Das Erbe von Grüenlant. Band 4: Letzte Entscheidung: Fantasy-Serie
Von Christina Kunz
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Endlich wieder vereint, müssen sich Natalie und Keiran noch einer letzten Herausforderung stel-len: In der Brandwüste wartet ein riesiges Heer, angeführt von Viggo, Magnas bestialischem Feldherren. Hilfe bekommen sie von alten und neuen Freunden.
Als Natalie schließlich ihrem alten Freund und Kollegen Tobias wieder begegnet, muss sie sich der Frage stellen, in welcher Welt sie fortan leben möchte. Kehrt sie in ihr altes Leben zurück oder herrscht sie an Keirans Seite als Königin über Grüenlant?
Die Serie "Das Erbe von Grüenlant": Die junge Polizistin Natalie Berger arbeitet beim BKA. Mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten, Menschen zum Reden zu bringen, und ihrer unglaublichen Treffsicherheit beim Schießen beeindruckt sie ihre Kollegen. Als ihr bei einem Verhör der geheimnisvolle Fremde Keiran Lasalle gegenübersitzt, weiß sie sofort, dass dieser ihr Leben für immer verändern wird.
Von ihrem verschollen geglaubten Vater Gerbin beauftragt, nimmt Lasalle sie mit auf eine Reise in die magische Parallelwelt Grüenlant. Diese wird bedroht von der dunkeln Magierin Magna aus Vârungen ...
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Rezensionen für Das Erbe von Grüenlant. Band 4
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Buchvorschau
Das Erbe von Grüenlant. Band 4 - Christina Kunz
Danksagung
Baustellen
Rot züngelten die Flammen und hilflos musste ich mit ansehen, wie sie Keiran langsam auffraßen. Ich wollte schreien, doch kein Ton kam aus meiner Kehle. Ich wollte zu ihm, doch jemand hielt mich zurück. Er drehte mich weg von dem Inferno und küsste mich, und ich vergaß Keiran, die Flammen, die Gefahr …
„Nein!"
Kerzengerade saß ich im Bett. Ich war schweißgebadet, und die Traumfetzen hielten mich gefangen, halb träumte ich noch, fühlte Vâkons Lippen auf meinen, halb war ich wach, schämte mich dafür und tastete panisch nach Keiran, der neben mir lag. Ich fasste seine Hand und suchte sein Gesicht, erleichtert stellte ich fest, dass keine Brandspuren darauf erkennbar waren. Ich zwang mich, tief und gleichmäßig zu atmen, und langsam beruhigte sich mein Herzschlag und die Traumfetzen verschwanden.
Keiran öffnete matt seine Augen. „Liebling, was ist los?"
Ich starrte ihn an. Das war Keiran, und das war echt. Endlich. Magna, Vâkon – die Schrecken der letzten Tage vorbei, wir hatten es geschafft. Ich seufzte.
„Ich – habe schlecht geträumt. Das ist alles."
„Komm her." Er breitete seine Arme aus, und ich kuschelte mich eng an ihn. Sanft streichelte er mir über den Rücken, sein Geruch und sein gleichmäßiger Atem beruhigten mich, dennoch blieb ein flaues Gefühl zurück. Die Bilder und der Eindruck von Hilflosigkeit und Scham hatten sich in meinem Kopf eingenistet und es dauerte eine Weile, bis ich wieder einschlafen konnte.
Keiran trug sein rotes Wams. Er fühlte sich unbehaglich darin, aber er hatte sonst nichts. Natalie, die Haare nachlässig zusammengebunden wie am Tag ihrer ersten Begegnung, war in einen schwarzen Hosenanzug gekleidet. Er stand ihr ausgezeichnet und Keiran hätte sie am liebsten die ganze Zeit über angesehen. Vâkon hatte ihr den Anzug geschenkt, das versetzte Keiran einen Stich. Er hatte den Kuss der beiden nicht vergessen, auch wenn Natalie ihm versichert hatte, das sei nur eine Notwendigkeit gewesen, um Magna zu täuschen. Er wischte seine Zweifel beiseite.
Auch der Raum bereitete ihm Unbehagen. Die Gruppe hatte sich Magnas Besprechungszimmer ausgesucht, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Es war eine vernünftige Lösung, auch war keine der Personen, die ihn damals dort so gedemütigt hatten, noch am Leben. Es musste niemand erfahren.
Doch noch war es nicht vorüber.
Hier auf der Vârburg saßen eine Menge feindlicher Soldaten und Menschen in den Kerkern, die Hekon und Mallister mithilfe der beiden Junker der Grenzlande, Moritz von Dronge und Paolo von Puene, festgesetzt hatten. Er, Keiran, war nun König von Vârungen. Es lag an ihm, zu entscheiden.
Natalies Plan war aufgegangen, auch wenn Mina mit ihrer eigenmächtigen Rache an Vâkon den beiden zunächst einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Durch die Hochzeit mit Magna war er nun rechtmäßiger Herrscher in diesem schrecklichen Land, und niemand konnte dem etwas entgegensetzen. Er wollte das nicht. Er war Soldat, Kommandant, Natalies Paladin, er konnte Kriege führen und Verantwortung für seine Männer übernehmen, aber er konnte nicht regieren. Nichts lag ihm ferner. Er wünschte sich weit weg, auf den Bergfried in Mulinberc, zusammen mit Natalie, nur sie und er.
Keiran zwang seine Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Er würde einen Verwalter einsetzen müssen, besser noch einen Herzog, der sich um dieses Land kümmerte, als wäre es sein eigenes. Er wollte mit Vârungen nichts zu tun haben, musste so schnell wie möglich hier weg. Jeder Winkel erinnerte ihn an Magna und ihre obszönen Ideen.
In der Brandwüste lagerte vermutlich noch immer Viggo mit einem Heer, bereit, Grüenlant anzugreifen. Jemand musste dagegen antreten, das war seine Fluchtmöglichkeit. Ein guter König würde voranreiten.
Natalie sah ihn fragend an und er nickte ihr zu. Er war nicht gut im Sprechen.
Ich warf einen Blick in die Runde. Keiran hatte mir signalisiert, dass ich den Anfang machen sollte. Rund um einen großen Tisch standen Hekon, Gertrud, Timmon und Mallister sowie Moritz von Dronge und Paolo von Puene, die meiner Bitte, sich uns anzuschließen, gerne gefolgt waren. Ich warf Mallister einen fragenden Blick zu, ich vermisste Mina, doch er zuckte bedauernd mit den Schultern. Ich musste dringend mit ihr sprechen. Doch wie sollte ich das anfangen? Jetzt musste ich mich jedoch erst einmal auf die Besprechung konzentrieren.
„Wir haben eine ganze Menge Baustellen", stellte ich fest und hoffte, von den anderen ein paar Ideen zu hören.
„Baustellen?" Mallister sah mich verwirrt an.
„Ja – also … so sagt man das bei uns, wenn man – verschiedene Probleme gleichzeitig bewältigen muss."
„Ach, so meinst du das! Ja, da gebe ich dir allerdings recht." Er nickte mir zu.
„Ich liste mal auf. Als erstes haben wir eine Menge Gefangene in unseren Kerkern. Was machen wir mit ihnen? Ich warf einen fragenden Blick zu Keiran, schließlich war er hier König und im Grunde war es nicht meine Aufgabe, darüber zu entscheiden. „Schön wäre es natürlich, wenn sie sich uns anschließen würden. Was uns zum nächsten Problem führt – Viggos Heer in der Brandwüste. Keiran, du hast es auf fünftausend Mann geschätzt. Was sollen wir dagegen tun?
Timmon meldete sich zu Wort. „Entschuldigt, wenn ich euch unterbreche. Keiran hat auch berichtet, das Heer bestehe größtenteils aus Magnas Geschöpfen. Nun, Magna ist tot. Dann müssten es ihre Kreaturen auch sein."
„Das klingt vernünftig, warf ich ein. „Auf jeden Fall sollten wir versuchen, es herauszufinden.
„Ich werde unser Heer führen, unterbrach mich Keiran bestimmt. „Allerdings brauche ich einen Statthalter auf der Vârburg. Jemanden, der meine Interessen hier vertritt
, er sah mit hochgezogenen Augenbrauen in die Runde, „auf unbestimmte Zeit."
Irgendwie fühlte ich mich erleichtert. Insgeheim hatte ich mir die Frage gestellt, wo wir beide zusammen sein sollten. Ich musste zurück nach Grüenlant, und hier wollte ich ohnehin nicht bleiben. Niemand wollte hier sein.
Wer also sollte dieses Amt übernehmen?
Da meldete sich Hekon zaghaft zu Wort. „Ich könnte auf der Vârburg bleiben. Ich kenne mich hier aus und wüsste, was zu tun ist. Vielleicht würden mir sogar einige Leute folgen. Schließlich habe ich auch die Seiten gewechselt." Er sah entschlossen in die Runde und erntete ein zustimmendes Nicken von den beiden Junkern. Offensichtlich hatte er bereits damit gerechnet und seinen Vorschlag wohl überlegt. Ich spürte, wie Keiran neben mir erleichtert aufatmete.
„Das – wäre wunderbar!" Er nickte Hekon zu.
„Auch wenn wir dich natürlich ungern hergeben, ergänzte ich, und es stimmte. Noch ein Freund, den ich verlieren würde – wenn auch nicht auf so grausame Weise wie Gernot. Hekon sah mich etwas hilflos an und hob entschuldigend die Schultern. „Jemand muss es tun.
„Ja, ich weiß. Und ich bin dir sehr dankbar dafür. Wir müssen tun, was getan werden muss."
In den Gesichtern meiner Freunde sah ich Erleichterung. Gertruds Lippen umspielte ein geheimnisvolles Lächeln. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag, dann würde sie mit Hekon hierbleiben und ich würde eine weitere Freundin verlieren. Die beiden gehörten zusammen, so wie Keiran und ich. Sicherlich würde es nicht schaden, wenn Hekon eine Magierin an seiner Seite hätte. Schaudernd dachte ich an Magnas dunkle Magie und die Faszination, die Vâkon auf mich ausgeübt hatte – und immer noch ausübte, wie ich mir widerwillig eingestehen musste.
Keiran schaute ernst in die Runde, dann bat er Hekon vorzutreten. Er legte ihm die Hände auf die Schultern.
„So sei es. Ich ernenne dich, Hekon Hanusson, hiermit zum Herzog von Vârungen." Dann umarmte er ihn, eine für Keiran sehr ungewöhnliche Geste.
Ich drückte Hekon beide Hände. „Danke, mein Freund. Ich könnte mir keinen besseren Herzog vorstellen!"
„Wir werden dich noch offiziell ernennen. Dann werde ich dir die Königskrone übergeben und ich werde mich hier ganz bestimmt nicht mehr einmischen", erklärte Keiran dem neuen Herzog.
„Aber ich …", setzte Hekon zum Widerspruch an.
„Kein Aber, unterbrach ich ihn bestimmt. „Du hast mehr als einmal gezeigt, dass du Verantwortung übernehmen kannst. Du wirst deine Sache gut machen. Und
, fuhr ich lächelnd fort, „Keiran wird woanders gebraucht." Ich zwinkerte ihm zu, und er gab sich geschlagen.
„Also gut. Ich nehme die Herausforderung an."
„Dann werden Keiran und ich uns um das Heer in der Wüste kümmern und anschließend weiter nach Grüenlant reiten, führte ich unsere Pläne fort, die, das wusste ich selbst, sehr optimistisch klangen. Ich warf Keiran einen fragenden Blick zu. „Aber was machen wir mit den Soldaten, die uns nicht folgen wollen?
„Das, was wir immer tun. Keiran bekam einen harten Zug um den Mund. „Wir töten sie.
Keiran bemerkte, wie Natalie ihn erschrocken ansah. Dann veränderte sich ihr Blick. Wurde sie wütend? Er wunderte sich. Was hatte sie denn geglaubt? Einsperren? So viele Kerker würden sie nicht bauen können – und abgesehen davon war es ehrlos. Und wie lange sollten sie dort sitzen?
Er wusste, dass es in ihrer Welt anders war. Dort brachte man niemanden so schnell um, nicht einmal Mörder. Zwar hatte sie bei ihrer Arbeit Menschen getötet, aber es waren nicht viele gewesen und sie hatte Keiran erzählt, wie schwer ihr das jedes Mal gefallen sei. Nun, sie würde es ja nicht selbst tun müssen. Und es war nicht so, dass die Männer und Frauen keine Wahl haben würden. Sie konnten sich für Keiran und Natalie entscheiden und weiterleben. Es war also ihr freier Wille, zu leben oder zu sterben.
„Nein." Ihre Worte klangen wie ein Peitschenhieb.
Natalies Widerspruch wunderte Keiran nicht. Er würde sie gerne überzeugen. Bloß wie? Wieder einmal verfluchte er sein mangelndes sprachliches Talent.
„Aber Natalie …", setzte er hilflos an.
„Nein. Niemand soll sterben." Ihr Blick war starr nach vorne gerichtet.
„Aber das hier ist mein Königreich", konterte er bestimmt, „und ich gebe den Befehl. Es gibt keine Alternative! Es ist ein altes Gesetz und jedem sind die Konsequenzen klar."
Keirans Erklärungsversuche liefen ins Leere, denn Natalie funkelte ihn jetzt wütend an.
„Nur weil es schon immer so war, muss es nicht so bleiben!"
Keiran sah hilfesuchend zu Mallister, aber auch der schien ratlos.
Hekon versuchte es. „Schau, Natalie, ich verstehe dich. Ich habe selbst erlebt, wie du den Kreislauf durchbrochen und mich dadurch zu einem besseren Menschen gemacht hast. Das war gut und richtig! Aber wenn du mich getötet hättest, dann hätte ich das hingenommen und dir nicht die Schuld gegeben. Die Dinge sind nun einmal so – in den Köpfen, aber auch … überlege doch mal, wie willst du das denn alles organisieren in so kurzer Zeit? Es gibt jetzt zu viele andere Probleme! Veränderungen brauchen Zeit."
Natalie hatte ihre Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Keiran konnte fast sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Nun sah sie ihn an, fast verzweifelt.
„Vielleicht habt ihr recht. Ich sollte mich einfach raushalten." Trotzig sah sie zu Keiran, der ihren Blick ärgerlich erwiderte. Vielleicht sollte sie das wirklich. Schließlich fasste er Natalie an den Schultern und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.
„Natalie – du tust den Soldaten keinen Gefallen, wenn du sie am Leben lässt. Kein Soldat will in Gefangenschaft leben. Sie verdienen einen ehrenvollen Tod. Wir können nicht mehr für sie tun, als sie mit dem Schwert zu richten, statt sie zu hängen wie Diebe und Verräter", versuchte er es ein letztes Mal.
Natalie starrte