissen. Aber wenn die Bestien nun erschienen, musste ein

    erfahrener Offizier die übrigen Gardisten führen.

    Kurz darauf trabte der Kommandeur zurück, und Bernot ta Geos atmete

    erleichtert auf, als sein Vorgesetzter das Pferd neben ihm zügelte. »Und?«

    »Wie Ihr es befürchtet habt, mein Freund.« Der Kommandeur deutete

    bedauernd über die Schulter zurück. »Drei Männer. Keine Frauen oder

    Kinder.«

    »Der Lemarier sprach aber auch von Kindern und Frauen.«

    »Ich weiß, Bernot. Hoffen wir, dass die Irghil sie nicht verschleppt haben.«

    »Lebendfutter.« Der Hauptmann erschauerte bei der Vorstellung.

    »Verfluchte Bestien. Mögen die Finsteren Abgründe sie alle verschlingen.«

    »Die Spuren sind deutlich und weisen nach Osten«, murmelte der

    Kommandeur.

    Sie kannten sich schon lange, und Bernot wusste die Nuancen in der

    Stimme seines Befehlshabers zu deuten. »Die Spuren sind also zu auffällig?

    Eine Falle?«

    »Ein Köder.«

    Bernot nickte. »Dennoch werden wir ihnen folgen?«

    »Dennoch werden wir ihnen folgen.«

    Der Hauptmann seufzte leise. »Sollen wir erst die Toten bestatten?«

    »Nein.«

    »Nein?« Bernot schürzte die Lippen. »Das ist nicht … ehrenhaft. Sie

    einfach dort liegen zu lassen.«

    »Nein, das ist es nicht, mein Freund.« Die Stimme des Kommandeurs

    klang wehmütig. »Doch dies ist Jalanne. Das vergangene Reich. Die Toten

    würden es nicht anders wollen.«

    Der Hauptmann zögerte einen kurzen Moment. Schließlich nickte er und

    gab das Zeichen zum Abritt. Die Spur der Bestien war nicht zu übersehen. Je

    weiter die Männer nach Osten trabten, desto weniger gefiel dem Offizier

    dieser Umstand. Es war zu einfach. Und immer wenn es einfach begann,

    endete es beschwerlich.

    Kapitel 2

    Der Mann wirkte trotz seiner vierunddreißig Jahre jugendlich, solange man

    nicht in seine Augen sah. In ihnen lag der Blick eines Menschen, der in

    seinem Leben zu viel Leid und Tod erlebt hatte. In den sanften Ausdruck

    mischten sich Trauer und Müdigkeit. Fast die ganze Nacht hatte er über

    Büchern verbracht und seine Zeichen auf Schriftrollen gesetzt. Nur eine

    Brennsteinlampe hatte etwas Licht und Wärme gespendet, und nun, da der

    Mann seine Arbeit getan hatte, seufzte er leise und blickte von seinem

    Schreibtisch auf. Er wirkte fast ein wenig überrascht, als er in den Fenstern

    den ersten Schimmer des Morgenrots sah. Mechanisch drehte er an der

    Stellschraube, die die Abdeckung der Lampe über das Brennbecken senkte,

    und der sanfte gelbe Schein erlosch.

    Gegenüber dem Schreibtisch war ein leises Knarren zu hören, als sich eine

    Gestalt in einem der gepolsterten Lehnstühle bewegte. Ein goldener Stirnreif

    mit dem Symbol des Pferdevolkes blitzte auf im Licht des heraufbrechenden

    Morgens, und ein ebenmäßiges Antlitz, umrahmt von langen blonden Locken,

    wandte sich dem Mann zu. Die Hohe Dame Larwyn, Witwe des Pferdefürsten

    Garodem und Mitregentin der Hochmark, war noch immer eine

    bemerkenswert schöne Frau. Ihre Augen waren im Schatten verborgen, als sie

    Nedeam ansah, und ihre Stimme klang sanft. »Fertig, Hoher Herr?«

    Nedeam, Erster Schwertmann der Hochmark und Befehlshaber ihrer

    Pferdelords, lächelte müde. »Nennt mich nicht so, Hohe Dame. Es ist mir

    lieber, wenn Ihr mich weiterhin mit meinem Namen anredet.«

    »Ich nenne Euch weit mehr, Nedeam.« Larwyn beugte sich leicht vor, und

    ihr lächelndes Gesicht tauchte nun ganz in das Licht des Morgens. »In den

    letzten drei Jahreswenden habt Ihr Euch als guter Freund erwiesen. Ihr steht

    mir und der Mark getreu zur Seite. Garodem wäre stolz auf Euch.«

    In den letzten Worten schwang Trauer mit. Sie vermisste ihren Gemahl

    Garodem und sorgte sich um Garwin, ihren Sohn, der so wenig nach dem

    Vater geraten war. Nedeam hatte sich lange gefragt, warum die Hohe Dame

    so oft in der Nacht in den Amtsraum des Pferdefürsten kam, obwohl sie nur

    selten das Gespräch mit ihm suchte. Inzwischen wusste er es. Der Erste

    Schwertmann richtete sich auf und erhob sich hinter dem Schreibtisch.

    Nachdenklich strich seine Hand über das alte Holz. Garodems Schreibtisch in

    Garodems altem Amtsraum. Alles hier atmete noch immer seine Gegenwart,

    obwohl nun offiziell Garwin an diesem Ort regierte. Der junge Pferdefürst

    war keineswegs erfreut gewesen, als Larwyn dem Ersten Schwertmann die

    Erlaubnis gegeben hatte, den Raum uneingeschränkt zu nutzen.

    Zähneknirschend hatte Garwin sich dem Argument seiner Mutter gebeugt,

    dass sie sich gelegentlich mit Nedeam besprechen müsse und man ihr

    schwerlich zumuten könne, dafür dessen kleine Kammer aufzusuchen.

    »Ich vermisse den Hohen Lord«, gestand der Erste Schwertmann ein. Es

    war klar, dass er damit nicht Garwin meinte. »Es war ein weiter Weg vom

    Wolltierzüchter zum Ersten Schwertmann der Mark. Ein beschwerlicher Weg,

    und manchmal weiß ich nicht, ob ich nicht besser auf dem Gehöft meines

    Vaters geblieben wäre.« Er deutete auf den Schreibtisch. »Das Arbeiten mit

    Büchern und das Setzen und Deuten der Zeichen liegen mir nicht besonders.«

    »Ihr hattet gute Fürsprecher, Nedeam, und Ihr habt sie immer noch.« Auch

    Larwyn erhob sich nun und seufzte leise, als sie sich nach dem langen Sitzen

    streckte. »Tasmund, den braven Mann Eurer Mutter Meowyn, Euren

    Vorgänger als Ersten Schwertmann. Kormund, den bewährten Scharführer.

    Und vergesst nicht Euren Freund Dorkemunt, den kleinen Pferdelord. Sie alle

    schlugen Euch vor, und mein Gemahl hat ihnen von Herzen zugestimmt.«

    Garodem hatte die Hochmark einst gegründet. Nun war er seit drei Jahren

    tot. Nicht ruhmreich in der Schlacht gefallen, sondern auf einer Treppe zu

    Tode gestürzt. Ein sinnloses Ende, aber die Menschen des Pferdevolkes

    hatten Garodems Tapferkeit immer geachtet und wussten, dass er nun in allen

    Ehren zwischen den Goldenen Wolken ritt.

    »Ich bin dankbar für dieses Vertrauen, Hohe Dame, und ich weiß, dass die

    Versammlung der Schwertmänner meiner Wahl bereitwillig zugestimmt hat.

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