Muslime und Christen: Ein franziskanischer Blick auf den Islam
Von Jürgen Neitzert
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Über dieses E-Book
Jürgen Neitzert stellt sowohl die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Muslimen und Christen als auch die kritischen Punkte und die Chancen des Dialogs heraus. Er berichtet von konkreten Erfahrungen der Begegnung und zeigt Möglichkeiten des Dialogs in der Theologie, im täglichen Umgang miteinander und im gemeinsamen Handeln auf.
Exemplarisch und wegweisend wird das Bild des als Muslim geborenen und späteren Franziskaners Jean-Mohammed Abd-el-Jalil gezeichnet, der u. a. die Konzilserklärung zum Islam und zu anderen nichtchristlichen Religionen einleitete.
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Buchvorschau
Muslime und Christen - Jürgen Neitzert
1. Wie es begann: Franziskus und der Sultan
„Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten. Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen."¹
Diese Aussage des II. Vatikanischen Konzils (1962–1965) über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den Muslimen ist ein Meilenstein für den Dialog der katholischen Kirche mit dem Islam. Sie ist Teil der Erklärung „Nostra Aetate über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. In Fortführung dieser Konzilserklärung gab das vatikanische Sekretariat für die Nichtchristen 1984 das Dokument „Dialog und Mission
heraus. Darin wird Bezug auf das Modell des Dialogs genommen, das der heilige Franziskus von Assisi in das 16. Kapitel seiner Ordensregel von 1221 aufgenommen hat:
„Unter den zahlreichen Beispielen aus der Geschichte der christlichen Mission sind die Normen bezeichnend, die der hl. Franziskus in der nicht bullierten Regel von 1221 den Brüdern gibt, die von Gott angeregt zu den Sarazenen gehen möchten … Sie können auf doppelte Weise unter ihnen die geistlichen Beziehungen ordnen. Die eine ist, dass sie keinen Streit oder Disput anfangen, sondern jedem menschlichen Geschöpf aus Liebe zu Gott untertan sind und bekennen, Christen zu sein. Die zweite Weise besteht darin, dass, wenn sie es als dem Herrn wohlgefällig erkennen, das Wort Gottes verkünden."²
Die Erfahrungen, die bei Franziskus von Assisi zur Aufnahme dieser Normen für die Präsenz unter den Sarazenen, wie die Muslime zu seiner Zeit genannt wurden, in die Regel des Franziskanerordens führten, hängen mit seinem Treffen mit den Muslimen in Ägypten zusammen.
Der Kreuzzug
Franziskus von Assisi (1182–1226) begegnet durch seine Friedensinitiative während des 5. Kreuzzuges dem Sultan von Ägypten, al-Malik al-Kamil. Seit der Eroberung 1187 durch Saladin befindet sich Jerusalem wieder in den Händen der Muslime. Nur Akkon und ein schmaler Küstenstreifen sind den Kreuzfahrern geblieben. Auf dem Vierten Laterankonzil im Jahr 1215 wird ein Kreuzzug beschlossen, der am 1. Juni 1217 beginnt. Im April 1218 kämpfen die Kreuzfahrer nicht im Heiligen Land, sondern beginnen mit der Belagerung der strategisch wichtigen Hafenstadt Damiette im Nildelta Ägyptens. Diese kontrolliert den einzig befahrbaren Nil-Arm. Ende August 1218 nehmen die Kreuzfahrer die Stadt ein.
Kurz darauf stirbt der muslimische Herrscher, der Sultan al-Adil, der Bruder Saladins. Einer seiner Söhne, al-Malik al-Kamil, herrscht nun in Ägypten und dem Süden Palästinas. Da er seine Herrschaft gegenüber seinen Brüdern erst sichern muss, verhandelt er mit den Kreuzfahrern und bietet mehrmals die Rückgabe Jerusalems einschließlich der meisten Gebiete des ehemaligen Königreiches Jerusalem sowie die Rückgabe der christlichen Kriegsgefangenen an. Der päpstliche Legat bei den Kreuzfahrern, Kardinal Pelagius, lehnt es allerdings ab, mit ihm zu verhandeln.
Franziskus begegnet dem Sultan al-Malik al-Kamil
Franziskus fährt 1219 von Ancona aus Richtung Akkon in Syrien und gelangt schließlich nach Damiette, wo das Kreuzfahrerheer lagert. Er sieht die Sittenlosigkeit und Sucht nach Beute bei den Kreuzfahrern und erfährt so, dass es kein gerechter und gottgefälliger Krieg ist. Er warnt vor einem Überfall auf das muslimische Heer, wird aber nicht ernst genommen. Im September 1219 macht sich Franziskus mit seinem Begleiter, Bruder Illuminatus, zum Lager des Sultans auf, dem er das Evangelium verkünden will. Eine Vielzahl lateinischer Quellen belegt die Historizität der Begegnung des Sultans mit Franziskus.
Die erste Quelle über den Besuch des Franziskus beim Sultan ist der Brief des Bischofs von Akkon, Jakob von Vitry, aus Damiette vom Februar/März 1220. In diesem Brief beschreibt dieser erst ein Blutbad der Kreuzfahrer an den Muslimen und die Einnahme von Damiette, das infolge der Pest fast ausgestorben war; dann fügt er an:
„Ihr Meister, der diesen Orden gegründet hat (er heißt Bruder Franziskus, ein liebenswerter und von allen verehrter Mann), war damals zu unserem Heer gestoßen. In seinem Eifer für den Glauben ließ er sich nicht davon abhalten, in das Heer unserer Feinde hinüberzugehen. Obwohl er den Sarazenen während mehreren Tagen das Wort Gottes predigte, richtete er nur wenig aus. Doch der Sultan, der König von Ägypten, bat ihn insgeheim, für ihn zum Herrn zu beten, damit er auf göttliche Erleuchtung hin derjenigen Religion anhangen könne, die Gott mehr gefalle" (2 Vitry 2, FQ 1536 f).
Derselbe Jakob von Vitry schreibt 1221: „Der Sultan hörte ihm sehr aufmerksam zu. Doch da er schließlich befürchtete, Leute aus seinem Heer könnten sich aufgrund der Wirksamkeit seiner Worte zu Gott bekehren und ins Heer der Christen überlaufen, befahl er, ihn mit allen Ehren und unter Geleitschutz ins Lager der Unsrigen zurückzubringen. Beim Abschied sagte er zu ihm: ‚Bete für mich, dass Gott mir gnädig offenbare, welches Gesetz und welcher Glaube ihm mehr gefalle‘" (3 Vitry 14, FQ