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Inselrache. Ostfrieslandkrimi
Inselrache. Ostfrieslandkrimi
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eBook190 Seiten2 Stunden

Inselrache. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

In den Dünen der ostfriesischen Insel Norderney wird die Leiche eines Mannes gefunden. Woher stammt das viele Geld, das Till Lorenzen bei sich hatte? Die Privatermittlerin Gretje Blom ist misstrauisch und beginnt nachzuforschen. Der Tote war allgemein beliebt und schien ein ganz normaler Urlauber zu sein. Während ihrer Recherchen macht sie eine brisante Entdeckung: Weil Till Lorenzen ständig in Geldnöten war, schreckte er nicht mehr vor einer Erpressung zurück. Hat sein Opfer ihn aus Rache getötet? Gretje muss sich schnell entscheiden, welchen Ermittlungsansatz sie verfolgen will, denn ansonsten werden weitere schreckliche Morde auf Norderney geschehen. Die Zeit läuft gegen sie...

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum19. Aug. 2019
ISBN9783965860384
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    Buchvorschau

    Inselrache. Ostfrieslandkrimi - Rita Roth

    Kurz-Ostfrieslandkrimi

    1. Kapitel

    »Piet!!! Nun komm schon! Schnell!«

    Eine frische Meeresbrise wehte Gretje Bloms Hilferuf über die mit Dünengras bewachsenen Sandberge zu Piet hinüber. Der hagere Ostfriese harrte geduldig wie ein Schaf am Wegesrand aus und hielt Wache.

    »Was ist denn passiert? Biste umgekippt? Kann man dich nicht mal allein in die Blüsen schicken? Mann, Mann, Mann!« Achtlos warf er sein Rad in den Sand. Die alte Fietze würde schon niemand mitnehmen. Vorsichtshalber sah er sich aber noch einmal um. Auf dem schmalen Patt, der sich zwischen den Dünen hindurchschlängelte, war weit und breit keine Menschenseele unterwegs.

    »Nun mach schon und red keinen Quatsch! Hier …« Ihre weiteren Worte konnte er nicht verstehen. Der Wind heulte zu heftig, und wie fast immer aus der verkehrten Richtung. Zu allem entschlossen erklomm er die Düne. Die Hinweisschilder auf das Naturschutzgebiet, das man nicht betreten durfte, ignorierte er. Wenn Gretje Blom um Hilfe rief, dann war mit einem echten Notfall zu rechnen, der alle gut gemeinten Vorschriften außer Kraft setzte. Ein solcher Notfall war natürlich auch ihr dringendes menschliches Bedürfnis gewesen. Bis zur nächsten Toilette hätte sie es nicht mehr geschafft.

    Oben angekommen entdeckte er sie sogleich in einigen Metern Entfernung. Sie fuchtelte mit ihrem Rucksackbeutel in der Luft herum und versuchte auf diese Weise, sich gegen eine aggressive Möwe zur Wehr zu setzen.

    »Bin gleich bei dir!«, brüllte Piet gegen den Wind und lief mit großen Schritten voran. Die angriffslustige Möwe, begleitet von ihrer kreischenden Sippe, war aber nicht alles, was seinen Blutdruck in die Höhe trieb, als er näherkam.

    »Nun mach schon hinne!«

    »Jau!«, keuchte er. Mühsam stolperte er vorwärts durch den feinen Dünensand. Als er sie erreicht hatte, fand er seine sonst so taffe Friesenrose, wie er sie liebevoll neckte, völlig aufgelöst vor. Mit einem Blick erfasste er die Lage. Das sah gar nicht gut aus!

    »Oh Gott, oh Gott!«

    »Jau. Das kannste wohl sagen. Was glaubst du wohl, wie ich mich verjagt habe!« Gretje zeigte auf eine fette Möwe, die leblos im Sand lag. An ihrer Schnabelspitze klebten die zerfledderten Reste eines Muffinförmchens. »Kiek dir das mal an. Die hat sich das auch schmecken lassen.« Ringsum lagen weitere Papierfetzen, teilweise mit Sand zugeweht. Eine leere Flasche Champagner rollte hin und her, bis an die Schulter eines Mannes, der in der Abendsonne döste und es anscheinend nicht merkte.

    »Was ist denn mit dem los? Schläft der hier seinen Rausch aus? Ist das nicht ein bisschen zu kalt zum Pennen?«, scherzte Piet. »Und die da«, er zeigte auf den Vogel, »die ist wohl an einer Alkoholvergiftung verreckt. Die ollen Viecher stürzen sich ja auch auf alles! Kein Wunder, wenn dann mal eine schlappmacht. Gibt sowieso viel zu viele davon.«

    »Piet! Der schläft nicht!«, sagte Gretje, »der ist schon ganz kalt. Der ist tot, würde ich sagen. Mausetot!«

    Piet starrte auf den Mann, über dessen geschlossene Lider der Wind strich. Er ging näher an ihn heran und hielt ihm seine Hand vor den Mund. Nein, er konnte nicht den leisesten Atemhauch fühlen.

    »Jau, der wird nicht wieder wach«, stellte Piet ebenfalls fest.

    »Sag ich doch!« Gretje holte einen dicken Briefumschlag aus ihrem Beutel und wedelte Piet damit dicht vor der Nase herum. »Guck mal, was ich gefunden hab.«

    »Gretje! Ist das von ihm?« Piet zeigte auf den gut gekleideten Mann am Boden. »So etwas tut man nicht! Hast du den etwa aufgemacht und gelesen, was drinsteht?« Piet schüttelte den Kopf. Man durfte sich doch nicht am persönlichen Eigentum eines Toten vergreifen! Aber seiner eigensinnigen Freundin traute er auch das zu. »Onno würde sagen: Ich hab’s ja gleich gewusst! Mit der Ruhe ist es vorbei, wenn unsere Friesenrose wieder an Bord ist.«

    Gretje musste nun doch ein wenig grinsen. Piet versuchte, Onno Fokken zu imitieren, obwohl in Anbetracht der ernsten Lage etwas mehr Anstand angebracht gewesen wäre. Breitbeinig stellte er sich vor sie hin und rieb sich über seinen Bauch, der mit Onnos Kugel, die er vorzugsweise unter blaugeringelten Shirts verpackte, nicht mithalten konnte.

    »Lass die Späßken! Das ist ’ne todernste Angelegenheit. Und das hier, das habe ich nur in Sicherheit gebracht, weil der Wind das sonst weggepustet hätte«, rechtfertigte sie ihre Tat. »Und der da, der ist nicht einfach tot umgekippt! Das ist hiermit …«, sie wedelte wieder mit dem Umschlag, »ja wohl auch klar.« Mit zittrigen Fingern öffnete sie ihn. »Fünftausend!«, flüsterte sie Piet zu und holte zum Beweis einen Hunderter nach dem anderen heraus.

    »Du heiliger Klabautermann!« Piets Augen wurden mit jedem Schein größer. Er schnappte sich den Umschlag und zählte selber noch einmal nach. »Wir müssen sofort die Polizei rufen!«

    »Jau. Wird erledigt!« Gretje nahm ihr Smartphone zur Hand und suchte die private Nummer des Inselpolizisten heraus. Sie gehörte zu den wenigen Personen, die ihn jederzeit anrufen durften. Sie wedelte noch einmal mit dem Umschlag und flüsterte: »Was meinst du Piet …? Haben wir uns nicht einen kleinen Finderlohn verdient?«

    Nach einem sprachlosen Moment, den Piet brauchte, um seine Schnappatmung unter Kontrolle zu bekommen, wetterte er: »Du willst doch von dem Geld nichts verschwinden lassen? Gretje!!! In dir stecken ja ungeahnte kriminelle Energien! Mannomann! Los jetzt, ruf unsern Inselsheriff an! Der wird sich freuen, wieder von dir zu hören. Oder soll ich mit ihm telefonieren?«

    Wie selbstverständlich ließ Gretje ihren Fund wieder zurück in ihren Beutel verschwinden. Sie wählte Jan Bergs Nummer und meldete: »Mord in den Dünen! Toter Mann um die vierzig! Und eine verendete Möwe! Alter unbekannt!«

    »Spinnst du schon wieder Seemannsgarn, oder was ist los?«, polterte die Amtsperson am anderen Ende der Leitung. »Gretje, ich freu mich echt, dass du wieder auf der Insel bist, es wäre mir aber lieber, wenn du auf einen Tee zu mir in den Kleingarten kommst und mich nicht mit makabren Witzen erschreckst.« Ein verärgertes Schnauben folgte ihrer Hiobsbotschaft.

    »Herr Hauptkommissar Jan Berg«, brüllte Gretje nun ungehalten, »bei Mord hört der Spaß auf! Hier liegt wirklich einer, der keinen Piep mehr von sich gibt. – Aber keine Angst, Blut ist nicht zu sehen! Nun komm endlich deiner Pflicht nach und beweg deinen Hintern hierher.«

    »Wenn das man keine Beamtenbeleidigung ist«, kommentierte Piet den letzten Satz.

    »He, he! Nicht so unverschämt. Ich komme ja! Mache mich sofort auf den Weg! Wo seid ihr überhaupt? Und eins sag ich dir: Fass bloß nix an, Gretje! Das ist ein Tatort und das ist jetzt eine polizeiliche Anweisung!«

    Gretje gab ihm die Lage durch und versicherte ihm, nichts anzustellen, außer Fotografieren und Tatortsicherung. Piet mischte sich aus dem Hintergrund ein, er versprach, dafür zu sorgen, dass sie nicht mit eigenwilligen Ermittlungen anfing.

    »So’n Schiet aber auch«, murmelte Gretje, als sie auf die Uhr schaute. Es war kurz vor fünf, in einer Stunde wollte sie beim Yoga sein. Die Kursleiterin hatte ihr bei der Überfahrt auf die Insel eine kostenlose Schnupperstunde angeboten, nachdem sie so nett miteinander ins Plaudern gekommen waren. »Ich sag Onno Bescheid, dass wir später kommen und dass der die Trulla aus Zimmer Nummer fünf im Auge behalten soll.«

    »Jau. Sag dem aber bloß nix von unserer Dünenleiche.«

    »Hmm. Klar. Das ist top secret. Und du Piet, geh mal gucken, wo der Jan bleibt. Das ist ja nicht so leicht zu finden, hier in den Dünen. Ich frage mich schon die ganze Zeit, was so ein schnuckeliger Kerl wie der da hier verloren hat.«

    »Vielleicht das Gleiche wie du.«

    »Quatsch! Ihr Mannsbilder stellt euch ja einfach irgendwohin, wenn ihr pinkeln müsst. Dafür steigt der bestimmt nicht die Dünen rauf und wieder runter und sucht sich eine Stelle, wo ihn keiner sieht.« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Und erst recht nicht mit einer Decke, einer Flasche Champagner, Kuchen und Kohle im Gepäck.«

    »Was soll das denn heißen? Wir Mannsbilder? Ob der das Geld wohl geklaut hat?«

    »Piet!«

    »Was denn? Ist doch möglich.«

    »Du bist doch als Computerspezialist nun wirklich nicht ganz blöd, aber mit deiner Fantasie ist das ja nicht weit her. Glaubst du allen Ernstes, ein Dieb würde die geklaute Kohle fein säuberlich in einen Briefumschlag stecken und mit sich herumschleppen?«

    »Wieso? Kann doch sein, dass der ein Trickdieb ist und jemanden das Kuvert unauffällig aus der Tasche gezogen hat und dabei ertappt worden ist. Als der Bestohlene das gemerkt hat, ist der schnell hinterher. Es kam zu einem Kampf und er hat ihn in Notwehr umgebracht.«

    Gretje tippte sich an die Stirn. »Bei dir piept‘s ja!« Bei Piet konnte sie sich das erlauben, er nahm ihr so schnell nichts übel. Dafür kannten sie sich gut genug und mochten auch die kleinen Eigenheiten und Macken des anderen, die sich im Laufe der Jahre eingeschlichen hatten. »Und wie, bitteschön, hat er ihn ermordet?«

    Piet zog die Schultern hoch, was sollte er darauf schon antworten. Er stapfte los, um nachzusehen, wo die Polizei blieb. Nach circa zwanzig Metern hatte er den befestigten Weg erreicht, konnte aber noch niemanden sehen. Piet war schon klar, dass der Streifenwagen nicht bis in die Dünen vorfahren konnte. Aber der Geländewagen, der auch am Strand eingesetzt wurde, könnte es schaffen. Vielleicht kommt er aber auch mit dem Rad, sinnierte er, als er seins am Weg liegen sah. Doch das war nicht seine Fietze, sondern Gretjes Drahtesel, musste er erkennen. Piet suchte die Umgebung ab, konnte es aber weit und breit nirgends entdecken. Sein Rad war weg.

    2. Kapitel

    Onno Fokken genoss die ruhigen Nachmittagsstunden im Strandkorb auf seiner Terrasse. Gretje und Piet waren mit dem Rad zum Leuchtturm aufgebrochen. Der Insulaner löffelte Sahne in seinen Ostfriesentee, lauschte dem Knistern der Kandisbrocken und versank im Anblick des Sahnewölkchens, das sich in seiner Teetasse entfaltete.

    In den letzten Tagen hatte er leider viel zu selten Zeit für sein geliebtes Teeritual gehabt. An diesem Donnerstag jedoch wurde die Ruhe des Nachmittags durch nichts gestört. So hatte er sich das erträumt, als er sein Häuschen in bester Lage von Grund auf renoviert und jedes der fünf Zimmer liebevoll eingerichtet und mit eigenem Bad ausgestattet hatte. Die Friesenrose war sein ganzer Stolz.

    Hin und wieder traute sich ein Fremder anzuklingeln und zu fragen, ob er seine Immobilie nicht verkaufen wollte. Selbstverständlich zu einem guten Preis! Solch ungebetene Gäste schlug Onno aber schnell in die Flucht, wenn er sich zu voller Größe aufbaute, die Strickmütze vom kahlen Kopf zog und mit deftigen Seemannsflüchen losdonnerte. Der Verkauf seines geliebten Häuschens kam für den alten Seebären nicht in Betracht. Er wollte seinen wohlverdienten Ruhestand bis zum letzten Atemzug auf seiner Insel, auf Norderney, verleben.

    Nervig waren auch die Anfragen von Touristen, die nach einem Fremdenzimmer fragten. Kurzerhand wies er sie alle ab, zeigte wortlos auf das Schild, auf dem klar und deutlich zu lesen war, dass es sich bei der Friesenrose um keine Pension handelte.

    Trotzdem hatte er die Bude voll. Nach Jahren war ihm Gretje Blom unverhofft über den Weg gelaufen. Ihr Mann Freddy, Gott hab ihn selig, war sein bester Kumpel gewesen, der ihn durch alle Höhen und Tiefen begleitet hatte. Im Überschwang der Gefühle und der Wiedersehensfreude hatte er ihr sein schönstes Zimmer gezeigt und angeboten, dass sie jederzeit bei ihm wohnen konnte. Sogar für umsonst. Als Gegenleistung sollte sie für ihn kochen, wenn sie an Bord war. Sie war sofort einverstanden gewesen. Auf der Insel war für die rüstige Seniorin sehr viel mehr los als an ihrem Wohnort in Ostfriesland. Hier tobte das Leben und Gretje wollte noch ordentlich mittoben.

    Zähneknirschend hatte Onno auch ihren Kumpel Piet, der die alte Dame wie ein Schatten fast überall hinbegleitete, akzeptiert. Er wies ihm die winzige Dachkammer zu und stellte nach einer Weile fest, dass er mit dem wortkargen Begleiter überraschend gut klarkam.

    Onno seufzte und brummelte: »Was bin ich für ein oller Trottel!« Zufrieden lehnte er sich mit seinem Ostfriesentee im Strandkorb zurück, hob bedächtig die Tasse an, führte sie zum Mund und … Sein Handy schrillte und das kochend heiße Nationalgetränk schwappte auf seinen kugelrunden Bauch. Mit einem schmerzerfüllten Schrei sprang er auf, kickte das Handy zur Seite und kehrte mit einer Handvoll Eiswürfel zurück. Er warf einen Blick auf die Anrufliste und wunderte sich nicht, als er Gretjes Nummer sah. Jedes Mal, wenn sie auf der Insel war, brachte sie alles durcheinander. Mit Grauen dachte er daran zurück, als sie das letzte Mal bei ihm zu Gast gewesen war. Dem Himmel sei Dank, war da noch mal alles gut ausgegangen, das hätte auch böse enden können.

    Seltsamerweise tauchte dann zur selben Zeit immer jemand auf, der oder die von ihm beherbergt werden wollte. Unter bestimmten Umständen konnte er einfach nicht Nein sagen. So wie jetzt auch. Leon, der bei ihm zur Untermiete wohnte, hatte eine gute Bekannte aus Berlin angeschleppt und ihn belatschert, sie für ein paar Tage aufzunehmen. Seit diese Person sich in Zimmer Nummer fünf einquartiert hatte, lief Gretje mit heruntergezogenen Mundwinkeln herum.

    Onno wählte die angezeigte Nummer. Seine Haut brannte, er räusperte sich und wollte seinen Ärger loswerden. Dazu kam er allerdings nicht.

    »Manno, wat dauert das denn so lange mit dir? Bist du wieder eingepennt?«

    »He, he! Nu mach du mal halblang. Du bist schuld, dass ich mir den Bauch verbrüht habe.«

    »Red keinen Quatsch! Ich muss dir was erzählen, hör mir mal zu.«

    »Tu

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