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Der Mann James: G.F. Barner 206 – Western
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eBook136 Seiten1 Stunde

Der Mann James: G.F. Barner 206 – Western

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Über dieses E-Book

Begleiten Sie die Helden bei ihrem rauen Kampf gegen Outlaws und Revolverhelden oder auf staubigen Rindertrails.
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.

Er liegt still und kneift leicht das linke Auge zu. Der Mann, vor dem er aus der Stadt geritten ist, kommt wie immer den Weg zum Yellowstone-Fluß herauf. Und sicher ahnt er nichts von ihm. Und auch nichts von dem Gewehr. Der Mann mit dem Gewehr bleibt ganz ruhig liegen. Er kann bereits den hellen Brustfleck des Pferdes erkennen und den Bart des Alten sehen. Sein Blick geht über die wenigen Büsche am Yellowstone, der genau nordwestlich der Stadt Fallon einen Bogen nach Norden macht. Er sieht die Kräuselflächen, die der Wind auf dem Fluß entstehen läßt, er sieht die drei Wildenten am Ufer und greift nun nach seinem Gewehr. Und der alte Mann kommt ahnungslos näher. Der andere beißt den Grashalm, den er zwischen den Lippen hält, ein Stück kürzer und spuckt das zerkaute Ende aus. Wenn er den Fluß sieht, der nach dem Regen der letzten drei Wochen ziemlich viel Wasser führt, dann denkt er auch an den Alten, der dort unten kommt und durch den Fluß und die Furt auf diese Seite kommen muß. Der Alte kann ihn nicht gesehen haben. Er weiß nichts von ihm. Er wird in den Fluß reiten, mitten in ihm sein und vielleicht an seine Ranch, seine Rinder und seine Leute denken. Vielleicht denkt der alte Selway auch an seine Tochter, aber er wird nicht mehr lange an all jene Dinge denken, die bisher sein Leben ausgemacht haben. Ein toter Mann denkt nicht mehr. Und das Gewehr liegt im Anschlag. Der alte Rufus-Selway ist nun an dem schmalen, von vielen Hufen zertrampelten Stück Weg, das geradewegs zwischen Büschen hindurch an den Fluß führt. Auf diesem Weg sind viele geritten, gegangen, gekommen, verschwunden. Damals, als die Mizpah-Indianer hier noch lebten, als die ersten Schafe kamen, als das Land zu wild war, um Ruhe zu bieten.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum10. Aug. 2021
ISBN9783740984014
Der Mann James: G.F. Barner 206 – Western

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    Buchvorschau

    Der Mann James - G.F. Barner

    G.F. Barner

    – 206 –

    Der Mann James

    G.F. Barner

    Er liegt still und kneift leicht das linke Auge zu. Der Mann, vor dem er aus der Stadt geritten ist, kommt wie immer den Weg zum Yellowstone-Fluß herauf. Und sicher ahnt er nichts von ihm.

    Und auch nichts von dem Gewehr.

    Der Mann mit dem Gewehr bleibt ganz ruhig liegen. Er kann bereits den hellen Brustfleck des Pferdes erkennen und den Bart des Alten sehen.

    Sein Blick geht über die wenigen Büsche am Yellowstone, der genau nordwestlich der Stadt Fallon einen Bogen nach Norden macht. Er sieht die Kräuselflächen, die der Wind auf dem Fluß entstehen läßt, er sieht die drei Wildenten am Ufer und greift nun nach seinem Gewehr.

    Und der alte Mann kommt ahnungslos näher.

    Der andere beißt den Grashalm, den er zwischen den Lippen hält, ein Stück kürzer und spuckt das zerkaute Ende aus. Wenn er den Fluß sieht, der nach dem Regen der letzten drei Wochen ziemlich viel Wasser führt, dann denkt er auch an den Alten, der dort unten kommt und durch den Fluß und die Furt auf diese Seite kommen muß.

    Der Alte kann ihn nicht gesehen haben. Er weiß nichts von ihm. Er wird in den Fluß reiten, mitten in ihm sein und vielleicht an seine Ranch, seine Rinder und seine Leute denken. Vielleicht denkt der alte Selway auch an seine Tochter, aber er wird nicht mehr lange an all jene Dinge denken, die bisher sein Leben ausgemacht haben.

    Ein toter Mann denkt nicht mehr.

    Und das Gewehr liegt im Anschlag.

    Der alte Rufus-Selway ist nun an dem schmalen, von vielen Hufen zertrampelten Stück Weg, das geradewegs zwischen Büschen hindurch an den Fluß führt. Auf diesem Weg sind viele geritten, gegangen, gekommen, verschwunden. Damals, als die Mizpah-Indianer hier noch lebten, als die ersten Schafe kamen, als das Land zu wild war, um Ruhe zu bieten. Diese Ruhe gibt es nun. Nur wenige Vögel singen.

    Aber das Gewehr wird bald krachen.

    Und der alte Selway wird verschwinden wie jene, die vor ihm viele Male über den Weg geritten sind.

    In dieser Sekunde erreicht der Braune mit dem weißen Brustfleck das höher liegende Ufer. Er kommt im Trab den Weg herunter.

    Es sind noch sechzig Schritte bis zum Fluß.

    Der Mann drüben schiebt sein Gewehr unter dem Busch her, blinzelt einmal gegen die im Südwesten stehende Sonne und zieht das Gewehr behutsam etwas zurück.

    Es ist schlecht, wenn ein Flex vom Gewehrlauf den Mann warnt, der ahnungslos herangeritten kommt. Es ist ein schlechtes Zielen gegen die Sonne, die auf dem Korn einen kleinen, blinkenden Schleier schafft. In wenigen Sekunden wird das Pferd im Fluß sein.

    Rufus Selway sitzt auf seinem Braunen in jener starren Haltung, die während seines Aufenthaltes in der Stadt nicht zu bemerken war, jetzt aber wieder da ist. Er ist wieder der große alte Mann, der immer seinen Weg gegangen ist. Manchmal starrköpfig, manchmal rauh, aber immer gerade. Und doch hätte er nun allen Grund, sich ganz seinen niederschmetternden Gefühlen hinzugeben.

    Selway blickt nun auf den Fluß. Die Wildenten hören das Pferd, flattern hoch und hinterlassen Furchen im Wasser.

    Selway sieht sie fliegen und sagt bitter: »Das müßte ich jetzt auch können. Oh, der Teufel soll diesen verdammten Narren Brackett holen. Wie soll ich nun noch Rinder verkaufen, nach diesem trockenen Sommer, der heiß wie die Hölle und ohne Regen war?«

    Er blickt auf das Gras, auf das drei Wochen der Regen gefallen ist. Aber der Regen kam zu spät, das Gras ist dürr und vertrocknet. Es raschelt neben dem Weg im Wind. Kein Wasser im Frühjahr, keins im Sommer und keins im Herbst. Rinder stehen auf der Weide, denen die Knochen aus dem Fell sehen, die manchmal umfallen und liegenbleiben. Und irgendeiner seiner Reiter nimmt den Revolver und muß ein Rind erschießen. Dazu noch einige schlimme Burschen, die ihm Rinder stehlen und die nicht zu fassen sind.

    »Mein Gott«, sagte Selway düster, als sein Blick auf das Land und das dürre Gras fällt, »dies ist das Ende. Drei Jahre kaum Regen, drei Jahre eine Mannschaft bezahlen müssen, Männer, die mit einem groß geworden sind. Immer wieder Geld borgen, damit die Mannschaft das Geld bekommt. Und am Ende keine Rinder verkaufen können, weil für diese mageren Viecher kein Preis zu erzielen ist. Ein einziges nasses Jahr, dann fressen sie sich dick und rund. Ich habe siebzehnhundert magere Rinder auf der Coal Creek Weide und knappe tausend am Cottonwood. In einer normalen Zeit würden das runde fünfzigtausend Dollar sein. Jetzt zahlen sie mir achttausend Dollar für meine Rinder, achttausend!«

    Man nutzt seine Notlage schamlos aus. Brackett hat ihm neunzehntausend Dollar nach und nach geborgt, aber er hat ihm vor einer Stunde gesagt, daß er die Schuldscheine nicht mehr verlängern wird. Das heißt, er wird kommen und sein Geld kassieren lassen. Aber wer wird kommen?

    Hat Brackett nicht gesagt, daß sich jemand für die Ranch interessiert und sie für zwanzigtausend Dollar kaufen will? Wer ist dieser Jemand, wer hat so viel Geld, daß er neunzehntausend Dollar für die Schuldscheine auf Bracketts Schreibtisch legen und noch einmal tausend an Selway bezahlen kann, wer?

    Das Wasser platscht nun unter den Hufen seines Pferdes hoch, das Pferd watet durch den Fluß. Der alte Mann starrt auf das Wasser, das ihm in all den Jahren gefehlt hat. Seine Weide reicht nicht bis an den Fluß, der in drei Jahren niemals genug Wasser gehabt hat und hinter dem bereits nach hundert Schritten die Dürre beginnt.

    Er hat den ganzen Weg nichts anderes getan, als nachgedacht. Der Entschluß, sein bisheriges Geheimnis aufzugeben und seiner Tochter die nackte Wahrheit über seine Geldlage zu sagen, ist ihm bitter schwergefallen. Joan wird immer noch glauben, daß er ein reicher Mann ist. Vielleicht wird es sie ziemlich treffen, aber sie ist eine Selway und wird es zu tragen wissen.

    Rufus Selway hat sich entschieden, die Wahrheit zu sagen, auch wenn er damit seinen zukünftigen Schwiegersohn anborgen muß. Doch die Ranch, für die er ein Leben lang gearbeitet hat, muß erhalten bleiben.

    In dieser Sekunde ist er sicher, daß er Hilfe bekommen wird, ehe diese vierzehn Tage herum sind. Joe Brackett wird sein Geld bekommen.

    Selway, der mitten in der Furt ist, sagt heiser:

    »Du hast es gleich geschafft, Alter, dann sind wir…«

    Es ist so still, daß der Knall wie eine plötzliche, furchtbare Detonation den Frieden über dem Fluß zerreißt.

    Rufus Selway spürt den Schlag so hart, daß er nach hinten gedrückt wird und langsam aus dem Sattel rutscht. Der erste Augenblick nach dem Knall lähmt ihn völlig, läßt den alten Mann abgleiten und in das Wasser eintauchen. Über ihm schließt sich das Wasser, dessen Kälte ihn schlagartig ermuntert.

    Und dann, während er hinter seinem erschreckten Pferd, das sich mit der Strömung dreht, wieder auftaucht, versucht er sich zu halten. Er greift instinktiv nach links, wendet sich aber dabei um und merkt nun erst, daß er seinen linken Arm nicht mehr gebrauchen kann. Irgendwie erwischt seine rechte Hand Leder, einen Riemen, an dem er sich festhält. Das Pferd schnaubt heftig, der Druck der Strömung reißt den Alten mit, er liegt auf dem Bauch an der Flanke des Pferdes und hat immer noch den Knall in den Ohren. Die Lähmung läßt nach, doch er fühlt eine nie gekannte Mattheit. Vielleicht ist es das kalte Wasser, das ihm bis an das Kinn geht, das ihn halbwegs munter macht. Der alte Mann begreift nun, daß dies kein Zufall ist. Jemand hat auf ihn geschossen, jemand, der am anderen Ufer liegt.

    Und dann beschleicht den alten Mann in seiner Hilflosigkeit auch schon die Furcht, von dem Mann drüben gesehen zu werden. Sein Pferd wird sich wieder frontal dem Mann zuwenden. Der dort versteckt liegende Heckenschütze muß ihn sehen.

    Rufus Selway hat nicht die Kraft, zu schwimmen oder sich so weit abzustoßen, daß er nach vorn an die Zügel seines Pferdes kommt. Er versucht zu treten, um durch Stöße das Pferd in der Mitte des Flusses zu halten. Aber schon dreht sich das Tier wieder dem Nordufer zu.

    In diesem Moment treiben Büsche auf ihn zu. Er läßt den Steigbügelriemen des Pferdes los und greift nach den Büschen.

    Selway hat erkannt, daß die Büsche ihn decken können, wenn es ihm gelingt, mit ihnen auf die andere Seite des Flusses zu kommen. Zwar ist er so matt, daß er einmal bei dem Versuch, die Buschinsel zu drehen, mit dem Kopf unter das Wasser gerät, aber er kommt wieder hoch.

    Zwischen den Zweigen des Buschgewirrs hindurch kann er sein Pferd sehen. Der Braune schwimmt die zwanzig Schritt bis auf den Grund zu. Und der alte Mann liegt im Wasser hinter der Buschinsel versteckt. Er liegt auf dem Rücken und wird von der Strömung getrieben. Lange, das weiß er, kann er sich nicht halten. Er ist ein guter Schwimmer, die Büsche decken ihn, aber drüben liegt ein Mann. Und dieser Mann beobachtet sicher den Fluß.

    Rumms.

    Er vernimmt den Knall gleichzeitig mit dem Auflklatschen der Kugel vor den Zweigen. Sie läßt das Wasser aufspritzen.

    »Der hat mich gesehen«, sagt er mühsam in seinem ersten Schreck. »Jetzt schießt er.«

    Der alte Mann friert scheußlich. Er ist nun fast achtzig Schritt von der Furt entfernt. Er bewegt die Beine nur noch schleppend, müde, kraftlos.

    Um die Biegung, denkt der Alte verzweifelt. Ich muß um die Biegung kommen. Was wird, wenn der Kerl noch dort ist und mich sieht, sobald ich den Busch loslasse? Mein Gott, sie schießen auf mich. Wer ist das dort? Warum denn nur?

    Der Schmerz verstärkt sich in seiner linken Schulter. Er hat ein völlig taubes Gefühl, das sich immer mehr auszubreiten scheint. Ganz langsam, so scheint es ihm, zieht das Ufer an ihm vorbei. Nun ist er bereits hundertzwanzig Schritt von der Furt entfernt, die Biegung kommt, aber seine Kraft droht ihn zu verlassen. Die Sonne ist fort, der bleigraue Schatten senkt sich langsam über den Fluß. Er liegt im Wasser und friert entsetzlich. Hinter ihm ist alles still, sein Pferd ist weg, der Hut schwimmt irgendwo auf den Wellen des Flusses.

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