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360° um die Welt: Alle Länder von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
360° um die Welt: Alle Länder von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
360° um die Welt: Alle Länder von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
eBook917 Seiten6 Stunden

360° um die Welt: Alle Länder von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang

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Über dieses E-Book

Einmal wie die Sonne, einmal den ganzen Globus sehen, einmal in alle Länder schauen: Start und Ziel dieses Buches ist die Datumsgrenze. Dazwischen liegen 360 Längengrade, 206 anerkannte und weniger anerkannte Staaten, Milliarden Menschen und unendlich viele Geschichten. Die schönsten, die lustigsten, die ergreifendsten, die schrägsten und traurigsten hat Wolfgang Machreich für dieses Buch gesucht und entdeckt, sich erzählen lassen und selbst erlebt.

Wie die Sonne schaut der Autor freundlich auf unseren Globus. Dabei ist dieses Buch so gerecht wie die UNO: Jedes Land bekommt gleich viel Platz, jedes Menschenvolk erhält das gleiche Stimmrecht. So wie Natur und Kultur, Tiere und Pflanzen, Traditionen und Eigenheiten in den 206 Geschichten nicht zu kurz kommen.

Von Tuvalu, wo jedes Sandkorn zählt, bis Tonga, wo Schweine zum Fischen schwimmen, um dem Kokosnuss-Einerlei zu entkommen, führt diese Lese-Reise. Am Ende steht ein neuer Tag und die Freude darüber, dass es die Geschichten sind, die unsere Welt zusammenhalten.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum30. Okt. 2019
ISBN9783948097837
360° um die Welt: Alle Länder von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
Autor

Wolfgang Machreich

500 Jahre nach dem berühmten Weltumsegler Ferdinand Magellan macht sich der Journalist Wolfgang Machreich auf Erzähl-Reise um die ganze Welt. Die Kondition für diesen Globus-Marathon holte er sich bei den Touren für sein Buch „EU-Gipfel – 28 Höhepunkte Europas, auf die man stehen muss“. Die Expertise über die Welt im Großen wie im Kleinen erarbeitete er sich in 20 Jahren als Außenpolitik-Ressortleiter der österreichischen Wochenzeitung „Die Furche“ sowie als Pressesprecher im Europaparlament. Von Ost nach West folgt Machreich der Route und dem Motto Magellans: „Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken.“ Und beide zeigen auf ihre Weise, dass die Welt eine runde Sache ist.

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    Buchvorschau

    360° um die Welt - Wolfgang Machreich

    Machreich

    Tuvalu

    Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

    Sigeo Alessandro, seine Frau und seine zwei Kinder aus Tuvalu wurden 2014 als die ersten Klimaflüchtlinge weltweit anerkannt und bekamen in Neuseeland Asyl.

    Vor uns die Sintflut

    Tuvalu ist eine wunderbare Insel mit wunderbaren Menschen. Leider befindet sich der aus neun Korallenatollen bestehende Staat in der gleichen Situation wie ein Mensch, der den Lotto-Jackpot geknackt hat und gleichzeitig erfährt, dass er demnächst sterben wird.

    Tuvalu scheffelt mit Telefon- und Internet-Abgaben Millionen – und versinkt. Wenn die Klimaerwärmung voranschreitet, die Polkappen schmelzen, die Meere steigen … – dann wird die Insel zum ersten modernen Atlantis. Tuvalu ist zum Symbol des Klimawandels geworden, als erster Staat, der sein Staatsgebiet verlieren kann. Im Hafen der Hauptstadt messen die Sekretäre des Klimawandels, wie der Meeresspiegel Millimeter für Millimeter steigt. Für ein Land, das nur ein paar Meter aus dem Pazifik herausragt, zählt jedes Sandkorn. In 25 Jahren könnte Tuvalu unbewohnbar, in fünfzig verschwunden sein – falls Sturmfluten den Untergang nicht noch beschleunigen. „Wir sehen in Tuvalu in die Augen der Kinder. Wir müssen ihnen antworten, nicht der fossilen Energieindustrie, sagte Tuvalus Regierungschef auf der Klimakonferenz Ende 2014 in Lima und zeichnete ein düsteres Bild von der Zukunft seines Eilandes: „Für Tuvalu könne einer der dunkelsten Plätze in der Hölle reserviert sein, obwohl man das Klimaproblem keineswegs verschuldet habe.

    Traumhafte Strände – wie lange noch?

    Tuvalu ist ein Ring im Pazifik.

    Für kommende Generationen versucht Tuvalus Regierung den Status von Umweltflüchtlingen durchzusetzen. Neuseeland hat bereits Klimaflüchtlinge aus Tuvalu aufgenommen. Australien hat abgelehnt – und verweigert den Beitritt zum Kyoto-Klimaschutzprotokoll. Tuvalu kontert mit der Drohung, die am meisten Kohlendioxid ausstoßenden Länder und Unternehmen vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu zerren – Australien und die USA zuerst.

    Mit Nachbar Japan ist Tuvalu hingegen sehr gut gestellt. So gut, dass es für die Wale schlecht ist. Noch nicht lange ist Tuvalu Mitglied der Internationalen Walfangkommission – den Mitgliedsbeitrag zahlt Japan, heißt es, und legt noch ein bisschen drauf. Dafür gibt es zusätzliche Unterstützung für die Waljäger.

    Dabei ist Tuvalu schon lange nicht mehr das arme Nichts im Nirgendwo. Zu asphaltierter Hauptstraße und Straßenbeleuchtung hat die Landesvorwahl 688 verholfen, die Tuvalu weltweit an Telefonsex-Anbieter vermietete. Richtig reich wird der viertkleinste Staat der Welt aber mit seinem Internet-Kürzel „tv, für das Fernsehsender Millionen hinlegen. Da lässt es sich auf der Insel wieder leicht moralisch sein: „Wir brauchen keine Sex-Anrufe mehr. Das Geschäft schadet unserem Ruf als Christen, erklärte der Premier. Gleichzeitig schaut man sich nach weiteren Einnahmen um. Die Regierung möchte nationalen Raum im Orbit beantragen. Das brächte Geld von Satellitenbetreibern. Und wenn die Wasser fluten, die Hölle wartet (siehe Zitat oben) ist es in jedem Fall auch gut – man hat sich einen Platz am Himmel reserviert.

    Republik Fidschi

    Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

    Fidschi gehört zu den zwölf besten Rugby-Nationen der Welt.

    Versöhnung unter Palmen

    Fidschi sind wunderbare Inseln mit wundervollen Menschen, die leider abwechselnd von Wirbelstürmen oder Staatsstreichen heimgesucht werden. Statistisch fegen in zehn Jahren zehn bis zwölf Wirbelstürme über die rund 320 Inseln, von denen 110 bewohnt sind. Noch öfter kommen nur Hollywoodstars auf der Suche nach einem luxuriösen Urlaubsdomizil vorbei. Unbeeindruckt von beidem putscht regelmäßig das Militär.

    Der Grund für die politischen Spannungen liegt im Dauerkonflikt zwischen den melanesischen Ureinwohnern und der indischen Bevölkerung Fidschis, deren Vorfahren Ende des 19. Jahrhunderts von den britischen Kolonialherren als Arbeiter für die Zuckerrohrplantagen hergebracht wurden. Aus den Feldarbeitern wurden erfolgreiche Geschäftsleute und heute kontrollieren ihre Nachfahren große Teile der Wirtschaft – zum Ärger der Melanesier, die ein wenig mehr als die Hälfte der Bevölkerung stellen. Nachdem der Hass immer wieder in Gewalt umgeschlagen ist, sind viele Indo-Fidschianer ausgewandert. Diejenigen, die geblieben sind, warten darauf, dass jede Reihe einmal ein Ende hat und die Statistik sich in Zukunft irrt.

    Menschenjagd auf den Fidschi-Inseln – die rituelle Entschuldigung dafür fand 2003 statt.

    Fidschi-Team beim Rugby World Cup 2011

    Dabei ist Versöhnung auf Fidschi durchaus möglich – es dauert eventuell nur ein wenig länger: 1867 wagte es der englische Pfarrer Thomas Baker, die Haare des Dorfhäuptlings von Nabutautau zu berühren und damit ein unverzeihliches Tabu zu brechen. Daraufhin wurden der Missionar und acht seiner Anhänger mit Streitäxten erschlagen und feierlich verspeist. Bereits 136 Jahre später – Kinder, wie die Zeit vergeht! – haben sich die Bewohner des Dorfes im November 2003 bei Bakers Nachkommen für die Tat entschuldigt. Zugegeben nicht ganz freiwillig: „Wir glauben, dass wir Opfer eines schlechten Schicksals sind, sagte der Dorfvorsteher: „Wir müssen um Vergebung für das bitten, was passiert ist, erst dann werden wir wieder rein sein. Der Bakers-Verspeisung folgender Fluch soll mehrere Sippen des Dorfes habe aussterben und das Dorf in Armut, ohne richtige Straßen, fließendes Wasser und einer Schule bleiben lassen. Nur die rituelle Entschuldigung konnte da einen Entwicklungsschub auslösen.

    „Wir haben alles von ihm gegessen, außer seinen Stiefeln", schrieb übrigens ein Zeuge des kannibalischen Mahls. Was mit dem zweiten Schuh passierte, ist unklar, ein Stiefel von Baker kann aber bis heute im Museum der Fidschi-Inseln bestaunt werden. Und noch ein Relikt aus diesen Zeiten hat Mode und Geschmäcker überdauert: Ein uraltes Hausrezept auf Basis von Südseefrüchten, mit dem die Insulaner einst Menschenfleisch haltbar machten, wurde vom Südpazifischen Institut für angewandte Wissenschaft in Suva neu entdeckt und findet heute zur Konservierung von Lebensmitteln neue Verwendung. Das gibt Zuversicht, denn es ist einer der sehr seltenen Beweise dafür, dass Menschen doch etwas aus der Geschichte lernen können.

    Neuseeland

    Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

    Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu heißt in der Maori-Sprache ein 305 Meter hoher Hügel in der südlichen Hawke‘s Bay. Das ist mit

    85 Buchstaben der zweitlängste Ortsnamen der Welt. Länger ist mit 168 Buchstaben nur die offizielle Bezeichnung von Bangkok.

    Kiwis für Kiwis

    Neuseeland ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen und vielen Tieren – teilweise zu vielen Tieren. Zum Beispiel Kühen. Seit einigen Jahren hat sich das Verhältnis umgedreht, gibt es mehr Milchvieh als Menschen. Kein anderes Land exportiert so viele Milchprodukte. Die Folgen für die Umwelt sind dramatisch: Fast die Hälfte der Treibhausgasemissionen kommen in Neuseeland aus der Landwirtschaft – weltweit sind es zehn bis zwölf Prozent. Auch die Stickstoffbelastung für die Böden und der Algenwuchs in Gewässern ist weit über der Norm. 2017 waren sieben von zehn untersuchten Flüssen nicht zum Baden geeignet, drei Viertel der Süßwasserfische sind bedroht.

    Doch die wirtschaftlichen Zwänge sind groß. Die Wissenschaft soll Auswege liefern, Rinder und Schafe mit weniger Methan-Ausstoß züchten. Ein Agrarforscher plädierte für eine sanitäre Lösung: Die Kühe trainieren, damit sie ihre Kuhfladen in eigenen Klosetts entsorgen.

    Der zweitlängste Ortsname der Welt

    Ausrottung bis 2050 lautet das Ziel bei Ratte, Wiesel und Opossum. Diese eingeschleppten Arten bedrohen den Nationalvogel Kiwi und andere heimische Arten. An den Kragen geht es auch den Wildkaninchen, die für Millionenschäden in der Landwirtschaft verantwortlich gemacht werden. Um sie war es in Neuseeland noch nie besonders gut bestellt. Mark Twain notierte 1895 bei einer Reise: „Der Mann, der das Kaninchen nach Neuseeland brachte, wurde gepriesen und festlich bewirtet. Heute würde man ihn an den Strick hängen, wenn man ihn in die Hand bekäme. Seither wurde alles Mögliche versucht, um der Plage Herr zu werden: Fallen, Hunde, Gas, aktuellster Kampfstoff ist ein Virus. Die Kaninchenfreunde der „New Zealand Hopper Group fürchten, dass das Virus auf andere Arten übergreift. Ihr Vorsitzender sagte: „Das ist eine extrem grausame Art, eine Plage loszuwerden, die ins Land gebracht wurde, damit Farmer ihren Spaß beim Jagen hatten. Stimmt, in Otago auf der Südinsel gibt es die „Great Easter Bunny Hunt. Was wie ein Kinderfest klingt, ist eine 24-Stunden-Kaninchenhatz mit durchschnittlich 10.000 getöteten Tieren.

    An der religiösen Front wird ebenfalls gegen das Kaninchen gerüstet. Anstatt eines Hasen soll der Kiwi das Symboltier des Osterfestes werden. Der Kiwi ist das uneleganteste Nationaltier der Welt: Statt durch die Lüfte zu segeln, stochert das bräunlich-strähnig gefiederte Tier mit langem Schnabel am Boden herum und schnüffelt nach Futter. Noch vor hundert Jahren gab es laut der Schutzorganisation „Kiwis for Kiwi Millionen Vögel. Mittlerweile ist die Population wegen vieler Fressfeinde auf 70.000 Exemplare gesunken. Eine nationale Katastrophe: „Die Menschen mögen den Kiwi. Wir werden Kiwis genannt, unsere Währung ist der Kiwi-Dollar, es gibt hier eine Identität, einen Kultstatus der Kiwis, warnte ein Vertreter der Naturschutzbehörde. Jetzt soll Ostern zum Auferstehungsfest für den Kiwi uminterpretiert werden: In neuseeländischen Supermärkten werden die Schoko-Osterhasen aussortiert. Stattdessen gibt es Schoko-Osterkiwis für Kiwis.

    Nationalvogel Kiwi

    Republik Kiribati

    Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

    Da durch Kiribati sowohl der Äquator als auch der 180. Längengrad verläuft, liegt der Staat als einziger sowohl in der nördlichen, südlichen, westlichen und östlichen Hemisphäre der Erde.

    Insel-Kreml

    Kiribati ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen. Das dachte sich auch der Milliardär Anton Bakow, Vorsitzender der russischen Monarchistenpartei, und bot an, drei unbewohnte Inseln zu kaufen und dort mehr als 350 Millionen US-Dollar in den Tourismus zu investieren, Häfen, Schulen, Krankenhäuser und eine „Universität des Russischen Reichs zu bauen. Als Gegenleistung sollten hundert Jahre nach der Oktoberrevolution die Romanows wieder eingesetzt werden. „Mein Ziel ist, den Status der Romanow-Dynastie wiederherzustellen, der 1917 verloren gegangen ist, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Zar auf Kiribati hätte der deutsche Adelige Prinz Karl Emich zu Leiningen, ein entfernter Verwandter des letzten Zaren, werden sollen. Doch die Prüfungskommission in Kiribati sagte ab.

    Keine vierzig Jahre nach der Unabhängigkeit von Großbritannien wollte man sich nicht neuerlich in Abhängigkeit begeben. Dabei steht Freiheit nicht einmal im Wahlspruch Kiribatis. Der lautet: „Te Mauri, Te Raoi ao Te Tabomoa – „Gesundheit, Frieden und Wohlstand und ist leider mehr Wunsch als Realität. Kiribati ist eines der ärmsten Länder der Welt. Auch im Umweltbereich liegt vieles im Argen. Statt eines Roten Platzes gibt es einen Roten Strand. Der dient als Abfallhalde. Kiribati importiert den Wohlstandsmüll, hat aber kein System der Abfallbeseitigung. Den Müll auf Schiffen Tausende Kilometer nach Australien oder Neuseeland zu bringen, wäre viel zu teuer. Auch die Überbleibsel einer der blutigsten Pazifik-Schlachten des Zweiten Weltkriegs, Bunker, Geschütze, rostige Schwimmpanzer, Schiffe und Kampfflugzeuge beschädigen nach wie vor das Insel-Idyll.

    Kiribati war einst schauriger Kriegsschauplatz im Pazifik.

    Nein Danke, kein Zar für das Inselreich

    Mit einer Ausdehnung von 5,2 Millionen Quadratkilometern, von der östlichsten bis zur westlichsten Insel sind es über 5000 Kilometer Luftlinie, gehört Kiribati zu den größten Staaten der Erde und wäre insofern eines (Pseudo-)Zaren durchaus würdig. Der Kiribati-Zar hätte auch jeden Jahreswechsel fast einen halben Tag früher als sein Moskauer Pendant feiern können. Bis Silvester 1994 lief die Datumsgrenze durch Kiribati. Seither liegt Kiribati nur noch in der westlichen Datumszone. Die Bewohner der östlichsten Insel, von James Cook am 24. Dezember 1777 entdeckt und deswegen Weihnachtsinsel/Kiritimati genannt, sind jetzt die ersten Menschen weltweit, die einen neuen Tag begrüßen. Kiritimati zieht viele von den anderen Inseln an, da es bessere Voraussetzungen bietet, den Folgen des Klimawandels zu widerstehen. Der Platz wird eng, die sozialen Probleme wachsen mit dem Meeresspiegel.

    Doch Zar-Macher Bakow gibt nicht auf. Einen Tag nach der Absage Anfang 2017 stellte er einen neuen Kaufantrag. Er möchte Deiche bauen, sagte er in einem „Spiegel-Telefoninterview aus Kiribati und: „Unser Zarenreich soll eine Oase für Millionäre und Milliardäre werden … Es bleibt also spannend, ob die Prüfungskommission ein zweites Mal dem russischen Sprichwort folgen und entscheiden wird, ein Zar in Kiribati wäre passend „wie ein Sattel auf der Kuh".

    Republik Marshallinseln

    Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

    Fischern vor den Marshallinseln gehen regelmäßig Pakete mit Dutzenden Kilogramm Kokain im Wert von Millionen Euro ins Netz. Der Grund für den Drogenfang ist, dass die Marshallinseln auf der nördlichen Schmuggelroute über den Pazifik von Südamerika nach Asien liegen.

    Nobelpreis-Insulaner

    Die Marshallinseln sind ein wunderbarer Inselstaat mit wundervollen Insulanern, die alle Nobelpreisträger sind. 2015 wurde dem Volk der Marshallinseln der Alternative Nobelpreis verliehen „in Anerkennung ihrer Vision und ihres Mutes, mit rechtlichen Mitteln gegen die Atommächte vorzugehen, weil diese ihren Abrüstungsverpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag nicht nachkommen". In Vertretung der Insulaner nahm der Außenminister des Landes, Tony deBrum, die Auszeichnung der schwedischen Right-Livelihood-Stiftung entgegen. In seiner Dankesrede erinnerte er daran, dass sein Land durch das Verhalten von Großmächten mehrfach gelitten hat. Angefangen vom Pazifikkrieg 1941 bis 1945 zwischen Japan und den USA, danach den Atomwaffentests auf dem Bikini-Atoll, das zu den Marshallinseln gehört. Aktuell sind die Inseln mit radioaktivem Treibgut von der Atomkatastrophe in Fukushima und dem steigenden Meeresspiegel konfrontiert, der mehrere Inseln mit dem Untergang bedroht.

    Bikinis Strände – Inspiration für den schönsten Zweiteiler der Welt

    2014 hatte deBrum den noch nie da gewesenen Schritt unternommen, Klagen gegen die Atomwaffenstaaten einzureichen, da sie ihren Abrüstungspflichten im Rahmen des Atomwaffensperrvertrages nicht nachkommen. Bei der Anhörung vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag erinnerte er an die Explosion der US-Wasserstoffbombe „Castle Bravo 1954, die er als kleiner Bub aus 200 Kilometern Entfernung miterlebt hatte: „Der ganze Himmel färbte sich blutrot. Die Bombe hatte eine Sprengkraft von 15 Megatonnen – die tausendfache Wirkung des Atombombenabwurfs auf Hiroshima: „Viele starben, erlitten Missbildungen oder erkrankten an Krebs."

    Insgesamt 67 Atomwaffentests machten die USA zwischen 1946 und 1958 im Inselstaat. Teile des Bikini-Atolls sind bis heute unbewohnbar. Die Klage der Marshallinseln wurde trotzdem zurückgewiesen. Das Gericht sei nicht befugt, in dieser Frage zu entscheiden, urteilten die Richter des höchsten UN-Gerichts. Der 2017 verstorbene deBrum gab sich trotz der Niederlage vor Gericht nicht geschlagen: „Unsere Leute haben unter dem katastrophalen und nicht wieder gut zu machenden Schaden dieser Waffen gelitten und wir schwören weiter zu kämpfen, damit kein anderer auf der Erde jemals diese Gräueltaten erlebt."

    Atomwaffentest im Bikini-Atoll

    Jeder andere auf der Erde verbindet mit dem Begriff „Bikini zuerst auch alles andere als Unheil. Verantwortlich dafür ist der Franzose Louis Réard: Inspiriert von den Kernwaffentests taufte er sein Badekostüm auf diesen Namen und bewarb es mit dem Slogan: „le bikini, la première bombe an-atomique. Das Revuegirl Micheline Bernardini präsentierte den Zweiteiler erstmals in einem Pariser Schwimmbad am 5. Juli 1946 – ein Skandal! Réard ließ sich seine Bademode unter der Nr. 19431 schützen. Der Schutz hielt aber nur wenige Jahre. Schnell wurde das „an-atomique-Modell, das mehr zeigte als verdeckte, weltweit kopiert – und gekauft und getragen. Warum? Réards Antwort: „Der Bikini ist so klein, dass er alles über die Trägerin enthüllt bis auf den Geburtsnamen ihrer Mutter!

    Republik Vanuatu

    Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

    Besitzer teurer Autos weltweit schätzen Vanuatus schwarze Autokennzeichen mit vier weißen Palmen. Da es weder Mehrwert- noch Kraftfahrzeugsteuer, gibt, kommt die Auto-Anmeldung per Internet im Südpazifik günstig – bis der heimische Fiskus an die (Auto-)Tür klopft.

    Hochrisiko-Glücksinsel

    Vanuatu ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen, von denen eine Handvoll noch die Sprache Araki spricht. Von den rund 6000 Sprachen auf der Welt ist jede zweite vom Aussterben bedroht. Araki gehört zu den am meisten gefährdeten Sprachen und wurde deshalb von der französischen Chirac-Stiftung als Ergänzung zum UNESCO-Weltatlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen per Video für die Nachwelt festgehalten. Dieses Sprachenschutzprogramm nennt sich „Sorosoro", ein Araki-Wort, das übersetzt Sprache, Wort oder Atem bedeutet.

    Einen langen Atem brauchen die Bewohner des Archipels auch, wenn es um die Bewältigung der Naturkatastrophen geht, von denen die über achtzig Inseln regelmäßig heimgesucht werden. Kein anderes Land ist laut Weltrisikobericht der Vereinten Nationen Naturgewalten so ausgeliefert wie Vanuatu. Sowohl mit Vulkanausbrüchen als auch mit Erdbeben und Wirbelstürmen haben die Inseln aufgrund ihrer geografischen Lage zu kämpfen. Bei der Berechnung des Risikowertes für 173 Staaten liegt die Insel mit 32 Prozent auf Platz eins. Zum Vergleich: Mit 0,72 und 0,02 Prozent ist das Katastrophenrisiko in Malta und Katar am geringsten. Deutschland liegt mit 2,96 Prozent auf Rang 150, Österreich mit 3,41 Prozent auf Platz 144.

    Männer aus Vanuatu, die Prinz Philip verehren.

    Vanuatu liegt allerdings bei einem wesentlich erfreulicheren Ranking ebenfalls an der Spitze: Die Insel ist der „glücklichste Platz der Welt. Zu diesem Ergebnis kam 2006 eine Studie der britischen New Economics Foundation (NEF). Beurteilt wurden die einzelnen Länder anhand der Zufriedenheit der Bevölkerung, ihrer Lebenserwartung und ihrem ökologischen Fußabdruck. „Die Menschen hier sind glücklich, weil sie mit sehr wenig zufrieden sind, erklärte ein Vertreter des Landes der britischen Zeitung „The Guardian: „Wir haben keine konsumorientierte Gesellschaft. Das Leben dreht sich hier um die Familie und die Gemeinschaft. Es ist ein Ort, an dem man sich nicht viele Sorgen macht. Angst haben die Menschen nur vor Wirbelstürmen und Erdbeben.

    Lavasee in Vanuatu

    Eine Methode um Unglück abzuwenden, ist mit Opfergaben und Gebeten den Vulkan Manaro nach einem Ausbruch zu besänftigen. Die Dorfältesten auf der besonders gefährdeten Insel Ambae warfen dafür den Stoßzahn eines Ebers in den Krater, um sich so bei dem Vulkangott Tagaro für ihre Missetaten zu entschuldigen. „Wir glauben, er wird den Menschen und den Wissenschaftern helfen und das Feuer abkühlen, erklärte der Inselbewohner Paul Vuhu den Charakter des Vulkangotts. Vuhu und andere Insulaner waren so überzeugt vom Erfolg ihrer Opfergaben, dass sie in ihrem Dorf am nördlichen Rand des Kraters blieben: „Tagaro wird uns nicht verletzen und das Opfer annehmen. Und sollte sich der Vulkangott unversöhnlich zeigen, bleibt immer noch Prinz Philip. Der Mann von Queen Elizabeth wird auf Vanuatu als Gottheit verehrt. Für die Bewohner des Dorfes Yaohnanen steht fest, dass der Brite eines Tages nach seinem Tod als Heilsbringer zurückkehren und sie von Krankheit und Tod befreien werde. Happy Island!

    Republik Nauru

    Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

    Aus den Statistiken des Weltpostvereins geht hervor, dass weltweit die wenigsten Briefe in Nauru verschickt werden: rund 350 im Jahr.

    Ausgeschissen

    Nauru ist ein wunderbarer Inselstaat mit wundervollen Menschen, die schon glücklichere Zeiten erlebt haben. Paradox, aber je beschissener ihr Eiland war, desto besser ist es den Bewohnern der kleinsten Republik der Welt gegangen. Der Vogelkot Zigtausender Seevögel über Zigtausende Jahre hinweg machte die Koralleninsel zu einem Phosphatdepot und der Abbau des Düngemittelrohstoffs die Insulaner reich. Naurus Nähe zu den Agrarländern Australien und Neuseeland zahlte sich aus, denn diese konnten den kostbaren Naturdünger bestens gebrauchen. 1905 begannen englische Unternehmer den Dünger abzubauen – die deutschen Kolonialherren bekamen ihren Anteil am Gewinn. Nach wie vor gibt es viele deutsche Fremdworte im Nauruischen wie „Gott oder „Tisch. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Deutschen Kaiserreichs 1918 wurde unter britisch-australisch-neuseeländischer Verwaltung weitergeschürft. Erst mit der Unabhängigkeit 1968 begannen die Nauruer vom Vogeldreck-Reichtum ihrer Insel zu profitieren. Goldene Jahre ohne Steuerzwang, mit einem kostenlosen Gesundheitssystem und viel Freizeit folgten.

    Ab dem Jahr 2000 gingen die Kot-Vorräte aber zur Neige und das Land verarmte. Zurück blieb eine vom Bergbau zerstörte Insel, die einer Mondlandschaft gleicht. Nauru klagte vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag gegen Australien, verlangte Entschädigungen für die beim Phosphatabbau entstandenen Umweltschäden und die jahrzehntelange wirtschaftliche Ausbeutung ohne Gegenleistung. Die australische Regierung bezahlt Nauru aber lieber für die Internierung von in Australien nicht erwünschten Bootsflüchtlingen.

    Der wirtschaftliche Niedergang Naurus ist neben gravierender Fehlinvestitionen und korrupter Geschäfte der Regierung auch dem exzessiven Konsumverhalten der Insulaner geschuldet. In der vom Vogelkot finanzierten Blütezeit besaß jeder Haushalt durchschnittlich zwei bis drei Autos – bei 41 Kilometer Straßen(un)dichte – und ein Motorboot.

    Dabei widerspricht diese Unmäßigkeit der genetischen Veranlagung der Nauruer. Wie die anderen Südseeinseln wurde auch Nauru vor rund 3000 Jahren bevölkert. Die langen Bootsfahrten auf die abgelegenen Inseln schafften nur Menschen, die Essen optimal verwerten konnten. Ihr Stoffwechsel war auf Sparen eingestellt. Mit der Globalisierung der Fast-Food-Essgewohnheiten sind die früher positiven Effekte der thrifty genes (Sparsamkeitsgene) der Nauruer aber ins Gegenteil verkehrt und tragen zur kollektiven Fettleibigkeit bei, und die Diabetes-Quote ist eine der weltweit höchsten.

    Die Karstlandschaft ist ein Relikt des Phosphatabbaus

    Seine unbändige Lust auf Süßigkeiten und Softdrinks verleitete 2011 auch einen monatelang auf einem taiwanesischen Schiff stationierten Hubschrauberpiloten zum Anflug eines Supermarktparkplatzes auf Nauru. Der Mann wurde eingesperrt und zu einer saftigen Strafe wegen unerlaubten Landens sowie Verstoß gegen das Einwanderungsgesetz verdonnert. Beschissen, wird er sich gedacht haben, einem Seevogel mit unbändigem Kotdrang wäre das nicht passiert.

    Ehemalige Phosphatbeladestation

    Föderierte Staaten Mikronesien

    Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

    Die 3000 Jahre alte Ruinenstadt Nan Madol wurde auf 92 künstlich angelegten Inseln als Ritualzentrum unter anderem für Schildkrötenopfer errichtet. Heute ist Nan Madol beliebter Handlungsort für Thriller und Fantasy-Romane.

    Vielsprechend steinreich

    Die Föderierten Staaten Mikronesien sind ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen, die neben Englisch noch weitere sechs Amtssprachen sprechen.

    In Kosraeanisch wird auf der Insel Kosrae über die schönen und weniger schönen Seiten des Lebens gesprochen. Die Sprache hat 26 Prozent Ähnlichkeit mit Pohnpeanisch, womit man sich auf Pohnpei streitet und versöhnt. Pohnpeanisch wiederum ist zu 81 Prozent mit Pingelapisch verwandt, 75 Prozent mit Mokilesisch und 36 Prozent mit Chuukesisch. Pingelapisch ist zwar keine Amtssprache, was aber rund 3000 Menschen auf den drei Hauptinseln des Atolls Pingelap nicht hindert, diesen Dialekt für den Austausch über ihre kleinen und großen, wichtigen und weniger wichtigen Lebensthemen zu nutzen.

    Ruinenstadt Nan Madolt

    Rai, die Steinscheibenwährung

    Chuukesisch gehört wieder zu den offiziellen Amtssprachen. 38.000 Bewohner der Chuuk-Inseln beschreiben damit, was sie lieben und was sie hassen. Verwandte Dialekte und Sprachen mit einer Entsprechung von 70 bis 85 Prozent sind Mortlockesisch, Puluwatesisch, Satawalesisch, Karolinisch, Mokilesisch sowie die beiden weiteren Amtssprachen Woleaianisch und Ulithisch. Letztere ist auf dem Ulithi-Atoll aus 3000 Mündern zu hören. Ulithisch hat eine Ähnlichkeit von 77 Prozent mit Satawalesisch, 74 Prozent mit Karolinisch, 72 Prozent mit Puluwatesisch, 68 Prozent mit Chuukesisch sowie 74 bis 80 Prozent mit Woleaianisch, das von den 1600 Insulanern auf dem Woleai-Atoll im Bundesstaat Yap gesprochen wird. Die 6600 Einwohner der Insel Yap unterhalten sich im Amt und anderswo auf Yapesisch. Dessen Wortschatz wurde während der spanischen Besetzung um das Jahr 1500, die deutsche Kolonialisierung Ende des 19. Jahrhunderts sowie seit dem Ersten Weltkrieg durch japanische und englische Wörter bereichert.

    Stichwort Reichtum: Der ließ sich auf dem Ulithi-Atoll im Bundesstaat Yap ewig in Steinen messen. Die Währung Rai rechnet in Steinscheiben, die überall auf den Inseln am Wegrand oder neben den Häusern stehen. Wenn ein Rai den Besitzer wechselte – das Steingeld war nur in Männerhand – ließ der neue Eigentümer den Stein meist aufgrund des Gewichts dort stehen, wo er war. Wem welcher Stein gehörte, merkte sich der Dorfälteste. Die Steine sind je nach Wert bis zu vier Meter Durchmesser groß und teils über fünf Tonnen schwer. Importiert wurde die Währung aus dem 400 Kilometer entfernten Palau, was den Wert des Rai ausmachte. Mit dem Ausbau der Schifffahrt kam es zu Inflation, da der Transport der Steine billiger wurde. 1929 wurden 13.281 Rai gezählt, die Hälfte davon soll noch vorhanden sein und als Zahlungsmittel vor allem bei symbolischen Geschäften akzeptiert werden.

    Die Tradition verlangt, dass das Steingeld immer auf dem Rand stehend gelagert wird. Es gilt als schwere Beleidigung und ist gesetzlich verboten, sich auf die Steinscheiben zu setzen, etwas darauf zu stellen und sie beispielsweise als Picknicktische zu nützen. Rai entweihende Touristen werden zu Geldstrafen verurteilt – die Strafe ist aber in Dollar zu entrichten!

    Salomonen

    Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

    „Achtung Kopfnüsse!" Kopf- und Rückenverletzungen durch Kokosnüsse sind auf den Salomonen genauso häufig wie Verkehrs- oder Sportunfälle. Eine Kokosnuss aus 25 Metern Höhe erreicht eine Geschwindigkeit von achtzig Kilometern pro Stunde.

    JFK

    Die Salomonen sind ein wundervoller Inselstaat mit wundervollen Menschen, die ihren Staatsnamen der Fehleinschätzung eines bibelfesten Europäers verdanken: 1568 entdeckte der spanische Seefahrer Alvaro de Mendaña de Neyra die Inselgruppe für die alte Welt. Da er glaubte, die Insulaner seien reich, benannte er die Inseln nach dem jüdischen König Salomo, der laut biblischer Quelle „alle Könige der Erde an Reichtum und Weisheit übertraf. Als dem nicht so war, brach zwischen Seeleuten und Einheimischen ein Streit um Lebensmittel aus. Als Versöhnungsgeste soll dem Spanier „ein Viertel eines Jungen mit Arm und Hand angeboten worden sein. De Neyra lehnte das Geschenk ab und verprellte die Gastgeber damit noch mehr.

    Achtung! Herabfallende Kokosnüsse

    Nach diesem interkulturellen Desaster half ein Kartierungsfehler, Gras über diesen „Clash of Cultures wachsen zu lassen. Die Salomonen gingen zwei Jahrhunderte „verloren. Erst Ende des 19. Jahrhunderts tauchten sie wieder auf der europäischen Interessenlandkarte auf. Briten und Deutsche stritten sich um den Einfluss in der Region. Die damals gezogene Trennlinie ist heute die Grenze zwischen den zu Papua-Neuguinea gehörenden Inseln Buka und Bougainville und den östlich davon gelegenen rund Tausend Salomon-Inseln.

    Mit ihrer Landung auf der von der japanischen Armee besetzten Insel Guadalcanal 1942/43 schafften die USA im Zweiten Weltkrieg die Wende im Pazifikkrieg. Besonders ein Lieutenant Junior Grade aus der US Navy Reserve nutzte die Gunst der Stunde und wurde in der mondlosen Nacht vom 1. zum 2. August 1943 zum Helden: John F. Kennedy.

    Die PT Boat Officers James Reed, John F. Kennedy, George Ross, Paul Fay

    Der Sohn aus reichem Haus, der unbedingt in den Krieg ziehen wollte, kommandierte das Schnellboot PT-109 zwischen den Salomon-Inseln. Ein japanischer Zerstörer rammte Kennedys Boot und teilte es in zwei Hälften. Zwei Besatzungsmitglieder starben. Im Wasser sammelte Kennedy die Überlebenden seiner Crew auf. Da die nahen Inseln von Japanern besetzt waren, befahl der 26-jährige Kapitän seiner Truppe mehr als fünf Kilometer zu einem winzigen Eiland ohne feindlichen Posten zu schwimmen. Die Nichtschwimmer wurden auf einem Floß aus Trümmern geschoben. Einen Verwundeten zog Kennedy, der zur Harvard-Schwimmmannschaft gehörte, am Gurt einer Schwimmweste hinterher. Kennedy schwamm noch zu weiteren Inseln, um US-Boote zu alarmieren. Ohne Erfolg. Die Rettung kam, nachdem Kennedy Insulaner mit einer in eine Kokosnuss geritzten Botschaft zu einem US-Posten geschickt hatte. Am 8. August 1943 wurden die elf Überlebenden der Kollision gerettet. Für seinen Mut und seine „heroische Führung als kommandierender Offizier" erhielt Lieutenant Kennedy die Navy-Medaille und das Verwundetenabzeichen Purple Heart. Der Anfang einer großen Karriere …

    Bis heute heißt die Bucht von Guadalcanal „Ironbottom Sound". Fünfzig Kriegsschiffe rosten dort auf dem Meeresboden. Beliebt bei Tauchern, zählen die Wracks zu den wenigen touristischen Attraktionen der Salomonen, die vom Reichtum ihres Namensgebers leider noch immer weit entfernt sind.

    Australien

    Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

    Das Great Barrier Reef besteht aus über 2900 einzelnen Korallenriffen, gilt als eines der sieben Weltwunder der Natur und hat einen eigenen Briefkasten.

    Mona Lisa aus Stein

    Australien ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen, die mehr Platz zum Leben haben als die meisten Menschen anderswo. Nur in Grönland und in der Mongolei gibt es noch mehr Lebensraum je Einwohner. So wie in Namibia kommen auch in Australien drei Bewohner auf einen Quadratkilometer. Aber auch die Australier suchen Nähe und das Meer. Die meisten wohnen in Großstädten und maximal fünfzig Kilometer vom Meer entfernt. Davon hat Australien mehr als genug. 10.000 Strände umrahmen den Kontinent; besucht man jeden Tag einen anderen, dauert das 27 Jahre. Und auch sonst pachtet Australien gerne den Superlativ: die längste gerade Bahnstrecke der Welt (478 Kilometer), die längste gerade Straße Australiens (146 Kilometer) muss sich nur einer noch längeren Straße ohne Kurve in Saudi-Arabien geschlagen geben. Die „Anna Creek Station" ist wiederum die größte Rinder-Ranch der Welt und um einiges größer als Slowenien. Tasmanien hat die sauberste Luft der Welt. Und obwohl es in den australischen Alpen zeitweise mehr schneit als in Europas Bergen, ist nur die Antarktis ein trockenerer Kontinent als Australien.

    Das muss man wissen, dann erscheint einem die Henley-on-Todd-Regatta in Alice Springs als normales Bootsrennen – aber nur dann. Der Austragungsort ist das sandige Flussbett des Todd River, der nur in Ausnahmefällen Wasser führt. Die Mannschaft, die ihr Boot am schnellsten über die Rennstrecke trägt, gewinnt. Abgesagt wird das Rennen nur bei starkem Regen – dann führt der Fluss Wasser.

    Great Barrier Reef

    Jetzt aber Schluss mit lustig. Wir tauchen in Australiens Mythen ein, machen es wie der holländische Australien-Reisende Cees Nooteboomm, steigen auf den berühmtesten Felsen der Welt: „Am darauffolgenden Tag mache ich mich auf den Weg zum heiligen Stein, Uluru oder Ayer‘s Rock. Der geweihte Ort der Pitjantjara ist zum Symbol Australiens geworden, ein Kieselstein von neun Kilometer Umfang, 348 Meter hoch. Vergiß die Größe und das, was er ist, eine Mona Lisa in Form eines Steins, der wie ein Rätsel mitten im Flachland liegt. … Ich hatte nicht vor, mich von einem Stein einschüchtern zu lassen, doch so leicht kommt man nicht davon, dafür liegt er dort zu provozierend. Einfach ein großer Stein, sagt man sich, nicht mal eine Pyramide mit ihrem Mysterium von sakralem oder mathematischen Zauber. Ein letzter Backenzahn im offenen Maul der Wüste. Aber so funktioniert das nicht, kein Rationalismus kommt gegen die Verlockung an, gegen die Blutfarbe, die schroffe Absonderlichkeit, die ungereimte Form. Der Weg zu ihm ist lang und das paßt."

    Henley-on-Todd-Regatta in Alice Springs

    Der Weg eines für Australien bestimmten Pakets aus Kentucky/USA wurde 2018 ebenfalls lang – das passte nicht. Fünfmal landete es in Österreich, bevor es nach 60.000 Kilometer Umweg seinen Bestimmungsort erreichte. Die österreichische Post hat bereits vorgefertigten Stempel mit der Aufschrift „Missent to Austria. Die Österreicher wundert das nicht: „Austria not Australia gehört zur Vorstellrunde im Ausland so wie „There are no kangaroos in Austria".

    Uluru, „Kieselsein" von neun Kilometern Umfang

    Unabhängiger Staat Papua-Neuguinea

    Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

    Papua-Neuguinea ist Weltmeister in der Sprachenvielfalt: Man zählt 839 verschiedene Sprachen, die zu 56 Sprachfamilien gehören. Diese Vielfalt wird vor allem geografisch, durch die vielen schroff voneinander abgegrenzten Täler erklärt.

    Ressourcenfluch

    Papua-Neuguinea ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen. Die leider sehr ungleich im Parlament vertreten sind. Unter den 111 Abgeordneten gibt es keine einzige Frau. Deswegen machte Regierungschef Peter O'Neill am Frauentag, 8. März 2019, den Vorschlag, der Pazifikstaat könnte Abgeordnetenmandate für Frauen reservieren. Das sei „nur fair, sagte O'Neill, denn: „Traurige Tatsache ist, dass die Interessen von Frauen vernachlässigt werden. Papua-Neuguinea ist wegen fehlender Frauenrechte und weit verbreiteter häuslicher und sexueller Gewalt in Verruf. Die Täter kommen oft ungestraft davon. In manchen Landesteilen werden Frauen sogar Opfer von Hexenjagden. Der Glaube an schwarze Magie ist nach wie vor weit verbreitet. Die Verbrennung einer Frau bei lebendigem Leibe 2013 schreckte die Öffentlichkeit auf. Die Zwanzigjährige soll einen Jungen durch „Hexerei" getötet haben. Als die Polizei gegen die Ermordung einschreiten wollte, wurde sie daran gehindert. Nach dem Vorfall schaffte die Regierung ein Gesetz von 1971 ab, das Hexerei zur Straftat erklärte. NGOs kämpfen seit Jahren dafür, dass derartige Verbrechen härter bestraft werden. Mit Erfolg: Opfer berichten, die Polizei gehe inzwischen härter gegen Gewalt an Frauen vor. Weibliche Abgeordnete sind jetzt der nächste überfällige Schritt.

    Hütten im Hafen von Port Moresby

    Bezeichnend für die Situation im Inselstaat war der Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC), der 2018 erstmals im ärmsten der 21 Mitgliedsländer abgehalten wurde. Prominentester Gast war Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Da es in Port Moresby an Hotels fehlte, waren viele Teilnehmer im Hafen auf drei eigens gecharterten Kreuzfahrtschiffen untergebracht. US-Vizepräsident Mike Pence übernachtete in Australien und ließ sich zu den Treffen einfliegen. Das Beispiel zeigt: Trotz enormer Bodenschätze gehört Papua-Neuguinea zu den ärmsten Staaten der Welt. Korruption ist weit verbreitet, und im UN-Entwicklungsindex liegt PNG abgeschlagen auf Platz 153.

    „Die Rohstoffindustrie ist Fluch und Segen zugleich", analysiert Human Rights Watch die verfahrene Situation: „Die Minenprojekte haben gewalttätige Konflikte, Missbrauch und verheerende Umweltschäden entfacht. Die Staatseinkünfte verschwinden durch Korruption und Missmanagement

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