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Inselwelle. Ostfrieslandkrimi
Inselwelle. Ostfrieslandkrimi
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eBook152 Seiten1 Stunde

Inselwelle. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

Jojo Longrock, der Star des Norderneyer Musikfestivals »Inselwelle«, bricht auf der Bühne leblos zusammen. Es ist sein letzter Auftritt, der Sänger überlebt den erlittenen Stromschlag nicht. Gretje Blom, die das Drama live in der ersten Reihe mitangesehen hat, nimmt sofort die Ermittlungen auf. Während des Konzerts hatte Jojo seiner Freundin Mia spektakulär den Laufpass gegeben. Wusste Mia schon vorher von der geplanten öffentlichen Demütigung und hat das Equipment manipuliert? Oder steckt der gefeuerte Bandkollege hinter der Tat, der Jojo beschuldigte, seine Songs geklaut zu haben? Doch auch der zwielichtige Manager des Opfers gerät unter Verdacht, denn eine unfassbare Klausel in dem Vertrag mit dem Musiker lässt aufhorchen...


In der „Ein Fall für Gretje Blom" Ostfrieslandkrimi-Reihe sind bisher erschienen:
1. Inselsünde
2. Inselzorn
3. Inselrache
4. Inselgroll
5. Inseldrama
6. Neu: Inselwelle

Alle Ostfrieslandkrimis von Rita Roth können unabhängig voneinander gelesen werden.

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum5. Sept. 2020
ISBN9783965862371
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    Buchvorschau

    Inselwelle. Ostfrieslandkrimi - Rita Roth

    Kurz-Ostfrieslandkrimi

    Kapitel 1

    »Wir bleiben bis zum Schluss!«, sagte Gretje Blom zu Piet, der lange genug still gesessen hatte und sich verdrücken wollte.

    Die Hobbyermittlerin hatte bei einem Preisausschreiben Karten für das beliebte Musikfestival Inselwelle gewonnen. Die Veranstaltung zählte zu den Top-Events des Norderneyer Sommers und endete mit einem gigantischen Feuerwerk. Als VIP-Gäste gehörten sie zu den Privilegierten, die sich im Backstage-Bereich aufhalten und die Stars persönlich treffen konnten. Ihr neues Outfit wollte Gretje an dem Abend natürlich auch vorführen, da konnte ihr Begleiter doch unmöglich auf die Idee kommen, vorzeitig die Veranstaltung zu verlassen.

    »Wenn wir aber jetzt gehen«, versuchte er sie zu überreden, »kommen wir nicht in das Gedränge, wenn alle wegwollen.«

    »Blödsinn! Wir sind doch Fips. Für uns gibt es einen eigenen Ausgang. Hab ich längst gecheckt«, flüsterte sie. Auf der Bühne verabschiedete sich soeben die Vorgruppe der Band Longrock, die als Höhepunkt der Veranstaltung ganz zum Schluss spielte. Die Musiker verneigten sich, winkten dem Publikum zu und verschwanden. Zwei Moderatoren überbrückten die kleine Pause mit einem wummernden Inselsound, der die Stimmung noch mehr anheizte. Dann endlich war es so weit, der letzte Auftritt des dreitägigen Festivals wurde angekündigt.

    »Hast du von Longrock schon mal was gehört?«, fragte Gretje ihren Freund.

    »Nee. Mein Neffe aber, der wollte mir die Karte schon abkungeln. Du glaubst nicht, wie der mich darum beneidet. Die sollen mega sein, hat er gesagt.«

    »Siehste!«, war Gretjes einziger Kommentar. Mit einem verschmitzten Grinsen holte sie dann eine handsignierte CD und eine Autogrammkarte aus ihrer Tasche und hielt sie ihm wie eine Trophäe vor die Nase. »Was sagst du dazu?«

    Piets Begeisterung hielt sich in Grenzen. Er warf einen Blick auf die Karte und auf seine lüttje Friesenrose, wie er sie liebevoll nannte. Belustigt las er, was auf der Rückseite stand: Für die bezaubernde Gretje. Dein Jojo! »Wann hast du das denn abgeholt? Hab ich ja gar nicht mitgekriegt.«

    »Och«, antwortete sie gedehnt. »Ich war in der Pause mal kurz für kleine Mädchen. Bei der Gelegenheit hab ich mich ein bisschen umgeguckt.«

    »Wonach denn? Nach einer Leiche?«, lästerte Piet Hansen. »Oder ist es inzwischen vorbei mit dem teuflischen Fluch?«

    »Bist du wohl still«, zischte sie. »Beschwör es nicht herauf.«

    »Ist ja schon gut. Also? Hast du dich etwa rein zufällig in die Garderobe von diesem Jojo Longrock verirrt? Und ihn angehimmelt?«

    »Der ist aber auch ein Schnuckelchen. Ein richtig heißes Eisen! Der sieht in echt noch viel besser aus als auf Fotos. Der hatte so’n ganz hautenges Shirt an. Muskeln hat der, dat sag ich dir. Voll durchtrainiert. Ich glaub, dat ist so ein Surfertyp.« Piet verdrehte die Augen und ließ sie weiterreden. »Der hat mich in den Arm genommen und mich geküsst. Jojo Longrock! Was sagste nun? Hier. Guck dir das an.«

    Piet sah sich die Fotos auf ihrem Handy an. »Sehr schön.« Die Bilder zeigten sie mit Jojo zusammen und waren wirklich gelungen. »Wenn unser Leon das sieht, wird der glatt eifersüchtig«, unkte Piet, der Gretje immer wieder gern mit ihrer Schwäche für den attraktiven jungen Mitbewohner in der Friesenrose aufzog. Leon war der Einzige, der sie jederzeit herzen und drücken durfte. Die Seniorin hatte einen Narren an ihm gefressen.

    »Quatsch. Genug jetzt mit dem Gesabbel. Guck mal. Da! Da oben, das ist er.«

    »Vor Mitternacht kommen wir dann ja wohl nicht weg«, seufzte er.

    »Na und? Da musst du jetzt durch.«

    Ein nicht enden wollender Applaus übertönte das Meeresrauschen, das zu ihnen herüberwehte, als Frontmann Jojo mit seiner Band auf der Bühne erschien. Der sportliche junge Mann begrüßte sein Publikum mit schmeichelnden Worten und dem Versprechen, dass die Zuschauer diesen Abend nie vergessen würden. Mit einem aus den Hitlisten bekannten Song legten sie los. Dazu bewegte er sich geschmeidig wie ein Tiger über die Bretter. Seine samtige Stimme hatte einen heiseren Touch und bescherte den Gästen eine Gänsehaut. Die weiblichen Fans kreischten, seufzten und jubelten, Gretje hielt sich allerdings mit Rücksicht auf Piet ein wenig zurück. Als der Sänger sich mit dem Saum seines Shirts den Schweiß von der Stirn wischte, entfuhr aber auch ihr ein verzücktes ›Wow‹. Der Anblick seiner sonnengebräunten Haut, auf der ein feucht glänzender Film lag, trieb selbst den Puls der gestandenen Ostfriesin in die Höhe. Doch Jojo toppte das Ganze noch, als er sein schulterlanges Haar schüttelte. Bei dem Anblick schrie Gretje Blom vor Begeisterung auf. Eine Fontäne feinster Schweißtröpfchen wehte wie ein Sprühnebel unterm Scheinwerferlicht um sein Gesicht. Das war perfekt einstudiert, dieser Mann wusste um seine charismatische Ausstrahlung. Aber er setzte noch einen drauf, er führte eine Wasserflasche zum Mund, nahm einen langen Schluck und goss sich den Rest über den Kopf. Jemand reichte ihm eine neue Flasche, er machte Faxen damit und schüttete sie schließlich auch über sich. Nass bis auf die Haut kündigte er einen Song für Verliebte und Lieblingsmenschen an.

    Piet konnte mit dem hysterischen Gebaren seiner alten Freundin nichts anfangen. Von romantischer Stimmung konnte bei ihm keine Rede sein. »Dann können wir ja jetzt gehen«, meinte er trocken. »Wir sind ja keine Verliebten. Oder biste heimlich in mich verknallt?«

    Gretje tat, als hätte sie nichts gehört. Sie reckte, wie alle anderen auch, ihren Arm in die Höhe und schwenkte ihr Smartphone. Unzählige Lichter erhellten die herein­brechende Dunkelheit. Mitten im Schmusesong wurde es ihr zu anstrengend, der Arm wurde schwer. Sie schaltete die Videofunktion ein und verdonnerte Piet, die einmalige Atmosphäre zu filmen. Sie wollte die Stimmung einfangen und zur Erinnerung festhalten. Sie lehnte sich an ihren hageren Freund an, gab sich dem Augenblick hin und fühlte sich so lebendig und voller Lebensfreude wie schon lange nicht mehr. Gretje Blom, die aus ihrem Alter immer noch ein Geheimnis machte, fühlte sich an diesem berauschenden Sommerabend um Jahrzehnte verjüngt.

    Die Mischung aus Livemusik, milder Meeresbrise und der Vorfreude auf ein Tänzchen mit Jojo, das er ihr versprochen hatte, versetzte sie in eine Hochstimmung, die wie Verliebtsein war. Der Sänger zelebrierte seinen Auftritt, der letzte Song Over and Out by the Sea wurde anmoderiert. Jojo stellte die Musiker der Band vor, jeder spielte ein kurzes Solo. Mit flapsigen Bemerkungen erklärte der Drummer Jojo zum Superstar, der die Schmeicheleien bescheiden abwiegelte. Dann flüsterte er mit rauer Stimme ins Mikro: »Für dich, Mia-Baby. Wir hatten eine wundervolle Zeit. Tut mir leid – aber es ist vorbei. Over and out by the Sea, over and out you and me

    Ein Raunen ging durch die Reihen. Immer mehr Stimmen wurden laut. Ob Jojo in aller Öffentlichkeit mit seiner Dauerbeziehung Schluss gemacht hatte? Gretjes Sitznachbarin überlegte, welche Verehrerin er gemeint haben mochte.

    »Hat er doch gesagt, Mia-Baby«, flüsterte Gretje ihrer Nachbarin genervt zu.

    Von hinten zischte jemand ein »Psst« zu ihr rüber. Die Unterhaltung war beendet. Gretje lehnte sich wieder bei Piet an, sie wollte den Song und das anschließende Feuerwerk bis zur letzten Sekunde genießen.

    Der Sänger warf eine Kusshand ins Publikum, gab den Takt vor und animierte mit seiner gewinnenden Art das Publikum, den Refrain mitzusingen und die fluores­zierenden Bändchen am Arm leuchten zu lassen. Selbst Piet konnte sich dem nicht entziehen, er stimmte mit ein.

    Over and out by the Sea, over and out you and me, sangen die Fans in der Arena. Aber auch die Menschenmenge am Strand lauschte und stimmte mit ein. Als der Refrain verebbte, schob Jojo einen weiteren hinterher. Wieder stimmten alle mit ein: Aus, zu Ende und vorbei – wir kommen zurück, nach Norderney!

    Das Timing hätte nicht besser sein können, hinten am Nordstrand zerstob ein Funkenregen. Das war der Auftakt eines grandiosen Feuerwerks.

    »Exklusiv für euch, meine Freunde, spiele ich heute ein noch unbekanntes Gitarrensolo«, röhrte er ins Mikro. Kraftvoll nahm er sein Instrument, schwenkte es in der Luft und sagte augenzwinkernd: »Das ist sie, meine neue Geliebte.«

    Jojo streichelte den Korpus, die Menge kreischte auf. Zärtlich legte er dann die Finger auf die Saiten der E-Gitarre. Ein paar Sekunden verstrichen, dann löste ein sphärischer Klang die spannungsgeladene Stille auf. Einer Wunderkerze gleich glimmten Funken um den Künstler auf und zerstoben in alle Himmelsrichtungen. Jojo Longrock ging auf die Knie, die Gitarre an seine Brust gedrückt. Die Bühne verwandelte sich in ein nachtschwarzes, knisterndes Wunderwerk. Vom Himmel regneten unzählige Sternchen. Das Publikum juchzte und kreischte. Es war eine Wahnsinnsshow.

    »Der hat’s wirklich drauf. Hammer!«, gestand Piet. Er war sichtlich beeindruckt. »Dieser Jojo, der ist eine Rampensau«, raunte er Gretje zu.

    »Siehste! Man gut, dass du doch geblieben bist.«

    »Jau«, grummelte der Ostfriese. »Schon gut, meine lüttje Friesenrose.« Er hatte ihre Hand genommen und drückte sie fest. Unsanft schüttelte Gretje ihn ab. Sie filmte diese Show, das war wichtiger als die Gefühlsduseleien ihres Kumpels.

    Auf der Bühne tat sich auch nach mehr als einer Minute noch nichts, fragend sah sie Piet an. »Ich habe so ein komisches Gefühl. Da stimmt was nicht. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das keine Show mehr. Ich glaube, dat hat grad ’nen Kurzen gegeben.«

    Piet nickte. Er starrte auch gebannt auf die düstere Bühne. »Jau. Die Rampensau steht unter Strom«, ließ er sich noch zu Witzeleien hinreißen.

    »Das riecht auch so komisch, findest du nicht? So wie mein Geschirrspüler, als dat da drin gekokelt hat. Ich sag mal besser unserm Inselpolizisten Bescheid. Dat ist wohl ganz gut, wenn der schnell herkommt.«

    »Ein Arzt! Ist hier ein Arzt? Hilfe! Das ist ein Notfall!«, brüllte jemand von der Bühne. Sofort eilten Männer in neonfarbenen Westen nach vorn. Gretje beobachtete einen großgewachsenen Mann, der von den oberen Rängen nach unten preschte und ebenfalls dem Hilferuf folgte. Von der Statur her konnte es Dr. Feldmann sein, bei dem diffusen Licht war das aber nicht genau zu erkennen.

    »Da hat einer seine Finger im Spiel gehabt und nachgeholfen«, flüsterte sie Piet zu. »Oder glaubst du an einen Unfall?«

    »Meine heimliche Miss Marple mal wieder! Willst du etwa behaupten, der teuflische Fluch hat wieder zugeschlagen?«

    Gretje nickte. »Ich befürchte, ja.«

    Während Gretje Blom und Piet Hansen den teuflischen Fluch erörterten, zischten farbenfrohe Böller durch die Nacht. In kunstvollen Formationen zerstoben sie am Firmament und entlockten den Zuschauern Ahs und Ohs. Sie waren abgelenkt. Wie auf ein geheimes Kommando jedoch setzte eine panikartige Unruhe ein. Auf den oberen Rängen der Tribüne schossen die Menschen von ihren Plätzen auf und drängelten zum Ausgang. Man wollte nur noch

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