Die Nacht, als Annemarie verschwand: Dr. Brinkmeier Classic 3 – Arztroman
Von Sissi Merz
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Über dieses E-Book
Max war damals nicht ganz im Frieden von zu Hause geschieden, und jetzt überlagern sich bei ihm verschiedene existentielle Gefühle.
In Afrika hat er eine wirkliche Lebensaufgabe gefunden. In der Heimat wird er dringend benötigt.
Die Ärztin, der seine große Liebe gilt, wirkt mit ihm gemeinsam auf der Missionsstation und ist inzwischen fest verwurzelt auf dem afrikanischen Kontinent.
Dr. Max Brinkmeier muß sich entscheiden – und Sie erwartet die spannendste, gefühlvollste Arztromanserie! Die beliebte Schriftstellerin Sissi Merz erreicht in diesen eindrucksvollen Romanen den Höhepunkt ihres Schaffens.
»Doktor, da ist nur noch der Burgmüller. Er klagt wieder über Gelenkschmerzen.« Christel Brunner, die Sprechstundenhilfe von Dr. Max Brinkmeier, verdrehte die Augen, weshalb der junge Landarzt wissen wollte: »Stimmt was nicht? Willst vielleicht andeuten, daß unser Ortsvorstand wieder mal simuliert?« Max dachte an die »Beschwerden«, die Alois Burgmüller vor einiger Zeit angeblich gehabt hatte. Diese waren eigentlich nur dazu angetan gewesen, ihm ein Rezept zu verschaffen, das er dann flugs zu Anna Stadler getragen hatte. Der verwitwete Bürgermeister von Wildenberg war nämlich in die hübsche Apothekerin verliebt, doch sie ließ ihn stets abblitzen. »Ich will ihm nix unterstellen, aber das hatten wir doch schon mal«, erwiderte Christel mit einem schmalen Lächeln. Alois Burgmüller, ein gestandenes Mannsbild von fünfzig Jahren, verzog gequält den Mund, als er wenig später vor Dr. Brinkmeiers Schreibtisch Platz nahm. »Das Reißen hat mich wieder«, knurrte er. »Dieses vermaledeite feuchte kalte Wetter ist schuld. Geh, Doktor, gib mir halt eine Spritzen, damit ich mich wieder bewegen kann und net herumkrieche wie ein Greis.« »Zuerst muß ich dich mal untersuchen«, stellte der Mediziner klar. »Wo genau sitzt der Schmerz?«
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Buchvorschau
Die Nacht, als Annemarie verschwand - Sissi Merz
Dr. Brinkmeier Classic
– 3 –
Die Nacht, als Annemarie verschwand
Das Glück schien schon zerbrochen ...
Sissi Merz
»Doktor, da ist nur noch der Burgmüller. Er klagt wieder über Gelenkschmerzen.« Christel Brunner, die Sprechstundenhilfe von Dr. Max Brinkmeier, verdrehte die Augen, weshalb der junge Landarzt wissen wollte: »Stimmt was nicht? Willst vielleicht andeuten, daß unser Ortsvorstand wieder mal simuliert?« Max dachte an die »Beschwerden«, die Alois Burgmüller vor einiger Zeit angeblich gehabt hatte. Diese waren eigentlich nur dazu angetan gewesen, ihm ein Rezept zu verschaffen, das er dann flugs zu Anna Stadler getragen hatte. Der verwitwete Bürgermeister von Wildenberg war nämlich in die hübsche Apothekerin verliebt, doch sie ließ ihn stets abblitzen.
»Ich will ihm nix unterstellen, aber das hatten wir doch schon mal«, erwiderte Christel mit einem schmalen Lächeln.
Alois Burgmüller, ein gestandenes Mannsbild von fünfzig Jahren, verzog gequält den Mund, als er wenig später vor Dr. Brinkmeiers Schreibtisch Platz nahm. »Das Reißen hat mich wieder«, knurrte er. »Dieses vermaledeite feuchte kalte Wetter ist schuld. Geh, Doktor, gib mir halt eine Spritzen, damit ich mich wieder bewegen kann und net herumkrieche wie ein Greis.«
»Zuerst muß ich dich mal untersuchen«, stellte der Mediziner klar. »Wo genau sitzt der Schmerz?«
Alois deutete unbeholfen auf seinen Rücken. »Überall!«
»Na, so viele Spritzen kann ich dir net geben. Also, sehen wir es uns mal an.« Der junge Landarzt mit dem sandblonden Haar und den klaren graublauen Augen untersuchte seinen Patienten genau und kam schließlich zu dem Schluß: »Du brauchst ein Aufbautraining für die Rückenmuskulatur, Burgmüller. Sonst werden die Schmerzen immer wiederkommen.«
»Aber es ist doch das Reißen, das hatte schon mein Vater selig«, beharrte der. »Da hilft nur ein gutes Schmerzmittel.«
Max bedachte den Großbauern mit einem strengen Blick. »Wer stellt jetzt die Diagnosen, du oder ich? Wir haben ja vor einiger Zeit schon mal einen Bluttest gemacht, und der hat eindeutig ergeben, daß du weder unter Gicht noch unter Rheuma leidest. Also, willst jetzt ein bissel üben und hernach schmerzfrei werden? Oder lassen wir alles, wie es ist?«
»Ich weiß net recht... Wenn es sein muß. Aber ich hab’ ja keinen Schimmer, wie so was geht.«
»Ich schicke dich zu einem Physiotherapeuten in die Stadt. Der stellt dir ein Programm zusammen, das mußt dann aber auch täglich absolvieren. Und du wirst sehen, auch in deinem Fall wirkt mehr Bewegung Wunder.«
»Also gut. Aber die Schmerzen, die mich jetzt quälen...«
»Dafür kriegst ein Rezept, keine Angst.« Dr. Brinkmeier konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der Bürgermeister ahnte schon, was dem Landarzt durch den Kopf ging, weshalb er rasch das Thema wechselte.
»Der alte Gruber wird morgen beerdigt. Kommst auch hin?«
»Freilich, er war ja mein Patient. Und ich hab’ da so meine Erinnerungen an die kleine Schreinerei. Als Bub bin ich öfter dort gewesen, der Geruch des frisch gesägten Holzes ist mir jetzt noch in der Nase. Der Gruber war ein fleißiger Mann. Wer wird denn die Schreinerei jetzt weiterführen?«
Alois nahm das Rezept entgegen. »Er hat einen Neffen, Andreas Gruber, der Bub von seinem Bruder selig. Der ist auch Schreiner und erbt. Ich weiß es, weil ich das Testament in Verwahrung hab’. Nach der Beisetzung werde ich mit dem jungen Gruber reden. Ich denk, uns allen liegt daran, den Betrieb zu erhalten.«
»Das trifft sich aber, daß es da einen Neffen gibt, der die Schreinerei übernehmen kann.«
»Ja, mei, der alte Gruber und seine Frau selig hatten zwar selbst keine Kinder, aber er hat sich schon bemüht und früh genug nach einem Erben Ausschau gehalten.«
»Das ist vernünftig.«
»Net jeder hat das Glück, daß seine Kinder da sind, wenn er sie braucht«, sinnierte der Burgmüller in Anspielung auf Max Brinkmeier, der vor einiger Zeit seine Arbeit in der Entwicklungshilfe aufgegeben hatte, um die Praxis seines Vaters zu übernehmen. »Als dann, ich mach mich auf den Weg. Bis morgen. Wir sehen uns ja auf der Beerdigung.«
Nachdem der Bürgermeister gegangen war, verabschiedete sich auch Christel Brunner. Sie legte ihrem Chef noch die Liste der Hausbesuche auf den Tisch, die am nächsten Tag fällig waren, und fragte: »Na, hab’ ich recht gehabt? Ist der Burgmüller wieder auf ein Rezept ausgegangen?«
Max mußte schmunzeln. »Ich kann’s net leugnen, Christel.«
»Dachte ich mir doch. Aber es wird ihm nix nützen. Die Anna
Stadler hält nichts von dem alten Bock, die hat einen weitaus besseren Geschmack. Dann bis morgen nachmittag.«
Dr. Brinkmeier warf der patenten Mittfünfzigerin einen fragenden Blick zu. »Was hast denn damit sagen wollen, Christel, daß die Anna einen besseren Geschmack hat?«
»Ja, mei, das ist doch nicht schwer zu erraten.« Sie grinste so spitzbübisch, daß der Doktor nur noch den Kopf schütteln konnte. Er betrachtete das Foto von Dr. Julia Bruckner, das seinen Schreibtisch schmückte, und seufzte leise. Natürlich wußte Max Brinkmeier, daß die hübsche Apothekerin Anna Stadler ein wenig in ihn verliebt war. Doch sein Herz gehörte Julia, der Frau, mit der er knapp zehn Jahre seines Lebens in Ruanda verbracht hatte. Als sein Vater Josef wegen einer Herzerkrankung nicht mehr in der Lage gewesen war, die Landarztpraxis in Wildenberg allein zu führen, hatte Max Afrika nur sehr schweren Herzens verlassen. Zum Teil natürlich, weil ihm die Arbeit in der Missionsstation Holy Spirit wirklich viel bedeutet hatte und er dort als Mediziner seine Berufung hatte finden können. In erster Linie aber, weil Julia ihm nicht nach Deutschland folgen wollte. Sie hing mit Herz und Seele an dem Ort und den Menschen, sie hatte ihre ganze Kraft in den Aufbau eines funktionierenden medizinischen Systems mitten im Busch gesteckt. Und obwohl sie beide sehr unter der Trennung litten, schien es doch momentan keine Lösung für sie zu geben. Max hatte sich rasch wieder in Wildenberg eingelebt und es keinen Tag bereut, die Nachfolge seines Vaters angetreten zu haben. Und Julia brachte es nicht übers Herz, Ruanda zu verlassen. So blieben ihnen nur Briefe und gelegentliche Telefonate und die Sehnsucht nacheinander...
Eine Weile später verließ auch Max die Praxis und ging hinauf in seine Wohnung. Er wollte gerade die Tür aufschließen, als die alte Hauserin Afra von oben rief: »Komm nur auffi, Max, das Essen ist schon fertig!«
Der junge Arzt ließ sich nicht lange bitten. Er hatte es sich zur Gewohnheit werden lassen, zusammen mit Afra und seinem Vater zu essen, er genoß das wiedergewonnene Familienleben. Freilich war das nicht immer so gewesen. Josef hatte es Max seinerzeit sehr übel genommen, daß dieser in die Entwicklungshilfe gegangen war, statt in seine Praxis einzusteigen. Doch die alten Streitigkeiten waren längst beigelegt. Und Josef nahm regen Anteil am Leben seines Sohnes. Die beiden Mannsbilder, die einander sehr ähnlich sahen, plauderten eine Weile über das, was der Tag gebracht hatte, bis Josef feststellte: »Dein Bruder ist der schlimmste Sturschädel, der mir im Leben untergekommen ist. Gestern hab’ ich bei ihm vorbeigeschaut und wollte ihn auf Sonntag zum Essen einladen. Weißt, was er gesagt hat? Er will uns net stören. Angeblich hast was gegen ihn.«
»Ich?« Max lächelte schmal. »Der Lukas sucht immer wieder einen Grund, um mir aus dem Weg zu gehen. Dabei hab’ ich wirklich gehofft, daß wir es irgendwann schaffen würden, wie Erwachsene miteinander umzugehen. Aber die Hoffnung kann ich wohl begraben.«
»Das solltest net. Ich glaub, wennst nur ein bissel Geduld aufbringst, dann wirst es irgendwann schaffen. Bist doch der Vernünftigere, net wahr?«
Der junge Landarzt machte ein nachdenkliches Gesicht. »Das genügt aber manchmal net. Der Lukas hat so viele Vorbehalte gegen mich, da steht manches zwischen uns, wovon ich gar nix weiß. Mein Bruder ist nun mal ein sehr verschlossener Mensch. Und wenn er es nicht will, dann werde ich wohl nie einen Zugang zu ihm finden. Ein klein wenig muß er mir