Mein Name sei Berlin: Literarische Entdeckungen einer Großstadt
()
Über dieses E-Book
Ähnlich wie Mein Name sei Berlin
Ähnliche E-Books
Berlin - Geschichte in Geschichten: Eine Flanerie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBilder aus dem Berliner Leben: mit einem einleitenden Essay und Kommentaren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBIG B: Bedeutende Berliner Begriffe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie weltoffene Stadt: Wie Migration Globalisierung zum urbanen Alltag macht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeltstadtvergnügen: Berlin 1880–1930 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBerlin und die Juden: Geschichte einer Wahlverwandtschaft? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBerlin: Expressionismus 08/2018 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOSTEN WESTEN MITTE: Spaziergänge eines Stadtplaners durch das neuere Berlin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenInszenierung der Stadt: Urbanität als Ereignis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKomma zum Punkt: Slamtexte aus der Hauptstadt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeipzig - Die utopische Kommune 1989 – 2015: Zehn Kurzgeschichten. Zusammengetragen von der Initiative Ost-Passage Theater Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls Leiche im Ochsenfell…: …kehrte der erste Geschäftsführer der Hanse (Syndikus) Heinrich Suderman (1520–1591) in seine Heimatstadt Köln zurück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKein Himmel über Berlin?: Glauben in der Metropole Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBerlin — Panorama einer Weltstadt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpartacus Berlin Gay Guide (Deutsche Ausgabe/German Edition) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBreslau: Geschichte einer europäischen Metropole Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Berliner Schnauze: Die besten Sprüche, Schimpfwörter und Redensarten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKöln für Imis: Erste Hilfe für Zugereiste Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeapel - Eine alte Stadt erzählt sich neu: Literarische Bilder im Zeitalter der Globalisierung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDunkle Winkel: Berliner Orte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNord & Süd 2012: Leben, Arbeit, Wirtschaft in Südtirol Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBrennpunkte kultureller Begegnungen auf dem Weg zu einem modernen Europa: Identitäten und Alteritäten eines Kontinents Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAufbruch in die Urbanität: Theologische Reflexionen kirchlichen Handelns in der Stadt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKöln ist nicht Berlin: Geschichten und Erzählungen aus der rheinischen Metropole Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKreativ unterwegs: Schöne Orte zum Schreiben und Literaturerleben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrbane Beobachtungen: Walter Benjamin und die neuen Städte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungenunverfugt: Lücken im Berliner Stadtraum. Essay Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLost in Gentrification: Großstadtgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRequiem für die Krawatte: Die Entbürgerlichung des Bügerlichen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Anthologien für Sie
Wiener Wortgeschichten: Von Pflasterhirschen und Winterschwalben Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Julia Extra Band 386 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie besten Lebensweisheiten der Welt: Eine sorgsame Auswahl der berühgmtesten Sentenzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Zitatenbuch: Über 2.500 scharfzüngige und starke Sprüche in einem Lexikon der Pointen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDies Meer hat keine Ufer: Klassische Sufi-Mystik Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Bilder einer Ausstellung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen111 Katzen, die man kennen muss Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen (Komplette Sammlung - 200+ Märchen): Rapunzel, Hänsel und Gretel, Aschenputtel, Dornröschen, Schneewittchen, Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichten vom Herrn B.: Gesammelte Brecht-Anekdoten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJohann Wolfgang von Goethe: Sämtliche Werke (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch liebe das Meer wie meine Seele: Berühmte Schriftsteller und ihre Seereisen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen10.000 Gründe glücklich zu sein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJeder neue Tag ist ein Geschenk: Wahre Mutmachgeschichten, die das Herz bewegen. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFLEXEN: Flâneusen* schreiben Städte Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Einfach Leben. 365 Tagesimpulse von Anselm Grün Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZEN: Geschichten alter Meister Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLost in Gentrification: Großstadtgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungenpoesie.exe: Texte von Menschen und Maschinen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich von Kleist: Sämtliche Werke (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDean Koontz - Jane Hawk ermittelt (3in1) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Grimms Märchen: Mit vielen, klassischen Illustrationen und in heutiger Rechtschreibung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeitensprünge und Affären Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Glück beginnt in dir: Gute Gedanken für jeden Tag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Buddha auf dem Weg zum Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen"Auch hier?": Völlig unnütze Fragen, die Sie niemals stellen sollten, samt Antworten, die Sie niemals hören werden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Mein Name sei Berlin
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Mein Name sei Berlin - Vergangenheitsverlag
Rechtenachweise
Einleitung oder: Des Pudels Kern
Die Beziehung zwischen einer Stadt, ihren Einwohnern und Besuchern ist so individuell wie die zwischen zwei Menschen. Von daher ist es kaum möglich, das Wesen eines Ortes auf einen Punkt zu bringen. So ist es auch im Fall von Berlin. Es ist ihre einzigartige Geschichte, die dieser Stadt ihre Unverwechselbarkeit und ihre vielen Gesichter eingebracht hat. Unzählbar sind daher die Eindrücke und so unterschiedlich auch die Geschichten, die sich hier ereignet haben und immer wieder ereignen. Je nachdem, mit wem man ins Gespräch kommt, wird einem immer wieder ein anderes Bild von Berlin vermittelt.
Trotzdem halten sich bestimmte Eindrücke hartnäckig. Zu ihnen zählt die oft zitierte Berliner Schnoddrigkeit, die sich in Form der Berliner Mundart den Weg an die Oberfläche des alltäglichen Miteinanders bahnt. Einig ist man sich meist auch, dass Berlin immerhin die aufregendste Stadt Deutschlands ist. Uneinigkeit herrscht dagegen noch immer hinsichtlich der Frage, ob Berlin wirklich auch eine Weltstadt sei. Vor allem aus der Ferne wird man eher dazu neigen, diese Frage mit einem eindeutigen »Ja« zu beantworten. Tatsächlich, so scheint es, wandelt sich die Perspektive auf die Stadt in Abhängigkeit von der Distanz, aus der man sie betrachtet. Je weiter man sich entfernt, umso klarer werden die Vorurteile; positive, aber auch negative: Da wird Berlin als Hochburg von Unhöflichkeit verpönt, zum Symbol für Kreativität und Vielfalt erkoren und ist zugleich Großstadt und Provinz. Egal, ob aus unmittelbarer Nähe oder großer Distanz – vielen dient Berlin als überdimensionale Projektionsfläche für die unterschiedlichsten Fantasien.
Die hier vorgestellten Texte stammen alle aus der Feder von Berlinern, Wahlberlinern sowie Berlinbesuchern und beschreiben deren Eindrücke von dieser Stadt. Neben Beiträgen von namhaften Schriftstellern wie Heinrich von Kleist, Karl Scheffler oder Theodor Fontane haben auch Texte von jungen Berliner Autorinnen und Autoren Eingang in diese Sammlung gefunden.
Die eher unkonventionelle Auswahl sehr unterschiedlicher Texte erlaubt es, Berlin aus verschiedensten Blickwinkeln heraus zu betrachten. Zudem ermöglicht diese Sammlung, die Texte aus drei Jahrhunderten zusammenführt, Kontinuitäten in der Wahrnehmung dieser Stadt aufzuspüren. Eine Konstante scheint die fortwährende Veränderung zu sein: Berlin ist durch das Mit- aber auch Nebeneinander seiner ursprünglichen wie neuen Bewohner täglich einer Vielzahl an Einflüssen ausgesetzt. Alteingesessene lernen durch internationale Besucher und Neu-Berliner die Welt kennen, ohne einen Schritt aus der Stadt heraustreten zu müssen. Die mitgebrachten kulturellen Impulse schreiben den Mythos Berlins als kreatives Zentrum Europas fort. Es scheint, als könne hier jeder die Nische finden, die er für seine individuelle Entwicklung benötigt und die ihm an anderer Stelle verwehrt blieb. Auf diese Weise wird die Stadt geformt. Sie formt aber auch und ist in einem unaufhaltsamen Werden ohne fest geschriebenes Ziel begriffen.
Die Anthologie setzt sich in fünf Abschnitten mit unterschiedlichen Themen auseinander. In den ersten zwei Kapiteln versuchen wir den Wind, der in dieser Stadt weht, einzufangen und verständlich zu machen, was die Atmosphäre Berlins ausmacht. Die Texte des »Großstadt Berlin«-Kapitels spiegeln vor allem erste Eindrücke von Berlin wider.
In »Berliner Getue«, dem zweiten Kapitel, wird der Berliner ergründet; gleichzeitig soll den Berliner Eigenarten nachgespürt werden.
Das Durchschimmern regionaler wie internationaler Geschichte in den Straßen Berlins, ausgesuchten Orten und Institutionen steht im Mittelpunkt des dritten Kapitels »Berliner Orte«. In diesem Kapitel treffen unter anderen die Beschreibung des mittlerweile zum Szenebezirk avancierten Neuköllns auf die fast liebevolle Darstellung des oft nur kritisch bedachten Marzahns – dem »kleinen Bruder« unter den Kiezgeschwistern.
Wie Berlin durch den Einfluss neu zuströmender Bewohner täglich bereichert wird, diese im gleichen Moment aber auch durch die neue Umgebung geprägt werden und sich dem Rhythmus der Stadt anpassen, darauf wird im Kapitel »Berliner Metamorphosen« näher eingegangen. Berlin, so wird hier deutlich, ist und bleibt die Summe seiner Gegensätze.
Bei all der viel zitierten Bewegung und der konstanten Veränderung, bleibt im abschließenden Kapitel »Heimat Berlin« noch zu fragen, was es bedeutet, Berlin als Heimat zu empfinden und wie es ist, Berlin zu verlassen oder auch hierher zurückzukehren.
Trotz aller literarischer Treffsicherheit, genauen Beobachtung und Detailverliebtheit wie Empfindsamkeit der Autoren: Das Berlin und den Berliner gibt es nicht. Trotzdem wurde es während der Arbeit an dieser Anthologie offensichtlich, dass uns bestimmte Beschreibungen dessen, was den typischen Berliner vermeintlich ausmacht, zutreffender erschienen als andere.
Somit kamen wir nicht umhin, uns damit auseinander zu setzen, was für ein Bild wir als Herausgeberinnen von Berlin haben. Das nachzuvollziehen erscheint wichtiger, als unwiderrufliche Aussagen darüber treffen zu wollen, was die wahre Quintessenz Berlins nun schlussendlich sei. So lag es uns am Herzen, ein breites Spektrum an Meinungen in dieser Anthologie zusammen zu führen. Mit Sicherheit wird dabei die Tatsache, dass wir beide gebürtige Berlinerinnen sind, die Textauswahl beeinflusst haben. Denn für uns ist diese Stadt zu allererst Heimat. Wir bekennen: Ganz neutral sind wir deshalb garantiert nicht.
Was für unseren speziellen Fall gilt, trifft natürlich auch auf Sie zu. Die Eindrücke, die Sie während Ihrer Zeit in Berlin sammeln, sagen nicht nur etwas über die Stadt, sondern vor allem auch über Sie selbst aus, über Ihre Interessen und Vorstellungen sowie Ihre Erwartungen an diese Stadt. In diesem Sinne möchten wir Sie dazu einladen, sich auf Ihre ganz eigene Entdeckungstour Berlins zu machen und Ihre persönliche Quintessenz dieser Stadt zu formulieren.
Johanna Drescher & Berit Becker
Großstadt Berlin
Im Wendischen Busch
Die schwierige und künstliche Entwicklung der Stadt prägt sich deutlich in ihrer äußeren Anlage aus. Der zur Formlosigkeit verdammte Geist hat sich einen formlosen Stadtkörper gebildet. […] Berlin ist niemals ein natürliches Zentrum, niemals die vorbestimmte deutsche Hauptstadt gewesen. Es lag von jeher weit ab von den Stammgebieten der deutschen Kultur, ja, der deutschen Geschichte; es ist zu all seiner ungeschlachten Mächtigkeit wie nebenher emporgewachsen.
[…] Alle Hauptstädte Europas sind anders entstanden als Berlin. Sie sind geworden wie sie sind, weil sie von Anfang an natürliche Mittelpunkte waren und Sammelbecken, in denen die besten Energien des Volkes zusammenflossen, wie das Gemeinschaftsbewußtsein wuchs, weil sie das Herz der Länder waren, zu dem alle Kräfte hinstrebten, um gleich auch wieder befruchtet zurückzukehren. Darum finden wir in den Haupstädten wie Paris, Wien, London, Kopenhagen, in Großstädten wie in Hamburg, Köln, Dresden oder München immer eine wirkliche, in sich abgeschlossene Stadtwirtschaft und eine Bevölkerung, die einen Volksextrakt darstellt. Eine Bevölkerung, die einen Volkscharakter darstellt. Eine Bevölkerung, die bestimmte nationale Eigenschaften in Reinkultur verkörpert und in der Alles, was in der Provinz Instinkt ist, Kulturbewußtsein gewinnt. Anders in Berlin. Das ist entstanden infolge eines Vorstoßes pionierender germanischer Stämme ins Wendengebiet. Es ist in der Folge nur gewachsen, wenn neuer Zuzug aus dem Westen, dem Süden oder gar fremden Ländern kam. Stieg die Bevölkerungsziffer, so geschah es, wenn Markgrafen, Kurfürsten und Könige neue Kolonisten in die Mark zogen. Berlin ist buchstäblich geworden wie eine Kolonialstadt, wie im neunzehnten Jahrhundert die amerikanischen und australischen Städte tief im Busch entstanden sind. Wie der Yankee das Produkt von deutschen, englischen, irischen, skandinavischen und slawischen Volkselementen ist, so ist der Berliner das historische Produkt einer Blutmischung, deren Bestandteile aus allen Gauen Deutschlands, aus Holland, Frankreich und den slawischen Ländern stammen.
[…] Von Anfang an ist Berlin ein Opfer seines Dualismus gewesen. Zwei Städte, zwei Verwaltungen, zwei isolierte Interessen: was sagt da die gemeinsame Stadtmauer! Um 1307 erst wurden beide Städte einer einzigen Verwaltung unterstellt; dann aber fand Friedrich der Zweite es bequemer, zwei konkurrierende, aufeinander eifersüchtige und sich gegenseitig lähmende Städte zu beherrschen als eine, die ihm mit geeinter Macht entgegentreten konnte. Er trennte um 1441 schon wieder die Verwaltung und es blieb dann bei einem unfruchtbaren Dualismus bis zum Jahre 1709, bis zu einem Zeitpunkt also, wo der Grundriß der Stadt längst festgelegt worden war. Hätte es sich nun wirklich um zwei selbständige Städte