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Nordseewellenduft
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Nordseewellenduft
eBook136 Seiten1 Stunde

Nordseewellenduft

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Über dieses E-Book

Marie, Mitte dreißig, beruflich erfolgreich in einer aufstrebenden jungen Werbeagentur und ständig in Europas Metropolen unterwegs, vermisst selten ihr fehlendes Zuhause-Gefühl. Als sie erfährt, dass ihre fast unbekannte Großtante sie als Erbin ihres kleinen Hauses benannt hat, packt Marie die Gelegenheit beim Schopf, verlässt Großstadt und Job und zieht in eben jenes Haus auf eine ruhige Nordseeinsel. Denn so mancher kleine Zweifel an ihrer aufreibenden Lebensweise wird bedeutsamer.

Schnell findet Marie Freunde auf der Insel, die ihr bei der Erneuerung von Haus und Garten unter die Arme greifen. Eine Geschäftsidee stellt Marie vor eine ganz neue Herausforderung. Wieder darf sie auf die Unterstützung ihrer Freunde zählen, als sie liebevoll und mit Hingabe ein Buchcafé einrichtet und mit Leidenschaft führt. Urlauber wie Einheimische sind begeistert. Marie wird mehr und mehr Teil der harmonischen Inselgemeinschaft. Sie ist zu Hause angekommen. Eine ganz besondere Freundschaft erfährt Marie zu einer alten Dame. Und dann ist da ja auch noch das Meer. Die Weite, der Wind, der Duft. Der Nordseewellenduft.

NORDSEEWELLENDUFT ist eine leichte Erzählung, völlig unaufgeregt. Eine entspannte Geschichte, die Träumereien von der rauen Nordseeküste, von Harmonie und von Neuanfang zulässt.
Erzählt wird Maries Verwandlung von einer gestressten Karrierefrau, die weder Zeit für sich noch ihre Familie hat, zu einer ruhigen, ausgeglichenen Genießerin des Lebens mit einem Neustart an einem (fiktiven) Wohlfühlort Deutschlands. Hervorzuheben ist die Sicht auf sich selbst, das "Sich-wichtig-nehmen", die Verbundenheit mit Freunden und die Art, sein Leben glücklich zu gestalten.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum13. Mai 2020
ISBN9783751964104
Nordseewellenduft
Autor

Monika Siebert

Monika Siebert wurde im Oktober 1964 in Kassel geboren, ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt im Landkreis Kassel. Sie mag ihre nordhessische Heimat, aber mehr noch das Meer. Ihre Freizeit verbringt sie leidenschaftlich gern an der dänischen Nordseeküste. Zu ihren Schwächen zählen Zahlen, ihre Stärken sind Buchstaben und Worte. Mit diesem Buch erfüllt sie sich einen längst vergessenen Wunsch.

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    Buchvorschau

    Nordseewellenduft - Monika Siebert

    28

    1

    Die Sonne dieses frühsommerlichen Tages wärmte ihr Gesicht. Marie genoss die morgendliche Ruhe des beginnenden Tages. Sie saß auf der blau gestrichenen Holzbank im Garten, ihrem geliebten Garten, den sie mit aller Leidenschaft pflegte. Die Blütenvielfalt, der betörende Duft – ein Fest für die Sinne. Mit einer großen Tasse Milchkaffee in der Hand ließ sie ihren Blick über den kleinen Garten hinter dem Haus gleiten. Die Sonne hatte sich ihren Weg durch die Wolken gebahnt und ließ die Blumen und Sträucher, Stauden und Bäume in einem zauberhaften, sanften Licht erscheinen.

    Als Marie vor gut einem Jahr in das reetgedeckte kleine Häuschen gezogen war, hatte sie niemals geglaubt, das verwahrloste Anwesen mit dem brachliegenden Garten in ein solches Schmuckstück verwandeln zu können, das sie sich geschaffen hatte. Stolz und Freude machten sich in ihr breit. So oft Zeit und Wetter es zuließen, begann Marie ihren Tag auf die gleiche Weise. Und noch immer gab sie sich dankbar und zufrieden dem Anblick ihres Heimes hin und tankte Kraft für den bevorstehenden Tag.

    Marie war im Frühling des letzten Jahres auf die Insel gekommen. Nie hätte sie gedacht, dass sich ihr Leben im Alter ihrer vierunddreißig Jahre mit einem Paukenschlag derartig verändern würde. Nun war sie also auf einer kleinen Nordseeinsel, auf der sie nichts und niemanden kannte, angekommen. Ihr leuchtend rotes Haar, das ihr in sanften Wellen über die Schultern fiel, die Sommersprossen, die frech auf ihrer Nase tanzten, und ihre Augen, die in einem satten Blau leuchteten wie ein strahlender Sommerhimmel, zogen die Blicke der Inselbewohner auf sich. Doch entging ihnen auch nicht der angestrengte und hektische Blick des Neuankömmlings. Die elegante Erscheinung, die zweifelsfrei eine erfolgreiche Geschäftsfrau erahnen ließ, anstelle einer Touristin, wirkte fremd und fehl am Platz. Sie hatte dem ersten Anschein nach so gar nichts mit den Inselbewohnern und Urlaubern gemein, die sich wetterfest und praktisch kleideten und wesentlich entspannter wirkten. So war Maries Auftreten bereits in den ersten Minuten Inselgespräch.

    Sie selbst nahm jedoch die Einheimischen, die sie beim Verlassen der Fähre beobachteten, nicht wahr. Zu sehr war sie mit ihrem Gepäck – zwei große Koffer beherbergten ihre achtlos hineingeworfenen Habseligkeiten aus ihrem gerade verlassenen Zuhause – beschäftigt. Mit kleinen Schritten und in High Heels stöckelte sie, die schweren Koffer hinter sich herziehend, die Rampe der Fähre hinunter. Der Wind griff in ihre wallende rote Lockenmähne und zerrte an ihren Kleidern. Verzweifelt sah sie sich um. Stimmte der Ruf, der den Nordlichtern vorauseilte, tatsächlich, sie seien wortkarg und eigenbrötlerisch? Sie bemerkte lediglich abwartende Blicke, die auf ihr ruhten. War hier denn niemand, der ihr mit dem Gepäck helfen konnte? Kein Taxifahrer, dem sie einfach nur die Adresse eines Hauses zu nennen brauchte, das sie selbst noch nicht gesehen hatte, aber dennoch ihr neues Zuhause sein sollte? Am Ende ihrer Kräfte, physisch wie psychisch, stellte sie ihre Koffer am Straßenrand ab.

    Peer, der Marie schmunzelnd beobachtete, schlenderte auf die junge Frau zu. Skeptisch betrachtete Marie die durchtrainierte Gestalt, die sich ihr näherte. Groß, schlank, blond, blauäugig, gebräunt, Dreitagebart.

    »Na klar«, dachte Marie, »ein typischer Friese. Wenn er sich jetzt noch eine Pfeife ansteckt und Seemannslieder summt, bedient er das klassische Klischee.«

    Trotzig streckte Marie dem Seebären – sie schätzte ihn auf knappe vierzig Jahre – ihr blasses Gesicht entgegen.

    »Moin«, begrüßte Peer sie mit dunkler Stimme.

    »Guten Tag«, flötete Marie abwartend.

    »Kann ich dir helfen?«, fragte Peer.

    Marie zog die Stirn kraus. Sie war irritiert. Seine Stimme wirkte einerseits beruhigend, hatte einen wohltuenden vollen Klang, andererseits ein wenig überheblich. Doch sie war froh, nach der langen Zugfahrt mit den vielen Verspätungen, der nerventötenden Taxifahrt zum Fährhafen mit einem Chauffeur, der unentwegt auf sie einredete, dem – schließlich auf der Insel angekommen – nicht enden wollenden Marsch über Kopfsteinpflaster, den sie in ihren nagelneuen Pumps mit den zehn Zentimeter hohen Absätzen bewältigte, die schweren Koffer hinter sich herziehend, endlich auf einen zuvorkommenden freundlichen Menschen getroffen zu sein.

    »Ja, gern«, gab sie zögernd zu, »wenn Sie mir sagen können, wo die Straße Im Dornbusch ist.«

    »Ich sag’s dir nicht nur, ich bring dich hin«, meinte Peer, »und im Übrigen: Wir sagen hier alle du zueinander. Ist einfacher.«

    Sie stellten sich einander vor, luden Maries Koffer in Peers Auto, das gleich am Straßenrand gegenüber parkte, und fuhren landeinwärts.

    2

    Das ist nun rund ein Jahr her«, träumte Marie vor sich hin.

    Plötzlich sprang sie von der blauen Gartenbank vor ihrem Häuschen auf, hätte beinahe den restlichen Kaffee über ihre helle Jeans verschüttet und lief schimpfend und fluchend ins Haus. Die Kirchturmuhr hatte Marie mit dem ersten Schlag des Glockenspiels verraten, dass sie zu spät dran war. Schon wieder. Sie durfte sich wohl dem morgendlichen Ritual in ihrem wunderschön blühenden Garten nicht mehr hingeben, so oft, wie sie zu spät zur Arbeit kam.

    Auch, wenn es ihr eigenes Unternehmen war, ein weiteres kleines Schmuckstück im Übrigen, durfte sie ihre wartenden Kunden und Gäste nicht enttäuschen. Marie zog die Terrassentür hinter sich zu und stellte die Kaffeetasse auf dem Küchentisch ab. Sie fuhr sich eilig durch ihre rotgoldenen Haare, schnappte sich den Schlüsselbund und flitzte mit dem Fahrrad zum Marktplatz.

    Der Marktplatz der kleinen Insel war sternenförmig angeordnet. An Markttagen, die in der Regel jeden Mittwoch und Samstag stattfanden, stellten die Marktstandbetreiber ihre Verkaufsstände rund um den Märchenbrunnen, der stolz und prächtig die Mitte des Platzes zierte, auf. Das vielfältige Angebot von frischem Obst und Gemüse über Backwaren, Honig, Fleisch und natürlich Fisch bis hin zu fröhlich bunten Blumensträußen, handgearbeiteten Strickwaren, hölzernen und metallenen Dekorationsartikeln sowie kostbarem handgeschmiedetem Silberschmuck zog Einheimische wie Urlauber in die Ortsmitte. Und genau hier, mitten im Trubel und am Anfang einer der sternenförmig angelegten Straßen lag Maries Buchcafé.

    »Hallo Marie«, tönte auch schon eine strenge Stimme, »da sind Sie ja endlich.«

    Ein tadelnder Blick auf die Uhr – Marie hatte gerade mal fünf Minuten Verspätung – und ein ungeduldiges Gemurmel ging auf Marie nieder. Frau Bachmann duldete keine Verspätung. Keine Patzer. Keine Fehler. In ihrem früheren Leben war sie Lehrerin. Eine sehr korrekte! Auch jetzt mit ihren vierundachtzig Lebensjahren verschrieb sie sich noch immer der Strenge, Sitte, Zucht und Ordnung, wie sie stets zu sagen pflegte. Marie wandte sich ihr freundlich zu, legte den Arm um ihre Schulter und schob sie sanft vor sich her durch die mittlerweile geöffnete Ladentür.

    »Frau Bachmann, Sie sind aber auch wirklich immer sehr pünktlich. Sie könnten doch noch schön gemütlich in Ihrem Bett liegen.«

    Bevor Frau Bachmann etwas erwidern konnte, führte Marie sie zu ihrem Stammplatz am großen Fenster in der Ecke, drückte sie behutsam auf den Stuhl und verschwand eilig hinter der Cafétheke, um die Kaffeemaschine mit Wasser und Kaffeepulver zu füllen und einzuschalten. Marie legte großen Wert auf die Kaffeezubereitung der herkömmlichen Art. Diese modernen, durchaus komfortablen Vollautomaten, die den Kaffee schnell aufbrühten, der dann vielleicht auch noch als Coffee to go im Pappbecher ebenso schnell auf dem Weg zur Arbeit getrunken wurde, das passte nicht zu Maries Lebenseinstellung. Nicht mehr. Früher war das anders. Sie hatte ein strukturiertes, organisiertes und sehr hektisches Leben hinter sich gelassen. Ihr jetziges Leben auf der Insel wollte sie für keinen Preis gegen ihr altes eintauschen.

    Nachdem Marie den Kaffee in ein feines Porzellantässchen eingeschenkt und auf dem Tablett neben Milchkännchen und Zuckerspender platziert hatte, ging sie lächelnd zum Tisch. Frau Bachmann sah ihr nun wieder freundlich entgegen, nicht ohne sie jedoch noch einmal zu ermahnen.

    »Kindchen, Sie müssen ein bisschen besser auf die Uhrzeit achten. Irgendwann werden mir von der Warterei vor Ihrem Café die Beine schwer und ich kippe um, nur weil Sie sich verspäten!«

    »Ach, Frau Bachmann«, lachte Marie, »dann stell ich extra für Sie einen Stuhl draußen vor die Tür.« Sie holte einen Klappstuhl aus Holz aus einem der beiden Vorratsräume und stellte ihn auf den Bürgersteig vor ihrem Buchcafé. Frau Bachmann schüttelte schmunzelnd den Kopf und wandte sich genüsslich ihrem Kaffee zu.

    Bereits mit der ersten Tasse Kaffee zog ein berauschendes Aroma durch das kleine Ladencafé. Schnell vermischte es sich mit dem typischen Geruch gedruckter Bücher. Dieser betörende, fast sinnliche Duft, der den ganzen Raum erfüllte, entlockte Marie ein freudiges Jauchzen. Sie hatte ihren Traum, den sie in den letzten Jahren in Düsseldorf fast vergessen hatte, wahr werden lassen. Die Hingabe, mit der sie sorgfältig ausgewählte Bücher auf den kleinen Tischchen und in den Regalen ausstellte, spürte man, sobald man den Blick über die kleine Bücherecke schweifen ließ. Die Auswahl umfasste romantische Liebesromane, spannende Krimis, hilfreiche Ratgeber für ein entspanntes Leben und natürlich Bücher über die Geschichte der Insel sowie Empfehlungen für touristische Ausflugsziele und Straßenkarten. In den Bereich des Buchladens, der aus zwei raumhohen und breiten Regalen, die über Eck angeordnet waren, und drei Ausstellungstischchen mit den Bestsellern aus verschiedenen Themenbereichen bestand, war eine gemütliche Sitzgruppe integriert. Hier durften die Kunden ungestört in den dargebotenen Werken

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