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Tarzaniade
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eBook108 Seiten1 Stunde

Tarzaniade

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Über dieses E-Book

Mit viel Wortwitz und literarischen Anspielungen schrieb Friedländer diese aberwitzig-surreale Parodie auf die Tarzangeschichte von Edgar Rice Burroughs. – Der englische Lord Beefteak reist mit seiner Gattin, Lady Florence, nach Afrika. Sie errichten eine Blockhütte, um ihrer kleinen Familie – die Lady ist hochschwanger – ein Heim zu bieten. Lord und Lady überleben den Urwald nicht und ihr Söhnchen wird von einer Affenmutter großgezogen. Aus dem kleinen Lord Beefteak wird Tatütatarzan, kurz Tatü genannt, der Herr des Dschungels. Eines Tages dringt ein Professor aus den USA samt seiner hübschen Tochter auf der Suche nach einem Goldschatz in die von jeder menschlichen Zivilisation weit entfernte Welt Tatüs ein. Die Professorentochter und der Lord alias Tatü verlieben sich. Aber bis sie ein Paar werden, müssen sie noch manches Abenteuer mit wilden Eingeborenen, Schurken, Spionen und Bombenlegern bestehen ...-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum15. Jan. 2016
ISBN9788711489352
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    Buchvorschau

    Tarzaniade - Salomo Friedländer

    www.egmont.com.

    I.

    Lord Beefteak à la Tarzan

    oder

    Unter uns Affen

    Zuviel Wasser — Schmücke dein Heim auch in der Wildnis — Da legst di nieder — Pfaffen mit und ohne Pf — Der viel zu weisse weise Affe — Buff-Buff-Buff — Es dämmert ihm — Mang die Bäume

    Der gute König von England sagte eines Tages zu einem netten jungen Menschen:

    „Mein lieber Lord-Beefteak, wir haben da so an der Westküste von Afrika (Sie wissen doch, der bekannte Erdteil, wo man mitunter noch im dunkeln tappt) eine Kolonie. Nu sagen Se mal, was ist denn dort eigentlich los? Wir geben Ihnen den ehrenvollen Auftrag, sich mal dort umzuschauen. Auf frohes Wiedersehen, mein lieber Lord!"

    Der Lord, nicht faul, sagte seiner Lady:

    „Florence, du hast ja ein Mordsschwein! Kommst mit nach Afrika, wo du mitunter noch so im dunkeln tappst, amüsierst dich kaputt, kokettierst mit den Affen. Mach’ dich rasch reisefertig!"

    Florence hüllte sich wasserdicht ein, hauchte Küsse auf schnatternde Verwandtenlippen und sauste im Auto zur Nahulda, einem anspruchslosen Schiff, das der Lord gemietet hatte. Und weg waren sie, sind sie, werden sie sein. Verschollen. An der bekannten Napoleonsinsel fanden neugierige Kriegsfregatten die Trümmer des Schiffes. Die Trauer der Erben können sich sogenannte lachende Erben schwer vorstellen; das will aber nichts besagen. Immerhin, was war denn nun eigentlich passiert?

    Nahulda war schon proper. Aber ohne Rücksicht auf den äusserst interessanten Umstand der Lady Florence meuterte die Mannschaft und schmiss nach Ermordung der vielleicht doch allzu befehlshaberischen Offiziere den Lord mit seiner hochschwangeren Gattin an eine urwaldwilde Küste. Das ist natürlich nicht zu billigen, aber wohl zu verstehen. Wie konnte denn der Lord ein x-beliebiges Schiff benutzen? Na, aber was ist hinterher zu machen? Er sagte es sich zu spät. Und die Lady hatte noch nicht den echten Protest gegen den Mann, wie ihn eine rechtschaffen moderne Frau haben sollte. Viele Leute, besonders Frauen (eben Frauensleute) gehen an ihrer Unmodernität zugrunde. Halunken oben, Halunken unten. Kapitän und Offiziere disziplinierten die Mannschaft bis zur Grausamkeit, wohingegen andererseits wiederum diese Mannschaft eigentlich undisziplinierbar war. Eine Gesellschaft, wo jeder gern befehlen, niemand gern gehorchen will, muss natürlich explodieren. (O, Europa!) oder (wie der alte Europapapa Goethe bedauert): „Das wollen alle Herren sein, und niemand ist Herr von sich."

    Wenn Sie an so einer wilden Küste stehen, da wundern Sie sich aber. Da glauben Sie sich in einem zoologischen Garten. Löwen, Panther, Affen, Hyänen geben Ihnen da Gratiskonzerte. Nur fehlen die gewissen schützenden Gitterstäbe zwischen Menschen und Tieren. Gewiss hätte Lord Beefteak seinem Weibe, sich selber, vor allem dem noch Ungeborenen zuliebe den Urwald sehr gern in einen zoologischen Garten umgewandelt. Aber man weiss ja ohne weiteres, wie schwach die Kraft eines einzelnen Lords ist, selbst wenn seine noch schwächere Lady mit Hand anlegt. Einstweilen beschäftigte sich diese mit Zittern und war bei Gott anlehnungsbedürftig genug. Na nu musste der Lord arbeiten. Kräftiger Junge, der er war, gelang es ihm, hoch in den Bäumen eine Art Schutzdach anzubringen, über das die kleinen Aeffchen, die von Ast zu Aesten sprangen, bass erstaunt waren. Leider aber gibt es, wie jedermann weiss, auch sehr grosse Affen (die anwesenden ausgeschlossen, die ja höchstens bildlich gemeint sein könnten). Wir wollen hoffen, dass Lady Florence fromm genug ist, sich an lauter Affen nicht etwa zu versehen. War das eine Situation! Wohl gab es auch Vorhänge. Aber was ist ein Vorhang gegen eine Pantherkralle? Zum Glück sind auch wilde Tiere teils nervös, teils neugierig. Der Mensch, der unbewaffnet in den Urwald geht, geniesst eine gewisse Schonzeit, bis die Bestien sich an seinen Anblick gewöhnt haben. Erst dann schliessen die kleineren mit ihm vielleicht Freundschaft, während die grösseren nichts aus ihm zu machen wissen als Schnitzel. Eventuell erfreuen sich seiner die menschenfressenden wilden Menschen, deren Kannibalismus sich nur in roheren Formen bewegt als der der zivilisierten Leute. (Z. B. frisst der Verleger meistens seinen Autor auf, ersetzt aber die unmittelbar blutige Methode durch die feinere finanzielle, nur sehr mittelbar blutige.)

    Lord Beefteak war nicht einmal unbewaffnet. Man hatte ihm sein kleines Arsenal mitgegeben, überhaupt sein Gepäck, worunter Proviant und Kochgeräte nebst Streichhölzern sich befanden. Lord und Lady konnten lunchen, dinieren usw. nach Herzenslust. Aber, wie der Englishman gern sagt, mein Haus ist meine Burg. Sie hausten noch nicht. Daher ging der Lord an den Bau einer Hütte. Bäume und Lehm gab es in Unmengen. Der Lord hatte Verstand und zwei starke Hände. Resultat: ein geschmackvolles Blockhaus mit Fenstern und Tür. Auch Möbel sind kinderleicht herzustellen, wenn man sonst keine Sorgen hat. Welches Glück! Ein eigenes Heim. Reizender Kindersegen in Aussicht. Aber es kann der Aermste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Menschenaffen nicht gefällt.

    Ein zu kurioses Tier. Man sollte meinen, ein einzelnes Lord-Ehepaar könnte der Urwald schon vertragen. Raum für alle hat die Erde, und was dergleichen Redensarten mehr sind. Aber nicht nur die Menschen empören sich gegen ihre Lords. Auch Menschenaffen haben diese Tendenz zur Revolution gegen Ueberhebung. Der Menschenaffe überschritt die Schwelle der Hütte. Mit „Nehmen Sie bitte Platz!" war hier nichts auszurichten. Der Herr Menschenaffe fletschte ein Gebiss, gegen das die Tastatur eines Bechsteinflügels wie Mausezähnchen abstach. Er drohte, den Lord so leicht zu zerknacken, wie wir einen Floh oder (Gott behüte) eine Laus. Aber die junge Lady schoss ihn, halb aus Versehen, tot. Ihr Dankgebet steigt wahrscheinlich immer noch zum Himmel, der ja sehr hoch ist. Nur bedenke man: die Lady war nicht koscher, d. h. sie stand vor der Niederkunft, und das Begebnis hatte was Beschleunigendes. Auf diese komische Weise erhalten wir aber den Helden dieses schönen Buches. Und ach, hier darf es nicht heissen:

    „Das Oechslein brüllte,

    Das Kindlein schrie,

    Die heil’gen drei Könige sangen."

    Obgleich gewiss jede Menschengeburt an die des Krippenkindleins erinnert. Nein, eine ganze Menagerie wilder Tiere begleitete das freudige Ereignis mit disharmonischen Naturlauten. Kein Wunder, dass die junge Mutter sich die Schrecknisse mit wohltuendem Wahnsinn verdrängen musste. Sie bildete sich ein, sie wäre zu Hause auf gut europäische Manier. Und der Herr Lord bestärkte sie in diesem Wahn, um seine Ruhe zu haben. Er schrieb seine Memoiren; jagte; las in seiner kleinen Bibliothek.

    Eines Tages war die Lady tot. Schade, aber nicht mehr zu ändern. Mit so einem Lord ist es auch nicht weit her. Statt sich zu ermannen, liess er sein Köpfchen hängen. Das Söhnchen wimmerte. Eins ganz üble Sachlage. Und dicht dabei diese entsetzlichen Menschenaffen. Ich würde das nicht eine Minute aushalten. Ausmalen tue ich es mir gern. Immer der brutalste Riesenaffe herrschte absolut über die anderen Affen, die ihm diese Herrschaft mehr oder weniger unheimlich neideten. (Weltgeschichtliche Perspektive?) Auch neben ihm gab es eine junge Affenmama, die ihren Säugling zärtlich am Busen hegte. Und der Unhold puffte sie so grässlich, dass der stürzte und starb. Das genügte dem absoluten Affenmonarchen, er besänftigte sich wieder. Man beachte nun wohl, sonst kann man das Folgende schwer verstehen: dort in der Hütte junge tote Mutter mit lebendem, hier lebende Affenmutter mit nur allzu totem Söhnchen. Die kindische Frage, was die Vorsehung jetzt veranstaltet, ist beschämend leicht zu beantworten.

    Die Affenmutter quetschte den kleinen Leichnam ihres Kindes an ihre Mutterbrust, obgleich sie ahnen musste, dass tote Säuglinge nicht mehr zutschen und lutschen. Und folgte mit der gesamten Horde dem Affenmonarchen, dem der Lord mit seiner Hütte längst ein Dorn im Auge war. Der Lord aber (so zerstreut machte ihn der Tod der Gattin) hatte die Tür der Hütte offenstehen lassen und war ganz in seinen Gram versunken (eine speziell europäische Einrichtung). Sentimentalität ist lebensgefährlich. Der Affenmonarch betrat die Hütte und, statt sich zu freuen, einen wirklichen Lord endlich einmal kennenzulernen, erdrückte er ihn in seiner vielleicht freundschaftlich gemeinten Umschlingung. (Die Luder haben fürchterliche Bizepse.)

    Die Affenmutter jedoch hörte den Säugling wimmern, während der ihrige todesschweigsam geworden war. Ha! Mit dem toten und dem lebendigen Säugling gleichsam jonglierend, liess sie das tote Kind in die Wiege fallen und hegte das lebendige Menschenkind warm an ihrer Affenbrust. Sie nährte ihn. Gott, in deiner Schöpfung ist dies eines der kleinsten Wunder. Auf dem vom Lord mühselig konstruierten primitiven Klavier spielte der Affe sozusagen vierhändig; nur ein Affe kann in einer

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