Am Rande der Zeiten
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Buchvorschau
Am Rande der Zeiten - Hans Graf von der Goltz
Vergessen.
Der Mann, der mich schlafen ließ, musste doch ein Gott gewesen sein. Er hatte seine trockene Hand auf meine Stirn gelegt und gesagt: »Schlafen Sie jetzt!«
Und ich schlief. Es war gut, zu schlafen. Warum hatte der Gott ein so ernstes Gesicht? Er hatte es gesagt, und ich schlief, und es war gut. Er trug einen weißen Kittel. Die trockene Hand war noch da, als das Gesicht schon ganz weit und hoch über mir schwebte. Es entfernte sich immer mehr. Ich fiel tiefer hinein in meinen Schlaf. Noch war es da, ein Schimmer, Wolken, ein Stern ...
Ich lag unter einer geräumigen Stahlglocke. Ich hatte diesen ganzen Raum für mich. Das Echo meines Gesangs kam von weither. Ich ließ mich treiben, ohne die Grenzen zu erreichen. Hoch oben wurde mir schwindelig und ich kehrte rasch in meine Ruhe zurück. Ich war allein und still und im vollkommenen Glück.
Manchmal irrten Stimmen durch meinen Raum. Es war nicht recht deutlich, ob sie von außen gegen die Stahlwände prallten oder ob sie hier innerhalb des Raumes ihren unsichtbaren Ursprung hatten. Es waren verirrte Stimmen, sonst nichts. Ich hatte mich nicht um sie zu kümmern. Sie verloren sich schnell. In meiner Stille verwehte die flüchtige Spur ihres unsicheren Weges.
Es war der Gott, der mich schlafen ließ. Er hatte ein ernstes Gesicht, als er mir das Glück gab: Schweben. Stille ...
*
Wie aber war ich hergekommen? Zu diesen weißen Göttern? Verloren als ein Mensch? War ich das noch, ein Mensch? Allein? Es muss doch die anderen gegeben haben. Lebende und Tote. Wo waren sie, die Toten? Ist keiner mit mir gekommen? Oder hat jeder seine eigenen Götter, seinen eigenen Tod? Und die Massengräber, von denen sie sprachen?
Warum ließ er mich schlafen, der Gott? Damit wir einander vergessen können? Die Menschen und die Götter.
Ich war den ganzen Tag gewandert. In der schrägen Sonne des Spätnachmittags erkannte ich das Ende des Tales. Ich würde es um Mitternacht erreichen, wenn ich weiterginge. Ich wollte nicht weitergehen und setzte mich an den Wegrand. Ameisen hatten ihre breite Straße über den Weg gebaut. Morgen würde ich zum Ende des Tales wandern. Es blühte um mich her. Von nahen Felsen strömte es warm zurück. Der Sommer war lang. Vielleicht lag hinter den Bergen der Herbst. Ich musste verweilen.
So weit weg war die Stimme. Zwischen uns lag das Tal. Ein Sommerweg. Oder das Ende, vor dem mein Name stand.
»Sehen Sie nur diese Ameisen!« Ich hatte ein Hölzchen genommen und half damit einer Verirrten auf die breite Straße zurück.
»Sie haben nicht mehr viel Zeit!«, erwiderte die Stimme.
Ich lachte. Doch dann blickte ich auf: Etwas Trauriges lag in dieser Stimme. Der weiße Kittel stand aufrecht vor mir. Ernst sah das bereits vertraute Gesicht auf mich herab.
»Herr Doktor«, sagte ich und wollte ihm freundlich zunicken, »Herr Doktor, wir sollten die Ameisen verfolgen, einen Sommer lang ihren Weg verfolgen.« Und mit einem Hölzchen half ich wieder, so gut ich es vermochte.
Als ich aufblickte, war ich allein. Vom Tal herauf wurde es Abend. Die Berge vor mir, am Ende des Tales, hielten das Licht noch lange.
Keine Stimme sprach –
*
Der Vater war doch gerade erst gefallen. Als Sanitätsoffizier in Russland, an der Spitze eines Verwundetentransportes. So lautete die Nachricht. Und bald darauf war die Mutter verschwunden, für immer. Man habe sie abgeholt, hieß es. Zwei Männer in Zivil, während er in der Schule war.
»Gestapo wahrscheinlich«, sagte man. Aber niemand wusste Genaues. Und niemand sprach mit ihm. Niemand wollte etwas von ihm wissen. Er war sechzehn Jahre alt. Er ging in die Schule. Er schwieg.
Bis Marianne, die Kunstlehrerin, ihn ansprach. Andreas tat ihr leid. Er war fünf Jahre jünger als sie. Sie ging mit ihm nach Hause, half ihm beim Kochen, beim Aufräumen.
Einmal fragte sie ihn, ob seine Mutter vielleicht Jüdin sei. Sie fragte mit mitleidiger Stimme. Und als er nur den Kopf geschüttelt hatte, ein wenig erschrocken, fragte sie ihn noch, ob die Mutter vielleicht etwas gegen die »Partei« gesagt hätte.
Doch als er auch jetzt nur mit den Schultern gezuckt hatte, hörte sie auf mit den Fragen. Für immer. Er hatte keine Mutter mehr. Die Lehrerin kam einfach mit ihm, Tag für Tag. Und es vergingen nur noch wenige Tage, bis sie ihn küsste. Und bald wurde Liebe daraus. Für beide zum ersten Mal.
Er war kaum siebzehn geworden, als sie ihm auf dem gewohnten Weg von der Schule zu seiner Wohnung eröffnete, sie sei nun schwanger, ruhig, als sei das selbstverständlich.
Er erschrak nicht, er dachte nur nach. Sie wartete, blickte ihn nicht an.
Als er die Wohnungstür hinter sich geschlossen und den Schlüssel zweimal herumgedreht hatte, fragte er nur, ohne Marianne dabei anzusehen, ob sie nun heiraten würden?
Sie nahm ihn in ihre Arme, küsste ihn. Sie würden wohl noch warten müssen! Jahre! Sie sprachen nicht mehr darüber. Ihm war das recht. Fast war er erleichtert.
Dann kam der Brief. Er hatte ihn eingesteckt. Denn es war der Tag, an dem das Kind geboren worden war.