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Paul und Pinka: Roman über eine fatale Beziehung
Paul und Pinka: Roman über eine fatale Beziehung
Paul und Pinka: Roman über eine fatale Beziehung
eBook160 Seiten2 Stunden

Paul und Pinka: Roman über eine fatale Beziehung

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Über dieses E-Book

"Ich habe mich vor sieben Jahren mit einem Mann, den ich kaum kannte, auf ein Experiment eingelassen. Es ging um Sex. Mehr nicht. Zunächst vorsichtig und dann zunehmend drastisch schrieben wir uns.
Von Anfang an und immer heftiger ging es um erotische Wünsche und Fantasien. Alles nur schriftlich, über Mails.
Wenn ich heute darüber nachdenke, kann ich das kaum fassen. Es wurde alles so dramatisch und offen. Am Ende ist dieses Experiment völlig haltlos geworden.
Eine einzige Szene in meinem Buch ist keine Fantasie. Es ist meine Erinnerung an die einzige wirkliche körperliche Begegnung mit Paul. An das Ende unserer Beziehung.

Ich vertraue Ihnen jetzt meine Briefe an. Mein intimstes Geheimnis. Ich schäme mich und liefere mich Ihrer Fantasie aus. Ich glaube, ich war noch nie so nackt."

Ein Roman über unsere Sehnsüchte. Über Hemmungslosigkeit. Kontrolle und Verlust.
SpracheDeutsch
HerausgeberOmnino Verlag
Erscheinungsdatum13. Aug. 2019
ISBN9783958941236
Paul und Pinka: Roman über eine fatale Beziehung
Autor

Pinka Blantek

Birger Blanteks Debüt. Er hat kasachisch-polnische Wurzeln, lebt in Hamburg, hat Kinder und schreibt ums Sterben gerne.

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    Buchvorschau

    Paul und Pinka - Pinka Blantek

    IMPRESSUM

    Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    ISBN: 978-3-95894-122-9 / 978-3-95894-123-6 (E-Book)

    Grafisches Gesamtkonzept, Titelgestaltung, Satz und Layout: Stefan Berndt.

    Copyright: Omnino Verlag / 2019 - www.omnino-verlag.de

    Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.

    Freundschaft: www.facebook.com/omninobooks

    INHALT

    Warum ich schreiben muss

    Finale

    Vierter Akt

    Dritter Akt

    Zweiter Akt

    Erster Akt

    Vorspiel

    WARUM ICH SCHREIBEN MUSS

    Ich liebe meinen Mann. Das stand für mich nie in Frage. Und er ist mir unheimlich. Seit Jahren schon.

    Wir sind jetzt bald zwanzig Jahre zusammen. Er ist einfühlsam. Er ist klug. Er unterstützt mich im Haushalt. Er hält mir den Rücken frei, wenn ich in der Schule unvorhergesehen länger gebraucht werde. Er ist liebevoll mit unseren kleinen Mädchen. Unsere Freunde schätzen ihn. Er ist ruhig und zuverlässig. Er hat mich niemals vor anderen bloßgestellt oder zurückgewiesen. Eigentlich ist er der Partner, wie ihn sich eine Frau nur wünschen kann.

    Wir haben ein Problem fast seit Beginn unserer Beziehung. Mein Mann Birger ist sexuell inaktiv. Ich habe lange versucht, das irgendwie wegzustecken. Es gibt so vieles, was gut ist zwischen uns. Aber er begehrt mich nicht. Das kränkt mich. Es macht mich unattraktiv nicht nur in seinen, sondern auch in meinen Augen. Dabei bin ich für eine Vierzigjährige wirklich attraktiv. Sagen meine Freundinnen. Ich habe nämlich irgendwann mal angefangen, bei unseren Mädelsabenden darüber zu sprechen. Wir treffen uns zu viert. Alle zwei Wochen. Eigentlich wollen wir Doppelkopf spielen. Aber hauptsächlich reden wir. Was mich nach der Lektüre einschlägiger Illustrierter und Internetseiten gar nicht mehr überrascht hat: Bei den Männern meiner Freundinnen sieht es nicht viel anders aus. Diese offizielle Lesart, nach der die Männer immer wollen und die Frauen Migräne vorschützen: Das ist barer Unfug. Die Männer, die ich persönlich kenne oder von denen ich durch meine Mädels genauer Bescheid weiß, die wollen keinen Sex, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Die wollen auf dem Sofa vorm Fernseher kuscheln. Sie wollen nett essen gehen (tanzen schon weniger). Sie wollen mit Freunden Abende verbringen, an denen viel gegessen und noch mehr getrunken wird und an denen über die wirklich brisanten Themen möglichst nicht gesprochen wird. Vor allem nicht darüber, wie es in unseren Beziehungen wirklich aussieht. Birger liegt da im guten Mittelfeld. Das hilft mir, mich mit seinem Nicht-Begehren mir gegenüber zu arrangieren. Dachte ich zumindest. Bis ich entdeckt habe, dass er im Internet Pornoseiten ansieht. Ich bin zufällig drauf zugekommen, und er hat es nicht mehr rechtzeitig wegklicken können. Das ist jetzt wohl schon fünfzehn Jahre her. Das waren nicht irgendwelche Vögelszenen. Das war richtig harter Tobak. Ich hab’ ihm gesagt, dass mir das wehtut. Wenn er mir gegenüber null Begehren ausstrahlt und sich dann Bilder anguckt, in denen Frauen gefesselt, gedemütigt, geschlagen, in allen möglichen und unmöglichen Posen von Männern penetriert werden. Das war ein richtig heftiger Streit zwischen uns. Ich hab’ Birger gesagt, dass ich das nicht ertrage. Dass das für mich ein Grund sein könnte, ihn zu verlassen. Und unser Mädchen mitzunehmen. Ich hatte das Gefühl, dass er was verstanden hat. Ich habe sogar gespürt, dass er sich geschämt hat. Ein paar Tage sind wir uns aus dem Weg gegangen. Ich hab’ mich mehr um unsere Kleine gekümmert. Mittlerweile haben wir ja drei Mädchen, aber damals war erst Swantje auf der Welt. Dann, ein paar Tage später, hat er mir eröffnet, dass er diese Internetrecherchen braucht. Weil er einen Kriminalroman schreibt, in dem es um Internetpornographie geht. Und dass er deshalb wissen muss, und zwar möglichst genau wissen muss, wie diese Bilder funktionieren. Was sie zeigen. Wie sie die Frauen präsentieren. Was sie bei Männern auslösen. Birger hat das so dargestellt, als ob er sich selbst wie ein Versuchsobjekt versteht, um nachfühlen zu können, was Männer fühlen, die sich so etwas ansehen. Völlig klar, dass es hier um den männlichen Blick geht. Um einen ziemlich fiesen männlichen Blick, um das deutlich zu sagen. Dann hat er diesen Roman geschrieben. Er war wochenlang aus der lebendigen Familienkommunikation wie weggeschlossen. Er war einfach nicht präsent. Und dann kam er stolz mit seinem Manuskript zu mir. Birger hat dieses Buch „obszöner Kriminalroman" genannt. Es sollte das erste in einer ganzen Reihe sein. Und er hat tatsächlich einen Verlag gefunden, der das veröffentlicht hat. Ich habe das Manuskript gelesen. Ich war hin und her gerissen. Ich fand es spannend und gut geschrieben. Aber die explizit sexuellen Szenen waren so brutal, so frauenverachtend, so in einem kranken Sinn voller Lust an der Qual von Frauen, dass ich erschrocken war. Immer noch erschrocken bin, wenn ich daran denke. Ich hab’ meinen Mann nicht mehr wiedererkannt. Er hat in seinen Roman ein paar theoretische Passagen eingebaut, in denen er erklärt, warum er so etwas schreibt. Ich kann ihm das nicht abnehmen. Es hört sich wie eine hochgestelzte Entschuldigung dafür, dass er mit seinen Texten Männer, und zwar Männer mit irgendwie kranker und gestörter Sexualität, aufgeilen will. Und wissen Sie, was das Verrückte und auch irgendwie Beschämende ist: Der Roman war nicht mal erfolgreich. Birger hat mir versprochen, dass wir uns von seinem Roman ein neues Auto leisten können oder sogar eine bessere Wohnung. Pustekuchen. Es hat gerade gereicht, mal schick essen zu gehen.

    Monate- und jahrelang ist dann nichts weiter passiert. Im Bett war weiterhin nichts los zwischen uns. Zumindest nichts Aufregendes oder gar Erregendes. Birger war liebevoll mit mir und mit den Mädchen – unsere seltenen Bemühungen im Bett haben den Erfolg gehabt, dass wir seit Jahren eine fünfköpfige Familie sind. Eine richtig süße fünfköpfige Familie. Birger hat sich in der Kinderbetreuung und im Haushalt engagiert. Er ist seinem Beruf nachgegangen, hat sich mit seinen Freunden getroffen. Alles war scheinbar im Gleichgewicht – und dann hat er wieder angefangen zu schreiben. Wieder einen „obszönen Kriminalroman". Und im Laufe der Jahre immer wieder einmal. Sie sind alle nichts geworden, zumindest nicht im Sinne eines ökonomischen Erfolgs. Der Verleger, der beim ersten Buch noch ganz euphorisch war, verlangt mittlerweile, dass Birger erhebliche Teile der Auflage selbst abnimmt. Sonst können die Bücher nicht rausgebracht werden.

    Birger verschenkt seine Bücher an Freunde, aber die wollen das mittlerweile auch nicht mehr lesen. Sie nehmen das als Spleen, aber so langsam geht es ihnen doch auf den Wecker. Obwohl die Bücher weiterhin spannend sind und auch gut geschrieben. Finde ich jedenfalls. Ich lese gern und viele Kriminalromane. Die Verleger meint, für einen großen Absatz seien Birgers Bücher zu „kinky". Was immer das heißt: Es muss was dran sein. Für mehr als ein schickes Essen hat es auch bei den anderen Projekten nicht gereicht.

    Nur für mich selbst hat sich etwas verändert. Und das ist der Grund, warum ich jetzt selbst schreiben muss. Ich habe mich vor ein paar Jahren entschieden, dass ich für mein erotisches Begehren eine Gestalt brauche. Ich brauche eine Form, meine Phantasien, meine Träume, meine Lust wahrzunehmen. Sie zu leben. Ich hab’ das Gefühl, dass ich sonst vor die Hunde gehe. Dass ich innerlich vertrockne. Und außerdem, das muss ich mir jetzt eingestehen, hatte ich die Vorstellung, dass ich meinen Mann auf diesem Wege besser verstehe. Dass ich ihm näherkomme. Dass wir wieder so etwas wie eine Beziehung haben. Wenn er nicht mehr der einzige ist in unserer Liebesbeziehung, der seine erotischen Phantasien auslebt. Und dann hat mich diese Mail erreicht. Ich nenne den Absender Paul Mertens. Ich will seine Anonymität wahren. Er ist Hochschullehrer, soweit stimmt das. In meinem Bericht ist er Literaturprofessor aus Bremen. Wir kannten uns aus der Entfernung. Von Tagungen während des Studiums und später bei einem Lehrerfortbildungsseminar. Ich war total überrascht, dass er sich überhaupt an mich erinnert hat. Und dann das.

    Paul Mertens hat mich – und anscheinend eine Reihe von anderen Männern und Frauen, die sind allerdings für mich anonym geblieben – angefragt, ob ich bei einem literarischen Experiment mitmachen möchte. Es geht darum, erotische Phantasien aufzuschreiben und auszutauschen. Paul Mertens hat angekündigt, daraus einen Roman zu machen. Zuerst habe ich abwehrend reagiert. Ich fand das übergriffig und irgendwie fies. Weil ich mich, wenn ich in dieser Hinsicht ehrlich bin, völlig ausliefere. Ich soll meine intimsten Sehnsüchte mitteilen? Und dann noch einem Mann, der mir mehr oder weniger fremd ist? Nach und nach, ich gestehe es, fand ich genau das reizvoll. Das ist jetzt sieben Jahre her. Im Grunde finde ich die Form, die Birger gewählt hat, mit seiner verstörten Sexualität umzugehen, nicht mal schlecht. Er schreibt ja auch Bücher. Er findet eine genaue Sprache für das, was – wie ich immer noch inniglich hoffe – nicht sein eigenes Begehren ist. Aber für etwas, von dem er sich vorstellt, dass es eine Seite der männlichen Sexualität ist, die er, wie er das formulieren würde, sagbar machen und damit bannen will. Ich selbst kann keine Romane schreiben. Es ist mir auch zu unlebendig. Allein am Schreibtisch sitzen. Das hat mit erotischem Begehren nichts zu tun. Oder? Ich brauch die direkte Interaktion. Ich brauch die lebendige Begegnung. Ich brauch’ die Aufregung, das Sehnen, das Zittern vor dem Zusammentreffen der Liebenden. Ich brauch den erregten Körper, den ich anfassen, küssen, zum Höhepunkt bringen kann. Das ist das eine. Das andere ist: Ich will meine Ehe und meine Familie nicht aufs Spiel setzen. Ich liebe Birger. Ich liebe unsere Töchter. Ich liebe die Weise, wie wir unser Leben als Familie leben. Ich habe für mich einen Weg gesucht. Die folgenden Seiten geben einen Einblick. Dieser Weg ist immer noch nicht wirklich so, wie ich ihn möchte. Zum körperlichen Kontakt ist es ja nur ein einziges Mal gekommen. Wie auch immer. So war es. Ich habe mich vor sieben Jahren mit einem Mann, den ich kaum kannte, auf einen E-Mail-Austausch eingelassen. Zunächst vorsichtig und dann zunehmend drastisch. Von Anfang an und immer heftiger ging es um erotische Wünsche und Phantasien. Allein über Briefe. Über Mails, genauer gesagt.

    Wenn ich heute darüber nachdenke, kann ich das kaum fassen. Dass das damals alles so dramatisch und offen und haltlos geworden ist. Und vor allem: dass es in dieser ganzen Beziehungsgeschichte nur zu einer einzigen leiblichen Begegnung gekommen ist. Und die war zugleich ihr Ende. Ich hab’ Monate und Jahre gebraucht, um mich von dieser Erfahrung zu erholen. Ich unterrichte unter anderem Religion. Es geht hier oft um Trauerprozesse. Ich weiß, dass der Prozess des Trauerns sich nicht – wie man lange dachte – in Phasen aufteilen und nach etwa einem Jahr abschließen lässt. Was ich erlebt habe, hat mich viel länger verfolgt. Ich war traurig über das Ende und

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