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Jon & Jenny: Angriff aus dem All
Jon & Jenny: Angriff aus dem All
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eBook343 Seiten3 Stunden

Jon & Jenny: Angriff aus dem All

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Über dieses E-Book

Gegensätze verbinden: Jon, seine stürmische Zwillingsschwester Jenny und ihre beiden Freunde Adam und Tim erleben die wildesten Sommerferien dieser Galaxis! Jon will in dem Forschungslager seines berühmten Vaters eigentlich nur ein Praktikum machen, doch in der Wüste Nevadas passiert Unglaubliches: Außerirdische greifen die Erde an! Plötzlich sind die deutschen Schüler auf sich allein gestellt. Vor ihnen liegt der Kontakt mit den furchterregenden Invasoren, ein geheimes Forschungslabor, Verfolgungsjagden durch stillgelegte Minen sowie eine erstaunliche Entdeckung. Und jetzt fängt das Abenteuer erst richtig an!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum12. Mai 2020
ISBN9783960742043
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    Buchvorschau

    Jon & Jenny - Arndt Mauer

    o

    Impressum:

    Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Besuchen Sie uns im Internet:

    www.papierfresserchen.de

    info@papierfresserchen.de

    © 2018 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

    Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

    Telefon: 08382/9090344

    Alle Rechte vorbehalten.

    Erstauflage 2018

    Cover gestaltet mit Bildern von © airmel (Weltall), © gimmeephotos

    (Hintergrund) und © Sylwia Nowik (Silhouette) – Adobe Stock lizenziert

    Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de

    ISBN: 978-3-86196-772-9 - Taschenbuch

    ISBN: 978-3-96074-204-3 - E-Book

    *

    Inhalt

    Prolog

    1

    2

    3

    4

    5

    6

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    Der Autor

    *

    Prolog

    In den Tiefen des Alls umkreiste ein Planet seit Jahrmillionen seine Sonne. Auf der Erde hatten die Astronomen ihn DV-CR1566 getauft. Nie war hier Besonderes vorgefallen. Niemand war da, um sich zu fürchten. Vor dem Schatten, der den Himmelskörper wie ein Leichentuch überzog.

    Etwas war angekommen. Und hielt doch nur inne, bereitete sich vor. Denn das wahre Ziel lag noch weit entfernt: die Erde. Bald würde es dieses Ziel erreicht haben.

    Nachtschwärze hatte die Hitze zurückgedrängt. Jon saß auf der Veranda und sah zu den Sternen. Als Kind hatte er versucht, sie zu zählen – und es am achten Abend aufgegeben. Aber noch immer wollte er wissen, was sich dort oben alles verbarg. Eines Tages würde er die Geheimnisse des Weltalls erforschen, hatte Jon sich vorgenommen. Wie fantastisch musste es sein, in einem Raumschiff zu fremden Planeten zu fliegen!

    „Hey, du Spinner, meditierst du hier wieder?! Mama sagt, du könntest langsam mal ins Bett gehen."

    „Das gilt natürlich auch für dich, Jenny! Ihre Mutter streckte den Kopf nach draußen und sah die beiden Vierzehnjährigen mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Also los, morgen ist der letzte Schultag, ab dann ist mir egal, wie lange ihr aufbleibt!

    Jenny drehte sich um. „Wieso muss ich denn auch ins Bett, immerhin bin ich älter als Jonnyboy!"

    Frau Kolla verdrehte die Augen. „Du bist genau fünf Minuten älter als dein Bruder. Also sagen wir, du darfst fünf Minuten länger aufbleiben. Was hältst du davon?"

    Als Jon zu einem Protest ansetzen wollte und Jenny über den Vorschlag nachzudenken schien, stieß ihre Mutter einen Seufzer aus. „Ihr wisst genau, dass das nicht ernst gemeint war."

    Ein Blick auf die Uhr vertrieb den Rest von Frau Kollas Verhandlungsbereitschaft. „So spät schon! Wirklich, jetzt aber ab ins Bett! Schlimmer als ein Sack Zirkusflöhe – ihr könntet eine ganze Armee auf Trab halten ..."

    *

    1

    „Jennifer, ich hatte dir doch vorhin schon gesagt, kein Kaugummi im … ach was soll’s. Und zum werten Herrn Bruder: Denk bloß nicht, dass ich nicht sehen würde, dass du wieder über deinen Programmen brütest! Ich dulde das heute nur, weil es die letzte Stunde vor den Ferien ..."

    „Ferien! Endlich Ferien!" Jenny reckte ihre Faust in die Höhe.

    Jon nickte nur, ohne von seinen Notizen aufzusehen. Frau Heisterkamp ging auf die Reaktionen des Zwillingspaares nicht weiter ein. Bis zuletzt hatte sie versucht, den Schülern die Charakteristika diverser Menschenaffengattungen zu erläutern. Ob etwas davon hängen geblieben war, würde sich erst im nächsten Schuljahr zeigen.

    Offensichtlich war dagegen, dass sich auch Frau Heisterkamp die Sommerferien herbeisehnte. Es war kein Geheimnis, dass diese Klasse, allen voran Jenny, an ihren Nerven gezehrt hatte. Sie musterte die brünetten Zwillinge kurz. Beide galten als Herausforderung: Jenny ungeduldig, immer in Bewegung. Und Jon zwar hochintelligent, aber nur mit seinen eigenen Projekten beschäftigt. Ihre Streitereien hielten sie nicht davon ab, den Großteil des Tages zusammen zu verbringen. „Entweder ihr stürzt gemeinsam ab oder ihr beflügelt euch – die Entscheidung trefft ihr selbst!", hatte die Lehrerin sie ermahnt. Denn einzeln waren sie schon kaum zu bändigen, aber in der Kombination regelrecht explosiv ...

    Als es klingelte, quollen die Schüler der 8a dröhnend aus dem Klassenzimmer. Mit einer hechtsprungähnlichen Bewegung gelang es Frau Heisterkamp, Jon aufzuhalten. Darauf blieb auch Jenny stehen. Die Lehrerin fokussierte Jon aus zusammengekniffenen Augenlidern. „Einen Moment noch, Jonas."

    Jon verdrehte die Augen. „Nennen Sie mich doch einfach Jon. Das ist kürzer. Effizienter."

    Frau Heisterkamp sah ihn ausdruckslos an. „Wie auch immer. Du weißt genauso gut wie ich, dass es so nicht weitergehen kann. Dieses Jahr hat es geradeso gereicht, aber für die Zukunft sehe ich schwarz. Arbeite bitte ein bisschen mehr mit. Vielleicht solltest du doch über das Hochbegabtenprogramm nachdenken. Womöglich wärst du da besser aufgehoben."

    Jon winkte ab. „Zeitverschwendung. Ich habe Wichtigeres zu tun."

    Frau Heisterkamp seufzte. „Wäre auch zu schön gewesen … Also pass auf, Jonas: So ein Fiasko wie in der letzten Arbeit will ich nicht noch mal erleben. Das muss dir doch selbst gegen den Strich gehen, eine Fünf in Bio! In einem naturwissenschaftlichen Fach!"

    „Ich fand die Arbeit gut!", verteidigte Jon sich.

    Frau Heisterkamp schnaubte. „Das war sie ja auch, gut geschrieben – nur fast völlig am Thema vorbei!"

    Jon schüttelte den Kopf. „Das sehe ich nicht so. Außerdem war alles richtig, es ist genau so gewesen."

    „Aber in der Aufgabenstellung ging es um die Evolutionslehre! Das Fach hier heißt Biologie!"

    „Meine Thesen und Beobachtungen bezogen sich ja auch darauf, dass ...", hob Jon etwas leiser an.

    Jenny kam dazu. „Bei der nächsten Arbeit weiß er bestimmt, worum es geht – und wir müssen dann los!" Sie zog ihren Bruder von Frau Heisterkamp weg.

    „Wartet, rief die Lehrerin. „Ich habe noch was für dich, Jonas. Die Evolution wird uns auch zu Beginn des nächsten Schuljahres beschäftigen, bis zur ersten Arbeit. Und damit du die nicht verhaust, habe ich dir ein interaktives Lernprogramm mitgebracht. Das kannst du auf dein kleines Gerät laden und dich in den Ferien schon mal schlaumachen. Vielleicht hilft es ja. Sie gab Jon eine Disc.

    Der murmelte nach kurzem Zögern: „Danke. Solange der Inhalt nicht so veraltet ist wie der Datenträger ..."

    „War’s das jetzt?", fragte Jenny.

    Als Frau Heisterkamp nickte, nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. „Was ist denn das?"

    Jon folgte ihrem Blick und sagte: „Kakerlaken. Zwei Stück."

    Frau Heisterkamp trat einen Schritt zurück. „Also das ist doch ..."

    „Und da in der Ecke, da sind noch mehr!, ergänzte Jenny. „Da müssen Sie wohl dem Hausmeister Bescheid geben – wir haben jetzt Ferien! Und damit zog sie ihren Bruder zur Tür hinaus.

    *

    2

    Vor dem Haupteingang der Lessing-Gesamtschule wartete Adam auf die Zwillinge. „Da seid ihr ja endlich! Mann, Hagen von Jonje, du hast ja einen finsteren Blick drauf!"

    „Adam! Mein Name ist Jon! Also eigentlich natürlich Jonas, aber Jon ist nun mal kürzer! Effizienter! Und viel besser als deine ständigen Quatschnamen!"

    Jenny rollte mit den Augen. „Mein superschlaues Bruderherz hat eine Vier in Bio bekommen, das hat seine Laune ein klein wenig gesenkt." Dabei hielt sie Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand erst nah beieinander und streckte sie dann so weit es ging auseinander.

    Adam kratzte sich am Kopf. „Ist ja echt unglaublich. Wie kam es dazu?"

    Jon winkte ab. „Hatte in der letzten Arbeit eine Fünf. Was soll’s. Wir könnten jetzt auch mal ..."

    „Was? Niemals, das glaub ich nicht. Ihr erzählt Blödsinn."

    „Warum sollten wir das tun? Jedenfalls könnten wir jetzt wirklich ..."

    „Kannst du sie mir mal zeigen? Die Arbeit? Sonst glaube ich das nicht."

    Jon seufzte. „Ich zeige sie dir meinetwegen direkt, wenn wir dann endlich nach Hause gehen können. Sie ist auf dem Minilab gespeichert, samt Benotung."

    Adam sah mit großen Augen auf das Gerät, das Jon aus seiner seitlichen Hosentasche holte, ein mehrfach aufklappbarer Computer, den Jons Vater ihm geschenkt hatte und den er immer bei sich trug. „Wieso ist die Arbeit denn da drauf? Schreibt ihr eure Klassenarbeiten nicht auf Papier?"

    „Doch, aber ich digitalisiere alle meine Schriftstücke. So sind sie leichter verwertbar."

    „Dass ich dich so Sachen überhaupt noch frage ... Könntest du sie mir auch kopieren?"

    Jon zog die Augenbrauen zusammen. „Klar, ich kann sie direkt auf dein Handy rüberschieben. Aber wieso?"

    Adam wich seinem Blick aus. „Ich würde sie mir halt gerne durchlesen, um zu verstehen, warum ... in Bezug auf ... Okay, nein, das stimmt nicht. Ich will sie meinen Eltern zeigen. Die sagen immer, dass ich mir ein bisschen was von dir abgucken soll. Und die Arbeit wäre der Beweis, dass du in der Schule auch mal danebenhaust."

    Jon nickte langsam. „Du musst den Datentransfer jetzt autorisieren."

    „Ich muss was?!"

    „Auf Akzeptieren klicken, damit die Datei übertragen wird!"

    „Das mach ich!" Adam tippte auf sein Handy.

    „Und die kannst du auch haben. Jon gab seinem Freund die Disc von Frau Heisterkamp. „Macht vielleicht einen guten Eindruck.

    „Nehme ich, besten Dank, Sankt Jonolaus. Wir könnten übrigens endlich mal abhauen. Unglaublich, dass ihr bis zum Ende bleiben musstet. Wir durften zehn Minuten früher raus."

    „Na, ist ja toll, antwortete Jenny, „und was machst du dann noch hier?

    Der dunkelblonde Junge überlegte einen Moment und verlagerte seinen Schulranzen dabei von einer Schulter auf die andere. „Ja, also, wir gehen doch immer zusammen nach Hause! Und ich könnte mit zu euch kommen, damit wir über die Ferien reden können. Gibt bestimmt noch einige Klarheiten zu killen!" Er zwinkerte ihr zu, und als Jenny es nicht zu bemerken schien, wiederholte er es mit Nachdruck.

    „Adam, versuchst du etwa, mit meiner Schwester zu flirten? Oder leidest du unter nervösen Zuckungen?" Jon sah seinen Freund, den er seit der ersten Klasse kannte, mit hochgezogener Augenbraue an.

    Jenny schüttelte den Kopf. „Ach Quatsch, der will doch bloß wieder ein Mittagessen abstauben!"

    Adam folgte den Zwillingen, als sie loszogen. „Stimmt nicht. In unserem Kühlschrank steht was für mich. Obwohl, das könnte ich natürlich auch später noch essen. Was gibt’s denn bei euch?"

    Als die drei in die Max-Frisch-Allee bogen, hörte eine etwas über anderthalb Meter große Gestalt mit käferbeinlangen Haaren augenblicklich auf, mit ihrem Ball zu spielen, und rannte auf sie zu.

    „Tja Leute, da kommt unser Empfangskomitee. Jenny verdrehte die Augen. „Wir haben zwar keinen Hund, aber der ist ja fast genauso gut. Gibt mir jemand ein Stöckchen? Vielleicht wird man ihn so wieder los.

    Jon knuffte sie in die Seite. „Sei nicht so gemein zu dem kleinen Kerl. Eigentlich ist er in Ordnung."

    „Was heißt überhaupt klein, fragte Adam, „Tim ist doch nur anderthalb Jahre jünger als wir!

    „Eben!, versetzte Jenny. „Er ist grad dreizehn geworden und hängt –oder eher hüpft – ständig bei uns rum. Außerdem spielt er immer noch mit diesen Actionfiguren, die so lächerlich ... Sie verkniff sich den Rest, als Tim die Gruppe erreichte.

    „Da seid ihr ja endlich! Ratet mal, was ich für Neuigkeiten habe! Ratet mal! Na los! Das erratet ihr nie!" Tim hüpfte von einem Bein auf das andere und versuchte dabei, zu Atem zu kommen.

    „Wozu sollten wir es dann überhaupt versuchen?", fragte Jenny und verzog den Mund zu einer Schnute. Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung, während Tim sie umkreiste wie ein Satellit die Erde.

    „Och bitte, ratet mal! Es ist total super!"

    Jon kramte in seinen Taschen. „Ist deine Star Warrior-Sammlung endlich komplett? Das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, waren es ... Er schloss die Augen. „29 Figuren. Es fehlte also nur eine. Nach aktuellem Stand der Veröffentlichung jedenfalls.

    Tims Mundwinkel sackten ab. „Erinnere mich nicht daran. Ich spare immer noch, damit ich mir Major Pryme kaufen ..."

    „Tim! Jenny zog den Namen wie einen ihrer Kaugummis in die Länge. „Hör auf, uns mit diesen Actionfiguren zu nerven. Rück lieber mal mit den tollen Nachrichten raus.

    Adam stimmte ihr zu. „Also so langsam will ich es auch wissen."

    Sie hatten die Tür der Kollas fast erreicht, aber Tim blieb stehen und nahm die Haltung eines Festtagredners ein. „Okay, ich werde es euch sagen. Es ist nämlich so, dass ..."

    „Nimmst du das auf?" Adam deutete auf das Minilab, das Jon aus seiner Jackentasche gefischt hatte.

    Jon nickte. „Es empfiehlt sich, möglichst viele Phänomene möglichst genau zu dokumentieren. Nur mit einer breiten Datenbasis lassen sich haltbare Erkenntnisse gewinnen. Das ist ein Grundsatz jeder seriösen Wissenschaft. Und es gibt ja zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen."

    Adam kratzte sich am Kopf und blähte seine Wangen auf. „Phänomene, schon klar ... Und das, obwohl du so ein fotogenes Gedächtnis hast oder wie das heißt ... ach egal. Wenn es witzig ist, könnte man es auch ins Internet stellen."

    „Womit habe ich das verdient?, seufzte Jenny. „Ich bin von Schwachsinnigen und Verrückten umgeben. Sie öffnete die Tür zu dem Haus, das ihr Bruder und sie mit ihrer Mutter bewohnten.

    „Halt! Ich habe ja noch gar nicht meine Neuigkeiten erzählt! Jetzt hört mir doch mal zu", rief Tim und knackte mit ein paar Fingern. Die drei blieben wieder stehen und wandten sich ihm zu. Jon aktivierte das Minilab.

    Plötzlich stieß Jenny einen Schrei aus. Der Grund dafür war allen klar: Aus Tims Jackentasche lugte der Kopf einer noch nicht ausgewachsenen Ringelnatter hervor. Tim besaß eine Menge Schlangen, Käfer und anderer Tiere, die entweder mit keinen oder mehr als vier Beinen ausgestattet waren. Diese Leidenschaft lag in seiner Familie, das Haus der Fröhlichs glich einer Zoohandlung. Auch wenn sie kaum darüber redete, war es ein offenes Geheimnis, dass Jenny eine Heidenangst vor jeglichen Insekten und Amphibien hatte.

    Tim beeilte sich, die Schlange in seine Jackentasche zurückzudirigieren. „Keine Sorge, die bringe ich gleich in ihr Terrarium, versicherte er. „Aber ich glaube, sie ist gerne draußen. Es macht ihr auch gar nichts, wenn ich mit ihr herumspringe und spiele! Okay, okay, jetzt verrate ich es euch wirklich, beteuerte er zwischen zwei Hüpfern, als Jenny sich abwenden wollte. Sie stieß die Luft aus und blieb stehen. „Das sind nämlich echt tolle Neuigkeiten. Tim imitierte einen Trommelwirbel. „Ich werde auch mitkommen!

    Auf den Gesichtern von Jenny, Jon und Adam spiegelte sich Ahnungslosigkeit, bis sie bei den Zwillingen in Misstrauen umschlug. Nach ein paar Sekunden Stille fragte Jon: „Wohin mitkommen?"

    Tim strahlte von einem Ohr zum anderen. „Nach Amerika natürlich! Er hüpfte vor den Geschwistern auf und ab. „Ich darf auch mit in dieses Camp von eurem Vater!

    Jon hielt beim Essen inne, um zu beobachten, wie Adam die dritte Portion des Puddings, den es zum Nachtisch gegeben hatte, verdrückte. Jenny spielte mit ihrem Löffel, ohne darauf zu achten. Tim hatte nicht bei ihnen gegessen, aber er würde gleich rüberkommen. Ein weiter Weg war das nicht, da die Fröhlichs direkt neben den Kollas wohnten.

    Tims Familie war mit Jons Eltern befreundet, mit Jons Mutter genau genommen. Sein Vater verbrachte schließlich die meiste Zeit in den USA. Zu Hause war er fast nur im seltenen Urlaub. Jon fragte sich manchmal, ob es jemals wieder so wie früher werden würde. Seine Eltern stritten zwar weniger. Aber sie sahen sich ja auch kaum mehr. Jon war sich nicht sicher, ob sie überhaupt noch richtig zusammenleben wollten. Etwas Schweres bildete sich in seinem Bauch bei diesen Gedanken. Er rieb sich die Schläfen. Wer konnte schon sagen, was in deren Köpfen vorging. Lieber dachte er an die vor ihm liegenden Ferien. Es würden die großartigsten aller Zeiten werden! Jons Vater, Edgar Kolla, war Wissenschaftler, eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Er entwickelte für die GOSA, die Global Organization for Space and Aeronautics, Raumfahrt-Technologien. Momentan war er in den Laboren in Nevada beschäftigt. Diese Forschungseinrichtungen waren in ein Camp integriert, in dem Forscher ausgebildet wurden. Und Edgar Kolla hatte seinem Sohn dort einen Platz in einem Sommerpraktikum für begabte Schüler vermittelt. Jon konnte es noch immer kaum glauben! Er liebte Raumfahrt, Technik, Mathematik und Physik.

    Der Gedanke an all die Sachen, mit denen er sich in den kommenden Wochen beschäftigen würde, beflügelte Jons Fantasie, sodass es eine Weile dauerte, bis Jennys Stimme zu ihm durchdrang: „Erde an Eierkopf – auf welchem Planeten treibst du dich wieder rum?"

    „Von wegen Eierkopf, du, du ..." Ihm fiel keine passende Erwiderung ein.

    „Sumpfhexe?, fragte Adam, während er den letzten Rest Pudding zusammenkratzte. „Ich würde dich natürlich nie so nennen!, fügte er mit vollem Mund hinzu, als er Jennys Gesichtsausdruck bemerkte.

    „Ja, klar ... aber ist mir auch egal, sagte Jenny. „Lasst uns lieber darüber nachdenken, was es für unsere Ferien bedeutet, dass der kleine Insektenfan von nebenan mitkommt. Mama, musste das denn sein?, rief sie ihrer Mutter zu, die im vorderen Teil des Wohnzimmers, der sich zur Küche hin öffnete, ein paar Unterlagen sortierte.

    „Na, es passt doch so schön! Ein Platz war noch frei, Tims Familie fährt dieses Jahr nicht in Urlaub, ihr seid befreundet ... das passt doch so gut!" Schon waren ihr die Argumente ausgegangen.

    Jon war genau wie seiner Schwester klar, dass vor allem die Freundschaft ihrer Mutter zu Tims Eltern eine Rolle bei der Entscheidung gespielt hatte. Ihm machte es allerdings nichts aus, dass Tim sie begleitete. Es gab schlimmere Zeitgenossen als den kleinen Kerl. Wichtiger waren Jon eh die Aufgaben der Wissenschaft, die auf ihn warteten. Vier Wochen lang im Herzen der Weltraum-Forschung! Was Jenny und Adam, der auch mitkommen durfte, anging – hoffentlich würde ihnen im Camp nicht langweilig werden. Sie wollten schließlich bloß Urlaub machen ...

    *

    3

    Der Wecker klingelte. Nicht zum ersten, sondern schon zum dritten Mal heute. Um halb sieben hatte er Jon aus dem Schlaf gerissen. Um zwanzig vor endgültig aus dem Bett gescheucht. Nun war es zehn nach und Jon hätte laut Plan fertig sein müssen: mit Zähneputzen, Waschen, Anziehen, Nachrichten der vergangenen Nacht überfliegen und der Generalkontrolle.

    Doch an solchen Plänen scheiterte er regelmäßig. Dann waren ausgefeilte Lösungsstrategien notwendig. An diesem Tag hatte er die Zahnreinigung mit dem Ankleiden und dem Nachrichtenlesen kombiniert, um verlorene Zeit zu kompensieren, und den daraus resultierenden Sturz als negativen Ausgang eines Experiments gewertet.

    Acht Minuten später eilte Jon mit dem Koffer die Treppe hinunter. Immerhin war er endlich am Frühstückstisch angekommen. Seine Mutter und seine Schwester blickten zur Wanduhr.

    „Du wirst es wirklich nie schaffen, pünktlich zu sein. Und weil ich das weiß, habe ich extra einen Puffer eingeplant."

    Jons Antwort ging auf dem Weg durch einen mit Marmeladenbrot vollgestopften Mund verloren. Frau Kolla schüttelte den Kopf. „Versuch nicht, Zeit wieder gutzumachen, indem du riskierst, an deinem Frühstück zu ersticken."

    Jenny gähnte. „Genau. Wehe, ich muss mit Adam und Tim alleine nach Amerika. Das würde ich dir wirklich übel nehmen, Joni."

    „Fang bitte nicht auch damit an, knurrte ihr Bruder. „Ich heiße Jonas und nenne mich Jon, ist doch ganz einfach. Eins von beiden. Jon ist die kürzeste Variante, also empfehle ich die. Nach wie vor.

    „Und es klingt so cool, säuselte Jenny, „richtig international. Sie sprach das Wort englisch aus. „Der berühmte Scientist Dr. Jon Kolla ..."

    Ihre Mutter sah wieder zur Uhr. „Jenny, wie wär’s, wenn du rüber zu Tim gehst. Ihr könnt ja schon mal seine Sachen ins Auto laden."

    Jenny zögerte nicht lange. Bewegung zog sie dem Warten immer vor. Sie sprang auf und lief zu den Fröhlichs.

    Auch im Nachbarhaus musste man die Treppe hinaufgehen, um ins Kinderzimmer zu gelangen. Tims Gepäck stand zwar bereits im Flur, er selbst war aber noch einmal hochgelaufen, wie seine Eltern Jenny mitgeteilt hatten.

    Sie klopfte an die Tür. „Tim? Ich bin’s, Jenny. Ich soll dich abholen."

    Sofort flog die Tür auf. „Ja, ich bin fertig, endlich geht’s los! Er stockte. „Es ist nur ... ich muss mich noch verabschieden ... Tim deutete ins Innere des Zimmers und knackte mit einem Finger.

    Jenny konnte ein Schaudern kaum unterdrücken. Dieses Terrarium dort ... gegen ein Aquarium mit Fischen war ja nichts einzuwenden, aber der Gedanke an Spinnen, Kakerlaken und ähnliches Getier ließ sie äußerst unruhig werden. Neben dem sarggroßen Glaskasten standen noch ein paar Boxen, in denen weitere Insekten herumwuselten. Jenny machte einen Schritt zurück. „Okay, jetzt hast du dich verabschiedet. Also komm schon, wir fahren gleich, presste sie hervor. „Und gnade dir Gott, wenn sich irgendeins dieser Viecher in dein Gepäck geschlichen hat!

    *

    4

    Endlich saßen sie im Flieger. Nach der Fahrt zum Flughafen, den Umarmungen für die Eltern, den Kontrollen und dem Warten setzte die Maschine sich in Bewegung. Jon starrte aus dem Fenster, nahm alle Details in sich auf. Es war nicht das erste Mal, dass er flog, aber er war wie jedes Mal völlig fasziniert. Nach der letzten Biegung beschleunigte das Flugzeug, immer mehr und mehr, bis es plötzlich abhob.

    Sofort klebte Jons

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