Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Erzähltes Leben: Geschichten aus alten und neuen Zeiten
Erzähltes Leben: Geschichten aus alten und neuen Zeiten
Erzähltes Leben: Geschichten aus alten und neuen Zeiten
eBook380 Seiten5 Stunden

Erzähltes Leben: Geschichten aus alten und neuen Zeiten

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

In Berlin und im südlichen brandenburgischen Umland befinden sich die Lebensorte der Autorin, die Einblicke in eigene und fremde, sehr verschiedene Lebenssituationen gibt. Die hier vorgestellten Geschichten spiegeln die Veränderungen seit dem zeitgeschichtlichen Umsturz, dem sie ihre Entstehung verdanken. Ein Bericht über das lange Leben der Mutter schlägt einen großen Bogen übers vergangene Jahrhundert.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum24. Okt. 2020
ISBN9783752919905
Erzähltes Leben: Geschichten aus alten und neuen Zeiten

Mehr von Ursula Reinhold lesen

Ähnlich wie Erzähltes Leben

Ähnliche E-Books

Sagen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Erzähltes Leben

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Erzähltes Leben - Ursula Reinhold

    Alle Tage wieder oder Nicht nur zur Weihnachtszeit

    Impressum:

    Grafik 4

    ©HeRaS Verlag, Rainer Schulz, Berlin 2020

    www.herasverlag.de

    Layout Buchdeckel Rainer Schulz

    Ganz langsam nur beim Erwachen kam sie heraus aus den Träumen der Nacht, die nun doch zu Ende war. Endlich ... Erleichterung durchflutete Körper und Seele, und die Sinne entspannten. Sie lag in ihrem Bett, bequem auf moderner Kernfedermatratze, mit Pferdehaar beschichteter Auflage, verstellbar und extra belüftet, so lautete das Angebot, bei dem sie sofort zugeschlagen hatte. Aber sie bereute das nicht. Warm unter der neuen Daunendecke lag sie, reckte die Glieder, gähnte erleichtert, rieb sich die Augen. Ein Traum nur, schoss es ihr durch den Sinn, grauenvoll aufdringlich, ein Alptraum, wahrhaft schrecklich. Sie würde ihren Gang ins KaDeWe heute nicht machen, trotz der interessanten Angebote, die es sicher gibt, denn solche nächtliche Heimsuchung wollte sie nicht wieder erleben. Kurze, wiederkehrende Bilder kannte sie schon, aber diese verflixte Nacht wollten sie einfach nicht weichen.

    Da quollen nicht nur die Pullover, sondern auch die Unterwäsche, die schon gebrauchten Hemden und Höschen und die noch unberührten Garnituren aus den Schränken und ließen sich einfach nicht wieder in ihre Lage bringen. Die Fächer waren übervoll, was sie hineinstopfte, hüpfte wieder heraus, ihr entgegen, lag zu ihren Füßen und sie raffte es wieder und wieder zusammen, bis sie es endlich aufgab und die Wäsche unter das Bett schieben wollte. Aber auch das ging nicht, denn dort lagen Schuhe, die Absatzsandalen und die Pumps, die flachen Sportschuhe und die Mokassins, die halb hohen und die ganz hohen Stiefel. Sie lagen mit und ohne Kartons dort.

    So viele Paare waren es gar nicht, denn einige der warmen Schuhe trug sie längst, seitdem es die winterlichen Temperaturen gab. Und denen hatte sie einen anderen Platz gegeben und so lagen dort gar nicht mehr so viele, wie ihr im Traum erschienen war.

    So ratlos, wie heute Nacht, war sie auch bei der Wäsche nicht. Denn gestern erst hatte sie für die Wäschestapel Platz in den anderen Teilen ihres begehbaren Kleiderzimmers freigemacht.

    Aber nächstens war dort nichts mehr unterzubringen. Ja, auch im großen Schrank ging alles drunter und drüber. Die Hosen, Kleider, Mäntel und Blusen rutschten von den Kleiderbügeln und lagen zusammengeknüllt auf dem Boden des Schrankes, obwohl alles ordentlich aufgehängt worden war. Die Türen sperrten, sie stand hilflos vor der Wand.

    Dabei hatte sie vor Wochen schon die sommerlichen Sachen herausgenommen, die sie in diesem Jahr nicht mehr tragen würde, um sie auf dem Hängeboden zu verstauen, dessen beträchtliche Tiefe sie nur von der Leiter aus erreichte. Als sie oben stand, hatte sich zwar herausgestellt, dass es dort kaum noch Platz gab, denn es war nicht nur die Sommergarderobe vom letzten Jahr, die dort verstaut war, sondern die Jahreszeiten zuvor hatten ebenfalls ihre Spuren hinterlassen: Abgetragenes, Ungetragenes, Unberührtes fand sich dort. Außerdem traf sie auf die Tüten und Pakete der letzten Einkäufe von den Schnäppchenjagden des Sommerschlussverkaufs, bei denen man wirklich nur zugreifen konnte. Denn so preiswert wurde es nie wieder.

    Auch die Sachen aus der Herbstsaison und aus den ersten winterlichen Angeboten dieses Jahres waren schon dabei. Die Tüten und Pakete hatte sie dort unauffällig hinauf gestellt, damit der Gatte nicht erst wieder Anstoß an ihren Neuerwerbungen nahm. Er musste schließlich nicht alles wissen und sehen. Einige Stücke würde sie dann ganz unauffällig einschmuggeln, nach und nach in die tägliche Garderobe einfließen lassen, staunende Nachfragen nach ihrer Herkunft mit selbstverständlichem Achselzucken beantworten. „Was die Jacke hast du noch nicht gesehen bei mir?" würde sie ihn fragen.

    Und da er sich nicht gern bei einer Unaufmerksamkeit ertappen ließ, würde er nicht weiter fragen, sondern sofort Ruhe geben. Und sie konnte dann noch ganz selbstverständlich hinzufügen, dass sie dieses oder jenes Stück schon vor längerer Zeit günstig erworben hatte. Ein Sonderangebot, preiswert und wirklich schön, sagte sie ihm dann und er stimmte zu und meinte, dass er seinem Mäuschen alles Schöne dieser Welt gönne.

    Aber im Traum stellte er sie entschieden zur Rede, war gar nicht so geduldig, wie sie ihn kannte. Er schmiss ihr Kleidungsstücke an den Kopf, bis sie über und über unter ihnen begraben war und kaum Luft kriegte.

    Und da muss sie einen Moment lang wach gewesen sein. Sie erinnert sich an einen tiefen Atemzug den sie tat, dann fiel sie schon wieder in quälende Dämme. In Wirklichkeit ging es ja meist glimpflich ab zwischen ihnen, nur selten, dass er sich aufregte. Er schien ihr dieses Vergnügen voll und ganz zu gönnen. Deshalb blieb es meistens entspannt zwischen ihnen, auch wenn er sie frisch erwischte. Sie lachten zusammen, wenn er sie eine generöse Verschwenderin nannte und sie ihn einen Einkaufsmuffel. Und als solcher wirke er sich nur als Konjunkturbremse aus, argumentierte sie dann, volkswirtschaftlich betrachtet, während sie den Konjunkturmotor mit anwerfen helfe, um sein ökonomisches Defizitverhalten auszugleichen. Am schnellsten konnte sie ihn beschwichtigen, wenn sie ihn davon überzeugte, dass die Dinge gar nicht für sie selbst bestimmt waren, sondern Weihnachtsgeschenke waren, für die Kinder, für die Enkel, die Nichten, die Neffen, die Cousinen und Cousins und deren weitverzweigten Nachwuchs. Kleinigkeiten alles nur, die sie ihnen zugedacht hatte. Nach einem kurzen Geplänkel in dieser Tonart, lachten sie wieder und alles war gut. Denn eigentlich interessierte es ihn nicht, warum sie so unersättlich war bei den Schuhen, Kleidern, Blusen, Wäschestücken und anderen schönen Dingen. Manchmal wunderte sie sich, dass ihn das alles so gar nicht zu interessieren schien. Er hielt sich zurück mit Fragen. Nur ganz selten wurde er unwirsch über ihre neuen Erwerbungen, z.B. über das Geschirr neulich hat er sich erregt, weil sie seine Bücher aus dem Regal geräumt hatte, um die neuen Tassen hineinzustellen. Da fing er an, ihr richtige Vorwürfe zu machen, fragte, wie sie es sich denn weiterhin vorstelle bei den Festkosten, die sämtlich in die Höhe kletterten, bei gleichbleibenden Einkünften. Rechnen müssten sie, ob ihr das klar sei, hatte er sie neulich gefragt und sie stimmte ihm zu und bestätigte eilig ihren Entschluss, nur noch Dinge zu kaufen, die sie wirklich notwendig hatten. Ja, das würde sich machen lassen, versicherte sie ihm.

    In dieser Nacht hatte er ihr das Geschirr sogar vor die Füße geworfen, es krachte und schepperte, weil er die Stücke immer wieder aufhob und mit Nachdruck herunterwarf, ihr vor die Füße und sich gar nicht beruhigen konnte. Die betäubenden Geräusche des zerberstenden Geschirrs lagen ihr noch immer in den Ohren, es war fürchterlich.

    Es war klar: zum KaDeWe würde sie heute nicht und überhaupt nur noch selten gehen können, obwohl ihr das Kaufen dort ein ganz eigenes Vergnügen bot, besonders jetzt vor Weihnachten, wo sich das Haus im Lichterglanz anheimelnder Dekoration und gemütvoller Musik präsentierte. Aber auch sonst: Einkauf als Selbsterfahrung, das war der Trip, auf dem sie sich in den Etagen des Einkaufspalastes bewegte. Sage mir, wo du einkaufst und ich sage Dir, wer du bist, darin war sie sich mit ihrer eleganten Freundin vollkommen einig. Nun die kaufte nur teure Markenwaren, lebte in der Welt der Schönen und Reichen, zu der sie nicht gehörte. Aber hier im KaDeWe gehörte sie doch irgendwie dazu, nahm sinnlich daran teil, ein bisschen wenigstens. Es war ein Genuss, hier bedient zu werden. Man kannte sie, die Verkäuferinnen nannten sie gnädige Frau, bemühten sich um sie, halfen Kleidungsstücke heranzuholen, die sie probierte, berieten bei der Auswahl, lobten ihren Geschmack und ihren Stil. Man behandelte sie als gute Kundin des Hauses, half beim Abtransport. Die Kassiererinnen telefonierten einen Boten herbei, der ihr die Hutschachtel und die Tüten zum Parkhaus brachte. Ja, man kannte sie und begrüßte sie mit Handschlag. Schade, dass sich das verlieren würde, wenn sie dort nicht mehr regelmäßig in Erscheinung trat. Aber das musste sie riskieren. Denn Schnäppchen gab es dort nur wenige, vielleicht gleich nach Weihnachten würde sie sich dorthin noch einmal aufmachen, aber dann musste das aufhören. Bei Kaufhof und Hertie fiel man dagegen gar nicht auf, wenn man auf den Wühltischen nach Angeboten suchte. Das hatte natürlich auch seine Reize. Man war sich und den anderen nichts schuldig, blieb unbemerkt und hatte das Gefühl, für wenig Geld viel zu bekommen. Man konnte in den Einkaufskorb legen, wonach einem immer der Sinn stand. Natürlich summierten sich auch die kleineren Preise, mit denen man es dort zu tun hatte. Auch hier würde sie aufpassen müssen.

    Heute schon wird sie damit beginnen. Die Weihnachtsangebote, die ihr der Briefträger in den Kasten gesteckt hat, sind verlockend, aber sie wird auf der Hut sein müssen, bei den Preisen.

    Das Ausräumen des Hängebodens musste nicht jetzt, nicht heute passieren, sie wird die Arbeit auf morgen vertagen und sich vorher blaue Säcke besorgen, in die sie stecken kann, was wirklich überflüssig ist, denn solche Nacht wollte sie nicht noch einmal erleben. Vor allem aber musste sie jetzt erst einmal die Küchenmaschine einpacken, die sie gestern gekauft hat, denn die ähnelte der, die sie schon hatten, aufs Haar. Aber sie würde das Gerät umtauschen, gegebenenfalls etwas anderes dafür nehmen, mal sehen, was im Angebot war, jetzt vor Weihnachten.

    2006

    Ein Berliner Wintermärchen

    Die letzten milden Sonnentage brachte in diesem Jahr der November, der sonst für seine neblig kalten Tage und Nächte bekannt war. Durch die noch angenehmen Temperaturen ließ sich Frank Bär, der seit acht Jahren auf der Straße lebte, dazu verlocken, die Nächte noch im Freien zu verbringen. Nun war das Wetter plötzlich umgeschlagen und er würde den Park recht bald verlassen müssen, wollte er nicht auch den Winter hier zubringen. Dafür musste er alle Entschlusskraft mobilisieren, zu der er noch fähig war, denn für den Winter brauchte er ein warmes Plätzchen. Das war seine Maxime geworden, nachdem er es eine harte, lange Kälteperiode im Freien ausgehalten hatte.

    Der Mann trug seine ganze Habe stets bei sich, alles in einem riesigen Rucksack verstaut, obenauf lagen zusammengerollt die Isomatte und der Schlafsack. In Hüfthöhe hing an einer Seite die Thermosflasche, aus der er ab und zu trank, während an der anderen Seite des Rucksackriemens eine eiserne Pfanne baumelte, Relikt aus den Zeiten seiner Hauswirtschaft, die er einst besessen hatte. Auf einem kleinen Feuer machte er sich darauf manchmal etwas Essbares warm. Er trug in jeder Hand eine der üblichen Tüten mit der Aufschrift eines Supermarktes, worin er die leeren Flaschen verstaute, die er aus den Containern und Mülleimern fischte, um sich das Pfandgeld auszahlen zu lassen. 3-4 Euro Erlös bekam er durchschnittlich zusammen, die mussten reichen, um über den Tag zu kommen. Manchmal besuchte er Bahnhofsmissionen, Einrichtungen der Berliner Tafel und andere segensreiche Verteilerstellen für die Armen der Stadt, die besonders in der vorweihnachtlichen Zeit Klamotten verschenkten, die die besser gestellten Berliner loswerden wollten. Ja, da kleidete er sich manchmal ein, aber die tagtäglichen Beköstigungsstätten mied er lieber, da gab es zwar auch manches umsonst, aber dort sah man ihn nur, wenn es gar nicht anders ging. Er wollte frei sein und autonom, er hatte eine ungebrochene Überzeugung von Menschenwürde und die verbot es ihm, nur einfach die Hand aufzuhalten. Er mied die Orte, wo er auf Elendsgestalten traf, ihr Anblick deprimierte ihn und ließ den Gedanken in sein Bewusstsein steigen, dass er ihnen ähnlich sei. Solche Ahnungen schob er fort, denn er wollte sich unterscheiden. Unverwechselbar fühlte er sich aber nur, wenn er mit sich selbst allein war oder sich unter ganz normalen Zeitgenossen bewegte. Sein Freiheitsgefühl entfaltete sich im Abstand zu den anderen, es brauchte die Distanz.

    Beim Anblick aus der Ferne verschwand sein Kopf mit den langen grauen Zottelhaaren vor dem hoch getürmten Gepäck. Selten nur drehte sich ein Passant um, wenn er vorüber ging. Das registrierte Frank Bär mit gemischten Empfindungen, weil er sich schwer vorstellen konnte, welche Gedanken den anderen bewegten. Es fiel ihm nicht leicht, solche Blicke zu ignorieren. Aber glücklicherweise, fand er, beachteten die meisten Vorübergehenden ihn kaum, denn sie waren es gewohnt, in der Stadt sehr unterschiedlichen Gestalten zu begegnen.

    Seit mehreren Jahren schon übernachtete er seit dem Frühjahr im Treptower Park in einem Baumhaus, das er sich aus Geäst, einigen Brettern und Pfählen zusammengebaut und mit Folien umgeben hatte. Einen Meter hoch über dem Erdboden hatte er eine Plattform gezimmert, auf der er seine Utensilien ausbreiten und sich hinlegen konnte. Dass er nicht auf dem Boden lag, gab ihm ein Gefühl von Sicherheit, denn er hatte es erlebt, dass des Nachts Wildschweine gekommen waren. Menschen verirrten sich nur sehr selten ins Dickicht, aber es war auch schon passiert, dass er seine Schlafstatt zerstört vorgefunden hatte.

    So hoch oben verbrachte er nun schon mehrere Jahre die wärmere Jahreszeit. Im vorigen Jahr gab es schon im September die ersten Frostnächte und die erinnerten ihn daran, dass der Winter kommen würde und er schaffte es, sich darauf vorzubereiten, früher als in diesem Jahr. Auch jetzt plante er wieder warm über den Winter zu kommen, so wie es ihm in den letzten zwei Jahren geglückt war. Dazu musste er häufiger auf der S-Bahn sein, tagsüber und vor allem in den Abendstunden bis zum Betriebsschluss. Immer auf Fahrt, sonst wurde es für diesen Winter zu spät und er würde noch Weihnachten im Baumhaus schlafen müssen. Sicherlich, er konnte sich in einen warmen U-Bahn Schacht retten oder an einem der Bahnhöfe lauern, bis der Kältebus nach Seinesgleichen suchte. Der Fahrer lieferte sie dann in einer der Unterkünfte ab, die die Stadt für Stromer wie ihn eingerichtet hatte, denn Kältetote, das konnte sich die Hauptstadt nicht leisten, da schrie dann die Christenseele auf. Aber er ertrug es schlecht, sich auf diese Unterkünfte einzulassen, die vielen anderen, die dort waren, gingen ihm auf die Nerven, er war ein Desperado, er musste allein durch.

    Ideal war seine Lösung für die Kälteperiode auch nicht, denn sie bedeutete die freiwillige Beschneidung seines Selbstseins. Aber es musste sein, da die Wahl, vor der er stand, die zwischen Pest und Cholera war. Die Alternative hieß entweder frei sein und frieren oder gefangen und versorgt sein. Da fiel die Entscheidung nicht schwer. Etwas von seinem Selbstwertgefühl blieb auf der Strecke, aber daran hatte er in den letzten Jahren ohnehin schon erhebliche Abstriche gemacht. Und andererseits war er auch ein bisschen stolz auf seine Idee, stellte sich manchmal vor, dass er sie sich patentieren lassen konnte. Aber wenn es in diesem Winter mit der Rundumversorgung noch klappen sollte, musste er schleunigst damit beginnen, Strecke zu machen. So nannte er es, wenn er täglich auf dem Ring oder auf sonstigen S-Bahnlinien unterwegs war. Von Oranienburg nach Teltow, von Birkenwerder nach Schönefeld, von Strausberg nach Spandau. Es war sein tägliches Kino, die ein- und aussteigenden Leute anzusehen, zuzuhören, wenn sie telefonierten. Das schien jetzt die neueste Seuche, dass jeder sich ein Handy ans Ohr hält und mehr oder weniger laut vor sich hin brabbelte. Manchmal hatte er das Gefühl, dass sein Gegenüber mit jemandem neben ihm telefonierte, aber dann schien das doch nicht zu stimmen, denn dann hätten sie sich wohl kaum darüber verständigt, auf welcher Station die Bahn gerade hielt. Andere Fahrgäste hatten kleine oder größere Hörmuscheln fest auf den Ohren, offensichtlich waren sie sehr schwerhörig. Denn die Musik tönte so laut, dass er, obwohl auch schon mit nachlassendem Gehör und einige Meter entfernt sitzend, mühelos mithören konnte. Mit verstohlenem Interesse beobachtete er auch die Bahngäste, wenn Verkäufer der Obdachlosenzeitung oder Musikanten den Waggon betraten. Die meisten Leute bekamen verlegene Mienen, schauten aus dem Fenster oder auf ihre Telefone. Bei Musikdarbietungen setzten einige beinahe angeekelte Gesichter auf, es soll schon zu Tätlichkeiten gekommen sein, weil sich Leute in ihrer Ruhe gestört fühlten. Nur einen Moment lang blickten die Leute auf, wenn jemand um eine Gabe bat, nachdem er zuvor mit Erzählungen über sein schweres Los, versucht hatte, sich Gehör zu verschaffen. Ganz selten nur, dass jemand ein Geldstück herausrückte. Frank Bär konnte die lieben Mitreisenden gut verstehen, wer fühlte sich schon bemüßigt grundlos fremden Leuten etwas zu geben. Es blieb auch unvorstellbar, dass hier jetzt jemand seine Geldbörse aus der Tasche zieht, sie öffnet und ein Geldstück herausnimmt, um es in ein rundes Gefäß zu tun Die hier saßen, waren zum großen Teil auch arme Schlucker. Nur in den U- und S-Bahnlinien, die durch westliche Gefilde fuhren, saßen manchmal mit Schmuck gehängte alte Damen, gut gestellte Witwen, aber die gaben auch nur selten etwas. Auf jeden Fall kann er sich nicht erinnern, einen solchen Fall erlebt zu haben.

    Mit verstohlenen Blicken achtete er vor allem darauf, ob und wie die Leute auf ihn reagierten. Die meisten beachteten ihn nicht, wie er beruhigt feststellte, er fiel nicht aus dem Erscheinungsbild des normalen Berliners, stellte er fest. Denn seine Pfanne hatte er vorsorglich im Gestrüpp verborgen, wenn er Strecke machte. Aber natürlich gab es mitunter auch aufdringliche Blicke und zweimal wurde er angepflaumt, man titulierte ihn als Penner, worauf er fluchtartig den Waggon verlassen hatte.

    Auch mit Kontrolleuren gab es mitunter Zusammenstöße und die waren nicht ohne Aufsehen abgegangen. Aber in diesem Jahr noch nicht. Im Gegenteil er wünschte sich, sie häufiger zu treffen. Erst zweimal hatten sie ihn herausgefischt und es schien ihm, als hatten sie in diesem Jahr weniger Kontrolleure eingesetzt. Vielleicht wurden die eingespart oder die S-Bahn hat wegen der häufigen Ausfälle ein schlechtes Gewissen und will die Fahrgäste schonen. Er denkt nicht, dass er sich darin irrt, sein Eindruck trügt ihn nicht, denn im vergangenen Herbst hatte er in kürzester Zeit seine Strafmandate zusammen. Und im Jahr zuvor war das auch besser, da konnte er sich schon ab Anfang Dezember sein warmes Plätzchen sichern. Einige Wochen musste er für die Verwaltungsvorgänge einplanen, das ging nicht so ganz schnell, aber dann kam das gerichtliche Urteil über die Summe, die er zu zahlen hatte. 800 Euro für zehn Schwarzfahrten und die Verwaltungsgebühr. Am Ende war es dann eine Summe von 1200 Euro, aber das blieb egal, wenn einer kein Geld hat und gar nichts zahlen kann. Er muss dann nur noch auf den Bescheid für den Termin des Strafantritts warten, der ihm bei Zahlungsunfähigkeit droht. Zwei Jahre lang hat das ausgezeichnet geklappt, er bezog sein warmes Plätzchen mit Rundumversorgung. Nur schade, dass man seinesgleichen keine Einzelzelle zubilligt. Aber mit den anderen konnte er sich einigermaßen arrangieren. Er war selbst erstaunt, dass das so gut ging, richtig gesellig waren sie miteinander. Nur in diesem Jahr will es nicht klappen, er bekommt seine Zettel einfach nicht zusammen. Unlängst geschah etwas, was ihm noch nicht passiert war. Ungeheuerliches! Es erwischten ihn zweimal dieselben Kontrolleure und als er ihnen seinen Ausweis hinhielt, sie seinen Namen lasen, fiel offenbar auf, dass sie ihn am Vormittag schon aufgeschrieben hatten. Da gab ihm der Mann wortlos den Ausweis zurück, schaute ihm ins Gesicht, schüttelte ein wenig traurig den Kopf und sagte ziemlich tonlos, ohne jeden Nachdruck in der Stimme: wir tun hier auch nur unseren Dienst! Dann wandten sich die beiden Männer ab und ließen ihn einfach stehen, ohne Strafzettel. Diese Nichtbeachtung schockierte ihn mehr als alles sonst und machte ihn ganz ratlos, denn er konnte sich ihnen gegenüber nicht erklären. Sie verweigerten ihm das Zuhören und er wusste nicht, wie er ihnen klarmachen sollte, dass er ihre Strafzettel sammelte, sie zum Überleben brauchte. Aber wie sollte er ihnen seine Lage beschreiben, ohne sie tief in ihrem Selbstverständnis zu verletzen, das möglicherweise ohnehin schon angekränkelt war. Vielleicht hatte man sie strikt angewiesen, die Zahl der Schwarzfahrer zu minimieren. Ob das möglich sein konnte, fragte er sich.

    So stolz er auf seinen Einfall war, er hatte sich herumgesprochen, das wusste er. Und wahrscheinlich gehörte er schon zum Kreis der bekannten Bahnsünder und die Behörden wollten sich das aufwendige bürokratische Hin und Her ersparen. Gespart wurde ja an vielem, denkbar ist, die Unterbringungskosten für Moabit sind gekürzt worden. Und da würde es wohl in diesem Jahr zu den Weihnachtstagen mit Vollpension nichts werden.

    Entstehende Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

    2003

    Damals im Neptun

    „Ich kenne sie alle", diese Behauptung bildete den wiederkehrenden Tenor des Gesprächs, in dem mir meine Freundin das erste Mal von ihrer Tätigkeit im Hotel Neptun in Warnemünde berichtet hat.

    Wir kannten uns seit der Studienzeit, hatten beide an der Rostocker Universität Germanistik studiert, daneben beschäftigte ich mich mit Kunstgeschichte, während sie sich im Nebenfach der Nordistik widmete. Sie sprach fließend dänisch und konnte sich mühelos auch mit den anderen Nordländern verständigen. Nach Abschluss des Studiums gehörte sie dem Komitee an, das sich mit der Vorbereitung der Ostseewoche beschäftigte, die in jedem Sommer veranstaltet wurde. Meine Freundin organisierte und korrespondierte, dolmetschte und betreute die Gäste. Es machte ihr Spaß.

    Seit ich in Berlin als Redakteurin arbeitete, wurde unsere Beziehung lockerer, wir sahen uns seltener, verloren uns aber nicht aus den Augen. Anlässlich einer Konferenz, die das Institut veranstaltete, an dem wir studiert hatten, traf ich sie wieder. Wir liefen uns zufällig im Hotel Warnow über den Weg, freuten uns über die unverhoffte Begegnung und verabredeten ein Treffen für den nächsten Tag, an dem die Konferenz gegen Mittag zu Ende gehen sollte. Marlene schlug als Treffpunkt das Neptun in Warnemünde vor, dort bin ich jetzt sowieso meistens, sagte sie und lachte mich an. Ja? fragte ich und wunderte mich, dass sie ihre Arbeit so ganz nahe am Ostseestand verrichten konnte.

    Am nächsten Tag wartete sie auf mich in der Hotel-Bar und schlug sofort einen Spaziergang vor. Ich war sehr einverstanden, die Konferenztage saßen mir in den steifen Gliedern und ich brauchte frische Luft. Ja, sie wäre jetzt meistens hier tätig, sagte sie und ich stutzte. „Bist Du nicht mehr beim Komitee für die Ostseewochen? fragte ich. Offiziell bin ich beim Kulturbund, antwortete sie, aber über ihre Aufgaben könne sie mir im Einzelnen nichts erzählen, sie sei Geheimnisträgerin und arbeite jetzt im besonderen Auftrag, alles sei hoch konspirativ. Schon, dass sie mir das erzähle, sei ein Zeichen, wie sie mir vertraue, aber genauer könne sie nicht werden, mir im Detail nicht sagen, womit sie beschäftigt sei. Auf jeden Fall sei alles sehr interessant, sie käme mit vielen Menschen in Kontakt, die sie unter anderen Umständen niemals kennengelernt hätte. „Ich kenne sie alle, fügte sie lachend hinzu. Und dann erst ließ sie mich wissen, ja, sie deklarierte es fast, dass es ihr eine innere Genugtuung gäbe, so ganz nahe an der Zeitgeschichte agieren zu können. Alles wäre gefordert von ihr, Einfallsreichtum und Intelligenz, Überzeugungskraft und Charme, ja auch ihr Abenteuersinn käme auf seine Kosten. Sich ganz und gar der großen Sache verschreiben, ja, das habe sie gewollt und dabei immer an große Vorbilder gedacht, die es ja auch in diesem Metier gäbe.

    Dieses Gespräch kam mir erst Jahre später wieder in den Sinn, als ich davon hörte, dass die Rostocker Bürgerrechtler ihre Stasi-Behörde im Dezember 1989 gestürmt hatten, um zu verhindern, dass die bisherigen Sachwalter Unterlagen vernichteten. Beteiligt an dieser Aktion war auch Oliver, ein früherer Studienfreund von uns beiden, der mir damals über die Sache berichtete. Der hatte bei dem ganzen Durcheinander, während der Besetzung des Gebäudes, einige herumliegende Materialien in die Hand bekommen und plötzlich den Namen unserer Studienkameradin entdeckt. Das hat er mir gegenüber damals erwähnt, ohne genauer auf Einzelheiten einzugehen.

    Auf mich kam die ganze Angelegenheit erst wieder nach dem Tod unseres Studienfreundes, der so ganz plötzlich verstorben war, nachdem er für sich und seine Frau ein schönes zweckmäßiges Haus in Nienhagen hatte bauen lassen. Als er es einweihte, wunderten sich alte Freunde, dass das Paar über Mittel für einen Hausbau verfügte, aber man gönnte es den beiden, weil sie sich bisher nur mühsam mit ihren vier Kindern über die Runde gebracht hatten. Er erklärte den Geldsegen als Folge einer unvorhergesehenen Erbschaft, die über sie wie ein warmer Regen gekommen sei. Leider konnte er sich an dem neuen Haus nicht lange erfreuen, er starb nach kurzer Krankheit und die Frau zog wieder in die Stadt, als sie so plötzlich alleinstand.

    Einige Wochen nach seiner Beerdigung stattete ich ihr einen Besuch ab. Seine Witwe übergab mir als Freundin des Hauses einen Kasten voller beschriebenen Papiers. Es sei der Wunsch ihres Mannes gewesen, ich solle mich um seine hinterlassenen Manuskripte kümmern. Er hat sich noch zuletzt gewünscht, sagte mir die Frau, dass jemand die Aufzeichnungen in einen Zustand bringen möge, der es erlaubte, sie zu veröffentlichen. Und dabei hätte er meinen Namen genannt. Der Holzkasten stand einige Zeit bei mir herum, ohne, dass ich ihn anrührte. Irgendwann nahm ich einen Stoß Papier heraus und blätterte in den Seiten, ich wollte erst einmal feststellen, welchen Charakter das Hinterlassene hat. Ergab das Geschriebene einen fortlaufenden Zusammenhang oder waren es nur einzelne Notizen? fragte ich mich und wollte wissen, womit ich es zu tun hatte. Waren es Tagebuchaufzeichnungen, Erfundenes oder was sonst?

    Das Herumblättern und Lesen weckte mein Interesse für das, was mir anvertraut worden war. Zwar hatte Oliver manchmal seine Schreibversuche erwähnt, aber definitive Aussagen über das, was ihn beschäftigte, waren von ihm nicht zu bekommen. Beim Durchsehen seiner Manuskriptblätter, alle mit PC geschrieben, fielen mir etwas kleinere Seiten in die Hand. Erst glaubte ich, es handele sich um seine handschriftlichen Notizen, erkannte dann aber, die Aufzeichnungen stammten nicht von ihm. Ich wunderte mich, wie fremde Schriftsätze zwischen seine Papiere gekommen waren und merkte dann erst, es handelte sich um Geschriebenes von Marlene, unserer gemeinsamen Studienfreundin. Es waren einzelne Blätter mit Notierungen, einige mit Datumsangabe, Seiten eines Tagebuchs wahrscheinlich. Sie schienen aus einem größeren Zusammenhang genommen, ja, offenbar waren sie irgendwo herausgerissen worden, vielleicht hat man sie aus einem Heft getrennt, dachte ich, weil mitunter das Ende einer Zeile nur noch zu erraten war. Der unregelmäßige Riss hatte einige Buchstaben zerstört, es war offensichtlich, dass hier jemand mit wenig Sorgfalt vorgegangen war. Vielleicht war er unter Zeitdruck und hatte nicht gleich entdeckt, dass die Sache irgendwie wichtig sein konnte und dann schnell reagiert. Ging das auf unseren Studienfreund zurück? fragte ich mich oder war die Stasi dabei gewesen alles zu vernichten oder hatten sie aus Gründen, die schon vor ihrem Ende lagen, versucht, Marlenes Aufzeichnungen Vorgängen zuzuordnen, die damals eine Rolle spielten?

    Oder aber war das Zerstörungswerk von Marlene selbst in Gang gesetzt worden. Aber warum hatte sie dann nicht wirklich alles vernichtet? fragte ich mich. Vielleicht war sie dazu einfach nicht mehr gekommen, als sie sich im Dezember 1989 plötzlich aus dem Staube gemacht hatte. Wohin? wir wussten es jedenfalls nicht.

    Natürlich weckte es mein Interesse, zu erfahren, wo die Kladde geblieben war, aus der diese Zettel stammten. Ich kippte nun den ganzen Haufen Papier aus dem Kasten, wühlte darin herum, aber in den mir übergebenden Materialien gab es nichts, von dem ich annehmen konnte, dass die losen handgeschriebenen Blätter von dorther stammten. Zwischen den Manuskriptseiten von Oliver fanden sich lediglich diese einzelnen Seiten, anderes war in den mir übergebenen Materialien nicht zu finden.

    Wahrscheinlich, mutmaßte ich nun, hat sich Oliver, noch bevor es jemand mitbekam, die herumliegenden Seiten in die Tasche gesteckt und sie einfach mit nach Hause genommen. Eine solche Andeutung hatte mir gegenüber auch seine Witwe gemacht, an die ich mich allerdings erst später wieder erinnerte, weil ich ihr in dem Augenblick, in dem sie gemacht wurde, keine Bedeutung beimaß. Die Frau sprach davon, er wollte die Aufzeichnungen nur lesen und sie dann den Nachlassverwaltern der Behörde zurückgeben. Offensichtlich war er in den Monaten danach nicht dazu gekommen, sie zur Hand zu nehmen. Es war eine ereignisreiche Zeit damals, vieles andere wird ihn beschäftigt haben und vielleicht vergaß er, was in seinem Schreibtisch lag.

    Aber dann gingen die verschiedensten Stasi Geschichten durch die Presse, Enttarnungen von IM´s waren fast täglich auf dem Programm und da kramte er die Seiten hervor und beschäftigte sich gründlicher mit ihnen. Ja, es war zweifelsfrei, dass seine Studienkollegin, die schöne Marlene, die er schon aus der FDJ-Gruppe seiner Schule kannte, die Verfasserin war. Darüber hat er auch seiner Frau berichtet und erwähnt, sein Verdacht, sie habe ihn in der Studienzeit bespitzelt, habe sich nicht bestätigt. Überhaupt kam sein Name in ihren Aufzeichnungen nicht vor, hatte er feststellen müssen. Eine gewisse Enttäuschung habe sie ihrem Mann angemerkt, offensichtlich fand er sein Bild von Marlene nicht wieder.

    Daran dachte ich jetzt, während ich etwas ratlos, aber auch auf eine unbestimmte Weise inspiriert, in den Papieren blätterte. Dazwischen die kleinen Zettel mit Marlenes Handschrift.

    Ihre Eintragungen stammten aus verschiedenen Zeiten, waren in unregelmäßigen Abständen notiert und trugen ganz unterschiedlichen Charakter. Mitunter waren es eingeklebte Zeitungsausschnitte, die sich auf politische Vorgänge bezogen, von denen mir nicht klar war, in welchem Verhältnis sie zu Marlene standen. Der letzte Eintrag stammte vom Dezember 1989, man hatte den Eindruck, dass die Schreiberin mit großer Hast zu Gange war, nach wenigen Zeilen hatte sie abgebrochen. Die früheste datierte vom 12. Juli 1986, einem herrlichen Sommertag während der Ostseewoche, so jedenfalls hat sie es festgehalten und sich die Frage notiert, ob sie den Werbungen folgen sollte, mit denen sie der Mann von der Sicherheit nun schon seit Wochen lockte.

    Nun entschloss ich mich, den Manuskriptberg von vorne an durchzulesen und die handschriftlichen Notizen, von denen ich nun sicher war, sie mussten von Marlene stammen, an den Stellen zu belassen, wo Oliver ihnen einen Platz

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1