Eine Braut für den Doc?: Dr. Brinkmeier Classic 30 – Arztroman
Von Sissi Merz
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Über dieses E-Book
Max war damals nicht ganz im Frieden von zu Hause geschieden, und jetzt überlagern sich bei ihm verschiedene existentielle Gefühle.
In Afrika hat er eine wirkliche Lebensaufgabe gefunden. In der Heimat wird er dringend benötigt.
Die Ärztin, der seine große Liebe gilt, wirkt mit ihm gemeinsam auf der Missionsstation und ist inzwischen fest verwurzelt auf dem afrikanischen Kontinent.
Dr. Max Brinkmeier muß sich entscheiden – und Sie erwartet die spannendste, gefühlvollste Arztromanserie! Die beliebte Schriftstellerin Sissi Merz erreicht in diesen eindrucksvollen Romanen den Höhepunkt ihres Schaffens.
»Chefin, kann ich heut ein bissel früher gehen? Die Chorprobe beginnt schon um sechse.« Susi Angerer, die einzige Angestellte in der Rosenapotheke, schaute Anna Stadler fragend an. Die aparte Blondine hatte nichts dagegen. Sie war damit beschäftigt, den Bestand an Medikamenten zu prüfen, was nicht eben zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zählte. »Geh nur, kannst abschließen, ist eh nix los heut. Ich mache auch bald Feierabend«, erwiderte sie freundlich. Susi verharrte noch einen Moment in der offenen Tür zum hinteren Zimmer und lächelte vielsagend. »Aha, Sie sind also verabredet. Und man muss wohl net fragen mit wem …« Anna maß das Madel mit nachsichtiger Strenge. Die Apothekerin von Wildenberg mochte Susi, weil sie das Herz auf der Zunge trug. Manchmal waren ihre Reden aber für Annas Geschmack doch ein wenig zu direkt. »Willst früher Feierabend machen oder mich pflanzen? Musst dich schon entscheiden, denn beides zusammen wird net gehen.« Susi hob beschwichtigend die Hände. »Ich werde mir die Chefin verärgern, das fehlte noch!« »Klingt schon besser«, schmunzelte diese.
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Buchvorschau
Eine Braut für den Doc? - Sissi Merz
Dr. Brinkmeier Classic
– 30 –
Eine Braut für den Doc?
Sissi Merz
»Chefin, kann ich heut ein bissel früher gehen? Die Chorprobe beginnt schon um sechse.« Susi Angerer, die einzige Angestellte in der Rosenapotheke, schaute Anna Stadler fragend an. Die aparte Blondine hatte nichts dagegen. Sie war damit beschäftigt, den Bestand an Medikamenten zu prüfen, was nicht eben zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zählte.
»Geh nur, kannst abschließen, ist eh nix los heut. Ich mache auch bald Feierabend«, erwiderte sie freundlich.
Susi verharrte noch einen Moment in der offenen Tür zum hinteren Zimmer und lächelte vielsagend. »Aha, Sie sind also verabredet. Und man muss wohl net fragen mit wem …«
Anna maß das Madel mit nachsichtiger Strenge. Die Apothekerin von Wildenberg mochte Susi, weil sie das Herz auf der Zunge trug. Manchmal waren ihre Reden aber für Annas Geschmack doch ein wenig zu direkt. »Willst früher Feierabend machen oder mich pflanzen? Musst dich schon entscheiden, denn beides zusammen wird net gehen.«
Susi hob beschwichtigend die Hände. »Ich werde mir die Chefin verärgern, das fehlte noch!«
»Klingt schon besser«, schmunzelte diese. »So ganz Unrecht hast zwar net, denn ich will nachher tatsächlich noch beim Max Brinkmeier vorbeischauen. Aber zuerst ist Ratssitzung. Und da darf ich nun mal net fehlen.«
Anna hatte die Rosenapotheke vor gut zwei Jahren von ihren Eltern übernommen, die den Ruhestand im sonnigen Süden genossen. Johann Stadler war von jeher Mitglied im Gemeinderat gewesen. Und mit der Apotheke hatte Anna diese Verpflichtung quasi von ihrem Vater geerbt. Sie interessierte sich zwar ein wenig für die Kommunalpolitik, hätte sie das Amt aber nicht als Muss betrachtet, wäre sie den Sitzungen lieber fern geblieben. Zumal Alois Burgmüller, der ehrenamtliche Ortsvorstand von Wildenberg, diese Zusammentreffen stets nutzte, um mit der hübschen Blondine zu flirten. Seit der Großbauer und Viehhändler verwitwet war, gebärdete er sich wie ein flotter Hirsch und bildete sich trotz Herzschwäche und Übergewicht ein, noch Chancen bei der Damenwelt zu haben. Anna, die Max Brinkmeier gern hatte, fühlte sich von diesen ewigen Flirtversuchen ziemlich genervt.
»Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, dann würde ich den Ratssitz abgeben«, meinte Susi nun nachdenklich. »Ist eh nur eine Zeitverschwendung. Der Burgmüller macht am End doch, was er will, der Geschaftelhuber, der bräsige.«
Anna musste lachen. »Ja, ganz Unrecht hast net, Susi. Aber es ist doch schon wichtig, dass ihm einer auf die Finger schaut. So ganz ohne Kontrolle würde der Alois wohl nur noch auf seinen eigenen Vorteil schauen. Ich denk dabei an den unseligen Skilift, den wir ihm ja vereitelt haben. Und bei der Stiftung von der Berggräfin hat er sich ebenfalls unsagbar aufgespielt.«
Susi nickte. »Ja, das stimmt. Der Hochwürden hat den Burgmüller fei schon oft ordentlich ausgetrickst. Aber im Moment hat er gewiss was anderes im Sinn. In zwei Wochen ist doch das große Adventskonzert in der Kirche. Dafür proben wir ja schon seit einem Monat. Da kommt dieser Knabenchor aus Berchtesgaden, den leitet der Neffe vom Hirtner. Mei, das wird was Besonderes, Sie werden sehen …«
Tatsächlich unterhielten sich die Ratsmitglieder bereits über das Konzert, als Anna Stadler später am Abend den Nebenraum des Wirtshauses betrat, wo die monatliche Ratssitzung stattfand. Dominik Hirtner, der Dorfpfarrer, hatte Programme verteilt und beantwortete gerne interessierte Fragen. Dass der Erlös des Konzerts für die Renovierung des Kirchendachstuhls verwendet werden sollte, schien Alois Burgmüller gegen den Strich zu gehen. Missmutig saß er auf seinem Platz am Kopfende des Tischs, die große Schelle neben sich, und kramte in Papieren. Anna vermutete, dass es ihm zuwider war, wenn irgendwo etwas für den guten Zweck passierte, das er nicht als Hauptperson organisierte. Außerdem war der Burgmüller auf seinen alten Schulfreund Hirtner seit einer Weile sowieso schlecht zu sprechen, denn dieser hatte ihm ein Ehrenamt streitig gemacht. In der Beziehung regierte der Ortsvorstand sehr empfindlich.
Anna nahm sich ein Programm und setzte sich auf ihren Platz zur Rechten des Bürgermeisters. Während der Ochsenwirt eine Runde servierte, die die Mannsbilder an den Tisch lockte, knurrte Alois: »Gewiss bist auch begeistert von dem Konzert, Anna, net wahr? Der Hirtner tut so, als wäre das sein Verdienst. Ja, mei, den Ruhm ernten, den andere verdient hätten, das kann er fei besonders gut.«
»Alois, was bist denn so grantig?«, wollte Anna freundlich wissen. »So ein Adventskonzert ist doch was Schönes. Freu dich halt, wenn wir hier in Wildenberg auch was für die Kultur tun.«
»Darum geht es net«, brummte der Bürgermeister.
»Ich weiß. Du bist sauer auf unseren Hochwürden, weil sich die Kirche jetzt um das Jugendprojekt auf dem Bergschloss kümmert, und zwar vertreten durch die Person Hirtner. Kannst denn das net endlich mal vergessen und friedlich sein?«
»Na, kann ich net«, fuhr der Burgmüller auf. »Ich hab das Projekt angeleiert, alle Vorbereitungen getroffen. Und dann muss die Gräfin alles dem Hirtner übertragen. Das ist ungerecht!«
»Mei, Lois, was hast wieder?« Dominik Hirtner, ein großer, schlanker Mann mit dunklem Haar und gütigen Augen, maß seinen alten Spezl gelassen. »Ich hab dir angeboten, dich auch weiterhin an dem Jugendprojekt zu beteiligen. Aber du hast ja abgelehnt. Wie kann ein Mensch denn nur so stur und nachtragend sein?«
Der Burgmüller maß den Geistlichen mit einem düsteren Blick, dann schwang er die große Schelle und verkündete: »Ich eröffne hiermit die Sitzung. Wir haben heut net viel zu besprechen, deshalb schlage ich vor, dass wir auf eine Tagesordnung verzichten und dem Hochwürden gleich das Wort erteilen.«
Da niemand etwas dagegen hatte, berichtete Dominik Hirtner über den aktuellen Stand der Proben und kam zu dem Schluss: »Es läuft alles nach Plan, nächste Woch’ kommt der Knabenchor, dann können wir noch einige gemeinsame Proben ansetzen. Der Vorverkauf der Karten hat sich gut angelassen, der Erlös wird wohl den Erwartungen entsprechen.«
»Aber er deckt nur einen kleinen Teil der Renovierungskosten des Dachstuhls ab«, gab Alois zu bedenken. »Wieso machen wir net noch eine Tombola, verkaufen Lose? Das würde einen schönen zusätzlichen Gewinn einbringen.«
»Das passt sich doch net bei einem Adventskonzert«, wandte Kurt Taschner, der Schullehrer, ein. »Außerdem müssten wir dann erst mal die Preise beschaffen. Ich glaube net, dass sich das im Endeffekt rechnet.«
»Dann eben net«, brummte der Bürgermeister übellaunig.
Anna Stadler wunderte sich, dass Alois so schnell aufgab. Sie warf Hochwürden einen fragenden Blick zu, dieser hob abgedeutet die Schultern. Die junge Apothekerin bemerkte, dass der Ortsvorsteher blass geworden war, auf seiner Stirn sammelte sich Schweiß, und seine Hand wanderte immer wieder unbewusst zum Herzen. Anna wusste, dass der Burgmüller seit einer Weile einen Herzschrittmacher hatte. Vorher war es ihm oft schlecht gegangen, aber seit dem kleinen Eingriff hatte er eigentlich keine Beschwerden mehr. Sie nahm sich vor, ihn nach der Sitzung darauf anzusprechen.
»Es geht mir net so gut, das stimmt«, gestand er ihr dann auch zu. »Aber das hat nix mit dem Herzen zu tun. Hab einfach zu viel Stress in letzter Zeit.« Er warf Anna einen vielsagenden Blick zu. »Gäbe es eine Frau in meinem Leben, die sich ein bissel um mich kümmert, wäre das wohl anders. Aber leider …«
»Die Lisa sorgt sich gewiss um dich«, meinte sie diplomatisch, doch Alois knurrte: »Eine Schwiegertochter ist net das, was ich gemeint habe. Aber du denkst ja eh nur an unseren Doktor.«
»Tja, Alois, so ist das Leben. Ich tät dir aber raten, dich mal wieder vom Max untersuchen zu lassen. Dass du trotz des Schrittmachers Beschwerden hast, ist ja net normal.«
Der Burgmüller wurde blass. »Woher weißt davon? Ich hab den jungen Brinkmeier verpflichtet, keinem was von dem Ding in meiner Brust zu erzählen. Wie konnte er nur …«