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Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge
Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge
Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge
eBook1.064 Seiten57 Minuten

Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge

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Über dieses E-Book

Mit der zwölfteiligen Saga um die Pferdelords entsteht die faszinierende Chronologie eines Reitervolkes. Im Verlauf der Abenteuer entwickeln sich Kultur und Technik der beteiligten Völker, vom einfachen Signalspiegel hin zum optischen Präzisionsinstrument, der Dampfmaschine und, im letzten Abenteuer, sogar dem Luftschiff. Die Pferdelords begegnen bestehenden und untergegangenen Königreichen, den Elfen des Waldes und denen der See, Zwergen, Sandbarbaren, fliegenden Lederschwingen und krebsartigen Irghil, immer wieder bedroht von den Orks des schwarzen Lords und seinen gestaltwandlerischen Magiern. Die Pferdelords lassen eine faszinierende Welt entstehen und unterhalten mit Action, Spannung und Humor.
Hier liegt die Reihe nun erstmals in einer vom Autor überarbeiteten und ergänzten e-Book-Ausgabe vor. Jedes Abenteuer ist in sich abgeschlossen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum20. Jan. 2020
ISBN9783750221420
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    Buchvorschau

    Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge - Michael Schenk

    Kapitel 1

    Michael H. Schenk

    Die Pferdelords 2

    - Die Kristallstadt der Zwerge -

    Fantasy-Roman

    © Überarbeitete Neuauflage Michael Schenk 2020

    Vorwort

    Die Leserschaft der Serie „Die Pferdelords wird im ersten Roman eine große Nähe zu den Verfilmungen von „Der-Herr-der-Ringe feststellen. Dies war eine Bedingung des damaligen Verlages, meine auf zwölf Bände festgelegte Reihe überhaupt zu veröffentlichen, da man sich dadurch einen größeren Umsatz versprach. Ich stand also vor der Wahl, nicht veröffentlicht zu werden oder mich dieser Forderung zu stellen. Ich entschied mich für meine „Pferdelords" und nahm einen raschen Genozid an ihren ursprünglich gedachten Feinden, den Walven, vor, um diese durch die Orks zu ersetzen. Man möge mir diesen Eigennutz verzeihen, doch damals war dies der einzige Weg, meine Pferdelords in den Sattel zu heben.

    Die Pferdelords bieten detailreiche und spannende Abenteuer, in der die Völker mit ihrer jeweils eigenen Geschichte und Kultur zum Leben erweckt werden. Wem die tatsächlichen oder scheinbaren Wiederholungen von Beschreibungen in den Bänden auffallen, der wird feststellen, dass sie die Entwicklung der Völker und ihrer Siedlungen aufgreifen, denn bei den insgesamt zwölf Bänden handelt es sich um eine Chronologie. Im Lauf der Zeit entsteht aus dem Tauschhandel eine Währung, aus dem schlichten Signalfeuer ein kompliziertes optisches Instrument, man entdeckt das Schießpulver und die Dampfmaschine sowie schließlich sogar das Luftschiff. Man begleitet den Knaben Nedeam, der schon bald als Schwertmann und Reiter und schließlich sogar als Pferdefürst an der Seite seiner Freunde steht. Man begleitet den ehrenhaften Orkkrieger Fangschlag und auch dessen hinterlistigen Gegenspieler Einohr.

    Meine Leser begegnen alten und neuen Völkern, doch selbst jenen, die man zu kennen glaubt, gewinne ich manche neue Seite ab.

    Es erwartet Sie also eine spannende Saga um mein Pferdevolk und ihre Freunde und Feinde.

    Die Pferdelords-Reihe:

    Pferdelords 01 – Der Sturm der Orks

    Pferdelords 02 – Die Kristallstadt der Zwerge

    Pferdelords 03 – Die Barbaren des Dünenlandes

    Pferdelords 04 – Das verborgene Haus der Elfen

    Pferdelords 05 – Die Korsaren von Um´briel

    Pferdelords 06 – Die Paladine der toten Stadt

    Pferdelords 07 – Das vergangene Reich von Jalanne

    Pferdelords 08 – Das Volk der Lederschwingen

    Pferdelords 09 – Die Nachtläufer des Todes

    Pferdelords 10 – Die Bruderschaft des Kreuzes

    Pferdelords 11 – Die Schmieden von Rumak

    Pferdelords 12 – Der Ritt zu den goldenen Wolken

    Mein Dank gilt dem Verlag WELTBILD, der es mir ermöglichte, die von ihm lektorierten Manuskripte für die weiteren Veröffentlichungen als e-Book zu verwenden und so dazu beitrug, dass diese Serie weiterhin im Handel erhältlich ist.

    Die vorliegende Neuauflage der e-Books wurde von mir überarbeitet, ohne deren Inhalte zu verändern. Begriffe wurden vereinheitlicht und die Romane durch überarbeitete oder zusätzliche Karten ergänzt.

    Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen

    Michael H. Schenk

    Hinweis:

    Kapitel 58: Karte der Völker, der Pferdelords-Reihe

    Kapitel 59: Detailkarte Die Hochmark Kristallstadt Nal´t´rund

    Kapitel 60: Personenregister

    Kapitel 61: Einige Maße und Definitionen

    Kapitel 62: Vorschau auf Die Pferdelords 3 – Die Barbaren des Dünenlandes

    Balruk atmete schwer und lehnte sich für einen Moment an einen der Felsen.

    Er war ein kräftiger Mann und mit seinen hundertzwanzig Jahren im

    allerbesten Zwergenalter, aber seine Beine waren einfach nicht dafür

    geschaffen, seinen stämmigen Körper so schnell und weit zu tragen. Während

    er um Atem rang, blickte er den schmalen Pass zurück, über den er und seine

    letzten drei Begleiter gekommen waren.

    »Wir müssen weiter, mein König«, ächzte einer der anderen. »Die Bestien

    sind uns dicht auf den Fersen.«

    »Sie sind größer und schneller als wir«, brummte Balruk grimmig. »Aber

    solange noch Kraft in unseren Armen ist, werden wir es ihnen nicht leicht

    machen.«

    Einer der Begleiter wischte abwesend mit seinem braunen Umhang über

    die von schwarzem Blut bedeckte Axt und betastete dann missmutig die tiefe

    Kerbe in einer der beiden Schneiden. »Das kommt von diesen verfluchten

    Rundohren«, knurrte er. »Möge der feurige Abgrund sie verschlingen. Ihre

    Panzer sind dick und hart.«

    »Nicht dick und hart genug für unsere Streitäxte.« Balruk stieß sich von

    dem Felsen ab. Gelegentlich erklang das leise Poltern herabstürzender Steine,

    was im Gebirge eigentlich nicht ungewöhnlich war, denn die Erosion forderte

    ihren Tribut. Doch nun zuckten Balruk und seine Begleiter nervös zusammen,

    denn jetzt konnte jedes Geräusch vom Fuß eines herannahenden Orks

    ausgelöst worden sein.

    »Aber dafür sind sie viele.«

    Ja, es waren einfach zu viele dieser Bestien.

    So viele Jahre lang hatte man keine Orks mehr gesehen, und es schien fast

    so, als gehörten sie dem Reich der Sagen an. Diese Kreaturen gliederten sich

    in die Rundohren und die Spitzohren, die leicht voneinander zu unterscheiden

    waren, und das nicht nur an der Form ihrer Ohrmuscheln.

    Die Rundohren waren etwas größer und kräftiger als ein Menschenmann.

    Ihre Haut wies eine Mischung aus grauen und braunen Farbtönen auf, und

    manchmal mischte sich ein Rot hinein, das den Wesen ein schmutziges

    Aussehen verlieh. Die Gesichter waren, zumindest in gewisser Hinsicht,

    menschenähnlich, doch besaßen sie gröbere Züge und kräftigere Kiefer, deren

    Eckzähne zu langen spitzen Fangzähnen ausgebildet waren. Die dicken

    Rüstungen waren einfach geschmiedet und bedeckten Leib und Beine der

    Bestien. Auf dem Kopf trugen sie schwere Helme, die mit den Symbolen der

    dunklen Macht verziert waren. Die Rundohren strotzten vor Kraft und trugen

    plumpe Klingen, deren hakenförmige Spitze den breiten Schwertern die

    Bezeichnung Schlagschwert eingebracht hatte.

    Die Spitzohren hingegen waren kleiner und zierlicher gebaut, doch sahen

    sie ebenso schmutzig aus und hatten ein verschlagenes Wesen. Sie waren

    schneller als die großen Rundohren und trugen meist nur einfache Rüstungen,

    die aus ledernen Harnischen und Helmen bestanden. Ihre Stärke war es, den

    Feind aus der Distanz mit Pfeil und Bogen zu töten, anstatt ihm im offenen

    Schlagabtausch entgegenzutreten. Aber allen Bestien gemein waren die

    rötlichen Augen, ebenso wie ihre Blutgier und die Vorliebe für das frische

    Fleisch der erschlagenen Gegner.

    Vor so vielen Jahren hatte die Dunkle Macht des Schwarzen Lords zum

    ersten Mal ihr Haupt erhoben, und die Legionen der Orks waren über die

    Welt hereingebrochen. Erst ein Bündnis von Menschenwesen und Elfen hatte

    die Macht der Horden gebrochen, doch dies war vor so langer Zeit geschehen,

    dass es längst dem Reich der Fabeln anzugehören schien.

    Damals hatten die Zwerge nur wenig von den blutigen Kämpfen

    mitbekommen, die in der Oberwelt tobten. Denn sie lebten verborgen in ihren

    riesigen Höhlensystemen tief unter dem Gebirge. Sie hielten nur wenig

    Kontakt mit anderen Wesen, denn sie waren mit ihrer Abgeschiedenheit

    zufrieden, und ihr unterirdisches Reich bot ihnen fast alles, um ihre

    Bedürfnisse zu stillen. Sie züchteten nahrhafte Pilze und Schwämme, und

    gelegentlich brachten die Jagdtrupps von der Oberfläche das Fleisch eines

    erlegten Wildes herunter. Nur selten trieben sie Handel mit Elfen oder

    Menschenwesen, und Getreide war das bevorzugte Handelsgut, denn es war

    in ihrem Reich nicht zu ernten, und sie schätzten den Geschmack von

    frischem Brot. Die Menschenwesen und Elfen wiederum begehrten die

    bunten Kristalle, die Mineralien und Erze, welche die Zwerge in ihren Minen

    förderten.

    Die Abgeschiedenheit ihrer Höhlen hatte den Zwergen schon oft Schutz

    geboten, denn sie lagen gut versteckt und waren nur schwer zugänglich. Und

    da sich die kleinwüchsigen Wesen nur wenig für die Ereignisse der Oberwelt

    interessierten, wurden sie kaum mit den Kriegen und Konflikten der

    Menschenwesen konfrontiert. Lange Zeit fühlten sich die Zwerge unbedrängt

    von den Nöten der Oberwelt, bis sie nun auf schmerzliche Weise erfahren

    mussten, dass ihre eigene friedliche Welt bedroht war. Die Macht des

    Schwarzen Lords und seiner dunklen Legionen griff unerwartet auch nach

    den Städten des Zwergenvolkes.

    Einer von Balruks Begleitern wies auf die einfache Axt, die Balruk in den

    Händen hielt. »Sie haben Grünschlag, mein König. Wir müssen sie

    zurückerlangen.«

    Balruk nickte. »Das wird nicht ohne Hilfe gehen. Möge der feurige

    Abgrund die Bestien verschlingen.«

    Er dachte an die glitzernde grüne Doppelschneide der Axt Grünschlag. Ihre

    Klingen bestanden aus edelstem geschliffenem Grünkristall und waren zu

    spröde, um zum Kampf zu taugen. Doch Grünschlag war auch keine Streitaxt,

    sondern das zeremonielle Symbol der Königswürde. Ihr Griff bestand aus

    massivem Gold, und die heiligen Symbole des Volkes waren in Silber darin

    eingelassen. Das Ende des Griffstückes war aus einem feinen Stahl

    geschmiedet und wies zahlreiche Einkerbungen und Dornen auf. Was wie

    Verzierung wirkte, war jedoch der Schlüssel zur Macht über die Stadt des

    Zwergenvolkes. Denn wer auch immer den Stiel der Axt in den Thron des

    Zwergenkönigs steckte, gebot über die Menschen des kleinen Volkes. Aber

    nun würde ein orkisches Rundohr Grünschlag in den Thron stecken.

    Erneut polterten Steine, und Balruk umklammerte den Griff seiner

    einfachen Streitaxt fester. »Mögen die Bestien nur kommen. Wir schicken sie

    in die feurigen Abgründe hinab.«

    Einer der Begleiter blinzelte und schirmte seine Augen gegen das grelle

    Sonnenlicht ab. Bald würde die Sonne untergehen, doch auch die Nacht

    würde ihnen keinen Schutz gegen die Orks bieten. Diese konnten mit ihren

    rötlichen Augen in der Dunkelheit ebenso gut sehen wie die Angehörigen des

    Zwergenvolkes, und sie rochen das Fleisch von anderen Wesen schon auf

    große Entfernung.

    »Hier ist es so gut wie an anderer Stelle«, sagte Balruk grimmig. »Der

    Abgrund möge sie verschlingen, unsere Beine sind zu kurz, um ihnen

    davonzulaufen.«

    »Dann werden wir sie aufhalten, mein König«, sagte einer der anderen

    Zwerge. »Ihr müsst die Axt Grünschlag zurückerlangen. Ihr müsst Hilfe für

    unser Volk herbeiholen.«

    Ja, er musste Hilfe holen. Doch wenn die Legionen der Orks auferstanden

    waren und ihre Macht bereits bis in die Städte der Zwerge reichte, wo mochte

    es da in der Oberwelt noch Hilfe geben? War das Erscheinen der Horden in

    der grünen Kristallstadt Nal’t’rund nicht das sichere Zeichen dafür, dass es

    keine freien Menschenwesen und Elfen mehr gab?

    Die Orks hatten die Bewohner der Stadt überrascht, sie förmlich überrannt,

    und Balruk fühlte eine tiefe Scham, sein Volk so schmählich im Stich

    gelassen zu haben. Doch er wusste, dass sein Volk ohne fremde Hilfe nicht

    widerstehen konnte, denn die Axt Grünschlag war der Schlüssel zu dessen

    Macht. Balruk musste die Axt wieder an sich bringen, und dazu benötigte er

    Hilfe. Die Hilfe anderer Zwerge oder anderer Wesen. Wie auch immer, die

    Axt musste zurück in seine Hand.

    Mit zehn Getreuen war er geflohen, hatte sich an den Wachen der Orks

    vorbeigeschlichen, während sich seine Hände fest um den Griff der Streitaxt

    geklammert hatten, im Verlangen, die Schädel der Bestien einzuschlagen. Sie

    hatten den Pfad am Sprung des Flusses genommen und waren dem Verlauf

    des Gebirgsrückens gefolgt. Balruk hatte sich erst nach Osten zur roten

    Kristallstadt begeben wollen, doch dieser Weg war ihm versperrt gewesen,

    denn von dort kamen die Legionen der Orks. Beim Anblick der

    herandrängenden Horden war Balruk von einer schmerzlichen Angst um seine

    zurückgebliebenen Vettern erfasst worden, und so hatten er und seine Männer

    sich dem Feind gestellt und sie für eine Weile aufgehalten. Doch sieben

    tapfere Axtschläger waren dabei ums Leben gekommen, und Balruk und seine

    drei letzten Begleiter waren nicht stark genug, um einem erneuten Angriff zu

    trotzen. So hatten sie sich nun nach Süden gewandt, dem Land der

    Menschenwesen entgegen.

    »Meint ihr, die Menschenwesen werden uns helfen?« Balruk erwartete

    keine Antwort. Sie wussten nicht einmal, ob es überhaupt noch freie

    Menschenwesen gab.

    Einer der Begleiter kratzte sich ausgiebig im Schritt und stieß ein heiseres

    Knurren aus. »Vielleicht vermag der Weiße Zauberer uns zu helfen.«

    Weit unten, am Ende der südlichen Gebirgsausläufer, erhob sich der

    gewaltige Hammerturm des großen Weißen Zauberers, dem alten Freund der

    Menschenwesen und des Zwergenvolkes. Seine Macht war so groß und sein

    Zauber so geheimnisvoll wie der Turm, den er bewohnte. Es war ein Gebäude

    in der Form eines gewaltigen Hammers, und seine Gestalt verriet dem

    Näherkommenden die Macht seines Besitzers, denn egal, von welchem

    Standpunkt aus man ihn betrachtete, hatte der Hammerkopf stets die gleiche

    Form.

    Erneut polterten Steine, und einer der Zwerge beugte sich ein wenig vor.

    »Sie kommen. Ich kann zehn und mehr Rundohren erkennen.«

    »Dann werden es noch mehr von ihnen sein«, seufzte Balruk. »Kannst du

    auch Spitzohren ausmachen?«

    Sie verabscheuten die Spitzohren in besonderem Maße, obwohl diese Orks

    eine halbwegs passable Größe für die Zwergenkämpfer hatten und man sich

    bei ihnen nicht sonderlich recken musste, um den Schädel vom Rumpf zu

    trennen. Aber die Spitzohren benutzten Pfeil und Bogen, und diese Waffen

    waren den Zwergen nicht geheuer. Die kleinen gefiederten Pfeile trugen weit

    und durchschlugen fast jede Rüstung. Zwar kannten die Zwerge Pfeil und

    Bogen auch vorher schon, doch waren diese in ihren Höhlen von geringem

    Nutzen, und selbst die Trupps, die gelegentlich in der Oberwelt nach Wild

    jagten, benutzten die handlichen Wurflanzen.

    »Keine Spitzohren«, stellte der Beobachter fest, dann kippte er lautlos

    hintenüber, und die anderen sahen den schwarz gefiederten Pfeil, der die

    Kehle ihres Gefährten durchbohrt hatte.

    »Flieht nach Süden, mein König, und holt Hilfe für unser Volk«, sagte

    einer der letzten beiden Axtschläger, der daraufhin die Enden seiner beiden

    Bartzöpfe ergriff und sie sorgsam im Nacken verknotete, damit ihn die Zöpfe

    beim Kampf nicht behinderten.

    »Wir werden es hier austragen«, erwiderte Balruk grimmig.

    »Nein, mein König.« Der Axtschläger schüttelte entschlossen den Kopf.

    »Das ist unsere Aufgabe. Die Eure ist es, mit Hilfe zurückzukehren und

    unsere grüne Kristallstadt wieder zu befreien.«

    Balruk stieß einen grimmigen Fluch aus, denn seine Begleiter hatten recht.

    »Möget ihr reiche Schürfgründe finden, meine Freunde.«

    »Möge das Strahlen der Kristalle Eure Augen erleuchten«, erwiderten die

    Axtschläger gleichzeitig.

    Die beiden Zwergenmänner duckten sich hinter die Felsen, um den Pfeilen

    kein Ziel zu bieten, und warteten in grimmigem Schweigen auf den Feind.

    Balruk wandte sich ab und begann den Pfad entlangzuhasten, so schnell ihn

    seine schmerzenden Beine trugen.

    Er hörte aufbrandendes Geschrei hinter sich und wusste, dass seine

    Axtschläger nun ihrem Namen gerecht wurden, hoffend, dass sie möglichst

    viele der Bestien in den feurigen Schlund hinabschickten. Sie verschafften

    ihm ein wenig Zeit, und er musste diese Zeit nutzen. Seine Beine stampften

    über den Pfad, und obwohl Zwerge nie über lange Strecken liefen, waren sie

    naturgemäß geschickte Kletterer. Sie waren es gewohnt, in ihren

    Höhlensystemen zu den entlegensten Stellen vorzudringen und ihre Stollen

    tief in das Gestein zu treiben. Balruk spürte fast instinktiv, welche Stellen des

    Pfades ihn trugen und welche er meiden musste. Seine Augen huschten über

    den Weg, und er wusste, dass die Dunkelheit seinen Schritt verlangsamen

    würde.

    Der Schlag traf Balruk vollkommen unvorbereitet und ließ ihn einen

    heiseren Schrei ausstoßen. Die Wucht des Aufpralls war nicht einmal

    besonders groß, aber Balruk wusste sofort, dass er von einem Pfeil getroffen

    worden war, der seine Rüstung am Rücken durchschlagen hatte und tief in

    seine Schulter eingedrungen war.

    Sein rechter Arm wurde sofort taub, weshalb Balruk seine Streitaxt in die

    linke Hand nahm und sich mit einem erneuten Aufschrei umwandte, um sich

    dem Feind zu stellen. Er erblickte ein Spitzohr, das in einiger Entfernung auf

    dem Pfad stand. Die rötlichen Augen des Wesens schienen triumphierend zu

    glühen. Balruk sah, wie der Ork einen weiteren Pfeil auf seinen Bogen legte,

    wich aber erst aus, als der Pfeil gelöst wurde. Die eiserne Spitze klatschte

    neben ihm an einen Stein, woraufhin der Ork fluchend auf Balruk zuhastete,

    um eine günstigere Schussposition zu finden. Balruk stieß einen

    kampfeslustigen Schrei aus und schwang die Axt mit seinem gesunden Arm.

    Er vermochte dem Pfeil nicht davonzulaufen, aber er konnte die Distanz zum

    Gegner verringern und das Spitzohr vielleicht zu einem übereilten Schuss

    verleiten. Unter Umständen kam er dann schnell genug heran, um seine Axt

    zwischen die aufgerissenen Fänge des Orks zu schlagen.

    Das Spitzohr schien tatsächlich nervös zu werden, denn es hatte damit

    gerechnet, dass sein Gegner sich zur Flucht wenden würde. Eher instinktiv

    sprang der Ork zur Seite, um hinter einem Felsblock am Rand des Pfades

    Deckung zu nehmen. Aber sein Fuß traf auf loses Gestein, das unter ihm

    wegzurutschen begann. Das Spitzohr schrie auf, ließ den Bogen fallen, um

    sich herumwerfen zu können, und krallte die Hände in das unter ihm

    nachgebende Erdreich. Doch dann verlor es endgültig den Halt, und sein

    Schrei verhallte, als der schmächtige Körper in den Abgrund stürzte.

    Balruk hörte das blutrünstige Gebrüll weiterer Orks, darunter die tieferen

    Stimmen der Rundohren, und folgte dem Pfad mit hastigen Schritten weiter

    nach Süden. Er fühlte, dass sein Blut aus der Schulterwunde sickerte und sein

    Wams unter der Rüstung von der klebrigen Nässe getränkt wurde, die ihm

    seine zunehmende Schwächung ankündigte. Aber er konnte die Wunde nicht

    erreichen, konnte nur Fuß vor Fuß setzen. Balruk, König der Zwerge der

    grünen Kristallstadt Nal’t’rund, hoffte, die Orks würden sich etwas Zeit mit

    der Verfolgung lassen und sich damit begnügen, ihre Fänge in das

    bluttriefende Fleisch der Axtschläger zu graben. Seine Füße schmerzten, und

    seine rechte Schulter war ohne Gefühl, doch jeder Schritt führte ihn weiter

    nach Süden. Vielleicht würde er dort Hilfe für sein Volk finden, im Süden, im

    Land der Pferdelords.

    Kapitel 2

    »Lehn dich nicht so weit aus dem Fenster, mein kleiner Pferdefürst Garwin«,

    lachte Larwyn auf und verließ den massiven Schreibtisch, um an das Fenster

    zu treten. »Wir mögen schnell zu Pferde sein, doch können wir deshalb noch

    nicht fliegen.«

    Garwin versuchte dennoch, die Brüstung des Fensterbogens zu erreichen,

    und krähte empört, als seine Mutter ihn sanft, aber bestimmt vom Fenster

    fortzog. Doch die Frustration des Dreijährigen verflog rasch, und sein

    Interesse wandte sich der rotbraunen Rüstung seines Vaters Garodem zu, die

    im Hintergrund des Arbeitszimmers des Pferdefürsten der Hochmark stand.

    Larwyn sah ihrem Sohn lächelnd bei der Untersuchung der stählernen

    Beinschienen zu und setzte sich dann wieder hinter den Schreibtisch ihres

    Gemahls.

    »Er wird ein rechter Pferdelord werden«, sagte ein schlanker und

    hochgewachsener Mann mit tiefschwarzem Haar aus der Mitte des Raumes.

    Tasmund, der Erste Schwertmann der Hochmark und Führer der Wache der

    Schwertmänner, hielt seine linke Hand ehrerbietig am Griff seines Schwertes.

    Wie gewöhnlich hatte er den rechten Arm ein wenig steif unter seinem langen

    grünen Umhang verborgen. Als vor Jahren eine orkische Legion gegen

    Eternas stürmte, war er gegen eine Mauer geschleudert und seine Schulter

    beinahe zerschmettert worden. Die Kunst der elfischen Heilerin Leoryn hatte

    bewirkt, dass er sie wieder bewegen konnte, aber der Arm war an der Schulter

    ein wenig steif geblieben, sodass Tasmund sein Schwert mit dem rechten Arm

    nie wieder richtig würde schwingen können. Er hatte sich zwar antrainiert, es

    mit der linken Hand zu führen, aber aus Tradition heraus hing die Waffe stets

    an seiner linken Hüfte.

    »Das mag noch Zeit haben«, erwiderte Larwyn auflachend. »Vorerst wird

    er sich eher unter dem Bauch eines Pferdes als auf dessen Rücken bewegen.«

    Drei Jahre war Garwin nun alt, und etwas mehr als drei Jahre lag es

    zurück, dass die Legionen der Orks erneut das Menschenvolk bedroht hatten.

    Ein neuer Bund von Elfen und Menschen war geschmiedet worden und hatte

    in der großen Schlacht vor der weißen Stadt des Königs von Alnoa zum Sieg

    gegen die Horden des Schwarzen Lords geführt. Zur gleichen Zeit hatte auch

    die Hochmark um ihr Überleben gekämpft, und die Spuren dieses Ringens

    waren noch an vielen Stellen zu sehen. Nun war Garodem, der Pferdefürst der

    Hochmark, in die Stadt des Königs der Pferdelords gereist, denn Reyodem,

    der König und zugleich der Sohn von Garodems in der Schlacht gefallenem

    Bruder, hatte den Rat der Pferdefürsten einberufen.

    Larwyn blickte auf ihren Sohn und die Rüstung ihres Mannes, und ihre

    Gedanken schweiften einen Moment in die Vergangenheit.

    Vor vielen Jahren war das Volk der Pferdelords von den Barbaren im

    Westen aus seinen angestammten Gebieten vertrieben worden und hatte in der

    großen Ebene eine neue Heimat gefunden. Das Volk hatte sich entwickelt,

    sich vermehrt und Marken gegründet, die von den Pferdefürsten im Auftrag

    des Königs geführt wurden. Die Pferdelords waren ein Volk von Hornvieh- und

    Wolltierzüchtern, deren ganzer Stolz die kräftigen Pferde waren, auf denen sie in

    die Schlacht ritten. Garodem, Larwyns Gemahl, war einer von zwei Söhnen

    des Königs der Pferdelords gewesen, und es lag nun schon über dreißig Jahre

    zurück, dass er sich mit seinem Bruder wegen eines von beiden begehrten

    Weibes entzweit hatte. Garodem war seinem Bruder nicht mehr begegnet,

    bevor dieser bei einem Angriff der Orks vor der weißen Stadt gefallen war,

    und Larwyn wusste, dass dies ihrem Gemahl ein heimlicher Kummer war.

    Larwyn strich sich eine Strähne ihrer blonden Locken aus dem Gesicht und

    blickte zu der großen Landkarte, die an einer Wand des Raumes hing. Sie

    zeigte die Marken der Pferdelords und die anderen ihnen bekannten Länder.

    Doch waren darauf auch Gegenden dargestellt, die noch kein Pferdelord

    jemals gesehen hatte, denn es war eine elfische Karte. Sie wurde Garodem

    von den beiden Elfen Lotaras und Leoryn zum Geschenk gemacht, die damals

    der Hochmark im Kampf gegen die Legionen der Orks beigestanden hatten

    und inzwischen zu ihrem elfischen Volk zurückgekehrt waren.

    Die Karte erschien Larwyn als ein Symbol für das neue Bündnis zwischen

    den Menschenwesen und dem Volk der Elfen. Sie war aus einem glatten und

    sehr weichen Stoff gewirkt und fein bemalt. Aber dieser Stoff war etwas

    Besonderes, denn die Karte konnte zusammengerollt oder gefaltet werden,

    aber wenn man sie an zwei Ecken anfasste, entrollte sie sich und wurde steif

    wie die Rüstung eines Schwertmannes. Die Karte zeigte die Städte und

    Weiler, die Furten und Wasserstellen, die Befestigungen und Grenzen der

    Marken der Pferdelords und die grenznahen Bereiche der benachbarten

    Länder.

    Im Norden der Hochmark waren die Gebirge eingezeichnet, in denen das

    Volk der Zwerge leben sollte, und dahinter erkannte man das Land der

    und Ebenen zogen sich bis zur Küste hin. Im Westen erstreckte sich das

    Dünenland mit den Sandbarbaren und den Reitriesen, aus dem die Pferdelords

    einst vertrieben worden waren. Im Osten fanden sich die versteinerten

    Wälder, an die sich die Weißen Sümpfe anschlossen, hinter denen der Dunkle

    Turm des Schwarzen Lords aufragen sollte. Im Süden lag das Reich Alnoa,

    auch das Reich der weißen Bäume genannt, da die Gebiete reich an Bäumen

    mit weißer Rinde waren. Noch weiter im Süden schloss sich das alte Reich

    an, das »Erste Reich der alten Könige". Die Karte zeigte auch die Kette der

    Signalfeuer, welche die Marken der Pferdelords miteinander verband und bis

    in die weiße Stadt des Königs von Alnoa führte. Jene Signalfeuer, welche die

    Menschen bei Gefahr zu den Waffen rufen sollten.

    Larwyn strich erneut eine Strähne aus ihrem Gesicht und berührte dabei

    lächelnd den goldenen Stirnreif, den sie im Haar trug. Er zeigte das Symbol

    der Pferdelords, zwei einander abgewandte Pferdeköpfe. Sie war stolz darauf,

    dass Garodem sich schließlich überwunden hatte, denn dieses einigende

    Symbol, das man überall in den Marken der Pferdelords fand, ersetzte nun

    auch in der Hochmark zunehmend deren eigenes Zeichen, das Garodem aus

    Bitterkeit und falschem Stolz eingeführt hatte. Noch zeigten viele Rüstungen

    und Waffen gleichermaßen die beiden Pferdeköpfe der Pferdelords sowie den

    doppelten Pferdekopf mit Schmiedehammer der Hochmark, doch das Emblem

    Garodems würde zunehmend dem alten Zeichen der Zusammengehörigkeit

    weichen.

    Tasmund räusperte sich und schreckte Larwyn aus ihren Gedanken.

    »Verzeiht, Hohe Dame, aber die gute Frau Meowyn wünscht Euch zu

    sprechen.«

    »Meowyn?« Larwyns versonnenes Lächeln vertiefte sich. »Lasst sie ein,

    guter Herr Tasmund.«

    Meowyn hatte, wie so viele Menschen der Hochmark, unter dem Ansturm

    der Orks gelitten. Ihr Mann Balwin war erschlagen und sie durch den Bolzen

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