Männer mit Dutt und andere Verhütungsmittel: Geschichten von verwirrten Großstädtern
Von Janine Wagner
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Über dieses E-Book
Fühlen Sie sich verloren in der großen Stadt? Irren Sie herum wie ein Stadtneurotiker? Oder leiden Sie an Schleudertrauma durch Kopfschütteln? Denken Sie manchmal daran, lieber eine Kettensäge zu umarmen? Oder warum Sie damals im Sandkasten nicht einfach sitzen geblieben sind? In jedem Fall gilt: Nehmen Sie's mit Humor!
Janine Wagner ist Expertin für Lebensweisen in der Großstadt im Allgemeinen und Berlin im Besonderen. Vielen Lesern wird sie als Radiomoderatorin und Kolumnistin von RadioBerlin 88,8 ein Begriff sein. In ihrem Buch "Männer mit Dutt und andere Verhütungsmittel" versammelt sie nun für alle großstädtischen Hipster und hilflosen Naivlinge von außerhalb lustige Trostworte, Anekdoten, Orientierungshilfen und Warnhinweise. Trends, Moden und Spleens – Berlins spitzeste Zunge zeigt Ihnen hier, was Sie wirklich für die nächste Party wissen müssen, um ganz vorn mit dabei zu sein. Ihre teilnehmende satirische Beobachtung reicht von der Hochzeit in Jogginghose über Hipster mit Dutt bis hin zur Klobürste mit Facebook-Account. Großstädtische Dienstleistungsverweigerer gehen genauso in ihr Kabinett diffuser Lebensformen ein wie übermotivierte Verkäuferinnen. Besonders schwierig wird es allerdings im Krankheitsfall: Das Sprichwort "Die Zeit heilt alle Wunden" ist sicherlich im Wartezimmer eines Berliner Arztes entstanden. Aber wo kann man hier auf die Wartenummer warten? Da hilft nur noch Humor! Zudem gibt Janine Wagner freizügig Einblick in die privatesten Regionen einer Frau: Wann wird endlich ein Navi für Handtaschen erfunden?
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Buchvorschau
Männer mit Dutt und andere Verhütungsmittel - Janine Wagner
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Eulenspiegel Verlag –
eine Marke der Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage
ISBN E-Book 978-3-359-50086-5
ISBN Print 978-3-359-01162-0
1. Auflage 2019
© Eulenspiegel Verlagsgruppe Buchverlage GmbH, Berlin
Umschlaggestaltung: Buchgut, Berlin,
unter Verwendung einer Illustration von Christina Kuschkowitz
www.eulenspiegel.com
Inhaltsverzeichnis
Auf jeden Fall: Kaffee
»Da müssen Sie aber etwas Zeit mitbringen«: Im Wartezimmer
Entbinden Sie gleich?: Männer, die breitbeinig in der U-Bahn sitzen
Rätsel der Menschheit: Angemalte Augenbrauen
Frauenzeitschriften raus aus Deutschland!: Bikinifigur
Vor Betreten bitte impfen: Die Büroküche
Verhütungsmittel: Männer mit Dutt
Bitte lassen Sie das: Duzen!
Verhütungsmittel: Der Fahrradhelm
Fashion Week AKA: Fasching Week
Rätsel der Menschheit: Künstliche Fingernägel
Rätsel der Menschheit: Anstehen für einen Gemüsedöner
Die Krone der Schöpfung: Menschen auf Flughäfen
Dschungelprüfung für Normalos: Grüne Woche
»Ich bin Janine«: »Und ich bin Veganer«
Zu doof zum Grüßen: Kita-Eltern
Kennste eins, kennste alle: Einkaufszentren
Das Sixpack auf meiner Stirn: Falten
Traumberuf Physiotherapeutin: Die Jogginghose
Unmöglich: Namen merken
Unmöglich: Müll auf die Straße werfen
Bin ich zu alt für: Konzerte
Bin ich zu sehr Monk für: Kino
Wer schön sein will, muss frieren: Unbedeckte Teenie-Knöchel
Auf gar keinen Fall: Haustiere für Kinder
Mehr ist mehr: Frauenhandtaschen
Ich bin offiziell alt: An der Kasse passend zahlen
Der Stuck der armen Leute: Der Rauchmelder
Finger abhacken!: Popeln in der Öffentlichkeit
Kapiert’s endlich! Rechts stehen, links gehen: Rolltreppen
Für Menschenfreunde: Berliner Strandbäder
Endlich wieder Sauce Hollandaise: Spargel
Kannstenix?: Thermomix!
Leben am Limit: Taxifahren
Du hast da Dreck. Oh, es ist ein: Tattoo
Wenn man’s eilig hat: Frauenklos
Digitale Idioten: Bluetooth-Zahnbürsten
Inakzeptabel: Zu spät kommen
Achtung, Erblindungsgefahr: Weihnachtsbeleuchtung
Stalkerinnen: Boutique-Verkäuferinnen
Bitte abholen!: Im Fitnessstudio
Oh, ich habe Laminat?: Staub wischen
Tschüss, Altersvorsorge!: Wunschzettel von Kindern
Die sind ja alle so alt hier: Klassentreffen
Von »Mohn-Magensäure« bis »Muttermilch«: Moderne Eissorten
Der ultimative Endgegner: Berliner Kellner
Brauch ich ganz dringend: Erziehungsratschläge von Fremden
Menschliche Rollbraten: Steppjacken
Für Frauen mit zu viel Selbstbewusstsein: Bikini kaufen
Hair Gott noch mal!: Namen von Friseurläden
Das Pink des Alters: Alte Menschen in Beige
In was für einer Welt leben wir eigentlich?: Ausmalbücher für Erwachsene
Wo ist denn hier die Tür?: Badezimmer in Designhotels
Menschenverachtend: Verpackungen
Hallo? Ist da jemand?: Im Baumarkt
Die Unfähigkeit, menschlichem Nachwuchs menschliche Namen zu geben: Merkwürdige Vornamen
»Ist das der Alexanderturm?«: Berlin-Touristen
Bitte abholen: In der Kantine
Bin ich Chirurgin, oder was?: Brötchenzangen
Kein place to be: Der Mauerparkflohmarkt
Überbewertet: Der Weihnachtsmann auf dem Gendarmenmarkt
Die Verlierer der Evolution: Allergiker
Braucht auch kein Mensch: Das Oktoberfest auf dem Alexanderplatz
»Haben Sie auch was für Menschen mit Geschmack?«: Weihnachtsdekoration
Hilfe, ich bin ein Obstkorb: Duschgel
Der Sex des Alters: Aufgemotzte Männerküchen
Vordächer für Augen: Aufgeklebte Wimpern
Lieber zieh ich aus: Bad putzen
Trennungsgründe: Mit dem Mann bei Ikea
Das vierte Frühstück: Futtern zu Weihnachten
Ich habe keinen Wunschnachbarn!: Auf ein Paket warten
Der Vorhof zu Hölle: Schlaglöcher
Digitale Idioten: Mahlzeiten für Instagram fotografieren
Warum habe ich nicht verhütet?: Beim Kinderarzt
Der Mensch als Sklave: Drehtüren
O schön, ein Gürtel aus Bierdeckeln!: Selbstgebastelte Geschenke
Dann doch lieber auf dem Balkon lassen: Leergutautomaten
Hit the road!: U-Bahn-Musiker
Sinnlos: Essen kochen für Kinder
Suche Ladekabel für mich selbst: Müde
Mit dem Leben abgeschlossen: Menschen in Multifunktionsklamotten
Mami, ärgere dich nicht: Spieleabend
»Zu verschenken«: Sperrmüll auf die Straße stellen
Der All-Inclusive-Urlaub des Arbeitnehmers: Die Weihnachtsfeier
O schön, ein Batterieaufladegerät!: Geschenke von Männern
Warten auf die Wartenummer: Berliner Bürgerämter
Süßigkeiten verschenken? Nein Danke!: Halloween
Für kostenlose Taschentücher neben Geldautomaten!: Sparen
Gammelbananenfrei: Wohnungen in Einrichtungsmagazinen
Einfach mal die Klappe halten: Meinungen
Dann jogg ich eben zu McDonald’s: Diät
Verhütungsmittel: »Lach doch mal!«
Tamagotchi-Friedhof: Keller
Die wahren Sicherheitslöcher: Kinder, die Geheimnisse ausplaudern
Noch einen Schnaps, bitte: Elternabende
Was kann das nur sein?: Tiefkühltruhe
Klamotten für Kinder von Kindern: Primark
Schlimme neue Welt: Fernseher anmachen
Lauf, so schnell du kannst!: Junggesellenabschiede
Wechselbad der Gefühle: Hotelduschen
Do not open!: Die Hausapotheke
Der Mensch, das Tier: Wenn eine zweite Kasse öffnet
Es lebe das Immunsystem: Impfgegner
Digitale Idioten: Kleinkinder mit Tablets
Voll echt: Foto-Filter
Bitte abholen!: Kindergeburtstage
Nein, danke: Reden beim Friseur
Oh, Mutter Natur: Problemobst
Sinnlose Selbstversuche: Sechs Wochen ohne Zucker
Endlich Einhornsalbe: Apotheken
Für Mieke
Alles fing an mit Rolltreppen
Ich war ziemlich neu beim Radiosender rbb 88.8 und sollte was darüber schreiben, wer die Rolltreppe erfunden hat und wie viele es in Berlin gibt, und ich dachte nur: Wen zur Hölle interessiert das? Wie so oft in meinem Leben habe ich also etwas anderes getan, als von mir erwartet wurde, und eine Art Beschwerdebrief geschrieben an Menschen, die auf der Rolltreppe links stehen. Einen sehr fiesen Beschwerdebrief. Die Hörer haben es gehasst. Genau wie die anderen Beschwerden, die ich danach raus in die Welt gesendet habe. »Dieses Plappermaul spricht viel zu schnell … wir verstehen die Witze nicht …«
Ich durfte trotzdem weitermachen. Erst unregelmäßig, dann haben sie dem Kind, diesem schwarzen Schaf, einen Namen gegeben. »Berlin und Janine«. Meine eigene Kolumne also. Merkwürdigerweise fanden mit der Zeit immer mehr Leute gut, was ich da mache. Ich sollte irgendwann jeden Tag auf Sendung. Dagegen habe ich mich lange gewehrt, weil es meinem eigentlichen Lebensziel, »den ganzen Tag Burger essend auf der Couch rumlungern«, massiv im Weg stand.
Und nun sitze ich also jeden Tag ab 9 Uhr, nachdem ich meine Tochter in die Kita gebracht habe, bei einem Glas Rotwein und mit fast nichts an an meinem Schreibtisch und schreibe. Wie so ne echte Schriftstellerin. Ohne die Kolumnen wäre ich längst durchgedreht (also komplett).
Denn die Wahrheit sieht so aus: Ich gehe durch die Welt und nehme alles sehr intensiv wahr. Veränderungen. Gefühle von Menschen, ihre Motive dahinter. Ich frage mich, warum treiben Menschen bis zur Bessessenheit Sport? Welches verlorengegangene Gefühl wollen sie damit ausgleichen? Warum kaufen sich Menschen Bluetooth-Zahnbürsten? Sind sie dumm? Ich schreibe darüber und kann es dann weglegen.
Ohne das Schreiben hätte ich mich längst vor Überforderung durch mein eigenes Dasein und das der anderen auf ein Baumhaus nach Hawaii zurückgezogen. Oder wegen Geldmangels nach Brandenburg. Gott bewahre!
Auf jeden Fall:
Kaffee
Ich werde seit meinem fünfzehnten Lebensjahr nur mithilfe von Maschinen am Leben gehalten. Kaffeemaschinen!
Ich weiß ja nicht, wie Sie das morgens hinkriegen, aber ich bräuchte vor dem ersten Kaffee eigentlich ein Navigationsgerät, der mich in die Küche führt. Ist es nicht total unlogisch, dass man es schaffen muss, den ersten Kaffee zu kochen, bevor man ihn getrunken hat?
Eines der größten Rätsel der Menschheit sind ja Leute, die in solch einem Zustand schon reden können. Ich kommuniziere ohne Koffein eigentlich ausschließlich durch schwaches Atmen.
Hoffentlich werde ich als Kaffeemaschine wiedergeboren. Das würde morgens vieles leichter machen.
Nach sieben Tassen Espresso bin ich irgendwann wach genug, um zur Arbeit zu fahren, nach weiteren sieben bekomme ich vielleicht den Computer an. Und die Kollegen erst! Ohne genug Kaffee brauchen die immer erst ’nen Schlag mit ’nem Hammer auf den Hinterkopf, um wach zu werden. Ich erinnere mich an den Praktikanten, der zum Einstand eine Packung koffeinfreien Kaffee mitbrachte. Ob es ihm gut geht in dem Keller, in den wir ihn gesperrt haben?
Kaffee muss stark sein. Und damit meine ich richtig stark. Wenn ich ihn nicht in Scheiben schneiden kann, ist er zu lasch. Aber manchmal reicht selbst das nicht aus. Und deswegen werde ich irgendwann Kaffee erfinden, der sich noch im Bett selbst in meine Venen spritzt, und damit reich werden. Und hoffentlich endlich morgens wach.
»Da müssen Sie aber
etwas Zeit mitbringen«:
Im Wartezimmer
Das Sprichwort »Die Zeit heilt alle Wunden« ist sicherlich bei einem Arzt im Wartezimmer entstanden.
Voller naiver Zuversicht betrete ich die Praxis meines Hausarztes. Es sind nur vierhundertsechsundsiebzig Personen vor mir da, aber ich hab ja einen Termin. Lustig!
»Wie lange wird’s denn dauern?«, frag ich die Arzthelferin.
»Na, wenn Sie Glück haben, sind Sie in zwei Stunden dran.«
Drei Stunden später denke ich: Zu viel Glück soll ja schlecht für den Charakter sein.
Mein Name wird aufgerufen. Oh, das ging jetzt aber doch recht fix. Aber nee. Ich soll mich erst mal wiegen. Was ja schon schlimm genug ist. Aber als besondere Folter steht die Waage direkt neben dem vollen Wartezimmer und kann sprechen.
Dann wieder zurück. Neben mir sitzt ein alter Mann, der die BRAVO liest. Meine Güte, ist der etwa hier in diesem Zimmer vom Teenie zum Opa geworden? Ich sitz mittlerweile auch schon so lange hier, die Arzthelferin geht zum dritten