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Darf´s ein bisserl Mord sein - Wahre Verbrechen
Darf´s ein bisserl Mord sein - Wahre Verbrechen
Darf´s ein bisserl Mord sein - Wahre Verbrechen
eBook214 Seiten2 Stunden

Darf´s ein bisserl Mord sein - Wahre Verbrechen

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Über dieses E-Book

Wahre Verbrechen – grausame Täter!
Überall wird gemordet, sei es in Deutschland, Österreich, Japan oder den USA.
Früher ging man selbst zu Hinrichtungen, heute liest man lieber darüber. Aber welche Hintergründe bringen einen Täter zur Tat? Welche Theorien gibt es, wenn ein Fall ungelöst bleibt? In diesem Buch finden Sie neben Verbrechen aus dem deutschsprachigen Raum auch – meist recht kuriose – Fälle aus aller Welt.
Dabei muss es nicht zwangsläufig blutrünstig zugehen: von der Reise, die Joseph Haydns Schädel nach seinem Tod gemacht hat, bis hin zum kleinsten Kannibalen der Welt ist alles dabei. Von diesen Verbreche(r)n haben Sie bestimmt noch nie gehört.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Sept. 2021
ISBN9783800082155
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    Buchvorschau

    Darf´s ein bisserl Mord sein - Wahre Verbrechen - Franziska Singer

    1. DER KOPF VON HAYDN

    Joseph Carl Rosenbaum ist der ehemalige Sekretär von Nikolaus II. Fürst Esterházy. Er liebt die Musik, das Theater – und die Phrenologie. Dabei handelt es sich um eine im ausgehenden 18. Jahrhundert vom deutschen Arzt Franz Joseph Gall entwickelte Lehre, die meint, anhand der Kopfform Persönlichkeitsmerkmale und Fähigkeiten eines Menschen bestimmen zu können. Talente sind demnach an der Schädeldecke als Knubbel und Ausbuchtungen erkennbar, besonders unterentwickelte Eigenschaften dagegen als Dellen. Die Schädel berühmter Künstler sind besonders interessant für die Anhänger dieser Lehre, denn an ihren Knochen muss man demzufolge die Ausprägungen ihres Genies besonders gut erkennen. Galls Sammlung von Schädeln und Totenmasken kann man sich noch heute im Rollettmuseum in Baden bei Wien ansehen.

    Rosenbaum ist ein großer Anhänger dieser Lehre. Als im Oktober 1808 die berühmte Schauspielerin Elisabeth „Betty" Roose bei der Geburt ihres Kindes stirbt, schmiedet er zusammen mit seinem Freund, dem Gefängnisdirektor Johann Nepomuk Peter, einen Plan: Sie wollen ihren Schädel entwenden und studieren.

    Gesagt – getan. Rosenbaum schreibt in seinem Tagebuch darüber:

    „Alle Begriffe übersteigt der Gestank, den wir duldeten; und bewundern mussten wir den jungen Mann – Weiß, ein Preuße –, wie geschickt, schnell er alles abschnitt und diesen grässlichen Gestank ertrug. Wir räucherten so stark, dass Weiß im ganzen Gesichte schwarz wurde. Nur mit geistigen Tüchern den Mund verbunden (Anm.: mit in Alkohol getränkten Tüchern vor Mund und Nase), konnte die Manipulation fortgesetzt und vollendet werden; sie dauerte 5/4 Stunden. Den übelsten Geruch machte das ganz in Fäulung übergegangene Gehirn beim Aufstechen."

    Danach graben sie die verwesenden Überreste der Frau ein, legen ihren Schädel in Calciumoxid, auch Branntkalk genannt, ein, um die noch vorhandenen Fleischteile abzubeizen, und brennen stundenlang Räucherwerk und Tabak im Garten ab. Das Ergebnis ist jedoch nicht zufriedenstellend, da der Branntkalk den Knochen zu spröde macht.

    Das berühmte Opfer

    Franz Joseph Haydn wird 1732 als zweites von zwölf Kindern geboren. Seine Eltern sind einfache Leute, doch sein musikalisches Talent wird früh entdeckt. Er erhält in der Wiener Domkapelle Gesangs-, Klavier- und Geigenunterricht, singt im Chor und beginnt zu komponieren. Nach dem Stimmbruch wird er aus dem Chor entlassen und ist für einige Jahre als freischaffender Musiker tätig. Er gibt Klavierunterricht und ist supplierender Sänger in der Hofkapelle – außerdem komponiert er weiterhin und wird immer bekannter. Schließlich wird er Musikdirektor des Grafen Karl von Morzin auf dessen Schloss bei Pilsen, später zuerst Vizekapellmeister und dann Erster Kapellmeister beim Fürsten Esterházy in Eisenstadt. 1790 wird Haydn, der inzwischen sehr berühmt ist, nach England eingeladen, wo er seine Symphonien mit großem Erfolg aufführt. Zurück in Wien kauft er sich in der Vorstadt Windmühle ein Haus mit Garten, die Straße im heutigen 6. Wiener Gemeindebezirk ist inzwischen nach ihm benannt. 1797 wird seine „Kaiserhymne" uraufgeführt, die bis zum Ende des österreichischen Kaiserreiches 1918 die Hymne des österreichischen Kaisertums ist und auf deren Melodie noch heute die deutsche Nationalhymne gesungen wird. Als sich Anfang des Jahres 1809 Haydns ohnehin schon seit Längerem angeschlagene Gesundheit immer mehr verschlechtert, spitzt Joseph Carl Rosenbaum die Ohren.

    Haydn stirbt am 31. Mai 1809 im Alter von 77 Jahren. Er wird auf dem Hundsturmer Friedhof begraben – heute befindet sich dort der Haydnpark –, doch Napoleon stürmt gerade Wien und der berühmte Komponist bekommt deshalb nicht das Staatsbegräbnis, das ihm eigentlich zustünde. Und damit bietet sich für Rosenbaum die unglaubliche Möglichkeit, nach Haydns in der Öffentlichkeit nicht wirklich wahrgenommenem Ableben den Schädel dieses musikalischen Genies zu erforschen. Und er ist auch noch auf demselben Friedhof begraben wie vorher Betty Roose, direkt neben ihr. Rosenbaum schreibt in seinem Tagebuch:

    „Nachdem das Grab zugemacht war, sprach ich mit unserem würdigen, von Franzosen ganz ausgeplünderten Jakob Demuth, einem Österreicher, ein etwas beleibter, großer, jovialer Mann, wegen Abnahme dieses in jeder Rücksicht so verehrungswürdigen Kopfes, bestimmte alles genau, nahm die Abrede auf morgen abends, und die Übergabe auf Sonntag früh. Vom Staube, Hitze und der außerordentlichen Weite ganz ermattet, schleppte ich mich noch über die Bastei zum Peter, und erzählte diesem (…) den ganzen Hergang. Schwanger mit der Ausführung dieses großen Entwurfes, ermattet von der allzu großen Bewegung, schlief ich sehr wenig. Heute wurde wieder gefochten, man hörte vor und nach Mittag Kanonieren, aber nicht anhaltend."

    Leiche ohne Kopf

    Der Plan steht fest, der Totengräber Demuth ist bestochen und ein paar Tage nach dem außerordentlich unspektakulären Begräbnis von Joseph Haydn wird das Grab aufgebrochen und der Kopf abgetrennt, während Rosenbaum in einer Kutsche sitzt und wartet. Endlich hält er den eingepackten Schädel in den Händen. Er fährt damit ins Allgemeine Krankenhaus zu einem ihm bekannten Arzt, der den Knochen freilegt. In seinem Tagebuch schreibt er dazu:

    „Wir fuhren zu der Hundsthurmer Linie, ich stieg aus und übernahm von Jakob Demuth Haydns unschätzbarste Reliquie. Es roch heftig. Als ich den Pack im Wagen hatte, musste ich mich übergeben, der Gestank ergriff mich zu sehr. Wir fuhren ins allgemeine Spital. Ich blieb bei der Sezierung. Der Kopf war schon ganz grün, aber doch noch sehr kennbar. Ewig bleibt mir der Eindruck, welcher dieser Anblick auf mich machte. Eine Stunde dauerte dieselbe; das Gehirn, dessen Masse groß war, roch am entsetzlichsten. Ich hielt aus."

    Einige Zeit später holt er den gebleichten und gereinigten Schädel wieder ab und stellt ihn bei sich zu Hause aus: In einem kleinen Mausoleum im Garten, jederzeit bereit, von interessierten Besuchern betrachtet zu werden, steht eine Vitrine aus schwarzem Holz, mit Glasfenstern und einer goldenen Leier obendrauf, darin liegt der Schädel auf einem weißen Kissen.

    Im Jahr 1820 ist Napoleon schon lange wieder weg. Nach einem Haydn-Konzert, das ihn sehr begeistert, erinnert Prinz Adolph Friedrich von Cambridge Fürst Nikolaus II. daran, dass dieser geniale Komponist doch mal im Dienst seiner Familie stand, indem er ausruft: „Wie glücklich der Mann, der diesen Haydn im Leben besessen hat und noch im Besitz seiner irdischen Reste ist!" Prinz Esterházy ist nun peinlich berührt und beschließt, Joseph Haydn zu exhumieren, um ihm in Eisenstadt doch noch ein gebührendes Begräbnis zukommen zu lassen. Als der Leichnam exhumiert wird, wird sofort festgestellt: Der Schädel fehlt. An dessen Stelle liegt nur noch eine Perücke im Grab.

    Auch wenn Peter und Rosenbaum nicht gerade ein Geheimnis um den Besitz des Schädels machen, sind sie doch zuversichtlich, dass keiner dahinterkommen wird, dass sie ihn tatsächlich haben. Rosenbaum ist sogar bei der Graböffnung zugegen, als alle Anwesenden über das Fehlen des Kopfes staunen. Und Peter gibt in seinem Umfeld damit an, an dem Schädel den sogenannten „Tonsinn" entdeckt zu haben, also den Sitz von Haydns ausgeprägtem musikalischem Talent.

    Der Körper Haydns wird in der Zwischenzeit nach Eisenstadt überstellt und muss vorerst kopflos bestattet werden. Aber der Verdacht fällt dennoch bald auf Rosenbaum. Bei einer Hausdurchsuchung legt sich, mangels eines besseren Verstecks, Frau Rosenbaum mit dem Schädel ins Bett und versteckt ihn unter der Decke. Als die Beamten das Bett untersuchen wollen, soll Frau Rosenbaum gesagt haben, es tue ihr furchtbar leid, aber das gehe nicht, weil sie doch gerade ihre Tage habe. Die Beamten ziehen sich also zurück, ohne das Bett zu untersuchen.

    Doch Rosenbaum fühlt sich in die Ecke gedrängt, also versucht er es zunächst mit einer List und lässt dem Fürsten einen Kopf bringen. Nur ist das nicht der gewünschte, sondern der eines jungen Mannes – was einem hinzugezogenen Anatomieexperten schnell auffällt. Rosenbaum entschuldigt sich also herzlich für diese „Verwechslung" und gibt endlich den echten Kopf heraus. Esterházy lässt den Schädel zu Haydns Körper ins Grab legen und verliert sofort wieder das Interesse an der Geschichte.

    Die lange Reise eines Schädels

    Wieder lachen sich Rosenbaum und Peter ins Fäustchen, denn der echte Schädel von Joseph Haydn ist immer noch in ihrem Besitz. Nach Rosenbaums Tod im Jahr 1829 geht er ganz in den Besitz von Johann Nepomuk Peter über, der ihn an das Musikkonservatorium weitergeben soll. Doch Peter traut sich nicht, aus Angst, wegen Grabschändung und anderer Verbrechen in diesem Zusammenhang hinter Gitter zu kommen. Er schreibt in seinem Testament:

    „Übergeben an das genannte Musikkonservatorium soll dieser Kopf des Haydn, welches ich mit dem Eid, so wahr mir Gott helfe, beteuere, dass er derselbe ist, erst nach meinem Tode aus dem Grunde werden, um wegen dieser Handlung, die mir gut scheint, vor Verfolgung mich zu bewahren."

    Auch Peters Witwe fürchtet nach dessen Tod, dafür verhaftet zu werden, und gibt den Schädel stattdessen an einen Arzt weiter. Der wiederum gibt ihn einem Freund, der ihn im pathologisch-anatomischen Institut der Universität Wien aufbewahrt. Schließlich schenken dessen Söhne Haydns Kopf im Jahr 1895 endlich der Gesellschaft der Musikfreunde. Nun wird er in einer Vitrine im Wiener Musikverein ausgestellt.

    1932, anlässlich des 200. Geburtstages Haydns, erinnert sich erneut jemand aus der Familie Esterházy an den ehemaligen Hofkomponisten und lässt unter der Bergkirche in Eisenstadt ein kostspieliges Mausoleum für ihn errichten. Der Schädel bleibt aber im Musikverein – angeblich, weil der Vorstand der Meinung ist, der Transport von Leichenteilen über die Stadtgrenzen von Wien hinaus sei verboten. Böse Zungen behaupten aber, dass die Verantwortlichen sich das edle Haupt für viel Geld abkaufen lassen wollten. Weiteren Verhandlungen kommt der Zweite Weltkrieg in die Quere – und so dauert es weitere 22 Jahre, bis der Kopf endlich in einer feierlichen Zeremonie zu den restlichen Gebeinen im Mausoleum gelegt wird. So hat Haydn doch noch – 145 Jahre nach seinem Tod – das Begräbnis erster Klasse erhalten, das er sich in seinem Testament ausdrücklich gewünscht hat.

    Angeblich soll der Geist Haydns immer noch auf dem Gebiet des ehemaligen Hundsturmer Friedhofs spuken. Ein kleiner, alter Mann mit vernarbtem Gesicht soll mehrmals in der Nähe seines Grabmals gesehen worden sein. Der Schädel, den man Haydn zuerst zugeschrieben hatte, liegt heute übrigens – neben dem echten – immer noch in seinem Grab. Wo genau Betty Rooses Überreste hingekommen sind, weiß man nicht.

    2. DER MORD AN DOROTHEA BLANKENFELD

    1809 versucht Napoleon, ganz Europa zu annektieren, und der Tiroler Andreas Hofer stellt sich ihm entgegen. Im selben Jahr reist die 24-jährige Dorothea Blankenfeld allein von Danzig ins rund 900 Kilometer entfernte Wien, um ihren dort stationierten Verlobten, einen Zivilbeamten des französischen Kaiserheeres, zu heiraten. Dabei trägt die junge Frau, die als „von bürgerlichen Aeltern; ein außerordentlich schönes Mädchen, aber von ebenso sanftem, gutmüthigem Charakter und unbescholtenen Sitten" beschrieben wird, ihr Hab und Gut und eine nicht unbedeutende Summe als Mitgift bei sich.

    Ein Zwischenstopp nach fast 700 Kilometern Reise ist Dresden. Hier wird sie von einem Kollegen ihres künftigen Gatten empfangen, der sich bemüht, ihr eine schickliche und angesichts des Kriegszustands möglichst sichere Gelegenheit zum Weiterreisen nach Wien zu verschaffen. Bald melden sich zwei Armeepostillione bei ihm, ein Italiener namens Antonini und ein Deutscher namens Schulz, die Dorothea begleiten wollen. Nach vier Tagen in Dresden reisen die drei zusammen ab, weiter in Richtung Wien.

    Am 26. November 1809 gegen 16 Uhr hält die Kutsche vor dem Posthaus von Meitingen bei Augsburg an. Die Gruppe bezieht in dem Posthaus Quartier für die Nacht, in zwei nebeneinanderliegenden Zimmern: zwei Armeepostillione, Dorothea und ein 14-jähriger Bursche, der anscheinend als Pferdejunge dient.

    Zwischen 3 und 4 Uhr nachts hören der Postbeamte und sein Knecht einen lauten Schrei. Der Bursche kommt heulend die Treppe heruntergelaufen und hält sich die Hand vor das Gesicht. Sein Herr habe ihn geschlagen, sagt er dem Knecht. Gegen 6 Uhr morgens kommt einer der Postillione herunter. Der Knecht sieht, dass seine Hand rot ist – vermutlich, weil er dem Burschen die Nase blutig geschlagen hat. Obwohl die Reisenden ursprünglich schon um 5 Uhr hatten aufbrechen wollten, verzögert sich ihre Abfahrt um einige Stunden. Gegen 9 Uhr bemerkt der Postbeamte, der am Fenster steht und ihnen beim Einpacken zusieht, dass die beiden Männer ein seltsames Bündel schleppen. Er meint: „Sieht es doch aus, als trügen sie in dem Pack einen todten Hund oder den Leichnam eines Menschen." Dann aber merkt sein Sohn an, dass nur die beiden Postillione, von denen einer heute Frauenkleidung trägt, und ihr Pferdebursche in die Kutsche steigen. Die schöne Frau, die gestern mit ihnen kam, ist nicht dabei. Nun schöpfen der Beamte und sein Sohn einen schlimmen Verdacht. Während der Wagen schon fortrollt, rennen sie hinauf in die Zimmer und finden ein heilloses Chaos vor: Das Bett ist mit Blut getränkt, und überall im Zimmer sind Spuren davon. Sie informieren sofort das Gericht. Berittene Gerichtsdiener holen die Kutsche erst zwei Stunden später ein, als sie gerade durch das Gögginger Tor nach Augsburg fährt. Bei der Durchsuchung des Wagens finden sie das verdächtige Paket, in ihm befindet sich der blutverschmierte Leichnam einer Frau. Die Polizisten konfrontieren die drei Reisenden mit dem Fund, aber der Mann und der zweite Postillion in Frauenkleidung, der sich als Frau herausstellt, bleiben schweigsam. Der Pferdebursche dagegen plappert los wie ein Wasserfall.

    Verwirrende Geständnisse

    Er erklärt, dass sein Name Carl Marschall ist. Die Frau ist seine 26-jährige Schwester Maria Therese Antonini und der Mann in der Postillionsuniform sein Schwager Joseph Antonini. Er gibt zu, dass er und sein Schwager Fräulein Blankenfeld erschlagen haben. Antonini und seine Frau geben der Polizei aber ein ganz anderes Bild des Tathergangs:

    „Der Knabe, ein tückischer Bube, hat gegen das arme Frauenzimmer einen großen Haß gehabt und allein aus Haß hat er sie ermordet. Ein solcher Bösewicht ist er, so jung er auch ist, daß er schon einmal seinen eignen Vater erschlagen und einmal seine Schwester, Antoninis Frau, erstechen wollte. Deshalb haben wir ihn aus Berlin, wo er her ist, und aus des Vaters Hause fortgenommen. Um ihn auf bessere Wege zu bringen."

    Bloß um ihn zu schonen, da er noch so jung sei und es nicht verdient habe, wegen einer einmaligen Dummheit eingesperrt zu werden, hätten sie versucht, die Tat zu verheimlichen.

    Bei der Obduktion werden allein an Dorotheas Kopf neun Wunden festgestellt, die vermutlich mit einem stumpfen Werkzeug verursacht worden sind. Ihr rechtes Schlüsselbein wurde gebrochen, und ihr Schädelknochen weist einen großen Riss auf. Im Autopsiebericht heißt es zur Todesursache:

    „Die vielen beträchtlichen Wunden, und vorzüglich die große Menge von extravasirtem Geblüte, welches auf dem Gehirn gefunden worden und durch seinen Druck alle Lebensthätigkeit aufgehoben; die äussere Verblutung und die Blutanhäufung in den edlen innern Theilen; endlich die gewaltsame Erschütterung des Gehirns, hätten den unvermeidlichen Tod herbeiführen müssen."

    Der Arzt geht also davon aus, dass diese Verletzungen allein schon bald zum Tod geführt hätten, sie aber noch weiter geschlagen wurde, weswegen sie relativ schnell verstarb. Dorothea hatte sich offensichtlich gegen ihren Angreifer gewehrt – ihre Hände sind geschwollen und weisen Hautabschürfungen auf.

    In den folgenden Verhören bleiben Frau und Herr Antonini bei ihrer Aussage, dass Carl an allem schuld sei und sie überhaupt nichts mit dem Mord zu

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