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Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt
Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt
Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt
eBook875 Seiten49 Minuten

Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt

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Über dieses E-Book

Mit der zwölfteiligen Saga um die Pferdelords entsteht die faszinierende Chronologie eines Reitervolkes. Im Verlauf der Abenteuer entwickeln sich Kultur und Technik der beteiligten Völker, vom einfachen Signalspiegel hin zum optischen Präzisionsinstrument, der Dampfmaschine und, im letzten Abenteuer, sogar dem Luftschiff. Die Pferdelords begegnen bestehenden und untergegangenen Königreichen, den Elfen des Waldes und denen der See, Zwergen, Sandbarbaren, fliegenden Lederschwingen und krebsartigen Irghil, immer wieder bedroht von den Orks des schwarzen Lords und seinen gestaltwandlerischen Magiern. Die Pferdelords lassen eine faszinierende Welt entstehen und unterhalten mit Action, Spannung und Humor.
Hier liegt die Reihe nun erstmals in einer vom Autor überarbeiteten und ergänzten e-Book-Ausgabe vor. Jedes Abenteuer ist in sich abgeschlossen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum23. Jan. 2020
ISBN9783750222038
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    Buchvorschau

    Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt - Michael Schenk

    Kapitel 1

    Michael H. Schenk

    Die Pferdelords 6

    - Die Paladine der toten Stadt -

    Fantasy-Roman

    © Überarbeitete Neuauflage Michael Schenk 2020

    Vorwort

    Die Leserschaft der Serie „Die Pferdelords wird im ersten Roman eine große Nähe zu den Verfilmungen von „Der-Herr-der-Ringe feststellen. Dies war eine Bedingung des damaligen Verlages, meine auf zwölf Bände festgelegte Reihe überhaupt zu veröffentlichen, da man sich dadurch einen größeren Umsatz versprach. Ich stand also vor der Wahl, nicht veröffentlicht zu werden oder mich dieser Forderung zu stellen. Ich entschied mich für meine „Pferdelords" und nahm einen raschen Genozid an ihren ursprünglich gedachten Feinden, den Walven, vor, um diese durch die Orks zu ersetzen. Man möge mir diesen Eigennutz verzeihen, doch damals war dies der einzige Weg, meine Pferdelords in den Sattel zu heben.

    Die Pferdelords bieten detailreiche und spannende Abenteuer, in der die Völker mit ihrer jeweils eigenen Geschichte und Kultur zum Leben erweckt werden. Wem die tatsächlichen oder scheinbaren Wiederholungen von Beschreibungen in den Bänden auffallen, der wird feststellen, dass sie die Entwicklung der Völker und ihrer Siedlungen aufgreifen, denn bei den insgesamt zwölf Bänden handelt es sich um eine Chronologie. Im Lauf der Zeit entsteht aus dem Tauschhandel eine Währung, aus dem schlichten Signalfeuer ein kompliziertes optisches Instrument, man entdeckt das Schießpulver und die Dampfmaschine sowie schließlich sogar das Luftschiff. Man begleitet den Knaben Nedeam, der schon bald als Schwertmann und Reiter und schließlich sogar als Pferdefürst an der Seite seiner Freunde steht. Man begleitet den ehrenhaften Orkkrieger Fangschlag und auch dessen hinterlistigen Gegenspieler Einohr.

    Meine Leser begegnen alten und neuen Völkern, doch selbst jenen, die man zu kennen glaubt, gewinne ich manche neue Seite ab.

    Es erwartet Sie also eine spannende Saga um mein Pferdevolk und ihre Freunde und Feinde.

    Die Pferdelords-Reihe:

    Pferdelords 01 – Der Sturm der Orks

    Pferdelords 02 – Die Kristallstadt der Zwerge

    Pferdelords 03 – Die Barbaren des Dünenlandes

    Pferdelords 04 – Das verborgene Haus der Elfen

    Pferdelords 05 – Die Korsaren von Um´briel

    Pferdelords 06 – Die Paladine der toten Stadt

    Pferdelords 07 – Das vergangene Reich von Jalanne

    Pferdelords 08 – Das Volk der Lederschwingen

    Pferdelords 09 – Die Nachtläufer des Todes

    Pferdelords 10 – Die Bruderschaft des Kreuzes

    Pferdelords 11 – Die Schmieden von Rumak

    Pferdelords 12 – Der Ritt zu den goldenen Wolken

    Mein Dank gilt dem Verlag WELTBILD, der es mir ermöglichte, die von ihm lektorierten Manuskripte für die weiteren Veröffentlichungen als e-Book zu verwenden und so dazu beitrug, dass diese Serie weiterhin im Handel erhältlich ist.

    Die vorliegende Neuauflage der e-Books wurde von mir überarbeitet, ohne deren Inhalte zu verändern. Begriffe wurden vereinheitlicht und die Romane durch überarbeitete oder zusätzliche Karten ergänzt.

    Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen

    Michael H. Schenk

    Hinweis:

    Kapitel 58: Karte der Völker, der Pferdelords-Reihe

    Kapitel 59: Detailkarte Die nördliche Öde Rushaan

    Kapitel 60: Personenregister

    Kapitel 61: Einige Maße und Definitionen

    Kapitel 62: Vorschau auf Die Pferdelords 7 – Das vergangene Reich von Jalanne

    Die Männer bewegten sich vorsichtig.

    Sie waren es gewöhnt, über losen Felsgrund zu steigen. Ihre Füße tasteten

    sich vorwärts, behutsam wie scheue Wesen, und wenn sie Halt gefunden

    hatten, verlagerten die Männer ihr Körpergewicht, ohne dabei ihre

    Aufmerksamkeit von der Umgebung zu wenden. Viele Geschichten erzählten

    von dem Reich Rushaan, und keine von ihnen war angenehm. Es war ein

    Land, das fremd und unheimlich war. Nicht umsonst nannte man es die Öde,

    denn hier gab es nur wenig Leben. Selbst die Pflanzen schienen davor

    zurückzuschrecken, sich in dem trostlosen Landstrich auszubreiten.

    Die Öde war abweisend und verlockte nicht zum Verweilen, aber die Not

    hatte die vier Männer hierher getrieben. Elmoruk führte den kleinen Jagdtrupp

    der Zwerge, und seine Hand lag um den Griff der Bolzenschleuder. Er und

    seine Begleiter stammten aus der gelben Kristallstadt Nal’t’hanas. Wie alle

    Städte des Zwergenvolkes hatte sie einst tief verborgen in einer riesigen

    Höhle gelegen, überwölbt von den Felsmassen des Gebirges und geschützt

    von einer Kuppel aus Platten gelben Kristalls. Ihre Bewohner waren ungestört

    ihrer Arbeit nachgegangen und hatten ein gutes Leben geführt. Sie hatten

    nach Erzen, Mineralien und Kristallen geschürft, hatten sich um ihre Nahrung

    gesorgt und ihren Nachwuchs, die Hüpflinge, aufgezogen.

    Es gab nicht viel, wovor sich ein Axtschläger des Zwergenvolkes

    fürchtete. Da waren zum einen die Feuerbestien aus den Abgründen der Welt

    und zum anderen die Gefahr, dass ihnen der Felsenhimmel ihres Reiches auf

    den Kopf stürzen könnte. Und eben dies war vor etlichen Jahren in

    Nal’t’hanas geschehen.

    Ein Beben hatte einen Teil des steinernen Doms zum Einsturz gebracht.

    Dabei hatten gewaltige Felsbrocken die Kuppel zerstört und viele der

    Bewohner erschlagen. Männer, Frauen und Hüpflinge waren getötet worden.

    Viel zu viele kostbare Leben waren vergangen, und Trauer hatte in

    Nal’t’hanas geherrscht. Mühsam hatten die Zwerge die Opfer geborgen und in

    Ehren bestattet, so, wie es ihre Tradition verlangte.

    Dann hatten sich die Zwerge, in ihrer typischen Zähigkeit, an den

    Wiederaufbau gemacht. Inzwischen war eine lange Zeit verstrichen, aber

    Nal’t’hanas hatte sich noch immer nicht ganz von dem Schicksalsschlag

    erholt. Aus dem Felsendom war ein großes Tal geworden, an dessen einem

    Ende nun die Stadtkuppel lag, nur noch halb verdeckt vom schützenden

    Gestein; eine Veränderung, die sich stark auf das Leben der Zwerge

    ausgewirkt hatte.

    Der Einsturz des Doms hatte viele der Pilzbeete verschüttet, die sich auf

    den Dächern der Zwergenhäuser befanden und die Nahrungsgrundlage des

    Volkes lieferten. Die restlichen Beete waren ungeschützt der Witterung

    ausgesetzt gewesen und zum großen Teil eingegangen. Zwar hatten die

    Zwerge sofort begonnen, die Kristallkuppel zu reparieren, aber es war

    aufwendig, die zerstörten Platten zu ersetzen. Doch schließlich hatte man es

    geschafft; die gelbe Kristallstadt war wieder von ihrer Kuppel umgeben,

    sodass der Regen die Dachbeete nicht mehr überfluten konnte und die

    Eigenwärme der Stadt verhinderte, dass die Pilze weiter unter dem Schnee

    und Eis des Winters litten. Allerdings blieb der östliche Teil der Stadt dem

    Sonnenlicht ausgesetzt, was zu empfindlichen Einbußen bei der Pilzernte

    führte. Daher waren die Bewohner der Stadt bestrebt, sich zusätzliche

    Nahrungsquellen zu erschließen. Denn nur eine ausreichende Ernährung

    konnte zusammen mit der Vermehrungsfreudigkeit des kleinen Volkes dafür

    sorgen, dass Nal’t’hanas seine einstige Stärke zurückerlangte.

    Natürlich hatten die kleinen Männer versucht, Hilfe aus den anderen

    Kristallstädten zu erhalten, denn auch wenn man einander nur selten besuchte,

    so war die Verbundenheit unter den Zwergenvölkern doch groß. Zwei Trupps

    hatten die Zwerge der Stadt ausgeschickt, um Kontakt aufzunehmen, aber

    keiner von ihnen war zurückgekehrt. Vielleicht waren die Männer einem

    Unfall zum Opfer gefallen oder von einem Feind getötet worden.

    Denn über der Erde herrschte Gewalt, seitdem die Häuser der Menschen

    und Elfen im Krieg gegen die Orks des Schwarzen Lords der Finsternis

    standen. Ein Krieg, von dem auch die Kristallstädte des kleinen Volkes nicht

    verschont bleiben würden, wenn der Feind sie entdeckte.

    Weitere Männer auszusenden, erschien dem König der Stadt daher als zu

    riskant; zu leicht hätte ein Trupp ungewollt einen Gegner heranführen

    können. Die Zwerge waren vorsichtig und betrachteten jeden als Feind, der

    nicht ihrem Volk angehörte, etwa die Elfen, deren Land an das Gebiet der

    gelben Stadt grenzte. Diese Wesen waren hochmütig und kümmerten sich

    kaum um die Belange der Sterblichen. Es war besser, ihnen aus dem Weg zu

    gehen, und so hielten sich die Zwerge gut verborgen, wenn ein Trupp der

    Elfen durch die Berge marschierte.

    Bislang war Nal’t’hanas unentdeckt geblieben, aber die Gefahr wurde

    immer größer, denn um ihr Volk zu ernähren, mussten sich die Jagdtrupps

    immer weiter von der Stadt entfernen.

    Seit drei Jahreswenden versuchten die Zwerge nun Felsböcke zu fangen

    und in ihr verborgenes Tal zu bringen. Die Tiere mochten die saftigen

    Dornsträucher, die dort wuchsen, und die Zwerge mochten das saftige Fleisch

    der Böcke; was lag also näher, als sie vor Ort zu züchten? Ein paar hatten sie

    bereits gefangen, aber das reichte nicht aus, um die Herde schnell zu

    vergrößern.

    So war Elmoruks Trupp ausgerückt, um weitere Felsböcke in die Stadt zu

    holen.

    Die Jagd hatte sich gut angelassen.

    In der Nähe fanden sie die Spuren eines kleinen Rudels, denen sie folgten.

    Mehrmals waren sie nahe genug an die Tiere herangekommen, um sie sehen

    zu können. Ein kapitaler Bock mit drei beeindruckenden Hörnern auf der

    Stirn, dazu drei Kühe und zwei Jungtiere. Ein guter Fang, wenn sie die alle

    ins Tal bringen konnten.

    Aber leicht machte es ihnen das Rudel nicht.

    Die vier Zwerge waren nun schon viele Tageswenden auf der Spur der

    Felsböcke. Schon mehrmals hätten sie Gelegenheit gehabt, die Tiere zu

    erlegen. Aber sie wollten sie lebend fangen, und das war bedeutend

    schwieriger.

    Schon vor zwei Tageswenden hatten sie die Ausläufer des Gebirges

    verlassen und unwirtliches Gebiet betreten, die Öde von Rushaan. Aber nun,

    da sie so dicht vor ihrem Ziel standen, wollte Elmoruk die Jagd nicht

    abbrechen. Die Männer bewegten sich wie Schemen durchs Gelände und

    nutzten die Deckung der Felsen, während sie den Spuren des Felsbockrudels

    folgten und sich ihm immer weiter annäherten. Elmoruk und Parnuk gingen in

    der Mitte, die beiden anderen Zwerge in einigem Abstand an den Flanken.

    Diese Männer waren, ebenso wie Elmoruk, erfahrene Axtschläger und sollten

    die beiden Jäger vor Gefahren schützen, besonders Parnuk, der als Einziger

    von ihnen kein Kämpfer, sondern einfacher Schürfer war. Wenn der kapitale

    Rudelführer die Zwerge witterte und keinen Ausweg sah, würde er angreifen.

    Ein Felsbock konnte mit seinen drei ausladenden Stirnhörnern tödliche

    Wunden schlagen, und bevor dies geschah, würde man ihn selbst töten

    müssen.

    Elmoruk hob eine Hand, und die anderen erstarrten. Wieder einmal spähte

    der erfahrene Axtschläger und Jäger über einen der Felsen und sah erleichtert

    das Rudel vor sich. Kaum eine Dutzendlänge entfernt standen die Tiere an

    einem kleinen Wasserloch und tranken. Der Bock hob immer wieder witternd

    den Kopf und sah sich um, aber der Wind stand günstig für die Zwerge.

    Keiner der Männer trug ein metallenes Rüstungsteil oder einen Helm.

    Nichts sollte klappern oder ihre Anwesenheit durch Lichtreflexe verraten.

    Elmoruk nickte Parnuk zu, und lautlos ordneten die beiden Männer die

    Fangnetze, um sich auf den entscheidenden Wurf vorzubereiten. Sie hatten

    sich zuvor abgesprochen. Der Schürfer würde die nächststehende Kuh

    übernehmen und Elmoruk den kapitalen Bock. Wenn es gelang, sie mit den

    Netzen zu fangen, würden die beiden Jungtiere einfach stehen bleiben, denn

    der Instinkt würde sie bei den Muttertieren halten. Die beiden anderen Kühe

    würden zu fliehen versuchen, aber in ihren Eutern war keine Milch, und die

    Jungen würden sich ihnen nicht anschließen.

    Die Maschen und Gewichte des Netzes glitten durch Elmoruks prüfende

    Finger, und er nickte Parnuk zu. Als dieser die Geste erwiderte, richteten sich

    die beiden Männer hinter dem Felsen auf und warfen ihre Fangnetze

    blitzschnell auf ihre Beute.

    Der Bock bemerkte die Bewegung und wandte sich ihr instinktiv zu,

    während er den Schädel senkte und die Hörner der möglichen Gefahr

    entgegenstellte. Wäre er zur Seite gesprungen, dann hätte ihn das Netz nicht

    getroffen, aber Elmoruk hatte damit gerechnet, dass der Bock sein Rudel

    verteidigen wollte.

    Die Maschen glitten über die Spitzen der drei Hörner hinweg, und das Netz

    legte sich über Schädel und Rücken des Bocks, während die Gewichte es

    zusammenzogen. Als das Tier die Berührung spürte, richtete es sich auf und

    versuchte zu entkommen, aber es war zu spät. Mit einem wütenden Blöken

    verlor es den Halt und stürzte zur Seite um. Der von Parnuk ausgewählten

    Kuh erging es nicht besser. Während die beiden gefangenen Felsböcke zu

    Boden gingen, stürmten die beiden anderen Kühe blindlings los. Zwei

    Pfeilbolzen zischten durch die Luft, und die Tiere überschlugen sich und

    blieben liegen.

    »Packt sie«, schrie Elmoruk und warf sich nach vorne.

    Sie brauchten nicht mehr vorsichtig zu sein, nun kam es auf Schnelligkeit

    an, damit der Anfangserfolg nicht zunichtegemacht wurde.

    Der Bock blökte erneut und versuchte erfolglos, wieder auf die Beine zu

    kommen. Dann sah er Elmoruk, wandte ihm den Schädel zu und stieß nach

    ihm. Doch der Zwerg wich aus, sprang an den Rücken des Tieres und fesselte

    die Beute gekonnt. Parnuk hingegen erhielt einen schmerzhaften Tritt von der

    Kuh und schrie wütend auf. Das Tier richtete sich halb auf, aber der

    Getroffene drückte es wieder nach unten. »Verdammt, packt mal mit an. Das

    Vieh wehrt sich wie verrückt.«

    »Sie will ihre Jungen schützen«, erwiderte einer der Axtschläger.

    Gemeinsam fesselten sie das Tier. Der vierte Mann stand vor den beiden

    verängstigten Jungtieren, die keinen Versuch machten, zu entkommen. Im

    Gegenteil drängten sie der gefesselten Mutter entgegen, denn ihre Instinkte

    waren noch darauf ausgelegt, Schutz und Nahrung bei ihr zu finden.

    »Ein guter Fang«, knurrte Elmoruk und richtete sich ächzend auf.

    »Ein verdammt guter Fang«, bestätigte Axtschläger Maratuk auflachend.

    »Ein starker Bock, der die Kühe ordentlich bespringen wird, und dazu ein

    Muttertier mit zwei Jungen, die rasch heranwachsen werden. Ah, ein wahrhaft

    guter Fang.«

    »Die Jungen sind groß genug und werden ins Tal laufen können.« Parnuk

    rieb sich das getroffene Bein und sah zu den beiden erlegten Kühen hinüber.

    »Das ist gut. Dann brauchen wir sie nicht den ganzen Weg zu tragen und

    können das Fleisch der beiden Kühe mitnehmen.«

    »Ja, nehmen wir sie aus. Es hat wenig Sinn, das ungenießbare Zeug

    mitzuschleppen. Schneiden wir also nur die guten Stücke heraus.« Elmoruk

    legte seine Bartzöpfe in den Nacken und verknotete sie, damit sie bei der nun

    folgenden Arbeit nicht beschmutzt würden, und zückte sein scharfes Messer.

    Während die Bauchdecken der erlegten Kühe geöffnet wurden, füllte

    Maratuk die Wasserflaschen des Trupps auf. Dann bezog er Posten an einem

    der Felsen und hielt Ausschau nach Gefahr. Unterdessen machten sich die

    anderen daran, die beiden toten Kühe auszunehmen.

    »Reibt das Fleisch gut mit Salz ein«, meinte Elmoruk. »Wir haben einen

    weiten Weg vor uns, und es soll nicht verderben.« Er deutete mit der blutigen

    Klinge auf Parnuk. »Nimm eines der Felle und schabe es sorgfältig aus, damit

    es sauber ist und wir die besten Stücke darin tragen können.«

    »Ich bin zwar zum ersten Mal auf der Jagd, aber ich weiß sehr wohl, was

    zu tun ist«, erwiderte der Schürfer errötend.

    »Dein Netzwurf war gut«, lobte Elmoruk. »Sei also nicht gleich beleidigt.«

    Der andere Axtschläger zog soeben Darm und Eingeweide aus dem Bauch

    der zweiten Kuh, trennte beides ab und warf es zur Seite. Überall stank es

    nach Blut und dem Darminhalt, den die Tiere im Tode von sich gegeben

    hatten. »Trotzdem hat er sich einen kräftigen Tritt eingefangen.« Er sah

    Parnuk forschend an. »Wirst du bis nach Hause durchhalten?«

    »Ich denke, schon.«

    »Lass mich mal sehen.« Elmoruk machte eine auffordernde Geste, dann

    steckte er das Messer in den Boden und sah zu, wie Parnuk sein Hosenbein

    nach oben zog. »Nichts gebrochen. Aber du wirst ein bunt geschecktes Bein

    und Schmerzen bekommen.« Er musterte Parnuk ernst. »Wenn es nicht mehr

    geht, dann melde dich.«

    »Es wird gehen.«

    »Wir sollten uns beeilen.« Der Wächter kratzte sich am Bart. »Da hinten

    kommt Nebel auf, und das gefällt mir nicht.«

    »Nebel? Jetzt schon?« Elmoruk erhob sich ächzend und trat zu dem

    Posten. »Es sind noch mehrere Zehnteltage bis zum Einbruch der Dunkelheit.

    Vor dem Morgen wird es keinen Nebel geben, denn die Luft ist klar und

    trocken.«

    »Sieh selbst.« Der Axtschläger wies nach Norden.

    Elmoruk beschattete seine Augen. »Du hast recht. Das sieht nach Nebel

    aus.«

    Nördlich von ihnen erstreckte sich ein ausgedehntes Geröllfeld, dessen

    Felsen im Sonnenlicht scharf konturiert wirkten. Doch hin und wieder wurden

    die Konturen von einem seltsamen Wallen verdeckt, einem milchig trüben

    Nebel, wie er am Morgen den Wechsel vom Tag zur Nacht ankündigte, zu

    dieser Zeit aber höchst ungewöhnlich war.

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