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Gernrode
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eBook66 Seiten52 Minuten

Gernrode

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Über dieses E-Book

Die poetische Sprache der Erzählung lädt den Leser in die Mitte des 10. Jahrhunderts ein, in die Zeit des Sieges Kaiser Otto I. auf dem Lechfeld gegen die Ungarn. Hauptschauplatz ist die Burg Rode in Thüringen, dem Sitz des Markgrafen Gero. Als sein Sohn Siegfried die schöne Hedwig heiratet, scheint sich alles zum Guten zu fügen. Wäre da nicht sein Vetter Bardo, den Hedwig von einer früheren Begegnung her kennt, und die scheue Jungfer Edith.AUTORENPORTRÄTDie österr. Schriftstellerin u. Journalistin Alice Gurschner (1869-1944) wandte sich nach dem Studium der bildenden Künste in Italien und Paris dem Journalismus zu und schrieb unter dem Pseudonym Paul Althof für verschiedene in- und ausländische Zeitungen (u.a. "Wiener Tageblatt", "Wiener Fremdenblatt", "Neue Freie Presse", "Wiener Journal", "Deutsche Zeitung", "Berliner Börsenkurier"). Daneben veröffentlichte sie Romane, Novellen und dramatische Gedichte.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum25. Dez. 2015
ISBN9788711446218
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    Buchvorschau

    Gernrode - Paul Althof

    Saga

    I.

    Don lautem Festtagsjubel dröhnte mächtig Die weite Halle, an der Tafel schollen In munt’rem Wechsel Red’ und Widerrede, Es schäumte kühler Trank in allen Krügen, Und unablässig trug der Mägde Schaar Den Wein auf und die dampfenden Gerichte.

    Am fröhlichsten und tollsten ging es her Wo Markgraf Gero sass, des Hauses Wirt, Ein starker, riesenhafter Mann, dem Thatkraft Und schlaue Klugheit aus den Augen sprühten.„Mach’ Dir’s behaglich Alter, auf Burg Rode!" So rief er, Markgraf Christian von neuem Das Trinkhorn füllend. „Schmeckt der welsche Wein? Nur zu! Weit besser, einen Krug zu viel, Als einen Schluck zu wenig. Sei getrost, Du liessest meine Schwester ja daheim,Die gute Hidda, wüstem Trunk so gram. —

    Jedwede Sünde, die das Weib nicht sieht, Ist halbe Sünde, — trinke d’rum wer kann!" Und Mancher griff mit frischer Lust zum Becher.

    Doch neben Markgraf Gero stand Frau Imma,

    Und drohte lachend mit dem Kellerschlüssel.

    „Frau Imma!" Klang’s im Nu von allen Seiten,

    „Euch galt das nicht, der wack’ren Hausfrau nicht,

    Euch loben wir und Euren guten Wein!"

    Und schalkhaft blickte Gero zu ihr auf, Und meinte: „Wenn im Lande Frieden herrscht, So schaff’ ich Unruh’ ihr im eig’nen Hause, Und spotte, quäle, schelte Tag für Tag, Doch klug und ruhig lässt sie mich gewähren:

    Denn draussen, im unwirtlich rauhen Land Der Ukrer, bitt’ ich immer ihr im Stillen All’ meine bösen, wilden Launen ab".

    — „Doch können nach so vielen, schweren Jahren Des Kampfes, Eure Waffen jetzo ruh’n".

    Sprach Thietmar, der Sohn Christian’s. „Bezwungen

    Habt Ihr das Wendenvolk, es wagt fortan Mehr keinen Ueberfall noch Widerstand, Und leistet willig den Tribut dem Kaiser".

    Da neigte Christian vertraulich sich Zu Gero: „Seit die dreissig Wendenfürsten

    In Deinem Haus ihr Leben lassen mussten, Ist’s still geworden in den Slavengauen.

    Gedenkst Du noch des Tags? Die Gäste sassen So lustig an der Tafel, und sie tranken So heidenmässig viel, — ’s war fast wie heute."

    Jedoch der Markgraf runzelte die Stirne:

    „Beschwöre nicht das blut’ge Bild empor! Ich hass’ es! Es verdüstert mir die Laune, Und heute will ich toll sein und vergnügt.

    Greif’ zu! Schenk’ ein! Trink’ aus! Fluch unser’m Feinde!

    Sei’s Landsmann oder Wende! — Ja, fürwahr, Das Land trägt auch im Herzen selbst den Feind, Abtrünnige erstehen und Verräther

    Im Haus des Kaisers. Mit dem eig’nen Sohn Und mit dem Eidam hat er grimme Fehde. Doch die gehäss’gen Ränke Herzog Heinrich’s Fürcht’ ich noch mehr. Es glaub’ ein Anderer An seine Unterwerfung! Trug ist Alles! Weh’ denen, die ihm trauen, seine Art Ist glatt und tückisch, wie die gift’ge Schlange!"

    — „Wir wissen es!" erscholl’s durch alle Reih’n,

    „Er ist ein Feind des Kaisers und des Reichs!"

    — „Wir sehnen seines Vaters Zeit zurück! Gelt, alter Christian? Der war ein König!"

    Rief Gero lebhaft. „Seinem Deutschland schenkte Er ganz sein Herz, und keine finst’re Falte War in dem grossen, edlen Heldenherzen. Er hasste die Verstellung, vor dem Namen Des ersten Heinrich zitterten die Heuchler, Die jetzt wie Unkraut wuchern um den Thron; Sein Wille war wie Eisen, Niemand durft’ Ihm widersprechen, selbst die Pfaffen nicht. Und wenn er in den Kampf uns führte, mächtig Und herrlich anzuschauen, wie ein Kriegsgott, Wenn uns sein Blick, sein Wort wie lodernd Feuer Durchströmten, fühlten wir’s in tiefster Seele: Der grösste Mann führt uns’re deutschen Fahnen, Es gilt zu fechten, als ein Heldenvolk!"

    Helljauchzend schwang der Markgraf seinen Steinkrug,Und trank ihn leer bis auf den letzten Tropfen, Und willig folgten ihm die heit’ren Gäste. —Da klangen von der Tafel unter’m Ende Verworr’ne Stimmen, halbersticktes Lachen; Es sass der junge Siegfried dort, ein Sohn Des Gero, und er schien im Streit begriffen Mit seinem Vetter, Bardo, der voll Laune Und Knabenübermuth, ihn schalt und neckte.

    „Ei schaut! rief Bardo lachend, „wie er zürnt, Weil aus Verseh’n ich seinen Bogen brach. Ich hab’ es ihm ja abgebeten, und Versichert, dass mit der gebroch’nen Armbrust, Er heut’ gewiss nicht wen’ger treffen würde, Als gestern mit der ganzen.

    — „Wenn Du so Gewandt als Jäger bist, sprach Siegfried spöttisch, „Erzähle doch, wie viele Mäuse schon Dein Wurfspiess hingestreckt in Deiner Kammer!

    — „Gar keine!" gab ihm Bardo rasch zur Antwort.

    „Die Mäuse duld’ ich ruhig dort, sie sind Gutmüthig und verträglich, Tugenden, Sehr schätzenswert fürwahr, die Dir noch mangeln."

    — „Mir fehlt auch die Geduld, das kindische Geschwätze eines Knaben anzuhören."

    — „Dem heis’ren Uhu thut es immer weh’, Wenn and’re Vögel

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