Der schlechtgefesselte Prometheus
Von André Gide und Pierre Bonnard
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Über dieses E-Book
André Gide
André Gide (1869 - 1951) was a French author described by The New York Times as, “French’s greatest contemporary man of letters.” Gide was a prolific writer with over fifty books published in his sixty-year career with his notable books including The Notebooks of André Walker (1891), The Immoralist (1902), The Pastoral Symphony (1919), The Counterfeiters (1925) and The Journals of André Gide (1950). He was also known for his openness surrounding his sexuality: a self-proclaimed pederast, Gide espoused the philosophy of completely owning one’s sexual nature without compromising one’s personal values which is made evident in almost all of his autobiographical works. At a time when it was not common for authors to openly address homosexual themes or include homosexual characters, Gide strove to challenge convention and portray his life, and the life of gay people, as authentically as possible.
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Rezensionen für Der schlechtgefesselte Prometheus
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Buchvorschau
Der schlechtgefesselte Prometheus - André Gide
Chronik einer Privatmoral
Inhaltsverzeichnis
I
Ich will nicht von der öffentlichen Moral sprechen, weil es keine gibt – doch bei dieser Gelegenheit eine Anekdote:
Als Prometheus auf der Höhe des Kaukasus heraus bekommen hatte, dass ihn die Ketten, Klammern, Zwangsjacken, Brustwehren und andre Skrupel, überhaupt alles, steif machte, richtete er sich, um die Lage zu wechseln, auf der linken Seite in die Höhe, streckte seinen rechten Arm und stieg zwischen vier und fünf Uhr im Herbst auf den Boulevard herunter, der von der Madeleine zur Oper führt.
Verschiedene Pariser Berühmtheiten jagten an ihm vorbei. Wo gehen die hin? fragte er sich und, nachdem er sich in einem Café vor einem Bock niedergelassen, den Kellner: »Kellner, wo gehen die hin?«
Geschichte vom Kellner und vom Müllionär
Inhaltsverzeichnis
Wenn der Herr sie wie ich jeden Tag wieder zurückkommen sähe, sagte der Kellner, könnte er ebensogut fragen woher sie kommen. Das ist nämlich ganz alles eins, weil sie jeden Tag wieder zurückkommen. Ich sage mir: sie kommen zurück, weil sie nicht gefunden haben. Jetzt wird mich der Herr fragen: was suchen sie? weil der Herr wissen möchte, was ich darauf antworte. Und so fragte Prometheus: Was suchen sie?
Und der Kellner: Weil sie nicht dort bleiben, so ist es das Glück nicht. Der Herr mag mir glauben oder nicht – und er kam ganz nah und flüsterte: – Was die suchen, das ist ihre Persönlichkeit; – der Herr sind nicht von hier?
Nein, sagte Prometheus.
Übrigens, das sieht man, sagte der Kellner; ja: Persönlichkeit; das, was wir hier Idiosynkrasie nennen. Ich zum Beispiel, wie Sie mich da sehen, Sie würden schwören, ich sei ein Kellner. Aber kein Gedanke! Das bin ich nur so – aus Liebhaberei. Sie mögen mir glauben oder nicht; ich habe ein inneres Leben: ich beobachte. Es gibt nichts Interessanteres als die Persönlichkeiten; und dann die Beziehungen unter den Persönlichkeiten. Das ist hier in diesem Restaurant sehr gut eingerichtet, mit diesen Tischen für drei. Ich erkläre Ihnen den ganzen Betrieb sofort. Sie speisen doch bald, nicht? Man stellt Ihnen ...
Prometheus war ein bisschen müde. Der Kellner fuhr fort: Ja, diese Tische für drei, das ist es, was ich ausserordentlich bequem finde: drei Herren kommen; man stellt sie einander vor (natürlich nur wenn sie es wünschen), denn in meinem Restaurant muss man vor dem Diner seinen Namen angeben; und dann, was man macht: um so schlimmer, wenn man sich täuscht. Dann setzt man sich (ich nicht); man unterhält sich (ich natürlich nicht) – aber ich stelle den Kontakt her; ich höre zu; ich forsche aus; ich dirigiere die Konversation. Am Ende des Diners kenne ich drei innere Wesen, drei Persönlichkeiten! Jene kennen nichts. Ich, Sie verstehen doch, ich höre, ich mache die Beziehung; jene gehen auf die Beziehung ein. – Sie werden mich fragen, was mir das einbringt? – Ganz und gar nichts. Es ist mein Vergnügen, Beziehungen zu schaffen ... O! nicht für mich ..., nein, so wie, möchte man sagen, etwas, das man gratis abgibt, eine Gratistätigkeit, eine Gratishandlung!
Prometheus schien ein wenig ermüdet. Der Kellner fuhr fort: Eine Gratishandlung! Sagt Ihnen das nichts, gar nichts? – Mir scheint das ganz ausserordentlich. Ich habe lange gedacht, das sei es, was den Menschen vom Tiere unterscheidet – eine Gratistätigkeit. Ich nannte den Menschen: das Tier, das einer Gratistätigkeit fähig; – aber später habe ich das Gegenteil gedacht: dass er das einzige Wesen ist, unfähig etwas umsonst zu tun; – umsonst! denken Sie mal; ohne Vernunft – ja, gut, das gebe ich Ihnen zu – aber ohne Grund: dazu ist er unfähig! Unfähig! Übrigens fing mir das an langweilig zu werden. Ich sagte mir immer: warum macht er das? warum macht er dies? ... Ich will trotzdem nicht behaupten, dass ich Determinist bin ... übrigens, dabei fällt mir eine Anekdote ein:
Ich habe einen Freund, Herr; der ist, Sie werdens nicht glauben, Müllionär. Intelligent ist er auch. Der sagte sich: etwas tun