Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Kall und der Zauberer
Kall und der Zauberer
Kall und der Zauberer
eBook99 Seiten1 Stunde

Kall und der Zauberer

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

In diesem schönen Buch erzählt Eva Rechlin die unterhaltsame Geschichte des kleinen Kall und seinem Zauberonkel Balthasar. Balthasar sorgt mit seinen übernatürlichen Kräften für so manche Überraschungen, die das Leben von Kall regelmäßig auf den Kopf stellen.Kall und der Zauberer diente sogar als Buchvorlage für ein kurze aber schöne gleichnamige Serie im ARD.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum7. Dez. 2020
ISBN9788711754351
Kall und der Zauberer

Mehr von Eva Rechlin lesen

Ähnlich wie Kall und der Zauberer

Ähnliche E-Books

Kinder für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Kall und der Zauberer

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Kall und der Zauberer - Eva Rechlin

    www.egmont.com

    Ak alle Aufregungen anfingen, saßen Vater, Mutter und Kall gerade in der Wohnküche beim Mittagessen. Die Eltern hatten ihre Teller längst geleert. Der Vater lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schmauchte seine Tabakspfeife. Ihm gegenüber saß die Mutter und rang ungeduldig die Hände. Kall, ihr Sohn, brachte sie gerade wieder einmal zur Verzweiflung. Er flegelte über seinem Teller am Tisch und stocherte mißmutig im Essan. Schließlich warf er sich sogar überdrüssig zurück gegen die Stuhllehne und fing an, im Walzertakt mit der Gabel gegen den Tellerrand zu trommeln: Rimmtata-rimmtata-rimmtata.

    Dazu sang er laut: „Rosenkohl-Rosenkohl hängt mir zum Hals heraus …"

    Der Vater schlug mit der Faust auf den Tisch und brüllte: „Zum Donner nochmal, du ißt, was auf den Tisch kommt! Beeilung!"

    Jammervoll bedeckte die Mutter ihr Gesicht mit beiden Händen und seufzte: „Können wir denn nie, nie, nie in Frieden mahlzeiten? Iß doch endlich den Teller leer, Kall, damit ich abwaschen kann!"

    Jetzt pokelte Kall mit der Gabel in seinem Haarschopf herum und meinte: „Ich würde das schmutzige Geschirr ja einfach immer aus dem Fenster schmeißen. Oder überhaupt nur Kuchen essen, dazu braucht man keinen Teller."

    Zum zweiten Mal schlug der Vater auf den Tisch und drohte: „Wenn du nicht augenblicklich den Teller leer ißt …"

    Die Mutter hielt sich die Ohren zu und sank gequält nun endlich auch nach hinten gegen die Stuhllehne.

    „O nein! stöhnte sie, „muß denn alles immer erst kalt und schwer verdaulich werden?

    Kall trommelte wieder mit der Gabel gegen den Teller und sang dazu: „Das Fett ist kalt – die Kartoffeln sind alt – gleich wird die Mahlzeit an die Wand geknallt …"

    Der Vater ging langsam und zombebend von seinem Stuhl hoch, Kall duckte sich ein wenig, und die Mutter hielt sich schon die Augen zu. In diesem Augenblick klingelte schrill wie eine Schulglocke die Klingel an der Haustür, und die ganze Familie erstarrte vor Überraschung. Sie waren unbedeutende Leute. Wer konnte sie zu dieser Stunde besuchen?

    Verwirrt stand die Mutter auf und ging aus der Küche. Das Klingeln war so überraschend, daß sogar Kall still sitzen blieb. Er und sein Vater horchten gespannt. Sie hörten draußen im Flur kurz eine Männerstimme, die etwas Unverständliches sagte, und gleich darauf schlug die Haustür wieder zu, und die Mutter kam zurück in die Küche. In der rechten Hand schwenkte sie ein großes Kuvert mit vielen bunten Briefmarken und rief: „Ein Eilbrief aus Afrika! Kall sprang sofort auf, stolperte über ein Stuhlbein, warf sich gegen seine Mutter und versuchte wie ein toller Hund, ihr den Brief zu entreißen. Blitzschnell riß sie den Brief in die Höhe und schalt: „Kall! Finger weg! Der Brief ist für Papa!

    „Aus Afrika? fragte der Vater ungläubig und griff nach dem Brief. „Zeig her. Was kann von da schon kommen?

    Vorsichtig öffnete er das Kuvert mit seiner fettigen Gabel. Er wollte die fremden Briefmarken nicht beschädigen.

    „Was kann wohl darin stehen? sinnierte die Mutter laut. „Es kann ja nur ein Brief von Onkel Tim sein. Oder haben wir sonst noch Verwandte in Afrika? Nein. Außer Onkel Tim haben wir keine Verwandten in Afrika. Also, was schreibt der gute Alte? Lies vor!

    Auch Kall war schon ungeduldig. Er schlug mit der Faust auf den Tisch, wie der Vater es ihm immer so schön vormachte, und brüllte:

    „Vorlesen, zum Donner!"

    Seine Manieren waren wirklich schlimm.

    Der Vater fing an vorzulesen: „Mein lieber Neffe!"

    „Aber Papa, rief Kall, „für einen Neffen bist du doch schon viel zu alt. Also ist der Brief für mich!

    Dabei langte er über den Tisch und wollte seinem Vater den Brief aus Afrika wahrhaftig einfach wegnehmen. Die Mutter fing seinen Arm ein, als haschte sie eine Eidechse, und erklärte: „Papa ist aber Onkel Tims Neffe. Du bist nur sein Großneffe. Lies weiter, Mann!"

    Der Vater begann noch einmal: „Mein lieber Neffe! Zuerst möchte ich Dich und Deine liebe Frau herzlich grüßen und Euch ein gesundes neues Jahr wünschen …"

    Kall hielt sich den Bauch vor Lachen und gluckste: „Haaaooouuaah! Neujahr ist doch längst vorbei!"


    Die Finger des Vaters trommelten so gereizt auf der Tischplatte, daß es sich anhörte, als wäre ein ganzes Reiterregiment im Anzuge, um Kall über den Haufen zu rasen. Schließlich ballten sich die Finger wieder zur Faust, die Hand donnerte wie ein Schmiedehammer nieder, und der Vater brüllte: „Ruhe!"

    Die Mutter sank erschöpft auf ihren Stuhl und flehte: „Gebt doch einmal im Leben Ruhe! Kall, Onkel Tims Bananenplantage liegt so tief im Urwald, daß es sehr, sehr lange dauern kann, bis ein Brief von ihm bei uns eintrifft. Bitte, laßt uns den Brief jetzt endlich weiterlesen."

    Grimmig las der Vater weiter: „Ich schreibe heute ausnahmsweise, weil ich eine sehr wichtige Nachricht für Euch habe. Ich werde nun allmählich alt, und meine Kräfte lassen nach. Ich kann deshalb die Arbeit auf meiner Bananenplantage nicht mehr schaffen …"

    „Der arme alte Onkel Tim!" jammerte die Mutter.

    „Ruhe! sagte der Vater und fuhr fort zu lesen: „Nun weiß ich ja, daß es Euch zwar nicht schlecht, aber auch nicht gerade gut geht und möchte Euch deshalb meine Bananenpflanzung hier im Urwald schenken. Dazu müßt Ihr freilich herkommen und sie in Besitz nehmen …

    Der Vater kam nicht weiter. Wie ein Hühnerhund sprang Kall in die Luft und danach mit beiden Füßen auf seinen Stuhl. Dort tanzte er umher wie ein betrunkener Schimpanse und gröhlte: „Nach Afrika! Nach Afrika! Babbeldibubbeldibobbeldida! Alle Mann nach Afrika!"

    Drohend hob der Vater diesmal gleich beide Arme und ließ seine Fäuste mitsamt dem Brief auf den Tisch knallen, daß das Geschirr hochhopste.

    „Zum Donner! Was soll dieser Affentanz? Augenblicklich bist du ruhig!"

    Aber Kall beruhigte sich erst, als seine Mutter wie eine geübte Dompteuse einfach nach ihm griff, ihn vom Stuhl zerrte und wieder zum Sitzen zwang.

    „Laß den Vater doch endlich mit dem Brief fertig werden! schalt sie. „Vielleicht mögen wir ja gar nicht nach Afrika? Es soll dort ziemlich warm sein.

    „Ganz richtig, meinte der Vater, „einen solchen Schritt über Hunderte von Breitengraden hinweg muß man erst gründlich beschlafen! Würdet ihr wohl jetzt die Güte besitzen, mich weiterlesen zu lassen? Hört zu, was Onkel Tim sonst noch schreibt: … ,doch bevor ich euch meine Bananenpflanzung überlasse, müßt Ihr erst einmal zur Besichtigung hierherkommen. Kommt jedoch auf keinen Fall gleich mit Sack und Pack und Kind und Kegel. Das würde erstens zu teuer, und zweitens könnte es immerhin sein, daß es Euch hier dann doch nicht gefällt oder daß Ihr mir nicht gefallt oder daß es Euch zu heiß ist…

    „Recht hat er, der gute alte Onkel Tim, sagte die Mutter, „auf alle Fälle muß man sich die Sache erst einmal ansehen, ehe man sie sich schenken läßt. Wir fahren erst mal nur zur Besichtigung hin, so daß wir immer noch nein sagen können, wenn es uns nicht paßt.

    „Onkel Tim schreibt, fuhr der Vater fort, „daß wir deshalb nicht gleich mit Kind und Kegel kommen sollen. Ja, da wird einer wohl vorläufig zu Hause bleiben müssen, denke ich.

    Und dabei blickte er seinen Sohn Kall bedeutungsvoll an. Kall schwenkte seinen Kopf zwischen den Eltern hin und her, als sähe er den beiden beim Ping-Pong-Spiel zu, doch es gab keine Hoffnung. Die Mutter nickte nur zu diesen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1