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Julias Rosenstock
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eBook76 Seiten54 Minuten

Julias Rosenstock

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Über dieses E-Book

„Plötzlich besann sie sich. Sie hastete zurück zu ihrem Rosenstock und riss ihn mit einem Ruck aus der Erde. Sie versteckte ihn unter ihrem Pullover und rannte zum Wagen.“

Julia lebt auf dem Lande, im „Haus des Glücks“. Sie geht nicht zur Schule und lernt anhand der Pflanzen im Garten lesen.

Eines Tages findet sie einen ganz kleinen und verkümmerten Rosenstock. Sie rettet ihn und er wächst! Doch dann muss die Familie nach Paris umziehen. Diese Entwurzelung ist schwierig und erfordert eine außergewöhnliche Anpassung.

Mit viel Poesie, einem Hauch von Märchenzauber und einer Prise Fantasy nimmt Julia Sie auf eine Reise mit, die Sie nicht vergessen werden.

Eine Geschichte, die in einer Reihe steht mit Paulo Coelho, dem „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry, der „Wolfsfrau“ von Clarissa Pinkoa Estes und der „Fabelhaften Welt der Amélie“.

SpracheDeutsch
HerausgeberBadPress
Erscheinungsdatum12. Jan. 2020
ISBN9781071527610
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    Buchvorschau

    Julias Rosenstock - Frederic DOILLON

    JULIAS ROSENSTOCK

    Frédéric Doillon

    2018 im Selbstverlag erschienen

    Deutsche Erstausgabe 2019

    Alle Übersetzungs-, Bearbeitungs- und Vervielfältigungsrechte vorbehalten.

    Für Christine, die mich seit so vielen Jahren in Liebe unterstützt.

    I

    Julia kam lachend zur Welt. Vom Fenster, das auf den Garten hinausging, bewunderte ihre junge Mutter Jeanne die Gardenien. Die alten Frauen um sie herum kamen und gingen. Sie wirbelten quirlig umher und kümmerten sich um die Kleine, bevor sie ihr das rosige Kind brachten, damit sie es zum ersten Mal an die Brust legen konnte.

    Bis Julia sechs Jahre alt war, ging sie nicht zur Schule. Es war Jeannes Entscheidung. Hermann, der Vater, zuckte mit den Schultern und schlug die Augen zum Himmel, doch die junge Frau ließ sich nicht beirren. Sie zog der Schule der Holzbänke und bunten Kreiden die Schule des Lebens vor, die Schule der Gärten, der angebauten und wilden Pflanzen, der von Saft strotzenden Bäume und von Licht strahlenden Blumen. Statt menschlicher Rede bevorzugte sie für ihre kleine Tochter den Flug der Schmetterlinge, die Sprache der Mauersegler und die Wissenschaft der Bienen. Das Wissen der Menschen, sagte sie, mochte warten, bis Julia sechs Jahre alt war. Es würde immer noch früh genug daherkommen mit seinen Bürgerkriegen, Börsenkrächen, euklidischen Abständen und radioaktiven Partikeln.

    In mancherlei Hinsicht konnte Julia als hochbegabtes kleines Mädchen angesehen werden. Mit drei Jahren konnte sie lesen! Überraschend früh hatte sie diese Fähigkeit erworben, indem sie eifrig die Schildchen an den Holzstäben studiert hatte, die man bei seltenen Arten gewöhnlich in die Erde steckt, wenn man fürchtet, die Namen zu vergessen oder die Samenkörner zu verwechseln.

    Im hinteren Teil des Gartens war die Gartenlaube, die mit Aristolochien bewachsen war, deren lange und gelbe röhrenförmige Blüten eine Fülle von Insekten aufnahmen. Ein wenig weiter weg knospte in Bunden erstaunlich behaarter Borretsch, der aufs Geratewohl mitten in einem Haufen alter roter Ziegelsteine wuchs, die, wie es schien, jahrzehntelang nicht bewegt worden waren und außerdem Pflanzen aus der Familie der Caprifoliaceae aufgenommen hatten, nämlich stolze Wilde Karden, die einen mit stacheligen Köpfen hochmütig betrachteten. Wenn man dem kleinen Weg entlang der Steinmauer folgte, die das Gelände umgab, durchquerte man Miniaturwälder aus Dactylis glomerata, Knäuelgras, dessen Händchen beim kleinsten Windhauch gegeneinanderstießen. Weiter oben vom Himmel herunter streckte ein alter Einheimischer Ahorn Julia seine knorrigen Zweige entgegen. In jedem Oktober verstreute er seine Flügelnüsse, die im bunten Herbstwind wirbelten, und machte dem Farnkraut das schönste Make-up streitig. Wenn man in die Mitte des Gartens zurückkehrte, traf man auf die Masse besagter Gardenien, die Jeanne so lieb waren und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit in ihrer Welt standen. Der Duft der Blüten, der von jenseits der Meere und Gebirge herübergeweht war, erfüllte nach Einbruch der Dunkelheit die Sommerabende wie ein süßer Traum, dessen man niemals überdrüssig werden konnte. Um diesem exotischen Flair noch breiteren Raum zu geben, hatte Jeanne genau daneben einen jungen Hennastrauch mit zarten Zweigen und kleinen weißen und zausig aussehenden Blüten gepflanzt, an denen Julia so großen Spaß hatte, ohne dass sie genau sagen konnte, warum. Am Fuß des Baumes stellte eine Patchwork-Familie von Iris, zur Hälfte kultiviert, zur Hälfte wild, gänzlich unbefangen ihre Rhizome zur Schau. Einige Meter entfernt waren drei Jojobas gewachsen, deren Samen ein mexikanischer Priester mitgebracht hatte, der zufällig in dem kleinen Dorf im Gers vorbeigekommen war. Die Pflanzen waren voller Saft und Kraft und Jeannes ganzer Stolz. Daneben breitete ein Kolabaum seine düsteren und furchteinflößenden Blätter aus. Julia achtete immer sehr darauf, sich davon fernzuhalten. Sie ging gelassener an der Lorbeerhecke entlang, vorbei an den Margeriten, die sie hier und da pflückte, um die Blütenblätter abzuzupfen – er liebt mich, ein wenig, ganz viel. Dann setzte sie sich ans Ufer des kleinen Teichs, wo sie gedankenverloren einen Stängel zwischen den Fingern rollte und die Nymphaea, die weißen Seerosen mit ihren porzellanfarbenen Blütenkronen, bewunderte. Vom Oleander, dessen Gemisch an gelben, rosa und weißen Blüten sie nur bestaunen konnte, hielt sie sich ebenfalls fern, denn schon in jungem Alter hatte sie gelernt, dass diese so schönen Sträucher  dennoch hochgiftig waren. Sie lief ein paar Meter über den Parkrasen, um sich unter dem mächtigen Chinarindenbaum auszustrecken, den die Franzosen „Quinquina" nennen. Es gefiel ihr, über seine magische Rinde zu streichen, um kleine, eingebildete Krankheiten zu heilen. Rosa Seifenkraut mit seinen duftig zarten Blüten schmückte andere Winkel des Gartens. Teesträucher schließlich, von denen einige mehr als zwanzig Meter in die Höhe gewachsen waren, verliehen dem Gesamtbild einen Hauch der Ferne, der von China herüberkam. Dann, ganz am anderen Ende, an einer schattigen Stelle, gab es ein winziges Flüsschen, dessen Oberfläche von merkwürdigen gelben Blüten bedeckt war – von Utricularia, gewöhnlichem Wasserschlauch. Wenn

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