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Das Erbe der Venatoren: Chronik der Venaroren – Band II
Das Erbe der Venatoren: Chronik der Venaroren – Band II
Das Erbe der Venatoren: Chronik der Venaroren – Band II
eBook305 Seiten4 Stunden

Das Erbe der Venatoren: Chronik der Venaroren – Band II

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Über dieses E-Book

Beinahe vier Jahre ist es her, dass Corvin das Gemetzel im „Stammheim“ überlebte. Jetzt wird Michael, Busters Bruder, brutal in München ermordet.
Die Beziehung zwischen Andrea und Corvin wird auf eine harte Probe gestellt, als Corvin in Lena, der neuen Sozialarbeiterin der Schule eine hartnäckige Verehrerin findet. Außerdem scheint Andrea etwas vor ihm zu verbergen.
Monate vorher feiert eine Schülerin ihren 16. Geburtstag. Am Ende der Feier beschließen die letzten Gäste mit Hilfe eines Quija-Brettes einen Geist zu beschwören. Alle Lichter im Haus verlöschen und eine der anwesenden Schülerinnen, ebenso wie einige Kilometer entfernt auch die Sozialarbeiterin, verliert zeitgleich das Bewusstsein.
Seit dieser Nacht geschehen in Corvins Umfeld beängstigende Dinge.
SpracheDeutsch
Herausgebervss-verlag
Erscheinungsdatum8. Nov. 2020
ISBN9783961272167
Das Erbe der Venatoren: Chronik der Venaroren – Band II

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    Buchvorschau

    Das Erbe der Venatoren - Stefan Deichert

    II

    Titel

    Stefan Deichert

    Das Erbe der Venatoren

    _______________________

    ___________________________________

    Chronik der Venatoren II

    Roman

    Impressum

    Das Erbe der Venatoren

    Chronik der Venatoren II

    Stefan Deichert

    © 2020 vss-verlag, 60389 Frankfurt

    Covergestaltung: Sabrina Gleichman (www.bookcover.eu)

    unter Verwendung eines Motivs von Renata Soszynska

    Lektorat: Chris Schilling

    www.vss-verlag.de

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort 5

    Prolog 7

    Anspiel 11

    Rückblick und Veränderung 15

    Montag, der 18. Mai 2015 29

    Samstag, der 23. Mai 2015 52

    Donnerstag, der 11. Juni 2015 62

    Busters erste Verwandlung 66

    Freitag, der 12. Juni 2015 77

    Dienstag, der 16. Juni 2015 105

    Montag, der 20. Juli 2015 107

    Freitag, der 24. Juli 2015 114

    Lena 135

    Samstag, der 25. Juli 2015 139

    Mittwoch, der 19. August 2015 150

    Urlaub und Heimkehr 161

    Dienstag, der 8. September 2015 (Vormittag) 173

    Buster 182

    Dienstag, der 8. September 2015 (Nachmittag) 185

    Mittwoch, der 9. September 2015 200

    (Ghost)Buster 210

    Dienstag, der 15. September 2015 (Vormittag) 220

    Dienstag, der 15. September 2015 (11:01 Uhr) 237

    Alisa 251

    Dienstag, der 15. September 2015 (11:14 Uhr) 257

    Busters erste Verwandlung 263

    Dienstag, der 15. September 2015 (11:16 Uhr) 278

    Epilog 286

    Epilog – Nachtrag 291

    Vorwort

    Endlich hatte ich meine erste eigene Geschichte „Das Heim der Wölfe" aus meinem Kopf zu Papier gebracht. Ich war erleichtert! All die Gedanken und den Druck, den ich mir selbst in Bezug auf diese Geschichte auferlegt hatte, fielen von mir ab, wie ein Stein. Und ja, ich war auch etwas stolz!

    Natürlich gab ich die Geschichte einigen Freunden und Bekannten zum Lesen. Und neben positiver, aber wohlwollender Kritik, traten viele von ihnen auf mich mit einigen Fragen zu:

    „Und wie geht es jetzt weiter?"

    „Was wird denn nun aus Corvin und seiner Andrea?"

    „Was ist aus Daniel, Joschi und Michael geworden?"

    „Was wurde aus den Venatoren und gibt es sie vielleicht doch noch?"

    Und natürlich: „Was hatte es nun mit den schnell heilenden Bisswunden auf sich?"

    Diese Fragen steckten mich an. Auch ich wollte sie schließlich beantwortet haben. Außerdem hatte ich meine Freude daran entdeckt, eine solche Geschichte zu entwickeln. Also schrieb ich weiter! Um auch diese Geschichte endlich loslassen zu können, schrieb ich die letzte Seite sogar im Krankenhaus kurz nach meiner Blinddarm-OP.

    Auch diese Geschichte wäre ohne das Schulleben in Hungen und ohne die inspirierenden Unterhaltungen mit meinen Freunden farblos geblieben, daher gilt mein Dank wieder all den Menschen in meiner Nähe. In dieser Geschichte werden einige der Fragen (hoffentlich) beantwortet, aber dafür werden neue auftauchen, die irgendwann den Abschluss einer Trilogie fordern werden.

    Homberg /Ohm, März 2015 bis Januar 2016

    Prolog

    Die Gestalt hielt ausreichend Abstand zu Michael. Sie wartete immer einen Augenblick an den Ecken der Häuser, bevor sie diese umrundete, drehte sich aus sicherer Entfernung von ihrem Ziel weg, wenn dieses kurz anhielt oder studierte interessiert einige Schaufenster, wenn der Ende Dreißigjährige sich unerwartet umdrehte.

    Es schien als habe der Verfolger an alles gedacht. Abgesehen von seiner Körperlänge von etwa eins-achtzig konnte man nichts Handfestes über ihn berichten. Die klobigen Turnschuhe, die weiten Freizeithosen und der übergroße Kapuzenpulli ließen kaum einen Rückschluss auf seine Statur zu. Die Kleidung verschleierte perfekt alle sekundären Geschlechtsmerkmale und der Schirm des Baseballcaps, das die Gestalt tief ins Gesicht gezogen hatte, verdeckte bis zur Nasenspitze den oberen Teil ihres Gesichtes. Ihre Haare, wenn sie denn lang genug waren, um unter der Kappe hervorzuquellen, waren durch die Kapuze ihres Pullovers verdeckt, die sie noch über der Schirmkappe trug.

    Um ganz sicher zu gehen, hielt sie die meiste Zeit ihren Kopf gesenkt und hatte ihre beiden Hände tief in den Taschen ihrer weiten Baumwollhose vergraben. Trotz der extremen Vorsichtsmaßnahmen, um nicht erkannt zu werden, waren es gerade diese Attribute, die einigen Leuten auffielen und an die sie sich nach dem Vorfall als ungewöhnliche Tatsachen erinnern konnten. Denn in diesen Tagen hatte der Sommer seine Spitzentemperaturen erreicht. In den letzten beiden Tagen hatte die Sonne die 30 Grad Marke locker hinter sich gelassen und auch heute war es nicht viel kühler. Niemand war bei einem solchen Wetter in dicker, langärmeliger Baumwollkleidung unterwegs. Doch nur die Beschreibung der - zu dieser Jahreszeit untypischen - Kleidung, würde nicht helfen.

    Gegen halb sieben hatte man Michael heute aus dem Sanatorium entlassen. Er hatte sich langsam an die immer wiederkehrenden Tests gewöhnt und sich mit der Tatsache abgefunden, dass sein Leben wohl nie wieder in sogenannten „normalen Bahnen" verlaufen würde. Aber zumindest würde er keine Gefahr mehr für andere sein und den überwiegenden Teil seines Lebens bei seiner Familie verbringen dürfen… und das war für ihn das Wichtigste. Es würde kein Verstecken mehr geben und er würde keine Angst mehr haben müssen. Er würde ein menschenwürdiges Leben führen und dafür war er mehr als dankbar!

    Nach dem kurzen Fußmarsch von nicht mehr als vier oder fünf Minuten erreichte Michael schließlich die U-Bahnstation am Scheidplatz, die ihn nach drei Stationen in die Nähe seines neuen Zuhauses bringen würde. Diese bewohnte er seit knapp vier Jahren zusammen mit seiner jüngsten Schwester und seinem Vater hier in München. Durch Sponsorengelder und staatliche Subventionen für die Forschungsarbeit kam man für das Nötigste auf, um seine Familie zu unterstützen und sich seiner Mitarbeit zu versichern.

    Als Michael die Unterführung zur U-Bahn-Station betrat, schlug ihm eine etwas kühlere, aber auch abgestandene Brise entgegen. Die verbrauchte Luft hier unten vermischte sich mit dem Duft von altem Urin und den Absonderungen der elektrisch aufgeladenen Leitungen. Beim Hinabsteigen versuchte er einen großen Bogen um die überquellenden Mülleimer und die allgegenwärtigen leeren Bierdosen und vollen Kondome zu machen, die wie die verstreuten Leichen eines Kriegsschauplatzes in jeder Ecke dieser unterirdischen Tunnel und Katakomben zu finden waren. Er ahnte nicht, dass er beschattet wurde. Nicht einmal dann, als er aus der Masse der Wartenden heraustrat, um sich direkt vor dem Absatz des Bahnsteiges zu platzieren und die Gestalt direkt hinter ihn an den Rand der Bahngleise trat.

    Ein Lichtkegel, der im Inneren des Tunnels vor ihm um eine Ecke bog, ließ Michael kurz die Augen zusammenkneifen, während er das Gesicht abwandte. Mit einem unangenehm hallenden und quietschenden Klang kam die U-Bahn aus der Tunnelöffnung der Bahnstation heraus und wurde zusehends langsamer, als sie an der Haltestelle abbremste.

    Das jetzt Folgende geschah sehr schnell und konnte nie ganz aufgeklärt werden.

    Zwei Passanten, die in unmittelbarer Nähe von Michael und der vermummten Gestalt ebenfalls auf die Bahn warteten, sagten später aus, sie hätten gehört, wie die Gestalt dem jungen Mann etwas laut zurief, um das kreischende Geräusch der Bremsen zu übertönen.

    In dem Moment als der Zugwagen der Bahn die beiden erreicht hatte, stieß die verhüllte Gestalt hart mit dem Ellenbogen zu. Mehr vor Überraschung, als vor Angst, gab Michael nur ein verwundertes „Humpf!" von sich, bevor er auf die Gleise stürzte und das tonnenschere Personenbeförderungsmittel seinen Körper unbarmherzig erfasste. Neben seiner rechten Hand und seinem linken Bein, die man später beide sauber von seinem Körper abgetrennt auffand, wurde der Rest von Micheal buchstäblich zu einer Masse aus Fleisch und Knochen zermalmt.

    Exakt in diesen Sekunden schien die Station für einige Momente ihre gesamte elektrische Energie zu verlieren. Das Licht flackerte in dem gesamten U-Bahn-Abschnitt, bevor es für eine ganze Minute völlig erlosch. Sämtliche Stromleitungen, inklusive der Überwachungskameras und der Bahn selbst wurden lahmgelegt. Dem entsetzten Geschrei der umstehenden Leute, die den Vorfall beobachtet hatten, gesellten sich nun auch noch die ängstlichen Rufe anderer Passanten durch das Erlöschen des Lichtes hinzu. Übertönt wurde diese Kakophonie nur durch das hochfrequente Kreischen der jetzt vollständig blockierenden Bremsen der einfahrenden Bahn. Die anschwellende Panik durch Michaels Tod und der Ausfall des Stromes verschafften dem Täter mehr als genug Zeit, um ungesehen zu entkommen.

    Anspiel

    „Glauben Sie an Gott?"

    Eigenartigerweise wird mir als Religionslehrer immer wieder diese Frage von meinen Schülern gestellt. Und ich frage mich: Warum? Ich bin weder Pfarrer, noch Priester, sondern nur, unter Anderem, Lehrer für evangelische Religion und doch scheint man vor allem bei mir das Bedürfnis zu haben, mehr über meine spirituelle Einstellung zu erfahren.

    Wenn man den Statistiken glauben darf, gehören knapp vier Milliarden Menschen dieser Welt einer sogenannten monotheistischen Religion an, also einem Glaubensdogma, das an einen einzigen Gott glaubt, den Gott Abrahams und Mose, „Jahve", wie er sich selbst in der Thora (oder dem Alten Testament) vorstellte. Doch natürlich bedeutet die Zugehörigkeit zu einer dieser Religionsgemeinschaften, wie dem Judentum, dem Christentum, dem Islam oder auch irgendeiner anderen Religion nicht zwangsläufig, dass man auch alle Glaubensprinzipien, Praktiken, Rituale und universellen Vorstellungen über das Transzendente mit dieser Gemeinschaft uneingeschränkt teilt.

    Wie würden Sie auf diese Frage antworten?

    Mein Weg zu einem gelingenden Leben und dem vorbehaltlosen Glauben an Gott war immer schon steinig. Aber gehört nicht Glauben und Zweifel auch irgendwie zusammen? Je mehr ich in meiner universitären Ausbildung über die Religion, vor allem über das Christentum erfuhr, desto mehr überschatteten die Zweifel mein Denken und meine Zuversicht in Gott. Die Faszination und die Fragen zu diesem Thema beschäftigten mich bereits in meiner Jugend und während meines Abiturs fragte ich meinen damaligen Religionslehrer, der auch Pfarrer war, wie man denn weiter an seinem Glauben festhalten könne, wenn man bereits so viel Wissen über die geschichtlichen Befunde und Hintergründe der Heiligen Schrift hätte? Seine Antwort war einfach. Während er mir offen, ohne ein Zeichen des Zweifels oder des Überlegens ins Gesicht lächelte, war seine Aussage zu dieser Frage: „Dennoch! Ich war gleichermaßen schockiert und tief beeindruckt. Ganz ähnlich drücke es auch meine Mutter aus, als sie sagte: „Deshalb, Corvin, heißt es auch Glauben und nicht Wissen!

    Wenn der Glaube an den allmächtigen, erlösenden Gott der Israeliten und im Speziellen des Christentums auch ihr Glaube ist, wie weit heftet sich dieser Glaube dann an das heilige Wort oder auch an andere Überlieferungen? Glauben Sie auch an Engel, die Boten Gottes, Schutzengel, die über uns wachen und uns vor Schaden bewahren oder auch an den Satan - Luzifer, den gefallenen Engel, der sich gegen Gott erhob, um seinen eigenen Machtanspruch als „Lichttragender" geltend zu machen?

    Was denken Sie allgemein über psychische Energien, ektoplastische Emanationen, gute oder böse Erscheinungen, wie Dämonen, Dschinns aus der Öllampe oder auch der Heilige Geist, der die Apostel beauftragte, das Evangelium Christi zu verkünden?

    Neben all diesen Glaubensaspekten bleibt noch eine letzte Ungewissheit: Hat jeder Mensch eine Seele, und wenn ja, wo ist sie nach unserem Tod? Geht diese, jedem Menschen gänzlich eigene Energie, die absolute Essenz seines Seins in eine, wie auch immer geartete außerweltliche Form des Daseins über?

    Überall auf unserer Welt haben vereinzelte Menschen es sich zur Aufgabe gemacht, diesen und weiteren Fragen, abseits der bekannten Naturwissenschaften und auch Religionen nachzugehen: Die Parapsychologie, Geisterjäger, spirituelle Medien oder auch Exorzisten spüren seit langem, mit Hilfe unterschiedlichster Praktiken und Hilfsmittel, sowohl technischer, naturwissenschaftlicher, als auch spirituell-religiöser Natur solchen Phänomenen nach. Sie wollen Personen oder Dinge davor beschützen, gefangene Energien freisetzen, oder diese sogar austreiben.

    Aber egal welche Namen, Beweggründe oder auch Formen in den unterschiedlichsten Kulturen, Ländern, Zeitaltern oder Religionen diesen Phänomenen zugesprochen werden, letztlich lassen sich alle unter einem Begriff vereinen: Geister, die ruhelosen Seelen, die auf Erden noch etwas zu erledigen oder einen immerwährenden Auftrag haben - ob im Guten oder im Bösen!

    Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich besonders empfänglich für diese Aspekte des Glaubens war. Ich habe genug Geistergeschichten gelesen und Filme gesehen, um ihre Reaktion, die auch sicherlich meine gewesen wäre, abzusehen. Aber auch diese Geschichte ist eine Sache des Glaubens und nicht des Wissens, denn verständlicher Weise gibt es für das, was mir zugestoßen ist, keine faktischen Beweise. Doch die Erlebnisse der letzten Monate stellten nicht nur mein existierendes, naturwissenschaftliches Weltbild in Frage, sondern eröffneten mir auch neue Perspektiven in Bezug auf meinen Glauben an Gott und das Jenseits. Zumal ich Zugang zum Jenseits hatte, denn: Ich war gestorben! Ich hatte im wahrsten Sinne des Wortes am eigenen Leibe erfahren, wie es ist seine sterbliche Hülle zurücklassen zu müssen und die Nichtigkeit aller irdischen Probleme in einer Sekunde zu erkennen. Unmittelbar hatte ich so erfahren, dass die Wirklichkeit nicht mit Wahrheit gleich zu setzen ist! Aber nur beides zusammen, ob begreiflich oder nicht erklärbar und damit schwer zu akzeptieren, definiert unsere Realität.

    Und dennoch erscheint mir das, was ich erlebt habe, auch jetzt noch als unfassbar...

    Rückblick und Veränderung

    Es sind bereits vier Jahre vergangen, seit eine Abfolge von Ereignissen innerhalb kürzester Zeit mein Leben in vielen Bereichen unwiderruflich verändert hatte.

    Zum Einen lernte ich meine Traumfrau Andrea kennen, in die ich mich buchstäblich auf den ersten Blick verliebte, als sie als neue Referendarin an meiner Schule meinen Weg kreuzte. Ich hatte lange nach einer solchen Frau gesucht. Sie war alles, was ich mir für eine Partnerin erträumte: sie war witzig und wie ich leicht ironisch, Intelligent, einfühlsam, wusste, was sie wollte, war verlässlich, aber dennoch auch manchmal unberechenbar und nicht zuletzt für mich die schönste Frau der Welt.

    Mein sehnlichster Wunsch erfüllte sich, denn auch sie verliebte sich in mich und nach nur wenigen Dates wurden wir ein Paar. Ich gebe zu, die Umstände waren sicher nicht gerade die Besten, aber manchmal findet die Liebe ihren eigenen Weg und in meinem Fall bin ich dafür mehr als dankbar! Etwa zur gleichen Zeit unseres Kennenlernens zog ihre Mitbewohnerin aus ihrer gemeinsamen WG in Gießen aus und meine Wohnung, in der Nähe der GesaHu - der Gesamtschule in Hungen, wurde irreparabel von einem Jahrhundertsturm in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem ich für einige Wochen wieder bei meinen Eltern untergekommen war, die seit meiner Kindheit in Hungen lebten, entschlossen wir uns eine gemeinsame Wohnung in der näheren Umgebung zu beziehen, die genug Platz für uns bot. Sicher fanden viele meiner Freunde, wie auch meine Eltern, die Entscheidung etwas überstürzt, zumal wir auch den gleichen Arbeitsplatz teilten und uns damit eigentlich nie aus dem Weg gehen konnten, aber Andrea und ich fühlten uns in unserer Entscheidung sicher.

    Zu unser beider Glück hatten wir nicht lange zu suchen: eine über 90 Quadratmeter große Dachgeschosswohnung im benachbarten Nonnenroth, einem kleinen Vorort von Hungen, sollte unser gemeinsames Zuhause werden.

    In diesem Ort entstanden zunächst nach dem Zweiten Weltkrieg Zweitwohnungen, sogenannte Ferienwohnungen der etwas betuchteren Bürger der näheren Umgebung. Der Vermieter, Edmund Seule-Carlson, hatte vor etwas über einem Jahr seine fünfzehn Jahre jüngere Frau Anette bei einem tragischen Verkehrsunfall verloren. Daraufhin wurde ihm sein Eigenheim zu groß. Das Dachgeschoss, das vorher nur als Partyraum, Abstellkammer und Hobbyraum diente, hatte der Mittfünfziger, der allerdings gut und gerne zehn Jahre jünger wirkte, in Eigenarbeit renoviert und als Mietwohnung mit einem mittlerweile eigenen Zugang zunächst per Mundpropaganda angeboten. Ich kannte Carlson schon einige Jahre. Nicht nur, weil er schon einige Zeit hier in Nonnenroth lebte, sondern auch, weil er Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Justus-Liebig-Uni in Gießen war, auf der auch ich Lehramt für Evangelische Religion und Geschichte studiert hatte. So hatte ich natürlich auch einige Vorlesungen und Seminare bei ihm belegt. Durch einen Zufall erfuhr ich von der Wohnung und sah sie mir mit Andrea auch gleich zwei Tage später an.

    Die Wohnung entsprach ziemlich genau unserer beider Vorstellungen: Es gab für jeden von uns beiden einen kleinen Raum, um ungestört zu arbeiten. Dann hatte die Wohnung einen ausreichend großen, gemeinsamen Wohnraum. Während ich auf eine größere Garage für meine Lady, meinen schwarzen Mazda MX5 gehofft hatte, ebenso wie auf einen größeren Kellerraum, wünschte sich Andrea eine größere Küche und einen Ort für diverse reptile Haustiere, da sie als Biolehrerin eine gewisse Faszination für diese Geschöpfe entwickelt hatte. Aber wir wussten beide, dass eben nichts perfekt ist und wir Kompromisse eingehen würden müssen. Doch zumindest gab es einen entscheidenden Vorteil für mich: Die Wohnung lag nur zwei Querstraßen von meinem besten Freund Daniel entfernt, den ich auf diese Weise, so oft mir danach war, besuchen konnte.

    Zum Anderen hatten mich die Erlebnisse mit Buster in der gleichen Zeit, als ich Andrea kennen lernte, maßgeblich verändert und geprägt.

    Buster, eigentlich Sebastian Seipp, war mit mir aufgewachsen und damit auch mein ältester Freund. Ich dachte, ich würde alles über ihn wissen, so wie er eben auch alles über mich wusste. So sehr, dass er zum Teil das aussprach, was ich dachte. Im Lauf der vielen Jahren wurde er mehr als nur ein Spielkamerad, ein Partykumpel oder ein guter Zuhörer - er wurde der Bruder, den ich nie hatte. Doch ich sollte herausfinden, dass er seit Jahren ein dunkles und tödliches Geheimnis hütete.

    Nicht ganz zwei Wochen nach dem Ende der langen Sommerferien wurden am Stadtrand von Hungen, nur etwa hundert Meter von den Schulgebäuden entfernt, dem Ort, an dem ich mein halbes Leben verbracht hatte, über ein Dutzend abgenagter, menschlicher Überreste gefunden, als eine Firma damit beauftragt wurde dort einen Mobilfunkturm zu errichten.

    Fünfzehn Jahre lang, immer im Sommer, wenn die Tage am längsten waren, verschwand jedes Jahr ein Mensch im Umkreis von bis zu dreißig Kilometern. Bei zwei der Vermissten ging man davon aus, da sie todkrank und alleinstehend waren, dass sie den Freitod gewählt hatten und sich dafür einen so abgelegenen Ort wählten, dass ihre Überreste wohl erst in vielen Jahren, wenn überhaupt, durch puren Zufall gefunden werden würden. Weiteren Vieren sagte man nach, sie wären einfach durchgebrannt. Zwei Jugendliche, die mit der Situation in ihrem zerrütteten Elternhaus nicht mehr zurechtkamen und so kurzerhand Reißaus genommen hatten, um anderweitig ihr Glück zu versuchen, oder bei einem Freund oder einer Freundin heimlich unterzutauchen, um dauerhaft dem Terror ihrer Familie zu entgehen.

    Einer der beiden, ein Junge namens Heiko Lorenz, schien Busters erstes Opfer gewesen zu sein. Besonders erschreckend war die Tatsache, dass der damals dreizehnjährige Heiko einer von Busters und meinen Schulfreunden aus einer Parallelklasse gewesen war. Erst einige Wochen nachdem Buster als Werwolf enttarnt worden war, dämmerte mir, dass auch ich vermutlich in der Nacht von Heikos Verschwinden gestorben wäre, wenn mich damals nicht eine heftige Grippe ans Bett gefesselt hätte. Eigentlich wollte ich in dieser Sommernacht mit Buster und Heiko zusammen Zelten. Die Erkältung hatte mir damals wohl das Leben gerettet! Doch Heiko hatte nicht so viel Glück gehabt! Ich stellte mir immer wieder die Frage, warum ich, als Busters bester Freund, damals nichts gemerkt hatte. Wie konnte ein Junge so grausam und dabei so berechnend sein? Was musste Buster durchgemacht haben, als er endlich verstanden hatte, was mit ihm vorging? Und wie konnte er Jahr für Jahr mit einer immer neuen Tat leben, ohne dass irgendjemand etwas auch nur erahnte? Ein solches Vorgehen erforderte einen absolut kaltblütigen Verstand, denn Heiko war schließlich nur der Anfang gewesen.

    Bei einem weiteren Vermissten war man sich sicher, da er so gut wie keine nennenswerte Vermögenswerte hinterlassen, aber ansonsten ein gutbürgerliches Leben geführt hatte. Er habe als Glücksritter seine Zelte abgebrochen und sei ins Ausland ausgewandert. Dem vierten, einem Geschäftsmann des höheren Managements, sagte man eine tiefgreifende Affäre mit einer jüngeren Frau nach, mit der er das Land und damit seine Ehefrau und seine beiden Kinder verlassen habe. Die polizeilichen Akten waren in diesen Fällen zwar nicht geschlossen worden, hatten aber recht schnell kaum noch Beachtung gefunden, zumal bei keinem dieser Leute irgendwelche Indizien, geschweige denn Beweise gefunden worden waren, die auf einen Gewaltakt von weiteren Beteiligten schießen ließ.

    Bei den restlichen neun Opfern war es nicht ganz so einfach gewesen. Man hatte in jedem dieser Fälle eine Sonderkommission eingerichtet, hatte das Telefon des Lebenspartners oder der Eltern überwachen lassen, auf eine Nachricht der mutmaßlichen Entführer gewartet, die Bevölkerung um ihre Mithilfe gebeten und mit großer Sorgfalt und einem oft eben so großen Aufgebot von Beamten erfolglos die nähere Umgebung durchkämmt. An keinem der wahrscheinlichen Entführungsschauplätze war verwertbares Genmaterial eines potentiellen Täters gefunden worden und so waren die Ermittlungen schließlich im Sande verlaufen.

    Da die Opfer, abgesehen von dem ungefähren Zeitraum ihres Verschwindens in jedem Jahr, keinerlei, wie auch immer geartete Verbindung oder Gemeinsamkeiten aufwiesen, blieb der Polizei ein gemeinsamer Nenner dieser Fälle verborgen. Auch die Schwester von Jörg Heidrich, einem alten Bekannten aus Schulzeiten, gehörte zu den Opfern. Da ihn dieses traumatische Erlebnis nicht los ließ, wurde „Joschi", wie wir ihn nannten, schließlich Polizist und hatte am Ende einen weiteren mentalen Schlag einzustecken, als er, eher durch Zufall, die Überreste seiner eigenen Schwester identifizierte. An einigen der Opfer fanden sich Haare, die man genetisch jedoch keiner bekannten Spezies zuordnen konnte. Doch die Haare, die Gräber, der Jahreszyklus und die größtenteils abgenagten Körper sollten sehr bald einen Sinn ergeben.

    Nachdem ich einige Nachforschungen angestellt hatte, stellte sich heraus, dass die Toten, ebenso wie eine ehemalige Schülerin meiner Abschlussklasse des vorherigen Jahres, Opfer eines Menschen mit einem seltenen Gendefektes waren, der ihr Fleisch zum eigenen Überleben brauchte. Diese genetische Mutation, medizinisch bekannt unter dem Namen „Lycantropie, verwandelt im Endstadium der Krankheit seinen Träger in eine wolfsähnliche, gewissenlose Kreatur - einen Werwolf! Leider erkannte ich zu spät, dass mein Freund Buster diese gesuchte Bestie war. Zur gleichen Zeit verfolgte Andrea ihrerseits einige Hinweise und stieß dabei auf einen Geheimbund, der sich die „Venatoren nannte. Dieser Orden hatte es sich über viele Jahrhunderte hinweg zur Aufgabe gemacht, die Welt vor diesen dämonischen Wesen zu schützen. Auch Andrea stieß

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