Der Aufstand der Kobolde: und das Geheimnis im Alten Wald
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Über dieses E-Book
Gila Steuber-Faust
Gila Steuber-Faust wurde 1959 in Öhringen (Hohenlohe) geboren und hat dort ihre Kindheit und Jugend verbracht. Nach über 30 Jahren in Hamburg und Schleswig-Holstein ist die Autorin vor 2 Jahren in den Schwarzwald gezogen. Die dortige Diskussion um den „Nationalpark Schwarzwald“ und die Liebe zum Wald und zur Natur haben sie zu diesem Buch inspiriert.
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Buchvorschau
Der Aufstand der Kobolde - Gila Steuber-Faust
Quellenhinweis
Kapitel 1Auf der Suche
Die letzten Vogelstimmen waren verstummt und die Nacht hüllte den Wald in ein dunkles Tuch. Ein müdes Reh suchte seinen Schlafplatz auf, um nach einem langen heißen Sommertag auszuruhen. Doch kaum hatte es die Augen geschlossen, schreckte es gleich wieder hoch. Schon wieder solch ein Tumult. Konnte man nicht ein einziges Mal in Ruhe schlafen? Immer diese Kobolde - es war zum Verrücktwerden. Das ging nun schon seit Tagen, genauer gesagt Nächten, so. Kaum hatte man sich in die Blätter gekuschelt, da fingen sie schon an herum zu kichern, auf irgendwelchen Holzstämmen zu trommeln und laut zu singen. – Das Reh schüttelte den Kopf und stopfte sich Gras in die Ohren.
Auch die Feen auf der anderen Seite des Waldes waren so langsam aber sicher sauer. Das will etwas heißen, denn Feen sind die liebenswürdigsten und geduldigsten Geschöpfe im Wald. Doch nun hatten sie die Nase voll von diesen ungezogenen Kobolden. Was war denn bloß los? Das hatte es noch nie gegeben. Hier im Wald herrschte Ruhe und Frieden. Dafür sorgte schon Hille. Sie war sozusagen das Oberhaupt aller Waldgeschöpfe. Die Menschen würden vielleicht sagen, sie sei eine Hexe, aber das ist ganz und gar nicht richtig. Hexen sind ja meistens böse, haben Warzen auf der Nase und sehen zum Fürchten aus. Hille dagegen war ganz anders. Auf ihrer Nase tummelten sich unzählige Sommersprossen und ihre blauen Augen blitzten spitzbübisch. Nun gut, ihre Nase war vielleicht etwas zu lang und zu spitz, was ihr keckes Aussehen aber eher noch unterstrich. Ihr Gesicht war eingerahmt von einer wilden Mähne roter Locken, die bis an ihre Hüften reichte. Meistens hatte sie die Haare zu einem ganz dicken Zopf geflochten. Sie sah also keineswegs aus wie eine Hexe. Und dennoch war sie die mächtigste Zauberin hier im Wald. Sie genoss große Achtung und Respekt fast aller Waldwesen und manch einer fürchtete sie sogar. Sie kannte alle Pflanzen und Heilkräuter und die Lebewesen im Wald mit ihren Namen. Sie half den verletzten Tieren und sprach mit ihnen. Sie unterhielt sich mit den Bäumen und Blumen und sie wusste über alle Dinge Bescheid, die im Wald vor sich gingen. Im Waldreich war man überzeugt davon, dass sie Gedanken lesen konnte.
Umso verwunderlicher war es nun, dass sie nichts unternahm und seit Nächten diesen Lärm duldete. Irgendetwas stimmte nicht. Nur was? Die Feen wohnten versteckt im Herzen des „Alten Waldes" auf einer Lichtung, die von hohen Bäumen und dichtem Unterholz umgeben war. Niemand außer ihnen lebte sonst so tief im Wald, denn man erzählte sich schaurige Geschichten vom Alten Wald und dass es dort dunkel und unheimlich sei - die Luft feucht und neblig. Die Feen lebten aber auf einer sonnigen Lichtung in der Nähe einer fröhlich plätschernden Quelle. Das Wasser sammelte sich in einem natürlichen Steinbecken wie in einer Wasserschale. Sie wohnten unter filigranen Blätterdächern und tranken morgens den Tau aus den Blütenkelchen der zahlreichen bunten Blumen, die am Rande eines Baches wuchsen. Nachts tanzten sie auf der Lichtung im Mondschein. Doch seit einigen Nächten war weder an Tanzen, noch an Schlafen zu denken. Der Radau, den die Kobolde veranstalteten, war nicht auszuhalten.
Alrun, die Königin der Feen, beschloss ihren Rat einzuberufen. Diese Kobolde heckten anscheinend wieder eine Dummheit aus. Vor langer Zeit schon hatten die Kobolde mit ihrem Unsinn, den sie stets anstellten, das halbe Waldreich in Aufruhr versetzt. Hille musste damals hart durchgreifen und die Kobolde wurden bestraft. Seither war es wieder friedlich im Wald – bis vor wenigen Tagen. Es braute sich etwas zusammen, das konnte Alrun deutlich spüren. Irgendetwas stimmte nicht. Was war nur mit Hille los? Die Feen waren sich einig, sie mussten der Sache auf den Grund gehen. Sie verließen ihre Lichtung selten und mieden den Kontakt zu den meisten anderen Waldwesen, aber vielleicht war Hille etwas zugestoßen und sie brauchte Hilfe.
Alrun und ihr Rat beschlossen nach langem Hin und Her, eine kleine Gruppe auf die Suche nach Hille zu schicken. Sie wählten die drei Mutigsten unter ihnen aus. Sie sollten sich auf den weiten Weg auf die andere Seite des Waldes machen. Sicherheitshalber sollten sie aber nicht allein gehen. Wie man sich vorstellen kann, gibt es im Wald nicht nur Feen und Kobolde. Es gibt auch noch Zwerge, Trolle, die aus dem Norden zugewandert sind, und jede Menge Tiere und Zauberwesen, von denen die Menschen glauben, sie gäbe es nur im Märchen. Manche von ihnen waren gar nicht freundlich und man musste sich vor ihnen in Acht nehmen. Die Zwerge sperrten Störenfriede manchmal tagelang in einer Höhle ein und über die Taten der Trolle erzählte man sich auch ganz gruselige Geschichten. Andere Wesen wiederum waren ausgesprochen hilfsbereit und freundlich und pflegten freundschaftliche Kontakte miteinander. So waren die Feen sehr eng mit den Einhörnern befreundet. Sie feierten oft zusammen und die Feen durften die silbernen Mähnen der Einhörner mit goldenen Bürsten kämmen. Die silbernen Haare, die in der Bürste hängen blieben, wurden in einer großen Truhe, die mit Flussperlen verziert war, aufbewahrt. Sie waren kostbar. Alrun entschied, dass die drei ausgewählten Feen, Elfgar, Kyla und Aila von ihren Freunden, den drei Einhörnern Gwyn, Rowena und Vanora, begleitet werden sollten. Gemeinsam schmiedeten sie einen Plan. Sie wollten auf möglichst direktem Weg zu Hille‘s Hütte an der Mühle wandern. Vielleicht war sie zu Hause und sie machten sich unnötig Sorgen und für das nächtliche Treiben der Kobolde gab es eine einfache Erklärung. Falls Alrun aber recht hatte und Hille Hilfe brauchte, durften sie keine Zeit verlieren. Schon gleich am nächsten Morgen brach die kleine Gruppe auf. Die Tautropfen hingen noch an den Walderdbeeren und die meisten Waldbewohner schliefen noch ganz fest.
Kapitel 2Die Verschwörung
Hille rieb sich die Augen. Was war das nur für ein Lärm? Meine Güte, natürlich - die Kobolde! Doch wo war sie? Ach ja, so ganz langsam erinnerte sie sich wieder. Hille war gleich zu den Kobolden gegangen, nachdem sie diesen schrecklichen Lärm gehört hatte und hatte Karlchen, den Hauptmann der Kobolde, aufgefordert sofort mit diesem Unsinn aufzuhören. Es hatte eine ziemlich heftige Auseinandersetzung gegeben. Er meinte, sie seien jetzt frei und könnten machen, was sie wollen. Hille hätte ihnen gar nichts mehr zu sagen. Sie hätten nun einen neuen Zauberer, der sie beschützt und der wäre längst nicht so streng und ordentlich wie Hille. Sie solle sich doch in ihr Hexenhaus begeben und sich einen Zaubertrank kochen. Dabei hatte er laut und hämisch gelacht. Hille war fassungslos. Das Benehmen dieses Kobolds war ungeheuerlich. Wer der tolle Zauberer denn sei, wollte sie wissen. Doch Karlchen lachte noch lauter und klopfte sich dabei auf die Schenkel. Das würde sie noch früh genug erfahren. Und die eingebildeten Feen sollten sich schon mal auf etwas gefasst machen. Die würden ja wohl meinen, sie seien etwas Besseres – sie und ihre albernen Einhörner. Pah, silberne Haare. Die würden ihnen ohnehin bald alle ausfallen und dann würden sie mit einer Glatze herumlaufen! Er lachte sich halbtot bei dieser Vorstellung. Es war nicht zu fassen. Hille konnte sich kaum noch beherrschen. Am liebsten hätte sie Karlchen in eine glitschige Kröte verzaubert, doch dann hätte sie nie erfahren, wer der geheimnisvolle neue Zauberer im Wald war. Sie versuchte noch herauszufinden, was das alles bedeutet, aber nachdem sie von Karlchen keine vernünftigen Antworten mehr bekam, beschloss sie, sich auf den Rückweg zu machen. Sie war beunruhigt über das Verhalten von Karlchen. Wie konnte es sein, dass es einen neuen Zauberer im Wald gab. Ihr Zauberkristall hatte nichts gezeigt. Gab es eine neue Macht, die stärker war als ihre? Wieso hatte sie nichts davon bemerkt? Vielleicht wussten die Feen etwas darüber? Vollkommen in Gedanken, stolperte sie über die langen Baumwurzeln. Sie kannte den Wald, selbst im tiefsten Unterholz kannte sie sich aus und sie verlief sich niemals, sogar in mondlosen dunklen Nächten fand sie ihren Weg. Durch ein Geräusch im Baum über ihr, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Erschreckt schaute sie nach oben. Es war aber nur Bubu, der König der Uhus im Wald. Er zwinkerte verschlafen mit einem Auge, denn es war mitten am Tag und er pflegte zu dieser Uhrzeit zu schlafen. Doch irgendwie war er mit einem Bein vom Ast gerutscht und wäre beinahe vom Baum gefallen. Als er Hille sah, war es ihm etwas peinlich. Aber sie tat so, als hätte sie es nicht bemerkt. Sie hatte es eilig, also grüßte sie ihn nur ganz kurz und ging mit großen Schritten weiter auf ihrem holperigen Weg durch den dunklen Wald. Es war