Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

"Leicht muss man sein": Erinnerungen an die Zukunft. Aufgezeichnet von Erna Cuesta und Franz Zoglauer
"Leicht muss man sein": Erinnerungen an die Zukunft. Aufgezeichnet von Erna Cuesta und Franz Zoglauer
"Leicht muss man sein": Erinnerungen an die Zukunft. Aufgezeichnet von Erna Cuesta und Franz Zoglauer
eBook200 Seiten1 Stunde

"Leicht muss man sein": Erinnerungen an die Zukunft. Aufgezeichnet von Erna Cuesta und Franz Zoglauer

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

"Die Herrlichste von allen."
Jürgen Kesting (nach Robert Schumann)
Christa Ludwig hat nicht nur eine der unvergesslichsten Opernstimmen, sondern im Lauf ihrer fünf Jahrzehnte umfassenden Karriere auch vieles erlebt: In Berlin geboren, folgt die Mezzosopranistin 1955 nach ersten Bühnenerfahrungen dem Ruf an die Wiener Staatsoper, wo sie eine beispielhafte Karriere startet: Fast 40 Jahre lang ist sie Ensemblemitglied, wird Kammersängerin und Ehrenmitglied. Neben Auftritten bei den Salzburger Festspielen führen sie internationale Engagements an die großen Opernhäuser der Welt: Deutsche Oper Berlin, Bayerische Staatsoper München, Grande Opéra Paris, Teatro Colón Buenos Aires, Nissei-Theater Tokyo, Metropolitan Opera New York, Mailänder Scala, Covent Garden. Zu den wichtigsten Dirigenten ihrer Laufbahn zählen Karl Böhm, Leonard Bernstein und Herbert von Karajan, mit denen sie dem Publikum und sich selbst zahlreiche musikalische Sternstunden beschert. Mit Kollegen wie Elisabeth Schwarzkopf, Franco Corelli, Leonie Rysanek, Sena Jurinac, Birgit Nilsson, Hans Hotter, Eberhard Waechter oder Erich Kunz sorgt sie für unvergessliche Momente auf der Opernbühne, wie auch in den großen internationalen Konzertsälen als Liedinterpretin von Schubert, Brahms, Mahler und Strauss.
Mit bald 90 Jahren erinnert sich Christa Ludwig an ihr ereignisreiches Leben zurück. Ihr Blick in die Vergangenheit ist immer humorvoll, aber auch auf die Zukunft gerichtet. Freimütig und unsentimental erzählt sie von den Entbehrungen in der Kriegs- und Nachkriegszeit, von den zahlreichen Opfern, die sie bringen musste, von Krisenzeiten, von ihren Ehemännern Walter Berry und Paul-Émile Deiber, über die Geheimnisse der menschlichen Stimme und ihr Streben nach Einfachheit als höchste Form der Kunst.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum8. März 2018
ISBN9783903217119
"Leicht muss man sein": Erinnerungen an die Zukunft. Aufgezeichnet von Erna Cuesta und Franz Zoglauer

Mehr von Christa Ludwig lesen

Ähnlich wie "Leicht muss man sein"

Ähnliche E-Books

Künstler und Musiker für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für "Leicht muss man sein"

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    "Leicht muss man sein" - Christa Ludwig

    Christa

    Ludwig

    »Leicht muss man sein«

    Erinnerungen

    an die Zukunft

    Aufgezeichnet von

    Erna Cuesta und Franz Zoglauer

    Mit 58 Abbildungen

    Besuchen Sie uns im Internet unter: amalthea.at

    © 2018 by Amalthea Signum Verlag, Wien

    Alle Rechte vorbehalten

    Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker/OFFBEAT

    Umschlagfotos: Cover: © Roman Litschke, Rückseite:

    Christa Ludwig als Marschallin in »Der Rosenkavalier«

    (Archiv Christa Ludwig/Photo Dietrich), Christa Ludwig

    mit Leonard Bernstein (Archiv Christa Ludwig)

    Lektorat: Maria-Christine Leitgeb

    Rollenverzeichnis: Bianca Pangraz

    Herstellung und Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten

    Gesetzt aus der 12,25/14,87 pt Times New Roman

    Designed in Austria, printed in the EU

    ISBN 978-3-99050-122-1

    eISBN 978-3-903217-11-9

    Inhalt

    Vorwort

    Erste Annäherung

    Musik der Kindheit

    NS-Zeit und Entbehrungen der Nachkriegszeit

    Von Apfelkuchen und Schlagsahne

    Die Mutter: Autorität und treibende Kraft

    Zum Talent verdammt

    Die Wiener Oper und der Urwiener Walter Berry als Ehemann

    Die Schwiegermutter und der ideale Gatte

    Musik, die heilige und heilende Kunst

    Die menschliche Stimme, ein Geschenk des Himmels

    Krisen – und wie man sie bewältigt

    Die Angst – ein ständiger Begleiter

    Von Diven und Paradiesvögeln

    Karajan, gestylt und genial

    Leonard Bernstein, der Himmelstürmer

    Die guten Chefs von anno dazumal

    Eine Primadonna des Liedgesanges

    Von Sprache und Fremdsprache

    Frauen im Opernbetrieb

    Von Konserven und Schallplatten

    Eine Lehrerin nach dem Vorbild ihrer Mutter

    Abschied und Leichtigkeit des Seins oder die Kunst des Augenblicks

    Biografische Zeittafel

    Rollenverzeichnis

    Literaturverzeichnis

    Bildnachweis

    Namenregister

    Vorwort

    Schwerer werden, leichter sein, diesen Gedanken von Paul Celan empfand ich erst, als mein Mann vor sechs Jahren starb.

    Ich fühlte mich verloren. Gute Worte konnten nicht helfen, jedoch manche Gedanken von Dichtern. So heißt es etwa in einem Liebessonett von Pablo Neruda, dass man sich Bilder in der Luft aufhängen soll. Das sind Gedanken, die »leicht« machen. Natürlich sind da auch die Worte von Hofmannsthal in Der Rosenkavalier, wo ich als Marschallin gesagt habe: »Leicht muss man sein, mit leichtem Herz und leichten Händen halten und nehmen, halten und lassen.«

    Das Lassen ist wohl das Schwerste im Leben. Zuerst muss man die Eltern gehen lassen, dann die Freunde, das Berufsleben und Menschen, die man liebt. Als ich aufhörte zu singen, war das auch ein seltsames Erlebnis, obwohl ich froh war, mich mit fast 67 Jahren, nach fünfzig Jahren Berufsleben, nicht mehr nur um meine Stimme kümmern zu müssen. Plötzlich, von einem Tag auf den anderen, sang ich nicht mehr und habe auch seit diesem Tag keinen Ton mehr gesungen. Ich habe diese Seite meines Lebensbuches umgeschlagen und verließ mit leichtem Herzen und leichten Händen meinen Sängerberuf. Es gibt so viel Wundervolles im Leben, dass es mir leichtfiel. Ich sah endlich das Leben mit offenen Augen und die Realität, bis dahin hatte ich wie in einer Traumwelt gelebt.

    Die Musik, die mich mein ganzes Leben begleitet hat, war über hundert Jahre alt, ebenso die herrliche Poesie, die den Liedern zugrunde liegt. Zurückblickend muss ich sagen, dass ich meinem Schicksal unendlich dankbar bin, so gelebt haben zu dürfen. Auch, dass ich immer das Glück hatte, zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Menschen kennengelernt zu haben, von denen ich viel gelernt habe, nicht nur beruflich, sondern vielmehr für mein denkendes Leben. Allen voran meine Mutter, die mir viele Weisheiten mitgegeben hat. So sind meine bisher gelebten neunzig Jahre nicht das Ende, sondern ich fühle mich immer noch auf dem Weg. Es gibt noch vieles kennenzulernen und zu erkennen. So denke ich an das kleine, sehr wichtige Gedicht von Hilde Domin:

    Nicht müde werden,

    sondern dem Wunder

    leise wie einem Vogel

    die Hand hinhalten.

    Christa Ludwig

    Erste Annäherung

    Wie nähert man sich einer Persönlichkeit, die so unsentimental ist und so bewusst in der Gegenwart lebt wie Christa Ludwig? Musikfreunden ist sie in bester Erinnerung. Ihre unverwechselbare Stimme, ihre Bühnenpräsenz und ihre Gestaltungskunst begeisterten nicht nur das Publikum, sondern auch Dirigenten wie Böhm, Bernstein oder Karajan. Ihre Haltung, ihre Einstellung zum Leben, ihr Humor, kurz, all das, was sie aus Erfolgen und Krisen gelernt hat, geht über die Biografie eines Sängerlebens bei Weitem hinaus. Man kann erstaunlich viel von dieser Frau lernen. Dazu kommt noch ihr hohes Alter, das man ihr nicht ansieht und das sie geradezu virtuos bewältigt. Ihre Augen sind nach wie vor jung und lebendig, ihre Neugierde scheint ungebrochen. Und es gibt kaum etwas, zu dem Christa Ludwig nichts zu sagen hätte, Kluges und Weises, Treffendes und Pointiertes. Selbst wenn sie innehält, ihren Schilderungen da und dort eine Pause gönnt, um dann umso präziser in die Tiefe gehen zu können, machen sie ihre Überlegungen selten sprachlos, mehr noch: Es genügen lose Anmerkungen zum Hier und Jetzt, ein Blick zurück, Momentaufnahmen, und schon fliegen ihr mit bewundernswerter Leichtigkeit die Gedanken zu, lässt sie ihnen mit einer ebenso bewundernswerten Klarheit und verblüffend entwaffnenden Natürlichkeit – in Ludwigs Fall gleichzusetzen mit unerschrockener Ehrlichkeit – ohne zu zögern freien Lauf.

    So fokussiert Christa Ludwig in ihrem Tun und Sagen wirkt, so scharf beobachtet sie auch und springt mit sanftem Ton, aber nicht minder kokett und nuancenreich von einer Bemerkung zur anderen … Ganz gleich, worüber man sich mit Christa Ludwig unterhält, sie nimmt lustvoll den Faden auf und spinnt ihn weiter oder führt das Gespräch in unmerklichen Wendungen auf andere Pfade – solange sie will und Spaß daran hat. Sie bestimmt das Tempo, den Anfang und das Ende. Das war wohl schon immer so. Ihr ganzes Leben lang. Und wenn die Umstände es einmal nicht erlaubt haben, haben ihre Disziplin und ihre Prinzipien sie gelehrt, das Beste daraus zu machen, wieder das Heft in die Hand zu nehmen und selbst zu entscheiden.

    Eine Lebenseinstellung? Ein Wesenszug? Eine Frage des Charakters? Die französische Tageszeitung Le Monde hat es vor Jahren auf den Punkt gebracht und an ihrem Entschluss, ihre Karriere – vor fast einem Vierteljahrhundert – zu beenden, festgemacht: Christa Ludwig hat stets das »Ah, die Ludwig singt nicht mehr?« dem »Ah, die Ludwig singt immer noch?« vorgezogen. Apropos: Erinnert sie sich noch an ihre Abschiedsvorstellung am 14. Dezember 1994 in der Wiener Staatsoper?

    »Und ob! Es war Elektra von Richard Strauss. Heinrich Hollreiser dirigierte. Er war damals achtzig Jahre alt, und ich glaube, es war auch seine letzte Vorstellung. Ich trug nicht den von Regisseur Harry Kupfer vorgesehenen Kopfschmuck, der nämlich scheußlich aussah, sondern eine normale Kopfbedeckung wie alle Klytämnestras auf der Welt. Ich fand es toll, dass Hildegard Behrens die Titelpartie gesungen hat. Sie war eine Sängerin, die ich ganz besonders verehrte, weil jeder Ton von ihr schön war. Heute ist sie nur mit Nina Stemme vergleichbar. Gefreut habe mich dann, als mir Direktor Holender einen Blumenstrauß überreichte, vor mir niederkniete, irgendetwas erzählte wie ›ein Stern fällt vom Himmel‹ und das ganze Publikum in Gelächter ausbrach.«

    Träumt Christa Ludwig manchmal heute noch davon, aufzutreten und zu singen? »Einen Albtraum meinen Sie wohl? Eine Stimme, die ruft: ›Du musst jetzt rausgehen, Christa, und singen‹, und ich antworte: ›Ich kann doch nicht mehr. Ich bin ja so froh, dass das alles zu Ende ist!‹«

    Vergangenes ist bei ihr tatsächlich vergangen. Sie hat gelernt, sich mit der Gegenwart auseinanderzusetzen, Schlussstriche zu ziehen und Neuanfänge zu riskieren. Die zahlreichen Fotos von ihrer Familie und ihren unzähligen Rollen liegen in den Laden eines Kästchens im ersten Stock ihres hellen, ringsum begrünten Bungalows über den Weinbergen von Klosterneuburg. Opernplüsch und goldene Quasten wird man hier vergeblich suchen. Vom Aufbewahren und Sammeln hält die Künstlerin nicht viel. Nur wenige Objekte in dem geräumigen und hellen Wohnraum erinnern an ihre Zeit als Sängerin, etwa Porzellanfiguren des Octavian und des kleinen Mohren aus dem Rosenkavalier. Sie haben richtig gelesen, Korrektheit wäre hier fehl am Platz. Der kleine Mohr ist eine von Hofmannsthal zum Leben erweckte Kunstfigur, die aus der Welt orientalischer Märchen in das ebenso künstliche Wien zur Zeit Kaiserin Maria Theresias hineingeraten ist. Es ist jene Opernwelt, in der silberne Rosen musikalisch zu blühen beginnen.

    Nach meinem letzten Schrei kniete sogar der Direktor: Abschiedsvorstellung an der Wiener Staatsoper am 14. Dezember 1994 als Klytämnestra in Elektra mit Generalsekretär Georg Springer, Hildegard Behrens (Elektra), Franz Grundheber (Orest), Sue Patchell (Chrysothemis), Direktor Ioan Holender, Heinz Zednik (Aegisth), Kulturminister Rudolf Scholten (von links nach rechts)

    An den Wänden gibt es Zeichnungen, Karikaturen wie etwa von James Levine als Liedbegleiter oder eine Widmung von Leonard Bernstein. Diese vom 2. März 1990 beweist einmal mehr die große Verehrung des Dirigenten für die Künstlerin.

    »Ich dachte immer, Christa Ludwig sei die größte Brahms-Sängerin ihrer Generation, jedoch nur so lange, bis ich sie Richard Strauss singen hörte. Da war sie die größte Marschallin, und dann hörte ich ihre Mahler-Interpretation. Wieder

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1