Das Erbe der Macht - Band 36: Spiegelkrieg: Das Finale der 3. Staffel
Von Andreas Suchanek
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Über dieses E-Book
Auf beiden Seiten beginnt die fieberhafte Suche nach dem König, um die Prophezeiungen zu erfüllen und das Bestehen der eigenen Zeitlinie zu sichern.
Unterdessen infiltriert Chris die Zuflucht. Der dunkle Zwilling kennt nur ein Ziel: Sein Bruder muss sterben.
Das Erbe der Macht ...
... Gewinner des Deutschen Phantastik Preis 2019 in "Beste Serie"!
... Gewinner des Lovelybooks Lesepreis 2018!
... Gewinner des Skoutz-Award 2018!
Andreas Suchanek
1982 in Landau in der Pfalz geboren, studierte Andreas Suchanek Informatik, doch sein Herz schlug schon immer für Bücher. Also begann er zu schreiben. Seine Bücher wurden unter anderem mit dem Deutschen Phantasik Preis und dem LovelyBooks Leserpreis ausgezeichnet. "Flüsterwald" ist seine erste Reihe für Kinder.
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Rezensionen für Das Erbe der Macht - Band 36
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Buchvorschau
Das Erbe der Macht - Band 36 - Andreas Suchanek
Table of Contents
Spiegelkrieg
Was bisher geschah
Prolog
Lösungssuche
Das dunkle Spiegelbild
Expedition
Hinter feindlichen Linien
Damals und Heute
Das Grab der Könige
Die Welt brennt
Sein Spiegelbild
In schwarzem Stein verborgen
Anomalie
Einsatz in Chicago
Ataciaru
Die Ringe der Zeit
Ein Kreis aus Werden und Vergehen
Des Teufels Spiegelbild
Wo einst Hoffnung war
Ein Grab für Ritter und Könige
Begraben in Ruinen
Ein Blick auf Trümmer
Kein König gekrönt?
In Asche wird vergehen
Marionette
Alles oder nichts
Talid
Dunkler Bruder
Schockierende Wahrheit
Zusammenkunft der Schatten
Im sterbenden Licht
Die Verborgenen des Rates
Verantwortung
Die beiden Seiten des Christian Grant
Nur eine Köchin
Am Ende vereint
Die weiße Krypta
Dunkelheit
Königin der Stäbe
Der letzte Zauber
Nachbeben
Epilog
Seriennews
Glossar
Impressum
Das Erbe der Macht
Band 36
»Spiegelkrieg«
von Andreas Suchanek
VerlagslogoWas bisher geschah
KapitellogoDer Versuch von Kevin Grant, seinen von Merlin getöteten Bruder durch eine Veränderung der Zeit ins Leben zurückzuholen, führt in die Katastrophe. In der Vergangenheit wurde die Erschaffung des Walls verhindert, die Zeitlinie damit gesplittet. Es gibt jetzt zwei verschiedene Entwicklungen, zwei Realitäten, die nebeneinander existieren. Die eine düster, beherrscht vom gnadenlosen Primus Magicus, und die unsere, in der alles so ist, wie es immer war. In Kürze wird eine der Linien endgültig ausgelöscht.
Auf beiden Seiten müssen die Essenzstäbe der Macht vereint und ein König gekrönt werden. Die jeweiligen ernannten werden dann auf dem Schlachtfeld darüber entscheiden, welche Zeitlinie überlebt.
Die Suche kann erfolgreich abgeschlossen werden, auf beiden Seiten werden alle Essenzstäbe vereint. Jetzt gilt es, den König zu ernennen. Doch nach welchen Regeln muss das erfolgen? Die Antwort soll ein neu erschaffener Brückenraum liefern, der die Weiße Krypta unserer Seite und die Rote Krypta der dunklen Realität verbindet.
Doch der neue Primus Magicus bleibt nicht untätig. Christian Grant wird auf unsere Seite geschickt, um seinen Bruder zu töten und ein Memorium zu bergen. Der Showdown zwischen den Geschwistern steht bevor.
Welche Zeitlinie wird am Ende überleben?
Prolog
KapitellogoEine Träne rollt mir über die Wange.
Nie hätte ich gedacht, dass es so weit kommen würde. Erst jetzt, wo ich am Ende stehe und auf das Muster blicke, das sich hinter mir ausbreitet – ein Bild, so einfach, so durchschaubar – begreife ich. Und doch war es bis zuletzt ein Rätsel. Ein Geheimnis.
Ich atme die Kälte der Weißenb Krypta. Die letzte Schlacht steht bevor. Noch nie stand so viel auf dem Spiel. Ob Schattenfrau oder Merlin, ob Varye oder der Anbeginn: Der heutige Tag entscheidet über das Leben auf dieser Welt. Und ich trage die Verantwortung!
König.
Manche alten Texte sollte man ins Feuer werfen. Bedeutungen bekommen mit heutigem Blick einen anderen Kontext. Und wer denkt über all das nach? Niemand. Bis am Ende der Schleier gelüftet wird.
Krieg.
Ein einziges Wort mit so vielen Bedeutungen.
Wer ihn nicht erlebt hat, wird nie verstehen, was er für all jene bedeutet, die in ihm gekämpft haben. Blut, gebrochene Augen, zerschundene Körper.
Wird die Menschheit je lernen? Ob Magier oder Nimag.
Wir werden sehen.
Die Entscheidung naht. Und sie bringt so viel mehr mit sich, als wir dachten.
Mein Blick fällt auf Alex und Jen, auf Clara.
Was ist ein König heute?
Jetzt kenne ich die Antwort. Der Thron in der Weißen Krypta glänzt.
Ich verfluche ihn.
Es beginnt.
I
Lösungssuche
KapitellogoDer Raum war bis auf den letzten Platz besetzt.
Alex stand an der Seite, den Rücken an die Wand gelehnt, und betrachtete alle aufmerksam. Neben sich spürte er die vertraute Präsenz von Jen, der Duft ihres Duschgels umgab sie. In ihrer Gegenwart fühlte er sich geerdet, stark und – sicher. Selbst jetzt, nachdem das Undenkbare geschehen war. Er verbannte den Gedanken an seine Mutter in den hintersten Winkel seines Geistes. Erst wenn er Merlin gegenüberstand, würde er wieder an sie denken. An all die wunderbaren gemeinsamen Momente, an ihre kleine Familie, die es nicht mehr gab.
Jens Hand schloss sich um seinen Oberarm, drückte zu. Seine Gedanken glitten zurück in die Gegenwart, er erwiderte ihr Lächeln. Wenigstens schmerzten die Erinnerungen nicht mehr so sehr, wie noch vor einigen Tagen.
Sie hatten sich in einem der größeren Besprechungsräume versammelt. Vor dem Fenster waberte der vertraute Nebel, es war früher Morgen.
Johanna, Leonardo, Grace, Anne und H.G. Wells waren gekommen. Nur Tomoe machte sich weiterhin rar. Sie schien in letzter Zeit zunehmend mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt zu sein.
Alle neuen Ritter waren anwesend, dazwischen einige der üblichen Magier wie Sahid, Liz oder Paul. Gesichter, die Alex schon lange nicht mehr gesehen hatte. Ihre Reise durch die Zeit hatte die Gegenwart unwichtig werden lassen. Jetzt war sie das Einzige, was zählte.
»Wir haben also alle Ritter«, fasste Clara zusammen, »aber die andere Seite hat sie ebenfalls. Primus Magicus will dasselbe wie wir: den König der Prophezeiung finden.«
»Prophezeiungen.« Leonardo schüttelte den Kopf. »Ich habe sie noch nie gemocht.«
»Diese hier kann uns retten«, warf Grace ein. »Wenn wir sie richtig deuten. Im Moment weist zumindest alles darauf hin, und es scheint unsere einzige Chance zu sein.«
»Nach der Suche, die hinter uns liegt, will ich das hoffen.« Die Worte waren heraus, bevor Alex sie zurückhalten konnte.
Alle Blicke richteten sich auf ihn.
Irgendwie war es einfach passiert. Er hatte die Magier der Zuflucht ein- oder zweimal gerettet, und jetzt erwarteten sie, dass er das ein drittes Mal tat. Natürlich stand die Existenz der Welt auf dem Spiel, aber Alexander Kent würde es schon richten. Er hatte nicht einmal seine Mutter retten können. Warum glaubten sie, dass es mit der Welt besser laufen würde? All diese verzweifelten Blicke – es drehte ihm den Magen um.
Jen trat einen Schritt vor. »Wir haben die Essenzstäbe verloren.« Sie fasste sich an den Gürtel, löste den Essenzstab und hielt ihn in die Höhe. »Aber jetzt haben wir bessere als vorher. Jeder kann sich einen fertigen, der perfekt mit der eigenen Essenz harmoniert.« Sie zeigte auf die Tätowierung. »Die alten Kontaktsteine konnte man uns wegnehmen, das Whisperband nicht. Wir haben die Ritter gefunden, jeden Angriff überlebt, sind stärker geworden, sind gewachsen. Mit jeder Information, jedem Rätsel, das wir gelöst haben, haben wir etwas gewonnen.«
Und etwas verloren, dachte Alex, sprach es aber nicht aus.
»Keiner von uns wollte, dass das passiert. Wir wurden angegriffen, und jetzt verteidigen wir uns. Die Ritter haben die Weiße Krypta stabilisiert, den Anbeginn ferngehalten. Beenden wir es mit dem König. Und dann widmen wir uns endlich dem, was noch vor uns liegt.«
In diesem Moment wirkte sie auf Alex wie eine Göttin, die von Licht umstrahlt wurde und ihre Kraft mit allen teilte. Rücken wurden durchgestreckt, Gesichter lächelten. Ja, sie wollten endlich wieder frei sein. Die Welt zurückgewinnen, die unterwegs verloren gegangen war. Ihre Lieben wiederfinden, Merlin besiegen, den Anbeginn vertreiben. Er sah ihr Lächeln und fragte sich, wer von ihnen auf dem Schlachtfeld blicklos ins Leere starren und wer am Ende gebrochen davontaumeln würde.
Das Traurige war, dass sie keine Wahl hatten.
Der Kampf war ihnen aufgezwungen worden, war der Welt aufgezwungen worden. Und ja, auch er wollte ihn beenden. Aber an diesem Punkt seiner Reise war Alex sich des Preises bewusst. Und die anderen?
»Wir sind uns einig, was wir erreichen wollen«, sagte Anne. »Aber wie wir dorthin gelangen, das bleibt offen. Soll dieser ominöse König aus unserer Mitte ernannt werden oder ist es jemand, den wir außerhalb finden müssen? Gibt es eine Regel, die bestimmt, wer er ist? Oder ist es eine Wahl, die wir gemeinsam treffen? Oder ein Erbe, von dem noch niemand etwas weiß?«
Was die Ratlosigkeit in diesem Raum gut zusammenfasste.
Artus räusperte sich. »Also, wenn es um Blut geht …«
»Du hast schon einmal ein Königreich in den Sand gesetzt«, sagte Alex. »Halte dich zurück.«
Das hatte gutgetan.
»Du willst wohl auch wenigstens einmal in deinem Leben auf einem Thron sitzen«, stichelte Artus prompt.
»Das wäre doch mal was. Diesmal bist du der Ritter und ich der König.« Obwohl die Erinnerungen an seine früheren Inkarnationen noch in ihm schlief, ärgerte es ihn, dass er einst Artus gefolgt war.
»Aber wenn wir den Spieß umdrehen, bekomme ich am Ende deine Königin.« Der Ex-König und Ex-Unsterbliche warf ihm den Blick eines Raubtieres zu, das zum Angriff ansetzt.
»Wenn ihr nicht sofort aufhört, werde ich das Testosteron aus euch herausprügeln«, stellte Jen klar.
Beide schwiegen und warfen sich böse Blicke zu.
»Da das geklärt ist, schlage ich vor, dass wir uns auf die Suche machen«, kam es von Grace. »Die Lösung muss irgendwo in dem Raum liegen, der die Weiße Krypta mit der Roten Krypta verbindet. Die Hindernisse sind für beide Seiten identisch.«
»Deshalb ist Annora schon dort«, sagte Max leise.
Alex lächelte. Ja, Kevins Großmutter hatte sich sofort auf die Schriften gestürzt. Als ehemalige Ordnungszauberin wusste sie, wie man Akten nach Hinweisen durchforstet. Genau wie Grace, die ebenfalls bis heute Morgen dort gesessen hatte. Am Ende war es ganz einfach: Um den König zu finden, brauchten sie mehr Informationen.
Die Gespräche plätscherten noch eine Weile vor sich hin, aber jetzt ging es um die Verteidigung von Talanis.
Anne hatte die Schiffsflotte vergrößert und gemeinsam mit Freiwilligen Wehrtürme mit integrierten Notfallzaubern rund um die Insel errichtet. Bei Bedarf konnten diese durch verbauten Bernstein aktiviert und nach außen aufs Meer gegen anrückende Feinde abgestrahlt werden. Hängebrücken verbanden sie miteinander. Anne wollte verhindern, dass noch einmal ein Angriff die versammelten Magier überraschte. Dafür war Alex ihr dankbar, auch wenn die Attacke durch Alex’ Mutter bewiesen hatte, dass es keinen absoluten Schutz gab.
»Vielleicht sollten wir uns jetzt verabschieden«, sagte Jen.
Gemeinsam mit Max und Clara verließen sie den Raum.
»Wo ist Chloe?«, fragte ihr ureigener Agent-Unsterblich-Phönixsiegel-Wuschelkopf.
»Titik«, erklärte das Pelztier auf seiner Schulter.
»Ach so.«
»Kannst du für uns übersetzen?«, fragte Clara lächelnd. »Wir haben keine emotional-telepathische Verbindung zu unserem süßen Phönixbaby.«
»Titik!«, protestierte das Wesen sofort.
»Er sagt, er ist kein Baby. Und Chloe ist auf dem Dachboden. Sie ist jeden Tag dort.«
»Ataciaru?«, fragte Clara.
Max nickte.
Die Freundin wollte die alte Seelenverbindung wiederherstellen, die durch Merlin verloren gegangen war.
Alex streckte seine Hand aus und berührte Jen. Er spürte Chloes Schmerz. Sie beide spürten ihn. Einst war er es gewesen, der ohne Erinnerung als Nimag gelebt hatte, bis Jen ihm das verlorene Wissen zurückgegeben hatte. Umgekehrt hatte er sich auf die Suche nach ihr gemacht, als Arwen – der Drache – ihren Körper übernommen hatte.
Sie hatten sich verloren und wiedergefunden. Alleine hätte er all die Schicksalsschläge niemals ertragen. Sie erreichten die Eingangshalle, und der Sprungkreis teleportierte sie tief hinab in das ewige Eis von Talanis. Dort warteten ganze Raumfluchten darauf, wieder zugänglich gemacht zu werden. Eine magische Barriere, erschaffen von Morgana, die das gefallene Antarktika abgrenzte. Und natürlich …
Die Weiße Krypta.
Inzwischen war die Tür geöffnet, umrahmt von den eingemeißelten Wappen der Ritter. Der Thron stand in der Mitte des Raumes, erhaben und ewig. Darüber schwebte die leuchtende Kugel, das Licht von Talanis.
Erst seit Kurzem gab es eine Seitentür, die in einen Brückenraum führte. Stimmen drangen an Alex’ Ohr, als sie näherkamen.
Ein Streit?
Und das in einem neutralen Raum, in dem von keiner Seite Kampfmagie ausgeübt werden konnte?
Sie traten über die Schwelle.
Das dunkle Spiegelbild
KapitellogoHasst du mich?«
Annora schaute von ihrem Buch auf und erwiderte den Blick ihres Enkels. »Wie kommst du denn darauf?«
Kevin ließ sich auf einen der Stühle sinken. Das Holz knarrte beunruhigend, was nicht nur daran lag, dass er breiter und muskulöser geworden war als sein verstorbener Zwillingsbruder. Auch der Raum und die Einrichtung waren uralt.
»Ich habe das alles verursacht. Vielleicht sterben wir.« Unter Kevins Augen lagen dunkle Ringe, er sah verzweifelt aus.
Annora wandte sich ganz ihrem Enkel zu. »Es gibt niemanden von uns, der nicht schon einmal Mist gebaut hat. Jen hat damals Alex zurückgebracht und damit den Pakt gebrochen, das hätte katastrophale Folgen haben können, um nur ein Beispiel zu nennen. Du bist lediglich der Erste, bei dem es so richtig danebengegangen ist.«
»Ich bin schuld …«
»Ja«, sagte Annora. »Ich werde dich hier nicht schonen. Du warst bereit, die Zeit zu verändern. Und verdammt, ich verstehe das. Was würde ich nicht dafür geben, Ava zurückzubekommen. Und Chris.«
Sie schluckte, als sie daran dachte, was Chris als Kind hatte ertragen müssen. Er war zu einem Mann herangewachsen, äußerlich stark, aber innerlich verletzlich. In Nikki hatte er jemanden gefunden, den er liebte. Eine Liebe, die erwidert wurde. Und dann hatte er sich geopfert.
Annora schloss die Augen.
»Das Schicksal kümmert sich nicht darum, was wir uns wünschen. Wir müssen das Beste daraus machen. Ich verstehe, dass du kämpfen wolltest. Es ist gut, sich nicht mit dem Status quo abzufinden. Ich wünschte nur, du hättest vorher über die Konsequenzen nachgedacht. Mit mir darüber gesprochen. Aber egal was war oder ist, du bist mein Enkel und ich werde dich immer lieben. Ein Teil von mir ist dankbar für deinen Versuch. Ich hätte Chris so gerne ebenfalls wieder gehabt.«
Sie klappte das Buch zu, in dem sie gelesen hatte. Endlich eine echte Spur.
»Aber, aber, jetzt lass den Jungen doch nicht so einfach davonkommen«, ertönte Annoras eigene Stimme.